Wir, Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, sprechen wöchentlich über Geld. Jeden Mittwoch behandeln wir in "Wohlstand für Alle" ein Wirtschaftsthema und werfen dabei einen anderen Blick auf ökonomische Zusammenhänge. Impressum: Ole Nymoen Wolfgang Schmitt Podcast GbR Am Schlossgarten 3 56566 Neuwied Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE3303228702 E-Mail: oleundwolfgang@gmail.com Konto: Wolfgang M. Schmitt/Ole Nymoen, Betreff: Wohlstand fuer Alle, IBAN: DE67 5745 0120 0130 7996 12
Ep. 234: Das Wahlprogramm des Bündnis Sahra Wagenknecht
Sahra Wagenknecht tritt mit ihrer eigenen Partei bei der diesjährigen Europawahl an. Zwar ist nicht sie selbst Spitzenkandidatin, aber das Wahlprogramm trägt selbstverständlich an vielen Stellen ihre Handschrift. Was also will das Bündnis-Sahra-Wagenknecht (BSW)?
Festzuhalten ist, dass die Partei keineswegs einen Dexit anstrebt, aber durchaus mehr Entscheidungskompetenz den einzelnen Mitgliedstaaten zurückgeben will. Weniger Europa auf der einen Seite also, auf der anderen Seite geht es aber schon darum, auf EU-Ebene eine höhere Unternehmenssteuer einzuführen und eine digitale Infrastruktur zu schaffen. Wenig überraschend und ein wichtiger Punkt im Programm ist die Ablehnung der Sanktionen gegen Russland. Und auch in der Migrationsfrage setzt man, wie zu erwarten war, weiter auf Abschottung. Interessanterweise aber denkt die BSW neu über Schulden nach und übernimmt MMT-Ansätze.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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1/31/2024 • 42 minutes, 53 seconds
Literatur #37: Obelix GmbH & Co. KG
Zum ersten Mal sprechen wir in WfA-Literatur über einen Comic: Asterix und Obelix sind seit Jahrzehnten ein Phänomen, mehr als 300 Millionen Bände der Reihe wurden verkauft. Was aber lernen wir wirtschaftlich?
In dem Band „Obelix GmbH & Co. KG.“ hat Cäsar die Gallier noch immer nicht besiegt, aber er vertraut seinem wirtschaftlichen Berater Technokratus. Dieser betrachtet Luxus und die Versuchung des Gewinns als effektive Mittel, um die Gallier zu schwächen. Und so beginnen die Römer, den Galliern Hinkelsteine für horrende Summen abzukaufen. Obelix wird zu einem Händler von Hinkelsteinen mit einer semi-industriellen Produktionsweise.
Dabei wird eine rechte Kapitalismuskritik gezeichnet, bei der man sich fragen sollte: Sind Asterix und Obelix wirklich ein Vorbild?
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Literatur:
Christine Gundermann: “50 Jahre Widerstand: Das Phänomen Asterix”, in: Zeithistorische Forschungen.
Seneca: Briefe an Lucilius, in: Ders.: Philosophische Schriften. Bd. 4., WBG.
Tacitus: Agricola, Reclam.
Albert Uderzo, René Goscinny: Obelix GmbH & Co. KG. Übersetzt von Gudrun Penndorf, Egmont Comic Collection.
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1/27/2024 • 20 minutes, 43 seconds
Ep. 233: Demokratiekritik von links? Johannes Agnolis Staatstheorie
Es droht ein Rechtsruck und sozial verschlechtert sich die Lage durch die Ampel-Koalition. Zeit für einen revolutionären Denker: Johannes Agnoli war ein wichtiger politischer Theoretiker in den 1960er- und 70er-Jahren.
Bis heute lesenswert ist seine Kritik am liberalen Verfassungsstaat und am Parlamentarismus. „Der Verteilungsmodus der Machtpositionen - die freie allgemeine geheime Wahl - zwingt die Parteien dazu, sich der jeweiligen Situation anzupassen und den gesellschaftlichen Kampf in der Taktik des Wahlkampfes zu berücksichtigen“, schrieb Agnoli 1967 in seiner Schrift „Die Transformation der Demokratie“, in der er die Bundesrepublik als einen Staat analysiert, der vor allem den Kapitalinteressen dient, dies aber mit einer Politik des „sozialen Friedens“ zu übertünchen sucht.
Agnoli glaubte im Gegensatz zu Wolfgang Abendroth nicht daran, dass sich vom Grundgesetz eine revolutionäre Politik ableiten lasse, vielmehr betonte er die Kontinuitäten zwischen faschistischen und liberalen Staaten und plädierte für eine Fundamentalopposition.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Johannes Agnoli: “Die bürgerliche Gesellschaft und ihr Staat”, in: Das Argument (41) 1966, online verfügbar unter:
http://www.neu.inkrit.de/mediadaten/archivargument/DA041/DA041.pdf
Johannes Agnoli: Die Transformation der Demokratie und verwandte Schriften, Konkret LIteratur Verlag.
Richard Heigl: Das Unbehagen am Staat. Staatskritik bei Wolfgang Abendroth und Johannes Agnoli, online verfügbar unter: https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Standpunkte/Standpunkte_25-2010_web.pdf
Der tl;dr-Podcast zu Agnoli: https://rls-theoriepodcast.podigee.io/32-new-episode
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09.02.24: HANNOVER
27.02.24: LEIPZIG
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1/24/2024 • 27 minutes, 51 seconds
Ep. 232: Das Grunderbe – ein kleines Streitgespräch!
Die Einführung eines Grunderbes für junge Menschen wird seit einer Weile vielfach diskutiert und findet verschiedene Befürworter: Die liberale Wirtschaftsweise Monika Schnitzer kann sich ein solches Konzept durchaus vorstellen, der Star-Ökonom Thomas Piketty jongliert mit der Summe von 120.000 Dollar zum 18. Lebensjahr, und die Jusos fordern ein Grunderbe in Höhe von 60.000 Euro.
DIW-Ökonom Stefan Bach rechnet ein Modell mit 20.000 Euro vor, meint damit aber vor allem ein Startkapital, das zweckgebunden eingesetzt werden soll für Unternehmensgründungen oder Fortbildungen. Was aber ist von dem Vorschlag, der durch eine Erhöhung der Erbschaftssteuer finanziert werden soll, eigentlich zu halten?
Darüber sind sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt bisweilen uneins. Mehr dazu in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Quellen/Literatur:
Stefan Bach: “Grunderbe und Vermögensteuern können die Vermögensungleichheit verringern”, in: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.831668.de/21-50.pdf.
Nikolaos Gavalakis: “Gegen Ungleichheit: Starökonom Piketty fordert 120.000 Euro Erbschaft für alle”, in: https://vorwaerts.de/international/gegen-ungleichheit-starokonom-piketty-fordert-120000-euro-erbschaft-fur-alle.
Lukas Scholle: “Das Grunderbe löst nicht das Grundproblem”, in: https://jacobin.de/artikel/grunderbe-ungleichheit-klassenverhaeltnis.
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Den Jacobin-Podcast findet ihr unter:
JACOBIN Podcast: www.jacobin.de/podcast
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Ole in Jena:
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Mit Jean-Philippe Kindler in Hannover:
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Wolfgang in Saarbrücken:
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Wolfgang in Trier:
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Viele Fragen, viele Diskussionen und mitunter auch Dissens: In der neuen Ausgabe der Speakeasy-Bar sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über linke Imperialismuskritik und Doppelstandards.
Es geht außerdem um Chinas Staatskapitalismus, Ulrike Hermanns Kreislaufwirtschaft und die Frage, ob höhere Löhne grundsätzlich Wirtschaftswachstum bringen. Neben heiteren und kulturellen Fragen werden wir auch über die drei größten Probleme für Deutschland reden. Wir freuen uns auf weitere Community-Fragen!
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1/13/2024 • 23 minutes, 6 seconds
Ep. 231: Wie sozial ist das Grundgesetz?
Als Kevin Kühnert noch Juso-Chef war, dachte er laut über eine Kollektivierung von BMW nach. Mit seinem neuen Amt als SPD-Generalsekretär hat er sich schnell an die herrschende Ordnung angepasst und verteidigt nun munter den Status quo. Der neue Juso-Bundesvorsitzende Philipp Türmer hingegen schlägt auf die Pauke, wenn er für eine Überwindung des Kapitalismus kämpfen will. Wie ist das einzuordnen?
Der einzige marxistische Professor der alten Bundesrepublik, Wolfgang Abendroth, gibt uns darauf Antworten. Abendroth interpretierte das Grundgesetz fundamental anders, als es heutige liberale Interpreten tun. Vor allem Artikel 20, der Deutschland als einen „sozialen Bundesstaat“ definiert, öffnet laut Abendroth einen möglichen Weg in eine tendenziell sozialistische Wirtschaft.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wolfgang Abendroth: “Zum Begriff des demokratischen und sozialen Rechtsstaates im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland”, in: Ders.: Gesammelte Schriften, Bd. 2, 1949 - 1955, Offizin Verlag.
Frank Deppe: Politisches Denken im 20. Jahrhundert. Bd. 3.2,VSA Verlag.
Lothar Peter in “Jacobin” über Wolfgang Abendroth:
https://jacobin.de/artikel/wolfgang-abendroth-marburg-marxismus-partisanenprofessor.
Das Godesberger Programm der SPD:
https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Beschluesse/Grundsatzprogramme/godesberger_programm.pdf.
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1/10/2024 • 32 minutes, 11 seconds
Ep. 230: Der wahre Bürgergeld-Skandal
Hartz IV ist zurück! Die SPD, die einst mit der Agenda 2010 ein großes Verarmutsprogramm zugunsten des Kapitals einführte, zeigt sich nun erneut von ihrer kalten Seite. Der noch als relativ progressiv geltende Arbeitsminister Hubertus Heil will nun das Bürgergeld für jene streichen, die zumutbare Arbeit nicht annehmen. Dabei widerspricht dies einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Debatte um das Bürgergeld, wie sie im Öffentlich Rechtlichen wie auch in den bürgerlichen Medien geführt wird, ist zutiefst verlogen, ja, man kann von blanker Demagogie sprechen. Denn der Skandal beim Bürgergeld liegt woanders. Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Quellen:
David Gutensohn: "Der Minister schafft seine eigene Reform ab", in: https://www.zeit.de/arbeit/2023-12/buergergeld-hubertus-heil-arbeitsminister-job-verweigerer-hartz-iv
Maurice Höfgen zur Kindergrundsicherung:
https://www.geldfuerdiewelt.de/p/kindergrundsicherung-wackelt-lisa-paus-cdu-rat
Sozi Simon auf Twitter:
https://twitter.com/sozi_simon/status/1736631300704911835
Der Gesetzesentwurf bei Tacheles:
https://www.tacheles-sozialhilfe.de/files/Aktuelles/2023/Entwurf-Zweites-HaushaltsfinanzierungsG.pdf
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1/3/2024 • 43 minutes, 3 seconds
Ep. 229: Die Pendlerpauschale – besser als ihr Ruf!
Robert Habeck blamierte sich 2019 in einem Interview, als er gegen eine Anhebung der Pendlerpauschale argumentierte und dabei die These vertrat, dass es sich sonst für Arbeitnehmer lohnen würde, möglichst weite Strecken zu fahren.
Das Unwissen ist nicht nur in der Spitzenpolitik groß: Die Pendlerpauschale ist seit sehr vielen Jahren umstritten. Manche sehen in ihr eine klimaschädliche Prämie für Autofahrer, die zudem dafür sorgt, dass die Innenstädte sich in unwirtliche Areale verwandeln. Deshalb ist polemisch häufig von „Zersiedlungspauschale“ die Rede.
Jedoch ist dieser Vorwurf ungerecht, denn subventioniert wird keineswegs nur der Autofahrer; in Wahrheit handelt es sich um eine Entfernungspauschale, die jeder vom Verkehrsmittel unabhängig geltend machen kann, um die Kosten für den Arbeitsweg zu kompensieren. Zudem sollte man nicht vergessen, dass die Pauschale einen sozialen Aspekt hat.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Stefan Bach für eine Kürzung der Pendlerpauschale: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.398668.de/12-18-3.pdf.
Stefan Bach, Jutta Kloas, Harmut Kuhfeld: “Wem nützt die Pendlerpauschale?”: https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/izr/2007/Downloads/2_3BachKloasKuhfeld.pdf?__blob=publicationFile&v=2.
Hans-Werner Sinn gegen die Abschaffung der Pendlerpauschale: https://www.hanswernersinn.de/de/medienecho_202152_ifostimme-SZ25-09-03.
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1500 Seiten, die bis heute die libertäre und neoliberale Ideologie vieler Unternehmer und Publizisten prägen: In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen wir über „Atlas Shrugged“ („Der freie Mensch“, „Atlas wirf die Welt ab“, „Der Streik – Oder: Wer ist John Galt?“) von Ayn Rand. Dieser Roman handelt von einem Streik der etwas anderen Art: Nicht die Arbeiter legen die Arbeit nieder, sondern die Kapitalisten, und zwar die besonders kreativen und herausragenden. Sie weigern sich, die soziale Politik aus Washington weiter zu unterstützen und nehmen lieber eine zeitweilige Deindustrialisierung in Kauf, bevor sie sich der Politik unterwerfen. Im Mittelpunkt des Romans steht eine Frau und Unternehmerin, die nicht nur zwischen drei Männern hin- und hergerissen ist, sondern lange Zeit versucht, die Welt auf ihren Schultern zu tragen, bis auch sie die Lehren des John Galt leibhaftig erkennt und spürt. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Ayn Rand: Der freie Mensch. Übersetzt von Michael und Thomas Görden, Thinkum.
Jennifer Burns: Goddess of the Market. Ayn Rand and the American Right, Oxford University Press.
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12/23/2023 • 17 minutes, 4 seconds
Ep. 228: 100 Jahre Hyperinflation – die Lehren aus 1923
Die Hyperinflation ist, auch wenn sie schon 100 Jahre zurückliegt, noch immer ein Trauma vieler Deutscher, das häufig von Konservativen und Rechten aufgerufen wird, um die Geldpolitik der EZB zu verdammen oder um vor einem investierenden Staat, der sich verschuldet, zu warnen. Was aber geschah tatsächlich damals bei der Hyperinflation?
War es tatsächlich nur so, dass die Weimarer Regierung die Druckerpresse anwarf? Vergessen wird häufig: Europa lag nach dem Ersten Weltkrieg in Schutt und Asche, die Produktivität war in allen europäischen Ländern drastisch gesunken, während die Armut überall groß war. In Deutschland war die Lage noch komplizierter, da durch den Vertrag von Versailles hohe Reparationszahlungen erbracht werden sollten, was die deutsche Industrie überforderte.
Je näher man dem Phänomen Hyperinflation kommt, so zeigen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“, desto komplexer wird das Gesamtbild.
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Sebastian Teupe: Zeit des Geldes Die deutsche Inflation zwischen 1914 und 1923, Campus.
Adam Tooze: Sintflut. Die Neuordnung der Welt 1916-1931, Siedler Verlag.
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12/20/2023 • 32 minutes, 43 seconds
Speakeasy-Bar #3: Sex and the City, Hartmut Rosa & Taschengeld
In der neuen Ausgabe der Speakeasy-Bar geht es dieses Mal hoch her: Ole und Wolfgang beantworten wieder über 100 Minuten lang eure Fragen und diskutieren über Hartmut Rosa, den populären Soziologen der Beschleunigung und Resonanz.
Des Weiteren geht es um Korruption und Politik, den Sinn und Zweck von Taschengeld, die Resignation über die gegenwärtigen Zustände. Außerdem artikulieren Ole und Wolfgang ihre unterschiedlichen Positionen zur individuellen Freiheit im Kapitalismus und Sozialismus.
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12/16/2023 • 21 minutes, 30 seconds
Speakeasy-Bar #3: Sex and the City, Hartmut Rosa & Taschengeld
In der neuen Ausgabe der Speakeasy-Bar geht es dieses Mal hoch her: Ole und Wolfgang beantworten wieder über 100 Minuten lang eure Fragen und diskutieren über Hartmut Rosa, den populären Soziologen der Beschleunigung und Resonanz.
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12/16/2023 • 21 minutes, 30 seconds
Ep. 227: Gibt es im Sozialismus Geld? Die Arbeitszeitrechnung
Wie viel muss in einer Planwirtschaft eigentlich gearbeitet werden? Und muss jeder unabhängig von seinem Talent gleich lange arbeiten? Benötigt man überhaupt noch Geld, wenn doch die Produktion vergesellschaftet ist und nicht mehr Geld investiert wird, um noch mehr Geld zu genieren?
Darauf gibt ein Konzept Antwort, das sich „Arbeitszeitrechnung“ nennt. Wenn man die Zeit, die gearbeitet wird, vernünftig erfasst und nach einer räterepublikanischen Ordnung demokratisch darüber entschieden wird, wofür Zeit aufgebracht wird, ist das Geld obsolet und sollte schon deshalb abgeschafft werden, weil es zirkulieren kann und wieder neue kapitalistische Strukturen entstehen können. Die Zeit soll jedoch nicht einfach eine neue Währung sein, sondern ein sozialistisches Wirtschaften ermöglichen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Literatur/Quellen:
Guenther Sandleben: Gesellschaft nach dem Geld. Arbeitszeitrechnung als Alternative, PapyRossa.
Gruppe Internationaler Kommunisten: Grundprinzipien kommunistischer Produktion und Verteilung, Red & Black Books.
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12/13/2023 • 26 minutes, 17 seconds
Ep. 226: Sahra Wagenknecht und die linke Migrationskritik
Sahra Wagenknecht ist schon seit Jahren immer wieder in der Kritik, wenn sie sich zur Migrationspolitik äußert. Im Gegensatz zu vielen Mitgliedern der Partei Die Linke, aus der sie kürzlich ausgetreten ist, hält Wagenknecht den Zuzug von Migranten vor allem deshalb für problematisch, weil so die Löhne der deutschen Arbeitnehmer leichter gedrückt werden können. Solange stets genug Arbeitskräfte einwandern, die Ware Arbeitskraft also nicht knapp wird, sehen sich die Unternehmen nicht dazu veranlasst, die Löhne anzuheben, lautet das Argument, das auch von anderen linken Migrationskritikern immer wieder zu vernehmen ist.
Aber stimmt das wirklich? Und sollte man diese Opposition zwischen Arbeitern im In- und Ausland überhaupt entstehen lassen? Denn tatsächlich verschleiert diese den eigentlichen Gegensatz, nämlich den zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Marx und Engels erklärten bereits im „Kommunistischen Manifest“, dass die Arbeiter kein Vaterland haben.
Gilt das immer noch? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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Zu den Blättern für deutsche und internationale Politik geht es hier:
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Literatur:
Peter Schadt: "Im Geiste der Nation", in: https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/artikel/457801.linke-debatte-im-geiste-der-nation.html.
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12/6/2023 • 30 minutes, 28 seconds
Ep. 225: Der vollautomatische Luxus-Kommunismus (und das Elend der linken Theorie)
Die aktuelle linke Theorieproduktion ist unbefriedigend und blöde, vor allem im englischsprachigen Bereich werden seit Jahren Bücher auf den Markt geworfen, die aus einem halbgaren Gedanken bestehen, der aber auf 300 Seiten ausgewalzt wird. Und so ist es auch zu erklären, dass die aktuellen Debatten über Planwirtschaft an Intelligenzproblemen leiden.
Vor allem zwei Bücher sind dafür verantwortlich: „People’s Repubic of Walmart“ und „Fully Automated Luxury Communism“ – verfasst von Autoren, die zu den hippen Linken zählen, aber offenbar Marx nie gelesen haben. Die Thesen klingen reizvoll: Walmart funktioniert eigentlich wie eine sozialistische Volksrepublik, lautet die eine. Die andere besagt: Ein vollautomatischer Kommunismus kommt bald.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ besprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt diese Thesen.
Literatur:
Aaron Bastani: Fully Automated Luxury Communism. A Manifesto, Verso.
Leigh Phillips, Michal Rozworski: People's Republic of Walmart. How the World's Biggest Corporations are Laying the Foundation for Socialism, Verso.
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11/29/2023 • 37 minutes, 47 seconds
Teaser: Wieso wird so wenig Bertolt Brecht gespielt?
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Am 5. Juni 1948 erlebte ein außergewöhnliches Stück von Bertolt Brecht, das er während seines Exils in Finnland geschrieben hatte, seine Uraufführung am Schauspielhaus Zürich: „Herr Puntila und sein Knecht Matti“ unterscheidet sich deutlich von Brechts frühen Lehrstücken, denn dieses Mal versuchte sich der Dramatiker und Marxist an einem Volksstück, das aber nicht bloß der Unterhaltung dienen sollte, sondern auf neue Weise marxistische Lehren vermitteln will.
Herr Puntila ist ein Gutsbesitzer, der immer, wenn er betrunken ist, sein menschliches Antlitz zeigt und seinen Angestellten das Blaue vom Himmel verspricht. Ist er wieder nüchtern, bereut er seine Offenherzigkeit und setzt wieder die Charaktermaske der Härte auf, um nach Gutsherrenmanier zu agieren.
Sein Knecht, der Chauffeur Matti, durchschaut das Spiel durchaus, wenngleich er nicht zum Revolutionär wird. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Brechts Volksstück.
Literatur: Bertolt Brecht: Herr Puntila und sein Knecht Matti. Suhrkamp.
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11/25/2023 • 14 minutes, 49 seconds
Ep. 224: Ende der Ampel-Koalition? Was das BVerfG-Urteil bedeutet
Wurde das Ende der Ampel-Koalition in Karlsruhe besiegelt? Das Bundesverfassungsgericht hat in der vergangenen Woche den zweiten Nachtragshaushalt 2021 für verfassungswidrig erklärt. Nun fehlen 60 Milliarden Euro im Klima- und Transformationsfonds – und keiner der Verantwortlichen weiß so recht, woher man das Geld nehmen soll.
Manche träumen von Kürzungen, andere von Steuererhöhungen, dabei ist das gesamte Konstrukt Schuldenbremse, das 2009 etabliert wurde, auf den Prüfstand zu stellen. Jetzt droht Deutschland weiter in die Rezession zu schlittern und noch andere Sondervermögen könnten bedroht sein, denn die Union denkt bereits über weitere Klagen nach. Möglicherweise ist der Doppel-Wumms auch auf Sand gebaut gewesen.
Die Ausführungen von Wirtschaftsminister Habeck sind jedenfalls kurios, Finanzminister Lindner stellt sich stur und Bundeskanzler Scholz duckt sich weg.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Literatur:
Bundesverfassungsgericht: “Zweites Nachtragshaushaltsgesetz 2021 ist nichtig”, in: https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2023/bvg23-101.html.
Lars Feld: “Wie die Finanzpolitik nun aussehen kann”, in: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wie-finanzpolitik-nach-dem-verfassungsurteil-aussehen-kann-19326970.html.
Robert Habeck beim Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/bundeswirtschaftsminister-habeck-befuerchtet-ende-der-strom-und-gaspreisbremse-100.html.
David Schwarz: “Die Repolitisierung des Politischen”, in: https://verfassungsblog.de/die-repolitisierung-des-politischen/.
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11/22/2023 • 38 minutes, 17 seconds
Speakeasy-Bar #2: Wozu wählen? Und was hat Sahra Wagenknecht vor?
Wir beantworten wieder Eure Fragen: Was ist von der neuen Wagenknecht-Partei zu erwarten? Welche Partei kann man überhaupt wählen? Dabei geht es auch darum, dass man die demokratische Wahl nicht allzu sehr glorifizieren sollte, denn mit der Wahl manifestiert sich auch das kapitalistische Ausbeutungsverhältnis.
Darüber hinaus sprechen wir Literatur-Empfehlungen aus und erklären unsere Liebe zu Patricia Highsmith. Auch geht es einmal mehr um das Thema Inflation und Christian Lindners Ideologie sowie um die ideologische Funktion von Lotto. 100 Minuten diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Fragen der Community.
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11/18/2023 • 14 minutes, 41 seconds
Ep. 223: Ist David Döbele der neue Dagobert Duck?
David Döbele ist ein Internet-Phänomen, das sehr typisch für unsere Zeit ist, in der man sich von einer Aufstiegsgesellschaft immer weiter entfernt, die Ungleichheit wächst und selbst linke Politiker recht hilflos nach mehr Chancengleichheit rufen.
David Döbele spricht mit seinen Coachings und seinen Videos auf Instagram und YouTube eine große Followerschaft an. Dort und in seinem gerade erschienenen Buch „Nach ganz oben: Von der Uni in die Chef-Etage – die Erfolgsgeheimnisse der Wirtschaftselite“ erteilt er mehr oder weniger praktische Ratschläge, wie man High-Performer, etwa als Strategieberater oder Private-Equity-Manager, werden kann.
Wir ahnen es: Mit Fleiß, Disziplin und viel Willenskraft kann man nahezu alles schaffen. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ beleuchten Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt das Döbele-Prinzip als Symptom unserer Zeit.
Literatur:
David Döbele: Nach ganz oben: Von der Uni in die Chef-Etage – die Erfolgsgeheimnisse der Wirtschaftselite. Finanzbuch Verlag.
Am 22.11. sind wir in Mainz zu Gast:
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Jetzt ist Wolfgangs Buch DIE FILMANALYSE. KINO ANDERS GEDACHT (mit einem Vorwort von Dominik Graf) auch als eBook erschienen (Affiliate Link): https://amzn.to/3Ql6cBJ
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11/15/2023 • 37 minutes, 49 seconds
Ep. 222: Der Homo Oeconomicus – pure Ideologie?
Der Homo oeconomicus, wörtlich übersetzt „der ökonomische Mensch“ oder „ der wirtschaftende Mensch“, spukt seit fast 200 Jahren durch die Ökonomik. Verstanden wird darunter eine rationale, rein auf Nutzenmaximierung ausgelegte Person. John Stuart Mill und andere Theoretiker des 19. Jahrhunderts schufen mit dieser Figur ein wirkmächtiges Idealmodell, das jedoch nicht eins zu eins in der Wirklichkeit anzutreffen ist.
Viele verleitete diese Figur dennoch zu dem Kurzschluss, dass jeder Mensch nur und ausschließlich ein Gewinnmaximierer sei. In der neoklassischen Wirtschaftslehre dient dieser Reduktionismus auf den Homo oeconomicus nicht nur für Modellrechnungen, sondern oft wird damit auch der Kapitalismus enthistorisiert und damit naturalisiert.
Heterodoxe Ökonomen kritisieren dieses einseitige Verständnis. Wo ist diese Kritik berechtigt? Und wann verkennt sie das eigentliche Problem? Wie sollte die VWL mit dem Homo oeconomicus verfahren?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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Literatur:
Joseph Persky: "Retrospectives: The Ethology of Homo Economicus", in: https://www.jstor.org/stable/2138175.
Walter Otto Ötsch: "Das Bewußtsein des Homo Oeconomicus".
Irene C. L. Ng/Lu-Ming Tseng: "Learning to Be Sociable The Evolution of Homo Economicus", in: https://www.jstor.org/stable/27739704.
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11/8/2023 • 30 minutes, 50 seconds
Ep. 221: Sollte man die Börse abschaffen?
Aktiengesellschaften sind keineswegs ein neues Phänomen. Denken wir beispielsweise an die Britische Ostindien-Kompanie, die am 31. Dezember 1600 gegründet wurde, und mit der der Handel mit Indien geregelt wurde. Jedoch erlebt diese Unternehmensform erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen Boom, der auch die Börse immer wichtiger werden lässt. Das wurde und wird durchaus kritisch gesehen – genau genommen, ist die Kritik an der Börse so alt wie diese selbst.
Die Tulpenmanie, die 1636 ihren Lauf nahm, ist ein frühes Beispiel für wahnwitzige Spekulationen. Die Forderung, die Börse schärfer zu regulieren, gibt es nicht erst seit der Finanzkrise von 2008. Aber gehen wir noch einen Schritt weiter: Sollte man die Börse einfach abschaffen?
Darüber diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Michael Krätke: „Aktiengesellschaft“, in: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, Band 1, Spalten 104-119.
Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band, Dietz Verlag.
Johannes Seuferle: Die Geschichte der Vermögensanlage, Westend.
WERBUNG:
Hier geht es zum Buch "LBB MAD XXL" von Sven Kalden:
https://www.textem-verlag.de/textem/kunst/533
Einen Teaser findet ihr unter:
https://vimeo.com/825493359?share=copy
Die Veranstaltungen in Wörgl und Traunstein findet ihr unter:
Wörgl:
Am Fr. den 10.11. um 19:30 Uhr im Kulturraum Wörgl, Brixentaler Straße 1, 6300 Wörgl
https://unterguggenberger.org/kunst_geld_versprechen-ein-abend-mit-sven-kalden/
Traunstein:
Am Sa. den 11.11. um 19:30 Uhr im O.R.T. (Offenen Raum Traunstein e.V.)
Traunerstraße 1, 83278 Traunstein
https://www.offener-raum-traunstein.org/veranstaltungen
Veranstaltungen:
Am 16.11. ist Wolfgang am Staatstheater Wiesbaden:
https://www.staatstheater-wiesbaden.de/programm/spielplan/2023-11/#2023-11-16
Zu den Veranstaltungen mit Jean-Philippe Kindler geht es hier:
09.02.2024, Pavillon, Hannover: https://pavillon-hannover.de/event/details/78863/kindler-stoesst-an
16.02.2024, Gloria, Köln: https://gloria.koeln/programm/kindler-stoesst-an
27.02.2024, Werk 2, Leipzig: https://www.werk-2.de/programm/2024-02-27_kindler_stoesst_an-mit_wolfgang_m_schmitt_und_ole_nymoen
02.03.2024, Saalbau Bornheim (Bürgerhaus), Frankfurt: https://diekaes.reservix.de/tickets-jean-philippe-kindler-wolfgang-schmitt-und-ole-nymoen-kindler-stoesst-an-mit-wolfgang-m-schmitt-und-ole-nymoen-in-frankfurt-am-main-saalbau-bornheim-buergerhaus-am-2-3-2024/e2143963
05.04.2024, Capitol, Mannheim: https://www.capitol-mannheim.de/veranstaltung/kindler-stoesst-an-mit-wolfgang-m.-schmitt-und-ole-nymoen?termin=0&sortierung=0
07.05.2024, Wühlmäuse, Berlin: https://wuehlmaeuse.de/veranstaltung/kindler-stoesst-an/ticket/31172/
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11/1/2023 • 28 minutes, 33 seconds
Teaser: Lea Ypi über Freiheit in der Diktatur
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Ein außergewöhnlicher Welt-Bestseller: Lea Ypi ist Professorin an der London School of Economics für politische Philosophie, ihre Schwerpunkte liegen bei Immanuel Kant und dem Marxismus. 2021 hat sie mit „Frei“ ein philosophisches Buch vorgelegt, das jedoch keinen wissenschaftlichen, sondern einen literarischen Anspruch hat: Ypi versetzt sich in ihr junges Ich, dieses wuchs im diktatorischen Realsozialismus Albaniens auf, lange Zeit kam dem Kind aber alles völlig normal vor.
Es schien die bester aller Welten zu sein. 1990 aber tritt der Ende der Geschichte ein – und das politische wie familiäre Kartenhaus stürzt ein. Von nun an winkt die Freiheit des Westens, bei der es sich aber auch um ein leeres Versprechen handelt, wie die Albaner bald erfahren müssen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Lea Ypis Autofiktion und über Freiheit im Sozialismus und Kommunismus.
Literatur:
Lea Ypi: Frei. Erwachsenwerden am Ende der Geschichte. Übersetzt von Eva Bonné, Suhrkamp.
10/28/2023 • 16 minutes, 53 seconds
Ep. 220: Sind Handelskriege Klassenkämpfe?
Handelskriege werden in der Regel als Konflikte zwischen miteinander am Weltmarkt konkurrienden Staaten betrachtet. Selten wird dabei auf die Innenpolitik geblickt und noch weniger auf den Krieg zwischen den Klassen innerhalb eines Landes.
„Trade Wars Are Class Wars“ heißt ein Buch von Matthew C. Klein und Michael Pettis, das einen bemerkenswerten Perspektivwechsel vorschlägt: Wie der Titel schon deutlich macht, gehen die Autoren davon aus, dass es vor allem die Ungleichheit innerhalb von Staaten ist, die dazu führt, dass Staaten in Handelskriege eintreten. Beispiele aus China, Deutschland und den USA verdeutlichen diese These.
Dies ist ein keynesianischer Blick auf den globalen Kapitalismus, der jedoch manchen blinden Fleck hat, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ aufzeigen.
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Zur neuen Folge des "dis:arm"-Podcasts geht es hier entlang:
https://disarm.podigee.io/7-new-episode
Weitere Informationen zu diesem Projekt der Rosa-Luxemburg-Stiftung findet ihr unter:
https://www.rosalux.de/disarm
Literatur:
Matthew C. Klein/Michael Pettis: Trade Wars Are Class Wars. How Rising Inequality Distorts the Global Economy and Threatens International Peace, Yale University Press.
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10/25/2023 • 26 minutes, 51 seconds
Ep. 219: Die FDP hat recht! Der Industriestrompreis
Seit Monaten streitet die Ampel-Koalition über den Industriestrompreis. Das von Wirtschaftsminister Robert Habeck vorgeschlagene Konzept sieht vor, dass energieintensive Unternehmen ihren Strom vergünstigt erhalten sollen, den Rest soll der Staat übernehmen. Damit weiterhin ein Anreiz zum Stromsparen gegeben ist, sollen nur 80 Prozent des durchschnittlichen historischen Verbrauchs auf diese Weise subventioniert werden.
Habeck, aber auch die Länderchefs, sehen den Industriestrompreis als eine notwendige Bedingung, um die Abwanderung von Unternehmen zu verhindern. Dem widersprechen jedoch nicht nur Klimaaktivisten, sondern auch die FDP und die meisten Wirtschaftsweisen. Finanzminister Christian Lindner will den Staatshaushalt nicht mit dieser Subventionsmaßnahme belasten, dies ist aber nicht der einzige Grund, weshalb sich die FDP gegen den Industriestrompreis wendet.
Und dieses Mal müssen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ den Liberalen zustimmen!
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Literatur:
Luisa Neubauer und Veronika Grimm im „Tagesspiegel“: https://www.tagesspiegel.de/meinung/streit-um-industriestrom-und-klimageld-die-politik-hort-zu-sehr-auf-die-lobby-der-bewahrer-10494448.html.
Adam Tooze über den Rechtsruck in der „Financial Times“: https://www.ft.com/content/ff6f9bbe-d50f-413d-8287-51f3fe070142.
Isabella M. Weber über den Industriestrompreis in der „Zeit“: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-09/industriestrompreis-investitionsagenda-wirtschaftspolitik?utm_referrer.
Veranstaltungen:
Wolfgang am 24.10. in Mainz: https://www.filmz-mainz.de/programm/muschelkino/.
Wolfgang am 26.10. in Augsburg: https://www.instagram.com/p/CyQFYEgo_Br/?img_index=1.
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10/18/2023 • 26 minutes, 4 seconds
Unser neues Format: Speakeasy-Bar #1 (Teaser)
In der ersten Folge der Speakeasy-Bar diskutieren Ole und Wolfgang unter anderem, inwiefern sich die MMT für militärische Zwecke nutzbar machen lässt, welche Rolle der Tod in der Ökonomie spielt und inwiefern die Agenda 2010 alternativlos war.
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10/13/2023 • 14 minutes, 38 seconds
Ep. 218: Der Aufstieg des Javier Milei – wieso Argentinien einen Anarchokapitalisten wählt
Am 22. Oktober 2023 finden in Argentinien die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt, doch die Alternativen sind eigentlich keine: Entweder können sich die Bürger für eine Fortsetzung des Status quo entscheiden, was einer völligen Resignation gleichkäme, denn die Inflationsrate liegt bei über 100 Prozent. Oder sie wählen den Rechtslibertären Außenseiterkandidaten Javier Milei, der aus den Vorwahlen als Überraschungssieger hervorging.
Fest steht: Das wird die Situation der Argentinier nicht verbessern, sondern nur für disruptives Chaos sorgen. Denn Milei, der ein Anhänger der Österreichischen Schule ist, möchte die Zentralbank abschaffen, außerdem schwebt ihm ein ultra-schlanker Staat vor, der sich der meisten Ministerien entledigt. Milei geht in seiner Ideologie, die er in einem umfangreichen Buch dargelegt hat, sogar noch weiter als sein Vorbild Friedrich August von Hayek.
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Literatur/Quellen:
Tucker Carlsons Interview mit Javier Milei:
https://www.youtube.com/watch?v=h0-8tAtJStM
The Economist: “Argentina is pushing international lending to its breaking point”, online verfügbar unter: https://www.economist.com/finance-and-economics/2023/08/24/argentina-is-pushing-international-lending-to-its-breaking-point.
Javier Milei: El Camino del Libertario, Planeta Argentina.
Javier Milei auf TikTok: https://www.tiktok.com/@javiermileii/video/7263582579150966022?fbclid=IwAR27Ac86MOy_zYoY7RDNccnX_qXvs92FChsUW9kZvuQLTNx7QjdGXJT9Bfw&lang=de-DE
Jazmin Sierra: “The Politics of Growth Model Switching: Why Latin America Tries, and Fails, to Abandon Commodity-Driven Growth”, in: Diminishing Returns. The New Politics of Growth and Stagnation, Oxford University Press.
Veranstaltungen:
Wolfgangs Vortrag am 18.10. in Hannover: https://www.koop-hg.de/angebote-und-projekte/termine/termine-details/arbeitskaempfe-im-21-jahrhundert/2023-10-18_1800.
Wolfgang im Staatstheater Wiesbaden am 16.11.: https://www.staatstheater-wiesbaden.de/programm/spielplan/2023-11/operntalk/10014/.
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10/11/2023 • 33 minutes, 4 seconds
Ep. 217: Von Trump zu den Bidenomics und zur Ampel-Koaltion
Erleben wir derzeit das Aufkommen eines neuen wirtschaftlichen Paradigmas oder erlaubt sich der Neoliberalismus lediglich ein Update? Darüber diskutieren Ökonomen seit Monaten. Fakt ist: Die Industriepolitik und der Protektionismus sind zurückgekehrt, besonders deutlich ist dies in den USA zu beobachten. Aber wie sind die Bidenomics zu charakterisieren? Der große grüne Staat ist definitiv nicht in Sicht, auch kann von Klassenkampf nicht die Rede sein – was tobt, ist ein Kulturkampf. Möglicherweise ist die Wirtschafts- und Sozialpolitik der Ampelkoalition der beste Ausdruck der allgemeinen Konfusion. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Grey Anderson: Strategies of Denial. New Left Review: https://newleftreview.org/sidecar/posts/strategies-of-denial
Dylan Riley und Robert Brenner: „Seven Theses on American Politics“, https://newleftreview.org/issues/ii138/articles/dylan-riley-robert-brenner-seven-theses-on-american-politics
Lola Seaton fasst die Debatte um die Bidenomics zusammen: https://newleftreview.org/issues/ii142/articles/lola-seaton-reflections-on-political-capitalism
Adam Tooze in seinem Chartbook über die Bidenomics: https://adamtooze.com/2023/06/17/chartbook-221-the-ira-the-fed-debate-bringing-hegemony-back-in/
Habeck verkündet das Ende der Globalisierung: https://www.nzz.ch/wirtschaft/robert-habeck-stimmt-deutschland-auf-ein-neues-wirtschaftsmodell-ein-ld.1756854
FT-Kommentar zu von der Leyens Schlag gegen chinesische E-Autos: https://www.ft.com/content/69f41881-8b9d-4ffb-b160-cca6ea2fd813
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10/4/2023 • 37 minutes, 44 seconds
Teaser: Wieso wir Richard Wagner lieben
Wenn ihr die ganze Folge über Richard Wagner hören wollt, könnt ihr uns via Patreon oder Steady unterstützen:
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9/30/2023 • 9 minutes, 33 seconds
Ep. 216: Die Weisheiten des Investmentpunk
Gerald Hörhan ist ein Star unter den Immobilieninvestoren. Mit seinen 150.000 Followern bei Instagram versammelt er eine überwiegend männliche Community hinter sich, die lernen will, wie man garantiert reich wird. Dabei vertraut Hörhan vor allem auf ein altes Rezept: Investitionen in Betongold.
Jedoch gibt es auch dabei etwas zu beachten, denn besonders lukrativ seien nicht große Wohnungen, sondern die „kleinen Löcher“ in guten Lagen. Außerdem eröffnen Österreich und Deutschland Immobilieninvestoren viele Wege, um Steuern zu sparen.
Mit seinem eiskalten Welt- und Menschenbild ist Hörhan mehr als ein abgebrühter Unternehmer, er ist auch ein Symptom unserer Zeit, in der es kaum noch Aussichten auf einen kollektiven Aufstieg gibt. Seine Fans sind die Enkel eines Neoliberalismus, in dem die Mehrheit in Löchern haust, während eine Geldelite immer reicher wird.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in „Wohlstand für Alle“.
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Gerald Hörhan: Der Einzimmer-Millionär: Wie du gar nicht verhindern kannst reich zu werden, FinanzBuch Verlag.
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9/27/2023 • 31 minutes, 52 seconds
Ep. 215: Wer hat Angst vorm Plattenbau?
Der Plattenbau gilt für viele Konservative und Liberale als das Sinnbild für den tristen und letztlich gescheiterten Sozialismus. Vergessen wird dabei, dass die Plattenbauweise keineswegs eine Erfindung des Sozialismus war und dass durch die Bauten in sozialistischen Ländern das Leben für viele Menschen deutlich verbessert wurde.
Heute, da die Wohnungsnot groß ist, könnte man aus der Geschichte lernen und wieder wagemutig das Wohnen der Zukunft planen. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg fanden sich viele Architekten, die dem bürgerlichen Individualismus eine Absage erteilten, und stattdessen ein neues Wohnen und Bauen propagierten, das sowohl den modernen Bedürfnissen als auch den neuen technischen Möglichkeiten angemessen sein sollte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ blicken Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt auf die Geschichte des Plattenbaus.
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Robert Liebscher: Wohnen für alle. Eine Kulturgeschichte des Plattenbaus, Vergangenheitsverlag.
Philipp Meuser (Hrsg.): Vom seriellen Plattenbau zur komplexen Großsiedlung. Industrieller Wohnungsbau in der DDR 1953-1990. Band 1, DOM publishers.
Simone Schmollack: “Comeback der Platte”, in: https://taz.de/Wohnungsbau-in-Deutschland/!5823896/.
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9/20/2023 • 32 minutes, 4 seconds
Wieso wir hinter die Paywall gehen
Die Krise macht sich auch bei uns bemerkbar: Die finanzielle Unterstützung ist im Vergleich zum Vorjahr stark eingebrochen. Daher müssen wir mit einem Teil unseres Angebots in Zukunft hinter die Paywall. Die WfA-Speakeasy-Bar sowie WfA-Literatur findet ihr daher bald unter:
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9/16/2023 • 2 minutes, 42 seconds
Ep. 214: Kohei Saito und der Degrowth-Kommunismus
Der japanische Marxist Kohei Saito ist der neue Star unter den Kapitalismus-Kritikern: Sein Bestseller „Systemsturz“ geht nicht nur hart ins Gericht mit MMT, Klimakeynesianismus, bürgerlichen Degrowth-Befürwortern und liberalen Klimaschützern, er fordert nichts anderes als einen Degrowth-Kommunismus. Der Kapitalismus führe in die Klimakatastrophe, dabei ist es unerlässlich vom BIP-Wachstum loszukommen. Viele würden jedoch bei einer Kritik an Konsumenten und deren Lebensweisen verharren, Saito hingegen kritisiert die Produktionsweise. Was ist dran an diesem Konzept, das nicht zuletzt eine neue Lesart der Marx’schen Schriften vorschlägt. Fortschritt und Produktivismus waren für den jungen Marx wichtig, aber Saito meint: Der späte Marx hat sich davon verabschiedet. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Kohei Saito: Systemsturz. Der Sieg der Natur über den Kapitalismus, dtv.
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Wolfgangs Buch „Die Filmanalyse. Kino anders gedacht“ gibt es hier: https://www.seidelmanandcompany.com/
Wolfgang präsentiert sein Buch und einen Überraschungsfilm in Düsseldorf am 23.9.: https://filmkunstkinos.de/filme/buchvorstellung-wolfgang-m-schmitt-die-filmanalyse-kino-anders-gedacht-2023/
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9/13/2023 • 40 minutes, 45 seconds
Ep. 213: Mit Jeff Bezos in den Sozialismus? Die digitale Planwirtschaft
Die Planwirtschaft ist noch immer ein Tabuthema – selbst bei jenen, die den Kapitalismus vehement kritisieren. Ist es sinnvoll, marktwirtschaftliche Prinzipien auszuhebeln und stattdessen auf Pläne zu setzen?
Die Frage ist nicht neu. Erörtert wurde sie bereits in den 1920er-Jahren. Die Socialist Calculation Debate drehte sich um die Frage, ob eine sozialistische Wirtschaft ohne private Eigentumsrechte an Produktionsmitteln effizient funktionieren könnte und wie die Nachfrage ermittelt werden soll, wenn der marktwirtschaftliche Preis-Mechanismus entfällt. Die Debatte fand zwischen prominenten Ökonomen wie Oskar Lange und Abba Lerner auf der sozialistischen Seite und Friedrich August von Hayek und Ludwig von Mises auf der marktwirtschaftlichen Seite statt.
Hayek argumentierte, dass eine zentrale Planung in einer sozialistischen Wirtschaft aufgrund des Fehlens von Marktpreisen für Produktionsmittel und Konsumgüter nicht in der Lage wäre, die komplexen Informationen effizient zu koordinieren. Nur der Wettbewerb als „Entdeckungsverfahren“ mache das möglich. Heute sieht die Welt anders aus: Konzerne wie Amazon und Google sammeln konsequent Nutzerdaten und können diese effizient zur Planung einsetzen. Auch darüber hinaus ist dank der Digitalisierung ein Sozialismus und eine Wirtschaft nach Plan einfacher möglich denn je.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Amy Klobuchar: Antitrust: Taking on Monopoly Power from the Gilded Age to the Digital Age, Knopf.
Oskar Lange: The Computer and The Market, online verfügbar unter: https://calculemus.org/lect/L-I-MNS/12/ekon-i-modele/lange-comp-market.htm.
Alec MacGilles: Ausgeliefert: Amerika im Griff von Amazon, S. Fischer.
Evgeny Morozov: Digital Socialism? The Calculation Debate in the Age of Big Data, online verfügbar unter:
https://newleftreview.org/issues/ii116/articles/evgeny-morozov-digital-socialism.
Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Campus.
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9/6/2023 • 40 minutes, 4 seconds
Ep. 212: Helfen Genossenschaften gegen die Wohnungskrise?
Überall ist Krise, nur bei den Vermietern nicht: Die Mieten steigen weiterhin, besonders in den Großstädten spitzt sich die Lage zu. So sind in Berlin die Mieten innerhalb nur eines Jahres um 20 Prozent gestiegen. Die Wohnungsnot wurde, entgegen den angeblichen Vorhaben der Bundesregierung, nicht abgemildert, sondern verschärft sich weiter.
Grund genug, um uns ein alternatives Modell anzusehen: Genossenschaftswohnungen gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Schon damals waren sie eine gute Lösung für die Wohnungsnot. Bis heute ist das System sinnvoll: Die Mieten sind wesentlich günstiger und auch der Zusammenhalt zwischen den Mietern ist ein anderer. Das Genossenschaftsmodell entzieht sich dem Markt, indem es dessen Mechanismen kennt und gegen ihn anwendet.
Wie das funktioniert und warum das Genossenschaftsmodell mehr gefördert werden müsste, erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Theresia Theurl: “Genossenschaften und Wohneigentum”, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, online verfügbar unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/316460/genossenschaften-und-wohneigentum/.
Daniel Arnold/Nico B. Rottke/Ralph Winter (Hrsg.): Wohnimmobilien. Lebenszyklus, Strategie, Transaktion, Springer Gabler.
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Mehr Informationen zu unserer Veranstaltung in Hamburg findet ihr unter:
https://wiso.noblogs.org/post/2023/08/17/13-09-podium-mit-wolfgang-m-schmitt-und-ole-nymoen-buergerhaus-wilhelmsburg/.
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8/30/2023 • 23 minutes, 17 seconds
Literatur #34: Ein Streitgespräch! Elfriede Jelineks "rein GOLD"
Elfriede Jelinek gehört zu den radikalsten Schriftstellerinnen der Gegenwart. Unaufhörlich bearbeitet, malträtiert, schüttelt und kitzelt sie die Sprache, um daraus Kalauer, wilde Assoziationen und vertraut Unvertrautes hervorgehen zu lassen.
Als die Österreicherin 2004 den Literaturnobelpreis erhielt, war nicht nur in ihrem verhassten Heimatland die Irritation groß, denn diese Literatur schert sich weder um mitreißende Geschichten noch um Sinnproduktion. Um die Sprache selbst geht es, wenngleich die Autorin stets politische Gegenwartsthemen aufgreift. So auch in ihrem Bühnenessay „Rein Gold“, mit dem sie Wagners „Rheingold“ überschreibt und mit der Immobilien- und Finanzkrise sowie mit dem Rechtsruck in Deutschland in Verbindung setzt.
Ist dieses postdramatische Stück eine kluge Auseinandersetzung mit dem Finanzmarktkapitalismus? Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von WfA-Literatur!
Literatur:
Elfriede Jelinek: rein GOLD. rowohlt.
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8/26/2023 • 1 hour, 6 minutes, 34 seconds
Ep. 211: Dümmer als Bitcoin! Die Worldcoin-Ideologie
Eine großartige Zukunft sagt Sam Altman voraus, wenn erst einmal die KIs große Teile der Produktion übernommen haben und wir über den Worldcoin ein Bedingungsloses Grundeinkommen ausgezahlt bekommen. Altman ist nicht nur der Kopf hinter ChatGPT bzw. OpenAI, sondern er verfolgt auch ein ambitioniertes Kryptoprojekt.
Die neue Kryptowährung Worldcoin ist derzeit in aller Munde, aber auch die Behörden werden langsam misstrauisch. Nicht nur hat Kenia das Projekt vorerst gestoppt, auch deutsche und französische Sicherheitsbehörden wollen prüfen, ob es tatsächlich rechtens ist, bei Bürgern Irisscans vorzunehmen und die biometrischen Daten dann auf einer Blockchain zu speichern, damit man als User sich jederzeit und überall authentifizieren kann.
In Berlin und München ist diese Registration schon möglich. Die Worldcoin-Gründer hoffen auf mehrere Milliarden Nutzer und locken mit dem Traum vom BGE und monetärer Souveränität.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
„Business Insider“ über das Geschäftsgebaren:
https://www.businessinsider.de/krypto/worldcoin-explodiert-zweistellig-chancen-risiken-der-neuen-kryptowaehrung/.
Eine Analyse von „MIT Technology Review“ zur Vorgehensweise bei den „Orbs“:
https://www.heise.de/hintergrund/Worldcoin-Tausche-Kryptowaehrung-gegen-Augen-Scan-7097714.html?seite=all.
Sam Altmans Essay „Moore’s Law for Everything“: https://moores.samaltman.com/
Das Worldcoin-Whitepaper: https://whitepaper.worldcoin.org/.
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8/23/2023 • 36 minutes, 40 seconds
Ep. 210: Der Machtkampf um Niger und der Neo-Kolonialismus
In Niger putschte das Militär am 26. Juli gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Mohames Bazoum. In diesen Tagen ist daher das Licht der Weltöffentlichkeit auf jenes Land gerichtet, das das drittärmste der Welt ist.
Die politische Gemengelage ist undurchsichtig, aber wenn man sich die ökonomische Lage ansieht, erkennt man sowohl die Spuren des Kolonialismus sowie die aktuellen Auswirkungen des Neokolonialismus in aller Deutlichkeit. Niger spielt vor allem für Frankreich eine wichtige ökonomische Rolle, da man von dort das Uran bezieht, um der französischen Wirtschaft Energie zuzuführen. In Niger profitiert man jedoch von diesen Exporten keineswegs.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur/Quellen:
Mick Klöckers Podcast über Niger:
https://nebenderspur.podigee.io/7-neue-episode.
Rosa-Luxemburg-Stiftung et al.: Der Uran-Atlas 2022, online verfügbar unter:
https://www.rosalux.de/fileadmin/images/Ausland/Afrika/Uranatlas_2022_2.pdf
Tagesschau: "Droht ein neuer regionaler Krieg?", online verfügbar unter:
https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/niger-158.html.
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8/16/2023 • 23 minutes, 32 seconds
Ep. 209: Wieso Marx von Gleichheit und Gerechtigkeit wenig hielt
Was ist eigentlich gerecht? Das Wort Gerechtigkeit führen Linke häufig im Munde, in kaum einem Wahlprogramm und auf kaum einem Wahlplakat darf es fehlen. Die stark sozialdemokratisch geprägte Idee von Gerechtigkeit im ökonomischen Sinne dominiert linke Debatten schon lange, wie ein Blick in die Geschichte zeigt: Die Wurzeln der Sozialdemokraten reichen weit ins 19. Jahrhundert zurück.
Besonders wichtig war der Mai 1875, als mit dem Gothaer Programm die Sozialdemokratische Arbeiterpartei unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht sich mit dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, dessen Präsident Wilhelm Hasenclever war, vereinigte. Die Forderung nach Gerechtigkeit wurde damals laut.
Karl Marx beobachtete dies sehr genau und setzte sich pointiert mit dem Gothaer Programm auseinander. In dieser Kritik geht es jedoch nicht allein um Negation, vielmehr scheint auf, wie eine andere Gesellschaft und ein anderes Wirtschaften aussehen könnten.
Von Gerechtigkeit zu sprechen aber, so macht Marx deutlich, ist recht unsinnig. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, warum die Gerechtigkeitsdebatte in die Irre führt.
Literatur:
Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms, online verfügbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me19/me19_013.htm.
Karl Marx: Grundrisse zur Kritik der politischen Ökonomie, online verfügbar unter:
https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2012/11/mew_band42.pdf.
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8/9/2023 • 26 minutes, 38 seconds
Ep. 208: Diese Barbie streikt! Arbeitskampf in Hollywood
Bis zum Ende des Jahres könnte der Streik dauern: Schlittert das Kino in die nächste Krise? Zum ersten Mal seit 1960 haben sich in Hollywood Schauspieler und Drehbuchautoren zusammengeschlossen, um für höhere Gagen und Restgagen zu kämpfen und um einen die Kreativen schädigenden Einsatz von AI-Technologien zu verhindern.
Die Filmstudios und Streaming-Anbieter sind bislang nicht zu Zugeständnissen bereit. Der Erfolg von „Barbenheimer“ verdeckt gerade, wie düster es in der US-Filmbranche aussieht. Was aber ist zu den Forderungen der Kreativen zu sagen? Manche verweisen auf die hohen Manager-Gehälter bei Netflix und Disney und stellen die extrem niedrigen Gagen für Nebendarsteller dagegen: Aber ist es nur eine Frage der Verteilung?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ tauchen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt tiefer in die Materie ein und analysieren den Geschäftsbericht von Netflix.
Literatur:
Was Serien-Stars verdienen: https://www.hollywoodreporter.com/tv/tv-news/mandy-moore-residuals-sag-aftra-strike-1235538930/.
Die Situation in Deutschland: https://www.drehbuchautoren.de/news/2023-07-18/von-wahren-urhebern-credit-parasiten-und-dem-fluch-der-verjaehrung.
Der Geschäftsbericht von Netflix: https://s22.q4cdn.com/959853165/files/doc_financials/2023/q2/FINAL-Q2-23-Shareholder-Letter.pdf.
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8/2/2023 • 42 minutes, 16 seconds
Ep. 207: Das Ehegattensplitting – Entlastung der Mitte oder Fessel der Frau?
Das Ehegattensplitting ist ein ewiger Zankapfel: 1958 wurde das Steuergesetz von der Adenauer-Regierung eingeführt, um die Ehe und Familie unter einen besonderen Schutz zu stellen, sprich: sie steuerlich zu privilegieren. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert und selbst für CDU-Mitglieder wird es immer schwieriger, beim Splitting auf die Familie zu verweisen.
Ehe und Kinder müssen schon lange nicht mehr zusammengedacht werden – allein zehn Millionen Ehen in Deutschland sind kinderlos und die Zahl der außerehelichen Kinder steigt. Inzwischen wird fast ein Drittel aller in Deutschland geborenen Kinder außerhalb von Ehen geboren – 1966 waren es gerade einmal 5,7 Prozent.
Will man also Kinder und Menschen mit Kindern unterstützen, ist das Ehegattensplitting der falsche Weg. Nicht zuletzt deshalb haben die SPDler Kevin Kühnert und Lars Klingbeil dem antiquierten Steuermodell den Kampf angesagt. Sie wollen eine Abschaffung. Auch schon Jahrzehnte zuvor haben Sozialdemokraten gegen das Modell gekämpft – erfolglos. Und in der Tat sollte man nicht vorschnell in den Chor derer einstimmen, die für eine Abschaffung sind.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Zu der aktuellen Debatte um das Splitting: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/streit-um-ehegattensplitting-sommerlochdebatte-oder-mehr,TjhHDpp.
Die „Stuttgarter Zeitung“ über die Einkommenssteuer: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.einkommenssteuer-vergleich-wer-zahlt-am-meisten-steuern-in-europa.5fa47782-24a4-4ff5-a93d-130060abb858.html.
Stefan Bach: Unsere Steuern. Wer zahlt? Wie viel? Wofür? Westend.
Gerhard Schick über die fehlende Erbschaftssteuer: https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/dezember/erbschaftsteuer-wie-von-oligarchen-bestellt.
Maria Wersig: Der lange Schatten der Hausfrauenehe. Zur Reformresistenz des Ehegattensplittings. Verlag Barbara Budrich.
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7/26/2023 • 28 minutes, 6 seconds
Literatur #31: Der Leopard – Giuseppe Tomasi di Lampedusa
Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957) ist einer der außergewöhnlichsten Debütanten der Literaturgeschichte: Mit über 50 Jahren schreibt er seinen ersten und einzigen Roman, der heute als einer der größten italienischen Romane des 20. Jahrhunderts gilt. „Der Leopard“ erzählt vom Untergang der Aristokratie in Italien, der im 19. Jahrhundert beginnt und nicht mehr aufzuhalten ist.
Im Mittelpunkt steht Fürst Don Fabrizio, der ahnt, dass die alte Welt untergehen wird und der mit teils melancholischem, teils ironischem Blick das Verschwinden der alten Welt ins Auge fasst. Dem gegenüber steht sein Neffe Tancredi, der früh mit den demokratischen Kräften paktiert, weil er glaubt, dass sich alles ändern muss, damit alles so bleiben kann, wie es ist.
„Der Leopard“ erzählt furios von einer Übergangszeit, die in den modernen Kapitalismus führt. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur!
Literatur:
Giuseppe Tomasi di Lampedusa: Der Leopard. Übersetzt von Burkhart Kroeber, Piper.
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7/22/2023 • 59 minutes, 22 seconds
Ep. 206: Der Kommerz macht den Fußball kaputt! Na und?
Die Kommerzialisierung des Fußballs ist ein Dauerthema, das die Gemüter erhitzt, Fanherzen bewegt und Club-Manager milde lächeln lässt. Der homo ludens jedenfalls trifft im Fußball auf den homo oeconomicus, was sich eigentlich ausschließen müsste. Aber macht der Kommerz den Fußball wirklich kaputt? Erleben wir bei einer solchen Argumentation nicht eine Romantisierung, die wenig mit der Wirklichkeit zu tun hat?
Besonders entzünden sich die Debatten an sogenannten Plastikvereinen wie RB Leipzig, die von einem Konzern ins Leben gerufen wurden, also über keine Tradition und angeblich auch nicht über eine echte Vereinsstruktur verfügen.
Schaut man sich die Geschichte des Fußballs an, wird man gleich feststellen, dass es sich einst um einen elitären Sport handelte, der dann schnell zum Massenphänomen avancierte. Damit aber begann auch die Kommerzialisierung dieser angeblich schönsten Nebensache der Welt. Vor allem die Sportbekleidungshersteller witterten ihre große Chance.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die vereinfachte Kapitalismuskritik beim Fußball.
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Zum Theorie-Podcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung geht es hier entlang:
https://www.rosalux.de/theoriepodcast
https://open.spotify.com/show/4BFWcJhT8ZlpvidUHvH0su
Literatur:
Joseph Blatter: “Greed is threatening the beautiful game”, in: Financial Times, online verfügbar unter: https://www.ft.com/content/7110585c-3a81-11da-b0d3-00000e2511c8.
Stefan Gmünder, Klaus Zeyringer: Das wunde Leder. Wie Kommerz und Korruption den Fußball kaputt machen, Suhrkamp Verlag.
Dieter Hintermeier: Wirtschaftsmacht Fußball. Hintergründe, Fakten und Visonen eines globalen Milliardengeschäfts, Hanser Verlag.
Klaus Zeyringer: Fußball. Eine Kulturgeschichte, S. Fischer Verlag.
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7/19/2023 • 34 minutes, 22 seconds
Ep. 205: Mindestlohn-Skandal und Elterngeld-Irrsinn
Der Mindestlohn wird erhöht! Am 1. Januar 2024 sollen nach Vorschlag der Mindestlohnkommission die Mindestlohnempfänger 12,41 Euro erhalten, 2025 sind dann 12,82 Euro geplant. Das ist ein Skandal, denn dies ist keine Lohnerhöhung, nein, es ist nicht einmal ein Inflationsausgleich.
Die Mindestlohnkommission sorgt dafür, dass die Verarmung in Deutschland weiter voranschreitet, und die Ampel-Koalition tut dabei so, als seien ihr die Hände gebunden. Aber auch medial empört dieser Skandal kaum jemanden, stattdessen echauffiert man sich Seite an Seite mit den bestverdienenden Paaren des Landes, die bald kein Elterngeld mehr erhalten sollen, weil sie weit mehr als 150.000 Euro im Jahr verdienen.
Start-up-Liberale und Influencer haben mit einer Petition gegen diese Entscheidung 500.000 Unterschriften sammeln können, auch die FDP klagt über das Kaputtsparen bei den Reichsten im Lande, während sich für die Niedriglöhner kaum einer interessiert. Die meisten deutschen Journalisten wähnen sich ohnehin reicher, als sie in Wahrheit sind.
Zeit also, noch einmal ausführlich über den Mindestlohn zu reden. Das tun Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Zum Jacobin-Magazin geht es hier entlang:
https://www.jacobin.de/wohlstand
Literatur:
Der Gegenstandpunkt zur Mindestlohndebatte: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/allgemein-verbindliche-mindestlohn?fbclid=IwAR0hk5LOtFYGPkdlgyjVovz4U7ejNM-jtWOYHiXOpDrQ1bktVH1XvIFyePo.
Die EU-Richtlinie zum Mindestlohn: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32022L2041.
Karl Marx: “Lohnarbeit und Kapital”, MEW Bd. 6.
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7/12/2023 • 31 minutes, 36 seconds
Ep. 204: McDonald's – Mythos eines Franchise-Wunders
Franchise-Systeme sind heute weit verbreitet – ob in der Gastronomie, im Einzelhandel, in der Hotellerie oder im Fitness-Sektor, diese Modelle prägen das Gesicht von Innenstädten und Industriegebieten.
Das Sytem verspricht eine Win-Win-Situation sowohl für den Franchisegeber als auch für den Franchisenehmer, und für viele Menschen ist diese Selbständigkeit ein erstrebenswertes Modell. Im 20. Jahrhundert erlebt das Franchise seinen Aufstieg: Das Konstrukt sieht vor, dass der Franchisegeber dem Franchisenehmer das Recht gewährt, ein etabliertes Geschäftskonzept unter einer gemeinsamen Marke zu betreiben. Der Franchisegeber stellt dem Franchisenehmer dabei nicht nur die Marke zur Verfügung, sondern auch das Know-how, die Unternehmensprozesse und unterstützende Dienstleistungen, manchmal auch gleich die nötigen Waren, die in der Filiale verkauft werden sollen.
Jedoch erhält der Nehmer nicht nur Sicherheiten, sondern er geht auch mit seinem Kapital ins Risiko – nicht nur fallen Lizenzgebühren an, auch muss er die Mitarbeiter bezahlen und Investitionen tätigen. Eines der berühmtesten Franchises ist McDonald's, dessen Gründer Ray Kroc sich zum genialen Unternehmer stilisierte, wenngleich die Wirklichkeit eine andere ist.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Franchise-Modell und McDonald's.
Claus Hecking: "Ray Kroc – der Burgermeister", in: https://www.capital.de/wirtschaft-politik/history-crime/wie-ray-kroc-aus-einer-imbissbude-den-weltkonzern-mcdonald-s-formte-9480250.html.
Ray Kroc/Robert Anderson: Die wahre Geschichte von McDonald's: Erzählt von Gründer Ray Kroc, FinanzBuch Verlag.
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7/5/2023 • 35 minutes, 49 seconds
Ep. 203: Das Ende des Dollars?
Das Ende naht! Oder ist das alles nur Panikmache? Seit vielen Jahren sprechen Crash-Propheten und dubiose Finanzexperten über das baldige Ende des Dollars, das jedoch noch immer nicht eingetreten und auch nicht in Sichtweite ist.
Neben diesen unseriösen Quellen melden sich nun jedoch auch ernstzunehmende Ökonomen und Investoren zu Wort, die vor einer Ent-Dollarisierung warnen. Diese würde sich zwar nicht von jetzt auf gleich, aber allmählich vollziehen. Gibt es bald eine andere Weltleitwährung?
Momentan sprechen die Fakten dagegen, doch vor allem die Sanktionspolitik des Westens gibt vielen Ländern zu denken: Was, wenn wir eines Tages von solchen Repressionen betroffen sind? Russland, China, Brasilien und auch Indien versuchen Koalitionen zu bilden, um ihren Handel vom US-Dollar zu lösen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die mögliche Ent-Dollarisierung.
Literatur:
David McDowell im Interview: https://www.beroeinc.com/blog/interview-de-dollarization-us-sanctions-ceopolitics-challenge-dollars-dominance/
Zoltan Poszar über Gold und das Ende des Dollars: https://www.ft.com/content/3e05b491-d781-4865-b0f7-777bc95ebf71
Nouriel Roubini im Interview: https://www.handelsblatt.com/finanzen/geldpolitik/interview-us-oekonom-roubini-die-entkopplung-findet-laengst-statt/29143234.html
Adam Tooze über die Ent-Dollarisierung: https://adamtooze.com/2023/04/28/chartbook-211-bucking-the-buck-debating-the-global-dollar-again/
Fareed Zakaria über ein mögliches Ende des Dollars: https://www.washingtonpost.com/opinions/2023/03/24/us-dollar-strength-russia-china/
Zongyuan Zoe Liu, Mihaela Papa: „Can BRICS De-dollarize the Global Financial System?“, in: https://www.cambridge.org/core/elements/can-brics-dedollarize-the-global-financial-system/0AEF98D2F232072409E9556620AE09B0
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6/28/2023 • 26 minutes, 8 seconds
Literatur #30: Antisemitischer Schund! Oliver Twist (Charles Dickens)
Charles Dickens gelang mit seinem Roman „Oliver Twist“, der zunächst zwischen 1837 bis 1839 in Fortsetzungen in einer Zeitschrift erschienen war, der internationale Durchbruch.
Das Leben des Waisenjungen Oliver beginnt in einem Armenhaus, wo er und die anderen Kinder täglich Hunger leiden müssen. Als Oliver dagegen rebelliert, sucht sein kirchlicher Vormund eine Arbeit für ihn. Lange kann es Oliver jedoch auch in dieser feindlich gesinnten Atmosphäre nicht aushalten. Er flieht nach London, gerät in die Fänge einer Bande von Taschendieben unter der Leitung des skrupellosen Fagin.
Durch eine Reihe von Abenteuern und Begegnungen, darunter die schurkischen Machenschaften des brutalen Verbrechers Bill Sikes und die Fürsorge der wohlhabenden Mrs. Maylie, wird Olivers unschuldige Natur und sein Streben nach einem besseren Leben auf die Probe gestellt.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die literarischen Schwächen und Qualitäten des Romans sowie über den Antisemitismus und die moralisierende Gesellschaftskritik.
Literatur:
Charles Dickens: Oliver Twist, Insel Verlag.
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6/24/2023 • 57 minutes, 26 seconds
Ep. 202: Der Fachkräftemangel – ein Mythos?
Lange Zeit galt die hohe Arbeitslosigkeit als das größte Problem des Landes, in jedem Wahlkampf war dies ein wichtiges Thema, nun aber wurde es durch ein neues ersetzt: die Arbeiterlosigkeit. Überall fehlen Leute – ob in der Pflege, in Hotels und Restaurants, bei der Bahn oder im Handwerk. Bundesminister wie Christian Lindner, Hubertus Heil und Annalena Baerbock reisen seit Monaten um die Welt, um Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben – und schotten Europa zugleich ab.
Industrieverbände schlagen Alarm, und selbst arbeitgebernahe Wirtschaftsinstitute rufen nach einem eingreifenden Staat, da der Markt versagt. Offensichtlich fehlen Menschen, obwohl Deutschland mehr Einwohner denn je hat. Wie kann das sein? Wenn von Personal- und Fachkräftemangel die Rede ist, sollte man vorsichtig sein: Es stimmt zwar, dass Hunderttausende Stellen unbesetzt sind, allerdings gibt es viele Menschen, die in Jobs arbeiten, die nicht unbedingt den Wohlstand steigern. Karl Marx sprach von „faux frais“ – diese Bezeichnung hilft uns, die aktuelle Lage zu verstehen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Zu “Genug!”, dem neuen Buch im Brumaire-Verlag geht es hier:
https://jacobin.de/wohlstand
Literatur:
Anika Jansen/Paula Risius: “Sorgenkind Gastro? Berufswechsel in der Corona-Pandemie”, in: https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2022/IW-Kurzbericht_2022-Sorgenkind_Gastro.pdf.
Wolfgang Fritz Haug: faux frais, in: http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=f:faux_frais.
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6/21/2023 • 32 minutes, 45 seconds
Ep. 201: Gewinnt China den Chipkrieg?
China ist in einer heiklen Lage: Zwar hatte die Kommunistische Partei bereits 2014 verkündet, dass man 2030 der weltweit führende Produktionsstandort für Halbleiter sein will, doch momentan ist die Abhängigkeit von den USA, Südkorea, Japan und Taiwan noch sehr hoch, weshalb westliche Sanktionen Peking arg zu schaffen machen.
Trotzdem erzielt die Volksrepublik erste Erfolge bei der Fertigung von Chips, vor allem können inzwischen Halbleiter für Autos, Medizintechnik und die Industrie 4.0 hergestellt werden. Woran es aber hapert, sind die Cutting-Edge-Chips. So werden die neuesten und fortschrittlichsten Halbleiterchips, die auf dem Markt verfügbar sind, genannt – womit man bei 14- oder gar 7-Nanometer-Prozessen angelangt ist.
Diese Chips können in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, wie zum Beispiel in Smartphones und Tablets, vor allem aber sind sie für Künstliche Intelligenzen entscheidend. Gewissermaßen ist Souverän, wer über die Produktion dieser Hightech-Chips verfügt. Diese besonders wichtigen Halbleiter werden aber überwiegend in Taiwan hergestellt, was die geopolitische Gemengelage nicht einfacher macht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Chinas Chipstrategie.
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Hier geht es zum neuen Buch von Isabella M. Weber:
https://www.suhrkamp.de/weber
Hier geht es zum Suhrkamp-Podcast "Dichtung & Wahrheit" mit Isabella M. Weber:
https://www.youtube.com/watch?v=sFo42uD8tMs
Literatur:
Julia Hess: „Halbstark bei den Halbleitern“, in: https://www.ipg-journal.de/rubriken/wirtschaft-und-oekologie/artikel/halbstark-bei-den-halbleitern-6510/.
Chris Miller: Chip War. The Fight for the World’s Most Critical Technology, Simon & Schuster.
Helen Toner, Jenny Xiao, Jeffrey Ding: „The Illusion of China’s AI Prowess“, in: https://www.foreignaffairs.com/china/illusion-chinas-ai-prowess-regulation.
Veranstaltungen:
Wolfgangs Vortrag in Saarbrücken:
https://stiftung-demokratie-saarland.de/vortraege/vortraege-und-lesungen/influencer-429
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6/14/2023 • 25 minutes
Ep. 200: Arno Dübel hatte recht!
„Ich bin ausgelastet, wenn ich jetzt noch arbeiten würde, wäre ich überlastet.“
Oder: „Jeden Tag steht ein Doofer auf, da bleib ich lieber länger liegen und schlafe.“
Oder auch: „Ich gehe einkaufen, mit meinem Hund spazieren, mal den besuchen, den besuchen, da mal einen Schluck trinken, da einen Schluck trinken, da geht der Tag auch rum.“
Die Sprüche von Arno Dübel sind legendär. Kürzlich ist „Deutschlands frechster Arbeitsloser“, wie die BILD-Zeitung einst titelte, gestorben. Videos von Dübel geistern durch alle Social-Media-Plattformen, seine Talkshow-Auftritte waren zahlreich, und längst hatte der Langzeitarbeitslose mit Hang zur Selbstdarstellung Kultstatus erreicht.
Gewiss, Dübel war ein Medienphänomen – und für viele fungierte er als Hassfigur und als ultimativer Beweis dafür, dass der Sozialstaat zur Faulheit einlade. Sicherlich muss man Dübel nicht als Revolutionär abfeiern, aber in gewisser Weise hat dieser Alltagsphilosoph in vielen Äußerungen zur Erwerbsarbeit richtig gelegen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sagen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt: „R.I.P., Arno Dübel!“
Literatur:
M. Arndt: "DEUTSCHLANDS FRECHSTER ARBEITSLOSER ARNO DÜBEL (54).
So gammelt er sich durch den Tag", in: https://www.bild.de/news/2010/so-gammelt-der-hartz-iv-empfaenger-sich-durch-den-tag-11312514.bild.html.
Christian Baron/Britta Steinwachs: Faul, frech, dreist: die Diskriminierung von Erwerbslosigkeit durch BILD-LeserInnen, Edition Assemblage.
Veranstaltungen:
Wolfgang an der Uni Trier:
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6/7/2023 • 32 minutes, 57 seconds
Ep. 199: Wieso Lohn für Hausarbeit eine schlechte Idee ist
Sollte Hausarbeit entlohnt werden? Und wenn ja, wie hoch sollte der Lohn sein? In den 1970er-Jahren wollten Aktivistinnen circa 2000 D-Mark für die Reproduktionsarbeit erhalten, was annähernd so viel wie der Durchschnittslohn war.
Tatsächlich handelte es sich um eine aus der Luft gegriffene Zahl. Das hinderte diverse Bewegungen in Deutschland, aber auch in anderen Ländern wie England oder Amerika, nicht daran, diese Forderungen lautstark zu vertreten. Allerdings mit keinem nennenswerten Erfolg.
Hinzu kam, dass viele Pamphlete maximal unlogisch argumentierten: So glaubten einige, dass sie mit dem Lohn für Hausarbeit von eben dieser unabhängig werden und statt zu kochen lieber ins Restaurant gehen könnten.
Sie wollten also am Ende nicht Lohn für getane Arbeit erhalten, sondern ein Gehalt, das sie von der Arbeit entbindet. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeichnen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Irrungen und Wirrungen der Debatte nach und machen konstruktive Gegenvorschläge.
Literatur:
Pieke Biermann, Gisela Bock: "Lohn für Hausarbeit vom Staat für alle Frauen", in: Courage. Berliner Frauenzeitung (3/1977), online verfügbar unter: http://library.fes.de/cgi-bin/courage.pl?id=07.00120&dok=197703&f=197703_016&l=197703_021&c=197703_016.
Silvia Federici: Das Lohnpatriarchat. Texte zu Marxismus & Gender; übersetzt von Leo Kühberger, Mandelbaum Verlag.
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5/31/2023 • 25 minutes, 4 seconds
Ep. 198: Der Krieg um die Chip-Produktion
Der Wirtschaftskrieg zwischen China und den USA wird in mehreren Sektoren ausgetragen, besonders bedeutend ist die Chip-Produktion. Allein in jedem Smartphone werden über ein Dutzend Chips verbaut. Mit dem iPhone erlebte die Chip-Industrie einen enormen Boom, doch dieser fand nicht im Westen statt, die Fertigung geschah woanders.
Bis heute werden die Chips für das iPhone in Taiwan hergestellt. TSMC steht für Taiwan Semiconductor Manufacturing Company und ist eines der größten Halbleiterunternehmen der Welt. Es ist spezialisiert auf die Auftragsfertigung von Chips, etabliert wurde dieses Modell von dem Gründer und langjährigen CEO Morris Chang. Der 1931 in China geborene Chang wanderte mit 18 Jahren nach Amerika aus, um eine große Karriere in der Halbleiterindustrie zu machen, bis er in den 80er-Jahren nach Taiwan zog, um dort eine Chip-Produktion aufzubauen, die inzwischen den Weltmarkt anführt.
Bekanntlich hat Taiwan einen prekären Status: Was würde also geschehen, wenn China Taiwan einnimmt? Und wie versuchen die USA durch den Chips Act Chinas Aufstieg zur Weltmacht zu bremsen?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Chris Miller: Chip War. The Fight for the World’s Most Critical Technology, Simon & Schuster.
Evgeny Morozov: Kalte Krieger im Silicon Valley. https://monde-diplomatique.de/artikel/!5915538.
Eric Schmidt, Yll Bajraktari: America Could Lose the Tech Contest With China, online verfügbar unter:
https://www.foreignaffairs.com/united-states/america-losing-its-tech-contest-china.
Adam Tooze: Washington isn’t listening to business on China any more, online verfügbar unter: https://www.ft.com/content/5e38eec5-8caa-41d1-b4fd-b0ac5e8ca58a.
Erklärung der Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der G7 zu wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit und wirtschaftlicher Sicherheit: https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975228/2191658/102968a368c39f46d5a3a7d6c0c171ee/2023-05-20-g7-economic-resilience-deu-data.pdf?download=1.
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5/24/2023 • 36 minutes, 20 seconds
Literatur #29: Ankunft im Alltag (Brigitte Reimann)
Brigitte Reimann setzte mit ihrem Roman „Ankunft im Alltag“ den Grundstein für eine neue DDR-Literatur, die man später Ankunftsliteratur nennen wird. Romane und Theaterstücke dieser kurzen Ära handelten von der Ankunft im Sozialismus. Ankommen musste man sowohl im ideologischen Sinne wie auch in materieller Hinsicht, denn nun wurde sozialistisch produziert – genau das sollte zum präferierten Sujet werden.
Die Texte der frühen 1960er-Jahre handeln oft von Individuen, die in Kombinaten arbeiten und dort mit den Mühen der Ebene konfrontiert sind, zugleich gibt es zwischenmenschliche Konflikte auszuhandeln. Dies findet sich geradezu beispielhaft in „Ankunft im Alltag“ wieder: Recha, Curt und Nikolaus kommen im Kombinat Schwarze Pumpe an und müssen sich in den kräftezehrenden Arbeitsalltag einfügen, zugleich entstehen Spannungen zwischen ihnen, die nicht zuletzt weltanschaulicher Natur sind.
Reimanns Roman wandelt dabei auf dem sogenannten Bitterfelder Weg, der vorsah, dass sich Künstler und Arbeiter miteinander vereinen bzw. die Rollen tauschen können. Arbeiter sollen Schriftsteller, Schriftsteller Arbeiter werden. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Brigitte Reimann: Ankunft im Alltag, Aufbau Verlag.
Brigitte Reimann: Ich bedaure nichts. Mein Weg zur Schriftstellerin, Aufbau Verlag.
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5/20/2023 • 1 hour, 2 minutes, 47 seconds
Ep. 197: Marx und die Holzdiebe
1842 war Karl Marx noch als Journalist tätig. Er schrieb für die „Rheinische Zeitung“ beispielsweise Artikel über das Holzdiebstahlgesetz. Diese journalistischen Arbeiten wären heute wohl vergessen, wenn Marx die vom damaligen Landtag angestrebte Verschärfung des Gesetzes nicht zum Anlass nehmen würde, das Wesen des Eigentums und des bürgerlichen Staates zu ergründen.
Der Aufstieg des Kapitalismus hat seine Grundlage nicht allein im technischen Fortschritt, wie häufig nahegelegt wird, sondern auch in Formen der Verrechtlichung, die die kapitalistische Herrschaft entscheidend etabliert haben. Arme Menschen – also der überwiegende Teil der Bevölkerung – bekommen dies besonders hart zu spüren. Jahrhunderte lang war es ihnen erlaubt, im Wald herumliegendes Holz zu sammeln, um damit zu heizen. Plötzlich aber soll das Sammeln von Raffholz verboten und mit hohen Strafen belegt werden.
Auch wenn dies zunächst wie ein finsteres Märchen aus längst vergangenen Tagen klingt, ist der Weg zum Containern, das in Deutschland ebenfalls als Diebstahl gilt, nicht besonders weit. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Daniel Bensaïd: Die Enteigneten: Karl Marx, die Holzdiebe und das Recht der Armen, Laika Theorie.
„Brisant“ über heutige Holzdiebstahlsgesetze: https://www.mdr.de/brisant/ratgeber/brennholz-sammeln-122.html.
Karl Marx zum Holzdiebstahlsgesetz: http://www.mlwerke.de/me/me01/me01_109.htm.
Gregor Ritschel: Jeremy Bentham und Karl Marx: Zwei Perspektiven der Demokratie, Transcript.
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5/17/2023 • 21 minutes, 50 seconds
Ep. 196: Alice Schwarzer und der Lohn für Hausarbeit
Warum gibt es eigentlich keine Entlohnung für Hausarbeiten? Die Frage liegt nahe, denn zu putzen, erziehen und kochen ist anstrengend, zeitaufwändig, kurzum: Es ist Arbeit.
Dass es Arbeit ist, würde niemand leugnen, aber offensichtlich handelt es sich nicht um Lohnarbeit. Feministische Aktivistinnen und Theoretikerinnen der 1970er-Jahre treibt dieses Thema um: Einige von ihnen fordern, dass die Hausarbeit ebenso wie produktive Arbeit entlohnt gehört.
Ein Argumentationsstrang lautet dabei, dass die Reproduktionsarbeit eminent wichtig sei, damit die Männer überhaupt im Kapitalismus Lohnarbeit leisten können. Die Frauen fordern also ihren gerechten Anteil an dem, was der Kapitalismus durch sie erst erwirtschaften kann – und hoffen dadurch auf finanzielle Unabhängigkeit vom Mann.
Dieser Vision widerspricht die damals schon bekannteste deutsche Feministin Alice Schwarzer: Sie hält nichts von der Idee, Frauen nun für ihre häuslichen Tätigkeiten zu entlohnen, da so keineswegs die Frau befreit werde, sondern sie lediglich für ihre Unterordnung bezahlt wird.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeichnen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die wichtige Debatte nach.
Literatur:
Pieke Biermann, Gisela Bock: "Lohn für Hausarbeit vom Staat für alle Frauen", in: Courage. Berliner Frauenzeitung (3/1977), online verfügbar unter: http://library.fes.de/cgi-bin/courage.pl?id=07.00120&dok=197703&f=197703_016&l=197703_021&c=197703_016.
Gruppe “Lohn für Hausarbeit” Berlin: "Offener Brief an Alice", in: Courage. Berliner Frauenzeitung (8/1977), online verfügbar unter:
http://library.fes.de/cgi-bin/courage.pl?id=07.00213&dok=197708&f=197708_038&l=197708_040&c=197708_040.
Alice Schwarzer: “Hausfrauenlohn?”, in: Emma (5/1977), online verfügbar unter: https://www.emma.de/lesesaal/45136#pages/3.
Louise Toupin: Lohn für Hausarbeit. Chronik eines internationalen Frauenkampfs (1972-1977), Unrast Verlag.
Veranstaltungshinweis:
Wolfgang ist am 27. Mai am Theater Münster, um bei der Performance "Tranceformation (Kinky Kafka)" mitzuwirken:
https://www.theater-muenster.com/produktionen/tranceformation-kinky-kafka-309.html.
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5/10/2023 • 27 minutes, 16 seconds
Ep. 195: Karl Polanyi und die Entstehung des Arbeitsmarktes
Damit der Kapitalismus funktioniert, ist er auf einen Arbeitsmarkt angewiesen, denn auch die Arbeitskraft ist eine Ware. Heute ist das eine Selbstverständlichkeit, doch in den Anfängen des kapitalistischen Systems war dies keineswegs der Fall: Während Ende des 18. Jahrhunderts in England die Industrialisierung bereits rasant wuchs und ein bürgerliches Unternehmertum entstand, sorgte ein Armengesetz dafür, dass kein freier Arbeitsmarkt sich etablieren konnte.
Es gab eine verwunderliche Gleichzeitigkeit von Fortschritt und Rückschritt zu beobachten, als 1795 Friedensrichter in Speenhamland in Berkshire ein Aufstockermodell ins Leben riefen, das die Landarbeiter vor Verarmung beschützen sollte. Dieses aus gutem Ansinnen erdachte System war ein letzter Ausläufer des feudalen Paternalismus, der gleichzeitig im krassen Gegensatz zu den allgemeinen Entwicklungen in den Städten und im Welthandel stand – denn die moderne Wirtschaftswelt gierte nach Arbeitskräften. Unternehmer suchten dringend Menschen, die ihre Subsistenzwirtschaft hinter sich ließen, um möglichst viel in Fabriken zu schuften. Das ging nur mit Zuckerbrot und Peitsche. Dem aber stand das Speenhamland-System im Wege, das noch bis 1834 galt.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ ergründen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Entstehung des modernen Arbeitsmarkts.
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5/3/2023 • 27 minutes, 13 seconds
Ep. 194: Kommt die Kinderarbeit im Westen zurück?
Wenn von Kinderarbeit die Rede ist, denkt man unwillkürlich an finstere Zeiten zu Beginn der Industrialisierung oder an nach wie vor verheerende Verhältnisse in armen Ländern, doch Kinderarbeit ist auch noch in westlichen Volkswirtschaft zu finden.
Mehr noch: Im US-Bundestaat Iowa haben die Republikaner nun ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Kinderarbeit wieder stärker liberalisiert. Demnach ist es möglich, schon 14-Jährige bis 23 Uhr zu beschäftigen, auch schwere Arbeiten in Kühlhäusern und Wäschereien sollen von Minderjährigen ausgeübt werden. Die Gouverneurin verkauft dies als eine tolle Möglichkeit für junge Menschen, um mehr Erfahrungen zu sammeln.
Inzwischen denkt man sogar darüber nach, einen Führerschein ab 14 Jahren einzuführen, der aber nur die Wege zum Arbeitgeber beinhalten soll. In vielen anderen US-Bundesstaaten sind solche Liberalisierungen der Kinder- und Jugendarbeit ebenfalls zu erleben, möglicherweise ist das der Beginn einer düsteren Renaissance.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Nikolas Dörr: "165 Jahre Einschränkung der Kinderarbeit in Preußen :
Ein Beitrag zum Beginn der Sozialgesetzgebung in Deutschland", online verfügbar unter: https://d-nb.info/1217717145/34.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1, Karl Dietz Verlag, online verfügbar unter: http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_245.htm#Kap_8_6.
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4/26/2023 • 31 minutes, 14 seconds
Literatur #28: Die weiße Rose (B. Traven)
Die Legenden um den Autor B. Traven überschatten inzwischen dessen Werk, obwohl es einmal anders gedacht war: Der unter Pseudonym schreibende Schriftsteller wollte eigentlich hinter seinem Werk verschwinden, deshalb machte er um seine Person ein Geheimnis, erlaubte keine Fotografien und gab nie ein Interview.
Literaturwissenschaftler und Journalisten aus aller Welt fahndeten über Jahrzehnte nach dem Bestsellerautor, dessen Werk verfilmt und in über 20 Sprachen übersetzt wurde.
„Die weiße Rose“ lautet der Titel eines in Mexiko angesiedelten Romans, der von der kapitalistischen Übernahme einer feudal geführten Hacienda handelt, die den Indianern von einem international agierenden Öl-Konzern entrissen wird.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Schwächen und Stärken des Romans.
Literatur:
B. Traven: Die weiße Rose, Diogenes.
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4/22/2023 • 1 hour, 56 seconds
Ep. 193: Sind Kinder langlebige Konsumgüter?
Die Idee klingt verwegen: Gary S. Becker, Träger des sogenannten Wirtschaftsnobelpreises, betrachtet Kinder als „langlebige Konsum- und Produktionsgüter“. In seinen Studien und Aufsätzen betrachtet er Familien unter Kosten-Nutzen-Rechnungen und leitet daraus eine eigenwillige neoliberale Politik ab.
Derzeit wird in Deutschland über die Kindergrundsicherung diskutiert, die die FDP ausbremst. Immer wieder verkündigen Politiker, dass Kinder unsere Zukunft seien, aber die politischen Maßnahmen entsprechen diesen weihevollen Worten viel zu selten. Was, wenn eine Betrachtung à la Gary S. Becker, der einst bei Milton Friedman in Chicago studierte, einige kontraintuitive Argumentationshilfen bieten kann? Kann man den Neoliberalismus vielleicht sogar mit neoliberalen Prämissen bekämpfen?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Gary S. Becker: Familie, Gesellschaft und Politik – die ökonomische Perspektive, Mohr Siebeck.
Gary S. Becker: Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens, Mohr Siebeck.
Gary S. Becker und Guity Nashat Becker: Die Ökonomie des Alltags, UTB.
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4/19/2023 • 36 minutes, 55 seconds
Ep. 192: Endlich wieder Klassenkampf! Die neue Streikbewegung
Endlich wird in Deutschland wieder gestreikt! Die Inflation und die vielen Berichte über die horrenden Übergewinne von Unternehmen sowie der berechtigte Verdacht, dass wir es mehr und mehr mit einer Profitinflation zu tun haben, lassen den Arbeitskampf wieder aufblühen. Aber auch ein neues Selbstverständnis der Arbeiterschaft ist entscheidend. Hinzu kommt, dass die Organisation wieder deutlich besser funktioniert: Nicht nur gibt es viele neue Gewerkschaftsmitglieder zu verzeichnen, auch gelingt es den verschiedenen Bewegungen stärker miteinander zu kooperieren.
Arbeitgeberverbände und Konservative Politiker sind nicht begeistert und fordern schon eine Einschränkung des Streikrechts. Ähnliches ist in Großbritannien zu beobachten, wo die Sunak-Regierung die Rechte von Arbeitern beschneidet, denn dort gewinnen die Gewerkschaften neu an Macht. Bei den ohnehin streiklustigeren Franzosen herrscht mitunter Ausnahmezustand, weil sie es nicht hinnehmen wollen, dass sie nun zwei Jahre länger arbeiten müssen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ blicken Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt auf die neuesten Entwicklungen im europäischen Arbeitskampf.
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Literatur:
Nelli Tügel: “Neue deutsche Streikwelle”, in: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1172152.gewerkschaften-neue-deutsche-streikwelle.html.
GegenStandpunkt: “Die Lohnfrage in schweren Zeiten”, in: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/lohnfrage-schweren-zeiten.
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Am 21. 4. ist Ole in Ravensburg:
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4/12/2023 • 31 minutes, 42 seconds
Ep. 191: Braucht der Kapitalismus das Patriarchat?
Der Kapitalismus ist angewiesen darauf, dass Frauen unbezahlte Reproduktionsarbeit verrichten. Die italienische Feministin und Aktivistin Mariarosa Dalla Costa hat in den 1970er-Jahren mit dieser These zum Kapitalismus für Furore und Diskussionen gesorgt.
Dalla Costa argumentiert, dass die Hausarbeit, die von Frauen geleistet wird, eine wichtige Voraussetzung für die Reproduktion der Arbeitskraft und damit für die Aufrechterhaltung des Kapitalismus darstellt. Diese These impliziert zugleich eine Kritik an Marx, der sich in seinem Werk vorwiegend mit der Lohnarbeit beschäftigt hat.
Historisch ist Dalla Costas Analyse zutreffend, aber stimmt diese Annahme auch per se? Ist der Kapitalismus auf die sogenannte Hausfrauisierung angewiesen? In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt stark gewandelt, immer mehr Frauen nehmen am Erwerbsleben teil und sind immer seltener auf den „male breadwinner“ angewiesen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die These von Dalla Costa und zeigen auf, wie der neue Geist des Kapitalismus tickt.
Literatur:
Mariarosa Dalla Costa: “Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft”, in: Mariarosa Dalla Costa , Selma James: Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft, Merve.
Katherine A. Moos: “The political economy of state regulation: the case of the British Factory Acts”, in: Cambridge Journal of Economics, online verfügbar unter: https://academic.oup.com/cje/article/45/1/61/5880215.
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4/5/2023 • 30 minutes, 17 seconds
Ep. 190: Erst SVB, dann Credit Suisse – kommt nun die Bankenkrise?
Im Bankensektor sind derzeit alle Akteure in höchster Alarmbereitschaft, denn die Gefahr eines Domino-Effekts ist real: Im März waren eben noch geschätzte Banken wie die Silicon Valley Bank und die Credit Suisse wegen Zahlungsunfähigkeit aufgefallen. Die Banken sind nun beide Geschichte und wurden von Konkurrenten geschluckt – dies gelang aber nur durch ein beherztes Eingreifen der Zentralbanken.
Diese wiederum sind bemüht, die Fälle herunterzuspielen, denn falsche Signale könnten weitere Bankruns auslösen und das gesamte System ins Wanken bringen. Wiederholt sich hier etwa das Jahr 2008? Das lässt sich noch nicht prognostizieren, fest steht aber, dass es diesmal andere Gründe hat, warum Geldhäuser an den Abgrund getrieben werden. Die steigenden Leitzinsen jedenfalls sind daran nicht unschuldig.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ beleuchten Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die möglicherweise drohende neue Bankenkrise.
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Literatur:
Fabio de Masi in der „Berliner Zeitung“: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/credit-suisse-bankenkrise-ezb-fed-zinserhoehung-bankenrettung-droht-eine-neue-finanzkrise-wie-nach-lehman-peite-2008-li.330721.
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3/29/2023 • 33 minutes
Literatur #27: Germinal – Émile Zolas Meisterwerk
1885 erschien Émile Zolas in mehrerer Hinsicht revolutionärer Gesellschafts- und Bildungsroman „Germinal“, auf dessen Schultern viele sozialistische Autoren des 20. Jahrhunderts stehen. Der Roman handelt vom Aufstand der Grubenarbeiter in einer nordfranzösischen Kohle-Siedlung, die arg von der Krise und den Profitinteressen der Kapitalisten gebeutelt sind.
Etienne, der junge Protagonist, kommt als Fremder in die Ortschaft, unter Tage erlebt er die Härte der Arbeit, in der Familie Maheu all das Elend der arbeitenden Klasse. Zugleich schildert Zola die feiste Bourgeoisie mit ihren Konventionen und Gepflogenheiten. Scharf kontrastierend, ohne auf eine reine Schwarz/Weiß-Malerei zu setzen, gelingt Zola eine herausragende Analyse der kapitalistischen, industrialisierten Gesellschaft.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur!
Literatur:
Émile Zola: Germina, Reclam.
Heinrich Mann: Zola. Essay, Insel.
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3/25/2023 • 54 minutes, 34 seconds
Ep. 189: Wie skandalös die globale Armut kleingerechnet wird
Der Kapitalismus schafft mit großen Schritten die Armut ab! Der freie Markt realisiert Wohlstand für Alle – und zwar überall! Das wiederholen fortwährend Fans des Kapitalismus. Hochdotierte Professoren wie Steven Pinker touren mit dieser guten Nachricht durch die Welt und erhalten überwiegend Beifall.
Tatsächlich ist es so, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen aus der absoluten Armut gehoben wurden, jedoch ist damit die Armut keineswegs überwunden. Es lohnt sich, einmal gründlicher zu analysieren, welche Definitionen und Maßstäbe von Armut diskursbestimmend sind.
Die absolute Armut mag zwar abgenommen haben, aber das Elend in der Welt ist nach wie vor entsetzlich groß. Das zeigt sich vor allem, wenn man sich ansieht, wie von der Weltbank die absolute Armutsgrenze festgelegt wird und was es bedeutet, über ihr zu liegen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das wahre Ausmaß der globalen Armut.
Quellen:
Weltbank: "Fact Sheet: An Adjustment to Global Poverty Lines", in: https://www.worldbank.org/en/news/factsheet/2022/05/02/fact-sheet-an-adjustment-to-global-poverty-lines#9.
Patrick Kaczmarczyk auf Twitter: https://twitter.com/pat_kaczmarczyk/status/1627975934845353990?lang=de.
Andy Sumner/Eduardo Ortiz-Juarez: "Fragile Progress? Global Monetary Poverty, 1981-2030", in: https://www.un.org/development/desa/dspd/wp-content/uploads/sites/22/2021/05/Sumner-and-Ortiz-Juarez_Paper.pdf.
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3/22/2023 • 25 minutes, 21 seconds
Ep. 188: Süß und ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu arbeiten (und sterben)
Nahezu alle Länder der Erde rüsten gerade kräftig auf. Wenn aber immer mehr Geld ins Militär fließen soll, suchen Staaten mitunter nach eigenwilligen Möglichkeiten der Finanzierung. Für eine kleine Debatte auch hierzulande sorgte nun Dänemark. Das Parlament hat beschlossen, einen Feiertag zu streichen, um das 2-Prozent-Ziel der NATO finanzieren zu können. Die dänische Wirtschaft soll durch diese Maßnahme um etwas mehr als 400 Millionen Euro pro Jahr wachsen.
Es dauerte nicht lange, bis konservativ-liberale Journalisten und Politiker vorschlugen, auch in Deutschland einen Feiertag abzuschaffen, damit mehr Geld fürs Militär bereitgestellt werden kann. Diese Posse zeigt nur im Kleinen, wie sehr ein neuer Diskurs Einzug gehalten hat: Plötzlich scheint es wieder süß und ehrenvoll zu sein, sich für sein Vaterland zu opfern. „Frieren für die Freiheit“, forderte schon vor einem Jahr Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, inzwischen hat die Verarmung in Deutschland rasant zugenommen. Da kommt eine Ablenkung durch patriotische Appelle gerade zur rechten Zeit.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
WERBUNG:
Mehr Informationen zu "Teuer!", dem neuen Buch von Maurice Höfgen, findet ihr unter:
https://mauricehoefgen.com/teuer
Literatur:
Die Studie des ifo-Instituts zu den Feiertagen: https://www.ifo.de/DocDL/sd-2018-06-hansen-meyer-feiertag-bip-2018-03-22.pdf.
Die DIW-Studie zu Erbschaften und Firmenprivilegien: https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.542137.de/16-36-4.pdf.
Veranstaltungen:
Am 16.3. sind wir für einen Vortrag in Leipzig: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/1I6LG/.
Am 17.3. sprechen wir dann in Dresden: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/7KCKR/.
Am 22.3. ist Wolfgang in Berlin beim Europapolitischen Forum zu Gast: https://www.igmetall.de/download/20230224_230223_Einladung_IGM_final_online_85bd3249ae7a49532a6a661d1677ac1261a95b4d.pdf.
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3/15/2023 • 35 minutes, 22 seconds
Ep. 187: Wieso Christian Felbers Gemeinwohl-Ökonomie ein Luftschloss ist
Seit 2010 macht ein Konzept von sich reden, das eine Alternative zum Kapitalismus darstellen soll und dem selbst einige Unternehmer nicht abgeneigt zu sein scheinen. Auch manch bürgerlicher Kapitalismuskritiker kann sich dafür begeistern, denn es wird nicht bloß eine Kritik des bestehenden Wirtschaftssystems formuliert, sondern auch noch gleich eine Lebensphilosophie mitgegeben.
Die Gemeinwohl-Ökonomie hat Anhänger nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern inzwischen gibt es in vielen Ländern Konvente und Bürgerräte, Initiativen und Unternehmen, die sich mit dem Wirtschaftsmodell beschäftigen bzw. es versuchsweise in die Tat umsetzen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist das Konzept vor allem mit dem Aktivisten Christian Felber verbunden, dessen Buch „Gemeinwohl-Ökonomie“ den Ansatz verfolgt, einen holistischen Entwurf für eine andere Gesellschaft und Wirtschaft zu bieten.
Die Wirtschaft soll in der Gemeinwohl-Ökonomie nicht länger auf möglichst viel Wachstum und Profit aus sein, stattdessen geht es darum, ein Wirtschaften zu etablieren, bei dem die Würde des Menschen und das Klima im Vordergrund stehen. Dazu bedarf es eines ausgeklügelten Anreizsystems.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erläutern Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt das Konzept und decken dessen Schwachstellen auf.
Literatur:
Christian Felber. Gemeinwohl-Ökonomie, Piper.
Veranstaltungen:
Am 15.3. ist Wolfgang zu Gast im „Literarischen Trio“ in Berlin: https://lfbrecht.de/event/das-literarische-trio-mit-wolfgang-m-schmitt/
Am 16.3. sind wir für einen Vortrag in Leipzig: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/1I6LG/
Am 17.3. sprechen wir in Dresden: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/7KCKR/
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3/8/2023 • 33 minutes, 32 seconds
Ep. 186: Wer gibt Staaten Kredit? Die Geschichte der Finanziers
Wer leiht eigentlich Nationalstaaten Geld? In der Regel spricht man einfach von „den“ Finanzmärkten – und diese haben keineswegs immer Spendierhosen an, wie zuletzt Liz Truss während ihrer kurzen Zeit als britische Premierministerin erfahren musste. Die konservative Regierung wollte vor allem den Reichen Steuergeschenke machen, aber die Finanzmärkte erkannten darin keine solide Wirtschafts- und Haushaltspolitik, sodass schließlich sogar die Zentralbank von England einschreiten musste, um eine größere Krise zu verhindern.
Blickt man jedoch in die Vergangenheit, funktionierte die Kreditvergabe an Staaten einst völlig anders. Im 18. und 19. Jahrhundert kamen die Kredite aus den Händen der Handelsbankiers, die eng mit den europäischen Höfen und den jeweiligen Regierungen verbandelt waren. Berühmte Bankiers-Familien, damals häufig in Paris und London ansässig, sind heute vielleicht noch namentlich bekannt, aber ihr Einfluss ist längst verschwunden, nachdem Banken mit Haftungsbeschränkung das Geschäft übernommen haben.
Erst aber nach dem Fall des Bretton-Woods-Systems internationalisiert sich das Bankenwesen wieder, ja, noch stärker als einst. Mehr dazu in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ von Wolfgang M. Schmitt und Ole Nymoen.
Literatur:
Quentin Bruneau: States and the Masters of Capital. Sovereign Lending, Old and New, Columbia University Press.
Wir sind nun auch bei TikTok:
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Veranstaltungen:
Am 2.3. hält Wolfgang in Wiesbaden einen Vortrag: https://www.dielinke-wiesbaden.de/start/roter-salon-veranstaltungen/
Am 15.3. ist Wolfgang zu Gast im „Literarischen Trio“ in Berlin: https://lfbrecht.de/event/das-literarische-trio-mit-wolfgang-m-schmitt/
Am 16.3. sind wir für einen Vortrag in Leipzig: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/1I6LG/
Am 17.3. sprechen wir in Dresden: https://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/7KCKR/
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3/1/2023 • 26 minutes, 5 seconds
Literatur #26: Der große Gatsby (F. Scott Fitzgerald)
1925 erschien ein Roman, auf dessen Schultern bis heute viele US-amerikanische Autoren stehen: „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald. Rasch schrieb der 27-jährige Autor in Frankreich dieses Meisterwerk über die Scherben des amerikanischen Traums nieder. Ein Buch über Illusionen und glatte Oberflächen, in denen sich maskenhafte Gesichter spiegeln.
Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der es augenscheinlich geschafft hat: Gatsby ist unfassbar reich, sein Anwesen ist ein permanentes Party-Areal, die wilden Zwanziger werden hier als Tanz auf dem Vulkan zelebriert. Doch hinter der Fassade lauert der Tod. Gatsby sehnt sich nach vergangenen Tagen, ein Unfall mit tödlichem Ausgang offenbart die Kälte einer Gesellschaft, die im Zweifelsfall von schönen Hemden mehr gerührt ist als von der Liebe.
In der neuen Folge von „Wohlstand für alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diesen Klassiker des 20. Jahrhunderts.
Literatur:
Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, Suhrkamp.
F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby, Diogenes.
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2/25/2023 • 44 minutes, 50 seconds
Ep. 185: Was hätte Marx zu KI gesagt? ChatGPT antwortet!
„Der Podcast von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt heißt ‚Hotel Matze‘ und behandelt verschiedene Themen aus den Bereichen Gesellschaft, Kultur und Politik“, antwortet ChatGPT auf die Frage, was man im Podcast von uns beiden lernen kann. Nun, unser Publikum weiß natürlich, dass unser Podcast „Wohlstand für Alle“ heißt. Aber mit diesem Titel kann ChatGPT in Bezug auf unsere Namen nichts anfangen, und ordnet diesen Titel einem völlig anderen Podcast zu.
Auch wenn die KI noch viele Fehler macht, lohnt es sich, diesen Trend unter ökonomischen Gesichtspunkten in den Blick zu nehmen. Hinter ChatGPT steht das Unternehmen OpenAI, das unter anderem von Elon Musk, Peter Thiel und Microsoft finanziert wird. Google ist alarmiert, denn man befürchtet durchaus, dass Microsoft als Suchmaschinenanbieter wichtiger werden könnte.
Aber droht damit tatsächlich das Ende von Google? Und noch wichtiger: Was hätte eigentlich Karl Marx zu ChatGPT gesagt? In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ fragen wir bei dem Programm, das momentan in aller Munde ist nach, und wir geben natürlich auch selbst eine Antwort.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Eric Boyd im „Handelsblatt“-Interview: https://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/microsoft-und-openai-eric-boyd-im-interview-ueber-die-chancen-von-ki/28957678.html.
„Time“-Artikel zu Arbeitern in Kenia: https://time.com/6247678/openai-chatgpt-kenya-workers/.
„The Economist“ zum Kampf von Microsoft gegen Google: https://www.economist.com/leaders/2023/02/09/the-battle-for-internet-search.
Wolfgang Fritz Haug: Artikel zum „General Intellect“ in: HKWM 5, Spalten 230-242.
Christian Lotz, Karl Marx: Das Maschinen-Fragment, Laika Verlag.
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2/22/2023 • 34 minutes, 19 seconds
Ep. 184: Wie gefährlich ist Christian Lindners Generationenkapital?
Christian Linder ist in diesen Tagen sehr stolz, denn sein Projekt Aktienrente läuft allmählich auf der Zielgeraden ein. Jedoch sieht das Konzept, über das im Bundestag noch entschieden werden muss, ziemlich anders aus als das, was die FDP vor der Bundestagswahl angedacht hatte.
Wir erinnern uns: Eigentlich sollten alle deutschen Bürger zu Kleinkapitalisten gemacht werden, indem ein Teil des gesetzlichen Rentenbeitrags an den Aktienmärkten angelegt werden sollte. Von dieser Idee nach schwedischem Vorbild ist nun nichts geblieben. Stattdessen nimmt der Staat jetzt Schulden auf, um jährlich 10 Milliarden Euro an den Märkten anzulegen, was dann der Bezuschussung der Renten zugutekommen soll. Niemand erhält dadurch mehr Rente.
Schon jetzt muss der Staat die gesetzliche Rente mit jährlich 100.000 Euro bezuschussen, bald wird ein kleiner Teil dieser Bezuschussung durch die Aktienrente bzw. das „Generationenkapital“ finanziert sein. Viele Linke kritisieren, Lindner verspekuliere nun die Rente an der Börse – dies ist allerdings nicht der Fall. Jedoch zeigen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ auf, was stattdessen drohen könnte: eine neue Privatisierungswelle.
Literatur:
Benjamin Braun: Die Aktienrente ist eine Finanzialisierungsmaschine, in: https://jacobin.de/artikel/aktienrente-kritik-finanzialisierung-generationenkapital-fdp-christian-lindner/.
Bundesfinanzministerium: Das Generationenkapital: für Gerechtigkeit
und solide Staatsfinanzen, in: https://www.bundesfinanzministerium.de/Monatsberichte/2023/01/Inhalte/Kapitel-2b-Schlaglicht/2b-generationenkapital-pdf.pdf?__blob=publicationFile&v=5.
Maurice Höfgen: Linke Mythen über Lindners Aktienrente, in: https://mauricehoefgen.substack.com/p/aktienrente-lindner-linke-fdp-rente.
Anja Mikus im Interview: https://www.kenfo.de/fileadmin/user_upload/dokumente/cap_0222_interview_der_staat_kann_geld_anlegen.pdf.
Nadine Oberhuber: Die Aktienrente kommt – aber ganz anders als gedacht, in: https://www.capital.de/geld-versicherungen/die-aktienrente-kommt---aber-ganz-anders-als-gedacht-33104806.html.
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2/15/2023 • 28 minutes, 10 seconds
Ep. 183: Bauen, bauen, bauen! Und nun?
Die Lage am deutschen Wohnungsmarkt spritzt sich zu, bereits jetzt zeigt eine Studie, dass wir uns in der größten Krise seit über 20 Jahren befinden. Inflation, Lieferkettenprobleme, Arbeitskräftemange und vor allem die Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank sorgen dafür, dass Privatpersonen immer weniger bauen.
Auch die Wohnungskonzerne halten sich nun zurück, so hat kürzlich Vonovia angekündigt, im Jahr 2023 keine Neubauten zu errichten – dies sei einfach momentan nicht profitabel. Die Bundesregierung hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, dass jährlich mindestens 400.000 neue Wohnungen plus 100.000 Sozialwohnungen entstehen sollen. Dieses Ziel wurde jedoch im vergangenen Jahr weit verfehlt und in diesem Jahr sieht es noch schlechter aus.
Auch Vonovia verweist auf die hohen Zinsen, von denen Privatleute besonders hart getroffen werden – viele Bauvorhaben lösen sich gerade in Luft auf. Nun möchte die Bundesbauministerin für Familien eine Entlastung durch Zinsvergünstigungen schaffen.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
DIW zum Bauen in Deutschland:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.862934.de/publikationen/wochenberichte/2023_01_1/bauboom_geht_zu_ende_____politischer_strategiewechsel_erforderlich.html.
Förderung für klimafreundliches Bauen: https://www.deutschlandfunk.de/wohnungsbau-die-reformierte-neubaufoerderung-ein-ueberblick-100.html.
Markus Hinterberger im „Handelsblatt“ zu Geywitz‘ Förderungsvorhaben: https://www.handelsblatt.com/meinung/kommentare/kommentar-baukindergeld-2-0-gut-gemeint-aber-nicht-gut-gemacht/28926562.html.
Stephan Kaufmann in „Oxi“ zur Bodenspekulation: https://oxiblog.de/mieten-die-erde-als-fiktives-kapital/.
Caren Lay: Wohnopoly. Wie die Immobilienspekulation das Land spaltet und was wir dagegen tun können, Westend.
Studie zum Sozialen Wohnen und Bauen in Deutschland: https://www.dgfm.de/fileadmin/01-DGFM/downloads/studien-wohnungsbau/2023-01_Studie_-_Bauen_und_Wohnen_in_der_Krise.pdf.
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2/8/2023 • 28 minutes, 37 seconds
Ep. 182: Der Gender Pay Gap – wieso Frauen weniger verdienen
Frauen verdienen durchschnittlich noch immer weniger als Männer. In regelmäßigen Abständen kommen Studien zu diesem Ergebnis, daran schließt sich häufig eine Diskussion an, bei der die ökonomischen Gründe unterbelichtet bleiben.
Bemerkenswert ist auch, dass Frauen deutlich weniger streiken als Männer, was die Kluft eher vertieft. Zunächst einmal muss man aber zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender-Pay-Gap unterscheiden. Während der unbereinigte Gap einfach die Gesamtheit der Gehälter von Männern und Frauen miteinander vergleicht, geht es beim bereinigten um die Gehälter von Männern und Frauen in den selben Bereichen mit gleichen Qualifikationen. Aber auch dabei gibt es noch immer einen Lohnunterschied von bis zu 7 Prozent, während der unbereinigte Gender-Pay-Gap sogar bei 18 Prozent liegt. Woran liegt das?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ gehen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt dieser Frage nach.
Literatur/Quellen:
Destatis: Gender Gap Simulator, online verfügbar unter: https://service.destatis.de/DE/paygap/.
Lena Hipp/Nadiya Kelle: Nur Luft und Liebe? Die Entlohnung sozialer Dienstleistungsarbeit im Länder- und Berufsvergleich, online verfügbar unter: https://www.fes.de/nur-luft-und-liebe.
Carmen Tatschmurat/Ines Langemeyer: "Frauenarbeit", in: Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, online verfügbar unter: http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=f:frauenarbeit.
Am 8.2. ist Wolfgang in Kassel:
https://www.instagram.com/p/CoFFOMVKQkx/?fbclid=IwAR3-Pr_rxRprUi9vQkMwuBZEjNGpjBjPNmxlz4hE1LJOwAeGT9CgbQb3-5s.
Oles Diskussion mit Ulrike Herrmann findet ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=PoigG6ZSMXM.
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2/1/2023 • 25 minutes, 28 seconds
Literatur #25: Charlotte Brontë – Shirley
Die englische Schriftstellerin Charlotte Brontë ist eine der berühmten Brontë-Schwestern, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, zurückzogen vom Trubel der Welt, beachtliche literarische Werke schufen. Charlotte Brontës Roman „Shirley“ handelt von einem Fabrikbesitzer namens Robert Moore, der hochverschuldet ist, unter der Kontinentalsperre zu leiden hat und die Arbeiterschaft gegen sich aufbringt.
Der technische Fortschritt in Form von neuen Maschinen vollzieht sich unbarmherzig und erhöht die Arbeitslosigkeit zusätzlich. Für die Liebe bleibt da kaum Zeit, auch wenn Cousine Caroline durchaus reizvoll ist. Dann aber taucht in Yorkshire die reiche Erbin Shirley auf, die durch eine Heirat Robert von seinen finanziellen Schwierigkeiten erlösen könnte.
In der neuen Folge von „WfA-Literatur“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den opulenten Roman.
Literatur:
Charlotte Brontë: Shirley. Übersetzt von Johannes Reiher und Horst Wolf, Insel Verlag.
Elsemarie Maletzke/Christel Schütz: Die Schwestern Brontë. Leben und Werk in Texten und Bildern, Insel Verlag.
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1/28/2023 • 52 minutes, 25 seconds
Ep. 181: Wie das BIP zur mächtigsten Zahl der Welt wurde
Das Bruttoinlandsprodukt ist die vielleicht mächtigste Zahl der Welt. Wie gut es einem Land geht, drückt sie angeblich unmissverständlich aus. Das BIP zu erhöhen, ist das Ziel aller kapitalistischer Staaten, nicht zuletzt, um in der internationalen Konkurrenz bestehen zu können.
Jährlich wird die Produktivkraft einer Volkswirtschaft mit dem BIP ausgewiesen, doch diese Kenngröße existierte nicht schon immer. Jahrhunderte lang interessierte man sich für den volkswirtschaftlichen Gesamtwert allenfalls peripher, erst im dem Zweiten Weltkrieg wird das Bruttosozialprodukt, das ähnlich wie das BIP berechnet wird, zu einer für die US-Regierung eminent wichtigen Zahl. Was einst gedacht war, um zu ermitteln, wie wehrhaft und produktiv die Kriegswirtschaft sein kann, wurde nach 1945 fortgeführt und bald von allen westlichen Volkswirtschaften übernommen. Nach 1989 kam diese Berechnungsmethode dann in allen Ländern dieser Erde an.
Doch es gibt viel Kritik am BIP, denn es sagt wenig darüber, wie gut es Menschen in einer Volkswirtschaft geht oder ob diese klimaverträglich organisiert ist. Die Rede vom BIP verschleiert oft mehr als sie erhellt.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeichnen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Geschichte des BIPs nach und zeigen dessen Schwächen auf.
Literatur:
Mathias Brüggmann im „Handelsblatt“ über Russlands Wirtschaft: https://www.handelsblatt.com/politik/international/ukraine-krieg-russlands-wirtschaft-droht-der-zusammenbruch/28919870.html?nlayer=Newsticker_1985586.
Stephan Kaufmann zum BIP: https://www.fr.de/meinung/waechst-denn-10995929.html.
Stephan Kaufmann über Aufrüstung und BIP: https://www.rifs-potsdam.de/sites/default/files/files/13.8.fr_lepenies.pdf.
Philipp Lepenies: Die Macht der einen Zahl. Eine politische Geschichte des Bruttoinlandsprodukts, Suhrkamp.
Am 25. Januar diskutiert Ole online mit Ulrike Herrmann:
https://www.youtube.com/watch?v=PoigG6ZSMXM.
Am 8.2. tritt Wolfgang an der Uni Kassel auf: https://twitter.com/MXPichl/status/1614972612647460865.
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1/25/2023 • 28 minutes, 24 seconds
Ep. 180: Sind Pflegekräfte produktiv?
Wer leistet eigentlich produktive Arbeit? Immer wieder entflammt diese Diskussion aufs Neue und viele krude Ansichten geistern durch den Diskurs. Oft wird die Debatte sehr moralisch geführt, so etwa von der Transformationsforscherin Maja Göpel. Laut Göpel sind diejenigen, die im Handel und in den Banken tätig sind, nicht zu den produktiven Arbeitern zu zählen, produktiv sind hingegen diejenigen, die Güter produzieren. Diese Unterscheidung wurde von vielen Seiten kritisiert, aber die liberale Auffassung von produktiver Arbeit ist auch nicht sonderlich hilfreich. Diese Ökonomen gehen davon, dass jede Arbeit, mit der Geld verdient werden kann, produktiv ist.
Karl Marx hat sich wesentlich tiefsinniger mit der Thematik beschäftigt und arbeitet die Charakteristiken produktiver Arbeit gut heraus – jedoch ist es keine besondere Auszeichnung, produktiver Arbeiter zu sein, vielmehr, erklärt Marx, sei es ein Pech.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Thema „produktive Arbeit“ und beantworten die Frage, ob Pflegekräfte und Bankiers produktive Arbeiter sind.
Literatur:
Ludwig Theodor Heuss: “Aufruf zum Liberalismus 2.0”, Interview mit Maja Göpel, in:
https://liberal-magazin.de/2022/01-2022/liberalismus-2-0.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1, online verfügbar unter: http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_531.htm.
Karl Marx: “Produktivität des Kapitals. Produktive und unproduktive Arbeit”, in: MEW 26.1, online verfügbar unter: https://marxwirklichstudieren.files.wordpress.com/2012/11/mew_band26-1.pdf.
Ole und Wolfgang in Stadthagen:
https://www.altepolizei.de/2022/03/13/donnerstag-19-01-2023-20-uhr-ole-nymoen-wolfgang-m-schmitt-die-influencer-show/.
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1/18/2023 • 25 minutes, 49 seconds
Ep. 179: Ulrike Herrmann und die Kriegswirtschaft
Ulrike Herrmann hat mit “Das Ende des Kapitalismus” einen Bestseller geschrieben, dessen Thesen weit über linke Kreise hinweg diskutiert werden. Die Journalistin ist sich sicher: Der Kapitalismus wird in dieser Form nicht überleben, was wir dringend benötigen, ist eine Kriegswirtschaft nach britischem Vorbild.
Schon einmal haben Preiskontrollen, Rationierungen und staatliche Produktionsaufträge dazu geführt, dass die Bevölkerung nicht darben musste. Herrmanns Bezug auf die britische Kriegswirtschaft der 1940er-Jahre ist nicht ganz neu, einige Jahre zuvor haben Aktivisten und Theoretiker ähnliche Ansätze diskutiert, wenngleich manche von ihnen sich die US-amerikanische Kriegswirtschaft zum Vorbild nehmen wollen, um klimaneutrales Wirtschaften zu erreichen.
In der neuen Folge von “Wohlstand für Alle” diskutieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, über die Vor- und Nachteile von Kriegswirtschaften.
Literatur:
Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden, Kiepenheuer & Witsch.
Naomi Klein: Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima, S. Fischer.
Bill McKibben: "We Need to Literally Declare War on Climate Change", in: https://newrepublic.com/article/135684/declare-war-climate-change-mobilize-wwii?fbclid=IwAR2Og6y9I0uY9Zy3mv85IDD_oeGV5ckXwlVuCx_wBjB84yPVKHgAypU8Zbo.
George Monbiot: "Think big on climate: the transformation of society in months has been done before", in: https://www.theguardian.com/commentisfree/2021/oct/20/us-war-footing-1941-climate-emergency-earth-pearl-harbor?fbclid=IwAR09HLuH38KYynvuTUvxAtfGdmevySupuawC7JDb0NGyyJ6KOspbxegCRNQ.
Ina Zweiniger-Bargielowska: Austerity in Britain: Rationing, Controls, and Consumption, 1939-1955. Oxford University Press.
Am 19.1. treten wir mit unserer "Influencer"-Show in Stadthagen auf: https://www.altepolizei.de/2022/03/13/donnerstag-19-01-2023-20-uhr-ole-nymoen-wolfgang-m-schmitt-die-influencer-show/.
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1/11/2023 • 39 minutes, 19 seconds
Ep. 178: Wie FUNK junge Leute verblödet
Funk, das von ARD und ZDF 2016 gestartete Online-Programm für junge Leute, ist ein Ärgernis. Die Boulevardisierung und Influencerisierung des Journalismus war nie schlimmer. In der Regel kümmern sich Dutzende Funk-Formate um Fragen wie „Der 1. Kuss: Team viel Spucke oder Team trocken?“ oder „Wie ist das VON DER BRÜCKE ZU SPRINGEN?“, aber auf drei Kanälen des öffentlich-rechtlichen Angebots für Jugendliche und junge Menschen geht es um ökonomische Themen. Bei „Your Money“ auf Tiktok sowie bei „SAFE“ auf YouTube werden recht schlichte Verbrauchertipps gegeben, mit denen junge Menschen sich mit ihrer Armut arrangieren sollen.
Auf dem Kanal von Highperformer Henning wird hingegen neoliberale Propaganda mit einem ironischen Augenzwinkern verabreicht – sogar FDP-Finanzminister Christian Lindner unterstützt das Projekt. Jedes Format ist auf seine Weise eine herzliche Einladung an die Zuschauer, nicht weiter nachzudenken, sondern zu verblöden. Seinem Bildungsauftrag kommen ARD und ZDF auf diese Weise jedenfalls nicht nach.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ analysieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, welche Ideologien diese Formate verbreiten.
Literatur/Quellen:
funk: Hey, wir sind funk. Online verfügbar unter: https://www.funk.net/funk.
Wolfgang zu Gast bei "Was die Woche wichtig war":
https://www.ardaudiothek.de/episode/was-die-woche-wichtig-war-der-funk-podcast/drama-um-gasumlage-fischsterben-in-der-oder-und-kritik-an-funk-mit-wolfgang-m-schmitt/funk/10750213/.
Mehr Informationen zu Wolfgangs Veranstaltung in Zürich findet ihr hier:
https://www.suhrkamp.de/gespraech/wolfgang-m-schmitt-v-42045.
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1/4/2023 • 31 minutes, 14 seconds
Ep. 177: Subventionen und die deutsche Industriepolitik
Die Industriepolitik firmierte in Deutschland lange Zeit unter einem anderen Namen: „Strukturpolitik“ war der von Politik und Ökonomik bevorzugte Begriff, denn er klang weniger nach Planwirtschaft und stellte das marktwirtschaftliche Wettbewerbsdogma nicht infrage. Tatsächlich aber gibt es schon in der frühen Bundesrepublik industriepolitische Maßnahmen – vor allem in Form von Steuererleichterungen, günstigen Krediten, Investitionshilfen und Forschungsgeldern.
Keineswegs ging es darum, alle in die Krise geratenen Industriezweige zu retten. Unterstützung erfuhr vor allem, wer für die Interessen des Staates relevant war: Das betraf den Agrarsektor ebenso wie die Steinkohlenindustrie. In Letztere flossen die meisten Milliarden, aber auch die Stahl- und Eisenindustrie profitierte von Subventionen.
Heute ist die Industriepolitik wieder in aller Munde, wird jedoch neu gedacht. Mariana Mazzucato, Robert Habecks „Lieblingsökonomin“, wie die FAZ schrieb, skizziert die Unterschiede zur alten Industriepolitik.
In der neuen Folge zeichnen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt Kontinuitäten und Brüche nach.
Literatur:
Ralf Ahrens: Strukturpolitik und Subventionen. Debatten und industriepolitische Entscheidungen in der Bonner Republik, Wallstein.
Mariana Mazzucato: „Das Wachstum in eine grüne Richtung umlenken“, in: Michael Vassiliadis, Kajsa Borgnäs (Hrsg.): Nachhaltige Industriepolitik: Strategien für Deutschland und Europa, Campus.
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12/28/2022 • 30 minutes, 33 seconds
Literatur #24: Wir hassen DER KLEINE LORD!
Im deutschen Fernsehen darf dieser Weihnachtsklassiker nie fehlen: „Der Kleine Lord“, in der Verfilmung von 1980 mit Alec Guinnes und Ricky Schroder, lässt harte Herzen weich werden.
Die Geschichte des achtjährigen Cedric, der bei seiner Mutter in bescheidenen New Yorker Verhältnissen aufwächst, ändert sich schlagartig, als er erfährt, dass er Nachkomme einer alten Adelsfamilie ist und einmal ein Lord werden soll. Fortan soll Cedric bei seinem strengen Großvater auf einem herrschaftlichen Anwesen in England leben.
Dort verändert der kleine Lord nicht nur den alten Mann, sondern setzt sich auch für viele Charity-Projekte ein. Der Roman, im Original „Little Lord Fauntleroy“, von Frances Hodgson Burnett stammt aus dem Jahr 1886. Weihnachten kommt darin zwar nicht vor, aber die literarische Vorlage trieft nur so vor Kitsch. Verteidigt wird nicht zuletzt die Eigentumsideologie der Aristokratie.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Frances Hodgson Burnett: Der kleine Lord. Übersetzt von Emmy Becher, Reclam.
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12/24/2022 • 47 minutes, 38 seconds
Ep. 176: Klondike – der größte Goldrausch aller Zeiten
1896 fand ein Indigener im Yukon-Gebiet Gold. Dieser Fund löste den wohl legendärsten Goldrausch aller Zeiten aus. Die Meldung machte schnell die Runde, sodass bald Tausende Goldgräber und Glücksritter sich auf den Weg machten, um am Klondike reich zu werden.
Gelockt wurden diese Männer mit dem Versprechen, dass hier ein jeder rasch Millionär werden könne, doch die Realität sah völlig anders aus. Der Weg zum Klondike war beschwerlich und riskant, zudem kostete die Reise mindestens 500 Dollar. Diese Investitionen aber zahlten sich nur für die Wenigsten aus, denn sehr schnell waren alle relevanten Ausgrabungsorte vergeben.
Immerhin entstanden bald viele kleinere und größere Wirtschaftszweige – von Dienstleistungen bis hin zu Unterkünften, in denen die Goldgräber bewirtet wurden. Während des Goldrauschs wurde Gold im Wert von 22 Millionen Dollar gefunden, rechnet man jedoch zusammen, was alle Goldgräber investiert hatten, um diese Grabungen vornehmen zu können, ist die Summe geradezu lächerlich. Am Klondike-Goldrausch kann man gut studieren, wie irrational die Wirtschaft sein kann, und weshalb einige Wenige immens profitierten.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ blicken Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt auf die kuriose wie dunkle Geschichte des Goldrauschs.
Literatur:
Douglas W. Allen: “Information Sharing during the Klondike Gold Rush”, in: The Journal of Economic History (4/2007), in: https://www.jstor.org/stable/40056405.
Jack London: The Economics of the Klondike, in: https://thegrandarchive.wordpress.com/the-economics-of-the-klondike/.
Kathryn Morse: The Nature of Gold. An Environmental History of the Klondike Gold Rush, University of Washington Press.
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12/21/2022 • 29 minutes, 8 seconds
Spezial #30: Isabella Weber über Inflation und Gaspreisbremse
Die Energiepreise stiegen bereits vor Putins Angriff auf die Ukraine, spätestens seit Kriegsbeginn gingen sie durch die Decke und wurden zum bedeutsamsten politischen Streitthema des Jahres 2022 in Deutschland. Im 30. WfA-Spezial spricht Ole mit Isabella Weber, die bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn einen Gaspreisdeckel forderte.
Was unterscheidet einen Gaspreisdeckel von einer Gaspreisbremse? Wie ist die heutige Inflation zu erklären? Und wie können ökonomische Krisen in Zukunft früher erkannt werden? Darum geht es im 30. WfA-Spezial.
Das Paper von Isabella Weber und ihren Kollegen findet ihr hier:
https://scholarworks.umass.edu/econ_workingpaper/340/.
Alle Informationen zu Isabella Webers Buch findet ihr hier:
https://www.suhrkamp.de/buch/isabella-m-weber-das-gespenst-der-inflation-t-9783518431276.
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12/17/2022 • 1 hour, 4 minutes, 55 seconds
Ep. 175: Droht ein kalter Wirtschaftskrieg?
Die Zeitenwende in der gegenwärtigen Wirtschaftspolitik wird gerade eiligst vollzogen: Ob USA, Europa oder Australien – ein neues altes Paradigma dominiert plötzlich das Handeln der Regierungen. Die Industriepolitik ist zurück. Joe Bidens „Inflation Reduction Act“ sowie sein „Chips and Science Act“ stellen die industriepolitischen Weichen neu, das bekommt auch Deutschland zu spüren.
Lange Zeit war die Ideologie des freien Marktes vorherrschend, man setzte auf einen schlanken Staat und auf Austeritätspolitik. Jetzt aber investieren und subventionieren die Amerikaner in ihre Industrie – und ihnen gelingt es, Kapital und vor allem Unternehmen aus dem Ausland anzulocken. War unter Donald Trump der Protektionismus noch etwas, was Demokraten nur naserümpfend in Kauf nahmen, haben die Demokraten jetzt Trumps „America first“-Strategie übernommen, ja, erst wirklich in die Tat umgesetzt, allerdings ohne eine allzu nationalistische Rhetorik zu bedienen.
Für die Bekämpfung des Klimawandels können hier möglicherweise entscheidende Fortschritte gelingen, doch die Gefahr einer Eskalation zwischen China und dem Westen wächst. Adam Tooze sagt, Amerika führe nun einen Wirtschaftskrieg. Mehr dazu in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Zum neuen Buch von Maurice Höfgen geht es hier entlang:
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Literatur:
Don Farrell: „Was für ein Handelsabkommen mit Australien spricht“, in: https://www.wiwo.de/politik/deutschland/energiewende-was-fuer-ein-handelsabkommen-mit-australien-spricht/28855168.html.
Martin Kölling: „Chipriese TSMC investiert Milliarden in neue US-Werke“, in: https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/halbleiterindustrie-tsmc-erhoeht-investitionen-40-milliarden-fuer-us-chips/28853030.html.
Jörg Kronauer: „Kurswechsel in Neu-Delhi“, in: https://www.jungewelt.de/artikel/440256.asiatisches-jahrhundert-kurswechsel-in-neu-delhi.html.
Mariana Mazzucato in der „FT“ zitiert: https://www.ft.com/content/1bde1624-df28-48ac-bc35-0199d80bfe63.
Gideon Rachman: „Der Beginn des asiatischen Zeitalters“, in: https://internationalepolitik.de/system/files/article_pdfs/ip_02-2018_rachman_08-13_o.pdf.
Nouriel Roubini im Interview: https://www.wiwo.de/my/politik/konjunktur/nouriel-roubini-china-wird-sibirien-annektieren-deshalb-ist-putin-ein-idiot/28841976.html?ticket=ST-7403-RXJa24vze6UBfOfhZMQn-cas01.example.org.
Adam Tooze: „American hubris“, in: https://www.newstatesman.com/ideas/2022/12/addicted-greatness-donald-trump-america-new-labour.
„WirtschaftsWoche“: „Die Ego-Supermacht“, in: Ausgabe 49/2022.
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12/14/2022 • 31 minutes, 14 seconds
Ep. 174: Die US-Wahl 1896 und der Goldstandard
Obwohl sich seit Jahrzehnten die Fiat-Währungen als funktionsfähig erwiesen haben, werden manchmal sogar heute noch Rufe laut, die ein Zurück zum Goldstandard einfordern. 2017 wollte Donald Trump den US-Dollar wieder auf diese Basis zurückführen, wenngleich er wenig später stolz verkündete: „We print the money!“.
Wie aber ist der Goldstandard historisch zu betrachten? Ende des 19. Jahrhunderts stritten Republikaner, Demokraten und Populisten darüber, ob man das Papiergeld allein an Gold, oder sowohl an Gold als auch gleichzeitig an Silber knüpfen sollte. Die Mono-Metallisten standen den Bi-Metallisten feindlich gegenüber.
Insbeondere die sogenannten Goldbugs setzten dabei weniger auf eine ökonomische Logik und mehr auf eine religiöse Ideologie: So glaubte man, Gott selbst habe den Menschen das Gold geschenkt, damit sie wohlanständig wirtschaften können. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Geschichte des Goldstandards.
Literatur:
Milton Friedman: "Bimetallism Revisited", online verfügbar unter:https://www.jstor.org/stable/1942723.
Jonathan Levy: Ages of American Capitalism. A History of the United States, Random House Trade Paperbacks.
Kathryn Morse: The Nature of Gold. An Environmental History of the Klondike Gold Rush, University of Washington Press.
Robert J. Shiller: Narrative Wirtschaft. Wie Geschichten die Wirtschaft beeinflussen – ein revolutionärer Erklärungsansatz, Plassen.
Mehr Informationen zur Veranstaltung in Mainz:
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12/7/2022 • 32 minutes, 3 seconds
Ep. 173: Schafft sich der Kapitalismus selbst ab?
Im Zuge der Digitalisierung erlebte das sogenannte „Maschinenfragment“ aus den „Grundrissen“ eine Renaissance. Antizipierte Karl Marx etwa das Ende der Arbeit, das durch die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung hervorgebracht wird? Viele utopische Interpretation haben seit den 1990er-Jahren die Runde gemacht, doch sollte man sich sehr genau ansehen, was Marx eigentlich in diesem Fragment dachte. Nach wie vor stellt Marx fest, dass nicht die Maschinen Wert schaffen, sondern nur die Arbeiter können dies. Wenn nun aber menschliche Arbeit durch die Maschinisierung überflüssig gemacht wird, verliert dann auch das Kapital die Möglichkeit, Wert zu schaffen? Anders gefragt: Gelangt der Kapitalismus an eine Grenze der Profitabilität und zerbricht daran? Fest steht, dass das Kapital, wie Marx es formuliert, der „prozessierende Widerspruch“ ist. Tatsächlich untergräbt die kapitalistische Produktion sich in gewisser Weise selbst. Dennoch verschwindet die Arbeit keineswegs, selbst in modernen Industriestaaten ist dies nicht der Fall. Der „General Intellect“, ein Begriff, den Marx nur ein einziges Mal in seinem Werk erwähnt, kommt hier ins Spiel, denn das gesellschaftliche Wissen fließt in die Produktion ein, bzw. das Kapital eignet sich dieses Wissen an. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wolfgang Fritz Haug: Artikel zum „General Intellect“ in: HKWM 5, Spalten 230-242.
Christian Lotz, Karl Marx: Das Maschinen-Fragment, Laika Verlag.
Mehr Informationen zu unserer Veranstaltung in Stuttgart:
https://stuttgart.dgb.de/termine/++co++e40cc59e-336a-11ed-8e45-001a4a160123
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„Franziska Linkerhand“ gehört zu den großen Romanen der DDR. Er ist jedoch unvollendet geblieben, bereits 1973 starb Brigitte Reimann an Krebs.
Sie war eine Sozialistin, die jedoch dem SED-Staat mehr oder weniger distanziert gegenüberstand, da viele Träume von einer sozialistischen Gesellschaft Freiheit sich nicht erfüllten. Trotzdem war sie eine geachtete Stimme in der ostdeutschen Kultur.
Reimann sah aus nächster Nähe, welche Probleme die neue Gesellschaft hatte, denn sie lebte acht Jahre in der Planstadt Hoyerswerda. Aus dem Boden hatte man diese Stadt gestampft, porträtiert werden sie und ihre Bewohner in „Franziska Linkerhand“.
Die Protagonistin ist eine Architektin, die Leipzig verlässt, um in Neustadt am Aufbau des Sozialismus teilzunehmen – und um die Liebe zu suchen. Schnell gerät sie jedoch in das bürokratische Räderwerk.
Über Reimanns Klassiker sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand, Aufbau Verlag.
Oles Reportage über Hoyerswerda: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/halbes-hoyerswerda.
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11/26/2022 • 55 minutes, 14 seconds
Ep. 172: Schützt Gold vor der Inflation?
„Nach Golde drängt, Am Golde hängt doch alles! Ach wir Armen!“, heißt es in Goethes „Faust“. In Märchen aus aller Welt steht Gold für Reichtum und Macht, bis heute übt das Edelmetall auf viele Menschen eine große Faszination aus, und noch immer berichten Wirtschaftsblätter regelmäßig über die neuesten Entwicklungen am Goldmarkt.
Überall auf der Welt dient Gold als Schmuck, dabei ist das Edelmetall zwar selten, aber als Ressource für die industrielle Produktion weitgehend irrelevant. Dem Gold wird seit Jahrtausenden ein besonderer Wert beigemessen, doch dieser ist gesellschaftlich konstruiert, und keineswegs, wie manche Crash-Propheten behaupten, intrinsisch.
Eigentlich ist Gold ziemlich nutzlos. Weshalb aber konnte sich Gold als Zahlungsmittel und zur Schatzbildung durchsetzen? Karl Marx beantwortete diese Frage vielschichtig. Und lohnt es sich wirklich, in Gold zu investieren? Zwar stieg der Goldpreis im Laufe der Jahrzehnte, vor allem nach der Finanzkrise 2008, dennoch sind die Renditeerwartungen keineswegs überragend.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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11/23/2022 • 27 minutes, 45 seconds
Ep. 171: Ist die Maschine unser Feind?
In den vergangenen 250 Jahren ereignete sich ein technischer Fortschritt, der in seiner Rasanz und Breite einmalig in der Weltgeschichte ist. Die Arbeiter haben davon jedoch häufig nur wenig profitiert. Zwar hat die Maschinisierung dafür gesorgt, dass die Landarbeit einfacher wurde und außerdem viele Frauen für die Lohnarbeit rekrutiert werden konnten, was die Frauen aus patriarchalen Strukturen löste – jedoch ging mit dem Aufstieg des Kapitalismus auch eine furchtbare Verelendung der arbeitenden Klasse einher.
Auch für die Kapitalisten ist, wie Marx im 13. Kapitel des „Kapitals“ ausführt, die Maschinisierung ein zweischneidiges Schwert, da sie zwar Extraprofite ermöglichen kann, jedoch sind die Maschinen, indem sie Arbeiter ersetzen, für den Kapitalisten durchaus auch problematisch insofern, als dadurch, dass Arbeiter entlassen werden und folglich keinen Lohn mehr erhalten, auch die Kaufkraft und damit die Nachfrage nach Waren sinkt. Dieser Widerspruch des Kapitalismus ist nicht auflösbar, vielmehr blitzt in ihm auf, wie die Maschinisierung in einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft allen dienen könnte.
Diese Idee verfolgt Marx in seinem berühmten wie berüchtigten „Maschinenfragment“ aus den „Grundrissen“. Kann der technische Fortschritt die Menschen von der Arbeit befreien und inwieweit löst sich durch ihn die kapitalistische Ordnung gar von selbst auf?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Christian Lotz, Karl Marx: Das Maschinen-Fragment, Laika Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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11/16/2022 • 26 minutes, 53 seconds
Ep. 170: Elon Musk und die Krise von Big Tech
An den Börsen sieht es finster aus, die Finanzmärkte haben definitiv schon bessere Zeiten gesehen. Die verschiedenen Krisen sowie die Zinsanhebungen der Notenbanken sorgen für diese Entwicklung. Auffällig aber ist, dass es besonders hart jene Aktienunternehmen trifft, die bis vor kurzem für Anleger noch als Stars galten.
Die Big-Tech-Konzerne performen fast alle schlechter als der Index, besonders Meta und Spotify, aber auch Netflix legen enttäuschende Umsatz- und Gewinnzahlen vor. Die Tech-Aktien sind seit Jahresbeginn stark eingebrochen und die Earnings vor einigen Tagen haben diesen Abwärtstrend nicht abwenden können – im Gegenteil. Viele Anleger verlieren offenbar das Vertrauen darauf, dass die Unternehmen bald profitabel sein werden.
Während Mark Zuckerberg Unsummen in seine Metaverse-Vision investiert, gewinnt Spotify zwar fortwährend neue Abonnenten, jedoch bei gleichzeitigem Rückgang des Gewinns. Zwar beruhigt Daniel Ek die Aktionäre damit, dass 2022 als „Investment-Jahr“ angelegt sei, doch werden generell die Zweifel an den Geschäftsstrategien der einst gehypten Unternehmen immer lauter. Kommt der sogenannte Exit-Kapitalismus nun an ein Ende? Und rettet Elon Musk nun Twitter, oder anders gefragt: Wird es ihm gelingen, die beliebte Plattform zu monetarisieren?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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11/9/2022 • 39 minutes, 58 seconds
Ep. 169: Marx und die Maschinen
Der technische Fortschritt schreitet immer weiter voran. In den vergangenen 300 Jahren wurden im Zuge der Industrialisierung die Produktivkräfte stärker entfesselt als jemals zuvor. Mit der Digitalisierung, die erst vor drei Jahrzehnten richtig begann, nimmt die Rasanz noch zu, weshalb nicht nur Akzelerationisten glauben, dass die Maschinen bald den Großteil der Arbeit übernehmen können.
Die Lage der Arbeiter, so nehmen viele bürgerliche Ökonomen an, verbessere sich ohnehin zusehends. Aber stimmt das wirklich? Schon John Stuart Mill fragt, ob der technische Fortschritt je die Arbeit für die Arbeiter erleichtert hat. Karl Marx verneint dies, und er erklärt, dass das in einer kapitalistischen Gesellschaft auch gar nicht beabsichtigt ist.
Die neuen Maschinen dienen nicht den Arbeitern, sondern den Kapitalisten. Keineswegs entsteht durch höhere Produktionskapazitäten mehr Freizeit für den Arbeiter – auch wenn dies intuitiv so aussehen mag. Das Gegenteil ist wahr: Gerade durch die Maschinisierung dürstet der Kapitalist danach, den Arbeitstag für die Arbeiter zu verlängern, damit die Maschinen Tag und Nacht laufen können.
Marx hat im "Kapital" den Maschinen ein ausführliches Kapitel gewidmet, das bis heute die Grundlage für alle Debatten um das Ende der Arbeit und die Digitalisierung dienen sollte. Klar wird nämlich, dass Maschinen keinen Wert schaffen.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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Alle Informationen zur Veranstaltung mit Jean-Philippe Kindler und Disarstar findet ihr unter:
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11/2/2022 • 36 minutes, 55 seconds
Literatur #22: Upton Sinclair – Der Dschungel
Upton Sinclair ist das Musterbeispiel für einen engagierten Schriftsteller. Nicht nur engagierte sich der Autor erst bei den Sozialisten und später bei den Demokraten und bewarb sich um wichtige politische Ämter, auch ging es Sinclair darum, durch die Literatur die Gesellschaft zu verändern.
In seinem agitatorischen Erfolgsroman „Der Dschungel“ macht er aufmerksam auf die Ausbeutung von Arbeitern in der Fleischindustrie von Chicago. Er schildert anschaulich die verheerenden hygienischen Verhältnisse und die kriminellen Praktiken der Fleischbarone. In seinem Roman kommt der litauische Einwanderer Jurgis Rudkus mit seiner Verlobten um 1900 nach Amerika, ins Land der vermeintlich unbegrenzten Möglichkeiten, weil er hofft, dort wesentlich mehr Geld als in seiner Heimat zu verdienen.
Wie viele andere findet auch Jurgis Arbeit in den Schlachthöfen Chicagos, doch die Hygiene- und Sicherheitsstandards sind so niedrig, die Anforderungen so hoch und die Bezahlung so erbärmlich, dass die Immigranten kaum eine Chance auf ein menschenwürdiges Leben haben.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Sinclairs berühmtesten Roman.
Literatur:
Upton Sinclair: Der Dschungel, Unionsverlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
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10/29/2022 • 54 minutes, 46 seconds
Ep. 168: Liz Truss und die Macht der Finanzmärkte
Liz Truss war angetreten, die neue Eiserne Lady zu werden. Während jedoch Margaret Thatcher elf Jahre regierte, währte Truss‘ Amtszeit nur anderthalb Monate. Nach ihrem Rücktritt sollten wir uns nicht von den parteipolitischen Querelen ablenken lassen, stattdessen sollten wir den Fokus auf die Ökonomie verschieben, denn der Fall ist ziemlich einmalig in der Geschichte westlicher moderner Staaten.
Liz Truss und ihr Finanzminister wollten Thatchers Wirtschafts- und Finanzpolitik wiederbeleben, indem sie den Spitzensteuersatz von 45 auf 40 Prozent senken wollten, um so im Sinne der längst widerlegten Trickle-Down-Theorie allen Briten mehr Wohlstand zukommen zu lassen. Das überrascht bei einer neoliberalen Regierung wenig, erstaunlich war aber die Reaktion der Finanzmärkte. Sie entzogen der Regierung das Vertrauen, indem sie sich plötzlich weniger interessiert an britischen Staatsanleihen zeigten.
Die britische Notenbank wiederum versuchte, mit höheren Zinsen zu locken, als dies nicht gelang, kaufte die Notenbank selbst Staatsanleihen, was das Vertrauen der Märkte nicht gerade erhöhte. Das Finanzkapital zeigte sich immer skeptischer – rückte es etwa von neoliberalen Dogmen ab? Während Thatcher die Arbeiter disziplinierte, disziplinierten die Märkte Truss, die dadurch zum Aufgeben gezwungen wurde.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Thomas Biebricher: Neoliberalismus zur Einführung, Junius.
Adam Tooze: “What is Kwasi Kwarteng really up to? One answer: this is a reckless gamble to shrink the state”, in:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/sep/27/kwasi-kwarteng-cut-taxes-austerity.
Lucas Zeise: “Kurzer Nachruf auf ‘Liz’ Truss”, in:
https://www.jungewelt.de/artikel/437173.kurzer-nachruf-auf-liz-truss.html.
Veranstaltungen:
Ole ist am 27.10. in Bremen: https://www.instagram.com/p/Cj7t7DZLa11/?hl=de
Wolfgang ist am 28.10. in Oberwesel: https://www.ticket-regional.de/events_info.php?eventID=191756
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10/26/2022 • 33 minutes
Ep. 167: Akzelerationismus – mit Volldampf in den Kommunismus?
Viele Linke sehnen sich nach den "goldenen Jahrzehnten" des Nachkriegs-Keynesianismus zurück, andere wünschen sich eine Postwachstumsgesellschaft, die durch Verzicht und Sparsamkeit sowie von einer Rückabwicklung technologischer Fortschritte gekennzeichnet ist.
Dagegen stellt sich eine linke theoretische Strömung, die zum ersten Mal vor knapp zehn Jahren in Deutschland populär wurde. Der Akzelerationismus will den Kapitalismus nicht bremsen, sondern gewissermaßen beschleunigen, um ihn auf diese Weise zu überwinden. Die technischen Fortschritte, die mit dem Aufstieg des Kapitalismus einhergingen, seien notwendig, um eine andere Gesellschaft, in der mehr Freiheit und Wohlstand herrschen, zu errichten.
Nicht technik- und fortschrittskritisch sollen Linke sein, auch sollte man keine Furcht vor Digitalisierung und Automatisierung haben, stattdessen liegen genau darin große Chancen, um auf Dauer eine Welt ohne Arbeit zu errichten. Aber ist das wirklich eine realistische Perspektive? Ist eine Gesellschaft denkbar, in der nicht mehr Menschen, sondern nur noch Maschinen die notwendige Arbeit verrichten?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ setzen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt kritisch mit den Akzelerationisten auseinander.
Literatur:
Armen Avanessian (Hrsg.): Akzeleration, Merve.
Armen Avanessian, Robin Mackay (Hrsg.): Akzeleration 2, Merve.
Nick Srnicek, Alex Williams: Die Zukunft erfinden. Postkapitalismus und eine Welt ohne Arbeit. Edition Tiamat.
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10/19/2022 • 33 minutes, 53 seconds
Ep. 166: Auschwitz und die IG Farben
Die NS-Wirtschaft ist nicht leicht zu analysieren, denn sie war kein reiner Kapitalismus. Zwar hatten sich früh die meisten deutschen Industriellen mit dem Hitler-Regime verbündet, nicht zuletzt, um so vor dem Kommunismus geschützt zu werden, doch ging es Hitler von Beginn seiner Machtübernahme im Jahr 1933 darum, das Land in den Krieg zu führen, weil er besessen von der Gewinnung von „Lebensraum“ war.
Auch die Konzentrationslager waren teils kapitalistisch organisiert, jedoch auf eigenartige Weise. Der vielleicht interessanteste Fall ist der des Konzentrationslagers Auschwitz III in Monowitz. Es wurde von dem Chemiekonzern IG Farben betrieben, hergestellt werden sollte – aufgrund der Knappheit von Naturkautschuk – synthetischer Kautschuk mit dem Namen Buna. Eingesetzt für die Errichtung des Werks wurden KZ-Häftlinge, sie sollten auch später den künstlichen Kautschuk produzieren und wurden von der SS gegen einen Betrag an die IG Farben verliehen.
Jedoch war dies nicht allein eine moderne Variante von Sklavenarbeit, denn zugleich lässt sich am Fall von Auschwitz III die Vernichtung durch Arbeit beobachten. Analysiert man die ökonomische Struktur dieses Lagers, stellt sich heraus, dass diese Form des Wirtschaftens nicht nur menschenschindend und tödlich, sondern außerdem auch unrentabel war.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wolfgang Sofsky: Die Ordnung des Terrors. Das Konzentrationslager, S. Fischer.
Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941-1945, K. G. Saur Verlag.
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10/12/2022 • 27 minutes, 2 seconds
Ep. 165: Ist Papst Franziskus ein Antikapitalist?
„Diese Wirtschaft tötet“, schrieb Papst Franziskus 2013 unmissverständlich in seiner Schrift „Evangelii Gaudium“ und sorgte damit für einige Überraschungen. Konservative – Politiker wie Kirchenleute – irritierte diese drastische Aussage. Manche fürchteten gar: Ist der Papst etwa ein Linker?
Kapitalismuskritiker hingegen sahen in Rom plötzlich einen neuen Verbündeten im Kampf gegen Ungleichheit, Finanzialisierung und Ausbeutung. 2015 wird der Papst in seiner sozial-ökologischen Enzyklika „Laudato si“ diese Kritik bekräftigen und auf 160 Seiten ausführen, inwieweit der Planet und der Mensch durch unsere Art zu Wirtschaften leiden muss.
Aber ist Franziskus tatsächlich ein Anti-Kapitalist? Liest man seine beiden Schriften, fällt auf, dass man zwar vielen Zustandsbeschreibungen mit Blick auf die Umweltverschmutzung und die Ungleichheit zustimmen kann, jedoch geht es Franziskus keineswegs um eine dezidierte Analyse des Wirtschaftssystems. Metaphern und blumige Beschreibungen liest man dort zuhauf, aber eine Kritik des Kapitalismus findet man höchstens in der Schwundstufe eines Moralismus, dem dämmert, dass hier irgendetwas nicht zu stimmen scheint.
Zwar ist der Papst mit seiner Kritik immer noch progressiver als die CDU, doch vermeidet er einen klaren Blick auf die eigentlichen ökonomischen Verhältnisse. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ setzen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt mit Franziskus‘ Sicht auf die Ökonomie auseinander.
Literatur:
Papst Franziskus: Evangelii Gaudium, online verfügbar unter: https://www.vatican.va/content/francesco/de/apost_exhortations/documents/papa-francesco_esortazione-ap_20131124_evangelii-gaudium.html.
Papst Franziskus: Laudato si. Über die Sorge für das gemeinsame Haus, online verfügbar unter: https://www.vatican.va/content/francesco/de/encyclicals/documents/papa-francesco_20150524_enciclica-laudato-si.html.
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10/5/2022 • 39 minutes, 24 seconds
Ep. 164: Marx und Engels gegen Malthus
Im 19. Jahrhundert wurde das „Bevölkerungsgesetz“ von Thomas Robert Malthus eifrig und von vielen zustimmend rezipiert. Malthus ging davon aus, dass die Menschheit exponentiell wachse, während die Lebensmittelproduktion nur linear ansteige, wodurch auf Dauer immer wieder große Hungersnöte die Menschheit dezimieren werden. Anschließend werde die Bevölkerung wieder anzufangen zu wachsen, bis die kritische Grenze erneut erreicht ist – ein regelrechter Teufelskreis.
Malthus war sich sicher, ein Naturgesetz entdeckt zu haben, so sehr sogar, dass er sich gar keine Mühe mehr gab, dieses zu beweisen, sondern sich damit begnügte, es bloß zu postulieren. Es waren vor allem Karl Marx und Friedrich Engels, die das malthusianische Denkgebäude einer fundamentalen Kritik unterzogen. Zwar loben die Begründer des Marxismus Malthus dafür, dass er immerhin die Klassenverhältnisse nicht verschleiert, doch sei die eigentliche Theorie aus mehreren Gründen nicht haltbar.
Zunächst ist da die Naturalisierung von Verhältnissen, die in Wahrheit gesellschaftlich bedingt sind – Malthus suggeriert, der Mensch sei den Naturzusammenhängen ausgeliefert wie ein Tier. Weiter kritisiert Marx, dass Malthus den Grund für die Verelendung der Arbeiter in der Masse der Subsistenzmittel, nicht in ihrer Stellung zu den Produktionsmitteln sucht.
Mehr dazu in der neuen „Wohlstand für Alle“-Folge von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt.
Literatur:
Ronald L. Meek: Marx und Engels über Malthus. Werk- und Briefauszüge gegen die Theorien von Thomas Robert Malthus, online auf Englisch verfügbar unter: https://ia801600.us.archive.org/1/items/in.ernet.dli.2015.191351/2015.191351.Marx-Amp-Engels--On-Malthus.pdf.
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9/28/2022 • 30 minutes
Literatur #21: Thomas Mann – Königliche Hoheit
Nach seinem erfolgreichen Debutroman „Buddenbrooks“ hatte Thomas Mann große Sorge, er könne einer jener Schriftsteller werden, die mit ihrem ersten Buch berühmt geworden sind und diese Höhe danach nie wieder erreichten.
Jahrelang recherchiert und skizziert er, bis er 1909 mit „Königliche Hoheit“ seinen zweiten Roman veröffentlicht, der auch autobiographische Züge hat, da Mann seine Ehe mit Katja Pringsheim verhandelt. Der märchenhafte Roman spielt in einem fiktiven Duodezfürstentum, das zwar noch die romantische Fassade aufrechterhält, aber dessen Staatskassen längst leer sind. Mehr noch: Der Kleinstaat, den bald Prinz Klaus-Heinrich repräsentieren soll, ist hochverschuldet.
Da trifft es sich gut, dass mit Samuel Spoelmann ein Milliardär aus den USA zum Kuraufenthalt anreist und er außerdem seine emanzipierte Tochter Imma mitbringt. Löst der Eisenbahnkönig den feudalen Adel ab? Wie glaubwürdig ist die Liebe? Welches volkswirtschaftliche Grundwissen benötigen ein gesunder Staat und eine gute Ehe? Hochironisch schildert Mann eine kleine Welt, die sich vor dem modernen Kapitalismus nicht länger verschließen kann.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Thomas Manns „Königliche Hoheit“.
Literatur:
Thomas Mann: Königliche Hoheit, Fischer.
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9/24/2022 • 53 minutes, 24 seconds
Ep. 163: Die CDU-Wirtschaftspolitik und die katholische Soziallehre
Für Armin Laschet bildet sie immer noch ein wichtiges Fundament der CDU. Auch weitere konservative Politiker beziehen sich bewusst oder unbewusst bei ihrer Sozial- und Wirtschaftspolitik auf einen Text, der bereits 1891 veröffentlicht wurde und dessen Verfasser immerhin Papst Leo XIII. ist.
In seiner Enzyklika „Rerum novarum“ setzte Leo sich als erster Papst mit der Arbeiterbewegung, dem Sozialismus und dem Kapitalismus auseinander. Die Enzyklika ist ein Gründungstext nicht nur für die Katholische Soziallehre, sondern auch für das, was Soziale Marktwirtschaft genannt wird. Wie sozial aber ist das päpstliche Rundschreiben wirklich?
Keineswegs kritisiert der Papst den Kapitalismus an sich, sondern er geißelt nur einige Auswüchse, um letztlich vor allem moralische Urteile zu fällen, die ökonomisch betrachtet, auf sehr tönernen Füßen stehen. In erster Linie bekennt sich der Vatikan zur bürgerlichen Eigentumsideologie, gleichzeitig werden Klassenwidersprüche verschleiert oder schlichtweg geleugnet. Auf Fleiß und Leistung, komme es an, und es gelte stets, den sozialen Frieden zu wahren. Dennoch ist die Enzyklika auch eine Absage an den „Laissez-faire“-Kapitalismus und den Liberalismus, denn die Politik soll nach Ansicht des Papstes in das Marktgeschehen aktiv eingreifen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Papst Leo XIII.: „Rerum novarum“, in: https://www.iupax.at/dl/OmnLJmoJnnmJqx4KJKJmMJMLMm/1891-leo-xiii-rerum-novarum.pdf.
Pier Paolo Pasolini: Freibeuterschriften. Die Zerstörung der Kultur des Einzelnen durch die Konsumgesellschaft, Wagenbach.
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9/21/2022 • 39 minutes, 3 seconds
Ep. 162: Gibt es zu viele Menschen? Die malthusianische Katastrophe
Eine Theorie muss nicht richtig sein, um lange Zeit Einfluss zu haben. Thomas Robert Malthus ist dafür das beste Beispiel. Bis heute wird er immer wieder zitiert, um scheinbar zu beweisen, dass zu viele Menschen auf dem Planeten leben. Eine Dekade nach der Französischen Revolution veröffentlicht Malthus einen Essay mit dem Titel „Das Bevölkerungsgesetz“, in dem er erklären möchte, warum dauerhaft kein Wohlstand für alle geschaffen werden könne.
Zwar können mehr Lebensmittel produziert werden, doch sei dieses Wachstum viel zu langsam im Vergleich zum angeblich exponentiellen Wachstum der Bevölkerung. Malthus ging davon aus, dass sich die Menschheit, wenn sie optimistisch in die Zukunft blickt, munter fortpflanzt, um dann wieder an ihre Grenzen zu geraten, wenn nicht alle ernährt werden können.
Der Ökonom malt moralistisch unterfüttert und aufgrund einer bloß behaupteten Prämisse einen Teufelskreis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Heute sind wir klüger: Zwar dürfte bis 2050 die Weltbevölkerung ihren Zenit bei knapp unter 10 Milliarden Menschen erreicht haben, doch erlebten wir in den vergangenen 200 Jahren einen gewaltigen Fortschritt, der es sehr wohl erlaubt, alle Menschen zu ernähren. Momentan haben wir es jedoch mit einem Verteilungsproblem zu tun. Außerdem dachte Malthus nicht daran, dass die Menschheit es eines Tages schaffen könnte, durch Verhütungsmittel den Sexualtrieb von der Fortpflanzung zu entkoppeln.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ widmen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt den Thesen von Malthus.
Literatur:
Thomas Robert Malthus: Das Bevölkerungsgesetz. Übersetzt von Christian M. Barth, Matthes & Seitz Berlin.
Stefan Schulz: Die Altenrepublik. Wie der demographische Wandel unsere Zukunft gefährdet, Hoffmann und Campe.
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9/14/2022 • 31 minutes, 1 second
Spezial #29: Was tun gegen die Inflation? Friederike Spiecker im Interview
Die Inflation wird uns noch eine Weile erhalten bleiben und die Leitzinserhöhung der EZB kann uns zudem in eine tiefe Rezession schlittern lassen. Trotzdem hält die Ampel-Regierung an ihrem Sparkurs fest und bietet nicht genügend finanziellen Ausgleich für jene, die am stärksten unter den Preissteigerungen zu leiden haben.
Was also tun? Die Volkswirtin Friederike Spiecker warnt nicht nur vor einer Lohn-Preis-Spirale, die sich hier bislang noch nicht in Gang gesetzt hat, sondern zeigt auch auf, inwiefern unser falsches Verständnis von Geldpolitik katastrophale Folgen haben kann.
Im „Wohlstand für Alle“-Spezial spricht Wolfgang M. Schmitt mit Friederike Spiecker über das, was jetzt zu tun wäre.
Literatur:
Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker: Das Ende der Massenarbeitslosigkeit. Mit richtiger Wirtschaftspolitik die Zukunft gewinnen, Westend.
Die Homepage von Friederike Spiecker: https://www.fspiecker.de/
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9/10/2022 • 52 minutes, 8 seconds
Ep. 161: Mehr Gerechtigkeit durch die Übergewinnsteuer?
Die Energiepreise explodieren und nun sollen die Bürger durch die Gasumlage noch mehr Geld hinblättern. Als „bittere Medizin“ hat Wirtschaftsminister Robert Habeck diese Umlage versucht zu verkaufen, doch inzwischen ist klar, dass mit dieser Maßnahme keineswegs nur von der Insolvenz bedrohte Konzerne gerettet werden sollen – die Bürger sollen außerdem die Gewinne absichern.
Die Entlastungspakete haben bislang nicht gehalten, was sie versprechen, und da wundert es schon, warum die Bundesregierung noch immer zögerlich ist, wenn es um eine Übergewinnsteuer geht. Andere europäische Länder wie Spanien, Rumänien und Großbritannien haben es bereits vorgemacht, doch Deutschland hinkt weiter hinterher, obwohl die Energiekonzerne durch Spekulationsgeschäfte derzeit Rekordgewinne einheimsen.
Für viele mag der Begriff Übergewinnsteuer neu klingen, dabei gab es ein solches Modell schon vor mehr als 100 Jahren während des Ersten Weltkriegs in den USA und in Großbritannien. Bereits mit Beginn der Pandemie forderten einige Ökonomen eine nationale oder internationale Übergewinnsteuer, im Englischen: Excess Profits Tax. Dabei ist selbstredend die Definition, was ein Übergewinn und was bloß ein Gewinn ist, eine Herausforderung, aber keine unmögliche.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Übergewinnsteuer.
Literatur:
Die Studie des „Netzwerks Steuergerechtigkeit“: https://www.rosalux.de/publikation/id/46854/uebergewinnsteuer.
Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags zur Übergewinnsteuer: https://www.bundestag.de/resource/blob/838958/eaa79ffafc735d702c68efccc5c12d40/WD-4-023-21-pdf-data.pdf.
Allison Christians über eine internationale Übergewinnsteuer:
https://www.taxnotes.com/featured-analysis/its-time-pillar-3-global-excess-profits-tax-covid-19-and-beyond/2020/05/01/2cg34.
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9/7/2022 • 31 minutes, 52 seconds
Ep. 160: Rettet das 9-Euro-Ticket!
Das 9-Euro-Ticket war progressive Politik im besten Sinne: Vielen Menschen wurde so mehr Mobilität und damit mehr Lebensqualität ermöglicht. Selbstverständlich darf man die Probleme nicht verschweigen: Einige Strecken waren überlastet und Menschen, die dringend einen Zug nutzen mussten, konnten manchmal nicht zusteigen, weil bereits alles überfüllt war. Das ist ärgerlich, doch das liegt an den mangelnden Kapazitäten, die sich schon aufgrund des Personalmangels nicht kurzfristig aufstocken ließen.
Auch hat das Ticket nicht gleich dafür gesorgt, dass viele Menschen das Auto stehen lassen – jedoch ging es bei der Einführung des auf drei Monate befristeten vergünstigten ÖPNVs keineswegs nur um Klimapolitik. Inzwischen wissen wir, dass das 9-Euro-Ticket sowie der Tankrabatt dafür gesorgt haben, dass die Inflation ein wenig abgebremst wurde. Manche Ökonomen gehen sogar von 2 Prozent weniger Inflation durch diese Vergünstigungen aus.
Wenn Finanzminister Christian Lindner nun von „Gratismentalität“ spricht, dann ist das reine Demagogie. Vermögende Menschen genießen diverse Privilegien – nicht zuletzt das Dienstwagenprivileg –, während die untere Hälfte der Bevölkerung sich immer weiter einschränken muss. Endet jetzt das 9-Euro-Ticket, wird für nicht wenige Menschen das Bahnfahren wieder monatlich bis zu 100 Euro teurer. Häufig kommt auch das Argument, ein günstiger ÖPNV sei auf Dauer nicht finanzierbar. Das aber stimmt nicht. Der Staat hat das Geld, und ärmere Länder – wie zum Beispiel Spanien – beweisen, dass es geht.
In der neuen Folge für „Wohlstand für Alle“ plädieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt für den Erhalt des 9-Euro-Tickets.
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8/31/2022 • 34 minutes, 10 seconds
Literatur #20: Jack London – Lockruf des Goldes (Burning Daylight)
Jack London hat in seinem literarischen Werk einen neuen Typus geschaffen: den vitalistischen Unternehmer. In „Lockruf des Goldes“ setzt er ihm ein Denkmal, das er jedoch auch gleichzeitig dekonstruiert.
Burning Daylight, so der Spitzname des Protagonisten, wird beim Kondike-Goldrausch reich. Rasch versteht er, dass zum Multimillionär wird, wer das Land und die Vertriebswege besitzt. Als Daylight ein Vermögen von elf Millionen Dollar akkumuliert hat, kehrt er dem Leben in der Wildnis den Rücken zu, denn ihn zieht es an die Börse. Dort kann er sein Vermögen mehr als verdoppeln, doch immer stärker nagen auch Zweifel an ihm, ob sein Wirtschaften in irgendeiner Weise sinnvoll ist. Als er eine junge Frau als Sekretärin einstellt und sich in sie verliebt, ändert sich sein Blick auf die Welt radikal.
„Lockruf des Goldes“ war zu Londons Lebzeiten sein kommerziell erfolgreichster Roman, heute als Klassiker in Erinnerung sind eher seine ebenfalls erfolgreichen Werke „Ruf der Wildnis“ und „Der Seewolf“.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den Abenteuerroman „Lockruf des Goldes“, der vor wenigen Jahren in einer neuen Übersetzung erschienen ist.
Literatur:
Jack London: Lockruf des Goldes. Übersetzt von Lutz-W. Wolff, dtv.
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8/27/2022 • 51 minutes, 8 seconds
Ep. 159: Weg mit der Mehrwertsteuer?
Die Mehrwertsteuer ist jene Steuer, die in unserem Alltag dauernd präsent ist. Ob wir beim Bäcker Brötchen kaufen, im Restaurant essen, eine Dienstleistung in Anspruch nehmen oder ein Luxusprodukt konsumieren – immer fällt die Mehrwertsteuer an, die entweder 19 oder 7 Prozent beträgt.
Korrekterweise heißt die Mehrwertsteuer Umsatzsteuer, diese wird an den Endverbraucher weitergegeben. Das meint, dass sie zum Verbraucher durchgereicht wird, während Unternehmer, Freiberufler und Selbständige die Umsatzsteuer vom Finanzamt rückerstattet bekommen. Diese indirekte Steuer macht circa 30 Prozent des Gesamtsteueraufkommens aus und ist deshalb eine wichtige Einnahmequelle für den Staat.
Bemerkenswerterweise wird in der aktuellen Debatte um steigende Preise die Belastung durch die Mehrwertsteuer kaum in den Blick genommen, dabei leiden unter dieser Steuerlast vor allem jene, die einen Großteil ihres Einkommens verkonsumieren müssen, um leben zu können. Das verwundert deshalb besonders, weil die Europäische Kommission es seit April 2022 den Staaten erlaubt, die Mehrwertsteuer für lebenswichtige Produkte auf null Prozent zu senken. Auch wäre es, wenn politisch gewollt, möglich, die Mehrwertsteuer für Energie zu senken, um dadurch die Verbraucher zu entlasten.
Die Mehrwertsteuer gibt es in Deutschland seit 1968, seitdem wurde sie immer wieder angehoben, während die Einkommen- und die Unternehmenssteuern gesenkt wurden.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, warum es dringend nötig ist, die Mehrwertsteuer zu reformieren.
Literatur:
Stefan Bach: Unsere Steuern. Wer zahlt? Wie viel? Wofür?, Westend.
Maurice Höfgen: „Senkt die Mehrwertsteuer!“, in: https://mauricehoefgen.substack.com/p/spritpreise-energie-mehrwertsteuer-inflation.
Ferdinand Lassalle: „Das Arbeiter-Programm“, in: https://www.marxists.org/deutsch/referenz/lassalle/1862/04/programm.htm.
Der Twitter-Thread von Klaus Seipp: https://twitter.com/KlausSeipp/status/1557967242217807875
Lukas Scholle: „Mehrwertsteuer für Lebensmittel auf null senken“, in: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2022/heft/6/beitrag/mehrwertsteuer-fuer-lebensmittel-auf-null-senken.html.
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8/24/2022 • 30 minutes, 3 seconds
3 Jahre "Wohlstand für Alle" – Der Geburtstags-Livestream mit euren Fragen
Wir haben 3 Jahre "Wohlstand für Alle" mit einem Livestream am Freitag, den 19. August gefeiert. Beantwortet wurden Fragen über Wirtschaft und Kultur, Privates und Politisches.
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8/20/2022 • 1 hour, 49 minutes, 30 seconds
Ep. 158: Reich werden durch Frugalismus?
Es klingt zweifellos verlockend: Wer würde nicht gern mit 40 Jahren bereits in Rente gehen und ein gutes Leben genießen? Während Industrievertreter und konservative Politiker derzeit ein höheres Renteneintrittsalter und eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit fordern, versprechen die Frugalisten das genaue Gegenteil.
Ziel des Frugalismus ist es, schnellstens finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen, um dann vom erwirtschafteten Vermögen bescheiden, aber gut leben zu können – über Zins- und Mieteinnahmen soll das möglich sein. Angewendet wird dabei die sogenannte 4-Prozent-Regel. Das heißt, verbraucht bzw. verkonsumiert werden sollen jährlich lediglich 4 Prozent des Vermögens. Damit dieses nicht immer weiter schwindet, soll das Geld gut angelegt sein. Ausgeblendet wird dabei jedoch, dass diese 4 Prozent auch von irgendwem – und zwar nicht von den Frugalisten – erwirtschaftet werden müssen.
Zwar geißeln die Frugalisten den Überkonsum und die Überflussgesellschaft, allerdings sind auch die Anhänger dieses Minimalismus nichts anderes als kleine Rentierkapitalisten, die sich von den großen nur quantitativ unterscheiden. Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Entworfen wird von den Frugalisten keineswegs eine Gesellschaft, in der wir alle weniger arbeiten müssen, stattdessen wird ein Individualismus propagiert, der es einigen Wenigen ermöglicht, aus dem „Hamsterrad“ auszusteigen.
Solidarisch und progressiv ist dieses Konzept keineswegs, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ aufzeigen.
Literatur/Quellen:
Florian Wagner: Rente mit 40: Finanzielle Freiheit und Glück durch Frugalismus, Econ.
follow me.reports: "Reich durch sparen: Ab 35 nicht mehr arbeiten???", in: https://youtu.be/-1JrmQYKU3A.
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8/17/2022 • 28 minutes, 11 seconds
Ep. 157: Das neoliberale Grundeinkommen – Milton Friedmans negative Einkommensteuer
Brutto ist nicht gleich Netto: Einkommen müssen in jedem Land versteuert werden, in Deutschland trifft das zumindest auf alle Einkommen zu, die über dem Steuerfreibetrag von 9984 Euro liegen. Danach steigt die steuerliche Belastung mit dem steigenden Einkommen an. Diese progressive Besteuerung soll jene stärker belasten, die es sich leisten können. Zudem werden Singles besonders stark zur Kasse gebeten, während Verheiratete und Menschen mit Kindern diverse steuerliche Vorteile haben.
Das aktuelle System ist sehr kompliziert und es bedarf eines großen bürokratischen Aufwands. Hinzu kommen die Sozialleistungen des Staates, die ebenfalls Bürokratie erfordern und viele Leistungsberechtigte überfordern. Eine grundlegende Veränderung dieser Misere verspricht die negative Einkommensteuer, die unter anderem von dem Ökonomen Milton Friedman ausgearbeitet wurde. Aber auch linke Wirtschaftswissenschaftler und Politiker können diesem Steuermodell etwas abgewinnen, weil sich dadurch zum Beispiel effizient ein Bedingungsloses Grundeinkommen auszahlen ließe.
Wegfallen würde mit einer negativen Einkommensteuer nicht nur ein erheblicher Verwaltungsaufwand, auch die Bürger könnten diese Form der Besteuerung als selbstermächtigend empfinden. Allerdings eignet sich das Modell auch, um einen sozialen Kahlschlag forcieren zu können.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Peter Bofinger zur negativen Einkommensteuer: https://www.boeckler.de/de/boeckler-impuls-aposder-staat-foerdert-die-falschen-jobsapos-8287.htm
Milton und Rose Friedman: Chancen, die ich meine, Ullstein.
Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit, Piper.
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8/10/2022 • 33 minutes, 29 seconds
Ep. 156: Die wirren Thesen des Dr. Dr. Rainer Zitelmann
Der Kapitalismus hat mitunter illustre Apologeten, einer von ihnen ist Dr. Dr. Rainer Zitelmann. „I love capitalism“ prangt auf seinem T-Shirt, dabei hat der Lebensweg des Autors und Unternehmers eine bemerkenswerte Wendung genommen – tummelte sich Zitelmann in seiner Studentenzeit doch noch in linksradikalen Kreisen, die auch mit dem Maoismus liebäugelten.
Nach seiner Konversion zu den Heilslehren des freien Marktes veröffentlichte er sage und schreibe 26 Bücher – immer angestimmt werden Lobgesänge auf den Kapitalismus. In seinem neuesten Werk „Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten. Zur Kritik der Kapitalismuskritik“ argumentiert Zitelmann, auch wenn der Titel es anders vermuten lässt, überhaupt nicht theoretisch, allein knallharte Fakten sollen die linke Kapitalismuskritik widerlegen.
Dass diese Fakten jedoch sehr ausgesucht sind und keineswegs „ideologiefrei“ herangezogen werden, sollte ebenso wenig wundern, wie das Lob rechter Journalisten für dieses wirre und intellektuell beeindruckend schlichte Werk. Trotzdem oder gerade deshalb landen Zitelmanns Werke meist weit oben in den Bestsellerlisten und auch in Talkshows ist der nationalliberale Autor ein gern gesehener Gast.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Zitelmanns eigenartigen Thesen.
WERBUNG:
Alle Informationen zu Christian Barons "Schön ist die Nacht" findet ihr unter:
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/schoen-ist-die-nacht-9783546100267.html
Literatur: Dr. Dr. Rainer Zitelmann: Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten. Zur Kritik der Kapitalismuskritik, Finanzbuch Verlag.
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8/3/2022 • 36 minutes, 11 seconds
Literatur #19: "Reich wie Rothschild" – Dostojewskijs Jüngling
Fjodor Michailowitsch Dostojewskij gehört zweifellos zu den größten Romanciers des 19. Jahrhunderts. Werke wie „Verbrechen und Strafe“, „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ oder „Der Spieler“ zählen zur Weltliteratur. Der russische Autor, der oftmals aufgrund von Spielschulden zur Schriftstellerei angetrieben war, hat den psychologischen Roman zu ungeheuren Höhen geführt.
In „Der Jüngling“ bzw. „Ein grüner Junge“, wie es Swetlana Geier mit ihrer preisgekrönten Übersetzung vorschlägt, strebt der Titelheld und zugleich Erzähler an, reich wie Rothschild zu werden. Mit einem ungewöhnlichen Sparplan und einer sich alle Lebensfreuden nehmenden Selbstdisziplinierung will der Protagonist, der der uneheliche Sohn eines Adligen ist, es schaffen, große Reichtümer anzusammeln. Diese „Idee“ jedoch verliert dieser junge Mann namens Arkadij Dolgorukij aus den Augen – er wird ein Spieler, ein unglücklich Verliebter, beinahe ein Ganove und Erpresser.
Dostojewskij schildert zugleich, wie die Moskauer und Petersburger Gesellschaft dem Geld hinterherhetzt und konfrontiert den Leser sowohl mit sozialistischen als auch christlichen Weltbildern. Die Macht des Geldes ist es, die viele Figuren an den Rand des Abgrunds und manchmal darüber hinaus treibt; nur ein Einsiedler, Arkadijs offizieller Vater, scheint diese irdischen Bedürfnisse und Laster hinter sich gelassen zu haben.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Fjodor M. Dostojewskij: Ein grüner Junge. Übersetzt von Swetlana Geier, Fischer.
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7/30/2022 • 1 hour, 2 minutes, 20 seconds
Ep. 155: Ist weniger Wachstum mehr? Jason Hickels Degrowth-Konzept
Das Bruttoinlandsprodukt ist noch immer der wichtigste Indikator, mit denen Länder ihre Wirtschaftsleistung ausdrücken. Jedoch sollte man das BIP keinesfalls mit der Lebensqualität oder dem allgemeinen Wohlstand verwechseln. Ein Land kann ein sehr hohes BIP haben, wie zum Beispiel die Vereinigten Staaten, dennoch kann die Lebensqualität niedrig sein.
Viel Geld fließt dann in das Gesundheitssystem oder in Mieten, weil sich der Staat aus diesen Märkten zurückgezogen hat. Darauf macht der Degrowth-Theoretiker Jason Hickel aufmerksam, denn seine These lautet: Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 10.000 Dollar pro Jahr könnten wir ein zufriedenes Leben führen, wenn wir bereit sind, unsere Art des Wirtschaftens zu ändern und der Staat wieder mehr Aufgaben übernimmt.
Hickel räumt aber auch auf mit vielen liberalen Träumen, wonach man durch CO2-Bepreisung und Innovationen schon bald einen grünen Kapitalismus erreicht habe. Dem sei nicht so, eine relative Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und CO2-Emissionen sei keineswegs ausreichend.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über einen weiteren Degrowth-Ansatz, der das Wirtschaftswachstum nicht per se abschaffen will, jedoch eine Abkehr vom BIP für dringend geboten hält.
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Jens Liljestrand: Der Anfang von morgen. S. Fischer Verlag.
Weitere Infos zum Buch: https://www.fischerverlage.de/buch/jens-liljestrand-der-anfang-von-morgen-9783103971903
Literatur:
Jason Hickel: Weniger ist mehr. Warum der Kapitalismus den Planeten zerstört und wir ohne Wachstum glücklicher sind, Oekom.
Jason Hickels Antwort auf Branko Milanovic:
https://www.jasonhickel.org/blog/2017/11/19/why-branko-milanovic-is-wrong-about-de-growth.
Informationen zum deutschen BIP 2019: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressekonferenzen/2020/BIP2019/pressebroschuere-bip.pdf;jsessionid=BD470EAD16E77351B6A7D112A53DB339.live732?__blob=publicationFile.
Der „Corporate Therapy“-Podcast über Degrowth: https://corporate-therapy.com/62-post-growth-okonomie/.
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7/27/2022 • 35 minutes, 41 seconds
Spezial #28: Entwicklungsarbeit und Fiskalpolitik – Philippa Sigl-Glöckner im Gespräch
2018 hat Philippa Sigl-Glöckner das "Dezernat Zukunft" mitgegründet – einen Thinktank, der für eine moderne Finanzpolitik eintritt. Zuvor hat sie bereits bei einer Unternehmensberatung, der Weltbank sowie dem liberianischen Finanzministerium gearbeitet.
Im Gespräch mit Ole spricht Philippa über Verhandlungen mit der Weltbank und dem IWF sowie über die Notwendigkeit einer finanzpolitischen Veränderung.
Mehr Informationen zum Dezernat Zukunft findet ihr hier:
https://www.dezernatzukunft.org/
Philippas Homepage:
https://philippa-sigl-gloeckner.de/
Philippa auf Twitter:
https://twitter.com/PhilippaSigl
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7/23/2022 • 40 minutes, 59 seconds
Ep. 154: Droht eine neue Eurokrise?
Die europäische Zentralbank hebt nicht nur die Zinsen an, sondern hat auch das Anleihekaufprogramm gestoppt. Einst wurde es vom ehemaligen EZB-Chef Mario Draghi ins Leben gerufen, um die krisengebeutelten Länder der Eurozone, wie zum Beispiel Griechenland und Italien, zu unterstützen. Keineswegs aber haben sich die Probleme in Luft aufgelöst, vielmehr gebiert jede Lösung ein wieder neues Problem, auf das die EZB reagieren muss.
Ähnliches ist auch bei der FED in den USA zu beobachten. Die Diagnose des Soziologen Wolfgang Streeck, wonach sich die westlichen Staaten lediglich Zeit kaufen, um ein per se krisenhaftes System zu stützen, ist heute richtiger denn je. Hinzu kommt die Schwierigkeit, dass die Zentralbank keine monetäre Staatsfinanzierung betreiben darf, es aber eigentlich tun muss.
Um diese Auflage zu umgehen, müssen sich Christine Lagarde und ihre Kollegen immer neue Tricks ausdenken, um das System zu stabilisieren. Dieser Tage soll ein neues Instrument vorgestellt werden, um eine neue Eurokrise zu verhindern – bereits jetzt rumort es deshalb in der bürgerlich-liberalen Presse. Eigentlich müsste man das Mandat der EZB neu definieren, um den Handlungsspielraum zu vergrößern.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Macht der Zentralbanken und ihre Macht an den Repo-Märkten.
Literatur:
Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, Suhrkamp.
Joscha Wullweber: Zentralbankkapitalismus. Transformationen des globalen Finanzsystems in Krisenzeiten, Suhrkamp.
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7/20/2022 • 28 minutes, 55 seconds
Ep. 153: Mit hohen Zinsen gegen die Inflation?
Das Anleihekaufprogramm der EZB ist Anfang Juli ausgelaufen, nach und nach hebt die Zentralbank die Zinsen an, der nächste Zinsschritt könnte im September erfolgen. Die Federal Reserve Bank unter Jerome Powell geht noch drastischer bei der Zinsanhebung vor, zuletzt erhöhte man die Zinsen gleich um 75 Basispunkte, das sind immerhin 0,75 Prozent. Die Zentralbanken wollen so die Inflation in den Griff bekommen, Schützenhilfe bekommen sie dafür von der herrschenden Politik.
Was aber geschieht hier eigentlich? Wenn die Zinsen steigen, werden Kredite für Unternehmen, aber auch für Häuslebauer erheblich teurer. Viele werden unter der Zinslast einknicken, Investitionen nicht tätigen oder Hausbaupläne vertagen. Außerdem kann mit einem Anstieg der Arbeitslosenrate gerechnet werden, aber genau das ist politisch gewollt – denn auch damit sinkt die Nachfrage in vielen Haushalten, wodurch wiederum die Preise fallen. Zugleich wird Gewerkschaften vonseiten der Politik signalisiert, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt für Forderungen nach Lohnerhöhungen sei. Mit anderen Worten: Die Inflation wird auf Kosten derjenigen bekämpft, die hart arbeiten und Kredite abstottern müssen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die aktuelle Geld- und Zinspolitik.
Literatur:
David Ratner/Jae Sim:“Who Killed the Phillips Curve? A Murder Mystery”, in: https://www.federalreserve.gov/econres/feds/who-killed-the-phillips-curve-a-murder-mystery.htm.
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7/13/2022 • 31 minutes, 38 seconds
Ep. 152: Bitte lächeln! Die Tücken der emotionalen Arbeit
Das freundliche Lächeln der Bedienung im Restaurant, der interessierte Small Talk mit dem Barkeeper oder die herzliche Fürsorge in der Pflege – all das ist wichtige Gefühlsarbeit, die gerade in einer Dienstleistungsgesellschaft wie der unseren einen hohen Stellenwert haben müsste.
Jahrzehntelang aber haben sich Wirtschaftswissenschaftler für Emotionsarbeit bzw. „emotional labor“, wie es im Englischen heißt, kaum interessiert. Erst in den 1980er-Jahren ändert sich das, nicht zuletzt wegen der soziologischen Pionierforschung von Arlie Russell Hochschild, der mit ihrem Buch „Das gekaufte Herz“ ein Bestseller gelang. Hochschild setzt sich in ihrer Untersuchung mit den Gefühlswelten von Flugbegleiterinnen auseinander. In qualitativen Interviews erzählen diese, welche emotionalen Anforderungen an sie gestellt werden.
Heute spielt das Gefühlsmanagement eine immer wichtigere Rolle, jedoch gibt es in dem Diskurs selbstverständlich widerstreitende Interessen: Während die Unternehmerseite die Gefühle der Angestellten möglichst effizient ausbeuten will, klagen viele Angestellte wiederum darüber, dass der Job, für den sie ihre Affekte kontrollieren oder gezielt einsetzen müssen, zu einer Belastung werden kann. Manche sehnen sich danach, sich nicht länger mehr verstellen zu müssen – allerdings ist auch ein Ruf nach echten Gefühlen mit Vorsicht zu genießen. Manchmal kann eine gewisse Distanz und kann eine Vortäuschung von falschen Gefühlen befreiend sein und vor Verletzungen schützen. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Emotionsarbeit.
Literatur:
Erving Goffman: Wir alle spielen Theater. Die Selbstdarstellung im Alltag, Piper.
Arlie Russell Hochschild: Das gekaufte Herz. Die Kommerzialisierung der Gefühle, Campus.
Daniela Rastetter: Zum Lächeln verpflichtet. Emotionsarbeit im Dienstleistungsbereich, Campus.
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7/6/2022 • 27 minutes, 58 seconds
Ep. 151: Die Finanzkrise 2008 und die Repo-Märkte
Wird in deutschen Medien über die Finanzkrise von 2007/2008 gesprochen, geht es meist um die faulen Immobilienkredite und die dubiosen Geschäfte von amerikanischen Hedgefonds-Managern. Seltener stellt man sich die Frage, wie beispielsweise Hedgefonds-Manager überhaupt rasch an Liquidität gelangen, um ihre Geschäfte ausüben zu können.
Hierbei spielen die Repo-Märkte eine entscheidende Rolle, die jedoch im medialen Diskurs unterbelichtet ist – nicht zuletzt, weil diese Finanzinstrumente etwas komplizierter sind. Repo (repurchase operation oder auch repurchase agreement) steht für Rückkaufvereinbarung. Eine solche wird geschlossen, wenn zum Beispiel ein Hedgefonds-Manager Wertpapiere an eine Bank verkauft, um schnell an Geld zu kommen, und verspricht, dieses bald mitsamt Zins zurückzuzahlen.
Allerdings legt die Bank diese Wertpapiere nach dem Kauf nicht einfach in die Schublade, um sie dort zu verwahren, oft werden innerhalb des festgelegten Zeitraums von der Bank wiederum Geschäfte mit den Papieren betrieben. So entsteht ein instabiles System, das bemerkenswerterweise nicht durch die USA, sondern durch Europa ermöglicht wird. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Adam Tooze: Crashed. Wie die Finanzkrise die Welt verändert hat, Pantheon.
Gary B. Gorton, Andrew Metrick, Chase P. Ross: “Who ran on Repo?", in: https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/pandp.20201100.
Manmohan Singh, James Aitken: "The (Sizable) Role of Rehypothecation in the Shadow Banking System", in: https://www.imf.org/en/Publications/WP/Issues/2016/12/31/The-Sizable-Role-of-Rehypothecation-in-the-Shadow-Banking-System-24075.
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6/29/2022 • 29 minutes, 36 seconds
Literatur #18: Sayaka Murata – Die Ladenhüterin
Die Entfremdung in der modernen Arbeitswelt und der gesellschaftliche Druck einer immer älter werdenden Gesellschaft stehen schon länger im Mittelpunkt der japanischen Gegenwartsliteratur. Die gefeierte Autorin Sayaka Murata ist eine wichtige Stimme ihrer Generation, die seit ihrem Roman „Die Ladenhüterin“ auch international Gehör findet.
Auf nur 140 Seiten schildert sie die Geschichte einer jungen Frau, die in einem Konbini, wie die Convenience Stores in Japan genannt werden, zunächst nur einen Job annimmt, dann aber zur Verwunderung ihrer Familie, Freunde und Kollegen dabei bleibt: 18 Jahre ist sie jetzt schon Teil des Mini-Markts, der ihr eine Struktur und ein Zuhause bietet. Voll und ganz geht die Protagonistin in ihrer Existenz als Angestellte auf, mehr noch, sie ahmt ihre Kollegen nach, optimiert ihren Körper und ihre Bewegungsabläufe, um die ideale Mitarbeiterin zu sein.
Mit einem Hang zum Absurden und mit vielen tragikomischen Untertönen erzählt Sayaka Murata eine symptomatische Geschichte über eine Existenzweise im Spätkapitalismus, die nicht mehr rebelliert und nichts mehr vom Leben erwartet.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Sayaka Murata: Die Ladenhüterin, Aufbau Verlag.
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6/25/2022 • 51 minutes, 6 seconds
Ep. 150: Stablecoins in der Krise
Die Kryptowährungen befinden sich weiterhin im freien Fall: Der Bitcoin lag Anfang der Woche bei unter 20.000 Euro, um Ripple und Ethereum ist es nicht besser bestellt. Kleinere Krypto-Coins sind oft noch miserabler dran, aber vor allem überrascht die Krypto-Szene, dass die Stablecoins, die ihrem Namen nach stabile Münzen sein sollen, keineswegs krisenfest sind.
Die Coins sollen eigentlich eine Absicherung gegen hochvolatile Kryptowährungen sein, indem sie beispielsweise an Fiatwährungen wie Dollar oder Euro gekoppelt sind. Dies funktioniert jedoch nur, wenn jene Unternehmen, die die Stablecoins herausgeben, auch wirklich für alle Coins Dollars oder Euros hinterlegt haben. Dies jedoch scheint bei einigen Stablecoins nicht der Fall zu sein.
Unmut und Verunsicherung machen sich deshalb breit, sodass viele Krypto-Anhänger derzeit nicht nur Bitcoin und Co., sondern auch vermeintlich stabile Coins in Fiatwährungen umtauschen. Auch die algorithmisch erzeugten Stablecoins sind kaum besser dran. Und außerdem gibt es noch solche, die durch verschiedene Kryptowährungen abgesichert sind, womit man offenbar darauf setzt, dass zwei Ertrinkende sich gegenseitig retten können. Es wird immer absurder – das aber scheint momentan auch der Krypto-Szene zu dämmern.
Hinzu kommt, dass die Zentralbanken ihre lockere Geldpolitik vorläufig beenden. Auch das beschleunigt den Krypto-Crash. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Maurice Höfgen: "Bitcoin: Game over?", in: https://mauricehoefgen.substack.com/p/bitcoin-crash-kurs-friedrich.
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6/22/2022 • 36 minutes, 58 seconds
Spezial #27: Die Geschichte der Fleischindustrie – Christian Kassung im Gespräch
Der Durchschnittsdeutsche isst knapp 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr – ein Wert, der vor etwas mehr als zwei Jahrhunderten noch kaum denkbar erschienen wäre. Nicht immer war Fleisch ein derart verfügbares Lebensmittel. Wie es dazu werden konnte, weiß Christian Kassung, der Professor für Kulturtechniken und Wissensgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin ist. In seinem Buch "Fleisch. Die Geschichte einer Industrialisierung" untersucht er, wie das Berlin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts seine Bevölkerung mit immer mehr Fleisch versorgte. Welche Technologien dabei genutzt wurden, welche Rolle der Staat spielte und wie der Konsum von Fleisch in der Großstadt aussah, erklärt Kassung im 27. WfA-Spezial mit Ole Nymoen.
Literatur:
Christian Kassung: Fleisch. Die Geschichte einer Industrialisierung, Brill.
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6/18/2022 • 36 minutes, 54 seconds
Ep. 149: Der Bitcoin-Crash und El Salvador
In El Salvador sollte eigentlich im vergangenen Jahr eine finanzielle Revolution in Gang gesetzt werden: Präsident Nayib Bukele wollte sich durch die Einführung des Bitcoins als Landeswährung von der Dollar-Hegemonie lösen, internationale Investoren in das kleinste lateinamerikanische Land locken und nach dem Motto „Banking the unbanked“ seiner Bevölkerung zur finanziellen Teilhabe verhelfen.
Schon damals war dieses Projekt – gelinde gesagt – umstritten, es löste auch Proteste in der Bevölkerung aus und sorgte für heftiges Kopfschütteln bei Ökonomen. Wie soll ein hochvolatiles Asset wie der Bitcoin als Währung taugen? – noch dazu in einem Land, das ohnehin Schwierigkeiten hat, die Wirtschaft anzukurbeln und Kredite zu bedienen. Nun ist der Bitcoin-Kurs radikal eingebrochen, Bukeles Investment hat sich im Wert halbiert und dennoch hält der populistische Präsident an seinem Irrweg fest. Der Internationale Währungsfonds fordert hingegen, dass El Salvador sich vom Bitcoin schnellstens wieder löst.
Auch die versprochene Bitcoin-City, die zum Mekka für Krypto-Anhänger aus aller Welt werden sollte, gibt es bislang nur auf dem Papier. Die Salvadorianer werden, so viel steht jetzt schon fest, die Leidtragenden dieser Entwicklung sein. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Gegenstandpunkt: "Die Einführung des Bitcoins in El Salvador. Klarstellungen zu dem gewagten Geld-Projekt des internetaffinen Präsidenten eines Landes ohne eigenes Geld", in: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/einfuehrung-bitcoins-el-salvador.
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6/15/2022 • 31 minutes, 7 seconds
Ep. 148: Die holländische Krankheit und der Ressourcenfluch
In den 1970er-Jahren kommt die Rede von der „Dutch Disease“ auf, in den 1980er-Jahren beschäftigen sich die ersten Wirtschaftswissenschaftler mit diesem Phänomen: Wie kann es sein, lautet die Forschungsfrage, dass Länder, die viele Rohstoffe exportieren können, auf Dauer ärmer und nicht reicher werden? Müsste es nicht eigentlich umgekehrt sein?
Diese Länder jedenfalls leiden an der Holländischen Krankheit, die so heißt, weil dieses Phänomen erstmals anhand der Niederlande analysiert wurde. Eigentlich konnten die Niederländer in den 1960er-Jahren aufatmen: Das Land wurde durch seine Erdgasvorkommen nicht nur energieunabhängig, sondern konnte sogar erfolgreich Erdgas exportieren. Zugleich aber nahm die Arbeitslosigkeit zu und die Tendenz zur Deindustrialisierung verstärkte sich.
Ähnlich ergeht es den meisten Ländern, die über wertvolle Rohstoffe verfügen. Ein Grund für diese Entwicklung ist der Wechselkursmechanismus: Durch den Export von Ressourcen fließen die Devisen (meist Dollar) munter ins Land, das lässt die inländische Währung immer stärker werden, sodass andere Güter kaum noch exportiert werden und sogar die Binnenwirtschaft darunter leidet, da plötzlich Importe günstiger sind. Der Ökonom Joseph Stiglitz hat sich mit diesem Phänomen ebenfalls auseinandergesetzt und empfiehlt Ländern, die von der Holländischen Krankheit betroffen sind, die Einnahmen aus den Exporten im Ausland anzulegen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diese Zwickmühle der Globalisierung.
Literatur:
Joseph Stiglitz: Die Chancen der Globalisierung. Pantheon.
Auftritte:
Ole und Wolfgang in Düsseldorf:
https://www.zakk.de/event-detail?event=11739
Ole in Lüneburg:
https://www.leuphana.de/universitaet/termine/ansicht/2022/06/10/adorno-auf-instagram.html
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6/8/2022 • 27 minutes, 21 seconds
Ep. 147: Wie sozialistisch war Pol Pots Wirtschaftspolitik?
1975 kam Pol Pot in Kambodscha an die Macht. Es folgten knapp vier Jahre der Unterdrückung, der Verfolgung und des Hungers. Die Stadtbevölkerung wurde aufs Land vertrieben, die Gesellschaft wurde in fünf Klassen eingeteilt: Bauern, Arbeiter, Bourgeoisie, Kapitalisten und Landbesitzer. Die drei Letzteren wurden zu Feinden des „Demokratischen Kambodscha“ eingestuft und deshalb liquidiert oder umerzogen.
Tendenziell konnte jeder jedoch zum Opfer der Khmer Rouge werden, da mit dem Begriff „Volksfeinde“ die Verfolgung völlig entgrenzt wurde. Was aber passierte ökonomisch in Kambodscha? Die Zentralbank wurde gesprengt und Geld verboten, der Außenhandel wurde eingeschränkt und fast ausschließlich mit verbündeten Staaten wie China und Nordkorea unterhalten.
Vor allem aber ging es darum, die Reis-Produktion zu steigern. Wurden zu Zeit von Pol Pots Machtergreifung noch durchschnittlich eine Tonne Reis pro Hektar geerntet, sollten es in wenigen Jahren schon 3 Tonnen werden. Diese ambitionierten Pläne aber dienten keineswegs dazu, die Bevölkerung zu ernähren. Stattdessen ging es darum, Reis zu exportieren.
Es ist deshalb sehr fraglich, ob wir es in Kambodscha mit einem sozialistischen Experiment oder eher mit einem autoritären Staatskapitalismus zu tun haben. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer. Die Erschaffung des perfekten Sozialisten, Ferdinand Schöningh.
Bernd Stöver: Geschichte Kambodschas. Von Angkor bis zur Gegenwart, C.H. Beck.
James A. Tyner: From Rice Fields to Killing Fields. Nature, Life, and Labor under the Khmer Rouge, Syracuse University Press.
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6/1/2022 • 30 minutes, 47 seconds
Literatur #17: Geld drucken mit Goethe – Faust II
Johann Wolfgang von Goethe versiegelte den zweiten Teil von „Faust“, erst nach dem Tode des Dichters sollte sich die Nachwelt mit diesem umfangreichen Werk befassen. Die ersten Rezipienten waren überwiegend irritiert, bald entstanden sogar Parodien und auch die Literaturwissenschaft tut sich bis heute mit diesem Drama schwer.
Ohne Zahl sind die mythologischen Bezüge, die allegorische Dramaturgie ist nicht leicht zu entschlüsseln und die Offenheit des Dramas überfordert Interpreten wie Regisseure. Wir wollen es dennoch wagen: Der Faust des zweiten Teils zeigt sich einmal mehr als Tat-Mensch und möglicherweise auch als moderner kapitalistischer Unternehmer, der Mensch und Natur beherrschen und sein Eigentum erweitern will.
Mephisto scheint ebenfalls ein Repräsentant der neuen Verhältnisse zu sein: Am Hofe des Kaisers will er die leere Staatskasse füllen, indem er Papiergeld erfindet, das vermeintlich mit Gold, das tief im Boden steckt, gedeckt wird. Inflationäre Zustände sind bald erreicht.
Der Proto-Kapitalist Faust aber erobert Land und Meer, rücksichtslos schafft er künstliche Welten, nur um zum Augenblicke sagen zu können: „Verweile doch!“. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den zweiten Teil der Tragödie.
Literatur:
Goethe: Faust. Der Tragödie zweiter Teil.
Heinz Schlaffer: Faust Zweiter Teil: Die Allegorie des 19. Jahrhunderts, J.B. Metzler.
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5/28/2022 • 1 hour, 12 minutes, 5 seconds
Ep. 146: Vegane Welt? Die Zukunft der Fleischindustrie
Der Fleischkonsum ist viel zu hoch, vor allem in hochindustrialisierten Ländern wie Deutschland, USA oder Australien. Dies ist eine Belastung für das Klima, zudem werden Mensch und Tier auf katastrophale Weise ausgebeutet. Das Problem ist lange schon bekannt, wenngleich der globale Fleischkonsum in den nächsten Jahren weiter zunehmen wird.
Da wirkt es beinahe wie ein Hoffnungsschimmer, wenn Unternehmen wie die Rügenwalder Mühle mit bemerkenswerten Zahlen zu überraschen wissen: Erstmals wird bei der Rügenwalder Mühle mit veganen und vegetarischen Produkten mehr Umsatz erwirtschaftet als mit fleischlichen. In Deutschland, aber auch in vielen anderen westlichen Ländern steigt die Nachfrage nach Ersatzprodukten zu Hühnchen, Schwein und Rind steil an.
Die Konsumenten ändern ihre Essgewohnheiten und der Markt reagiert darauf. Man könnte auch sagen: Der Markt regelt! Dies aber darf nicht der einzige Schritt sein, um von der CO2-intenstiven fleischlichen Ernährung loszukommen. Ein Ausweg aus der Misere könnte in vielleicht nicht ganz zu ferner Zukunft auch sogenanntes In-Vitro-Fleisch werden, aber auch die CO2-Bepreisung ist eine wirksame Stellschraube.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Lisa Tostado: "Alltagessen und Luxusgut", in: Fleischatlas 2021, online verfügbar unter: https://www.boell.de/sites/default/files/2021-01/Fleischatlas2021_0.pdf.
Felix Ekardt: "Die Scheinheiligkeit der Fleischliebhaber", in: https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-12/fleisch-klimawandel-naturschutz-tierschutz-ernaehrung?page=68.
Jacqueline Goebel: "Rügenwalder Mühle. Mit dem Erfolg kommen die Probleme", in: https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/mehr-veggie-als-fleisch-ruegenwalder-muehle-mit-dem-erfolg-kommen-die-probleme/28311624.html.
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5/25/2022 • 29 minutes, 9 seconds
Ep. 145: Christian Lindners Pläne
Wird Christian Lindner sich als Finanzminister wandeln? Es gab diese zarte Hoffnung, jedoch kann diese nun getrost begraben werden. Das Finanzministerium hat in der vergangenen Woche ein Papier mit dem Titel „Finanzpolitik in der Zeitenwende“ veröffentlicht, das unter anderem eine Antwort geben will auf die Inflation, die wirtschaftliche Transformation und die Lieferengpässe.
Wer nun noch glaubt, Deutschland könnte unter der Ampel-Koalition sozialer werden, den darf man getrost einen Träumer nennen. Lindner erteilt der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik, die auf Keynes zurückzuführen ist, eine Absage, stattdessen soll es darum gehen, eine angebotsorientierte, sprich: unternehmerfreundliche Politik zu fahren, bei der die Unternehmenssteuern gesenkt, Sozialabgaben gekürzt und Investitionen nicht vom Staat, sondern von der Privatwirtschaft getätigt werden.
Bei Innovationen und Investitionen soll der Staat sich zurückhalten, stattdessen wird eine ordoliberale Politik betrieben, womit offenbar Lindner-Einflüsterer Lars Feld schon jetzt all seine Macht ausspielt, um erneut seine neoliberale Ideologie dem Land aufzubürden. Immerhin überzieht das sonst linientreue FDP-Papier dieses Mal die EZB keiner Kritik an zu niedrigen Zinsen, denn auch den Liberalen ist wohl aufgefallen, dass die aktuelle Inflation mit der Geldmenge wenig zu tun hat.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Bundesministerium der Finanzen: "Finanzpolitik in der Zeitenwende – Wachstum stärken und inflationäre Impulse vermeiden", in: https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Oeffentliche-Finanzen/finanzpolitik-in-der-zeitenwende.pdf?__blob=publicationFile&v=2.
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5/18/2022 • 29 minutes, 42 seconds
Spezial #26: Robbenpelze und Imperialismus – Robert Kindler im Gespräch
Die Geschichte hinter Luxusprodukten kann grausam sein. So ist es auch mit den Robbenpelzen, die sich im 19. Jahrhundert global immer größerer Beliebtheit erfreuten. Wer in London, Paris oder Moskau etwas auf sich hielt, trug Robbenpelz.
Der Osteuropahistoriker Robert Kindler zeichnet in seinem packenden Buch „Robbenreich“ die Geschichte dieses globalen Wirtschaftens an der Peripherie, bei dem Tier und Mensch geschunden wurden, nach. Es geht um Ressourcenkonflikte, Ausbeutung, globalen Welthandel und selbstredend um imperiales Prestige: Als Zar Alexander II. 1867 Russisch-Amerika, das heutige Alaska, an die Vereinigten Staaten verkaufte, bedeutete das für den nordpazifischen Raum eine Zäsur.
Russland wollte seine imperiale Autorität aufrechterhalten, gleichzeitig drängten staatliche und privatwirtschaftliche Akteure aus den USA, aus Großbritannien und Japan in die Inselregionen im Nordpazifik, um am Geschäft mit den Robben zu partizipieren.
Über diese besondere Phase der Globalisierung spricht Wolfgang M. Schmitt mit Robert Kindler im neuen „Wohlstand für Alle“-Spezial.
Literatur:
Robert Kindler: Robbenreich. Russland und die Grenzen der Macht am Nordpazifik, Hamburger Edition.
Robert Kindlers Artikel über Alaska und neue Expansionsphantasien: https://geschichtedergegenwart.ch/imperiale-phantomschmerzen-neue-russische-blicke-auf-alaska/
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5/14/2022 • 51 minutes, 18 seconds
Ep. 144: Wo bleibt der grüne Kapitalismus?
Wie soll sie denn nun aussehen, die grüne Transformation? Seit einer Weile ist sie zumindest in aller Munde: BlackRock-Chef Larry Fink hat auch in diesem Jahr in einem Brief an die CEOs angemahnt, dass die Unternehmen sich auf den grünen Wandel einstellen sollen.
Sogar Bundesfinanzminister Christian Lindner ist nun begeistert von erneuerbaren Energien und spricht gleich von „Freiheitsenergien“. Auch Grüne wollen den Klimawandel stoppen, indem sie im Sinne des grünen Ordoliberalismus die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und dem Industriestandort Deutschland Vorteile verschaffen. Vor allem geht es darum, Vermögenswerte zu schaffen, die für die Kapital- und Finanzmärkte von Interesse sind.
Konstruiert wird kein großer, sondern ein „kleiner grüner Staat“, wie die Ökonomin Daniela Gabor meint. Der Staat hat vornehmlich die Aufgabe, das unternehmerische Risiko – Stichwort De-Risking – zu minimieren, während die Privatwirtschaft auf grüne Gewinne hoffen kann. Aber ist auf diese Weise tatsächlich das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen? Zweifel sind mehr als berechtigt.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Larry Fink: “Brief von Larry Fink an CEOs 2022: Die transformative Kraft des Kapitalismus”, in: https://www.blackrock.com/ch/privatanleger/de/2022-larry-fink-ceo-brief.
Daniela Gabor: "Der kleine grüne Staat", in: https://jacobin.de/artikel/der-kleine-grune-staat-daniela-gabor-gruner-ordoliberalismus-schwarze-null-klimainvestitionen-energieautonomie-finanzpolitik-wall-street-consensus-blackrock-ezb-derisking/.
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5/11/2022 • 27 minutes, 13 seconds
Ep. 143: Elon Musk kauft Twitter – und nun?
Elon Musk will Twitter kaufen. 44 Milliarden Dollar möchte der reichste Mensch der Welt für das Unternehmen ausgeben, das einst Mark Zuckerberg für 500 Millionen erwerben wollte. Musk selbst hat knapp 90 Millionen Follower, für ihn ist die Plattform existenziell. Angeblich will er mehr Meinungsfreiheit auf der Plattform ermöglichen, schließlich ist Musk ein Free-Speech-Verfechter. Doch selbst der reichste Mensch der Welt kann das Aktienunternehmen nicht aus der Portokasse bezahlen, für jede Aktie will Musk den Aktionären immerhin 54,20 Dollar anbieten.
Das wird ihm aber nur gelingen, wenn er eine große Menge Tesla-Aktien abstößt und er außerdem Kredite bewilligt bekommt. Was aber müssen die Aktionäre dabei jetzt fürchten? Anlässlich von Musks Ambitionen lohnt es sich außerdem auf die bewegte Unternehmensgeschichte von Twitter zu blicken: Das Unternehmen wurde 2006 gegründet und ging 2013 an die Börse. Jetzt könnte es schon bald von dort wieder verschwinden, wenn Elon Musk seinen Plan umsetzen kann.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den anstehenden Aufkauf.
Literatur:
Nick Bilton: Twitter. Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat, Campus.
Steven Levy: Facebook – Weltmacht am Abgrund. Der unzensierte Blick auf den Tech-Giganten, Droemer.
Biz Stone: Folge dem blauen Vogel – Die Twitter-Story. Bekenntnisse eines Kreativen, Ariston.
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5/4/2022 • 36 minutes, 19 seconds
Literatur #16: Ein großer Liebesroman – Edith Whartons "Zeit der Unschuld"
Von einer Liebe, die nicht sein darf, erzählt Edith Wharton in ihrem berühmtesten Roman „Zeit der Unschuld“. Newland Archer, ein junger Mann aus der New Yorker Upperclass, soll eine junge Frau, May Welland, aus ebenso gutem Haus heiraten. Plötzlich aber taucht deren Cousine auf: Die Gräfin, die zeitweise in Europa weilte, ist ein paar Jahre älter und sie ist schön, extravagant und außergewöhnlich.
Die Society rümpft die Nase. Newland Archer aber ist hingerissen, doch die Konventionen und Gepflogenheiten der feinen Gesellschaft rufen zur Mäßigung. „Zeit der Unschuld“ ist ein beeindruckender Gesellschaftsroman über das New York der 1870er-Jahre, in dem keine Aristokratie, sondern ein Geldadel sich etabliert hat, der stets auf Distinktion bedacht ist.
In „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Edith Whartons Klassiker.
Literatur:
Edith Wharton: Zeit der Unschuld, Manesse.
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4/30/2022 • 58 minutes, 24 seconds
Ep. 142: Steinzeitkommunismus? Pol Pots Pläne
Was geschah damals in Kambodscha? Pol Pot gehört zweifellos zu den schaurigsten Figuren der Weltgeschichte. Zwischen 750.000 und 2 Millionen Menschen fielen dem Regime der Roten Khmer zum Opfer. Von „Steinzeitkommunismus“ ist immer wieder die Rede, da Pot die Zentralbank sprengen ließ, das Geld und jegliches Privateigentum abschaffte.
Alle Kambodschaner mussten die Städte zu verlassen und von nun an unter widrigsten Bedingungen in der Landwirtschaft arbeiten. Die Familie als tragende gesellschaftliche Einheit wurde ebenfalls abgeschafft, es folgten Jahre der totalen Überwachung und Kollektivierung. Wie sah die volkswirtschaftliche Grundlage für derart radikale Schritte aus? Sollte wirklich ein Steinzeitkommunismus etabliert werden?
Die Antwort liegt mehr als 15 Jahre zurück, als nicht nur Pol Pot, sondern auch sein Mitstreiter Khieu Samphan in Paris studierten und mit marxistisch-leninistischen Kreisen in Verbindung standen. 1959 promivierte Samphan mit einer volkswirtschaftlichen Studie über die kambodschanische Wirtschaft. Zwar ist er in dieser Schrift noch nicht als Revolutionär zu erkennen, doch erteilt er schon damals dem Freihandel eine Absage, legt den Fokus auf die Landwirtschaft und schlägt vor, eine nationale kapitalistische Wirtschaft in Kambodscha aufzubauen.
In „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die ökonomischen Prämissen der Khmer Rouge.
Literatur:
Daniel Bultmann: Kambodscha unter den Roten Khmer: Die Erschaffung des perfekten Sozialisten, Ferdinand Schöningh.
Branko Milanovic: Kapitalismus global. Über die Zukunft des Systems, das die Welt beherrscht, Suhrkamp.
Khieu Samphan: Die Wirtschaft Kambodschas und die Probleme seiner Industrialisierung, KBW-Verlag Kühl KG.
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4/27/2022 • 33 minutes, 24 seconds
Ep. 141: Wie der Ölpreisschock die Phillips-Kurve erledigte
Auch wenn volkswirtschaftliche Theorien längst empirisch widerlegt sind, können sie dennoch lange im Diskurs überleben. So ist es auch mit der sogenannten Phillips-Kurve, mit der einige Ökonomen bis heute nachzuweisen suchen, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gibt. Das meint: Je höher die Inflation, desto niedriger die Arbeitslosigkeit – und umgekehrt.
Das klingt durchaus logisch. Schon Ende der 1920er-Jahre beschäftigte sich damit Irving Fisher, Jahrzehnte später legte Alban William Housego Phillips mit einem Aufsatz, der angeblich an nur einem Wochenende entstanden ist, eine bahnbrechende Untersuchung zu diesem Zusammenhang vor. Während Phillips selbst aus seinen Ergebnissen keine direkten politischen Forderungen ableitete, taten genau dies danach sehr viele Ökonomen, Zentralbanker und Politiker. Und auch heute verkündet etwa der Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman in der „New York Times“, dass wir, um eine niedrige Inflation zu bekommen, mit etwas mehr Arbeitslosigkeit rechnen müssen.
Es lohnt sich, den ursprünglichen Aufsatz von Phillips erneut zu lesen. Einige wichtige Details werden nämlich in der aktuellen Debatte weitgehend übersehen. Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Quellen:
Paul Krugman: “Inflation Is About to Come Down — but Don’t Get Too Excited”, in: https://www.nytimes.com/2022/04/12/opinion/inflation-consumer-prices.html.
Alban W. Phillips: “The Relation Between Unemployment and the Rate of Change of Money Wage Rates in the United Kingdom, 1861-19571”, in: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1468-0335.1958.tb00003.x.
Joseph Politano: “The Life, Death, and Zombification of the Phillips Curve”, in: https://apricitas.substack.com/p/the-life-death-and-zombification?s=w.
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4/20/2022 • 26 minutes, 34 seconds
Spezial #25: Die neuen Klassenkämpfe und die Macht der Konzerne – Nina Scholz im Gespräch
In Berlin hat 2021 eine Mehrheit für die Enteignung von Wohnungskonzernen gestimmt. In New York hat sich kürzlich die erste Amazon-Gewerkschaft an einem US-Standort gebildet. Arbeiter bei Lieferdiensten gehen immer häufiger zu wilden Streiks über und auch ausländisches Pflegepersonal weiß sich zu organisieren. Die Journalistin Nina Scholz geht in ihrem gerade erschienenen Buch „Die wunden Punkte“ diesen Arbeitskämpfen nach, sie spricht mit Aktivisten und Engagierten. Fest steht: Das Kapital strukturiert sich neu, aber es entstehen auch neue Klassenkämpfe. Die Macht der Konzerne kann effektiv bekämpft werden.
Mehr dazu in der neuen Ausgabe von „Wohlstand für Alle“-Spezial mit Nina Scholz und Wolfgang M. Schmitt.
Literatur:
Die wunden Punkte von Google, Amazon, Deutsche Wohnen & Co. Was tun gegen die Macht der Konzerne?, Bertz+Fischer.
https://bertz-fischer.de/wundepunkte
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4/16/2022 • 44 minutes, 55 seconds
Ep. 140: Hängen Inflation und Arbeitslosigkeit zusammen?
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit? Bedingt das eine das andere? Schon vor knapp 100 Jahren beschäftigten sich mit dieser Frage Wirtschaftswissenschaftler. Ist es tatsächlich so, dass eine niedrige Arbeitslosigkeit zu einer höheren Inflationsrate führt – und umgekehrt?
Nach dem britischen Volkswirtschaftler Alban William Phillips ist die Phillips-Kurve benannt, die oftmals so interpretiert wurde, dass die Phänomene hohe Inflation und niedrige Arbeitslosigkeit nicht nur korrelieren, sondern es einen kausalen Zusammenhang gibt. Von dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt ist der Ausspruch „Lieber 5 Prozent Inflation als 5 Prozent Arbeitslosigkeit!“ übermittelt. Und auch jetzt wird im aktuellen Diskurs über die Inflation dem Faktor Arbeit mehr Bedeutung beigemessen als früher. Die FED in den USA hat die Beschäftigungsquote schon länger als relevant für ihre Geldpolitik angesehen.
Es ist also dringend nötig, sich näher mit der Phillips-Kurve zu befassen und auch die theoretische Pionierarbeit von Irving Fisher zu würdigen. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Irving Fisher: "I Discovered the Phillips Curve: 'A Statistical Relation between Unemployment and Price Changes'", online verfügbar unter: https://www.jstor.org/stable/1830534.
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4/13/2022 • 25 minutes, 58 seconds
Ep. 139: Wie Maschmeyer unsere Kinder verblödet
Carsten Maschmeyer, bekannt aus „Die Höhle der Löwen“, hat sich schon mehrmals mit Erfolgsratgebern hervorgetan – so etwa mit „Die Millionärsformel“. Nun hat der Mann von Veronika Ferres es auf die ganz junge Generation abgesehen und ein grauenhaftes Kinderbuch veröffentlicht. Der Titel spricht Bände: „Die Start-up Gang. Unser größtes Abenteuer – von der Idee zum Erfolg“.
Schüler gründen darin, hervorgegangen aus einer Projektwoche an der Schule, ein Start-up, das sie sehr bald zu Multimillionären macht. Eingerahmt ist die hanebüchene Geschichte, die stilistisch den Charme einer Gebrauchsanweisung hat, in ein Vor- und Nachwort des Unternehmers, der ein Loblied auf die Leistungsgesellschaft und den Gründergeist anstimmt.
Was so harmlos und kindgerecht daherkommen will, ist in Wahrheit astreine neoliberale Propaganda, die jedoch auch die progressiven Elemente inkludiert. Nicht zufällig ist eine Schülerin von Fridays For Future inspiriert und deshalb besonders geschäftstüchtig. Das Kinderbuch, das seit Tagen auf der Bestseller-Liste von Amazon weit oben rangiert, ist ein Dokument einer bildungsfeindlichen Offensive, wie wir sie seit Jahren in Schulen und an Universitäten erleben können.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
Literatur:
Robert Bongen und Sebastian Friedrich: "Nutzt Tönnies die Not der Flüchtlinge aus?", in: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/toennies-fluechtlinge-ukraine-101.html.
Carsten Maschmeyer, Axel Täubert: Die Start-up Gang. Unser größtes Abenteuer – von der Idee zum Erfolg, Edel Verlag.
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4/6/2022 • 28 minutes, 16 seconds
Ep. 138: Kommt nun die De-Globalisierung?
Die Sanktionen des Westens gegenüber Russland treffen Putin hart, doch möglicherweise sind sie ein Schritt in die De-Globalisierung. Zwar hat man Russland aus der Finanzinfrastruktur SWIFT ausgeschlossen, jedoch ist das System nicht alternativlos. Längst haben Russland und China eigene Bezahlsysteme geschaffen, zudem stärken diese Machtblöcke – und nicht zu vergessen: Indien – ihre Binnenwirtschaft, um von Importen aus dem Westen unabhängig zu werden.
Durch die Dollar-Hegemonie ist der Westen noch immer sehr mächtig, dies könnte sich aber auf absehbare Zeit ändern, wenn Öl-Staaten anfangen, bei Öl-Importen auch andere Währungen zu akzeptieren. Außerdem ist die Debatte um die Lieferketten neu entfacht: Durch immer häufiger auftretende Produktionsstaus denken Unternehmen mehr und mehr darüber nach, in heimischen Gefilden zu bleiben. Die Weltwirtschaft erlebt eine Regionalisierung, die jedoch wenig mit Postwachstumsidealen zu tun hat. Auch friedlicher und ökologischer wird das globale Wirtschaften auf diese Weise eher nicht.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wendy Brown: Mauern. Die neue Abschottung und der Niedergang der Souveränität, Suhrkamp.
Adam S. Posen: „The End of Globalization?“, in: https://www.foreignaffairs.com/articles/world/2022-03-17/end-globalization.
Gideon Rachman: Asiens Stunde. Krieg und Frieden im 21. Jahrhundert, Weltkiosk.
Quinn Slobodian: Globalisten. Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus, Suhrkamp.
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Das Metaverse ist in aller Munde, seitdem Mark Zuckerberg im Herbst 2021 angekündigt hatte, seinen Konzern für diese neue Form des Internets vorzubereiten und massiv zu investieren. Seinen Mitarbeitern empfiehlt er zur Lektüre einen Roman, in dem das Metaverse bereits in Ansätzen antizipiert wird: Neal Stephensons „Snow Crash“ erschien 1992 – darin ist erstmals von einem Metaversum die Rede, in das sich die Bürger einer weitgehend von Konzernen regierten USA flüchten, um dem unwirtlichen Alltag zu entkommen.
Aber auch das Metaverse ist durch die Vermachtung durch Konzerne geprägt: Hiro Protagonist – der angeblich letzte unabhängige Hacker – ist einer großen Verschwörung auf der Spur. Mit Anlehnungen an Blade-Runner, das Film-Noir-Genre und Steampunk-Versatzstücken soll der Leser in eine dystopische Welt entführt werden. Literarisch ist der Roman völlig wertlos und diagnostisch produziert er mehr Widersprüche als Klarheit.
Möglicherweise jedoch ist das Metaverse ebenso doof wie seine literarische Vorwegnahme. Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Neal Stephenson: Snow Crash, FISCHER Tor.
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3/26/2022 • 52 minutes, 13 seconds
Ep. 137: Benzinpreise, Sondervermögen – wie die Bundesregierung auf die Krise reagiert
Putins Krieg in der Ukraine verändert auch die deutsche Wirtschaftspolitik: Während Finanzminister Christian Lindner bis eben noch ein Verfechter von Sparsamkeit und „solider Finanzpolitik“ war und die gesamte Ampel-Koalition lieber kleine Schritte machte, um bloß die Schuldenregeln einzuhalten, sieht nun alles anders aus, wenn es um die Aufrüstung der Bundeswehr geht.
Nicht nur will die Bundesregierung das NATO-2-Prozent-Ziel erfüllen, auch sollen zusätzlich 100 Milliarden Euro in die Bundeswehr fließen. Interessanterweise aber will Lindner nicht von seiner Austeritätsideologie abrücken, weshalb mit einem sozialen Kahlschlag zu rechnen ist. Sehr wahrscheinlich werden Sozialausgaben gekürzt und die ökologische Transformation verschoben werden, um die militärische Aufrüstung voranzutreiben.
Dies ist aber nicht die einzige Ausgabe, die Lindner tätigen will, zudem schlägt er vor, die hohen Benzinpreise mit einem Tankrabatt zu kompensieren. Das würde nicht nur weitere Milliarden kosten, der Vorschlag ist selbst bei ordoliberalen Wirtschaftswissenschaftlern umstritten.
Dass die Politik sich jedoch in Preise stärker einmischen wird, können wir auch auf EU-Ebene beobachten. Dort dachte Ursula von der Leyen bereits laut über eine Preisdeckelung bei der Energie nach. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Auswirkungen des Krieges auf die deutsche und die europäische Wirtschaft.
Clemens Fuest: "Breite Steuersenkungen für Benzin sind der falsche Weg", in: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/spritpreise-warum-steuersenkungen-fuer-benzin-der-falsche-weg-sind-17875834.
Rüdiger Bachmann et al.: "What if? The Economic Effects for Germany of
a Stop of Energy Imports from Russia", in: https://www.econtribute.de/RePEc/ajk/ajkpbs/ECONtribute_PB_028_2022.pdf.
Malte Kreutzfeldt: "Kriegsgewinnler Raffinerien", in: https://taz.de/Hohe-Spritpreise-in-Deutschland/!5838442/.
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3/23/2022 • 36 minutes, 6 seconds
Spezial #24: Krieg, Inflation und Preiskontrollen – Andrew Elrod im Gespräch
Als die Ökonomin Isabella Weber im vergangenen Dezember gezielte Preiskontrollen als Instrument der Inflationsbekämpfung diskutierte, reagierten viele Ökonomen mit Spott. Wenige Monate später hat sich das Blatt gewendet: Selbst die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen denkt über einen Energiepreisdeckel nach.
Es ist daher an der Zeit, differenziert auf Preiskontrollen als Instrument der Inflationsbekämpfung zu blicken. Dr. Andrew Elrod, der im vergangenen Jahr über die Geschichte der Preiskontrollen in den USA promoviert hat, berichtet im 24. WfA-Spezial, wie häufig Preiskontrollen im 20. Jahrhundert eingesetzt wurden, und welche Folgen diese Politik hatte.
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https://twitter.com/andrewelrod
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3/19/2022 • 53 minutes, 20 seconds
Ep. 136: Wieso Sanktionen oft nicht funktionieren
Die Sanktionen gegen Russland sind massiv, aber werden sie Putin auch dazu bringen, seinen Krieg gegen die Ukraine zu beenden? Ein Blick in die Geschichte ist lohnend und desillusionierend: Der Wirtschaftshistoriker Nicholas Mulder hat sich mit der Geschichte der Sanktionen beschäftigt, in seinem Buch „The Economic Weapon“ beschreibt er, wie nach dem Ersten Weltkrieg der Völkerbund Sanktionen als Waffen in Friedenszeiten einsetzt.
Anfangs mit Erfolg, dies aber ändert sich in den 1930er-Jahren, als Italien in Äthiopien einmarschiert – trotz harter Sanktionen. Auch Japan und Deutschland sind infolgedessen nicht abgeschreckt, sondern bereiten sich vor, um für den Krieg besser gerüstet zu sein.
Autarkie-Bestrebungen gab es in allen drei Ländern und sie wurden durch die Sanktionen verstärkt. Aber auch die jüngste Vergangenheit zeigt, dass weniger als 20 Prozent aller Sanktionen wirklich effektiv sind. Was könnte man jenseits der Sanktionen tun, um wieder Frieden zu etablieren und der Ukraine zu Wohlstand zu verhelfen? Die EU müsste Geld in die Hand nehmen, viel Geld. Und hier könnte die gerade allseitig betonte Solidarität mit den Ukrainern jäh enden.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Nicholas Mulder: The Economic Weapon. The Rise of Sanctions as a Tool of Modern War, Yale University Press.
Nicholas Mulder im Interview in der NZZ: https://www.nzz.ch/wirtschaft/warum-der-westen-sanktionen-gegen-russland-aufheben-sollte-ld.1665936.
Nicholas Mulders Artikel in „The New Statesman“: https://www.newstatesman.com/international-politics/2022/03/the-economic-weapon.
Slavoj Zizeks Beitrag in der „Berliner Zeitung“: https://www.berliner-zeitung.de/wochenende/slavoj-zizek-freiheit-bedeutet-fuer-putin-dass-jeder-seinen-platz-kennt-li.214194?pid=true.
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3/16/2022 • 36 minutes, 21 seconds
Ep. 135: Finanzielle Kriegsführung – wie die Sanktionen gegen Putin funktionieren
Russland hat der Ukraine den Krieg erklärt. Fast zwei Wochen schon dauern die Gefechte an, doch moderne Kriege werden nicht nur militärisch geführt, sondern auch finanziell. Von „financial warfare“ ist bereits die Rede – und diese Kriegsführung haben wir bislang noch nie so vehement und so umfassend erlebt.
Die NATO-Staaten haben sich zwar entschieden, nicht direkt militärisch in den Konflikt einzugreifen – nicht zuletzt, um einen Weltkrieg zu verhindern –, jedoch sind sie keineswegs untätig. Russland bekommt derzeit harte Sanktionen zu spüren, die meisten Zahlungen sind beispielsweise für die russische Bevölkerung nicht mehr über SWIFT durchführbar. Das allerdings ist nicht die härteste Sanktion; vor allem haben die westlichen Zentralbanken das Geld, das Russland im Ausland angespart hat, eingefroren.
Somit kann Putin den Wertverlust des Rubels kaum mit monetären Mitteln ausgleichen. Es gibt noch weitere Vorschläge für die finanzielle Kriegsführung, so schlägt etwa Thomas Piketty vor, das Geld russischer Oligarchen ebenfalls einzufrieren.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Sanktionen und die Folgen für die Weltwirtschaft.
Literatur:
Adam Tooze: Chartbook #89. Russia's financial meltdown and the global dollar system, online verfügbar unter:
https://adamtooze.substack.com/p/chartbook-89-russias-financial-meltdown?s=r.
Maurice Höfgen: Putins wunder Punkt, online verfügbar unter:
https://mauricehoefgen.substack.com/p/russland-putin-ukraine-krieg-sanktionen?r=xcqyw&utm_campaign=post&utm_medium=web&s=r.
Isabella M. Weber: How China Escaped Shock Therapy, Routledge.
Thomas Piketty: Sanktioniert die Oligarchen, nicht das Volk!, online verfügbar unter: https://zeitschrift-luxemburg.de/artikel/sanktioniert-die-oligarchen/?fbclid=IwAR1uAuBBHJPUM1wT-sQPNrqWWraSyk4HioupTJJenMUhnBPjJ57MyUp00GI.
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3/9/2022 • 33 minutes, 56 seconds
Ep. 134: Die unsichtbare Hand (und was der Markt alles regelt)
Die Metapher von der unsichtbaren Hand des Marktes wird jeder schon einmal gehört haben. Diese Beschreibung des Marktmechanismus geht auf den bedeutenden Ökonomen Adam Smith zurück, der jedoch nur an wenigen Stellen seines umfangreichen Werkes von der unsichtbaren Hand spricht.
Smith war nicht nur Wirtschaftstheoretiker, sondern auch Moralphilosoph. So kommt es auch, dass in seiner moralphilosophischen Abhandlung „Theorie der ethischen Gefühle“ die berühmte Metapher verwendet wird, um Gerechtigkeitsfragen zu klären. Die große Ungleichheit interessierte Smith, der schon avant la lettre einen Trickle-Down-Effekt ausmachen will.
Später wird Smith erneut von der unsichtbaren Hand sprechen, wenn er in „Der Wohlstand der Nationen“ beschreibt, wie am Markt zwar jeder an sich denkt und nur seine Interessen durchsetzen will, jedoch alle davon profitieren. Linke kritisieren dies oft, jedoch greift die Kritik nicht selten zu kurz, wenn bloß das Funktionieren dieses Marktmechanismus infrage gestellt wird – denn tatsächlich regelt der Markt vieles effizient und gut. Problematisch ist aber, dass dieser Markt keineswegs, wie Smith glaubt, allen gesellschaftlichen Bedürfnissen dient. Die Kritik am Markt muss deshalb fundamentaler formuliert werden.
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Adam Smith: Theorie der ethischen Gefühle, Meiner.
Adam Smith: Eine Untersuchung über das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen. Übersetzt und herausgegeben von Peter Thal, Akademie-Verlag.
Gegenstandpunkt: "Die Konkurrenz der Kapitalisten", online verfügbar unter: https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/konkurrenz-kapitalisten-i#section7.
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3/2/2022 • 30 minutes, 33 seconds
Literatur #14: Catherine Gore – Der Geldverleiher
Kaum jemand kennt heute noch die Autorin Catherine Gore. Dabei war die Engländerin im 19. Jahrhundert äußerst populär, so sehr sogar, dass der junge Theodor Fontane, der damals noch als Apothekergehilfe arbeitete, auf einen Roman von Gore aufmerksam wurde: Von „Der Geldverleiher“ war Fontane derart fasziniert, dass er eine Übersetzung des Werks in der Hoffnung anfertigte, sie gewinnbringend verkaufen zu können.
Aber deutsche Verlage reagierten reserviert, sodass die Übersetzung für die nächsten 180 Jahre in Archiven zubrachte, bis sie nun in der „Anderen Bibliothek“ erstmals erschienen ist. „Der Geldverleiher“ ist ein Gesellschaftsroman, in dessen Mittelpunkt die aristokratische Gesellschaft steht, die sich immer weiter verschulden muss, um ihren luxuriösen Lebensstil halten zu können. Davon profitiert der vermeintlich jüdische Geldverleiher A. O., der immer wieder den tiefsitzenden Antisemitismus der feinen Gesellschaft zu spüren bekommt. A. O. entschließt sich zu einer beinahe alttestamentarischen Racheaktion an der High-Society.
Gore analysiert in diesem Gesellschaftsroman den Antisemitismus der Aristokraten und die neue kapitalistische Wirtschaftsordnung. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur.
Literatur:
Catherine Gore: Der Geldverleiher. Ein viktorianischer Roman, Die Andere Bibliothek. https://www.die-andere-bibliothek.de/Extradrucke/Der-Geldverleiher::832.html
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2/26/2022 • 48 minutes, 3 seconds
Ep. 133: TikTok – das FDP-Kaninchenloch
Der Erfolg der FDP bei jungen Wählern mag jene irritiert haben, die nicht auf TikTok sind. Im Bayerischen Rundfunk aber sprach man bereits von der FDP als „TikTok-Partei“. Nicht nur liberale Politiker tummeln sich dort ziemlich erfolgreich, auch sonst scheint die Plattform ideal zu sein, um neoliberale Propaganda zu verbreiten.
Den Einfluss der Plattform auf die Gesellschaft sollte man nicht unterschätzen: Unglaubliche 4,8 Stunden täglich verbringen Smartphone-Nutzer an ihren Geräten und etwa ein Fünftel der Zeit geht für die chinesische App TikTok drauf. Keine Social-Media-Plattform wuchs in den vergangenen zwei Jahren weltweit derart rasant, während Facebook und Instagram zwar immer noch wichtig sind, aber an Attraktivität verlieren.
TikTok gehört zu dem 2012 in China gegründeten Konzern ByteDance, dem nach Alibaba größten Tech-Unternehmen der Volksrepublik. Zu dem Konzern gehören neben TikTok u.a. ein Musik-Streaming-Portal, eine Online-Lern-App, ein B2B-Netzwerk und Nachrichtenseiten.
TikTok wird vor allem durch einen Algorithmus kuratiert, der viel effizienter ist als die Algorithmen von Facebook oder YouTube: Das sorgt noch schneller für die Entstehung von Filterblasen und für immer mehr immer gleiche Inhalte. Die Creators werden damit gelockt, dass sie aus einem Fonds für ihre Videos bezahlt werden, doch das System ist in Wahrheit sehr ungerecht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über TikTok und Bytedance.
Links:
Hank Green über die Einnahmen auf TikTok, online verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=jAZapFzpP64.
James Bridle: "The nightmare videos of childrens' YouTube", online verfügbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=v9EKV2nSU8w.
State of Mobile 2022, online verfügbar unter: https://www.data.ai/en/go/state-of-mobile-2022.
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2/23/2022 • 45 minutes, 40 seconds
Ep. 132: Marilyn Monroe und Preiskontrollen
Mit der Debatte um die Inflation wird sich auch neu mit Preiskontrollen beschäftigt. Von konservativen und liberalen Stimmen werden sie heute gern als anti-marktwirtschaftlich oder gar sozialistisch gebrandmarkt, was jedoch recht geschichtsvergessen ist.
Im 20. Jahrhundert gab es etwa in den USA immer wieder Preiskontrollen oder ähnliche Maßnahmen. Während des Zweiten Weltkriegs waren alle Preise und Löhne eingefroren, und in den 1960ern war es John F. Kennedy, der sich aggressiv in die Preispolitik von Konzernen wie U.S. Steel einmischte. Marilyn Monroe dankte es ihm mit einem Lied.
Später sollte Richard Nixon auf mehr Kontrolle bei Preisen setzen. Und auch andere Beispiele lassen sich für Preiskontrollen anführen, die überraschen werden: In Japan gibt es viele vom Staat kontrollierte Preise, um inflationäre Tendenzen einzuhegen.
Keineswegs aber sind Preiskontrollen automatisch sozial, nein, sie können in manchen Fällen für Arbeiter ein regelrechter Fluch sein, wie die Geschichte zeigt.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Literatur:
Money on the Left: "Historicizing Inflation & Price Controls", online verfügbar unter: https://moneyontheleft.org/2022/02/01/historicizing-inflation-price-controls-with-andrew-elrod/.
Malte Fischer/Martin Fritz: "Japan und Schweiz: Gallische Dörfer gegen die Inflation", online verfügbar unter: https://www.wiwo.de/my/politik/konjunktur/stabile-preise-japan-und-schweiz-gallische-doerfer-gegen-die-inflation/27970024.html.
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2/16/2022 • 22 minutes, 47 seconds
Spezial #23: Geld und Steuern neu denken - Aaron Sahr über die monetäre Maschine
Wir müssen neu über Geld nachdenken: Wenn wir in ihm nur ein praktisches, weil universal einsetzbares Tauschmittel sehen, entpolitisieren wir das Geld – ganz im Sinne der neoliberalen Ideologie.
Der Geldsoziologe Aaron Sahr erklärt in seinem neuen Buch „Die monetäre Maschine“, wieso wir das Geld eher als Infrastruktur bzw. Maschine begreifen sollten. Dies ist nicht bloß eine neue Metapher, sondern das Plädoyer für ein pragmatisches Verständnis, das nötige Investitionen ermöglicht und schädlichen Entwicklungen wie der Vermögenspreisinflation entgegentreten kann.
Im neuen „Wohlstand für Alle“-Spezial sprechen Aaron Sahr und Wolfgang M. Schmitt über eine neue Geld- und Finanzpolitik.
Literatur:
Aaron Sahr: Die monetäre Maschine: Eine Kritik der finanziellen Vernunft, C. H. Beck.
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2/12/2022 • 56 minutes, 33 seconds
Ep. 131: Schönes neues Metaverse?
Ist das Metaverse wirklich the next big thing? Jedenfalls sind viele Investoren und Unternehmer seit einer Weile vom Hype um ein neues Internet ergriffen. Mark Zuckerberg benannte im vergangenen Herbst sein Unternehmen Facebook in Meta um, auch seine Mitbewerber wie Apple, Google und Amazon wollen sich einen Platz im Metaverse sichern.
Einen Vorgeschmack auf diese neue, hyper-kommerzialisierte Welt bietet das Spiel „Fortnite“, das mehr als 350 Millionen registrierte Nutzer zählt und für viele inzwischen ein place to be ist.
Wie genau das Metaverse aussehen wird, ist schwer zu sagen, doch sicher ist schon jetzt: Es droht eine deutliche Verschlechterung der digitalen Welt, die ohnehin schon stark von Konzernen dominiert wird. Smart Contracts und Kryptowährungen könnten einen ungeahnten Boom erleben, auch könnte sich der NFT-Hype durchsetzen, zudem hoffen schon jetzt manche Glücksritter auf digitale Bodenspekulationen.
Das Metaverse wird ein oligopolistisches Reich sein, in dem die Nutzer permanent zur Kasse gebeten werden. Die Ideologie des Besitzens könnte eine neue absurde Stufe erreichen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Matthew Ball: „The Metaverse: What It Is, Where to Find it, and Who Will Build It“, online verfügbar unter: https://www.matthewball.vc/all/themetaverse.
Matthew Ball: „Payments, Payment Rails, and Blockchains, and the Metaverse“, online verfügbar unter: https://www.matthewball.vc/all/metaversepayments.
Parag Khanna, Balaji S. Srinivasan: Great Protocol Politics, online verfügbar unter: https://foreignpolicy.com/2021/12/11/bitcoin-ethereum-cryptocurrency-web3-great-protocol-politics/.
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2/9/2022 • 36 minutes, 28 seconds
Ep. 130: Wie Aktienrückkäufe die Ungleichheit verschärfen
2021 war für die meisten großen Unternehmen ein sehr erfolgreiches Börsenjahr. Obwohl die Aktien bereits nach 2020 recht hoch bewertet waren, konnten erneut Rekordkurse verzeichnet werden. Diverse Gründe gibt es dafür, einer ist gewiss der Trend zu Aktienrückkäufen.
Dabei kaufen Unternehmen ihre eigenen Aktien in hoher Stückzahl zurück, um so den Kurs nach oben zu treiben – und nicht selten auch, um Steuern zu sparen. Bis 1998 war diese Form der Transaktion in Deutschland verboten, inzwischen werden solche Rückkäufe auch in Deutschland immer beliebter. Mehr als 18 Milliarden Euro gaben allein die DAX-Konzerne im vergangenen Jahr für den Rückkauf ihrer eigenen Aktien aus.
Das ist jedoch wenig, wenn man einen Blick nach Amerika wirft: Tech-Konzerne wie Apple und Microsoft legen ständig neue Kaufprogramme in Milliardenhöhe auf. Dieses Geschäftsmodell, das nicht zuletzt Manager sehr reich macht, beruht auf dem Shareholder-Value-Prinzip und verschärft, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeigen, auf Dauer die Ungleichheit.
Literatur:
William Lazonick, Mustafa Erdem Sakinç, Matt Hopkins: "Why Stock Buybacks Are Dangerous for the Economy", online verfügbar unter: https://hbr.org/2020/01/why-stock-buybacks-are-dangerous-for-the-economy.
Bernie Sanders, Chuck Schumer: "Limit Corporate Stock Buybacks", online verfügbar unter: https://www.nytimes.com/2019/02/03/opinion/chuck-schumer-bernie-sanders.html.
Ralf Schremper: Aktienrückkauf und Kapitalmarkt. Eine theoretische und empirische Analyse deutscher Aktienrückkaufprogramme, Peter Lang Verlag, online verfügbar unter: https://library.oapen.org/handle/20.500.12657/26799.
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2/2/2022 • 28 minutes, 20 seconds
Literatur #13: Michel Houellebecq – Vernichten
Michel Houellebecq meldet sich mit einem neuen Gesellschaftsroman zurück. „Vernichten“ ist mit 620 Seiten sein bislang umfangreichstes Werk. Der französische Skandalautor, dessen Provokationen oft missverstanden werden, schlägt darin einen etwas anderen Ton an. Keineswegs aber ist Houellebecq milde geworden, im Gegenteil: In gewisser Weise ist „Vernichten“ sein radikalster Roman.
Im Mittelpunkt steht Paul, der auf die 50 zugeht. Als Regierungsbeamter erlebt er das Wahljahr 2027 in Frankreich. Einmal mehr muss der rechte Kandidat verhindert werden, aber der Sieg für den liberal-konservativen, leicht populistischen Kandidaten ist so gut wie sicher, und auch sonst geht es der Grande Nation hervorragend. Wirtschaftlich ist alles in bester Ordnung, ja, erstmalig gelang es sogar der französischen Autoindustrie mit der deutschen gleichzuziehen.
Wären da bloß nicht die eigenartigen Geschehnisse und Drohungen im Netz, deren Urheber unbekannt sind. Zugleich erlebt Paul eine familiäre Tragödie, da sein Vater plötzlich ins Koma fällt und die Familie näher zusammenrücken muss. Und die Liebe, ist sie doch kein leerer Wahn?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den sensationellen Roman von Michel Houllebecq.
Literatur:
Michel Houellebecq: Vernichten, Dumont.
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1/29/2022 • 57 minutes, 47 seconds
Ep. 129: Mit Preiskontrollen gegen die Inflation?
Die Debatte um die Inflation kann auch intelligent geführt werden: Blair Fix und Isabella M. Weber haben sich jüngst mit zwei Neubewertungen der Inflation hervorgetan.
Lange Zeit bestimmte die neoliberale Theorie von Milton Friedman die Diskussionen um Inflation. Folglich konzentrierte man sich auf die Höhe der Geldmenge und kritisierte die lockere Geldpolitik der Zentralbanken.
Fix zeigt, dass dies ein großer Irrtum war, denn betrachtet wird dabei gar nicht differenziert, wie die einzelnen Preise sich verhalten. So paradox es klingen mag: Es kann gleichzeitig zu inflationären wie deflationären Tendenzen kommen – während beispielsweise die Preise für Energie rasant steigen, stagnieren die Preise für Kleidung. Ausgeklammert wird häufig auch, wie sehr vor allem große Unternehmen ihre Marktmacht für die Durchsetzung höherer Preise nutzen. Weber schlägt nicht zuletzt deshalb Preiskontrollen vor, die es in der Vergangenheit immer wieder gegeben hat.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Blair Fix: “The Truth About Inflation”, online verfügbar unter: https://economicsfromthetopdown.com/2021/11/24/the-truth-about-inflation/.
Isabella Weber: “Could strategic price controls help fight inflation?, in: The Guardian, online verfügbar unter: https://www.theguardian.com/business/commentisfree/2021/dec/29/inflation-price-controls-time-we-use-it.
Adam Tooze: "Chartbook #65: Inflation & Price Controls", online verfügbar unter:
https://adamtooze.substack.com/p/top-links-65-inflation-and-price.
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1/26/2022 • 27 minutes, 33 seconds
Ep. 128: Chiemgauer und Bremer Roland - was sind Regionalwährungen?
In einigen Regionen und Städten kann man nicht nur mit der jeweiligen Landeswährung bezahlen, sondern auch mit Regionalwährungen. So gibt es auf Sardinien den Sardex, la pêche in Paris, in Deutschland den Roland, Elbtaler oder Chiemgauer.
Es handelt sich dabei um Komplementärwährungen, deren Verwendung örtlich begrenzt ist. Dieses Geld ist also nicht völlig losgelöst vom Euro, sondern wird zusätzlich angeboten und soll den Regionen diverse Vorteile bringen. So sollen durch ihren Einsatz die regionale Wirtschaft und der Zusammenhalt gestärkt, die Infrastruktur und das soziale Miteinander verbessert werden.
Zurück geht die Idee des regionalen Geldes auf den bereits in Folge 120 vorgestellten Geldreformer Silvio Gesell und auf die in Folge 124 analysierten Zinskritiker. Nicht selten handelt es sich bei Regionalwährungen um Schwundgeld, das mit der Zeit an Wert verliert, damit niemand auf die Idee kommt, es für längere Zeit zu horten.
Zwar können die Regios auch in Euros umgetauscht werden, dann fällt jedoch meist eine Gebühr bzw. Strafzahlung an. Regionalgeld-Befürworter glauben, dass sie mit ihren Projekten die Globalisierung drosseln und die Macht der Zentralbanken einhegen können.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ widerlegen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Thesen und Prämissen der Regionalgeld-Anhänger.
Literatur:
Margrit Kennedy, Bernard A. Lietaer: Regionalwährungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand, Riemann Verlag.
Markus Seidel, Christine Koller: Geld war gestern. Wie Bitcoin, Regionalgeld, Zeitbanken und Sharing Economy unser Leben verändern werden, FBV.
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1/19/2022 • 30 minutes, 24 seconds
Spezial #22: Wie die Westpresse den Osten eroberte – Mandy Tröger im Gespräch
In der DDR gab es offiziell keine Zensur, in Wahrheit aber steuerte die SED die Presse sowie deren Vertrieb. Nach dem Mauerfall im November 1989 war die Sehnsucht nach einer freien Presse unter Ostdeutschen groß: Nicht nur wünschten sich viele, nun endlich Publikationen aus dem Westen lesen zu können, damals entstanden auch 120 neue Zeitungen und Zeitschriften im Osten, deren Erfolg jedoch nur von kurzer Dauer war.
Auf den Pressefrühling folgte eine Landnahme durch vier deutsche Großverlage. Die Medienforscherin Mandy Tröger zeichnet im Interview nach, wie im Osten Wild-West-Stimmung herrschte und westdeutsche Verlage bewusst Grauzonen nutzten, um im Osten den Markt zu kontrollieren. Diese historische Episode ist auch ein Lehrstück über die sogenannte freie Marktwirtschaft.
Wolfgang M. Schmitt hat darüber mit Mandy Tröger im neuen „Wohlstand für Alle“-Spezial gesprochen.
Literatur:
Mandy Tröger: Pressefrühling und Profit. Wie westdeutsche Verlage 1989/1990 den Osten eroberten, Herbert von Halem Verlag.
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1/15/2022 • 51 minutes, 5 seconds
Ep. 127: Hans-Werner Sinn und die Ketchup-Inflation
Was wäre das Leben ohne seine Konstanten? Der ehemalige ifo-Chef Hans-Werner Sinn warnt selbstverständlich auch in diesem Jahr wieder vor der Inflation und kritisiert erneut die EZB für die lockere Geldpolitik. Einmal mehr hat der sogenannte Top-Ökonom ein Buch vollgeschrieben.
Immerhin macht er es sich diesmal nicht ganz so einfach: Tatsächlich erleben wir derzeit, dass die Preise steigen, doch selbst Sinn muss einräumen, dass dies wohl nicht gänzlich auf das Konto der EZB gehen kann. Gerissene Lieferketten, Produktionsausfälle wegen Lockdowns, steigende Energiepreise – all das liegt nicht in Christine Lagardes Händen.
Dennoch spart Sinn auch in diesem Werk nicht mit Kritik an den Zentralbanken. Besonders irritierend wird es, wenn er, der jahrelang faktenfrei gegen den Mindestlohn argumentierte, nun die Armen vor der Inflation beschützen will. Auch sonst geht es mitunter wild in dem Buch zu, wenn Sinn zum Beispiel über die geheime Macht der Finanzmarktakteure auf die Presse sinniert.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Hans-Werner Sinn: Die wundersame Geldvermehrung. Staatsverschuldung, Negativzinsen, Inflation, Herder.
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1/12/2022 • 31 minutes, 48 seconds
Ep. 126: Ist Bitcoin ein Ponzi Scheme?
Kryptowährungen haben Hochkonjunktur, dabei werden sie wegen ihrer hohen Volatilität niemals als Ersatzwährung fungieren können. Die Leitwährung, an der sich übrigens auch all die Bitcoin- und Ethereum-Anhänger orientieren, ist und bleibt der US-Dollar. Dennoch lässt sich derzeit mit Coins viel Geld machen, denn solange es genügend Menschen gibt, die an den Wert der Coins glauben, funktioniert das System tadellos.
Nicht zuletzt deshalb wird neuerdings diskutiert, ob der Bitcoin ein Ponzi Scheme ist. Benannt ist dieses betrügerische Konstrukt nach Charles Ponzi, einem Betrüger in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Konzept unterscheidet sich in einem entscheidenden Punkt von einem Schneeballsystem: bei der Akquise der Kunden.
Beide Modelle eint jedoch, dass sie irrational und rational zugleich sein können. Irrational sind sie insofern, als sie niemals dauerhaft funktionieren können, denn sie bauen auf einer Illusion auf. Rational für ein solches Geschäftsmodell kann man sich jedoch entscheiden, wenn man glaubt, dass noch viele weitere Akteure auf die fixe Idee hereinfallen werden. So ist auch die Zukunft der Kryptowährungen auf Sand gebaut, aber der könnte möglicherweise noch eine Weile halten.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Mervin K. Lewys: Understanding Ponzi Schemes, Edward Elgar Pub.
Kaushik Basu: Ponzis : The Science and Mystique of a Class of Financial Frauds, online verfügbar unter: https://openknowledge.worldbank.org/handle/10986/19358.
Florian M. Kern: "Bitcoinhandel ist nichts für Sparkassen", online verfügbar unter: https://www.dezernatzukunft.org/bitcoinhandel-ist-nichts-fuer-sparkassen/.
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1/5/2022 • 30 minutes, 16 seconds
Ep. 125: Erdoğan und die Lira-Krise
Die Türkei steckt in einer tiefen Krise: Die Zinsen sind hoch, doch die Inflation ist noch viel höher – sie liegt derzeit bei 21 Prozent. Erhielt man Anfang des Jahres für 1 Dollar circa 7 Lira, so waren es elf Monate später 18 Lira für 1 Dollar. Erst vor wenigen Tagen ist der Wert der Währung zwar um 30 Prozent rasant wieder angestiegen, doch es ist fraglich, ob diese Entwicklung nachhaltig ist, denn Präsident Erdoğan hat die türkischen Sparer mit einem ungewöhnlichen Versprechen besänftigt.
Diese hatten zuvor immer stärker auf ausländische Währungen, vor allem auf US-Dollars, gesetzt. Um diese Dollarisierung zu stoppen, sollen jetzt die Banken einen Inflationsausgleich an die Sparer zahlen, finanziert vom türkischen Staat. Die Inflation ist damit freilich nicht besiegt. Außerdem hat die türkische Wirtschaft weitere Probleme: Neben der Korruption und unrentablen Bauprojekten ist es vor allem das Handelsbilanzdefizit, das zur Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation beiträgt. Erdoğan will, dass die Türkei weniger importiert und mehr exportiert. Das ist aber bislang kaum mehr als ein frommer Wunsch.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Ümit Akçay: "Die Krise der türkischen Wirtschaft und die Grenzen abhängiger Finanzialisierung", in: PROKLA, online verfügbar unter: https://www.prokla.de/index.php/PROKLA/article/view/1149.
Axel Gehring: "Das türkische Dilemma", online verfügbar unter: https://www.rosalux.de/news/id/45468.
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12/29/2021 • 34 minutes, 55 seconds
Literatur #12: Charles Dickens - Der Weihnachtsabend (A Christmas Carol)
Charles Dickens ist der große Chronist des 19. Jahrhunderts in England. In umfangreichen Romanen wie „Große Erwartungen“ oder „Oliver Twist“ hat er die soziale Wirklichkeit in Literatur verwandelt. Oft sind seine Werke nicht ganz frei von Sentimentalität, wie auch seine berühmte Erzählung „Der Weihnachtsabend“ beweist.
Die Geschichte ist wohl auch jenen bekannt, die den Text nie gelesen haben: Der gierige und geizige Geschäftsmann Ebenezer Scrooge hat nur den Profit im Sinn, für Gefühle, Menschlichkeit und Familie ist in seinem Leben kein Platz. Selbst zu Weihnachten ist sein Herz weder von Kinderaugen noch von Bittstellern zu erweichen, bis ihm plötzlich Geister erscheinen, die ihn auf den rechten Weg führen wollen.
Scrooge wird durch die Konfrontation mit seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, seinen Fehltritten und Versäumnissen ein anderer, ein besserer Mensch. Dickens erzählt hier ein Märchen, das allzu leichtfertig über die Widersprüche des Kapitalismus hinweggeht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diesen überaus populären Weihnachtsklassiker.
Literatur:
Charles Dickens: Der Weihnachtsabend. Neu übersetzt von Eike Schönfeld, Insel Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1, Karl Dietz Verlag Berlin.
Jacques Le Goff: Geld im Mittelalter, Klett-Cotta.
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12/25/2021 • 53 minutes, 17 seconds
Ep. 124: Wieso die Zinskritik nichts taugt
Die Kritik an Zins und Zinseszins wird seit Jahrzehnten immer wieder neu formuliert, auch bei der „Occupy Wallstreet“-Bewegung spielten diese Ansätze eine wichtige Rolle. Jedoch begehen die Zinskritiker dabei stets den selben Denkfehler, indem sie den Zins verantwortlich machen für all das, was in einer kapitalistischen Wirtschaft schiefläuft.
Ob Krisen, soziale Spannungen, Wachstumszwang oder Kapitalkonzentrationen – als entscheidendes Problem wird immer der Zins identifiziert. Gern bemüht man Gedankenexperimente zum exponentiellen Wachstum, ohne zu erkennen, dass der Wachstumszwang nicht aus dem Zins resultiert, sondern aus dem Profit, den jedes Unternehmen erzielen muss, um in einer kapitalistischen Marktwirtschaft bestehen zu können.
Suggeriert wird so ein leicht zu erreichender Klassenfrieden oder ein krisenfreies Wirtschaftssystem, was angeblich nur durch den Zins verhindert wird. Dabei beweist gerade die Realität von Niedrig-, Null- und Negativzinsen, dass auch ohne hohe Zinsen die Ungleichheit wächst, Mieten stetig steigen und die Ausbeutung keineswegs verschwindet.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ analysieren Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Trugschlüsse der Zinskritiker.
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Mehr Informationen zu unserem Buch findet ihr hier:
https://www.suhrkamp.de/buch/influencer-t-9783518076408
Literatur:
Helmut Creutz: Das Geld Syndrom 2012: Wege zu einer krisenfreieren Wirtschaftsordnung, G. Mainz Verlag.
Stephan Kaufmann, Antonella Muzzupappa: Crash Kurs Krise. Wie die Finanzmärkte funktionieren. Eine kritische Einführung, Bertz+Fischer.
Margrit Kennedy: Occupy Money. Damit wir zukünftig ALLE die Gewinner sind, Kamphausen Verlag.
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12/22/2021 • 45 minutes, 1 second
Ep. 123: Die KfW vom Wiederaufbau bis zur Energiewende
Die Ampel-Regierung kann die Schuldenbremse nicht abschaffen, aber umgehen. Bei diesem ambitionierten Plan kommt der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine entscheidende Rolle zu. Die Institution war einst fundamental wichtig in den frühen Jahren der Bundesrepublik, denn nicht nur war Deutschland zerstört, auch fehlte es an Geld und Waren.
Der Marshallplan der USA sollte Deutschland und Europa helfen, wieder wirtschaftlich zu erstarken, nicht zuletzt, um so eine wichtige kapitalistische Bastion gegen den Sozialismus im Osten zu bilden. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau verteilte und organisierte die US-Hilfen und sorgte mit ihren Investitionen beispielsweise für eine moderne Infrastruktur.
Staat und Industrie arbeiteten mitunter Hand in Hand, denn der Markt allein konnte es nicht regeln und gab keine Richtung vor. Wenn die KfW jetzt helfen soll, die grüne Transformation zu realisieren, bieten sich Vergleiche mit der Vergangenheit an – wenngleich sich das Betätigungsfeld der Kreditanstalt stark verändert hat und die Institution heute wesentlich komplexer aufgebaut ist.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die historische und gegenwärtige Rolle der KfW.
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Zum Jacobin-Magazin geht es hier:
www.jacobin.de/wohlstand
Quellen:
Armin Grünbacher: “Cold-War Economics: The Use of Marshall Plan Counterpart Funds in Germany, 1948-1960”, in: Central European History, Vol. 45, No. 4, S. 697-716.
Manfred Pohl: Wiederaufbau. Kunst und Technik der Finanzierung 1947-1953. Die ersten Jahre der Kreditanstalt für Wiederaufbau, Fritz Knapp Verlag.
Mariana Mazzucato/Caetano C.R. Penna: “The Rise of Mission-Oriented State Investment Banks: The Cases of Germany’s KfW and Brazil’s BNDES”, online verfügbar unter: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=274461
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12/15/2021 • 33 minutes, 31 seconds
Spezial #21: Prekäre Arbeit in der Wissenschaft - Dr. Amrei Bahr im Gespräch
Oft haben wir bei WfA über prekäre Arbeit gesprochen, dabei ging es meistens um private Betriebe. Doch auch da, wo der Staat Arbeitgeber ist, sind die Beschäftigungsbedingungen nicht immer rosig. Dies gilt insbesondere für den Wissenschaftsbetrieb, der von befristeter Beschäftigung und Überstunden geprägt ist und die Hoffnungen vieler Nachwuchswissenschaftler ausbeutet.
Seit 2020 regt sich in den sozialen Netzwerken ein besonders merklicher Widerstand gegen diese Praxis. Dr. Amrei Bahr, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf, berichtet im 21. WfA-Spezial von den Kämpfen gegen die Ungerechtigkeiten des Wissenschaftssystems.
Literatur und Hinweise:
Amrei Bahr/Kristin Eichhorn/Sebastian Kubon (Hrsg.): #95vsWissZeitVG. Prekäre Arbeit in der deutschen Wissenschaft, Büchner.
Von Donnerstag, den 13. Januar bis Samstag, den 15. Januar findet die Online-Tagung "FLAWED SCIENCE. STRUCTURAL FLAWS IN THE SCIENCE SYSTEM — AND HOW TO FIX THEM" statt. Mehr Informationen findet ihr unter:
https://flawed-science.weebly.com/
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12/11/2021 • 45 minutes, 53 seconds
Ep. 122: Zinsen, Antisemitismus und Verschwörungstheorien
Bis heute wird immer wieder nur eine vorgeschobene, vereinfachte Kapitalismuskritik formuliert, um eigentlich Antisemitismus zu verbreiten. Die Kritik an Zinsen etwa hat eine lange, vor allem antisemitische Geschichte.
Im frühen Mittelalter war es Christen zunächst verboten, Zinsen von anderen Christen zu nehmen, allerdings gab es auch eine Kritik am Zins seitens der Rabbiner. Nach und nach jedoch wuchs die Frage nach Geld und nach Krediten, sodass es ohne die Erlaubnis von Zinsen kaum noch möglich war, die Nachfrage zu stillen. Zunächst wurde deshalb der Zins jüdischen Kaufmännern aufgezwungen, damit Christen nach wie vor sich mit vermeintlich weißer Weste präsentieren konnten.
Besonders im 19. Jahrhundert wird das antisemitische Bild vom mit dem Zins wuchernden Juden reaktiviert. Damals wurde auch der Mythos einer jüdischen Weltverschwörung virulent und dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit den sogenannten „Protokollen der Weisen von Zion“ als wissenschaftlich belegt inszeniert.
Statt über die dem Kapitalismus innewohnenden Monopoltendenzen zu sprechen, kreierte man das Feindbild einer geheimen jüdischen Organisation, die die wirtschaftlichen Geschicke global lenke.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die antisemitische Kritik am Kapitalismus.
Literatur:
Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung, C. H. Beck.
Micha Brumlik: Antisemitismus. 100 Seiten, Reclam.
Jacques Le Goff: Geld im Mittelalter, Klett-Cotta.
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12/8/2021 • 22 minutes, 20 seconds
Ep. 121: Was bringt der Ampel-Koalitionsvertrag?
Die Ampel-Koalition hat sich beeilt. Zwei Monate nach der Bundestagswahl ist der Koalitionsvertrag fertig. Das Dokument umfasst 178 Seiten, die jedoch an vielen entscheidenden Stellen vage bleiben.
Konkrete Zahlen fehlen häufig, auch bleiben die Wege zu den erklärten, ambitionierten Zielen oft unklar – was bedeutet, dass viele Auseinandersetzungen und Kämpfe zwischen Sozialdemokraten, Grünen und Liberalen erst während der Legislaturperiode kommen werden.
Fest steht aber, dass der Mindestlohn auf 12 Euro angehoben wird und Hartz IV zwar nicht abgeschafft wird, nun aber anders heißt: Bürgergeld. Außerdem soll eine Kindergrundsicherung eingeführt werden, um die Kinderarmut endlich effektiv zu bekämpfen. Sozialer Fortschritt aber sieht anders aus.
Progressiver ist der Umgang der Koalitionäre mit Geld. Zwar muss die Ampel aufgrund der fehlenden Zwei-Drittel-Mehrheit im Bundestag an der Schuldenbremse festhalten, doch es wurden viele neue Wege gesucht und gefunden, um Schulden zu machen, ohne die Schuldenbremse zu tangieren. Die Spielräume sind überraschend groß und lassen hoffen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Koalitionsvertrag, online verfügbar unter: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf.
Ulrike Herrmann: „Koalitionsvertrag ohne Preisschild“, in: die Tageszeitung, online verfügbar unter: https://taz.de/Finanzpolitik-unter-Christian-Lindner/!5815522&s=ulrike+herrmann/.
Sebastian Puschner: „Only Lindner could go to Kreditaufnahme“, in: der Freitag, online verfügbar unter: https://www.freitag.de/autoren/sebastianpuschner/only-lindner-could-go-to-kreditaufnahme.
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12/1/2021 • 39 minutes, 3 seconds
Literatur #11: Bertolt Brecht - Der gute Mensch von Sezuan
Bertolt Brecht ist der große Revolutionär des Theaters – in doppelter Hinsicht: Er wollte die Zuschauer zu revolutionären Subjekten erziehen und er wollte das bürgerliche Theater durch sein episches Theater ablösen.
Setzten Lessing und dessen Nachfolger noch auf ein mitfühlendes Publikum, das durch Mitleid und Furcht geläutert werden sollte, strebt Brecht ein denkendes Publikum an, das den Zustand begreifen lernen soll, in dem es sich befindet.
Mit „Der gute Mensch von Sezuan“ hat der Dramatiker, Lyriker und Theatermacher ein Stück geschaffen, das unsere widersprüchliche Existenz im Kapitalismus in Form einer Versuchsanordnung aufzeigt. Shen Te will nur das Gute, will die Armen speisen, den Obdachlosen einen Unterschlupf bieten, dabei aber muss sie sich immer wieder in Shui Ta, den kühl berechnenden Kapitalisten, verwandeln, um sich diese Wohltätigkeit leisten zu können.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Brechts Klassiker.
Literatur:
Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan. Parabelstück, Suhrkamp.
Ole Nymoen/Wolfgang M. Schmitt: Influencer. Die Ideologie der Werbekörper, Suhrkamp.
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11/27/2021 • 50 minutes, 9 seconds
Ep. 120: Ist Schwundgeld die Rettung?
Silvio Gesell war und ist ein Außenseiter der ökonomischen Theorie. Fern von Universitäten und intellektuellen Zirkeln entwickelte der 1862 in Sankt Vith geborene Unternehmer, Politiker und Sozialreformer eine Theorie des Geldes und des Zinses, die sich zwar nie durchsetzen konnte, auf die sich jedoch bis heute Gesell-Anhänger unterschiedlichster Couleur beziehen.
Das Problem des Wirtschaftssystems lag laut Gesell im Zins und Zinseszins. Vor allem in deflationären Zeiten halten Unternehmer folglich ihr Geld zurück und investieren nicht. Auch Konsumenten sparen lieber vorsichtshalber, sodass sich die Krise immer weiter verschärft.
Gesell kreierte mit seinem Freigeld beziehungsweise Schwundgeld einen vermeintlichen Ausweg aus der Krise: Das Geld sollte nach und nach an Wert verlieren, damit man so zum Konsumieren und Investieren gezwungen wird. John Maynard Keynes wusste Gesells makroökonomisches Denken zu würdigen und setzte sich damit in seiner „Allgemeinen Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes“ kritisch auseinander.
Wie sinnvoll aber ist Gesells Vorschlag wirklich? Und inwieweit betreibt die EZB eine ganz ähnliche Geldpolitik? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Elmar Altvater:" Eine andere Welt mit welchem Geld? Über neoliberale Kritik der Globalisierungskritik, unbelehrte Ignoranz und Gesells Lehre von Freigeld und Freiland", online verfügbar unter:
http://www.elmaraltvater.net/articles/Altvater_Article23c.pdf
Silvio Gesell: Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld. Gesammelte Werke, Band 11. Verlag für Sozialökonomie.
Ulrike Herrmann: Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen. Piper.
John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Duncker & Humblot.
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11/24/2021 • 35 minutes, 44 seconds
Ep. 119: Lego spielen mit Harald Welzer
Harald Welzer erscheint im Fernsehen immer dann, wenn das Wachstum und der Konsum kritisiert werden sollen. In seinem neuen Buch plädiert Welzer dafür, dass wir einfach aufhören sollen – mit dem Wachsen, dem Konsumieren und Arbeiten.
Was uns dadurch aber volkswirtschaftlich blühen würde, verrät der Sozialpsychologe und Bestsellerautor nicht. Schließlich mache er es doch vor, mit 62 Jahren tritt er nun kürzer, entspannt monatelang auf einer Insel und genießt den Meerblick – und schreibt an seinem nächsten Buch.
Auch sonst sind Welzers Analysen des Kapitalismus – gelinde gesagt – recht naiv. Dass diesem Wirtschaftssystem ein Wachstumsdrang innewohnt, möchte Welzer nicht sehen. Vielmehr versteift er sich auf kulturkritische Apelle oder flüchtet in wohlfeile Abstraktionen. Die Gesellschaft solle man wie Lego-Klötzchen neu zusammenbauen.
Kein Wunder, dass man mit einer solch braven Kapitalismuskritik überall ein gern gesehener Vortragsreisender ist – denn wirklich weh tut dieser Moralismus nicht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den falschen Propheten.
Literatur:
Pepe Egger/Harald Welzer: “Die Lebenslüge: Nichts muss sich verändern”, online verfügbar unter: https://www.freitag.de/autoren/pep/die-lebensluege-nichts-muss-sich-veraendern.
Harald Welzer: Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen, S. Fischer.
Harald Welzer: Nachruf auf mich selbst. Die Kultur des Aufhörens, S. Fischer.
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11/17/2021 • 37 minutes, 14 seconds
Spezial #20: Adam Tooze über die Corona-Krise, die MMT und das Ende des Neoliberalismus
Schon vor einem Jahr war Adam Tooze bei WfA-Spezial zu Gast, um über "Ökonomie der Zerstörung" zu sprechen. Nun ist er zurück, mit seinem neuen Buch "Welt im Lockdown" im Gepäck.
Wie hat sich die Verbreitung des Corona-Virus auf die Weltwirtschaft ausgewirkt? Ist ein Ende des Neoliberalismus in Sicht, oder regieren die alten Autoritäten nur leicht modernisiert weiter? Und wo liegen die Grenzen der MMT?
Darüber spricht Ole mit Adam Tooze.
Literatur:
Adam Tooze: Welt im Lockdown. Die globale Krise und ihre Folgen, C. H. Beck.
Das erste WfA-Spezial mit Adam Tooze findet ihr hier:
https://youtu.be/HVJaA3_R2_g
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11/13/2021 • 1 hour, 12 minutes, 23 seconds
Ep. 118: Migration und Ungleichheit
Die Debatten über Migration sind in der Regel ermüdend, wenig konstruktiv und seit vielen Jahren völlig festgefahren. Eigentlich benötigen Industrieländer wie Deutschland dringend mehr Einwanderer, nicht zuletzt, um dem demographischen Problem Herr zu werden. Zugleich machen sich immer mehr Menschen auf den Weg in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft - ihre Schicksale sind ungezählt.
Neben der menschenrechtlichen Debatte sollte man beim Thema Migration dringend mehr über Ökonomie sprechen. Um herauszufinden, warum überhaupt so viele Menschen ihre Heimat verlassen, hilft ein Blick auf die globale Ungleichheit zwischen den Ländern.
Während generell der Wohlstand wächst und der Kapitalismus Abermillionen Menschen aus der Armut befördert hat, darf nicht übersehen werden, dass der “Ortsbonus” enorm wichtig ist. Wie wohlhabend ein Mensch ist, liegt weniger an seinen individuellen Leistungen und Talenten als an seiner Staatsbürgerschaft.
Der Ökonom Branko Milanović schlägt vor, deutlich mehr Migration zuzulassen, jedoch Migranten mit weniger Rechten auszustatten als gewöhnliche Staatsbürger.
In der neuen Folge von “Wohlstand für Alle” stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt den Ansatz vor.
Literatur:
Branko Milanović: Die ungleiche Welt. Migration, das eine Prozent und die Zukunft der Mittelschicht, Suhrkamp.
Branko Milanović: Haben und Nichthaben. Eine kurze Geschichte der Ungleichheit, Theiss.
Branko Milanović: Kapitalismus global. Über die Zukunft des Systems, das die Welt beherrscht, Suhrkamp.
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11/10/2021 • 37 minutes, 3 seconds
Ep. 117: Die Willkür der Schuldengrenzen
Es sind schlechte Zeiten für ordoliberale Dogmatiker: Immer mehr Politiker und Ökonomen stellen die Schuldenbremse öffentlich infrage. Einige arbeiten bereits an ambitionierten Konzepten, damit der Staat mehr Schulden aufnehmen kann, ohne die Verfassung zu ändern. Denn dafür gibt es im Bundestag keine Mehrheit.
Dennoch: Nicht nur in Deutschland verabschiedet man sich allmählich von der schuldenfeindlichen Denkweise. Kürzlich schlugen Ökonomen des ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) vor, die Schuldenobergrenze der Euro-Länder anzuheben. Statt 60 Prozent Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP sollen nun 100 Prozent erlaubt sein. Doch auch wenn das eine Verbesserung darstellt, bleibt die Willkür dieser Werte bestehen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Sinn und Unsinn der sparsamen Politik.
Literatur:
ESM: "EU fiscal rules: reform considerations", online verfügbar unter: https://www.esm.europa.eu/sites/default/files/document/2021-10/DP17.pdf.
Lars Feld/Marcel Fratzscher: "Wie wir die Zukunft finanzieren können", online verfügbar unter: https://www.zeit.de/2021/42/finanzpolitik-investitionen-zukunft-schuldenbremse-transformation-klimaschutz-digitalisierung.
Christian Schubert: "Wie das Maastricht-Kriterium im Louvre entstand", online verfügbar unter: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/3-prozent-defizitgrenze-wie-das-maastricht-kriterium-im-louvre-entstand-12591473.html.
Stefan Kaiser: "Excel-Panne stellt Europas Sparpolitik in Frage", online verfügbar unter: https://www.spiegel.de/wirtschaft/panne-mit-excel-tabelle-rogoff-und-reinhart-haben-sich-verrechnet-a-894893.html.
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11/3/2021 • 26 minutes, 12 seconds
Literatur #10: Daniel Defoe - Robinson Crusoe
Dieser Roman schrieb nicht nur Literaturgeschichte, sondern inspirierte auch viele Wirtschaftswissenschaftler zu Modellen: „Robinson Crusoe“ von Daniel Defoe erschien 1719 und war zugleich das Romandebüt des 59-jährigen englischen Schriftstellers, der zuvor ein wechselhaftes Leben als Kaufmann, Steuereintreiber und Agent geführt hatte.
Jeder kennt grob die Geschichte des Protagonisten, der Schiffbruch erleidet, allein auf einer einsamen Insel strandet und von nun an für sich selbst wirtschaften muss. Jahre werden vergehen bis sein Gefährte und Diener Freitag auftaucht, zuvor ist Robinson gänzlich auf sich allein gestellt und muss einen akribischen Haushaltsplan entwerfen, um nicht zu verhungern und um sich vor Eindringlingen schützen zu können.
Bei der Lektüre wird schnell klar, dass wir es auch schon vor 300 Jahren mit einer stark globalisierten Welt zu tun haben; auch die Kolonialismus-Thematik durchzieht den Klassiker der Weltliteratur.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die ökonomischen Aspekte in „Robinson Crusoe“.
Literatur:
Daniel Defoe: Robinson Crusoe, Mare Verlag.
Franco Moretti: Der Bourgeois. Eine Schlüsselfigur der Moderne, Suhrkamp.
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10/30/2021 • 56 minutes, 34 seconds
Ep. 116: Rechtslibertäre Utopien - private Städte
Rechtslibertäre Utopien beziehungsweise Dystopien werden Wirklichkeit: In vielen Entwicklungsländern werden derzeit private Städte aus dem Boden gestampft.
So will etwa der US-Rapper #Akon im Senegal eine Smart-City bauen lassen und diese auch mit einer eigenen Währung, dem Akon-Coin, ausstatten. In Honduras ist man schon einen Schritt weiter, denn bereits vor knapp zehn Jahren ließ sich die Regierung von Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Romer beraten, der das Konzept der #CharterCities entwickelt hat.
Dabei sollen Entwicklungsländer Teile ihrer Fläche an einen Industriestaat verkaufen, damit dieser dort nach dem Vorbild von Sonderwirtschaftszonen eine boomende Stadt kreieren kann – ohne dazu demokratisch legitimiert zu sein. Sowohl bei Charter Cities als auch bei den Privatstädten glaubt man uneingeschränkt an die Kraft der freien Marktwirtschaft und an den Wettbewerb. Um diese Visionen in die Tat umzusetzen, sind die Einheimischen die Leidtragenden, denn es handelt sich stets um imperialistische Projekte, die die Ideologie des Neoliberalismus konsequent weiterdenken.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die libertären Stadtkonzepte vor.
Literatur:
Titus Gebel: Freie Privatstädte. Mehr Wettbewerb im wichtigsten Markt der Welt, Aquila Urbis Verlag.
Carsten Lenz, Nicole Ruchlak: „Honduras als Experimentierfeld neoliberaler Utopien“, online verfügbar unter: https://amerika21.de/analyse/145288/charter-cities-honduras
Konzept zu den Charter-Städten: http://web.archive.org/web/20100113160410/http://www.chartercities.org/concept
Armin Rothemann: „Privatstädte für Investoren in Honduras“, online verfügbar unter: https://amerika21.de/blog/2021/01/246797/privatstaedte-fuer-investoren-honduras
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10/27/2021 • 46 minutes, 20 seconds
Ep. 115: Droht der Evergrande-Crash?
Turbulente Zeiten an der Börse: Viele Anleger und Investoren fragen sich, ob eine neue Finanzkrise droht. Dieses Mal geht die Gefahr nicht von US-Banken aus, sondern von dem zweitgrößten Immobilienunternehmen Chinas.
Evergrande ist hochverschuldet und kann seit Wochen fällige Schulden nicht mehr bedienen. Bislang zögert die chinesische Regierung bei der Rettung des angeschlagenen Konzerns. Dies allein wäre schon schlimm genug, doch offenbar scheint das bloß die Spitze des Eisberges zu sein, denn ein großer Teil des chinesischen Immobiliensektors scheint auf Sand gebaut zu sein.
Zwischen 25 und 30 Prozent des BIP kommen in China durch den Immobiliensektor zustande. Mit realem Wachstum hat das aber nicht viel zu tun, bedenkt man die gigantische Quote an Leerständen: 20 Prozent der Wohnungen in Städten stehen leer. Bislang aber lohnte sich das spekulative Geschäft, auch weil es im Interesse der Kommunistischen Partei war.
Inzwischen aber hat Xi Jingping erkannt, dass es so nicht weitergehen kann; möglicherweise kommt diese Erkenntnis jedoch zu spät, denn ein Konzern wie Evergrande ist systemrelevant – nicht nur für die chinesische Volkswirtschaft, vielleicht auch für die Finanzmärkte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Chinas Immobilienblase.
Literatur:
“Weitere Ausfälle bei Chinas Immobilienentwicklern”, in: Manager Magazin, online verfügbar unter: https://www.manager-magazin.de/finanzen/china-properties-group-evergrande-fantasia-weitere-ausfaelle-bei-chinas-immobilienentwicklern-a-d3f5200f-b0cd-4594-bcab-e175d98946ce.
Michael Pettis: “What Does Evergrande Meltdown Mean for China?”, online verfügbar unter:
https://carnegieendowment.org/chinafinancialmarkets/85391
Cameron Abadi/Adam Tooze: “Is Evergrande the New Lehman Brothers?”, online verfügbar unter: https://foreignpolicy.com/podcasts/ones-and-tooze/evergrande-new-lehman-brothers-debt/.
Christoph Gisiger: “In China stehen die Zeichen auf Sturm”, in: Finanz und Wirtschaft, online verfügbar unter: https://www.fuw.ch/article/in-china-stehen-die-zeichen-auf-sturm/.
Linda Poon: “China’s Huge Number of Vacant Apartments Is Causing a Problem”, online verfügbar unter: https://www.bloomberg.com/news/articles/2019-02-27/vacant-apartments-strain-china-s-housing-market?sref=QmOxnLFz.
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10/20/2021 • 23 minutes, 56 seconds
Spezial #19: Wie steht es um den Buchmarkt? Carolin Amlinger im Gespräch
Das Buch ist auch eine Ware, allerdings eine besondere. Ebenfalls besonders sind die Produzenten dieser Ware: die Autoren, Literaturagenten, Lektoren und Verlage.
In ihrer Studie „Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit“ analysiert die Soziologin Carolin Amlinger das literarische Feld und den Literaturbetrieb von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Amlinger führte mit Autoren Interviews, sprach mit den Literaturproduzenten über Geld, Erfolg und Prekarität.
Bald stellt sich heraus, dass inzwischen viele moderne Arbeitsformen den Arbeitswelten der Schriftsteller gleichen.
Im 19. „Wohlstand für Alle“-Spezial spricht Wolfgang M. Schmitt mit Carolin Amlinger über das Verhältnis von Literatur und Ökonomie.
Literatur:
Carolin Amlinger: Die verkehrte Wahrheit. Zum Verhältnis von Ideologie und Wahrheit bei Marx/Engels, Lukács, Adorno/Horkheimer, Althusser und Žižek, Laika.
Carolin Amlinger: Schreiben. Eine Soziologie literarischer Arbeit, Suhrkamp.
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10/16/2021 • 56 minutes, 9 seconds
Ep. 114: Das Problem mit den Postwachstumstheoretikern
Die meisten Postwachstumstheoretiker und Degrowth-Anhänger haben ein Problem: So hehr und gut ihre Absichten auch sein mögen – ja, die Klimakatastrophe ist die Herausforderung unserer Zeit! –, leider sind die Konzepte für ein anderes, klimaneutrales Wirtschaften äußerst unausgegoren.
Ernst genommen wird man jedenfalls eher kaum, wenn man in blumigen Worten ein Paradies auf Erden ausmalt, ein sehr vereinfachtes Bild vom Kapitalismus zeichnet und vor allem darauf abzielt, dass Menschen nur ihr Bewusstsein verändern müssen, um die Welt zu transformieren.
Klassenkonflikte gibt es in diesen Theorien ebenso selten wie ein modernes Verständnis von Geld. Der Nachhaltigkeitsforscher Tim Jackson bildet da keine Ausnahme: Beliebig bezieht er sich mal auf Milton Friedman, Stephanie Kelton oder Buddha oder Bonmots von Dichtern, nicht um eine schlüssige Analyse zu bieten, sondern, so scheint es, lediglich, um seine Leserschaft zu erbauen.
Jackson verspricht einen Wohlstand ohne Wachstum, leider weiß man aber auch nach mehr als 600 Seiten Lektüre noch immer nicht, wie das eigentlich gehen soll.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Problem mit der Postwachstumstheorie.
Literatur:
Tim Jackson: Wie wollen wir leben? Wege aus dem Wachstumswahn. Oekom Verlag.
Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – das Update. Grundlagen für eine zukunftsfähige Wirtschaft. Oekom Verlag.
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10/13/2021 • 47 minutes, 13 seconds
Ep. 113: Brauchen wir ein Recht auf Faulheit?
Vor 90 und sogar schon vor 140 Jahren wurde das Ende der Arbeit prognostiziert. Paul Lafargue, immerhin der Schwiegersohn von Karl Marx, plädierte für ein Recht auf Faulheit und war sich sicher, dass wir bald auch gar nicht mehr viel arbeiten müssen – drei Stunden am Tage sollten ausreichen –und trotzdem in Wohlstand leben können.
Im 20. Jahrhundert sah das John Maynard Keynes ähnlich: 2030, so seine Vision, werden wir nur noch 15 Stunden pro Woche arbeiten müssen, den Rest übernehmen die Maschinen. Von diesen Vorstellungen sind wir allerdings heute meilenweit entfernt, obwohl der Fortschritt rasant verlief und Maschinen tatsächlich immer effizienter produzieren können.
Bemerkenswerterweise klammern sowohl Lafargue als auch Keynes die eigentlichen Kräfteverhältnisse im Kapitalismus aus und zielen vor allem auf eine Bewusstseinsänderung ab. Doch das Bewusstsein allein formt eine Gesellschaft keineswegs, so wichtig Ideologiekritik auch sein mag. Wer die Funktionsweise des Kapitalismus verkennt und primär von Bedürfnisbefriedigungen ausgeht, verfehlt das utopische Ziel.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Aaron Benanav: Automatisierung und die Zukunft der Arbeit, Suhrkamp.
Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit, Reclam.
John Maynard Keynes: “Economic Possibilities for our Grandchildren”, online verfügbar unter: http://www.econ.yale.edu/smith/econ116a/keynes1.pdf.
Werbung:
Mehr Informationen zum Sammelband "Verkannte Leistungsträger:innen" findet ihr unter:
https://www.suhrkamp.de/leistung
Die DISKURS-Folge mit Nicole Mayer-Ahuja und Oliver Nachtwey findet ihr unter:
https://youtu.be/fAffryQbqeA
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10/6/2021 • 31 minutes, 17 seconds
Ep. 112: Wie China der Schock-Therapie entkam
China ist seinen ganz eigenen Weg gegangen – und der war bislang überaus erfolgreich, wie ein Vergleich besonders deutlich zeigt. Während in Russland das Wohlstandsniveau seit nunmehr 30 Jahren stagniert, ging es in der Volksrepublik nur aufwärts.
Woran liegt das? Eine Studie der Ökonomin Isabella M. Weber ist dieser Frage nachgegangen und kommt zu erhellenden Einsichten: Während Russland auf die von Neoliberalen empfohlene Schock-Therapie setzte, wollte China den Preisen und dem Markt nicht einfach freien Lauf lassen, auch wenn Milton Friedman genau dies bei seinem China-Besuch in den 1980er-Jahren empfahl.
Chinas Jahrtausende alte Geschichte ist auch eine der Preisregulierungen – darauf besann man sich, als man die Planwirtschaft in eine Marktwirtschaft verwandelte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt Chinas Sonderweg.
Literatur:
Isabella M. Weber: How China Escaped Shock Therapy: The Market Reform Debate, Routledge.
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9/29/2021 • 29 minutes, 14 seconds
Literatur #9: Marion Messina - Fehlstart
Die Aufstiegsgesellschaft ist passé. Junge Menschen haben zwar heute besseren Zugang zu Bildung und zur Universität, jedoch führt dies keineswegs zu einem Leben mit mehr Wohlstand.
Im Gegenteil: Die Mieten sind in Städten wie Paris nahezu unbezahlbar und auch die berufliche Zukunft ist alles andere als rosig. Davon erzählt Marion Messina in ihrem Debütroman „Fehlstart“, der in Frankreich wie in Deutschland von der Kritik hochgelobt wurde.
Messina wurde 1990 in Grenoble geboren. Nach dem Abitur studierte sie Politikwissenschaften und Agrarwissenschaften und arbeitete als freie Journalistin. Häufig wurde Messina in Kritiken mit ihrem Landsmann Michel Houellebecq verglichen, wenngleich Messinas Roman keine Protagonistin aus der bürgerlichen Mitte aufweist, sondern eine prekär lebende junge Französin namens Aurélie, die ihr Studium abbricht und zum Überleben als Hostess arbeiten muss.
Mit Houellebecq verbindet Messina allerdings der bitterböse, kulturkritische Blick auf eine Gesellschaft, die pseudo-emotionalisiert vor dem Fernseher sitzt oder Produkte kauft, die sie eigentlich nicht braucht. Ob Bologna-Reform, Wohnungsnot oder prekäre Arbeitsverhältnisse – „Fehlstart“ erzählt von einer Gegenwart, in der es wenig Hoffnung auf Besserung gibt.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diesen erstaunlichen Debütroman.
Literatur:
Marion Messina: Fehlstart, Hanser.
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9/25/2021 • 47 minutes, 39 seconds
Ep. 111: Das Gespenst der Inflation
Groß ist die Angst vor der Inflation, wieder einmal. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird die Inflation oder gar die Hyperinflation herbeigeredet, dabei gelang es der EZB meist nicht einmal das Inflationsziel zu erreichen.
Jetzt aber verkünden die Schlagzeilen, die Inflation befinde sich auf einem Rekordhoch von fast 4 Prozent. Kommentare in Zeitungen und Nachrichtensendungen überbieten sich bei der Panikmache. Verglichen mit dem Vorjahr ist tatsächlich eine Inflation zu konstatieren, doch wie aussagekräftig ist der Vergleich mit 2020 wirklich, da doch die Wirtschaft durch die Lockdowns extrem gebremst wurde, Lieferketten gerissen sind und noch dazu die Mehrwertsteuer um 2 beziehungsweise 3 Prozent gesenkt wurde?
Vergleicht man die Inflationsrate mit der aus dem Jahr 2019, können wir wesentlich gelassener auf die Entwicklung schauen. Überhaupt stellt sich die Frage, was eigentlich geschehen würde, wenn die Europäische Zentralbank den Wunsch konservativer und liberaler Politiker und Journalisten nach höheren Zinsen erfüllen würde?
Wem ginge es dadurch besser, dass Kredite nicht mehr so günstig zu haben sind? Diejenigen, die Stimmung gegen die Niedrigzinspolitik machen, erkennen offenbar die Widersprüche ihrer eigenen Argumentation nicht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Inflation und die Rolle der EZB.
Literatur:
Pepe Egger/Florian Kern: “Hyperinflation nimmt kein Experte ernst”, in: der Freitag 34/2021, online verfügbar unter: https://www.freitag.de/autoren/pep/hyperinflation-nimmt-kein-experte-ernst.
Isabel Schnabel: “Neue Narrative über die Geldpolitik: das Gespenst der Inflation”, online verfügbar unter:
https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2021/html/ecb.sp210913~031462fe79.de.html
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9/22/2021 • 27 minutes, 19 seconds
Ep. 110: Was uns das BIP nicht verrät
Wer die wirtschaftliche Leistung seines Landes hervorheben will, verweist in der Regel auf das #Wirtschaftswachstum sowie auf das #Bruttoinlandsprodukt. Letzteres hat mittlerweile das Bruttosozialprodukt abgelöst. Was aber sagen diese Werte eigentlich aus?
Was ist über den Wohlstand und das Wohlergehen einer Volkswirtschaft und ihrer Bürger ausgesagt, wenn wie in Deutschland das #BIP bei circa 3,8 Billionen Euro liegt? Reichlich wenig, erklären die Wachstumskritiker und Vertreter der Postwachstumsökonomie. Nicht nur sind im BIP gar nicht alle Arbeiten und Leistungen enthalten, auch wird eine bemerkenswerte Abspaltung vorgenommen, um den Indikator zu berechnen.
Nirgends ist abzulesen, wie sehr die Umwelt durch die das BIP steigernde Produktion belastet wird. Nun könnte man dies alles für eine rein akademische Diskussion halten, doch die verkürzte Sicht auf die Wirtschaft sorgt auch dafür, dass gewisse klimaneutrale Innovationen nicht umgesetzt werden und stattdessen Ingenieure vor allem damit beschäftigt sind, Luxusautos zu konstruieren, die wiederum das Klima weiter belasten. Die Postwachstumstheoretiker fordern zu einem produktiven Umdenken auf, indem sie sich vom Referenzrahmen BIP lösen wollen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diese Kritik.
Literatur:
Giacoma d´Alisa, Federico Demaria, Giorgios Kallis (Hrsg.): Degrowth. Handbuch für eine neue Ära, Oekom Verlag.
Elmar Altvater: Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen: Eine radikale Kapitalismuskritik, Westfälisches Dampfboot.
Eva von Redecker: Revolution für das Leben. Philosophie der neuen Protestformen, S. Fischer.
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9/15/2021 • 36 minutes, 57 seconds
Spezial #18: Leben wir im Zentralbankkapitalismus? Joscha Wullweber im Gespräch
Derzeit gibt es viele Zeitdiagnosen, in was für einem Kapitalismus wir leben. Shoshana Zuboff spricht von Überwachungskapitalismus, Aaron Sahr von Keystroke-Kapitalismus, Nick Srnicek von Plattform-Kapitalismus.
Der Politikwissenschaftler Joscha Wullweber hingegen sagt: Wir leben im Zeitalter des Zentralbankkapitalismus – denn ohne die ständige Intervention der Notenbanken würde das Finanzsystem in kürzester Zeit zusammenbrechen.
Über die neue Rolle der Zentralbanken, die Macht der Schattenbanken und die Aufgabe der Regierungen spricht Ole Nymoen im 18. WfA-Spezial mit Joscha Wullweber.
Literatur:
Joscha Wullweber: Zentralbankkapitalismus. Transformationen des globalen Finanzsystems in Krisenzeiten, Suhrkamp.
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9/11/2021 • 47 minutes, 54 seconds
Ep. 109: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Wie entstand der Kapitalismus und warum entstand er gerade im Westen und nicht in einem anderen Teil der Welt? Diese Frage beschäftigt nicht nur Karl #Marx, auch der Soziologe Max #Weber setzt sich damit zu Beginn des 20. Jahrhunderts auseinander – er liefert jedoch eine alternative Antwort zu der marxistischen.
Weber geht nicht davon aus, dass der technische Fortschritt und die neuen Produktionsbedingungen sowie die Landnahmen die primären Voraussetzungen für den Aufstieg des Kapitalismus waren, vielmehr ging dem voran ein verändertes religiöses Bewusstsein. Dieses rief ein anderes, effizienteres Wirtschaften hervor. Der Katholizismus wurde in einigen Ländern vom Protestantismus verschiedenster Ausprägungen abgelöst. Auffällig ist, dass Protestanten, besonders Calvinisten, stark in kaufmännischen Berufen vertreten waren und – anders als Katholiken – die Fabrik der Werkstatt vorzogen.
Mit dem protestantischen Einfluss auf den Geist des #Kapitalismus geht auch die Idee der Berufung einher und einer Arbeitsethik, die Fleiß, Disziplin und Lustfeindlichkeit meinte. Das Bewusstsein scheint hier das Sein zu formen, womit sich Weber deutlich von Marx absetzt, auch wenn Marx in Webers berühmter Schrift „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ nie zitiert wird.
Ist es sinnvoll, diese beiden Erklärungsversuche nur als diametral entgegengesetzt aufzufassen? Oder kann eine Kombination beider Herleitungen erkenntnisfördernd sein? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus. Schriften 1904-1920. MWS I/18, Mohr Siebeck.
Jan Rehmann: Max Weber. Modernisierung als passive Revolution, Argument.
Heinz Steinert: Max Webers unwiderlegbare Fehlkonstruktionen. Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, Campus.
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9/8/2021 • 34 minutes, 39 seconds
Ep. 108: Wahl 2021 - Das Grünen-Programm
Ein letztes Mal vor der #Bundestagswahl widmen wir uns einem Wahlprogramm. Die Grünen legen mit 272 Seiten das umfangreichste vor. Auch hier fällt wie bei den Linken auf, dass keineswegs, wie Konservative und Rechte oft behaupten, bloß identitätspolitische Themen auf der Agenda stehen. Vielmehr liegt der Schwerpunkt auf Wirtschaft, Ökologie und Außenpolitik.
Die Grünen streben eine klimaneutrale Transformation der Wirtschaft an, dazu sind sie bereit, Ausgaben zu tätigen und die Schuldenbremse flexibel zu gestalten, wenngleich sie nicht eine Abschaffung dieses Instruments der Austeritätspolitik anstreben. Mehr investiert werden soll auch in Bildung, soziales Wohnen und Forschung.
Aber auch von Vermögenden verlangt man mehr finanzielles Engagement – in Form einer sehr moderaten Vermögenssteuer und eines leicht angehobenen Spitzensteuersatzes, der jedoch die magische 50-Prozent-Marke nicht überschreiten soll. Sehr detailliert wird in dem Programm ausgearbeitet, welche Bereiche auf Investitionen und Förderungen hoffen können. Auch die Kommunen spielen eine wichtige Rolle, die jedoch erst einmal von ihrer Schuldenlast befreit werden müssen, um überhaupt sinnvoll investieren zu können.
Zweifellos ist das Programm ambitioniert, allerdings zeigt sich auch, dass die Grünen immer wieder der Union die Hand reichen wollen. 16 Jahre CDU-Hegemonie sind offenbar auch an ihnen nicht spurlos vorübergegangen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Bündnis 90/Die Grünen: Bundestagswahlprogramm, online verfügbar unter: https://cms.gruene.de/uploads/documents/Wahlprogramm-DIE-GRUENEN-Bundestagswahl-2021_barrierefrei.pdf.
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9/1/2021 • 45 minutes, 39 seconds
Literatur #8: Thomas Mann - Buddenbrooks
1901 veröffentlichte der Fischer-Verlag erstmals Thomas Manns Jahrhundertroman „Buddenbrooks“. 28 Jahre später wird Mann für dieses Debüt mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
Ein Jahrhundertroman ist dieser in doppelter Hinsicht: Zum einen gehört er zu den größten Werken der Literatur des 20. Jahrhunderts, zum anderen erzählt er von mehr als einem Jahrhundert, vorwiegend dem 19., in dem die titelgebende Kaufmannsfamilie ihren Niedergang erlebt.
Mit einem beinahe aristokratischen Verständnis werden die Kinder Christian, Antonie und Thomas Buddenbrook aufgezogen. Vater Johann geht noch ganz und gar auf im Kaufmannshabitus, während den Kindern die Karriere zwar in die Wiege gelegt scheint, sie aber dennoch mit dieser hadern. Antonie heiratet unglücklich, gleich zweimal, Christian gibt sich dem Nachtleben hin und verprasst seinen Erbteil, nur Thomas setzt die Tradition fort – auf Dauer aber glücklos.
Der Kapitalismus wandelt sich, aber Familie Buddenbrook, fast schon peinlich stolz auf Tradition und Herkunft, entwickelt erstaunliche, teils religiöse Beharrungskräfte, um den Modernisierungsschüben zu widerstehen. Allein es geht nicht, soll das Geschäft weiterhin profitabel bleiben. Denn längst weht auch in Lübeck ein neuer Geist des Wirtschaftens.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Thomas Manns großartigen Roman.
Literatur:
Thomas Mann: Buddenbrooks. Verfall einer Familie, Fischer.
Thomas Mann: "Lübeck als geistige Lebensform", in: Werke. Band XI. Reden und Aufsätze 3, S. 376-398.
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8/28/2021 • 1 hour, 6 minutes, 32 seconds
Ep. 107: Karl Marx #8 - Die ursprüngliche Akkumulation
Wie der Kapitalismus funktioniert und inwieweit Menschen darin ausgebeutet werden, haben wir bereits besprochen. Immer wieder verweisen wir auch darauf, dass der Kapitalismus nicht immer schon existierte, sondern historisiert werden muss.
Wann aber entstand dieses Wirtschaftssystem, das heute nahezu den gesamten Erdball dominiert? Es gibt verschiedene Erklärungen zur Entstehung des Kapitalismus. Eine findet sich bei Karl Marx. Im ersten Band des „Kapitals“ beschreibt Marx historisch, wie es zu der Umwälzung kam, die die feudalen Verhältnisse beendete und eine neue Form des Wirtschaftens etablierte.
Während konservative Ökonomen gern das Märchen von den Fleißigen und den Faulen erzählen, wonach jene, die eifrig arbeiteten, sich Besitz aufbauen konnten, während jene, die sich nur vergnügten und nicht arbeiteten, verarmten, zeichnet Marx ein historisch korrektes Bild vom Entstehungsprozess, der etwa im 16. Jahrhundert begann.
Die kapitalistischen Verhältnisse entwickelten sich nicht auf natürliche Weise, sondern sie wurden mit brutalen Mitteln durchgesetzt. Feudaladelige enteigneten die Bauern und der Staat tat sein Übriges, um die neu entstandene Arbeiterklasse zu knechten. Marx spricht von der „ursprünglichen Akkumulation“, doch auch heute können wir ähnliche Prozesse beobachten. Fest steht: Privateigentum ist kein bloßes Resultat von Fleiß, Unternehmergeist und Disziplin, sondern auch ein Ergebnis von gewaltsamen Enteignungen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1, Dietz, online verfügbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_741.htm
Katharina Pistor: Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft, Suhrkamp.
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8/25/2021 • 29 minutes, 9 seconds
Ep. 106: Wahl 2021 - Das CDU-Programm
"Steuern runter, Schulden doof!" – so ließe sich das CDU-Wahlprogramm zusammenfassen.
Die alte Mär der Trickle-Down-Economics bestimmt weiterhin die Inhalte der Unionsparteien. Auch wenn die Realpolitik Abweichungen von dieser Ideologie unausweichlich erscheinen lässt – so hinterfragte Markus Söder kürzlich die Schuldenbremse –, im Wahlprogramm ist die CDU noch ganz bei sich.
Mehr dazu erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von "Wohlstand für Alle".
Literatur:
CDU/CSU: Regierungsprogramm, online verfügbar unter:
https://www.csu.de/common/download/Regierungsprogramm.pdf
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8/18/2021 • 32 minutes, 10 seconds
Spezial #17: Tax me now! Millionenerbin Marlene Engelhorn im Gespräch
"Tax me now!" – unter diesem Slogan fordern einige Superreiche in Deutschland und Österreich, dass sie stärker besteuert werden sollten. Eine Forderung, die die meisten überraschen dürfte.
Eine Mit-Initiatorin ist Marlene Engelhorn, die eines Tages mehrere Millionen Euro erben wird. Sie will nicht einfach nach Gutdünken entscheiden, wohin ihr Vermögen gespendet wird. Stattdessen will Engelhorn, dass eine demokratisch legitimierte Regierung sie stärker besteuert, um das Vermögen gemeinwohlfördernd einzusetzen.
Mehr erklärt sie im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt.
Wolfgangs und Marlenes Auftritt bei "13 Fragen" könnt ihr hier sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=I4cgnw6D7Zg
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8/14/2021 • 39 minutes, 8 seconds
Ep. 105: Zurück in die Höhle mit Niko Paech
Immer wieder betonen Postwachstumstheoretiker, dass es nicht darum gehe, die moderne Welt abzuwickeln und in feudale Zeiten zurückzukehren. Das mag auf viele Ansätze auch zutreffen, doch was zwei berühmte Vertreter vorschlagen, ist in höchstem Maße anti-modernistisch und eigentlich auch nicht wünschenswert – weder für uns noch für das Klima.
Niko Paech und Serge Latouche sind zwei bekannte Stimmen im Degrowth-Diskurs, die die Vergangenheit verklären und die Gegenwart verteufeln. Beide Autoren warnen moralistisch vor einer dekadenten Überflussgesellschaft, beide kritisieren sie das moderne Geldsystem, die Arbeitsteilung, und auch die Zinsen würden sie am liebsten gleich abschaffen.
Zugrunde liegt ihren Prämissen eine vereinfachte und verfälschende Kapitalismusanalyse, die darauf hinausläuft, dass wir eine De-Industrialisierung anstreben und Verzicht einüben sollen. Einher geht dies mit der Idee einer De-Globalisierung, die dazu führen soll, dass wir uns in lokalen Gemeinschaften organisieren und auch regionale Währungen in Form von Schwundgeld einführen.
Kann man das tatsächlich wollen? Nein, diese Konzepte sind nicht nur fragwürdig, sie könnten viele Errungenschaften der modernen Welt zunichtemachen und unsere individuelle Freiheit radikal beschränken.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Konzepte von Niko Paech und Serge Latouche.
Literatur:
Serge Latouche: Es reicht! Abrechnung mit dem Wachstumswahn. Mit einem Vorwort von Niko Paech, Oekom Verlag.
Niko Paech: Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie, Ökonom Verlag.
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8/11/2021 • 45 minutes, 13 seconds
Ep. 104: Wahl 2021 - Das LINKE-Programm
In den vergangenen Monaten waren es vor allem personelle Debatten, die die Linkspartei in die Medien brachten. Inhaltliche Auseinandersetzungen gab es nur selten und immer wieder wurde ein Vorwurf laut – vorgebracht sowohl von Kritikern als auch Mitliedern der Partei: Die Linke beschäftige sich nur noch mit Identitätspolitik.
Das aber ist keineswegs zutreffend, wie das Wahlprogramm eindeutig beweist: Auf den ersten 100 Seiten werden ausschließlich ökonomische und sozialpolitische Themen verhandelt. Die Linke zeigt auf, wie sie künftig die Steuern in Deutschland progressiver gestalten will und wie konkret umverteilt werden sollte. Interessanterweise würden nicht nur Hartz-IV-Empfänger und Menschen im Niedriglohnsektor von diesen Reformen profitieren, die Linke würde auch die finanzielle Lage der meisten Bürger deutlich verbessern. Nur wirklich Vermögende müssen etwas abgeben, wenngleich auch diese Vorschläge weitgehend moderat sind. Selbstredend ist auch der Klimawandel ein wichtiges Thema, den die Partei sozialverträglich gestalten will.
Allerdings verstrickt sich die Partei mitunter in Widersprüche, etwa wenn sie so tut, als seien allein die Konzerne das Problem, dabei aber die kapitalistische Logik verkannt wird. Oder wenn es heißt, die EZB sei am "Kriterium der Wettbewerbsfähigkeit" ausgerichtet.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Wahlprogramm der Linkspartei.
Literatur:
Die Linke: Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021, online verfügbar unter: https://www.die-linke.de/fileadmin/download/wahlen2021/Wahlprogramm/DIE_LINKE_Wahlprogramm_zur_Bundestagswahl_2021.pdf.
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8/4/2021 • 35 minutes, 55 seconds
Ep. 103: Ist eine Welt ohne Wachstum möglich?
Die neusten extremen Wetterereignisse haben noch einmal verdeutlicht, wie wichtig der Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel ist. Lange Zeit agierte die Politik zu zögerlich und viele Bürger ignorierten die Gefahren. Zugleich aber gibt es mit den Postwachstums- bzw. Degrowth-Anhängern eine Strömung aus Denkern und Aktivisten, die ein anderes Wirtschaften einfordert. Die Rede ist häufig von Überkonsum und Überflussgesellschaft, gefordert wird eine Abkehr vom Wirtschaftswachstum, auch wird das Bruttoinlandsprodukt als Maßstab für wirtschaftlichen Erfolg kritisiert.
Können wir uns tatsächlich vom #Wirtschaftswachstum lösen? Und wäre es überhaupt wünschenswert? Der Ökonom Branko #Milanović meldet erhebliche Zweifel an, seine These: Die Welt ist einfach zu arm, um jetzt vom Wachstum abzulassen.
Auf den ersten Blick scheint das wenig einleuchtend zu sein. Sofort haben wir Bilder vor Augen von Superreichen, die mit Privatjets zum Shoppen nach New York fliegen, oder wir denken an die luxuriösen Kreuzfahrtschiffe, die immer beliebter werden und große Umweltschäden anrichten. Das aber sind eher spezielle Auswüchse, konzentriert man sich auf das Alltägliche, auf die europäischen Bürger mit einem mittleren #Einkommen und setzt dieses in Beziehungen zum globalen Medianeinkommen, sieht die Welt plötzlich anders aus. Eine Politik des radikalen Verzichts würde uns alle hart treffen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Grenzen des Wachstums und über die Grenzen der Wachstumskritik.
Literatur:
Karl Marx: Das Kapital, Bd. 1, MEW 23, Dietz.
Branko Milanović: "Die Degrowth-Illusion", in: Makronom, online verfügbar unter: https://makronom.de/die-degrowth-illusion-24137
Branko Milanović: "Die Degrowth-Illusion, Teil II", in: Makronom, online verfügbar unter: https://makronom.de/die-degrowth-illusion-2-24156
Branko Milanović: Die ungleiche Welt. Migration, das Eine Prozent und die Zukunft der Mittelschicht, Suhrkamp.
Leigh Philips: Austerity Ecology & the Collapse-Porn Addicts: A Defence of Growth, Progress, Industry and Stuff, Zero Books.
Leigh Phillips: "Postwachstum als Illusion", in: Le Monde diplomatique, online verfügbar unter: https://monde-diplomatique.de/artikel/!5735453
Matthias Schmelzer/Andrea Vetter: Degrowth/Postwachstum zur Einführung, Junius.
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7/28/2021 • 28 minutes, 21 seconds
Literatur #7: James Krüss - Timm Thaler oder das verkaufte Lachen
1962 erschien der Roman „Timm Thaler oder: Das verkaufte Lachen“. Für James Krüss war es der Durchbruch. Weihnachten 1979 veröffentlichte das ZDF eine gleichnamige Mini-Serie mit Thomas Ohrner in der Titelrolle, die bis heute Kultstatus genießt.
Sowohl das Buch als auch der Film erzählen nicht bloß von einem Jungen, der durch einen tragischen Unfall plötzlich sehr allein in der Welt ist und einen Pakt mit dem Teufel eingeht, sondern beide Werke handeln auch vom Kapitalismus. Allegorisch werden Profitmechanismen offengelegt sowie die Kapitalkonzentration und die Tendenz zum Monopolkapitalismus beschrieben.
„Timm Thaler“ ist dabei, anders als etwa Roald Dahls Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“, dezidiert kapitalismuskritisch angelegt und redlich bemüht, die Komplexität des Wirtschaftssystems verständlich zu machen. James Krüss hatte für seine Geschichte ein berühmtes Vorbild, dessen Lektüre ebenfalls lohnenswert ist: „Peter Schlehmils wundersame Geschichte“ von Adelbert von Chamisso. Im Mittelpunkt des Kunstmärchens steht ein junger Mann, der seinen Schatten an einen Fremden verkauft und somit zum Ausgestoßenen wird. Auch Chamissos Werk zeugt bereits von einer frühen Globalisierung, wenngleich wir heute alle Sieben-Meilen-Stiefel zu tragen scheinen.
In „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Bücher von Krüss und Chamisso.
Literatur:
James Krüss: Timm Thaler oder das verkaufte Lachen, Ravensburger.
Adelbert von Chamisso: Peter Schlehmihls wundersame Geschichte, Reclam.
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7/24/2021 • 51 minutes, 23 seconds
Ep. 102: Wahl 2021 - Das FDP-Programm
Die FDP unter der Führung von Christian Lindner legt ein Wahlprogramm vor, dass, nun ja, eine eigenartige Interpretation der Wirklichkeit ist. Während die Ungleichheit wächst, Unternehmen steuerlich in den vergangenen 20 Jahren sukzessive entlastet wurden und auch Kapitalerträge niedriger versteuert werden müssen als der Lohn, versprechen die Liberalen den Reichen noch weitere Steuererleichterungen. Genug ist nicht genug. Wie immer bei der FDP geht es nicht darum, Steuern progressiv zu gestalten, sondern man orientiert sich an dem Matthäus-Prinzip: Wer hat, dem wird gegeben.
Da wundert es schon sehr, wenn Parteichef Lindner in einem Interview beklagt, dass Kinder von Hartz-IV-Empfängern bei einem Nebenverdienst 80 Prozent des Einkommens weggesteuert bekommen. Zeigt sich die FDP in ihrem Programm nun von ihrer sozialen Seite? Keineswegs. Selbst eine globale Mindeststeuer für Unternehmen unterstützt man eigentlich nur, um in Deutschland Steuern zu senken. Wenige Reförmchen im Sozialen finden sich im Programm, sonst aber sollen diejenigen, die wenig haben, auch weiterhin nicht mehr bekommen. Stattdessen will man innovativ sein, was die Technologien anbelangt: Selbst von Hyperloops und von Flugtaxen für strukturschwache Regionen ist die Rede. Kurzum: Es darf gelacht werden.
Mehr zum FDP-Wahlprogramm von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
ZEW: "Wer könnte von welcher Regierungsbeteiligung profitieren", online verfügbar unter: https://www.zew.de/presse/pressearchiv/wer-koennte-von-welcher-regierungsbeteiligung-profitieren-aktualisiert
FDP: Wahlprogramm, online verfügbar unter:
https://www.fdp.de/sites/default/files/2021-06/FDP_Programm_Bundestagswahl2021_1.pdf
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7/21/2021 • 33 minutes
Ep. 101: Rauf mit der Erbschaftssteuer!
Reichtum wird immer mehr vererbt und immer weniger erarbeitet. Die Ungleichheit wächst, wir nähern uns allmählich wieder feudalen Zeiten. Dies verrät ein Blick auf die vergangenen 200 Jahre.
Der Ökonom Thomas Piketty hat in seinem Bestseller „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ für Frankreich eine detaillierte Analyse vorgelegt und warnt vor einer Gesellschaft der Erben, in der jene, die arbeiten müssen und auf kein Erbe hoffen können, immer seltener die Möglichkeit haben, ein nennenswertes Vermögen aufzubauen. Die Vergangenheit, lautet Pikettys alarmierende Diagnose, frisst die Zukunft.
Trotz solcher Befunde lehnen viele eine höhere Besteuerung von Erbschaften ab. Gewarnt wird vor Kapitalflucht und der Aufkündigung des familiären Zusammenhalts, dabei hat das Prinzip Erbschaft wenig mit einer Leistungsgesellschaft oder dem Wettbewerbsgedanken zu tun. Eigentlich müssten auch liberale Ökonomen und Politiker für eine angemessene Erbschaftsteuer sein, um die soziale Mobilität zu gewährleisten.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Thema Erbschaft und machen einen Vorschlag für eine gerechtere Vermögensverteilung.
Literatur:
Stefan Bach: "Erbschaftsteuer. Firmenprivilegien begrenzen, Steuerbelastungen strecken", online verfügbar unter: https://www.diw.de/de/diw_01.c.496900.de/publikationen/wochenberichte/2015_07_1/erbschaftsteuer__firmenprivilegien_begrenzen__steuerbelastungen_strecken.html
Julia Friedrichs: Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht, Piper Verlag.
Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert, C.H. Beck.
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7/14/2021 • 32 minutes, 44 seconds
Q&A: Eure Fragen, unsere Antworten!
100 Folgen "Wohlstand für Alle" – das ist ein Grund zum Feiern! Daher haben wir uns Zeit genommen, eure Fragen zu beantworten. Vielen Dank für die rege Teilnahme im YouTube-Live-Chat und in den Kommentaren!
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7/11/2021 • 2 hours, 4 minutes, 23 seconds
Ep. 100: Wahl 2021 - Das AfD-Programm
„Deutschland, aber normal“ – so lautet das Versprechen der AfD für die Bundestagswahl 2021. Schaut man sich jedoch das Wahlprogramm genauer an, bemerkt man eine – gelinde gesagt – recht eigenwillige Interpretation von Normalität.
Lassen wir, wie es sich für einen Wirtschaftspodcast gehört, mal alle identitätspolitischen Themen des Programms beiseite, und konzentrieren wir uns ganz auf die wirtschaftlichen Felder: Schnell stellt sich heraus, wirtschaftspolitisch wäre eine Umsetzung dieses Programms ein Fiasko für den Wirtschaftsstandort Deutschland, den Weidel und Co. zu retten vorgeben. Die Abschottungspolitik würde den Fachkräftemangel sowie das demographische Problem verschärfen, das Kapital würde noch stärker von Unten nach Oben verteilt werden, außerdem könnten Familien dem Sozialstaat leise Servus sagen, denn dieser wird als Reproduktionsverhinderer dargestellt.
Das Hauptfeindbild aber ist und bleibt die EU. Als Anti-Euro-Partei begann der aufhaltsame Aufstieg der AfD, diese Tradition belebt man jetzt wieder, um gegen Green Deal und EZB mobil zu machen. Dass angesichts der aktuellen Krise die EU-Mitgliedstaaten solidarischer als bei der Finanzkrise 2008 miteinander umgehen, stört die Rechten ebenso wie das Schwinden der Vormachtstellung der deutschen Industrie. Das ist nicht verwunderlich, ein wenig überraschend ist jedoch dann schon, wie groß die ökonomische Ahnungslosigkeit bei der AfD ist.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
AfD: Wahlprogramm 2021, online verfügbar unter:
https://cdn.afd.tools/wp-content/uploads/sites/111/2021/06/20210611_AfD_Programm_2021.pdf
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7/7/2021 • 33 minutes, 24 seconds
Ep. 99: Great Reset - Verschwörung oder Reform?
Verschwörungstheorien haben bekanntermaßen seit einer Weile Hochkonjunktur. Eine besonders wirre und beliebte geht so: Klaus Schwab plant mit seinem Weltwirtschaftsforum in Davos die große sozialistische Transformation. Schwab versammle eine Elite aus mächtigen Politkern, Prominenten und Wirtschaftsleuten hinter sich, um den Kapitalismus abzuschaffen.
Entstanden ist diese Verschwörungstheorie, weil Schwab im Zuge der aktuellen Pandemie verkündet hatte, dass nun der richtige Zeitpunkt für einen „Great Reset“ gekommen sei. Damit ist aber keineswegs die Weltrevolution gemeint, lediglich arbeitet sich Schwab einmal mehr am Shareholder-Value-Modell des Neoliberalismus ab, das er ablehnt. Stattdessen setzt er sich für einen Stakeholder-Kapitalismus ein, der eine sozialere Marktwirtschaft und mehr Nachhaltigkeit bringen soll.
Für diesen Ansatz versucht er immer wieder, Aktivisten, Unternehmer und Politiker zu gewinnen. Seine Erfolge halten sich gelinde gesagt in Grenzen. Panische Angst aber muss niemand vor diesem großen Umbruch, der in Wahrheit eher recht klein ist, haben. Allerhöchstens würde so der Kapitalismus ein bisschen besser und gerechter werden – von Umverteilung und Kollektivierung kann wahrlich nicht die Rede sein.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ gehen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt auf den Ansatz und die Verschwörungstheoretiker ein.
WERBUNG:
Zu Maurice Höfgens MMT-Onlinekurs geht es hier:
https://www.udemy.com/course/modern-monetary-theory-mmt-fuer-einsteiger/?referralCode=8ADD81153FF6AAB648BC
Mit dem Gutschein WOHLSTAND erhaltet ihr dort 5 Euro Rabatt.
Zu Maurice Höfgens YouTube-Kanal "Geld für die Welt" geht es hier:
https://www.youtube.com/channel/UCqLv2nTsMB_FXtQRFNXjWhA
Literatur:
Marcus Gatzke/Marlies Uken: “Der Neoliberalismus haus ausgedient”, online verfügbar unter: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-09/corona-kapitalismus-rezession-wef-neoliberalismus-klaus-schwab.
Naomi Klein: “The Great Reset Conspiracy Smoothie”, online verfügbar unter: https://theintercept.com/2020/12/08/great-reset-conspiracy/.
Klaus Schwab/Thierry Malleret: Covid-19: Der große Umbruch, Forum Publishing.
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6/30/2021 • 26 minutes, 34 seconds
Spezial #16: Der Wirtschaftsweise Achim Truger im Gespräch
Seit 2019 gehört Achim Truger zum Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung - heißt: Er ist Wirtschaftsweiser und damit Mitglied des einflussreichsten wirtschaftspolitischen Beratergremiums der Bundesrepublik.
Wie unabhängig ist der Sachverständigenrat wirklich? Und welche wirtschaftspolitische Veränderung wünscht sich Achim Truger für die Zeit nach Corona?
Darüber spricht er im 16. WfA-Spezial mit Ole Nymoen.
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6/26/2021 • 44 minutes, 56 seconds
Ep. 98: Wahl 2021 - Das SPD-Programm
Mit der #Bundestagswahl im September wird die 16 Jahre währende Ära von Angela Merkel enden, ob damit aber auch Schluss ist mit Merkels Politik der Alternativlosigkeit, wird sich noch zeigen. Jedenfalls ist es auch vor dieser Wahl eigentlich wie immer: Der mediale Diskurs kümmert sich hauptsächlich um Personalfragen, die Politiker führen ein teils abstruses Polit-Theater auf, und Inhalte interessieren kaum.
Wir wollen in „Wohlstand für Alle“ deshalb einen anderen Ansatz verfolgen: Wir werden uns ausschließlich mit den Wahlprogrammen beschäftigen und sie aufgrund ihres ökonomischen Gehalts analysieren. Alle Parteien, die voraussichtlich in den Bundestag gewählt werden, erhalten eine Folge. Beginnen wollen wir mit der #SPD und ihrem #Zukunftsprogramm. Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist zweifellos ein Gesicht der Agenda 2010, wenngleich im Programm gar nicht mehr von Hartz IV die Rede ist. Man will sich sozial neu aufstellen.
Zugleich haben die Sozialdemokraten dem Kampf gegen den Klimawandel viel Platz eingeräumt – man verspricht sich durch Innovationen viele neue Jobs und möchte 2045 in Deutschland klimaneutral wirtschaften. Ob das jedoch mit den doch eher verhaltenen Investitionen gelingt, ist mehr als fraglich. Zumal die SPD offenbar kein neues Verhältnis zu Geld und Schulden gewonnen hat.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
SPD: Das Zukunftsprogramm der SPD, online verfügbar unter: https://www.spd.de/zukunftsprogramm/.
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6/23/2021 • 37 minutes, 3 seconds
Ep. 97: Die Zerstörung der INSM
Es war das bislang absurdeste Ereignis in diesem Wahlkampf: In diversen Zeitungen wurde eine ganzseitige Anzeige geschaltet, die die grüne Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock als Moses verkleidet, mit zwei Gesetzestafeln in der Hand, zeigte. Die Fotomontage warnte vor den 10 Verboten, die angeblich durch einen grünen Wahlsieg umgesetzt würden. Geschaltet wurde die Hetzkampagne von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Der Aufschrei war groß, doch leider wurde viel zu wenig darüber berichtet, was die INSM genau ist und welche Interessen sie vertritt.
Fest steht, diese Lobbyorganisation setzt sich für die Belange des Kapitals ein und wirbt immer wieder medienwirksam dafür, den sozialen Kahlschlag voranzutreiben und dafür die Reichen weiter zu entlasten. Die Vorgehensweise dieser Propagandaorganisation des Neoliberalismus ist manchmal laut auftrumpfend, bisweilen aber geht man perfide subtil vor, um gewisse Positionen in der Öffentlichkeit zu lancieren. Auch Prominente lassen sich gern vor den Karren der Initiative spannen, die 1999 gegründet wurde und mit ihren Anzeigenkampagnen auch viele Zeitungsverleger glücklich macht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den Einfluss der INSM.
WERBUNG:
Zum Jacobin-Magazin geht es hier:
https://jacobin.de/wohlstand
Literatur:
Lobby Control: “INSM und Marienhof – Eine kritische Bewertung“, online verfügbar unter: https://www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/download/insm-marienhof-bewertung.pdf
Rudolf Speth/Thomas Leif: “Lobbying und PR am Beispiel der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft”, in: Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland, Verlag für Sozialwissenschaften.
Norbert Walter-Borjans: Steuern. Der große Bluff, Kiepenheuer & Witsch.
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6/16/2021 • 28 minutes, 47 seconds
Literatur #6: Ayn Rand - Der Ursprung (The Fountainhead)
Bis heute gehört Ayn Rand zu den einflussreichsten US-Autorinnen, jedes Jahr werden hunderttausende ihrer Bücher verkauft, vor allem die Romane THE FOUNTAINHEAD und ATLAS SHRUGGED.
Rechte Republikaner - etwa Donald Trump - und Libertäre lieben Ayn Rand, aber auch der langjährige Notenbankchef Alan Greenspan wurde stark von ihr beeinflusst.
Rand war radikale Individualistin, sie wollte einen egoistischen Menschen, der nicht von anderen abhängig ist. Das für sie einzig moralische Wirtschaftssystem war der Laissez-faire-Kapitalismus.
Dieses Weltbild prägt auch ihren Roman DER URSPRUNG (THE FOUNTAINHEAD), der 1943 erschien und ein einsames Genie in einer Welt des Zwangs und der Durchschnittlichkeit verfolgt.
Über das Gesellschaftsverständnis und die literarische Qualität von Ayn Rand sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von "Wohlstand für Alle - Literatur".
Literatur:
Ayn Rand: Der Ursprung, TvR Medienverlag.
Dies.: Kapitalismus. Das unbekannte Ideal, TvR Medienverlag.
Jennifer Burns: Goddess of the Market. Ayn Rand and the American Right, Oxford University Press.
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6/12/2021 • 59 minutes, 19 seconds
Ep. 96: Karl Marx #7 - Der Fetischcharakter der Ware
"Die ich rief, die Geister/Werd ich nun nicht los" – so ruft Goethes Zauberlehrling aus, als sich die von ihm verhexten Besen gegen seinen Willen sträuben und ihn in die Bredouille bringen. Ganz ähnliches können wir im Kapitalismus immer wieder beobachten: Die von Menschen geschaffenen Strukturen und Objekte verselbständigen sich gegen ihre Schöpfer, und es scheint, als wären sie mit einem Eigenleben begabt.
So auch die Ware: Im ersten Band des Kapitals beschreibt Karl Marx, wie "das bestimmte gesellschaftliche Verhältnis der Menschen selbst [...] für sie die phantasmagorische Form eines Verhältnisses von Dingen annimmt". Es kommt zu einer folgenreichen Subjekt-Objekt-Verkehrung, die die Irrationalität des kapitalistischen Systems zum Ausdruck bringt.
Den Fetischcharakter der Ware erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von "Wohlstand für Alle".
Literatur:
Wolfgang Fritz Haug: Vorlesungen zur Einführung ins "Kapital", Argument Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1/Band 3, Karl Dietz Verlag.
Thomas Marxhausen: "Fetischcharakter der Ware", in: Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus. Band 4, Argument Verlag, online verfügbar unter: http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=f:fetischcharakter_der_ware.
Unsere Lesung aus Hannover könnt ihr hier sehen:
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6/9/2021 • 24 minutes, 40 seconds
Ep. 95: Der Aufstieg von Alibaba
Der Plattform-Kapitalismus gedeiht nicht nur im Westen, auch China ist davon geprägt. Vor allem durch das 1999 von Jack Ma gegründete Unternehmen Alibaba, das nicht nur eine Plattform ist, sondern mit der #AntGroup, mit #Taobao, #TMall etc. gleich mehrere Plattformen unter einem Dach versammelt.
Häufig wird der Konzern mit #Amazon verglichen, das aber greift zu kurz und ist auch nicht sonderlich präzise. Während Amazon von Anfang an den Endkunden im Visier hatte und selbst Produkte verschickte und die meisten davon zuvor lagern musste, verstand sich Alibaba als schlanke Plattform, die nur Unternehmen beziehungsweise Kunden miteinander vernetzt. Zunächst ging es um ein Business-to-Business Modell, im Mai 2003 gründete Ma die Plattform #Taobao, ein Consumer-to-Consumer-Geschäft, das heute mehr als eine halbe Milliarde Nutzer hat.
Dabei war der Anfang keineswegs leicht: Ebay versuchte zu Beginn der Nuller-Jahre, den chinesischen Markt zu erobern. Doch der Konzern verstand nicht, dass China völlig anders als westliche Länder funktionierte. Vor allem der Handel mit Second-Hand-Produkten interessierte die Chinesen wenig. Taobao schaffte es nach kurzer Zeit, sich durchzusetzen, wie auch Alipay später den ausländischen Konkurrenten Paypal in die Schranken wies.
Jack Ma, der seine berufliche Laufbahn als Englischlehrer begann, hat wie kaum ein anderer die Zukunft des Internets begriffen, doch im Vergleich zu seinen US-Kollegen ist seine Macht viel stärker begrenzt – und zwar durch die KP, die im vergangenen November den Börsengang der Ant Group im letzten Augenblick verhinderte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Plattform Alibaba vor und analysieren das Geschäftsmodell.
Literatur:
Duncan Clark: Alibaba. The House That Jack Ma Built. Ecco
Jordan Pouille: „Alibaba Supermacht“, in: https://dl.monde-diplomatique.de/taz/shop/download_action2.php?model=20116&typ=seite1
Ming Zeng: Smart Business. Alibabas Strategie-Geheimnis. Campus.
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6/2/2021 • 34 minutes, 28 seconds
Spezial #15: Lea Haller über den globalen Rohstoffhandel und die Schweiz
Ein Viertel bis ein Fünftel des globalen Rohstoffhandels wird heute über die Schweiz abgewickelt - der sogenannte Transithandel ist ein Milliardengeschäft. Lea Haller ist Historikerin und Redaktionsleiterin des Magazins "NZZ Geschichte" und hat die Entstehung des Welthandels genau untersucht. Mit Ole Nymoen spricht sie im 15. WfA-Spezial über "Transithandel. Geld und Warenströme im globalen Kapitalismus".
Literatur:
Lea Haller: Transithandel. Geld und Warenströme im globalen Kapitalismus, Suhrkamp.
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5/29/2021 • 37 minutes, 44 seconds
Ep. 94: MMT - Irrweg oder Chance?
Joe Biden pumpt sehr viel Geld in die Wirtschaft, um Arbeitsplätze zu schaffen und um den grünen Wandel zu vollziehen. Manche vergleichen die Maßnahmen bereits mit Roosevelts „New Deal“ der 1930er-Jahre. Die Biden-Administration wird von Vertretern der Modern Monetary Theory beraten, was die Debatte auch hierzulande weiter befeuert: Ist die MMT ein Allheilmittel für die westlichen kapitalistischen Systeme, in denen man zu lange gespart und zu wenig investiert hat? Konservative und neoliberale Politiker bezweifeln das freilich, aber auch von linken, marxistisch geprägten Theoretikern gibt es Kritik an der MMT.
Ein Vorwurf lautet: Die MMT fokussiere sich zu sehr auf den Staat und seine Ausgaben, während die privatwirtschaftliche Produktion und ihre Funktion weitgehend ausgeklammert werden. In der Privatwirtschaft wird Geld investiert, um noch mehr Geld zu bekommen – der Weg dorthin führt über die Produktion und den Verkauf von Waren. In erster Linie wird also produziert, um einen Profit zu erwirtschaften – nicht um Bedürfnisse zu stillen.
Somit sind auch staatliche Maßnahmen begrenzter, als manche MMTler annehmen. Der Staat ist auf die Kooperation von Unternehmen und Investoren angewiesen, sonst kann er zwar beliebig Geld drucken, aber es wird keinen Effekt für die Wirtschaft haben bzw. auch eine Kapitalflucht ist durchaus denkbar.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Kritikpunkte an der MMT vor.
Literatur:
Ingo Schmidt: Geldspeicher, Gelddrucker und die Fantastillionen der MMT, online verfügbar unter: https://oxiblog.de/mmt-geldspeicher-gelddrucker-und-die-fantastillionen/.
Steinbrück/Stoiber-Papier online verfügbar unter: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/schuldenbremse-kanzlerkandidaten-inflation-f-1.5291355?reduced=true.
Ingo Stützle: "Money makes the world go green? Eine Kritik der Modern Monetary Theory als geldtheoretisches Konzept", in: PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft, Nr. 202.
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5/26/2021 • 38 minutes, 3 seconds
Ep. 93: NFTs - wenn Memes Millionen wert sind
Nicht nur diverse Kryptowährungen erleben derzeit einen Hype, auch die NFTs, die non-fungible Tokens, erfreuen sich größter Beliebtheit. Musiker wie Fynn Kliemann bringen Jingles als NFTs heraus, Künstler erzielen mit digitalen Kunstwerken in konventionellen Auktionshäusern oder auf neuen Auktionsplattformen Rekorde, und plötzlich können mit den Smart Contracts und dank der Blockchain sogar alte Memes monetarisiert werden – zum Beispiel das #Meme #DisasterGirl.
Es mutet absurd an: Obwohl im digitalen Zeitalter alles unendlich und ohne Qualitätsverluste reproduzierbar ist, gibt es immer mehr Menschen, die etwas besitzen wollen, was schon unzählige Male kopiert wurde. Von #Ownership ist vermehrt die Rede. Digitale Dateien können eigentlich nicht knapp sein, es sei denn, man verknappt sie künstlich. Das ist durchaus eine gängige Praxis im Kapitalismus, auch wenn wir das häufig vergessen haben. Und was knapp ist, kann auch zum begehrten Spekulationsobjekt werden – wie gegenwärtig die NFT-Kunst.
Was aber sagt das über den Kunstmarkt? Von der Idee der Originalität hat man sich in der Kunst schon vor Jahrzehnten weit entfernt, serielle Arbeiten gab es auch schon in der analogen Welt, gleichzeitig aber wird der Name des Künstlers, der als Label fungiert, immer wichtiger.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die non-fungible Tokens und den möglichen Wandel in der Kunstwelt.
Literatur:
Marie Fazio: “The World Knows Her as ‘Disaster Girl.’ She Just Made $500,000 Off the Meme.”, in: New York Times, online verfügbar unter: https://www.nytimes.com/2021/04/29/arts/disaster-girl-meme-nft.html.
Jan-Philipp Matthewes: “NFT: Vom Hype zur ernsthaften Assetklasse?”, in: Wirtschaftswoche, online verfügbar unter:
https://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/verkehrte-finanzwelt-nft-vom-hype-zur-ernsthaften-assetklasse/27135272.html
Sabine Nuss: Copyright und Copyriot. Aneignungskonflikte um geistiges Eigentum im informationellen Kapitalismus, Westfälisches Dampfboot, online verfügbar unter: https://nuss.in-berlin.de/buecher/copyright-copyriot/.
Hanno Rauterberg: Die Kunst der Zukunft. Über den Traum von der kreativen Maschine, Suhrkamp.
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5/19/2021 • 38 minutes, 58 seconds
Ep. 92: Wann platzt die Lieferblase?
2016 diagnostizierte Christoph Bartmann eine „Rückkehr der Diener“, fünf Jahre später ist diese Entwicklung noch weiter fortgeschritten. Das zeigt sich nicht allein am Boom des Online-Handels, sondern auch am Hype um die Lieferdienste. Immer mehr Menschen lassen sich Essen und Einkäufe direkt und bequem nach Hause liefern. Start-ups wie das Berliner Unternehmen Gorillas versprechen Lieferungen binnen 10 Minuten, und kaum ein Restaurant kann mehr darauf verzichten, mit Unternehmen wie Lieferando oder Delivery Hero zu kollaborieren, die sich wiederum proprietäre Märkte aufbauen.
Vor allem in Großstädten boomt das Geschäft mit den Lieferdiensten, doch die Leid- und Lasttragenden sind meist die Fahrer, die unter schlechten Arbeitsbedingungen und für niedrige Löhne bei Wind und Wetter schuften müssen. Die Unternehmen schreiben dennoch keine schwarzen Zahlen, was Anleger und Investoren nicht davon abhält, die Börsenkurse der Lieferdienste in die Höhe zu treiben.
Im Exit-Kapitalismus kann das sehr lukrativ sein, auch wenn schon heute klar ist, dass viele Firmen niemals solide wirtschaften werden. Derzeit beobachten wir in den Städten einen knallharten Konkurrenzkampf, von dem kurzzeitig die Kunden profitieren.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ fragen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, ob die Lieferdienste eine Zukunft haben.
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Mehr Informationen zur Zeitschrift "OXI - Wirtschaft anders denken" findet ihr hier:
https://oxiblog.de/
Literatur:
Stephan Knieps, Melanie Bergermann, Jacqueline Goebel, Teresa Stiens und Sascha Zastiral: "Endet der Lieferboom als Milliardengrab?", in: Wirtschaftswoche 16/2021.
Jonas Rest: "Futterneid", in: Manager Magazin 5/2021.
Nina Scholz: Klassenkampf beim Unicorn, online verfügbar unter:
https://www.rosalux.de/news/id/44216/klassenkampf-beim-unicorn?cHash=d77e5fa7faf0cb15d1c3b8862d195ab7.
Philipp Staab: Falsche Versprechen, Hamburger Edition.
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5/12/2021 • 26 minutes, 37 seconds
Literatur #5: Michel Houellebecq - Plattform
Michel Houellebecq gehört zweifellos zu den bedeutendsten Schriftstellern unserer Zeit. Seine Werke sind mehr als geniale Gegenwartsdiagnosen, Houellebecq denkt Ideen konsequent weiter und lässt auf diese Weise die Blindflecke der liberal-demokratischen Gesellschaft sichtbar werden.
So auch in seinem 2001 erschienenen Skandalroman „Plattform“, in dem der Protagonist Michel den globalen Tourismus weiterentwickelt. Michels Idee: Wenn im Westen die Libido nicht mehr befriedigt werden kann, an anderen Orten aber Not, Attraktivität und Jungendlichkeit groß sind – warum nicht einfach die Globalisierung ernstnehmen und eine Arbeitsteilung in der Lust einführen? Würden davon nicht alle profitieren?
Der französische Schriftsteller bezieht sich in seinem von Roman auf ökonomische und soziologische Theorien, er zertrümmert bürgerliche Wertevorstellungen ebenso wie er sich keine linksliberalen Hemmschuhe anzieht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über diesen bitterbösen und sehr witzigen Roman, der der Freihandelsideologie die Krone aufsetzt.
Literatur:
Michel Houellebecq: Plattform, Dumont.
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5/8/2021 • 47 minutes, 16 seconds
Ep. 91: Joe Biden und die Trickle-Down-Theorie
Joe Biden ist erst 100 Tage im Amt und hat bereits viel erreicht: Während in Deutschland erst jetzt ein wenig schneller geimpft wird, hat der US-Präsident sich selbst übertroffen. Anfangs versprach er 100 Millionen Impfungen in den ersten 100 Tagen, doch ihm gelang es, dass nun sogar mehr als 200 Millionen Impfdosen verspritzt sind. Außerdem werden 85 Prozent der Haushalte mit Schecks unterstützt. Bei seiner einstündigen Rede im Kongress machte Biden Ende April weitere große Schritte nach vorn: 2,3 Billionen Dollar werden für die Infrastruktur und die Transformation der Wirtschaft versprochen. Biden will viele neue Jobs, nicht nur für Akademiker, sondern vor allem im Blue-Collar-Sektor. Der Kampf gegen den Klimawandel sei für Amerika eine große Chance für mehr Wirtschaftswachstum. Straßen, Leitungen, Kommunikationsnetzwerk müssen erneuert werden, die E-Mobilität soll mit hohem Tempo ausgebaut werden, auch möchte Biden mehr in grüne Forschung und Technologien investieren. Und Biden löst sich auch von der neoliberalen Ideologie, die nicht nur von Reagan, sondern auch von Clinton und Obama vertreten wurde. In seiner Rede erklärte er unmissverständlich, dass der Trickle-Down-Effekt nie funktioniert habe.
Über Bidens Wirtschaftspolitik sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Lisa Herzog: „The Normative Stakes of Economic Growth; Or, Why Adam Smith Does Not Rely on ‚Trickle Down‘“, online: https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/683428
Adam Smith: Der Wohlstand der Nationen. Dtv.
Unsere Lesung aus Hannover könnt ihr hier sehen:
https://youtu.be/dtDJPD23FN8
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5/5/2021 • 36 minutes, 51 seconds
Ep. 90: Allendes Cyber-Sozialismus
Liberale und Konservative spotten häufig über die sozialistische Planwirtschaft, gern verweisen sie darauf, dass diese noch nirgends bislang funktioniert habe. Dabei schweigen sie in der Regel aber von Chile, dort nämlich versuchte Präsident Salvador Allende Anfang der 1970er-Jahre mit Hilfe eines kybernetischen Modells eine funktionierende, hochmoderne Planwirtschaft umzusetzen. Ob dies tatsächlich gelungen wäre, darüber können wir heute leider nur spekulieren, da die Vision brutal niedergeknüppelt wurde.
Durch einen von der CIA und US-Präsident Nixon unterstützten Militärputsch kam der Diktator Augusto Pinochet an die Macht und stoppte kurzerhand den ehrgeizigen Plan, der Chile zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit verhelfen sollte. Dennoch lohnt es sich, diese unterbelichtete Episode der Geschichte einmal genauer zu betrachten: Chile wurde von einem Kybernetik-Experten beraten, man setzte auf einen Computer, um Lieferengpässe zu verhindern.
Manche sehen darin die Avantgarde des digitalen Zeitalters. Ist die logistische Grundidee von Versandhäusern wie Amazon vielleicht gar nicht so anders?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt das Projekt Cybersyn vor.
Literatur:
Eden Medina: Cybernetic Revolutionaries. Technology and Politics in Allende's Chile, MIT Press.
Stafford Beer: Kybernetik und Management, Fischer.
Anna-Verena Nosthoff/Felix Maschewski: Zwischen Science-Fiction und Science Fact. Die Kybernetisierung des Politischen, in: Timo Daum/Sabine Nuss (Hrsg.): Die unsichtbare Hand des Plans. Koordination und Kalkül im digitalen Kapitalismus, Dietz.
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4/28/2021 • 27 minutes, 3 seconds
Spezial #14: Wirtschaftsjournalistin Katharina Brienne über das Olympiastadion-Event
Im November 2019 initiierte das Berliner Start-up Einhorn, das vorwiegend vegane Kondome vertreibt, ein bislang einmaliges Petitionsevent: Im Sommer 2020 sollten sich 90.000 Menschen im Olympiastadion versammeln und dort über welt- und klimaverändernde Petitionen abstimmen, um diese in den Petitionsausschuss des Bundestags zu bringen. „Weltrettung war noch nie so billig“, hieß es im Werbespot zum Crowdfunding.
Tickets für das Event kosteten 29,95 Euro, Luisa Neubauer, Charlotte Roche und viele Influencer unterstützten die Kampagne. Doch es hagelte auch Kritik – unter anderem von uns in diesem Podcast. Wegen der Pandemie musste die Veranstaltung abgesagt werden, inzwischen gibt es eine Doku-Serie über die chaotische Planung.
Nun haben wir mit einer Insiderin gesprochen, die genauere Einblicke geben kann: Katharina Brienne, Journalistin und inzwischen Leiterin des Wirtschaftsressorts der „Berliner Zeitung“, war als Ehrenamtliche Teil des Organisationsteams, das im Hintergrund die eigentliche Arbeit bewältigte. Im Interview mit Wolfgang M. Schmitt erzählt sie von dieser Zeit, und sie ordnet das Event ein in die Berliner Start-up-Szene und die Silicon-Valley-Mentalität.
Katharina Brienne auf Twitter: https://twitter.com/schrumpfkultur
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4/24/2021 • 48 minutes, 2 seconds
Ep. 89: Schaum schlagen mit Frank Thelen
Frank Thelen und das deutsche Fernsehen – kann es eine größere Liebe geben? Der Unternehmer und Investor, der auch die Bundesregierung berät, ist ständig im TV zu Gast. Ob Frühstücksfernsehen, „Höhle der Löwen“ oder Polit-Talkshows – wann immer es um die Digitalisierung und die Zukunft unserer Wirtschaft geht, darf Thelen zu Wort kommen, auch wenn er meist nichts Neues oder gar Originelles zu berichten hat.
In der Regel feiert er dann die Innovationskraft eines Jeff Bezos oder Steve Jobs, oder er verklärt Elon Musk zu einem edlen Weltretter, der im Alleingang den Klimawandel stoppen will. Auch auf Konferenzen ist Thelen ein gern gesehener Gast, der sich als Visionär inszeniert, auch wenn er eigentlich nur Plattitüden und Binsenweisheiten von sich gibt.
Und Thelen ist von den Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken, sein neuestes Buch „10xDNA. Das Mindset der Zukunft“ ist wieder ein Verkaufserfolg, bei dem man sich vor allem fragt: Warum nur? Altbekanntes wird neu arrangiert, dazu wird ein primitiver Fortschrittsoptimismus propagiert, der uns alle fit machen soll für die Zukunft.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Frank-Thelen-Prinzip.
Literatur:
Frank Thelen: 10xDNA: Das Mindset der Zukunft, Frank Thelen Media.
Thelen über Bitcoin: https://de.linkedin.com/pulse/meine-aktuelle-einsch%C3%A4tzung-zu-bitcoin-frank-thelen.
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4/21/2021 • 29 minutes, 26 seconds
Ep. 88: Hans-Jochen Vogel und die Bodenspekulation
Das Fundament des Wohnens ist notwendigerweise der Boden: Hans-Jochen Vogel war SPD-Vorsitzender, Bürgermeister von München und Berlin, und er war einer der wichtigsten SPD-Politiker der vergangenen Jahrzehnte. Er widmete einen beträchtlichen Teil seiner politischen Karriere dem Thema Bodenpreise – schon Ende der 1960er-Jahre konnte er in München beobachten, wie Grundstückspreise rasant anzogen und das Bauen von Wohnungen immer unerschwinglicher wurde.
Wer über zu hohe Mieten spricht, darf von der Bodenspekulation nicht schweigen. Zwar erleben wir in vielen Landstrichen, dass Häuser und zum Teil ganze Straßenzüge leerstehen, doch die Realität in den Großstädten ist eine völlig andere. Mit dem Buch „Mehr Gerechtigkeit!“ mischte sich Vogel im Alter von 93 Jahren erneut in die brisante Debatte ein, griff Reformvorschläge aus den 1960er- und 70er-Jahren auf, um einer weiteren Verteuerung des Bodens in Städten und Ballungszentren entgegenzuwirken.
Vogel will vor allem den Kommunen mehr Macht zukommen lassen, damit sie die Gesetze des Marktes unterminieren können. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über eine neue Bodenordnung.
Literatur:
Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte. Anstiftung zum Unfrieden, Suhrkamp.
Hans-Jochen Vogel: Mehr Gerechtigkeit! Wir brauchen eine neue Bodenordnung – nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar, Herder.
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4/14/2021 • 24 minutes, 11 seconds
Literatur #4: Herman Melville – Bartleby, der Schreiber
"I would prefer not to" – dieser Satz aus Herman Melvilles Erzählung "Bartleby, der Schreiber" ist weltberühmt geworden. Bartleby ist bei einem Anwalt an der Wall Street angestellt und arbeitet als Kopist, doch von einem Tag auf den anderen weigert er sich, die ihm zugedachten Arbeiten auszuführen. Was können wir von diesem passiven Protest lernen, ist er vielleicht sogar revolutionärer als manche Aktivität? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der vierten Ausgabe von WfA-Literatur.
Literatur:
Herman Meville: Bartleby, der Schreiber. Eine Geschichte aus der Wall-Street, Insel.
Joris-Karl Huysmans: Monsieur Bougran in Pension, Friedenauer Presse.
David Graeber: Bullshit Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit, Klett-Cotta.
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4/10/2021 • 45 minutes, 7 seconds
Ep. 87: Hayek und das Hufeisen
Schon Hayek schmiedete kräftig an der Hufeisen-Theorie: In seinem 1944 erschienenen Werk „Der Weg zur Knechtschaft“ sieht er im NS-Staat ein sozialistisches System und versucht nachzuweisen, inwieweit Sozialisten die NS-Ideologie geprägt haben. Wissenschaftliche Redlichkeit und differenzierte Analyse aber sind Hayeks Sache nicht, vielmehr gleicht sein Buch an diesen Stellen einem Pamphlet.
Das aber ist nicht das einzige Thema seines Werks, weniger polemisch ist seine Kritik an der #Planwirtschaft. Freiheit und #Marktwirtschaft denkt Hayek dabei zusammen, garantieren kann dies allein ein funktionierender Rechtsstaat.
„Es ist leider vollkommen unbegründet, wenn Leute sich von dem Glauben in Sicherheit wiegen lassen, daß die Beherrschung des Wirtschaftssektors nur von untergeordneter Bedeutung sei, einem Glauben, der sie die Gefährdung unserer wirtschaftlichen Freiheit leicht nehmen lässt“, erklärt er. Tatsächlich bietet der moderne #Kapitalismus den Bürgern Möglichkeiten der Emanzipation und Selbstverwirklichung, vorausgesetzt, dass man sich diese Freiheit auch leisten kann.
Hayek sieht aber in der Ungleichheit kein wesentliches Problem, grundsätzlich müsse nur der Rechtsstaat einen Rahmen bieten, der allen die gleichen Chancen ermöglicht. An reines Laissez-Faire glaubt Hayek dennoch nicht.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Hayeks durchaus bedenkenswerte Kritik an der Planwirtschaft.
Literatur:
Friedrich August von Hayek: Der Weg zur Knechtschaft, Mohr Siebeck.
Adam Tooze: Die Ökonomie der Zerstörung, Pantheon.
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4/7/2021 • 27 minutes, 46 seconds
Ep. 86: Hayek und die Planwirtschaft
Friedrich August von Hayek ist einer der wichtigsten neoliberalen Theoretiker. In den letzten Jahren seines Lebens war er besonders einflussreich, neokonservative Politiker wie Margaret Thatcher, Ronald Reagan und George Bush senior schätzten seine Ideen zu einer Wirtschaftspolitik, die vor allem darauf hinauslaufen, dass der Staat sich aus der Sphäre der Ökonomie heraushalten soll.
Der Markt, so Hayeks These, sei viel zu komplex, zu undurchschaubar und unvorhersehbar, als dass ihn ein einzelner Akteur oder ein Staat sinnvoll lenken könne. Als Hayek 1974 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt wurde, war diese Lehre keineswegs schon überall vertreten. Noch war die Politik der westlichen Welt stark durch #Keynes geprägt, wenngleich die Wirtschaft in die Krise geraten war.
Ein günstiger Moment für Hayek, um in seiner #Nobelpreisrede „Die Anmaßung von Wissen“ gegen den Keynesianismus Stellung zu beziehen, doch auch Milton Friedman dürfte das Ziel dieser Angriffe gewesen sein.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Hayeks Ausführungen zur Begrenztheit des Wissens sowie der Wissenschaft und über seine Ablehnung einer geplanten Wirtschaft.
Literatur:
Theodor W. Adorno: Einleitung in die Soziologie, Suhrkamp.
Hans Jörg Hennecke: Friedrich August von Hayek zur Einführung, Junius.
Friedrich August von Hayek: "Die Anmaßung von Wissen", in: Die Anmaßung von Wissen. Neue Freiburger Studien, Mohr Siebeck.
Quinn Slobodian: Globalisten. Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus, Suhrkamp.
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3/31/2021 • 29 minutes, 48 seconds
Spezial 13: Deutsche Wohnen enteignen? Nina Scholz und Kalle Kunkel im Gespräch
Die Wohnungsnot ist in #Berlin besonders groß: Dafür verantwortlich sind maßgeblich börsennotierte Immobilienkonzerne wie die #DeutscheWohnen oder auch #Vonovia. Während viele Politiker die Hände in den Schoß legen und diese Entwicklung nicht stoppen, hat sich eine inzwischen überaus erfolgreiche Bürgerinitiative gebildet: „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ heißt diese Initiative, die derzeit bei allen Mietern in Berlin Unterschriften sammelt, um einen Enteignungsprozess in Gang zu setzen.
Vergemeinschaftet werden sollen all jene, die mehr als 3000 Wohnungen besitzen. Das klingt vielleicht radikal, aber das Grundgesetz könnte genau dies hergeben. Dieser Kampf um bezahlbare Wohnungen in Berlin ist – das kann man jetzt schon sagen – einer der wichtigsten politischen Kämpfe in diesem Jahr. Aber wie kann der Aktivismus gelingen?
In dem neuen „Wohlstand für Alle“-Spezial spricht Wolfgang M. Schmitt mit zwei Aktivisten der Initiative: mit der Journalistin und Autorin Nina Scholz und mit dem Historiker Kalle Kunkel.
Nina Scholz auf Twitter: https://twitter.com/nin_sch
Homepage der Bürgerinitiative: https://www.dwenteignen.de/
Literatur der Gäste:
Nina Scholz: Nerds, Geeks und Piraten: Digital Natives in Kultur und Politik. Bertz + Fischer.
Kalle Kunkel: „Krankenhäuser: Kollaps mit Ansage“, online: https://www.blaetter.de/ausgabe/2021/februar/krankenhaeuser-kollaps-mit-ansage
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3/27/2021 • 46 minutes, 37 seconds
Ep. 85: Wohnraum als Ware
Die Mieten steigen und steigen, außerdem gibt es viel zu wenige Wohnungen in Deutschland. Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung fehlen circa 2 Millionen bezahlbare Wohnungen. Zwar sind auf dem Land Leerstände keine Seltenheit, doch in den Ballungszentren ist es mitunter katastrophal.
Eigentlich sei es fair, sind sich linke Politiker, aber auch einige konservative einig, wenn man nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens fürs Wohnen ausgeben muss. Die Realität aber ist eine völlig andere: Gerade Haushalte mit niedrigen Einkommen müssen oft mehr als 50 Prozent für die Miete hinblättern. Da ist es nur noch zynisch, wenn CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer fordert, dass die Menschen sich mehr Wohneigentum anschaffen sollen.
Die Wohnungsnot ist ein drängendes Problem, aber kein ganz neues, wie ein Blick ins 19. Jahrhundert verrät. Friedrich Engels hat sich gleich in zwei Texten dieser Thematik angenommen. In „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ beschreibt er 1845 die furchtbare Wohnungssituation der Arbeiter, 27 Jahre später greift er die Thematik in dem polemischen Text „Zur Wohnungsfrage“ wieder auf. Doch wie hilfreich sind Engels‘ Überlegungen heute für uns?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Friedrich Engels: Die Lage der arbeitenden Klasse in England, in: MEW Band 2, S. 225 – 506, online verfügbar unter: http://www.mlwerke.de/me/me02/me02_225.htm.
Friedrich Engels: Zur Wohnungsfrage, in: MEW Band 18, S. 209-287, online verfügbar unter: http://www.mlwerke.de/me/me18/me18_209.htm.
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3/24/2021 • 27 minutes, 17 seconds
Ep. 84: Kampf um die Wirtschaftsweisen
Vor wenigen Wochen kam es innnerhalb der Großen Koalition zum Streit: Die SPD weigerte sich, den "Wirtschaftsweisen" Lars Feld für weitere fünf Jahre im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vorzuschlagen. Manche Beobachter sahen sogar die politische Unabhängigkeit des Rates bedroht.
Doch wie unabhängig ist der Sachverständigenrat wirklich? Und was macht er eigentlich?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von "Wohlstand für Alle".
Literatur:
Gesetz über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, online verfügbar unter: https://www.gesetze-im-internet.de/sachvratg/BJNR006850963.html.
FAZ-Interview mit Lars Feld: https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftssachverstaendiger-lars-feld-im-interview-17231259.html.
Carla Neuhaus: Keine weise Entscheidung, online verfügbar unter: https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/keine-weise-entscheidung-ausgerechnet-in-der-krise-schasst-die-spd-einen-wirtschaftsweisen/26944362.html.
Hans Tietmeyer: Der deutsche Sachverständigenrat und sein Einfluss auf die Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik, online verfügbar unter: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/99634/1/vjh.80.1.35.pdf.
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3/17/2021 • 26 minutes, 23 seconds
Ep. 83: Kapitalismus und Rassismus
Der Markt regelt – so lautet das Motto der Neoliberalen. Und so wundert es nicht, dass viele neoliberale Theoretiker glaubten und glauben, dass der Markt auch gesellschaftliche Fortschritte befeuern wird, ja, dass er sogar dazu entscheidend beitragen kann, den Rassismus zu überwinden.
Fest steht: Es gab und gibt Rassismus in kapitalistischen Ländern, aber auch sozialistische und vor-kapitalistische Systeme können rassistisch sein. Der Rassismus ist also nichts, was exklusiv im Kapitalismus vorkommt. Doch Milton Friedman betont die anti-rassistische Seite des Kapitalismus.
Wenn sich nur der Staat weitgehend aus dem Marktgeschehen heraushält, also auch keine Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsgesetze verabschiedet, wird über kurz oder lang der Markt die Ungerechtigkeit beseitigen, da dort am Ende nicht die Identität entscheidet, sondern nur Geld und Verträge etwas gelten. Diese Idee beruht auf der Annahme, dass der Mensch in erster Linie ein homo oeconomicus ist, jemand also, der allein an der Mehrung seines Nutzens (und besonders seines Reichtums) interessiert ist.
Rassismus aber, so die Schlussfolgerung von Friedman und Becker, schadet nicht nur den Opfern, sondern letztendlich auch den Tätern. Wie tragfähig ist diese Weltanschauung wirklich? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Gary S. Becker: Der ökonomische Ansatz zur Erklärung menschlichen Verhaltens, Mohr Siebeck.
Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit, Piper Verlag.
John Stuart Mill: Einige ungelöste Probleme der politischen Ökonomie, hrsg. v. Hans G. Nutzinger, Metropolis Verlag.
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3/10/2021 • 24 minutes, 41 seconds
Unser Buch ist da: "Influencer. Die Ideologie der Werbekörper"
Sie legen sich in Badewannen voller Nutella, präsentieren bei der Morning-Routine immense Produktpaletten und propagieren vehement Konsum: Die Influencer sind symptomatische Sozialfiguren unserer Zeit. In der Abstiegsgesellschaft scheinen noch einmal Aufstiegsträume wahr zu werden, der Spätkapitalismus hübscht sein Gesicht mit Filtern und Photoshop auf, mit einer revolutionären Form der Werbung komplettieren Instagrammer und Youtuber das Geschäftsmodell des kommerziellen Internets. Bei aller ausgestellten Modernität beeinflussen die Influencer jedoch noch in einer weiteren Hinsicht den Zeitgeist: Indem sie rückwärtsgewandte Rollenbilder, Konsumismus und rigide Körpernormen propagieren, leisten sie einem konservativen Backlash Vorschub. In unserem Buch „Influencer. Die Ideologie der Werbekörper“ analysieren wir – nicht ohne Polemik – ein wichtiges Phänomen des digitalen Kapitalismus.
Literatur:
Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt: Influencer. Die Ideologie der Werbekörper, Suhrkamp.
Mehr Informationen unter:
https://www.suhrkamp.de/buecher/influencer-ole_nymoen_7640.html
3/9/2021 • 7 minutes, 57 seconds
Literatur #3: Gisela Elsner - Otto, der Großaktionär
Gisela Elsner ist die große Außenseiterin des deutschen Literaturbetriebs: Nach ersten Erfolgen in den 1960er Jahren und Auftritten bei der legendären Gruppe 47 schrieb Elsner zwar immer weiter, doch das Publikum für diese bissige, grelle und radikallinke Literatur wuchs nicht.
Mehr und mehr zog sich Elsner aus der Öffentlichkeit zurück, immer bizarrer muteten ihre seltenen Auftritte an, bis sie 1992 in München ihrem Leben ein Ende setzte.
Einige Jahre zuvor versuchte sie literarisch noch einmal etwas Neues: Sie schrieb den Roman „Otto, der Großaktionär“, in dem sie nicht wie sonst die Perspektive der herrschende Klasse einnahm, sondern einen Arbeiter in den Mittelpunkt rückte, der immerhin ganze fünf Aktien an dem Konzern hält, für den er schuftet. Otto ist Arbeiter in einer Ungeziefervertilgungsmittelfabrik, aber er zählt sich nicht zur Arbeiterklasse, er meint der bürgerlichen Mitte anzugehören, denn schließlich fährt auch er wie seine Vorgesetzten einen Mercedes, wenn auch einen uralten, klapprigen.
Zudem hat er die liberale Ideologie – die erst später in Deutschland, in den 1980er Jahren aber bereits in Großbritannien und in Amerika propagiert wurde – völlig internalisiert: Jeder Bürger soll ein Aktionär sein, um am Erfolg der Unternehmen partizipieren zu können.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“-Literatur sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Gisela Elsners bitterböse Satire.
Literatur:
Gisela Elsner: Otto, der Großaktionär, Verbrecher Verlag.
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3/6/2021 • 46 minutes, 21 seconds
Ep. 82: Die FDP-Aktienrente und die Demographie
In den 1990er-Jahren versprach Norbert Blüm, der damalige Bundesminister für Arbeit, allen Bürgern: „Die Rente ist sicher.“ Schon damals aber kamen Zweifel auf, ob dem wirklich in Zukunft so sein wird, da immer weniger junge Menschen auf immer mehr alte kommen.
Der demographische Wandel darf in keiner Debatte über die Rente fehlen, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass die FDP in ihrem neuen Konzeptpapier zur Aktienrente darauf verweist. Verbunden wird der Verweis auf die Demographie häufig mit dem Vorwurf, die junge Generation arbeite zunehmend für die Älteren und nicht für sich selbst. Dies wollen die Liberalen nun ändern, sie wollen das 3-Säulen-Modell reformieren. Ihr Plan: Die Rente soll zu einem kleinen Teil künftig auch an der #Börse angelegt werden, damit alle am Boom der #Aktienkurse profitieren können. Zwei Prozent der gesetzlichen #Rentenbeiträge sollen deshalb künftig direkt in Fonds fließen, das Vorbild ist Schweden. Aber ist der Weg tatsächlich so alternativlos, wie ihn die FDP darstellt? Oder gibt es auch andere Maßnahmen, mit denen das Rentenproblem gelöst werden könnte? In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den Vorschlag der FDP sowie über einige Mythen in der Rentendiskussion.
Literatur:
Gerhard Mackenroth: “Reform der Sozialpolitik durch einen deutschen Sozialplan”, in: Erik Boettcher (Hrsg.): Sozialpolitik und Sozialreform. Ein einführendes Lehr- und Handbuch der Sozialpolitik, Mohr Siebeck.
Rosa-Luxemburg-Stiftung: “‘Es gibt keine Altersarmut in Deutschland!’ Mythen und Fakten zur Rentenpolitik”, online verfügbar unter: https://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Argumente/lux_argu_18_Altersarmut.pdf.
Johannes Vogel/Christian Dürr: “Für eine erfolgreiche Bewältigung des demographischen Übergangs – durch eine gesetzliche Aktienrente und Fachkräfteeinwanderung”, online verfügbar unter: https://www.fdpbt.de/sites/default/files/2021-02/210215_Duerr_Vogel_Gesetzliche_Aktienrente.pdf.
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3/3/2021 • 30 minutes, 5 seconds
Ep. 81: Bitcoin, Dogecoin - das neue Gold?
Vor einigen Jahren glaubten viele Experten, der Bitcoin habe keine Zukunft, sondern werde ebenso schnell verschwinden, wie er aufgestiegen ist. Sie irrten gewaltig, denn seit Monaten erklimmt der Bitcoin neue Höhen, vor wenigen Tagen erst knackte er die 50.000 Dollar-Marke – und inzwischen halten es viele Banker und Investoren sogar für denkbar, dass ein Bitcoin bald mehr als 100.000 Dollar Wert sein könnte. Was knapp und gefragt ist, steigt im Wert. Der Bitcoin ist nicht die einzige #Kryptowährung, die derzeit begehrt ist. Generell gibt es einen Run auf das alternative Geld, was auch zu einigen Kuriositäten führt: So erlebte der Dogecoin, der als Schnapsidee, inspiriert von einem #Meme, programmiert wurde, plötzlich einen Kurssprung. Und wie schon beim #GameStop-Hype hat der ständig twitternde Elon Musk seine Finger mit im Spiel. Er ist mittlerweile der Guru der Krypto-Anhänger, die sich nun vermehrt auch über Reddit-Foren organisieren. Was aber bedeutet dieser Trend für die Finanzmärkte? Und ist der Bitcoin wirklich das digitale Gold? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Katharina Pistor: Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft, Suhrkamp.
Mark Schieritz: „In die Tonne mit dem nutzlosen Zeug“, Die Zeit: https://www.zeit.de/wirtschaft/2020-09/goldhandel-geldanlage-gold-preis-umweltverschmutzung-rendite-5vor8
Robert J. Shiller: Narrative Wirtschaft: Wie Geschichten die Wirtschaft beeinflussen – ein revolutionärer Erklärungsansatz, Plassen.
„Einkaufen mit Bitcoin. Wer Kryptowährungen akzeptiert – und wer bald folgen könnt“, Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/zahlungsmittel-einkaufen-mit-bitcoin-wer-kryptowaehrungen-akzeptiert-und-wer-bald-folgen-koennte/26898758.html?ticket=ST-3955589-SVjHMof25VMQue6KxWV4-ap3
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2/24/2021 • 30 minutes, 14 seconds
Spezial #12: Maurice Höfgen über die MMT und das Ende der Spar-Politik
Die #ModernMonetaryTheory wird immer häufiger öffentlich diskutiert, auch einige Politiker aus den Parteien SPD, Grüne und Linke sind von dieser Art des Nachdenkens über Geld zunehmend fasziniert. In den USA ist der Einfluss dieser neuen Form der Geld- und Fiskalpolitik schon deutlich spürbar, so berät MMTlerin Stephanie Kelton Demokraten wie Alexandria Ocasio-Cortez und Bernie Sanders. In Deutschland hat nun der Ökonom und Betriebswirt Maurice Höfgen ein bahnbrechendes Buch zur MMT vorgelegt. In „Mythos Geldknapp“ erklärt Höfgen nicht nur funktional, warum der Staat keine Angst vor Schulden haben und seine Ausgaben nicht über Steuern finanzieren muss, sondern abgeleitet wird aus diesen Prämissen auch eine progressive, pragmatische Politik – die Schluss macht mit #Schuldenbremse und #Austerität. Im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt erläutert Höfgen seinen Ansatz, von dem besonders auch junge Menschen profitieren würden.
Literatur:
Maurice Höfgen: Mythos Geldknappheit: Modern Monetary Theory oder warum es am Geld nicht scheitern muss. Schäffer-Poeschel.
Maurice Höfgens YouTube-Kanal „Geld für die Welt“: https://www.youtube.com/channel/UCqLv2nTsMB_FXtQRFNXjWhA/videos
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2/20/2021 • 46 minutes, 44 seconds
Ep. 80: Tumult im Kanzleramt - die Schuldenbremse wackelt!
Vor wenigen Wochen versetzte Kanzleramtschef Helge Braun viele Konservative und Liberale in Panik: In einem Gastbeitrag im „Handelsblatt“ dachte er laut über die Zukunft der Schuldenbremse nach und plädierte für eine Modifikation, da auch in den nächsten Jahren der deutsche Staat viel Geld brauchen wird, um die Folgen der aktuellen Krise abzufedern. Braun sprach sich für eine Änderung der Verfassung aus.
Wenngleich Braun damit keineswegs grundsätzlich vom Konzept der Schuldbremse abrückte, genügte dieser eine Artikel bereits, um konservative und liberale Politiker und Ökonomen auf den Plan treten zu lassen, die in dramatischen Äußerungen schilderten, wie nahe Deutschland dem Untergang stünde, wenn man sich tatsächlich von der Schuldenbremse trennen würde. Von einem „Markenkern“ war dabei die Rede, wenngleich diese Marke relativ neu ist: Erst im Jahr 2009 beschloss eine Zweidrittel-Mehrheit im #Bundestag, die Schuldenbremse in die Verfassung zu schreiben. Man reagierte damit auch auf die #Finanzkrise von 2008, wenngleich die Pläne für eine solche Bremse bis ins Jahr 2005 zurückgehen. Die Linken und die Grünen stimmten gegen die Einführung, doch die #GroKo ließ sich nicht beirren und schadete damit der Demokratie und jeder progressiven Politik nachhaltig. Es wird durch die benötigte Zweidrittel-Mehrheit sehr schwer sein, diesen verantwortungslosen Schritt wieder umzukehren.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ gehen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt auch auf die ideologische Implikation dieses konservativen Konstrukts ein.
Thomas Biebricher: Neoliberalismus zur Einführung, Junius.
Helge Braun: “Ein Pakt für Deutschland nach der Pandemie”, online verfügbar unter: https://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-das-ist-der-plan-fuer-deutschland-nach-corona/26850508.html.
Pepe Egger: “Schicksalstage einer Schuldenregel”, online verfügbar unter: https://www.freitag.de/autoren/pep/schicksalstage-einer-schuldenregel.
Sachverständigenrat: “Staatsverschuldung wirksam begrenzen”, online verfügbar unter: https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/fileadmin/dateiablage/Expertisen/Staatsverschuldung_wirksam_begrenzen.pdf
Jan Schnellenbach: “Diesen Vorschlag der Union hätte man von den Linken erwartet”, online verfügbar unter: https://www.welt.de/wirtschaft/article225049085/Schuldenbremse-Diesen-Vorschlag-der-Union-haette-man-von-den-Linken-erwartet.html.
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2/17/2021 • 29 minutes, 49 seconds
Ep. 79: Arm trotz Mindestlohn?
Allen Warnungen vor Massenarbeitslosigkeit zum Trotz wurde am 1. Januar 2015 der Mindestlohn in Deutschland eingeführt – und plötzlich erhielten viele Angestellte mehr Lohn. Das führte aber weder zu mehr Arbeitslosigkeit noch wurde so der #Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig geschwächt, zumal in Frankreich und Luxemburg ein weitaus höherer Mindestlohn gezahlt wird. Allerdings gibt es immer noch Arbeitnehmer, die von der Reform bislang nicht profitiert haben, sondern von dieser sozialen Errungenschaft dezidiert ausgeschlossen werden.
Auszubildende erhalten keinen Mindestlohn, auch Menschen mit Behinderung, die in sogenannten Werkstätten arbeiten, oder Arbeiter unter 18 Jahren, die keine Ausbildung haben, erhalten deutlich weniger Geld.
Auch Journalisten nehmen sich dieser Thematik lieber ungern kritisch an, da hier häufig gilt: Wess Brot ich ess, dess Lied ich sing. Es waren nämlich die Zeitungsverleger, denen es mit einem unheimlichen Lobbyismus gelang, dass der Mindestlohn für #Zeitungszusteller erst sehr viel später eingeführt wurde.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Linksfraktion, online verfügbar unter:
https://www.linksfraktion.de/fileadmin/user_upload/PDF_Dokumente/Ferschl_Susanne_2018-04-377_-_Antwort.pdf
Ole Nymoen: "Zeit für 'ne Bewegung", in: der Freitag 17/2019, online verfügbar unter:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/zeit-fuer-2019ne-bewegung
IWD: "Mindestlohn besser einhalten als erhöhen", online verfügbar unter:
https://www.iwd.de/artikel/mindestlohn-besser-einhalten-als-erhoehen-496828/
DIW: "Mindestlohn: Nach wie vor erhalten ihn viele Beschäftigte nicht", online verfügbar unter:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.635473.de/mindestlohn__nach_wie_vor_erhalten_ihn_viele_beschaeftigte_nicht.html
MDR über niedrige Löhne in Werkstätten:
https://www.mdr.de/religion/selbstbestimmt-bezahlung-werkstaetten-menschen-mit-behinderung100.html
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2/10/2021 • 27 minutes, 57 seconds
Literatur #2: Émile Zola - Das Paradies der Damen
Jeff Bezos scheint von Émile Zola gelernt zu haben: Schon in diesem fast 140 Jahre alten Meisterwerk können wir die Mechanismen des Monopol-Kapitalismus erkennen.
Die Protagonistin Dénise Baudu kommt zu Beginn des Romans mit ihren Brüdern nach Paris, um dort nach dem Tod ihrer Eltern ihr Glück zu suchen. Doch ihr Onkel, der einen kleinen Laden besitzt und auf dessen Hilfe sie setzt, ist mittlerweile selbst in Not geraten: Das Paradies der Damen, ein gigantisches Kaufhaus auf der anderen Straßenseite, drängt alle Mitbewerber vom Markt.
Dabei bedient sich der genialische Unternehmer Octave Mouret derselben Strategien, die wir auch heute aus dem Silicon Valley kennen, seine Devise lautet: Wachstum vor Profit.
Bald schon nimmt Dénise eine Stelle als Verkäuferin im verlockenden Kaufhaus an - und verändert das Paradies der Damen von innen.
Literatur:
Siegfried Kracauer: Die Angestellten. Aus dem neuesten Deutschland, Suhrkamp.
Émile Zola: Das Paradies der Damen, dtv.
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2/6/2021 • 57 minutes, 50 seconds
Ep. 78: Gamestop, Reddit, Hedgefonds - Revolte an der Börse
Das gab es noch nie: Eine Netz-Community bildet sich, um Hedgefonds-Managern den Kampf anzusagen. Über Reddit und #Discord trafen sich zuletzt Millionen User, um gemeinsam Aktien des Unternehmens GameStop zu kaufen, da große Hedgefonds der #WallStreet auf fallende Kurse gewettet hatten. Durch #Leerverkäufe wollten diese lange schon in der Kritik stehenden Investmentfonds schnell viel Geld verdienen, doch der Schwarm aus Gamern, Hobby- und Kleinaktionären machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Konservative und liberale Wirtschaftsjournalisten reagierten empört, von Börsenmanipulation war die Rede. Der Kurs fiel tatsächlich nicht, sondern erklomm stündlich neue Höhen. Am 28. Januar war die GameStop-Aktie kurzzeitig mehr als 400 Dollar wert – wenige Tage zuvor lag sie noch bei unter 15 Dollar. Die Trading-App Robinhood, über die viele Transaktionen erfolgten, schob aber diesem Aktivismus einen Riegel vor, indem sie es plötzlich verbot, noch weitere Aktien des Unternehmens zu kaufen. Was hat dies alles zu bedeuten? Erleben wir derzeit eine demokratische Revolution an der Wall Street? Und wer profitiert wirklich von diesen Aktionen, die immerhin auch Elon Musk unterstützt? Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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Literatur:
Grace Blakeley: The Mutiny of the Mini-Capitalists, online: https://tribunemag.co.uk/2021/01/the-mutiny-of-the-mini-capitalists
Offener Brief eines Aktivisten: https://www.wiwo.de/finanzen/boerse/offener-brief-auf-wallstreetbets-gamestop-trader-ihr-steht-fuer-alles-was-ich-in-der-finanzkrise-gehasst-habe/26860818.html
Videohinweise:
Fernsehpodcast von Stefan Schulz: https://www.youtube.com/watch?v=rLFUHchKQHk&t
Die Filmanalyse zu V WIE VENDETTA: https://www.youtube.com/watch?v=jJfg2VO7ELY&t
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"Mindestlohn ist DDR pur ohne Mauer" ließ FDP-Politiker Guido Westerwelle einst verlauten. Dass das Unfug ist, hätte er wissen können, in den USA etwa gibt es bereits seit den 1930er Jahren einen bundesweiten gesetzlichen #Mindestlohn.
Doch mit #Fakten haben es deutsche Konservative und Liberale beim Thema Mindestlohn nie so genau genommen, erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von "Wohlstand für Alle".
WERBUNG:
Die aktuelle Episode des "Suhrkamp espresso" findet ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=zK2acJKnW_8
Mehr Informationen zu Katharina Pistors Buch findet ihr unter:
https://www.suhrkamp.de/kapital
Literatur:
Milton Friedman: Kapitalismus und Freiheit, Piper.
Sebastian Thieme: "Selbsterhaltung im 'Markt'? Subsistenzethische Betrachtung des Wettbewerbs und der Arbeits- und Marktgesellschaft", in: Walter Otto Ötsch, Katrin Hirte, Stephan Pühringer, Lars Bräutigam (Hg.): Markt! Welcher Markt? Der interdisziplinäre Diskurs um Märkte und Marktwirtschaft, metropolis Verlag.
Hans-Werner Sinn: "Von einem Mindestlohn, den man nicht bekommt, kann man nicht leben: Ein Plädoyer für den besseren Sozialstaat", in: ifo Schnelldienst 6/2008, online verfügbar unter: https://www.ifo.de/DocDL/ifosd_2008_6_19.pdf.
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1/27/2021 • 25 minutes, 27 seconds
Spezial #11: Katharina Pistor über Corona-Impfstoffe und den Rechtscode des Kapitals
Kaum ein Begriff ist in ökonomischen Debatten so allgegenwärtig wie der des Kapitals. Doch was ist #Kapital überhaupt, und vor allem: Wie entsteht es? Und was hat die Einhegung der britischen Commons mit Corona-Impfstoffen zu tun?
Das (und vieles mehr) erklärt die Juristin Katharina #Pistor im elften WfA-Spezial.
Literatur:
Katharina Pistor: Der Code des Kapitals. Wie das Recht Reichtum und Ungleichheit schafft, Suhrkamp.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, Dietz.
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Schaut man sich die Börsenberichte im Fernsehen an, scheint die Welt zwar nicht in Ordnung, aber noch immer wie früher auszusehen. Man schaltet zu Korrespondenten auf dem Börsenparkett, auf dem schon lange nicht mehr hektische Broker handeln, die Journalisten berichten dann, wie gut es dem Dax und dem Dow Jones heute geht und dass dieses oder jenes Unternehmen besonders gut oder schlecht abgeschnitten hat. Doch das ist nur ein kleiner Teil der Börsengeschäfte, die tagtäglich und weltweit geschehen.
Viele Transaktionen nämlich, die an den Börsen stattfinden, sind auf den Hochfrequenzhandel, auch #FlashTrading genannt, zurückzuführen – und finden ohne die Öffentlichkeit statt. Dass an der Börse der Faktor Zeit oft entscheidend ist, verwundert wenig, doch für einen Flash Trader geht es nicht um Minuten oder Sekunden, sondern Milli-, Mikro- und Nanosekunden. Der geringste Vorteil kann ihm Gewinne verschaffen. Dabei kommt es auf kurze Drähte zu den Börsen, schnelle Leitungen und clevere #Algorithmen an.
Es hat lange gedauert, bis die Börsen und die Broker überhaupt selbst davon Notiz nahmen, was in den großen Rechenzentren vor sich ging. Auch die Politik wollte den Hochfrequenzhandel, der die Märkte destabilisiert und Milliarden vernichten kann, längst einschränken. 2012 waren diese Forderungen in vielen Parteien zu vernehmen, doch inzwischen redet kaum jemand mehr über diesen Teil der #Börse. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Michael Lewis: Flash Boys. Wie Insider die Börse manipulieren, Goldmann.
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1/20/2021 • 29 minutes, 1 second
Ep. 75: Thalia und der Tarifvertrag
Die Buchhandelskette Thalia steigt aus dem Tarifvertrag aus. Angeblich wegen der Pandemie und der Digitalisierung, dabei berichtete das Handelsblatt noch im Oktober 2020, dass Thalia trotz der Krise ein Umsatzwachstum verzeichnen könne.
Dieser Fall ist beispielhaft: Immer weniger Arbeitnehmer können heute von Tarifverträgen profitieren, so werden zum Beispiel viele Redakteure in Zeitungen unter Tarif beschäftigt (eigentlich verwunderlich, dass es trotzdem noch immer so viele Journalisten gibt, die den Neoliberalismus preisen).
Doch welche Bedeutung haben Tarifverträge und wann sind sie entstanden? Zunächst einmal ist festzuhalten, dass der Kampf für Tarifverträge oft die Vorhut für Reformen bildete, die allen Arbeitnehmern später zugute kamen. Bereits im 19. Jahrhundert entstanden die ersten Abkommen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die den Lohn, die Arbeitsbedingungen oder die Arbeitszeit regelten. Die #Gewerkschaften waren es, und sind es noch heute, die mit Arbeitgebern oder #Arbeitgeberverbänden die Verträge aushandeln. Stellt sich die Arbeitgeberseite uneinsichtig und stur, können die Gewerkschaften zum #Streik aufrufen und so den Druck erhöhen.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Berliner Morgenpost: Interview mit DGB-Chef Reiner Hoffmann, online verfügbar unter: https://www.morgenpost.de/politik/article215815093/DGB-Chef-Hoffmann-lehnt-Gruenen-Plaene-fuer-Hartz-IV-ab.html
Institut der deutschen Wirtschaft: Gewerkschaftliche Mitgliederstrukturen im europäischen Vergleich. Ergebnisse des European Social Survey, online verfügbar unter:
https://www.iwkoeln.de/studien/iw-trends/beitrag/saskia-dieke-hagen-lesch-gewerkschaftliche-mitgliederstrukturen-im-europaeischen-vergleich-358017.html
Hagen Lesch/Dennis Byrski: Flächentarifvertrag und Tarifpartnerschaft in Deutschland. Ein historischer Rückblick, online verfügbar unter: https://www.iwkoeln.de/studien/iw-analysen/beitrag/hagen-lesch-dennis-byrski-flaechentarifvertrag-und-tarifpartnerschaft-in-deutschland-292529.html
Walther Müller-Jentsch: Tarifautonomie. Über die Ordnung des Arbeitsmarktes durch Tarifverträge, Springer VS.
Michael Schneider: Kleine Geschichte der Gewerkschaften. Ihre Entwicklung in Deutschland von den Anfängen bis heute, Verlag J. H. W. Dietz Nachf.
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1/13/2021 • 30 minutes, 53 seconds
Literatur #1: Roald Dahl - Charlie und die Schokoladenfabrik
Wir sprechen über Literatur und Ökonomie: In der ersten Ausgabe von „Wohlstand für Alle – Literatur“ geht es um das weltberühmte Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ von #RoaldDahl, das #TimBurton mit Johnny Depp als Willy Wonka verfilmt hat.
Willy Wonka ist ein kauziger Fabrikbesitzer, der vor vielen Jahren all seine Arbeiter entließ, und statt ihrer Oompa Loompas anstellte, die er nicht mit Geld, sondern mit Kakaobohnen bezahlt. Die Haselnüsse werden im Akkord von Eichhörnchen geknackt, während sich Wonka selbst vor allem um die Kreation neuer Köstlichkeiten kümmert.
Der Titelheld Charlie ist fasziniert von den Geschichten, die über die Schokoladenfabrik kursieren, und eines Tages hat er die Gelegenheit, gemeinsam mit vier anderen Kindern das Werk zu besichtigen und den genialischen Willy Wonka kennenzulernen. Was erzählt uns dieser Kinderbuchklassiker über das Unternehmertum, den #Kolonialismus und die Ideologie der Familie in einer kapitalistischen Gesellschaft?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der ersten Folge von „Wohlstand für Alle – Literatur“.
Literatur:
Mario Brück und Henryk Hielscher: „Lidls Masterplan“, in: WIRTSCHAFTSWOCHE (15.10.20), online: https://www.wiwo.de/my/unternehmen/handel/die-lieferanten-sind-alarmiert-wilde-wasserdeals/26276106-4.html
Roald Dahl: Charlie und die Schokoladenfabrik. Rororo.
Claus Hecking, Nils Klawitter, Carolin Wahnbaeck: „Schuld und Schokolade“, in: DER SPIEGEL (21.12.20), Online: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/kinderarbeit-der-bittere-beigeschmack-des-schokoladenweihnachtsmanns-a-00000000-0002-0001-0000-000174544062
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1/9/2021 • 51 minutes, 52 seconds
Ep. 74: SPACs - der neue Spekulationshype?
Für die #Börse war 2020 kein schlechtes Jahr. Während viele unter der Krise ächzen, sind die Kurse auf Rekordniveau. Hinzu kommt, dass mehr Unternehmen als im Jahr 2019 den Börsengang (#IPO) wagten, darunter waren aber auch viele SPACs. Der Begriff steht für Special-purpose acquisition company.
Ein SPAC ist eine #Mantelgesellschaft, die innerhalb von nur acht Wochen ihren IPO meistern kann und nur dazu angelegt ist, in den nächsten zwei Jahren eine noch nicht börsennotierte Firma, zum Beispiel ein Familienunternehmen oder ein Start-up, zu übernehmen.
Gern spricht man deshalb bei SPACs auch von Blanko-Scheck-Gesellschaften, da Anleger in einen SPAC investieren, ohne vorher zu wissen, um welches Unternehmen der SPAC seinen Mantel legen wird. Dass das hochriskant ist, muss kaum eigens betont werden. Dennoch erfreuen sich diese Akquisitionszweckunternehmen derzeit großer Beliebtheit.
Die Gründe dafür sind zahlreich – es bietet sich an, die SPACs vor allem als Symptom für den digitalen Kapitalismus zu begreifen, in dem es nicht mehr um wirkliche Gewinne zu gehen scheint. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt im Video!
Literatur:
Stefan Kühl: Back to Profit oder Konturen des Exit-Kapitalismus, online: https://pub.uni-bielefeld.de/download/2918359/2918360/K%C3%BChl%2C_Stefan%2C_2001%2C_Back_to_Profit_oder_Konturen_des_Exit-Kapitalismus%2C_in_brandeins.pdf
Stefan Kühl: Profit als Mythos: Über den Erfolg und Misserfolg im Exit-Kapitalismus, online: https://pub.uni-bielefeld.de/download/2917657/2917658/K%C3%BChl%2C_Stefan%2C_2005%2C_Profit_als_Mythos.pdf
Pascal Spano: „Das neue SPACtakel am US-Aktienmarkt“, online: https://www.metzler.de/de/metzler/private-banking/artikel-pb/news/Metzler/MCM/News/201016-spano-boersen-zeitung
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1/6/2021 • 28 minutes, 34 seconds
Ep. 73: KI-Kapitalismus - die Smart City Shenzhen
Die Zukunft scheint bereits in der Gegenwart angekommen zu sein, wenn man nach China blickt. Vor 50 Jahren war Shenzhen ein völlig unbedeutender Ort, an dem sich Fischer angesiedelt hatten und in großer Armut lebten. Doch mit der Öffnung Chinas in den 1970er-Jahren und mit Dengs wirtschaftlicher Förderung der südchinesischen Provinzen schuf man ein bislang unübertroffenes Projekt: die #SmartCity Shenzhen, die inzwischen mehr als 12 Millionen Einwohner hat, Hongkong den Rang abgelaufen hat und Gäste aus aller Welt – vor allem aus dem #SiliconValley – anlockt, die Zukunftsmusik hören wollen.
Tausende Kameras sind in dieser Planstadt und #Sonderwirtschaftszone installiert, auf Hochtouren treibt man die Entwicklung der Künstlichen-Intelligenz-Technologien voran, außerdem verwandelt man die High-Tech-Stadt nach und nach in eine grüne – bereits jetzt werden im öffentlichen Verkehr keine Verbrennungsmotoren mehr eingesetzt. Doch diese schöne neue Welt hat auch große Schattenseiten: Von Montag bis Samstag wird zwölf Stunden täglich gearbeitet, und trotz des wachsenden Wohlstands gibt es furchtbare Ausbeutungsverhältnisse bei Unternehmen wie Foxconn.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wolfgang Hirn: Shenzhen. Die Weltwirtschaft von morgen. Campus Verlag.
Kai-Fu Lee: AI-Superpowers. China, Silicon Valley und die neue Weltordnung. Campus Verlag.
Evgeny Morozov: Wettlauf um 5G. Warum die USA gegen Huawei vorgehen, in: https://monde-diplomatique.de/artikel/!5710105
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12/30/2020 • 26 minutes, 57 seconds
Spezial #10: Adam Tooze über die NS-Wirtschaft
Prof. Adam Tooze ist spätestens seit seinem Bestseller "Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben" einer der bekanntesten Wirtschaftshistoriker der Welt. Im 10. WfA-Spezial spricht er nun mit Ole Nymoen über das nationalsozialistische Wirtschaftssystem, das er in "Die Ökonomie der Zerstörung" präzise analysiert hat.
Literatur:
Adam Tooze: Die Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus, Pantheon.
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12/26/2020 • 1 hour, 1 minute, 1 second
Ep. 72: Die keynesianische Wirtschaftspolitik
In der aktuellen Krise erleben wir, wie der Staat als wirtschaftlicher Akteur zurückkehrt. Mit #Kurzarbeitergeld, durch die befristete Senkung der #Mehrwertsteuer und viele weitere Maßnahmen, soll die Wirtschaft stabilisiert werden. Die Sorge der Regierung ist groß (und durchaus berechtigt), dass die Nachfrage stark abnimmt und wir uns auf eine langfristige Rezession einstellen müssen.
Dennoch haben viele Liberale und Konservative den Knall offenbar noch immer nicht gehört, nach wie vor ängstigen sie sich vor den Eingriffen des Staates. Wird hier etwa der Staatssozialismus etabliert? Sind wir auf dem Wege zur Planwirtschaft? Nein, vielmehr erleben wir derzeit eine Renaissance von John Maynard Keynes und seinen Theorien – und diese waren kapitalistisch.
Der Staat, so will es die keynesianische Theorie, soll anti-zyklisch agieren. Wenn alle sparen, muss der Staat die Spendierhosen anhaben, wenn die #Konjunktur boomt, sollte eine Regierung bloß nicht übermütig werden, sondern sparsam haushalten. Durch die neoliberale Wende ist diese Strategie in Verruf geraten, doch jetzt wird nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU – aber auch in diversen anderen Volkswirtschaften dieser Welt – neu über Keynes nachgedacht. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Duncker & Humblot.
Gerhard Willke: John Maynard Keynes, 2., aktualisierte Auflage, Campus.
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12/23/2020 • 24 minutes, 12 seconds
Ep. 71: Die Revolution des John Maynard Keynes
Wie Karl Marx ist auch John Maynard Keynes ein rotes Tuch für neoliberale Politiker und Ökonomen. Das ist an sich schon mal ein gutes Zeichen, doch keinesfalls sollte man Keynes mit #Marx in einen Topf werfen. Keynes war kein Linker und positionierte sich in seinen Schriften immer wieder kritisch zum Marxismus.
Was aber wollte Keynes? Zunächst muss man festhalten, dass seine Lehre aus direkter Erfahrung resultiert: Lernte Keynes als Student noch, wie segensreich die „Laissez faire“-Wirtschaftspolitik sei, musste er in den 1920er und -30er Jahren exakt das Gegenteil erleben. Die Weltwirtschaftskrise verschärfte sich und immer mehr Menschen suchten vergeblich nach Arbeit. Während die liberalen Wirtschaftstheoretiker weiterhin auf die Selbstheilungskräfte des Marktes vertrauten und deshalb vorschlugen, die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten, bis der #Kapitalismus wieder zu Kräften kommt, hinterfragte Keynes diese Prämissen und begründete damit eine bis heute einflussreiche ökonomische Denkschule.
Mehr dazu in der ersten „Wohlstand für Alle“-Folge zum #Keynesianismus von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt.
Literatur:
John Maynard Keynes: Das Ende des Laissez-Faire, Reclam.
Ders.: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes, Duncker & Humblot.
Gerhard Willke: John Maynard Keynes, 2., aktualisierte Auflage, Campus.
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12/16/2020 • 31 minutes, 34 seconds
Ep. 70: Lohndumping durch Trinkgeld?
Wenn wir im Restaurant oder Café sind, mit dem Taxi fahren oder zum Friseur gehen, zahlen wir Trinkgeld. Das ist nicht nur in Deutschland so, sondern weit über die westliche Hemisphäre hinaus ist es eine übliche Praxis. Wenngleich es einige kulturelle Unterschiede gibt. In Ländern wie Tunesien oder Ägypten ist das Zahlen von #Bakschisch beispielsweise für weitere diverse Dienstleistungen obligatorisch.
Während in deutschsprachigen Ländern etwa zehn Prozent gang und gäbe sind, erwartet man in den USA 15 bis 20 Prozent, da dort das Personal einen derart niedrigen fixen Lohn erhält, dass es auf Trinkgeld in besonderem Maße angewiesen ist. Auch in Deutschland ist – trotz #Mindestlohn – die Bezahlung in vielen Jobs, in denen Trinkgeld empfangen wird, eher mau, zudem kommen flexible Arbeitszeiten und geringe Arbeitsnehmerrechte hinzu. Auch hier werden mangelhafte Verhältnisse mit Hilfe des Trinkgeldes subventioniert.
Beim Reizthema Trinkgeld geht es jedoch nicht allein um das Ökonomische, auch soziologische und psychologische Faktoren spielen bei der Betrachtung dieser bemerkenswerten Tradition eine Rolle. In gewisser Weise scheint das Geben von Trinkgeld in einem modernen #Kapitalismus aus der Zeit gefallen zu sein. Sollte man es also abschaffen? Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Winfried Speitkamp: Der Rest ist für Sie! Kleine Geschichte des Trinkgeldes. Reclam.
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12/9/2020 • 24 minutes, 53 seconds
Ep. 69: Ist China kapitalistisch?
Die Volksrepublik China ist seit ihrer Gründung im Jahr 1949 ein Ein-Parteien-Staat. Neuerdings ist auch die Amtszeit des Präsidenten nicht mehr begrenzt, sodass Xi Jinping wohl noch lange regieren wird. Die Kommunistische Partei Chinas (#KPCh) schuf in den 1950er- und 1960er-Jahren unter ihrem Vorsitzenden Mao das Privateigentum ab und bekämpfte alle bürgerlich-kapitalistischen Strukturen ebenso wie die Überbleibsel des Feudalismus.
Doch nach Chinas Öffnung in den 1970er-Jahren wandelte sich die Volksrepublik rasant: Plötzlich wurde privates Unternehmertum gefördert, man privatisierte sukzessive staatliche Betriebe, öffnete sich den Finanzmärkten und stellte sogar den Schutz des Privateigentums sicher. Was bedeutet das für die Systemfrage? Existiert in China der #Sozialismus oder gar der #Kommunismus? Das kann eindeutig bezweifelt werden.
Dennoch scheint sich das chinesische Wirtschaftssystem vom westlichen Kapitalismus in einigen Punkten zu unterscheiden. Zumal die KP weitaus stärker als westliche Regierungen in die Wirtschaft eingreift. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ fragen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt deshalb: Ist China eigentlich kapitalistisch?
Literatur:
Branko Milanović: Kapitalismus global. Über die Zukunft des Systems, das die Welt beherrscht. Suhrkamp.
Felix Wemheuer: Chinas große Umwälzung. Soziale Konflikte und Aufstieg im Weltsystem. Papyrossa.
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12/2/2020 • 29 minutes, 16 seconds
Spezial #9: Veronika Bohrn Mena über die Systemrelevanz von Frauen und österreichische Politik
Frauen arbeiten besonders oft in sozialen Berufen, zusätzlich leisten sie täglich unbezahlte und unverzichtbare Arbeit. In ökonomischen Debatten geht diese Perspektive immer wieder unter. Im 9. WfA-Spezial spricht die Autorin Veronika Bohrn Mena daher über ihr neues Buch "Leistungsklasse. Wie Frauen uns unbedankt und unerkannt durch alle Krisen tragen".
Außerdem spricht sie mit Wolfgang M. Schmitt über die neoliberale Politik der österreichischen Regierung.
Literatur:
Veronika Bohrn Mena: Leistungsklasse. Wie Frauen uns unbedankt und unerkannt durch alle Krisen tragen, ÖGB Verlag 2020.
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11/28/2020 • 48 minutes, 51 seconds
Ep. 68: Was ist der digitale Euro?
Die Europäische Zentralbank beschäftigt sich derzeit mit einem Großprojekt: mit dem digitalen Euro. Im Sommer 2021 will man über die Frage entscheiden: Benötigen wir im Euroraum digitales Zentralbankgeld oder nicht – und wenn ja, welche Vorteile hätte es? Die #EZB ist jedenfalls unter Zugzwang geraten, da nicht nur China eine Digitalwährung etablieren will, auch Privatunternehmen wie Facebook möchten digitales Geld in Umlauf bringen und könnten damit auch die hiesige Geldpolitik in die Bredouille bringen. Viele Banken sind ebenfalls für die Einführung eines digitalen Euro, wenngleich dieser für die Banken auch zum Problem werden könnte, da eine solche Währung wesentlich sicherer ist als das #Giralgeld, das wir auf unseren Konten haben. Libertäre Ökonomen hingegen warnen vor einer Einführung, da sie befürchten, dass damit dem #Geldsozialismus der Weg bereitet würde. In dieser Angst liegt jedoch eigentlich eine Chance, da tatsächlich die Geldpolitik demokratischer gestaltet werden könnte. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Werbung:
Link zum Jacobin-Magazin:
https://www.jacobin.de/wohlstand
Literatur:
Johannes Priesemann / Alfred Eibl: "Das Geld gehört uns allen! Statt PayPal, »Libra«, AliPay: Alternativen zur digitalen Überwachung und Kontrolle", VSA Verlag.
EZB: "Ein digitaler Euro", online verfügbar unter: https://www.ecb.europa.eu/euro/html/digitaleuro.de.html
Geschäftsbericht der deutschen Bundesbank 2019, online verfügbar unter: https://www.bundesbank.de/resource/blob/826444/2c3907ce358f4eba94627e06f458dbba/mL/2019-geschaeftsbericht-data.pdf
Thorsten Polleit: "Der digitale Euro ist ein vergifteter Apfel", online verfügbar unter:
https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/geldpolitik-der-digitale-euro-ist-ein-vergifteter-apfel/26259546.html
FinTechRat beim Bundesministerium der Finanzen: "Der digitale, programmierbare Euro", online verfügbar unter:
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Downloads/Finanzmarktpolitik/2020-07-08-fintechrat-digitaler-euro.pdf?__blob=publicationFile&v=3
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11/25/2020 • 27 minutes, 14 seconds
Ep. 67: Grundeinkommen? Nein, danke!
In einer berühmten Passage des „Kommunistischen Manifests“ fordern Karl #Marx und Friedrich Engels „eine Assoziation, worin die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist“.
Eine solche Gesellschaft, in der ein jeder die Chance zur Selbstverwirklichung hat, stellen heute die Befürworter eines Bedingungslosen Grundeinkommens in Aussicht. Die Hoffnung: Ein #BGE könnte dafür sorgen, dass nicht mehr jede Erwerbsarbeit angenommen werden muss, um über die Runden zu kommen, wie es etwa im derzeitigen #HartzIV-System für viele Menschen der Fall ist.
So könnten ungeahnte Potentiale freigesetzt werden, die in uns allen schlummern, und wir könnten die Freiheit haben, „heute dies, morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nachmittags zu fischen, abends Viehzucht zu treiben, nach dem Essen zu kritisieren, wie ich gerade Lust habe, ohne je Jäger, Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden“.
Wer hingegen täglich acht Stunden lang harte (und oftmals schlecht bezahlte) Arbeit leisten muss, kann kaum kreativ werden, Leidenschaften entdecken und diese ausleben. Ein Grundeinkommen soll vom existentiellen Zwang der Erwerbsarbeit befreien, wäre Marx also heute ein BGE-Anhänger? In der aktuellen Krise sind die Stimmen, die ein Grundeinkommen fordern, noch einmal lauter geworden. Doch ist es wirklich sinnvoll?
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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11/18/2020 • 32 minutes, 31 seconds
Ep. 66: Chinas Aufstieg
Am Ende von Maos Leben liegt China am Boden. Zwei Jahrzehnte Misswirtschaft haben tiefe Spuren hinterlassen, während sich die Welt dort draußen jenseits der Chinesischen Mauer immer schneller dreht. Mao ignorierte das weitgehend, dennoch ließ er sich auf ein Treffen mit dem damaligen US-Präsidenten Richard Nixon ein, das der Sicherheitsberater Henry Kissinger eingefädelt hatte.
Ein großer Schritt, der nicht nur geopolitisch entscheidend war, sondern auch die Weltwirtschaft radikal verändern sollte. China öffnete sich nach und nach. Maos Nachfolger #Deng schlug bald einen neuen Weg ein, plötzlich setzte man nach den Kollektivierungsprozessen wieder auf Privateigentum, führte marktwirtschaftliche Reformen durch, setzte auf Wettbewerb und Innovation. Und man suchte nach ausländischen Investoren. Die Lohnkosten waren niedrig und deshalb für westliche Unternehmen sehr verlockend.
Deng war kein großer Theoretiker, sondern in erster Linie ein Pragmatiker, der verstand, dass nur ein hohes Wirtschaftswachstum die Bevölkerung aus der Verelendung befreien kann. Deng ist der große Reformer, der den Grundstein für die heutige Wirtschaftsmacht legte, auch war er es, der die deutsch-chinesischen Handelsbeziehungen initiierte, von denen die deutsche Industrie, insbesondere die Autoindustrie, heute mehr denn je profitiert.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt den rasanten Aufstieg Chinas.
Literatur:
Henry Kissinger: China. Zwischen Tradition und Herausforderung. C. Bertelsmann.
Felix Lee: Macht und Moderne. Chinas Großer Reformer Deng Xiaping. Rotbuch.
Felix Wemheuer. Chinas große Umwälzung. Soziale Konflikte und Aufstieg im Weltsystem. Papyrossa.
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11/11/2020 • 27 minutes
Ep. 65: Karl Marx #6 - Corona und die Arbeitszeit
Der technische Fortschritt ereignet sich mit einer unglaublichen Rasanz, doch wem kommt dies eigentlich zugute? Wo uns die #Maschinen und die Algorithmen immer mehr Arbeit abnehmen, müsste doch schon längst die Arbeitszeit verkürzt werden, schließlich steigt die Produktivität. Doch seit fast fünf Jahrzehnten haben wir nun die 40-Stunden-Woche, und derzeit erleben wir in Österreich, aber auch in anderen Ländern, dass die Arbeitszeit sogar wieder verlängert wird. Die aktuelle Krise muss dabei als Legitimation herhalten, nicht nur konservative und liberale Politiker, auch Funktionäre von Arbeitgeberverbänden plädieren für mehr kostenlose Überstunden und für eine generelle Ausdehnung der #Arbeitszeit. Um diese abstrus anmutenden Forderungen einordnen zu können, müssen wir zurück zu Karl Marx und zu seinem Hauptwerk „Das #Kapital“. Darin beschäftigt sich Marx akribisch mit dem Arbeitstag: Während die Kapitalisten die Arbeiter so lange wie möglich arbeiten lassen wollen, möchten die Arbeiter das Gegenteil, erklärt Marx. Dieser Konflikt bestimmt grundsätzlich das Verhältnis zwischen Arbeiter und Kapitalist, heute hat sich das nicht geändert, wie die aktuellen Diskussionen zeigen. Marx macht dabei deutlich, dass die Arbeiter nur mit Arbeitskämpfen möglichst viel freie Zeit für sich herausschlagen können. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Band 1, Dietz Verlag.
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11/4/2020 • 35 minutes, 50 seconds
Ep. 64: Chinas Abstieg
Um Chinas gegenwärtigen Weg zur Weltmacht zu begreifen, müssen wir uns mit der chinesischen Geschichte befassen. Keineswegs ist es bloße Rhetorik, wenn Präsident Xi Jinping immer wieder auf die lange Tradition seines Landes verweist, denn vor dem 19. Jahrhundert war China tatsächlich ein Weltreich und genau daran will man nun anknüpfen, und damit auch alte Wunden endlich heilen können. Denn Chinas Aufstieg ist nur durch den Abstieg zu verstehen, bei dem die Briten eine entscheidende, unrühmliche Rolle gespielt haben: China war Ende des 18. Jahrhunderts #Exportweltmeister, die Welt gierte geradezu nach Porzellan, Seide und Tee, hingegen importieren wollten die Chinesen von europäischen Nationen nichts. Interessiert war die Quing-Dynastie nur an Silber. Die Briten begannen deshalb im 19. Jahrhundert heimlich eine Ware nach China zu importieren, von der die Chinesen süchtig werden sollten: Opium. Es folgten bald darauf zwei #Opiumkriege, mit katastrophalen Verlusten für China. Der Abstieg war besiegelt – und noch lange nicht beendet. In der Mitte des 20. Jahrhunderts war die Wirtschaftsleistung drastisch gesunken, da plante #Mao den sogenannten Großen Sprung nach vorn, der jedoch Millionen Menschenleben kosten sollte. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt den wirtschaftlichen Abstieg des einstigen Weltreichs.
Literatur:
Jörg Kronauer: Der Rivale. Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr des Westens. Konkret Verlag.
Felix Lee: Macht und Moderne: Chinas großer Reformer Deng Xiaoping. Die Biographie. Rotbuch Verlag.
Karl Marx über die Opiumkriege: MEW, Bd. 12. Online:
http://www.mlwerke.de/me/me12/me12_549.htm
http://www.mlwerke.de/me/me12/me12_553.htm
http://www.mlwerke.de/me/me12/me12_584.htm
http://www.mlwerke.de/me/me12/me12_162.htm
http://www.mlwerke.de/me/me13/me13_508.htm
Helmut Schmidt im Interview über China: https://www.tagesspiegel.de/kultur/interview-china-ist-ein-gigantisches-experiment/1204526.html
Kai Vogelsang: Kleine Geschichte Chinas. Reclam.
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10/28/2020 • 25 minutes, 42 seconds
Spezial #8: "Mit Biden wird wenig besser" - US-Korrespondent Jörg Wimalasena im Gespräch
"Die USA sind das reichste Armenhaus in der Welt" sagte Heiner Müller einst. Auch Jörg Wimalasena, Korrespondent für verschiedene deutschsprachige Medien in New York, weiß von den Widersprüchen der einstigen Hegemonialmacht zu berichten. Im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt spricht er über die anstehende US-Wahl, wie Trump das achte Weltwunder versprach und warum für viele Menschen auch eine Zukunft unter Joe Biden düster aussieht.
Ihr könnt Jörg auf Twitter folgen:
https://twitter.com/JoergWimalasena
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10/23/2020 • 55 minutes, 20 seconds
Ep. 63: Wie gefährlich ist Markus Krall?
Die Europäische Zentralbank (#EZB) ist das Feindbild vieler konservativer und libertärer Ökonomen. Auch Markus Krall, dessen Crash-Prophezeiungen zwar nicht eintreten, sich aber größter Beliebtheit erfreuen – vor allem bei YouTube –, sieht in der lockeren Geldpolitik unser Verderben. Noch in diesem Jahr soll es zum großen #Crash kommen (momentan gibt es dafür keine Anzeichen).
Ähnlich wie Roland Baader denkt auch Krall, dass wir im #Geldsozialismus leben, den die „Kulturmarxisten“ der Frankfurter Schule ideologisch flankieren. Eine hedonistische Gesellschaft, die auf dem Rücken der sogenannten Leistungsträger ihre Laster auslebt, habe sich so gebildet, die den Kapitalismus zerstöre und eine Tyrannei der Mehrheit etabliere. Nur noch Gold könne uns aus diesem Elend erlösen. Eine ulkige Vorstellung, könnte man sagen, doch diese Weltanschauung, die die Ökonomie moralistisch betrachtet, ist keineswegs demokratiefreundlich gesinnt. Überdies ist sie auch – wirtschaftswissenschaftlich betrachtet – reichlich unsinnig. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Markus Krall.
Literatur:
Markus Krall: Die bürgerliche Revolution, Langen-Müller.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, Dietz Verlag.
Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus, Suhrkamp.
Das Adorno-Interview mit dem "Spiegel":
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45741579.html
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10/21/2020 • 36 minutes, 30 seconds
Spezial #7: Ausverkauf der DDR? Dr. Marcus Böick über die Geschichte der Treuhandanstalt
Die Treuhandanstalt ist bis heute eine der umstrittensten Institutionen der deutschen Geschichte. Ihre Aufgabe bestand darin, die Volkseigenen Betriebe der DDR im Zuge der Wiedervereinigung zu privatisieren. Während einige diese Praxis als neoliberalen Ausverkauf der ostdeutschen Wirtschaft kritisieren, stellen andere das Handeln der Behörde als alternativlos dar.
Der Historiker Dr. Marcus Böick hat sich mit der Geschichte der Treuhand intensiv auseinandergesetzt und spricht im siebten "WfA-Spezial" mit Ole Nymoen über seine umfangreiche Forschungsarbeit.
Literatur:
Marcus Böick: Die Treuhand - Idee – Praxis – Erfahrung 1990-1994, Suhrkamp.
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10/17/2020 • 1 hour, 3 minutes, 14 seconds
Ep. 62: Die neue Seidenstraße - Chinas Weg zur Weltmacht
2013 kündigte der chinesische Präsident #XiJingping in einer Rede eine neue Seidenstraße an. Schnell folgten den Worten Taten, Milliarden wurden in das ambitionierte Projekt bereits investiert, doch das ist erst der Anfang. Bis 2050 gehen die Planungen, dann soll die „One Belt, One Road“-Initiative vollendet sein, mit der sich China mit Zentralasien, Europa, Afrika, Russland, ja, sogar mit Südamerika vernetzen will. Autobahnen, Bahnstrecken und neue Wasserwege entstehen, um Handel zu treiben, schon jetzt sind über 90 Staaten bei dem Projekt involviert. China will #Weltmacht werden – möglicherweise kann es in 15 Jahren schon so weit sein – und dabei eine alte Tradition wieder aufleben lassen, denn schon vor mehr als 2000 Jahren gab es eine Seidenstraße und war China bereits ein Weltreich. Während – nicht erst seit der Präsidentschaft von Donald #Trump – die Macht der USA schwindet, erlebt China einen rasanten Aufstieg. Doch was bedeuten die neuen Seidenstraßen für die Weltwirtschaft? Werden sie geopolitische Konflikte verstärken? Und droht Europa und Afrika der große Ausverkauf? Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Hillary Rodham Clinton: Remarks on India and the United States. A Vision for the 21st Century.
Online: https://2009-2017.state.gov/secretary/20092013clinton/rm/2011/07/168840.htm
Peter Frankopan: Die neuen Seidenstraßen. Gegenwart und Zukunft unserer Welt
Jörg Kronauer: Der Rivale. Chinas Aufstieg zur Weltmacht und die Gegenwehr des Westens. Konkret Texte.
Niels Werber: Geopolitik zur Einführung. Junius.
Xi Jinping: China regieren. Bd. 1. CBT China Book Trading.
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10/14/2020 • 21 minutes, 51 seconds
Ep. 61: Geldsozialismus jetzt! Roland Baader neu gelesen
Liberale und vor allem Libertäre beziehen sich häufig auf ihn: Roland Baader gilt als einflussreicher Denker, dabei sind seine Gedanken wenig originell – meistens radikalisiert er bloß Thesen von Friedrich August von Hayek –, vor allem aber sind sie gefährlich, unsozial und demokratiefeindlich. Immer wieder warnte der deutsche Volkswirt vor dem #Kulturmarxismus, der angeblich die westlichen Zivilisationen bedroht, und dessen Vertreter, die laut ihm durch die lockere #Geldpolitik der #Zentralbanken alimentiert werden . Baader, der übrigens den Klimawandel leugnete, schürte eine panische Angst vor der Inflation, die, wie wir wissen, weit und breit nicht in Sicht ist. In seinem Buch „Geldsozialismus“ geht Baader davon aus, dass wir eigentlich überhaupt nicht im Kapitalismus leben, sondern unser Wirtschaftssystem in Wahrheit sozialistisch ist. Den Grund dafür erkennt Baader im staatlichen Geldmonopol, durch welches, wie er meint, die Währung immer weiter entwertet wird. Bar jeglicher intellektueller Redlichkeit verbreitet Baader eine ökonomische Irrlehre, die auf einem erzkonservativen Weltbild beruht, das keineswegs liberal ist. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ geben Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt Einblicke in ein krudes Weltbild, das als Rettung eine Entnationalisierung des Geldes anstrebt.
Literatur:
Roland Baader: Geldsozialismus. Die wirklichen Ursachen der neuen globalen Depression, Resch 2010.
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10/7/2020 • 30 minutes, 11 seconds
Ep. 60: Staat und Markt sind keine Gegner!
„Da soll sich der Staat mal lieber schön raushalten“, heißt es allzu oft, wenn es um die Wirtschaft geht. Imaginiert wird ein freier Markt, dem der Staat allerhöchstens einen Rahmen geben darf, doch innerhalb des Marktes agieren dann die Marktteilnehmer frei und losgelöst von staatlicher Gängelung. Gegen diese Haltung protestieren wiederum jene, die die Deregulierung der Märkte beklagen, infolgedessen rufen sie nach mehr Staat. In gewisser Weise jedoch sind beide Positionen falsch, denn der Staat ist immer untrennbar mit dem Markt verbunden. Selbst die größten Propagandisten des Neoliberalismus können auf den Staat gar nicht verzichten – sie taten es auch nie –, und der Staat ist auf einen funktionierenden Markt angewiesen, weshalb man durchaus von einem Staatsmonopolistischen Kapitalismus sprechen kann. Bei den Finanzmärkten ist das nicht anders, auch hier ist der Staat ein wichtiger Akteur und auch Profiteur, weshalb beispielsweise die Durchsetzung einer Finanztransaktionssteuer so heikel ist, da jeder Staat auf seine Wettbewerbsvorteile bedacht ist. Und die jüngste #Krise hat uns einmal mehr gezeigt, dass man in der Not sich selbst in liberalen Kreisen keineswegs schämt, den Staat um Hilfe zu rufen. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Monopolstrukturen sowie über das Verhältnis von Markt und Staat.
Literatur:
Stephan Kaufmann, Antonella Muzzupappa: Crash Kurs Krise. Wie die Finanzmärkte funktionieren. Eine kritische Einführung. Bertz + Fischer.
Wladimir Iljitsch Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Manifest Verlag.
Andreas Wehr (u.a.): Staatsmonopolistischer Kapitalismus. PapyRossa Verlag.
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9/30/2020 • 20 minutes, 44 seconds
Ep. 59: Die lustige Welt des Hans-Werner Sinn
Die Deutschen lieben ihn und bringen seine Bücher immer wieder an die Spitze der Bestsellerliste: Hans-Werner Sinn, der ehemalige Präsident des #ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, sitzt gefühlt wöchentlich in mindestens drei Talkshows und tut so, als sei seine Sicht auf die Wirtschaft die einzig wahre. An die Vernunft appelliert Sinn gern, auch in seinem neuesten Bestseller „Der Corona-Schock: Wie die Wirtschaft überlebt“, in dem er einmal mehr seine altbewährten Talking-Points dem Leser unterjubelt. Doch was ist dran an den Überlegungen des emeritierten Ökonomie-Professors? Auffallend ist zunächst, wie sehr Sinn die wirtschaftswissenschaftliche Forschung ignoriert, oft arbeitet er mit bloßen Strohmännern, um seine Argumentation souverän wirken zu lassen. Sein Blick auf die Ökonomie ist national, über den deutschen Tellerrand blickt er auch nicht hinaus, wenn es um Europa und die #Geldpolitik der #EZB geht. Europas Süden überzieht er mit Vorwürfen, während die deutschen Steuerzahler und Unternehmen als die armen Opfer der EU präsentiert werden. Kein Wunder, dass die Fernsehredaktionen Hans-Werner Sinn immer wieder einladen, denn bringt es zwar keine Erkenntnisse, so doch Quote. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von #WohlstandFürAlle.
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Mehr Informationen zu "Kapitalismus Global" von Branko Milanovic gibt es unter:
http://www.suhrkamp.de/kapitalismusglobal
Literatur:
Hans-Werner Sinn: Der Corona-Schock. Wie die Wirtschaft überlebt, Herder 2020.
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9/23/2020 • 23 minutes, 49 seconds
Ep. 58: Karl Marx #5 - Ist es vernünftig, höhere Löhne zu fordern?
Ist der Kampf um Lohnerhöhungen eigentlich sinnvoll? Klar, würde man intuitiv sagen, und deshalb fordern #Gewerkschaften für ihre Mitglieder in der Regel mehr Lohn und drohen bisweilen mit #Streik, wenn diesen Forderungen von Seiten des Arbeitgebers nicht entsprochen wird. Was aber, wenn mit dem Gehalt auch die Preise angehoben werden? Karl Marx diskutierte diese Frage in seinem Vortrag „Lohn, Preis, Profit“ im Jahr 1865 in London.
In schönster Klarheit arbeitet er die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge heraus und erklärt, warum Gewerkschaften und deren Forderungen nach Lohnerhöhungen gewiss nicht revolutionär, aber sinnvoll sind. Zwar bedeutet dies nicht den Umsturz der herrschenden Ordnung, aber dennoch profitieren die Arbeiter entscheidend davon.
Wir erinnern uns: Die Arbeiter erhalten als Lohn nur einen Teil des von ihnen geschaffenen Werts, den Rest, Mehrwert genannt, behalten die Kapitalisten ein, doch dieser Anteil ist keineswegs eine feste Größe. Auch heute ist die Marx’sche Position hochaktuell, noch immer ist es wichtig, egal ob man Gewerkschaftsmitglied ist oder nicht, für höhere Löhne zu kämpfen. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Karl Marx: "Lohn, Preis und Profit", online verfügbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me16/me16_101.htm
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9/16/2020 • 27 minutes, 3 seconds
Spezial #6: Verfassungsrechtler Alexander Thiele im Gespräch
Die US-amerikanische Revolution wurde durch eine Besteuerungsdebatte ausgelöst, die französische durch das rigide Zunftwesen und die ökonomische Misere. Auf beide Revolutionen folgten Verfassungen, die für viele demokratische Staaten bis heute prägend sind. Der Verfassungsrechtler Alexander Thiele erklärt im Gespräch mit Ole Nymoen, wieso die Verfassungsgeschichte eng mit der ökonomischen verbunden ist, weshalb die Einhegung von Demokratie durch die Verfassung notwendig sein kann und welche Kritik er am Bundesverfassungsgericht vorbringt.
Alexander Thieles Podcast "Verfassungsgeschichte der Neuzeit" könnt Ihr hier hören:
YouTube:
https://www.youtube.com/watch?v=As_gQ7ZF2fQ&list=PLqc0mCqSTLvSlzCFkBtnWf8SVi74oQgZX&ab_channel=AlexanderThiele
Spotify:
https://open.spotify.com/show/5WFeRgWJveVoc9FS58gDPZ
iTunes:
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9/13/2020 • 54 minutes, 5 seconds
Ep. 57: Die Macht der Monopole
Liberale schwärmen gern und häufig vom Wettbewerb auf einem freien Markt: Nur so, glauben sie, können Verbraucher möglichst günstig an Waren gelangen, außerdem fördere die Konkurrenz Innovationen und sorge für eine effiziente #Wirtschaft. Man mag von dieser Idee halten, was man will, fest steht jedoch, dass die Realität gänzlich anders aussieht. Von einem freien Markt mit einem fairen #Wettbewerb kann angesichts der Monopolstrukturen nicht die Rede sein. Ob man auf die Öl- oder Nahrungsmittelindustrie schaut oder einen Blick auf die Unterhaltungsindustrie wirft: überall agieren mächtige #Konzerne, die sich häufig zu Kartellen zusammenschließen, um vor allem eines zu verhindern: nämlich den freien Wettbewerb. Bis ins Podcast-Business ist diese Tendenz zu beobachten, die aber eigentlich nicht überraschen sollte. Bereits im 19. Jahrhundert beschrieb Karl Marx diese Entwicklung, und Anfang des 20. Jahrhunderts war sich auch Lenin sicher, dass dem Kapitalismus Monopoltendenzen immanent sind. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Wladimir Iljitsch Lenin: Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Manifest Verlag.
Karl Marx: Das Elend der Philosophie, in: MEW Bd. 4.
Klaus Müller: Monopole. PapyRossa.
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9/9/2020 • 32 minutes, 39 seconds
Ep. 56: Karl Marx #4 - Klassen und Kämpfe
Nach der #Finanzkrise 2008 waren Karl Marx und sein Hauptwerk, das #Kapital, wieder in aller Munde. Doch weniger Aufmerksamkeit erhielt seine Klassenanalyse, die nach der Zähmung des Kapitalismus' im 20. Jahrhundert lange überholt schien. In der neuen Folge von "Wohlstand für Alle" erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, wieso das Marx'sche #Klassenparadigma auch heute von Bedeutung ist - und wieso Kritik an ihm dennoch berechtigt ist.
Karl Marx, Friedrich Engels: Das Kommunistische Manifest, online lesbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_459.htm
Karl Marx: Der 18. Brumaire des Louis Bonaparte, online lesbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me08/me08_111.htm
Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, online lesbar unter:
http://www.mlwerke.de/me/me13/me13_003.htm
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9/2/2020 • 30 minutes, 13 seconds
Ep. 55: Blackrock & Co - Wie mächtig sind Schattenbanken?
Im Zuge der letzten großen #Finanzkrise hat man die Banken etwas stärker reguliert: Nicht mehr so leicht ist es nun, hochvolatile Papiere zu verkaufen, auch müssen Banken über mehr Eigenkapital als zuvor verfügen. Die Regierungen wollen verhindern, dass noch einmal Staaten Pleitebanken retten müssen, weil diese systemrelevant sind. Nicht systemrelevant hingegen sind Schattenbanken, deren Aufstieg mit der vergangenen Krise erst richtig an Fahrt aufnahm, denn sie unterliegen kaum Regulierungen und locken mit hohen Renditen in zinslosen Zeiten. Vermögensverwalter wie Blackrock, #StateStreet oder #Vanguard verwalten treuhänderisch Billionen Dollar und haben damit eine ungeheure Macht über die Finanzmärkte gewonnen, die nicht nur Kapitalismuskritikern Sorgen bereitet. Denn wenn das Kapital so stark konzentriert ist, ist immer weniger Wettbewerb möglich, Preiskartelle entstehen so schnell, aber auch die politische Macht von Larry Fink und seinen Kollegen wächst und wächst. Wie funktioniert das Geschäftsmodell von solchen Schattenbanken und warum sind sie eine Gefahr für die Demokratie? Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Werner Rügemer: Die Kapitalisten des 21. Jahrhunderts. Gemeinverständlicher Abriss zum Aufstieg der neuen Finanzakteure. Papyrossa.
Jens Berger: Wer schützt die Welt vor den Konzernen?: Die heimlichen Herrscher und ihre Gehilfen. Westend.
Hans-Jürgen Jakobs: Wem gehört die Welt? Die Machtverhältnisse im globalen Kapitalismus. Albrecht Knaus Verlag.
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8/26/2020 • 30 minutes, 29 seconds
Ep. 54: Karl Marx #3 - Ausbeutung und Mehrwert
Wovon lebt eigentlich ein Kapitalist? Klar, er verkauft die Waren, die er von den Arbeitern produzieren ließ. Doch woraus besteht nun der Profit des Unternehmers? Schlägt er einfach etwas auf den Preis, den die Produktion gekostet hat, drauf und hofft, dafür am Ende genügend Abnehmer zu finden?
Karl Marx widerspricht in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ dieser Annahme; entscheidend für den #Profit des Kapitalisten ist der Arbeiter, der zwar einen Lohn erhält, jedoch nur einen Teil des von ihm erwirtschafteten Wertes ausgezahlt bekommt. Den Rest, den sogenannten Mehrwert, behält der Arbeitnehmer für sich. Der Begriff „Mehrwert“ (englisch #surplusvalue) ist älter als die Theorie von Karl Marx, doch er ist fundamental für die Marx’sche Analyse des #Kapitalismus. Ohne diesen Begriff ist nicht zu verstehen, warum im Kapitalismus – so sozial und fair er auch immer reguliert sein mag – Menschen stets ausgebeutet werden. Mehr dazu in der neuen „Wohlstand für Alle“-Folge von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt!
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8/19/2020 • 22 minutes, 12 seconds
Spezial #5: Wearables und soziale Kontrolle - Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski im Gespräch
Eine Krise ist immer auch ein Beschleuniger für gewisse Entwicklungen: Aktuell erleben wir den rasanten Aufstieg der Wearables – ob als #Smartwatch, als #Ouraring oder #Fitness-Armband. 2019 publizierten Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski das Buch „Die Gesellschaft der Wearables“, schon damals trug ein Viertel der Bevölkerung in Deutschand ein solches (Selbst-)Überwachungsgerät, um ständig Gesundheitsdaten zu ermitteln und auszuwerten. Der Boom hat aber gerade erst begonnen – und die großen Tech-Konzerne befinden sich derzeit im einem erbitterten Wettbewerb um die Vorherrschaft bei diesem „next big thing“. Im neuen „Wohlstand für Alle“-Spezial spricht Wolfgang M. Schmitt mit Nosthoff und Maschewski über diesen neuen Markt im Überwachungskapitalismus.
Literatur:
Anna-Verena Nosthoff, Felix Maschewski: Die Gesellschaft der Wearables: Digitale Verführung und soziale Kontrolle. Nicolai Verlag.
Anna-Verena Nosthoff, Felix Maschewski: Wie Big Tech die Pandemie «lösen» will: https://www.republik.ch/2020/05/09/wie-big-tech-die-pandemie-loesen-will
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8/15/2020 • 43 minutes, 26 seconds
Ep. 53: Wieso Friedrich Merz brandgefährlich ist
Die SPD hat sich jetzt mit Olaf Scholz bereits auf einen Kanzlerkandidaten festgelegt, während die Union sich uneinig ist, wer Angela Merkel beerben soll. Im Rennen ist neben Markus Söder, Armin Laschet und Jens Spahn auch ein alter Rivale von Merkel: Friedrich Merz, der in Ost und West beliebt ist – auch bei jenen Wählern, die garantiert nicht von seiner Kanzlerschaft profitieren würden.
Wer wenig verdient, arbeitslos oder krank wird, der ist in der Logik des ehemaligen Blackrock-Mitarbeiters vor allem selbst dafür verantwortlich. Friedrich Merz leidet bis heute darunter, dass seine Partei den sozialen Kahlschlag, der mit Rot-Grün und der Agenda 2010 begann, nicht tatkräftig genug fortgesetzt hat. Doch was denkt Friedrich Merz über die deutsche Wirtschaft, den #Sozialstaat und dessen Bürger?
Er hat das alles Schwarz auf Weiß festgehalten: In seinem Bestseller „Mehr #Kapitalismus wagen“, der 2008 erschien. Die Thesen des Buches wiederholt der #CDU-Mann bis heute unentwegt. Und sie sind brandgefährlich. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Thomas Biebricher: Geistig-moralische Wende. Die Erschöpfung des deutschen Konservatismus. Matthes & Seitz.
Alexander Gauland: Der Furor der Reformen, in: https://taz.de/!687225/
Friedrich Merz: Mehr Kapitalismus wagen – Wege zu einer gerechten Gesellschaft. Piper.
Friedrich Merz: Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung für unsere Zukunft. Herder.
Frank Schirrmacher: Ego. Das Spiel des Lebens. Blessing.
Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Suhrkamp.
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8/12/2020 • 33 minutes, 32 seconds
Ep. 52: Karl Marx #2 - Das Geld und die Wertformanalyse
Karl Marx analysiert in seinem Hauptwerk „Das Kapital“ die kapitalistische Produktionsweise. Die Schwierigkeit bei der Marx-Lektüre besteht häufig darin, dass man Alltägliches in einem völlig anderen Licht betrachten muss, oder besser gesagt: dass man überhaupt einmal betrachten muss, was man unhinterfragt für selbstverständlich hält.
Waren, erläutert Marx, haben einen #Tauschwert und einen #Gebrauchswert, im nächsten Schritt liefert Marx eine Analyse der #Wertform. Die einfache Wertform einer Ware bringt Marx auf folgende Formel: „x Ware A = y Ware B oder: x Ware A ist y Ware B wert“ – doch bis zur Geldform ist es noch ein weiter Weg, den es genau nachzuvollziehen gilt, bis sich die Verdopplung der Ware in Ware und Geld vollzogen hat.
In der zweiten Marx-Folge von „Wohlstand für Alle“ legen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt eine wichtige Grundlage der Marx’schen Theorie dar.
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8/5/2020 • 24 minutes, 21 seconds
Ep. 51: Hayek und die Entnationalisierung des Geldes
Nicht erst mit dem Aufkommen von #Kryptowährungen wie #Bitcoin oder Ethereum wird darüber nachgedacht, ob es auch Geld ohne Staaten geben sollte. Das Währungsmonopol des Staates ist zwar schon Jahrtausende alt, dennoch dachte der Ökonom Friedrich August von #Hayek in den 1970er-Jahren über eine „Entnationalisierung des Geldes“ nach – so auch der Titel seiner bis heute immer wieder diskutierten Schrift.
Wäre ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Währungen vielleicht eine sinnvolle Alternative? Sollten auch private Banken eigenes Geld emittieren können? Hayek und seine Epigonen greifen dabei die #Zentralbanken und die demokratischen Regierungen radikal an, der Vorwurf lautet: Die Geldmenge werde, um in der Gunst des Wählers stehen zu können, immer weiter erhöht und damit eine Inflation immer wahrscheinlicher.
Mit einer Entnationalisierung des Geldes könne diese als unverantwortlich empfundene Geldpolitik verhindert werden, der Bürger soll selbst entscheiden, welches Geld er verwenden will. Und Hayek mutmaßt: Der Bürger wird sich stets für gutes, das heißt, stabiles Geld entscheiden und somit der lockeren Geldpolitik ein Ende bereiten. Hochproblematisch ist jedoch nicht nur die Umsetzung des Konzepts, sondern auch das Demokratieverständnis hinter einem solch marktradikalen Ansatz. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Friedrich August von Hayek: Entnationalisierung des Geldes. Schriften zur Währungspolitik und Währungsordnung. Mohr Siebeck.
Europas Antwort auf Libra: Potenzial und Bedingungen eines programmierbaren Euro, online: https://bankenverband.de/themen/europas-antwort-libra/
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7/29/2020 • 24 minutes, 32 seconds
Ep. 50: Karl Marx #1 - Das Kapital und die Ware
Zu unserem ersten #Jubiläum tun wir das, was viele sich seit Wochen und Monaten gewünscht haben: Wir beschäftigen uns mit Karl Marx, genauer gesagt: mit seinem berühmten Hauptwerk „Das Kapital“.
Aller Anfang ist bekanntlich schwer, doch man darf bei der Marx-Lektüre nicht zu sehr vor Ehrfurcht erstarren. Gewiss, leichte Lektüre sieht anders aus, aber es ist keineswegs unmöglich, Marx zu verstehen und zu erkennen, welch hohe Relevanz seine Theorie des #Kapitalismus noch immer hat. Marx schreibt, anders als seine Kritiker oft behaupten, keineswegs verworren, vielmehr ist jedes Wort, jedes Komma bewusst gesetzt, um für Klarheit zu sorgen.
Um das Wirtschaftssystem, in dem wir alle leben, zu verstehen, müssen wir zunächst dort beginnen, wo auch Marx anfängt: bei der Ware. Sie hat, erklärt Marx bereits auf den ersten Seiten des ersten Bandes, nicht nur einen Gebrauchswert, sondern auch einen Tauschwert. Doch wie kommt nun dieser Wert, mit dem Handel erst möglich wird, zustande? Welche Rolle spielt die Arbeit dabei? In der 50. Folge von „Wohlstand für Alle“ setzen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt mit der #Arbeitswertlehre, einer wichtigen Grundlage des Marxismus auseinander, außerdem gibt es Lektüre-Tipps.
Literatur:
Autor_innenkollektiv: Mythen über Marx: Die populärsten Kritiken, Fehlurteile und Missverständnisse, Bertz und Fischer.
Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche, Suhrkamp Taschenbuch.
Wolfgang Fritz Haug: Vorlesungen zur Einführung ins "Kapital", Argument Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band (MEW 23), Karl-Dietz-Verlag.
Christian Schmidt: Karl Marx zur Einführung, Junius Verlag.
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7/22/2020 • 30 minutes, 59 seconds
Ep. 49: Wie funktioniert die Luxusindustrie?
Die Ungleichheit wächst – das ist nicht für alle eine Horrormeldung. Vor allem die Luxusindustrie kann sich freuen, dass es immer mehr Superreiche gibt, die kaum noch wissen, wie sie ihr Geld ausgeben können. Deshalb erleben #Luxuskonzerne wie Kering oder LVMH aus Frankreich seit mehr als einem Jahrzehnt einen enormen #Boom, der selbst in der aktuellen Krise höchsten einen kleinen Dämpfer bekommen könnte.
Welche Strategien verfolgt der Luxussektor, was macht ihn so erfolgreich? Wie schafft man Kaufanreize bei Menschen, die eigentlich alles haben? Wenn es um Konsumkritik von rechts oder links geht, hört man häufig, die Konsumindustrie vereinheitliche die Welt, überall breiten sich die Filialen von Konzernen aus, ein Produkt gleiche dem anderen etc.
Doch stimmt das wirklich? Die Luxusartikel, haben die Soziologen Luc Boltanski und Arnaud Esquerre in ihrer opulenten Studie „Bereicherungsökonomie“ nachgewiesen, setzen auf Differenz, dabei wird noch etwas anderes ausgebeutet als Arbeitskraft und Ressourcen: nämlich die Vergangenheit.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Luxusindustrie und wie sie inzwischen auch den #Tourismus prägt.
Literatur:
Luc Boltanski und Arnaud Esquerre: Bereicherungsökonomie. Eine Kritik der Ware. Suhrkamp.
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7/15/2020 • 27 minutes, 11 seconds
Spezial #4: Roboterethikerin Janina Loh im Gespräch
Immer häufiger sind wir von Robotern umgeben, sie sollen uns bei der Arbeit unterstützen oder gar ablösen. Manche sehen mit dem technischen Fortschritt eine Massenarbeitslosigkeit auf uns zukommen. Doch welche ethischen Maßstäbe müssen für Roboter und beim Umgang mit ihnen gelten? Welche Rolle spielt der Mensch in Zukunft noch? Mit solchen Fragestellungen beschäftigt sich die Philosophin Janina Loh. In ihrem Buch „Roboterethik“ führt sie in die brisante Thematik ein, im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt stellt sie ihre Forschung vor und macht deutlich, dass die Profitlogik des Kapitalismus der Ethik oft im Wege steht.
Literatur:
Janina Loh: Roboterethik. Eine Einführung. Suhrkamp.
Janina Loh: Trans- und Posthumanismus zur Einführung. Junius.
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7/13/2020 • 40 minutes, 57 seconds
Ep. 48: Liebe Crashpropheten - wo bleibt die Hyperinflation?
Die Crash-Propheten predigen es seit Jahren: Die Hyperinflation kommt gewiss! Nicht nur gibt es zu dem alarmierenden Thema diverse Bestseller, auch auf YouTube kann man mit der Horrormeldung „Hyperinflation!“ viele Klicks generieren. Doch wo bleibt sie denn, die seit der Finanzkrise 2008 nahezu täglich heraufbeschworene Inflation? Viel lockerer kann die #Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (#EZB) eigentlich kaum noch werden, doch die #Inflationsrate ist weiterhin niedrig. Nicht einmal das Inflationsziel von 2 Prozent wird erreicht. Wie ist das zu erklären? Und warum wird dennoch permanent die Angst vor der Inflation geschürt?
Gern wird dabei auf die deutsche Geschichte verwiesen, als in der Weimarer Republik 1923 es zur Hyperinflation kam und man für sein Geld plötzlich nichts mehr kaufen konnte - die Preise vervielfachten sich rasant. Heute aber ist von derlei Entwicklungen nichts zu spüren, dabei wird seit einigen Jahren massenhaft frisches Geld in Umlauf gebracht. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, warum keine Inflation in Sicht ist und die Crash-Propheten sich irren.
Literatur:
Milton Friedman: "Die Rolle der Geldpolitik", in: Die optimale Geldmenge und andere Essays, Verlag Moderne Industrie, München.
Heiner Flassbeck: Herrschende Irrlehre, abrufbar unter:
http://www.flassbeck.de/pdf/2012/Jan2012/Die%20Mythen%20der%20Krise_Capital.pdf
Aaron Sahr: Keystroke-Kapitalismus, Hamburger Edition.
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7/8/2020 • 28 minutes, 6 seconds
Ep. 47: Der Bitcoin und die Rechten
Der Bitcoin wird häufig als das #Gold des digitalen Zeitalters betrachtet, schließlich wird auch er geschürft – wenn auch nur durch Rechenleistung. Auch andere #Kryptowährungen stellen nicht selten den Bezug zum Gold her und versprechen sogar einen neuen #Goldstandard, der für Stabilität in krisenhaften Zeiten sorgen soll. Wirft man dann jedoch einen Blick auf die Kurse dieser Coins, die in Wahrheit gar keine Währungen sind, kann von Sicherheit und Solidität nicht die Rede sein, denn sie sind extrem volatil. Inzwischen ist der Bitcoin-Hype, zumindest in den Medien, zwar vorüber, doch die Krypto-Szene ist keineswegs verschwunden, auch weil besonders in rechten Kreisen die Faszination für eine Alternative zu Dollar und Euro groß ist. Doch wie kommt es, dass sich so viele Rechte für den Bitcoin und seine Epigonen interessieren? Was hat die Angst vor der Inflation damit zu tun? In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Funktionsweise des Bitcoins und analysieren dessen ideologische Grundlagen.
Literatur:
Heiner Flassbeck: Bitcoin – oder der Letzte ist immer Dümmste, in: https://makroskop.eu/2013/04/bitcoin-oder-der-letzte-ist-immer-der-dummste/
Günther Grunert: Wo bleibt denn nun die Inflation?, in: https://makroskop.eu/2015/01/wo-bleibt-denn-nur-die-inflation-teil-1/
Aaron König im Interview:
https://www.gruenderszene.de/fintech/langfristig-ist-das-deutsche-system-zum-scheitern-verurteilt?interstitial
Oliver Knipping: Gegen Krisen: Die Entnationalisierung des Geldes, in: https://www.insm-oekonomenblog.de/9986-gegen-krisen-die-entnationalisierung-des-geldes/
Werner Vontobel: Kryptowährungen. Das digitale Gold, in: https://makroskop.eu/2017/12/kryptowaehrungen-das-digitale-gold/
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7/1/2020 • 29 minutes, 45 seconds
Ep. 46: Brauchen wir Mindestpreise für Fleisch?
Das Fleisch sei viel zu billig, heißt es jetzt, dank der neuen Skandale in der #Fleischindustrie, einmal mehr. Auch Julia Klöckner – was viele nicht wissen: Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft – mahnt das aktuell wieder einmal an. Wegen des niedrigen Preises, lautet die beliebte Argumentation, seien die Zustände in den Fleischbetrieben so schlimm, wie sie aktuell sind.
Doch was würde eigentlich geschehen, wenn die Regierung dafür gesetzlich sorgen würde, dass die Fleischpreise steigen müssen? Würde es dann den Arbeitern und den Tieren wirklich besser ergehen? Würden die Hygienestandards durch einen höheren Preis wirklich steigen? Die Antwortet lautet: Nein! Wer das behauptet, hat das kleine Einmaleins der Marktwirtschaft nicht begriffen.
Stattdessen gibt es ganz andere Möglichkeiten, um diese Ziele zu erreichen. Dennoch sind staatliche Preisbestimmungen nicht generell abzulehnen, wie ein Blick auf die Buchbranche verrät. Die #Buchpreisbindung sorgt für fairen Wettbewerb und schützt zugleich ein wichtiges Kulturgut. Früher gab es in Deutschland noch mehr Preisbindungen, diese sorgten dafür, dass keine #Monopole entstehen. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über den Sinn und Unsinn von Preisbestimmungen.
Literatur und Quellen:
Der 7-Punkte-Plan zur Verbesserung der Lage in den Schlachthöfen:
https://www.gruene.de/artikel/7-punkte-plan-zur-verbesserung-der-lage-in-den-schlachth%C3%B6fen
Rainer Hank: Gebt endlich die Preise für Bücher frei!
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gebt-endlich-die-preise-fuer-buecher-frei-15619969-p2.html
Der Spiegel über die Aufgabe der Drogeriepreisbindung:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42713643.html
Roland Reuß: Fors. Der Preis des Buches und sein Wert, Stroemfeld Verlag, 2014.
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6/24/2020 • 28 minutes, 14 seconds
Ep. 45: Undemokratisch - TTIP und der Freihandel
Der Freihandel verspricht Wohlstand, viele neue Arbeitsplätze, bessere internationale Beziehungen und nicht zuletzt eine vielfältige Produktpalette. Doch ist das wirklich so? Zweifel sind angebracht, wenn man nur an das Freihandelsabkommen TTIP denkt, das zwischen EU und USA geschlossen werden sollte, jedoch von Präsident Donald Trump nun vorerst gebremst wurde, weil er Deals mit einzelnen Ländern bevorzug. Die Proteste gegen die #Intransparenz – und nicht nur gegen das ominöse Chlorhühnchen – bei den Verhandlungen schlugen damals auch in den Medien hohe Wellen, während viele Politiker der Bundesregierung eine regelrechte Desinformationskampagne betrieben; dabei assistierten ihnen sogenannte Wirtschaftsexperten, die TTIP als Jobwunder und Wachstumsmotor priesen, was mit Zahlen aber kaum zu belegen war. Fair und demokratisch ist die Verfahrensweise nicht, und sie soll es auch gar nicht sein: Der #Lobbyismus auf der einen Seite und eine globale Antwaltsindustrie auf der anderen sorgen dafür, dass die staatliche Souveränität und damit die Stimme des Bürgers zurückgedrängt wird und stattdessen große #Konzerne ihren Einfluss ungehindert ausdehnen können. Frei ist am Freihandel wenig, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeigen.
Literatur:
Thilo Bode: Die Freihandelslüge. Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet. Deutsche Verlags-Anstalt.
Christian Christen: Friede, Freude, Freihandel: Theorie, Ideologie und Praxis einer fixen Idee. VSA.
Karl Marx: „Rede über die Frage des Freihandels“, in: MEW: Band 4, S. 444-458. Karl Dietz Verlag. http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_444.htm
Nouriel Roubini im Interview: https://www.wiwo.de/my/politik/konjunktur/nouriel-roubini-bei-deutlich-steigenden-zinsen-geht-unser-gesamtes-system-pleite/25845450.html?ticket=ST-4650636-cWSaCSuWYH005MgTBrWv-ap2
Quinn Slobodian: Globalisten: Das Ende der Imperien und die Geburt des Neoliberalismus. Suhrkamp.
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6/17/2020 • 27 minutes, 50 seconds
Spezial #3: Arbeitskampf, Treuhand, Ostdeutschland - Katja Barthold im Gespräch
Schrottplätze, auf denen Giftmüll gelagert wird, Konzerne, die ihre Produktion ans andere Ende der Welt verlagern wollen: Katja Barthold ist in ihrem Berufsalltag als Gewerkschaftssekretärin mit verschiedensten Formen des Arbeitskampfes konfrontiert. Im dritten "Wohlstand für Alle - Spezial" erklärt sie, was ihre Arbeit in Thüringen besonders macht, und wieso wir gerade heute starke Gewerkschaften brauchen.
Oles Artikel zum Arbeitskampf in Königsee:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/innerdeutscher-standortwettbewerb
Katja Barthold betreibt einen eigenen Podcast:
http://klassenfrage.de/
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6/13/2020 • 43 minutes, 19 seconds
Ep. 44: Konzerne im Klassenzimmer
An Logos von Sponsoren bei Kulturveranstaltungen, in Universitäten und auf Parteiveranstaltungen, haben sich viele inzwischen gewöhnt, doch wie sieht es in unseren Schulen aus? Eigentlich soll eine #Schule kein Ort für Werbung sein, doch längst sind viele Unternehmen, darunter 20 der 30 DAX-Konzerne, auch dort vertreten.
Beispielsweise liefern Unternehmen gratis Unterrichtsmaterial, das nicht selten ideologisch gefärbt ist. Ein ideologiefreier Ort ist die Schule keineswegs – das war sie nie –, doch vor allem versuchen seit einer Weile einige Unternehmen und Initiativen wie etwa die #INSM aus jungen Menschen neoliberale Subjekte zu formen. Wollte Milton Friedman die Schulen gar komplett privatisieren, ist es in den vergangenen Jahrzehnten immerhin erfolgreich gelungen, Leitideen des #Neoliberalismus in die Klassenzimmer zu bringen.
Kritik daran gibt es viel zu selten, und häufig wird die Unterstützung von Schulen durch Unternehmen geradezu euphorisch begrüßt, da die Staatskassen angeblich leer seien und #Bildung den Steuerzahler schlichtweg zu viel Geld koste. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, wie Konzerne Einfluss auf die Schuldbildung ausüben.
Literatur:
Tim Engartner: Staat im Ausverkauf. Privatisierung in Deutschland, Campus 2016.
Tim Engartner Studie für die Otto-Brenner-Stiftung: https://www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/user_data/stiftung/02_Wissenschaftsportal/03_Publikationen/AH100_Lobbyismus_Schule.pdf
Bericht der Kommission für Zukunftsfragen der Freistaaten Bayern und Sachsen: https://www.bayern.de/wp-content/uploads/2014/09/Bericht-der-Kommission-f%C3%BCr-Zukunftsfragen-der-Freistaaten-Bayern-und-Sachsen-Teil-3.pdf
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6/10/2020 • 26 minutes, 6 seconds
Ep. 43: Die Ideologie des Freihandels - David Ricardo und Karl Marx
Vom #Freihandel profitieren alle, heißt es immer wieder: Staaten treten miteinander in einen produktiven Austausch, der weit über den Warenaustausch hinausgeht, der Verbraucher kann sich über sinkende Preise freuen und unsere Wahlfreiheit (vor dem Supermarktregal) vergrößert sich um ein Vielfaches. Doch stimmt das so wirklich?
Über die Schattenseiten des Freihandels wird viel zu selten gesprochen, dabei sind diese in der Theorie, die Anfang des 19. Jahrhunderts entstand, bereits abzusehen. Der Ökonom David Ricardo erklärt in seinem Standardwerk „Über die Grundsätze der Politischen Ökonomie und der Besteuerung“, dass die Profitrate nur steigen kann, wenn die #Löhne sinken. Ricardo kommt der Freihandel deshalb sehr gelegen. Diese Überlegung denkt Karl Marx in seinen Ausführungen zum Freihandel zu Ende und entlarvt zugleich die völkerverbindende Idee als hübsche Illusion, die in erster Linie dazu dient, die Profitmaximierung zu legitimieren.
Die #Globalisierung erscheint heute häufig als Schicksal und die Freihandelsidee als entsprechende Ersatzreligion, dabei ist, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ zeigen, Kritik – nicht zuletzt im Hinblick auf den Klimawandel – dringend geboten.
Literatur:
Michel Houellebecq: Serotonin. DuMont.
Karl Marx: „Rede über die Frage des Freihandels“, in: MEW: Band 4, S. 444-458. Karl Dietz Verlag. http://www.mlwerke.de/me/me04/me04_444.htm
David Ricardo: Über die Grundsätze der Politischen Ökonomie und der Besteuerung. Hrsg. v. Heinz D. Kurz und Christian Gehrke. Metropolis.
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6/3/2020 • 27 minutes, 25 seconds
Ep. 42: Brave New Work
Selbst jene Unternehmen, die sich in den vergangenen Jahren beharrlich geweigert haben, #HomeOffice für die Angestellten anzubieten, mussten jetzt in der Krise das Arbeiten außerhalb des Büro schätzen lernen. Die Furcht, dass das Home Office ein „Paradies für Faulenzer“ sein könnte, war unbegründet – wie aber bereits auch schon vor der Krise diverse Studien belegt hatten.
Der Arbeitnehmer hat dadurch jedoch nicht nur Vorteile. Neben dem Home-Office-Trend ändert sich aber auch die Arbeitsatmosphäre in den Büros: vom Kicker bis zu bunten Lounges, in denen gearbeitet und gechillt werden darf und soll, beziehen sich die modernen #Management-Konzepte gern auf die Idee von New Work, die der Philosoph Frithjof Bergmann vor Jahrzehnten entwickelt hat. Er wollte allerdings nicht nur die Erwerbsarbeit, sondern auch den #Kapitalismus radikal verändern.
Doch was ist von diesem Ansatz heute übriggeblieben, da sich inzwischen alle cool sein wollenden Unternehmen New Work auf die Fahnen schreiben? Nicht selten handelt es sich um Etikettenschwindel, oft wird unter dem Deckmantel der Erneuerung bloß ein neues Disziplinarsystem etabliert, erläutern Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Frithjof Bergmann: Neue Arbeit (New Work). Das Konzept und seine Umsetzung in der Praxis (abrufbar unter: http://ttfreiburg.de/wp-content/uploads/2018/03/Bergmann_Neue-Arbeit_1990.pdf )
Frigga Haug: Der zu enge Fokus auf Erwerbsarbeit, in: Sebastian Friedrich (Hrsg): Neue Klassenpolitik. Linke Strategien gegen Rechtsruck und Neoliberalismus. Bertz + Fischer
Christoph Deutschmann: Der Normalarbeitstag, in: Ingo Stützle (Hrsg): Work-Work-Balance. Marx, die Poren des Arbeitstags und neue Offensiven des Kapitals. Dietz Berlin
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5/27/2020 • 30 minutes, 42 seconds
Ep. 41: Green New Deal III - Abschied vom Freihandel?
Wie muss sich die Wirtschaft wandeln, um den #Klimawandel positiv gestalten zu können? Derzeit kursieren diverse Green-New-Deal-Konzepte in aller Welt, die darauf eine Antwort suchen. Während manche Wirtschaftswissenschaftler und Politiker vor allem auf grüne Investitionen setzen oder die Finanzmärkte zu neuen Investments bewegen wollen, hinterfragen manche Deals den globalen Kapitalismus grundsätzlich. Die britische Ökonomin Ann Pettifor setzt in ihrem Buch „Green New Deal. Warum wir können, was wir tun müssen“ auf eine Abkehr vom Freihandel, der nicht allen wegen seiner endlos langen Lieferketten ein Problem für den #Klimaschutz darstellt. Durch den Freihandel können viele Unternehmen auch Umweltrichtlinien einzelner Länder einfach umgehen, indem der Produktionsstandort verlagert wird. Zudem ist der globale Handel in erster Linie an zwei Dingen interessiert: Mehr Konsum und – daraus resultierend – mehr Profit. Doch was, wenn eine klimafreundliche Zukunft im Lokalen liegt und wir uns von den falschen Versprechen der #Globalisierung befreien müssen? In „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über eine klimafreundliche Wirtschaftspolitik und das mögliche Ende des Freihandels.
Literatur:
Ann Pettifor: Green New Deal. Warum wir können, was wir tun müssen. Hamburger Edition.
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5/20/2020 • 29 minutes
Ep. 40: Die EZB und der Ankauf von Staatsanleihen
Die Europäische Zentralbank (EZB) ist seit der vergangenen Finanzkrise bei vielen deutschen Journalisten und Politikern das Feindbild schlechthin. Die aktuelle Krise manifestiert dies nun weiter, und jetzt hat sogar das #Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe die #Geldpolitik der EZB für teilweise verfassungswidrig erklärt. Derzeit wird die EZB von Christine Lagarde geleitet, zuvor war es Mario Draghi, der sich in Deutschland nicht gerade beliebt machte, als er erklärte, dass er alles dafür tun werde, den Euro zu retten. Konkret bedeutete das für deutsche Sparer, dass sie so gut wie keine #Zinsen mehr für ihr Erspartes erhielten – bis heute hat sich daran nichts geändert. Warum aber agiert die EZB auf diese Weise? Und weshalb übersehen viele Kritiker der Institution, dass bereits die Konstruktion der EZB äußerst problematisch ist? In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Geldpolitik der Zentralbank und zeigen, warum der Staatsanleihenkauf durchaus problematisch, jedoch systemisch bedingt ist.
Literatur:
Alexander Thiele: Die Europäische Zentralbank, Mohr Siebeck.
Artikel von Nicolas Afflatet:
https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2019/heft/8/beitrag/staatsfinanzierung-durch-geldpolitik.html
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5/13/2020 • 22 minutes, 37 seconds
Spezial #2: Eliten, Bill Gates, Neoliberalismus - Prof. Michael Hartmann im Gespräch
Immer wieder wird derzeit gegen "die da oben" gewettert, gegen "die" #Elite. Aber wer ist das eigentlich? Der #Soziologe Michael Hartmann ist als Elitenforscher bekannt geworden und erklärt im zweiten WfA-Spezial, wer eigentlich dazu gehört, welche Kritik an Bill #Gates berechtigt ist, und wieso eine bessere demokratische Kontrolle der Eliten möglich ist.
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5/9/2020 • 53 minutes, 30 seconds
Ep. 39: Wie Ludwig Erhard Wasser in Wein verwandelte
Das deutsche #Wirtschaftswunder, so lernen wir bereits in der Schule, haben wir vor allem einem Mann zu verdanken: Ludwig Erhard. Er hat die #SozialeMarktwirtschaft eingeführt – die eigentlich, wie wir in Folge 38 gezeigt haben, auf Ideen des #Ordoliberalismus fußt – und somit für Aufschwung gesorgt.
In der Nachkriegszeit war Erhard zunächst Wirtschaftsminister von Bayern, bald schon Direktor für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebiets und ab 1949 Bundesminister für Wirtschaft und schließlich, quasi als Krönung seiner politischen Karriere, von 1963 bis 1966 war Erhard als Nachfolger von Adenauer Bundeskanzler. Berühmt wurde auch Erhards Besteller, dessen Titel „Wohlstand für Alle“ bereits wie eine Verheißung daherkommt.
Doch seit einer Weile beschäftigen sich Wirtschaftshistoriker kritisch mit dem Erbe Ludwig Erhards, denn es zeigt sich, dass das Wirtschaftswunder keineswegs nur in Deutschland stattfand und dass weitgehend vergessene Faktoren für den wirtschaftlichen Aufstieg entscheidend waren. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erzählen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmit eine etwas andere deutsche Wirtschaftswundergeschichte.
Literatur:
Ulrike Herrmann: Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind. Westend Verlag
Uwe Fuhrmann: Die Entstehung der "Sozialen Marktwirtschaft" 1948/49. Eine historische Dispositivanalyse.
Hier zum kostenlosen Download verfügbar: https://hcommons.org/deposits/item/hc:28983/
Interview zwischen Fuhrmann und Nelli Tügel:
https://www.neues-deutschland.de/artikel/1105354.generalstreik-der-mythos-der-bundesrepublik.html
Ludwig Erhard: Wohlstand für Alle. Anaconda Verlag
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5/6/2020 • 27 minutes, 40 seconds
Ep. 38: Wieso die Soziale Marktwirtschaft neoliberal ist!
Wenn von der Sozialen Marktwirtschaft die Rede ist, leuchten die Augen eines jeden Politikers. #Kapitalismus – das ist kein schönes Wort, außerdem scheint dieses System so kalt, so sehr vom Ellenbogendenken geprägt zu sein, dass man ihm eine menschenfreundliche Alternative entgegensetzen muss, zum Beispiel eine Marktwirtschaft, die sozial ist und allen Wohlstand verspricht.
Als ein solches Konzept wird die Soziale Marktwirtschaft, die in der Adenauer-Ära etabliert wurde, bis heute verkauft. Doch etwas stimmt an diesem Märchen nicht: Die Soziale Marktwirtschaft ist ein wohlklingender Slogan, dahinter aber steckt die Theorie des #Ordoliberalismus. Den ordoliberalen Denkern – etwa Walter Eucken und Alexander Rüstow – ging es jedoch keineswegs darum, ein besonders soziales Wirtschaftsmodell zu etablieren, vielmehr dachten sie – und bezeichneten sich auch selbst so – neoliberal.
Wenn heute gesagt wird, wir müssen dem #Neoliberalismus die Soziale Marktwirtschaft entgegensetzen, dann ist das – nicht nur historisch betrachtet – blanker Unfug. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ gehen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt zurück zu den demokratieskeptischen Wurzeln des deutschen Wirtschaftssystems.
Literatur:
Thomas Biebricher/Ralf Ptak: Soziale Marktwirtschaft und Ordoliberalismus zur Einführung. Junius Verlag
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4/29/2020 • 28 minutes, 33 seconds
Ep. 37: Green New Deal II - Rettet Geld die Welt?
Wenn es um die dringend notwendige ökologische Wende in der Wirtschaft geht, wird immer rasch die Frage laut: Wer soll das bezahlen? Fossile Energiegewinnung könnte aber bald schon nicht mehr lukrativ sein, weshalb selbst eher träge europäische #Energiekonzerne ihren grünen Sektor ausbauen. Diverse Think Tanks gehen davon aus, dass die #GreenEconomy das nächste große Ding wird, auch für Staaten beginnt in doppelter Hinsicht ein Wettlauf gegen die Zeit: Zum einen wird die Bedrohung durch stetig wachsende CO2-Emissionen immer realer, zum anderen investiert die aufstrebende Weltmacht #China enorme Summen in den Sektor für erneuerbare Energie. Der wirtschaftsliberale Denker Jeremy Rifkin, der Regierungen in aller Welt berät, geht davon aus, dass das fossile Zeitalter in diesem Jahrzehnt seinen Niedergang erleben wird. Und Rifkin hat einen unkonventionellen Vorschlag: Die Arbeitnehmer aller Länder sollten sich vereinigen, um gegen den Klimawandel zu kämpfen – denn die ökonomische Macht dazu, meint Rifkin, hätten sie. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ beleuchten Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt ein liberales Green-New-Deal-Konzept.
Literatur:
Jeremy Rifkin: Der Globale Green New Deal. Campus.
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4/22/2020 • 29 minutes, 4 seconds
Ep. 36: Vollgeld - ein neues Geldsystem?
Banken produzieren heute Geld per Knopfdruck. Das hat Vorteile, denn so kann die Wirtschaft jederzeit mit Krediten versorgt werden, doch dieses Geldsystem birgt auch enorme Risiken: Finanzspekulationen werden so befeuert, vor allem aber besteht immer die Gefahr eines Bank Runs, bei dem Bürger plötzlich ihr Geld von der Bank abheben wollen und feststellen müssen, dass die Geschäftsbanken nur einen geringen Teil als Bargeld vorrätig haben. Hier kommt eine Geldreform ins Spiel, die vor allem in der #Schweiz für Aufsehen sorgte: Von der Vollgeld-Initiative ist die Rede. Nach diesem Konzept sollen nur noch Notenbanken beziehungsweise Zentralbanken die Möglichkeit haben, neues Geld zu emittieren. Das #Giralgeld würde sich so in Vollgeld verwandeln und würde damit dieselben staatlichen Garantien wie #Bargeld genießen, denn nur Notenbanken dürfen Münze und Scheine drucken. Was praktisch und sinnvoll klingt, ist jedoch möglicherweise nur eine Verschlimmbesserung: Geldengpässe könnten so entstehen, auch würde das neue System die Macht der Zentralbanken nur weiter verfestigen. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Vollgeld und üben Kritik an dieser Idee.
Literatur:
Heiner Flassbeck, Friederike Spiecker: Vollgeld, das moderne Gold, in: Makroskop:
https://makroskop.eu/2014/05/abo-artikel-unser-geldsystem-xiii-vollgeld-das-moderne-gold/
Was ist Vollgeld?:
https://vollgeld.page/was-ist-vollgeld
Simon Schmid: Vollgeld für Dummies, in: Republik: https://www.republik.ch/2018/05/09/vollgeld-fuer-dummies
Verein Monetäre Modernisierung (Hrsg.): Die Vollgeld-Reform. Wie Staatsschulden abgebaut und Finanzkrisen verhindert werden können. Edition Zeitpunkt.
Aaron Sahr: Keystroke-Kapitalismus. Ungleichheit per Knopfdruck. Hamburger Edition.
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4/15/2020 • 27 minutes, 33 seconds
Ep. 35: Verdienen wir, was wir verdienen?
Viel Applaus, aber wenig Geld erhalten momentan Pflegekräfte oder Kassierer. Die aktuelle Krise offenbart, wer die eigentlichen, man könnte auch sagen: existentiell notwendigen Stützen der Gesellschaft sind. Sonst aber ist Undank der Welten Lohn, denn weder Kranken- und Altenpfleger noch Supermarktangestellte werden für ihre stets anstrengende Arbeit fürstlich entlohnt. Ob sich daran etwas ändert, wird sich in ein paar Monaten zeigen – inzwischen werden vereinzelt und recht sparsam Boni verteilt. Ein kleines Dankeschön, mehr nicht. Doch warum nur, verdienen Menschen, die für uns – nicht nur jetzt, sondern immer – lebensnotwendig sind, eigentlich so wenig? Oder grundsätzlicher gefragt: Verdienen wir, was wir verdienen? Viele Ökonomen behaupten, die Entlohnung sei letztlich nur das Resultat aus Angebot und Nachfrage, wenngleich der Markt nicht sonderlich gerecht ist. Doch stimmt das wirklich, ist es derart simpel? Zugleich muss der Staat viele Löhne aufstocken, damit die Arbeitnehmer von ihrer Arbeit leben können. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Gehälter und die Mär vom gerechten Lohn.
Literatur:
Frigga Haug (Hrsg.): Hat die Leistung ein Geschlecht?. Argument Verlag
Sebastian Thieme: Der Ökonom als Menschenfeind?. Verlag Barbara Budrich
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4/8/2020 • 28 minutes, 6 seconds
Ep. 34: Warum Amazon & Co. die Krisengewinner sein werden
Streamingdienste wie #Netflix oder #Disneyplus und große Digitalkonzerne wie Apple, Google, Facebook, Amazon haben alle etwas gemeinsam: Sie sind allesamt Plattformen und sie könnten nun zu den Krisengewinnlern zählen. Der #Plattformkapitalismus breitet sich seit einigen Jahren rasant aus, jetzt aber, da viele Geschäfte geschlossen sind, erschließt er sich ganz neue Märkte.
So schreckten bislang viele Bürger davor zurück, Lebensmittel oder Bedarfsartikel wie Toilettenpapier oder Seife online zu bestellen, doch die aktuelle Lage könnte einen Wendepunkt bedeuten und die Marktmacht von Amazon erheblich stärken. Doch wie frei sind denn die Märkte überhaupt noch, wenn die Digitalimperien eigene Marktplätze etablieren, auf denen alle nach den Spielregeln der Konzerne handeln müssen?
Fest steht: Die Monopolisierung tritt in ein neues Stadium ein. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die aktuelle Krise und über den Aufstieg des Plattform-Kapitalismus.
Literatur:
Nick Srnicek: Plattform-Kapitalismus. Hamburger Edition.
Philipp Staab: Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit. Suhrkamp.
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4/1/2020 • 40 minutes, 56 seconds
Ep. 33: Steuern und der US-Vorwahlkampf
Steuern – wohl kaum jemand zahlt sie gern, doch es führt kein legaler Weg daran vorbei. Das gilt zumindest für die „normalen“ Leute, ob sie selbständig oder angestellt sind. Anders aber ist es für Superreiche, die prozentual viel weniger Steuern zahlen müssen als Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Während die Vermögensungleichheit immer weiter zunimmt, nutzen Milliardäre jedes Steuerschlupfloch und jede #Steueroase, die sie finden können. Das liegt auch an einer unsozialen #Steuerpolitik, die inzwischen jedoch immer häufiger kritisiert wird. Selbst in den USA sind Forderungen nach Steuererhöhungen nun wahlkampftauglich – wie einige Demokraten beweisen –, könnte man doch etwa mit einer #Vermögenssteuer den Sozialstaat sowie den Green New Deal fabelhaft finanzieren. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Steuern und wie man sie besser verteilen könnte.
Quellen:
Emmanuel Saez/Gabriel Zucman: Der Triumph der Ungerechtigkeit. Suhrkamp
Oles Interview mit Gabriel Zucman:
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/konzerne-richtig-zu-besteuern-waere-leicht
Ein Bericht über Gabriel Zucman und die Warren-Kampagne:
https://www.newyorker.com/news/the-political-scene/the-french-economist-who-helped-invent-elizabeth-warrens-wealth-tax
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3/25/2020 • 31 minutes, 12 seconds
Spezial #1: Bestsellerautor Christian Baron über Armut, Herkunft und Solidarität
Im ersten "Wohlstand für Alle" - Spezial spricht Ole Nymoen mit Christian Baron. Der gebürtige Kaiserslauterer hat es mit seinem literarischen Debüt in die Bestsellerlisten geschafft - doch aufgewachsen ist er in bitterster Armut.
Was das bedeutet, wie Arme diskriminiert werden, und was er mit seinem Buch erreichen möchte, erzählt er im Interview.
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3/21/2020 • 32 minutes, 22 seconds
Ep. 32: Corona - Das Ende des Neoliberalismus?
Das sich hierzulande und weltweit ausbreitende Coronavirus sorgt dafür, dass immer mehr radikale Maßnahmen – wie etwa die Schließung von Schulen und nicht dringend notwendigen Geschäften – ergriffen werden, um die Zahl der Infektionen in Deutschland möglichst gering zu halten.
Allzu zögerlich reagierten die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten auf #Covid19, dabei war bereits vor Wochen in China und bald darauf in Italien zu sehen, wie gefährlich das Virus ist. Jetzt aber beginnt langsam ein Umdenken, dass auch in der Wirtschaft angekommen ist: Plötzlich ist sogar von #Verstaatlichung die Rede, die „schwarze Null“ wird zur Disposition gestellt, und es ist durchaus denkbar, dass das Virus das Ende des #Neoliberalismus einläutet.
Doch machen wir uns nichts vor: Es wird viele Verlierer in dieser Krise geben – oft trifft es jene, die ohnehin nicht viel haben.
Über Corona und die ökonomischen Konsequenzen sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Quellen:
Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Suhrkamp
Die Spekulation mit Desinfektinsmitteln:
https://www.nytimes.com/2020/03/14/technology/coronavirus-purell-wipes-amazon-sellers.html
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3/18/2020 • 44 minutes, 7 seconds
Ep. 31: Das Coronavirus und der Börsencrash
Das Coronavirus (#Covid19) ist für die Weltwirtschaft eine ernsthafte Bedrohung, die #Aktienkurse sind folglich massiv eingebrochen. Doch warum reagiert die #Börse so besonders empfindlich auf das Virus, das zwar inzwischen Produktions- und Lieferketten erheblich gefährdet, doch nicht unbedingt panische Aktienverkäufe auslösen müsste.
Ein Grund dafür liegt in einem weithin unterschätzten Phänomen: Viral gehende Narrative beeinflussen die Ökonomie oft stärker, als es viele Wirtschaftsexperten glauben wollen. Ähnliches ist im Alltag zu erleben, wenn aus Angst vor Knappheit plötzlich Hamsterkäufe getätigt werden. Zugleich gibt es aber noch eine weitere Gefahr, die von Corona ausgeht: Neoliberale Ziele könnten jetzt durchgesetzt werden, indem man den wirtschaftlichen Ausnahmezustand verkündet und die Katastrophe für dubiose Ziele ausnutzt.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Auswirkungen von Covid19 auf die Wirtschaft.
Literatur:
Jagdish Natwarlal Bhagwati im „Handelsblatt“-Interview: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/interview-handelstheoretiker-bhagwati-trump-verletzt-zutiefst-us-wirtschaftsinteressen/25565934.html
Christian Grimm in der „Augsburger Allgemeinen“ über die Corona-Vorschläge der CSU: https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/CSU-will-Boersensteuer-Plaene-wegen-Coronavirus-Ausbruch-aufgeben-id56985501-amp.html?
Naomi Klein: Die Schock-Strategie. Der Aufstieg des Katastrophen-Kapitalismus. Fischer.
Robert J. Shiller: Narrative Wirtschaft: Wie Geschichten die Wirtschaft beeinflussen - ein revolutionärer Erklärungsansatz. Plassen.
Robert J. Shiller im „Handelsblatt“-Interview: https://www.handelsblatt.com/politik/international/oekonom-im-interview-corona-epidemie-us-nobelpreistraeger-robert-shiller-warnt-vor-abwaertsspirale/25586770.html?ticket=ST-5570845-afkqYB6uc4G0jIpnLRPP-ap2
Studie „Seemingly Irrelevant Events Affect Economic Perceptions and Expectations: The FIFA World Cup 2006 as a Natural Experiment“: ftp.iza.org/dp2275.pdf
Nassim Nicholas Taleb: Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse. Knaus.
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3/11/2020 • 38 minutes, 19 seconds
Ep. 30: Was ist eigentlich der Überwachungskapitalismus?
Von der #Digitalisierung wird zwar laufend geredet, mitunter auch von der Übermacht der #SiliconValley-Konzerne, aber was meint das genau? Leben wir jetzt einfach in einer Wirtschaft 4.0 oder braucht es einen anderen Begriff, der zugleich als Analyseinstrument dient? Die US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Shoshana Zuboff hat den Begriff Überwachungskapitalismus geprägt und beschreibt in ihrem Buch detailliert, wie sich das Internet verändert hat und wir alle zu überwachten Subjekten gemacht werden, die den Tech-Unternehmen zuarbeiten.
Alles begann mit #Google, doch anfangs, so beschreibt es Zuboff, haben die Gründer der Suchmaschine gar nicht verstanden, wo ihre eigentliche Geldquelle liegt. Inzwischen sind alle Digital-Konzerne (außer Apple) mächtige Akteure des Überwachungskapitalismus. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Campus.
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3/4/2020 • 28 minutes, 23 seconds
Ep. 29: Landnahme und Finanzialisierung
Seit den 1970er Jahren hat sich der Kapitalismus stark verändert – manche meinen, wir leben im Zeitalter der #Finanzialisierung. Aber was bedeutet das, und wie entstehen große Transformationen unseres Wirtschaftssystems?
Der Soziologe Klaus Dörre hat auf diese Fragen Antworten gefunden, die helfen, #Kapitalismus neu zu verstehen. Er meint, dass sich der Kapitalismus immer wieder anpassen muss, um zu überleben – und dass es sich hierbei um eine Folge von #Landnahmen handelt.
Was das bedeutet, erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Episode!
Literatur:
Klaus Dörre: „Die neue Landnahme. Dynamiken und Grenzen des Finanzmarktkapitalismus“, in: Dörre/Lessenich/Rosa: Soziologie. Kapitalismus.Kritik. Suhrkamp
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2/26/2020 • 29 minutes, 2 seconds
Ep. 28: Die Kritik an der Modern Monetary Theory
An der Modern Monetary Theory (#MMT), die wir bereits vorgestellt haben, gibt es auch Kritik. Es sind nicht nur liberal-konservative Stimmen, die die moderne #Geldpolitik kritisieren, sondern auch linke Theoretiker haben erhebliche Zweifel an den Prämissen und vor allem an der Wirksamkeit der Theorie, die zwar inzwischen dank Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez in aller Munde ist, jedoch nach wie vor eine randständige Position im ökonomischen Mainstream-Diskurs bildet.
Was aber bringen Kritiker gegen die MMT vor? Manche bezweifeln, dass mit ihr tatsächlich das wirtschaftliche System revolutioniert werden kann. So wird davor gewarnt, die neue Form der Geldpolitik als ein Allheilmittel anzusehen, das die Widersprüche des #Kapitalismus auflöst. Ist die MMT am Ende blanker #Solutionismus, dessen Folgen eher negativ sein könnten?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Doug Henwood in Jacobin: https://jacobinmag.com/2019/02/modern-monetary-theory-isnt-helping
Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Suhrkamp.
Nikolaus Pieper über die MMT in der Süddeutschen Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/pipers-welt-schlaraffenland-1.4406012
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2/19/2020 • 25 minutes, 32 seconds
Ep. 27: Derivate, die Bombe und der BVB-Bus
Als 2017 ein Anschlag auf den BVB-Mannschaftsbus verübt wurde, schockierte das die gesamte #Fußball-Welt - und zugleich war man erleichtert, dass die Bomben für die Dortmunder Fußballer nicht tödlich endeten. Nach einer Weile fieberhafter Ermittlungen interessierten sich aber plötzlich vor allem Wirtschaftsexperten für den dramatischen Vorfall.
Bald nämlich stellte sich heraus, dass hinter dem Attentat ein #Börsenspekulant steckte, der mit Derivaten reich werden wollte. Was aber sind überhaupt Derivate? Und wie kann es sein, dass man sich am Unglück anderer Menschen an den Finanzmärkten bereichern kann? Wenn über die Börse gesprochen wird, denkt man unwillkürlich in erster Linie an Aktien, dabei ist der Handel mit Derivaten ganz entscheidend für die internationalen #Finanzmärkte.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Derivate und erklären, warum diese manchmal durchaus sinnvoll sein können.
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2/12/2020 • 23 minutes, 13 seconds
Ep. 26: Wieso Arbeitslose zu Sündenböcken werden
Wer das Privatfernsehen einschaltet oder die größte deutsche Boulevardzeitung aufschlägt, kann täglich erleben, wie Arbeitslose angefeindet und verächtlich gemacht werden. Gern wird dabei so getan, als sei jeder Arbeitslose selbst dafür verantwortlich, dass er keine Arbeit findet. Und Politiker sind immer besonders stolz, wenn die #Arbeitslosenquote gerade besonders niedrig ist.
Dabei werden gern Statistiken geschönt, indem man einige Bürger ohne Arbeit einfach nicht als „arbeitslos“ auflistet. Auch springt durch #HartzIV der Staat in die Bresche, um Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor zu subventionieren. Überdies ist Vollbeschäftigung ohnehin eine schöne Illusion und entspricht im #Kapitalismus der Realität.
Doch was, wenn es auch ein erhebliches ökonomisches Interesse gibt, dass einige Menschen ohne Arbeit sind? In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über das Thema Arbeitslosigkeit.
Literatur und Quellen:
Britta Steinwachs: Zwischen Pommesbude und Muskelbank. Die mediale Inszenierung der Unterschicht. Edition Assemblage
Thilo Sarrazin: Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen. DVA
Das Forum in Davos:
https://www.youtube.com/watch?v=4mG-r_3eRCw&t=3100s
Das Perfekte Dinner beim arbeitslosen Arbeitslosen:
https://www.youtube.com/watch?v=5QwlWOA2h5A
Die geschönten Arbeitslosenzahlen:
https://www.die-linke.de/themen/arbeit/tatsaechliche-arbeitslosigkeit/2018/
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2/5/2020 • 22 minutes, 24 seconds
Ep. 25: Modern Monetary Theory - Warum ein Staat nie pleite geht
Die Staatskassen sind leer, das Geld fehlt an allen Ecken und Kanten, deshalb muss gespart werden – so heißt es seit Jahr und Tag. Überhaupt seien die Schulden viel zu hoch, die nächsten Generationen würden einen Schuldenberg erben und die vom Finanzminister verfochtene #SchwarzeNull sei die letzte Rettung, um zu verhindern, dass Deutschland pleite geht.
Doch was, wenn dies überhaupt nicht geschehen kann und wir es hier bloß mit einem modernen Wirtschaftsmärchen zu tun haben? Die Vertreter der Modern Monetary Theory behaupten nämlich genau das Gegenteil: Geld ist nicht knapp für einen Staat, weil er sich Geld einfach drucken kann und zwar so viel er benötigt. Auch Steuern, besagt die #MMT, dienen nicht dazu, Staatsausgaben zu finanzieren.
Fest steht: Die moderne Geldtheorie ist – auch dank Bernie Sanders – inzwischen in aller Munde und stellt herrschende Denkgewohnheiten auf den Kopf. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Modern Monetary Theory vor und zeigen, wie revolutionär diese Betrachtungsweise wirklich ist.
Literatur und Quellen:
Dirk Ehnts: „Modern Monetary Theory“ und Europäische Makroökonomie: https://www.academia.edu/35169301/Modern_Monetary_Theory_und_europ%C3%A4ische_Makro%C3%B6konomie
Stephanie Kelton im Interview mit der SZ: https://www.pufendorf-gesellschaft.org/post/volles-interview-der-sz-mit-stephanie-kelton-geld-ist-zum-sch%C3%B6pfen-da-16-12-2018
Stephanie Kelton im Interview mit der ZEIT: https://www.pufendorf-gesellschaft.org/post/das-ganze-zeit-interview-mit-stephanie-kelton-vom-4-april-2019-zur-modern-monetary-theory-mmt
L. Randall Wray: Modernes Geld verstehen: Der Schlüssel zu Vollbeschäftigung und Preisstabilität. Lola Books.
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1/29/2020 • 29 minutes, 51 seconds
Ep. 24: Pinocchio und die YouTube-Coaches
„Reich werden in wenigen Schritten“, „Das Geheimnis des Erfolgs“, „Lassen Sie das Geld für sich arbeiten“, „Mit diesen Tricks zum Millionär werden“ – die Titel, die windige #Finanzratgeber und #Erfolgscoachs für ihre Bücher, Seminare und YouTube-Video wählen, sind verlockend. Kann es wirklich so einfach sein?
Vor allem jene, die unter beruflichem Stress und niedrigen Löhnen zu leiden haben, sind leichte Beute für Scharlatane und neoliberale Gurus, die so tun, als würde das Geld auf Bäumen wachsen und man müsse, um dies zu erkennen und zu ernten, nur sein #Mindset ändern. Versprochen wird, dass man jederzeit das „Hamsterrad“, das nur eine die eigentlichen kapitalistischen Verhältnisse verschleiernde Metapher ist, verlassen könne, um erfolgreich zu sein.
Besonders die Ideologie, wonach das Geld selbst arbeiten kann, wird vehement von vielen Influencern, Coachs sowie diversen Wirtschaftsjournalisten vertreten – in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt, warum dies jedoch bloßer Unsinn ist.
Literatur und Quellen:
Carlo Collodi. Pinocchio. Diogenes. Aus dem Italienischen von Helga Legers
Karl Marx: Das Kapital. Band 3. Dietz Verlag
Jan Riks' Video:
https://www.youtube.com/watch?v=wLLYQr4H0u4&t=555s
Barbara Sofies Video:
https://www.youtube.com/watch?v=2ovkmwt0mLI&t=820s
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1/22/2020 • 24 minutes, 52 seconds
Ep. 23: Grünes Wachstum? Der Green New Deal
Was eigentlich ist der Green New Deal? Fest steht: Einige Klimaaktivisten der #FridaysForFuture fordern ihn, viele #ScientistsForFuture ebenso, Wirtschaftsliberale und Linke, grüne Politiker und Wirtschaftswissenschaftler sowie Kapitalismuskritiker liebäugeln mit einem Projekt, das den New Deal von US-Präsident Roosevelt zum Vorbild hat.
Doch keineswegs besteht Einigkeit darüber, wie der grüne Deal, der die Klimakatastrophe abwenden soll, genau aussehen soll. Für Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez zum Beispiel soll er ein ökologisches und zugleich ein soziales Projekt sein, das dem vorherrschenden #Neoliberalismus ein Ende bereitet. Andere aber sehen im Green New Deal einen Wettbewerbsvorteil für ihr Land und erhoffen sich die Stabilisierung eines Kapitalismus, der der Idee vom unbegrenzten Wachstum die Treue hält.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt einige Green-New-Deal-Ideen vor und erklären, warum Wachstum und Umweltschutz nicht zusammenpassen können.
Literatur:
Thomas L. Friedman: A Warning From the Garden: https://www.nytimes.com/2007/01/19/opinion/19friedman.html
Handelsblatt: Was Umweltökonomen gegen Ocasio-Cortez' „Green New Deal“ haben: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/klimapolitik-in-den-usa-was-umweltoekonomen-gegen-ocasio-cortez-green-new-deal-haben/24272364.html?ticket=ST-1674954-w7vgWscXDUfAZFCEFkF1-ap2
Stephan Kaufmann, Tadzio Müller: Grüner Kapitalismus Krise, Klimawandel und kein Ende des Wachstums: https://www.rosalux.de/publikation/id/4328/gruener-kapitalismus/
Naomi Klein: Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann. Hoffmann und Campe.
Lunapark21:
https://www.lunapark21.net/elektro-pkw-sind-wesentlicher-bestandteil-im-weltweiten-kampf-gegen-die-klimaerwaermung/
Alexandria Ocasio-Cortez: Green New Deal Resolution: https://ocasio-cortez.house.gov/gnd/resolution
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1/15/2020 • 29 minutes, 41 seconds
Ep. 22: Die Shareholder-Value-Ideologie
Wenn Arbeiter entlassen und Standorte geschlossen werden, herrscht oft große Ratlosigkeit: Warum tun #Manager von Unternehmen so etwas überhaupt und weshalb erhalten sie dafür dann auch noch einen fetten Bonus? Die kurze Antwort darauf lautet: Sie folgen mit solch radikalen Schritten dem Shareholder-Value-Ansatz.
Doch was steckt hinter diesem eher nebulös klingenden Begriff? In erster Linie geht es darum, dass Manager den Aktionären – und nicht etwa den Angestellten eines Unternehmens – zu dienen haben. Der Ansatz wird seit Jahrzehnten propagiert, etwa von dem neoliberalen Denker Milton #Friedman. Doch in letzter Zeit wird immer mehr Kritik an der Shareholder-Value-Ideologie laut – und diese kommt nicht nur von links.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt den Ansatz und die Kritik daran.
Literatur:
Milton Friedman: The Social Responsibility of Business is to increase its Profits. New York Times
https://graphics8.nytimes.com/packages/pdf/business/miltonfriedman1970.pdf
Alfred Rappaport: Shareholder-Value. 2. Auflage. Schäffer-Poeschel
Lynn Stout: The Shareholder Value Myth. Berrett-Koehler Publishers
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1/8/2020 • 35 minutes, 37 seconds
Ep. 21: Sind Spenden wirklich gut? Die Charity-Ideologie
Wenn man von Spenden, #Wohltätigkeit, #Charity und #Ehrenamt spricht, sind sich eigentlich alle einig: Gutes ist gut. Aber kann etwas Gutes auch schlecht sein? Oder anders gefragt: Welche Probleme ergeben sich, wenn der Staat auf das Ehrenamt baut? Und wie ist es mit der Großzügigkeit von Superreichen, die Millionen und Milliarden Euros für wohltätige Zwecke spenden oder gigantische Stiftungen aufbauen? Keineswegs sind Spenden immer sinnvoll und gut, oft sind sie sehr lukrativ und scheinheilig. Sie dienen nicht nur bisweilen der Steuervermeidung, gerade Superreiche versuchen durch vermeintlich großherzige Charity-Aktionen ihren Einfluss auf die Gesellschaft auszubauen und so die Demokratie zu unterwandern. In der neuen Folge des Wirtschaftspodcast „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die diversen Probleme der Spenden- und Ehrenamtsökonomie.
Links und Literatur:
Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan. Suhrkamp
Andrew Carnegie: Wer reicht stirbt, stirbt in Schande (The Gospel of Wealth), in: Cicero https://www.cicero.de/wirtschaft/wer-reich-stirbt-stirbt-schande/37352
Claudia Pinl: Ein Cappuccino für die Armen. Kritik der Spenden- und Ehrenamtsökonomie. PapyRossa.
Oscar Wilde: Die Seele des Menschen im Sozialismus.
David Yermack: Deductio Ad Absurdum: CEOs Donating Their Own Stock to Their Own Family Foundations. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=1096257
Slavoj Zizek: Der liberale Kommunist, in: Cicero https://www.cicero.de/wirtschaft/der-liberale-kommunist/37445
Netflix-Format „Partriot Act“ – Folge: „Why Billionaires Won’t Save Us“ https://www.youtube.com/watch?v=mS9CFBlLOcg
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1/1/2020 • 30 minutes, 5 seconds
Ep. 20: Weihnachten in den Zeiten des Kapitalismus
Der christliche Ursprung von Weihnachten liegt in weit entfernten und vor allem vorkapitalistischen Zeiten. Zwar kamen damals die Heiligen Drei Könige mit Geschenken nach Bethlehem, doch mit dem heutigen Konsumrausch in der Adventszeit hat das wenig zu tun.
Auch das Brauchtum hat sich im Zuge des modernen Kapitalismus radikal gewandelt: Wurden im 19. Jahrhundert häufig nur die Kinder mit kleinen Geschenken bedacht, hat die #Konsumindustrie es inzwischen gut verstanden, Weihnachten zum Anlass für ein lukratives Geschäft für den Einzelhandel zu nehmen. Und häufig kommt nicht mehr das #Christkind, sondern der #Weihnachtsmann.
Karl Marx und Friedrich Engels haben bereits vor mehr als 150 Jahren beschrieben, dass der Kapitalismus sich alles aneignen kann – also auch Weihnachten. Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“!
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12/24/2019 • 17 minutes, 4 seconds
Ep. 19: BGE: Precht, Marx und Butterwegge
Die #Automatisierung und die #Digitalisierung schreiten voran und viele Experten befürchten, dass wir auf eine Massenarbeitslosigkeit zusteuern. Zugleich hat sich unsere Einstellung zur Erwerbsarbeit fundamental geändert: Dass Arbeit Selbstverwirklichung bedeuten kann, dass es aber auch ein sinnstiftendes Leben jenseits der Arbeit geben kann, glauben immer mehr Bürger.
Dieser Bewusstseinswandel ist es, der das Bedingungslose #Grundeinkommen so attraktiv macht. Aber wie könnte es aussehen? In der 14. Folge dieses Wirtschaftspodcasts wurden bereits die Konzepte von Götz Werner und Katja Kipping vorgestellt. Diesmal beschäftigen sich Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt mit der Idee des Philosophen Richard David Precht.
Beleuchtet wird aber auch die Kritik von Armutsforscher Christoph Butterwegge. Und was hätte eigentlich Marx dazu gesagt? Mehr dazu in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
Literatur:
Sabine Nuss, Florian Butollo (Hrsg.): Marx und die Roboter. Vernetzte Produktion, Künstliche Intelligenz und lebendige Arbeit. Dietz Verlag Berlin.
Richard David Precht: Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft. Goldmann.
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12/18/2019 • 30 minutes, 44 seconds
Ep. 18: Die neue SPD und der Klassenkampf von oben
Die #SPD hat zwei neue Vorsitzende: Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans. Glücklich sind darüber, gelinde gesagt, nicht alle. Vor allem Hauptstadtjournalisten hyperventilieren und tun so, als würde mit den beiden Politikern Deutschlands Weg nun direkt in den Sozialismus führen. Doch woher kommt diese Ablehnung?
Eine Antwort liefert das Buch von Norbert Walter-Borjans, der ein versierter Steuerexperte ist und keineswegs ahnungslos, wie manche Journalisten schreiben. In „Steuern - Der große Bluff“ erklärt #NoWaBo, wie in Deutschland #Steuern hinterzogen und umgangen werden, außerdem rechnet er mit der Lobby der Steuergegner ab, die in den Medien häufig Gehör finden.
Walter-Borjans vertritt sozialdemokratische Positionen, aber genau dies missfällt vor allem jenen, die sehr viel haben und möglichst wenig davon abgeben wollen. Verwunderlich ist das nicht, schon Karl Marx hat im 19. Jahrhundert erklärt, warum Macht über das Kapital häufig auch Macht über die Medien bedeutet.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Norbert Walter-Borjans und die Steuern.
Literatur:
Karl Marx: Die deutsche Ideologie. Marx-Engels-Werke, Bd. 3.
Dietz
Norbert Walter-Borjans: „Steuern – Der große Bluff“. KiWi-Paperback.
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12/11/2019 • 27 minutes, 12 seconds
Ep. 17: Was bedeutet Kapitalismus?
Das Wort „Kapitalismus“ nehmen viele Menschen, darunter auch etliche Wirtschaftsjournalisten, eher ungern in den Mund. Lieber redet man von „Marktwirtschaft“, „sozialer Marktwirtschaft“ oder einfach von „der Wirtschaft“, wo man eigentlich ein Wirtschaftssystem, nämlich den Kapitalismus, benennen möchte.
Warum aber scheut man vor dem Wort zurück? Die Antwort ist simpel: Der Begriff verweist darauf, dass es eben nur ein spezielles (zugegebenermaßen sehr erfolgreiches) System ist, das eine Geschichte hat – das heißt, dass es dieses System, in dem wir heute im Westen alle leben, nicht immer schon gegeben hat.
Jahrhundertelang lebte die Menschheit ohne den Kapitalismus. Zwar gab es Märkte und Warentausch, doch der Kapitalismus ist eine relativ neue Erfindung, die ihre erste Blütezeit mit der bürgerlichen Gesellschaft im 19. Jahrhundert erlebte. Bereits damals bemühte man sich, den Kapitalismus als eine natürliche Ordnung zu verkaufen und immunisierte sich so vor Kapitalismuskritik.
Doch was bedeutet Kapitalismus genau? Wie funktioniert das System, wo liegen seine Vor- und Nachteile? Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in einer neuen Folge von „Wohlstand für Alle“.
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12/4/2019 • 21 minutes, 14 seconds
Ep. 16: Olympiastadion: So blöde war die Weltrettung noch nie!
Es ist eine gigantische Crowd-Funding-Kampagne: Insgesamt 2,7 Millionen Euro sollen auf der Plattform Startnext gesammelt werden, um das Berliner Olympiastadion für ein wahnsinnig demokratisches Happening zu mieten.
29,95 Euro kostet ein Ticket für die Großveranstaltung, bei der Petitionen zur Verbesserung des Klimas und der sozialen Verhältnisse sowie gegen Diskriminierung und Rassismus kollektiv unterzeichnet werden sollen, um, wie es in dem an Peinlichkeit kaum überbietenden Imagevideo zu der Kampagne heißt, „in Lichtgeschwindigkeit“ die Welt zu verändern.
Hinter dem Projekt stehen nicht nur Prominente wie die #FridaysForFuture-Aktivistin Luisa Neubauer und TV-Moderatorin Charlotte Roche, sondern auch das Berliner #Startup-Unternehmen einhorn, das bereits durch die Petition zur sogenannten #Tamponsteuer auf sich aufmerksam machte. Das für Juni 2020 geplante Festival offenbart gleich mehrere Ideologien der modernen Wirtschaftswelt, der es geschickt gelingt, selbst die Konsumkritik konsumierbar zu machen.
In der neuen Folge des Wirtschaftspodcasts „Wohlstand für Alle“ entlarven Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt die Naivität und Heuchelei des Events und erläutern, wer hinter der Kampagne steckt.
Die wahre Chronologie der Tamponsteuer: https://twitter.com/njroloff/status/1198659085232680961/photo/1
Der einhorn-Gründer Waldemar Zeiler: https://www.youtube.com/watch?v=0eFSRkGuDgE&t
Die Demo: https://www.youtube.com/watch?v=QYOkHLVc-ao&fbclid=IwAR04F-BT5uHrvnLg1VaGLI54kVIkdKADmEpBHWjK_YqbpCjTgYYTYFjM-IQ
Literatur:
Luc Boltanski, Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus. Herbert von Halem Verlag.
Karl Marx: Das Kapital. Karl Dietz Verlag
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11/26/2019 • 29 minutes, 54 seconds
Ep. 15: Warum alle über ETFs reden
Sie gelten als Wundermittel in Zeiten der Krise: Indexfonds bzw. ETFs (exchange-traded funds). Einzelne Aktien zu kaufen, kann riskant sein, vor allem für Laien, die sich mit den Finanzmärkten nicht richtig auskennen. Risikoreich sind trotz einer breiteren Streuung allerdings auch Fonds, da sich deren Manager schließlich irren können.
Was also, wenn man einen Fond ganz nach einem Index ausrichtet oder den Index vielmehr direkt nachbildet? Gemanagt werden müsste dieses #Finanzprodukt dann nicht mehr von Menschen, sondern die Steuerung könnte automatisch über Programme und Künstliche Intelligenzen erfolgen. Selbst der berühmte Investor Warren #Buffett ist davon angetan. Und die #Banken sind ohnehin begeistert von den seit einigen Jahren immer populärer werdenden Indexfonds.
Wer in Zeiten von Niedrig- und Negativzins Geld sparen will, der soll ETFs kaufen, heißt es allerorten. Doch ist das wirklich so sinnvoll? Wie funktionieren die Indexfonds genau? Und was ist, wenn es erneut eine Finanzkrise wie im Jahr 2007 gibt?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge des Wirtschaftspodcast „Wohlstand für Alle“.
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11/20/2019 • 17 minutes, 23 seconds
Ep. 14: Das Bedingungslose Grundeinkommen - eine Antwort auf die Digitalisierung?
Werden durch die Digitalisierung Millionen Arbeitsplätze wegfallen? Droht uns eine Massenarbeitslosigkeit? Aber wer sollte die Produkte, die dann weitgehend ohne Personal gefertigt werden, sich noch leisten können?
Verfechter eines bedingungslosen Grundeinkommens (#BGE) glauben, dass sie darauf eine Antwort haben. Wenn jeder Bürger vom Staat monatlich einen fixen Betrag ohne Gegenleistung erhält, muss uns vor den gesellschaftlichen und technischen Umbrüchen nicht bange sein.
Zumal wir ohnehin in einer #Überflussgesellschaft leben. Keineswegs sind es nur linke Politiker, die sich für ein BGE aussprechen, auch liberale und neoliberale Ökonomen und Unternehmer denken über solche Konzepte nach, die sich allerdings stark voneinander unterscheiden. Manche bedeuten sozialen Kahlschlag, andere sind der erste Schritt zu einer gerechten #Umverteilung.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt sowohl über das Konzept des dm-Gründers Götz Werner als auch über das der Linken-Politikerin Katja Kipping. Mehr dazu im Video!
Literatur:
Götz Werner: Einkommen für alle: Bedingungsloses Grundeinkommen - die Zeit ist reif. Kiepenheuer & Witsch.
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11/13/2019 • 22 minutes, 25 seconds
Ep. 13: Aktien als Altersvorsorge? Unfug!
Zinsen gibt es nicht mehr, das Ersparte – das verrät ein Blick auf die Inflationsrate – schrumpft folglich nach und nach. Was also tun? Wie soll man sein Geld anlegen, damit es nicht weniger, sondern vielleicht sogar etwas mehr wird?
Gerade im Alter ist eine private Absicherung für viele unabdingbar. Wenn Sparbücher oder Bundesschatzbriefe keine Option mehr sind, schlägt die Stunde der Finanzmärkte. „Bürger, kauft Aktien!“, heißt es allerorten. Der mögliche CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz forderte vor einer Weile in der „Zeit“ sogar eine „Kultur des Aktiensparens“.
Gerne verweisen neoliberale Politiker und Ökonomen dabei auf Norwegen, wo die Altersversorgung bereits sehr eng mit dem Aktienmarkt verknüpft ist. Doch sind Aktien wirklich eine sichere und sinnvolle Alternative? Und welche Aktien erwirbt man da eigentlich, wenn man sie nicht einzeln kauft, sondern in Fonds investiert?
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die hochproblematischen Sparvorschläge. Mehr dazu im Video!
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11/6/2019 • 24 minutes, 6 seconds
Ep. 12: Postdemokratie - Die Geschichte des Neoliberalismus (Teil 2)
Auf der zweiten Welle des Neoliberalismus surften nicht mehr konservative und rechte Politiker, sondern es war in den USA der Demokrat Bill Clinton, in Großbritannien Tony Blair, der Chef der Labour-Partei, und in Deutschland der Sozialdemokrat Gerhard Schröder in der rot-grünen Koalition.
Als sie regierten, setzten sie den neoliberalen Wirtschaftskurs fort, indem sie die Sozialausgaben senkten, die Finanzmärkte weiter liberalisierten und kräftig aufrüsteten. Als man die ehemalige britische Premierministerin Margret #Thatcher, die die erste Welle des Neoliberalismus in Gang setzte, einmal fragte, was sie als ihren größten Erfolg ihrer Politik ansehen würde, antwortete sie prompt: „Tony Blair und New Labour!“
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die neoliberale Wirtschaftspolitik der 1990er- und 2000er-Jahre und zeigen, wie diese unsere #Demokratie in eine #Postdemokratie verwandelt hat. Mehr dazu im Video!
Literatur:
Thomas Biebricher: Neoliberalismus zur Einführung. Junius Verlag.
Colin Crouch: Postdemokratie. Suhrkamp.
Wolfgang Streeck: Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus. Suhrkamp
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10/30/2019 • 23 minutes, 36 seconds
Ep. 11: Was ist Helikoptergeld?
Stellen wir uns vor, wir würden eines schönen Tages zum Himmel hinaufblicken und frische Euroscheine würden sanft auf uns herabregnen. Abgeworfen würde das Geld von Helikoptern aus. Aber wer sollte so etwas tun? Und warum?
Gewiss, das Szenario mutet eigenartig an, doch es gibt tatsächlich seit Jahrzehnten von anerkannten Ökonomen in diese Richtung gehende Überlegungen zur #Geldpolitik. Sowohl Milton Friedman als auch John Maynard Keynes dachten darüber nach. Seit zwei Jahren ist das sogenannte Helikoptergeld erneut in aller Munde – manche warnen davor, andere sehnen es herbei, um eine erneute #Wirtschaftskrise zu verhindern.
Produzieren und verteilen könnte es die Europäische Zentralbank (#EZB), wenngleich es dann wohl nicht aus Hubschraubern abgeworfen würde, sondern beispielsweise per Scheck an alle Haushalte gehen könnte. Aber es gibt noch andere Möglichkeiten der Verteilung, sogar ökopolitische Ideen werden diskutiert. In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ stellen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt das Konzept vor.
Literatur:
Milton Friedman: Die optimale Geldmenge und andere Essays. Verlag Moderne Industrie.
John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Duncker und Humblot.
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10/23/2019 • 23 minutes, 43 seconds
Ep. 10: Die Geschichte des Neoliberalismus (Teil 1)
„There Is No Alternative“ – dieser Glaubenssatz der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher geistert noch heute durch politische und ökonomische Diskurse.
Gemeint ist damit in erster Linie: Es gibt keine Alternative zum Neoliberalismus. Doch diese, wirft man einen Blick auf die Geschichte des Liberalismus, gab es eigentlich schon. Der Begriff Neoliberalismus ist heute in aller Munde, wenngleich ihn Neoliberale nicht besonders gerne hören und ihn häufig als linken Kampfbegriff charakterisieren.
Dabei haben Liberale selbst den Begriff ins Leben gerufen und geprägt – und damit eine Wirtschaftspolitik entfacht, die bis heute in nahezu allen westlichen Ländern vorherrschend ist.
In der neuen Folge von „Wirtschaft für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über die Anfänge des Neoliberalismus als Ideologie und als konkrete Wirtschaftspolitik. Mehr dazu im Video!
Literatur:
Thomas Biebricher: Neoliberalismus zur Einführung. Junius.
Friedrich A. v. Hayek: Der Weg zur Knechtschaft. Lau Verlag.
Milton und Rose Friedman: Chancen, die ich meine. Free to Choose. Ein persönliches Bekenntnis. Ullstein.
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10/16/2019 • 19 minutes, 44 seconds
Ep. 09: Warum Bargeld geprägte Freiheit ist
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte vor einer Weile: „Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und das bedeutet, alles was digitalisierbar ist, wird auch digitalisiert werden.“
Das klingt so, als würde sich ein unaufhaltsames Naturgesetz vollziehen, es ist aber in erster Linie eine Behauptung. Doch trifft diese auch auf unser Geld zu? Schon jetzt bekommt man in einigen europäischen Ländern Schwierigkeiten, wenn man im Supermarkt oder beim Busfahrer mit Bargeld zahlen will. Elektronisches Bezahlen wird immer unkomplizierter, immer häufiger dient das Smartphone als Geldbörse, in manchen Flüchtlingslagern wird sogar per Iris-Scan bezahlt.
Was als Fortschritt propagiert wird, ist in Wahrheit ein großer Rückschritt. Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt sprechen in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ über die drohenden Gefahren.
Literatur:
Norbert Häring: Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen: Der Weg in die totale Kontrolle. Bastei Lübbe.
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10/9/2019 • 20 minutes, 21 seconds
Ep. 08: Die Hartz-IV-Ideologie
Es war eine konzertierte Aktion – die neoliberale rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer attackierte mit der #Agenda2010 den #Sozialstaat, und ein Großteil der Medien half dabei kräftig mit. Journalisten schürten den Hass auf Arbeitslose.
Anfang der 2000er-Jahre wurde Hartz IV eingeführt, was in erster Linie bedeutete, dass die Arbeitslosenhilfe und die #Sozialhilfe zusammengelegt wurden, um, wie Schröder später beim Weltwirtschaftsforum in Davos stolz verkündete, den größten Niedriglohnsektor in Mitteleuropa zu schaffen.
Für die Betroffenen zeigte man wenig Mitleid – im Gegenteil: Sie wurden als Faulpelze und Parasiten verhöhnt. Dabei bedeutet Hartz-IV-Empfänger zu sein, wie Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ erklären, in Armut zu leben.
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10/2/2019 • 22 minutes, 7 seconds
Ep. 07: Top, die Wette gilt! Wie an der Börse um Milliarden gezockt wird
Durch die Immobilien- und Finanzkrise von 2007/2008 lösten sich Milliarden in Luft auf oder sie wurden in die Rettung von Banken gesteckt.
Doch bei der Krise haben keineswegs alle verloren: Einige Spekulanten erkannten früh sowohl den Ernst der Lage als auch die Schwachstellen des Finanzmarktes und wetteten auf den Zusammenbruch des Systems.
Auf den Verlust eines Wertpapiers zu wetten, was im Börsenjargon auch Shorten genannt wird, ist eine durchaus gängige Praxis. Ausgelöst wurde die Krise ursprünglich durch faule Kreditpakete, doch verdient wurde an ihr durch absurd anmutende Ausfallversicherungen.
Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt erklären in der neuen Folge von „Wohlstand für alle“ die komplexen Finanzmarktmechanismen hinter der Krise.
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9/25/2019 • 16 minutes, 11 seconds
Ep. 06: Warum eine CO2-Steuer ungerecht ist
Radikale Schritte sind erforderlich, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Doch sind eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch und die Einführung einer CO2-Steuer wirklich die Lösung?
Während die Unternehmenssteuern in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken sind, kann dies von Verbrauchsteuern nicht behauptet werden. Man denke nur an die Ökosteuer, aber auch die Mehrwertsteuer wurde von 16 auf 19 Prozent erhöht. Ob Verbrauch- oder Mehrwertsteuer – jeder ist davon betroffen, egal ob arm oder reich, jung oder alt.
Gerecht ist das nicht, denn solche Steuererhöhungen bekommen vor allem diejenigen zu spüren, die ohnehin nicht viel haben. Mit den Gelbwesten-Protesten regte sich bereits in Frankreich Widerstand gegen diese unsoziale Steuerpolitik; das könnte auch in Deutschland geschehen, sollte wirklich eine CO2-Steuer kommen.
In der neuen Folge von „Wohlstand für Alle“ sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt über Verbrauchsteuern.
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9/18/2019 • 18 minutes, 28 seconds
Ep. 05: Warum die Bahn zu spät kommt
"Urlaub von Anfang an“, lautete 1975 ein Werbeslogan der Bahn, als sie noch die Deutsche Bundesbahn hieß. Es müssen herrliche Zeiten gewesen sein, als noch nicht Profitinteressen darüber entschieden, wo und wann die Züge abfahren.
Durch die Bahn-Reform wurde aus der Bundesbahn die Deutsche Bahn AG. Auch sie hat schöne Werbesprüche wie etwa „Die Bahn kommt“ – nur leider tut sie dies eben oft zu spät und dann noch in falscher Wagenreihung. Woran aber liegt es, dass zum einen gefordert wird, die Bürger sollen aus Gründen des Klimaschutzes und um die maroden Straßen zu entlasten, mehr Bahn fahren, zum anderen jedoch die Bahn schlichtweg zu teuer, zu häufig zu spät und für die ländlichen Teile des Landes völlig unpraktisch ist?
Darüber sprechen Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt in der 5. Folge von „Wohlstand für Alle“.
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9/11/2019 • 19 minutes, 3 seconds
Ep. 04: Libra - so gefährlich ist das Facebook-Geld
Lange schon ist Facebook weit mehr als nur ein „soziales“ Netzwerk, der Konzern ist eine gigantische Werbeplattform, die im Jahr 2017 einen Umsatz von 41 Milliarden US-Dollar erzielte und spätestens während des letzten US-Wahlkampfs ihre Unschuld gänzlich verloren hat.
Jetzt will Facebook-Chef Mark Zuckerberg die Macht der Plattform noch ausweiten und eine eigene Facebook-Währung auf den Weltmarkt bringen. Libra soll das digitale Geld heißen, das die Weltwirtschaft radikal verändern und einen Angriff auf unsere bürgerlichen Freiheitsrechte bedeuten könnte.
Praktisch, bequem und einfach soll das Libra-Geld sein, doch vor allem ist das Facebook-Geld gefährlich – für schwache Währungen, aber möglicherweise auch für die Weltwährungen. Besonders brisant: Facebooks Vorbild ist China.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt im Video!
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9/4/2019 • 20 minutes, 46 seconds
Ep. 03: Steuersenkungen? Nein, danke!
Steuersenkungen sind gut! Wirklich? So lautet zumindest ein Mantra der Wirtschaftswelt, auch Politiker und Journalisten wiederholen es unaufhörlich.
Wenn Unternehmen weniger Steuer zahlen, dann können sie kräftig investieren – in neue Technologien, in zukunftsweisende Projekte. Das schafft Arbeitsplätze und am Ende profitiert jeder davon.
Das ist ein schönes Märchen, die Realität sieht fundamental anders aus: Hier zeigt sich, dass Steuersenkungen keineswegs das Allheilmittel sind und dass es zudem häufig der Staat selbst ist, der für die nötigen Innovationen sorgt.
Mehr dazu von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt im Video!
Literatur:
Mariana Mazzucato: Das Kapital des Staates: Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum. Kunstmann.
Quellen:
Unternehmenssteuern im internationalen Vergleich:
https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/globalisierung/52650/unternehmenssteuern
Investitionsquote Deutschlands:
https://www.diw.de/de/diw_01.c.423663.de/presse/diw_glossar/investitionsquote_investitionsluecke.html
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8/28/2019 • 19 minutes, 32 seconds
Ep. 02: 40-Stunden-Woche - Warum wir zu viel arbeiten
Warum müssen wir eigentlich so viel arbeiten? – fünf Tage pro Woche, acht Stunden am Tag. Es ist paradox: Zum einen ist die Sorge groß, die Digitalisierung könnte viele Arbeitsplätze kosten, zum anderen wird an der 40-Stunden-Woche festgehalten, als sei sie ein Naturgesetz.
Doch warum arbeiten wir heute überhaupt 40 Stunden pro Woche und nicht wesentlich weniger? Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt werfen einen Blick in die Geschichte der Arbeit und zeigen, dass bereits im 19. Jahrhundert, als Menschen für eine Arbeitszeitverkürzung eintraten, Wirtschaftsfunktionäre vor dem Ende des Wohlstands warnten – wie derzeit auch wieder. Doch das Gegenteil war der Fall.
Was können wir aus der Geschichte heute lernen? Mehr dazu in der 2. Folge des Wirtschaftspodcasts „Wohlstand für Alle“.
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8/21/2019 • 20 minutes, 19 seconds
Ep. 01: Wie Geld per Knopfdruck entsteht
Wie selbstverständlich zahlen wir mit unserer Kreditkarte oder leihen uns bei der Bank Geld. Doch selten denken wir daran, dass dadurch Geld aus dem Nichts produziert wird. Genauer gesagt: per Knopfdruck. Die Macht der Zentralbanken ist enorm, darüber wird oft diskutiert, vergessen wird dabei aber, dass die Privatbanken in der Lage sind, Giralgeld bzw. Buchgeld herzustellen. Wie entsteht dieses Geld genau? Hat dieses Geld einen wirklichen Wert? Und ist diese Art der Geldvermehrung überhaupt demokratisch? In der ersten Folge von "Wohlstand für Alle" widmen sich Ole und Wolfgang diesen Fragen. Mehr dazu im Video!
Literatur:
Aaron Sahr: Keystroke-Kapitalismus. Ungleichheit auf Knopfdruck. Hamburger Edition/bpb.
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