Was genau machen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Archiv? Wer nutzt die Akten und warum? Wie diskutieren ForscherInnen, Zeitzeugen und Interessierte über die DDR und das Wirken der Stasi? Der Podcast gibt Einblicke in die Arbeit des Stasi-Unterlagen-Archivs und sucht den Dialog mit Nutzerinnen und Nutzern der Akten. Episoden mit Gesprächen wechseln sich ab mit Veranstaltungsmitschnitten zu historischen und aktuellen Themen aus der Beschäftigung mit dem Archiv und seiner Geschichte. Jede Episode endet mit einem Ton-Beispiel aus dem Archiv.
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Ep. 76 - Stasi-Akten nicht lesen
Was heißt es eigentlich, wenn jemand sich entscheidet, lieber nicht in Stasi-Akten zu schauen? Die Historikerin Dagmar Ellerbrock und der Psychologe Ralph Hertwig haben dieser Frage ein Forschungsprojekt gewidmet. Im Gespräch erläutern sie die methodischen Herausforderungen, etwas zu erforschen, was nicht passiert, aber auch die vielschichtige Motivlage für das "gewollte Nichtwissen", mit neuen Fragen auch an das Archiv und die Betrachtung von Unrechts-Aufarbeitung
12/28/2022 • 1 hour, 11 minutes, 34 seconds
Ep. 75 - Tod in Stasi-Haft: Das Leben des Matthias Domaschk
Im April 1981 starb der 23-jährige Matthias Domaschk in Gera in der Untersuchungshaft der Stasi. Sein Tod war ein schockierendes Ereignis für seine Freunde, mit langanhaltenden Konsequenzen. Was aber genau führte zu diesem Moment? Der Journalist und Autor Peter Wensierski, der seit Jahrzehnten auch in Stasi-Unterlagen recherchiert, hat sich an die Rekonstruktion des Lebens und der letzten Tage von Matthias Domaschk gemacht. Im Gespräch gibt er einen Einblick in seine aufwändige Recherche für ein neues Buch.
12/14/2022 • 1 hour, 46 seconds
Ep. 74 - Wie die Charité Folgen der Stasi-Haft erforscht
Im Forschungsverbund "Landschaften der Verfolgung" beschäftigt sich ein Teilprojekt mit den körperlichen und psychischen Folgen politischer Haft in der DDR. Welche Rolle dabei die Stasi-Akten spielen und wie die Verbundpartner Charité und Gedenkstätte Hohenschönhausen dieses Projekt umsetzen, erläutern Stefan Röpke und Tolou Maslahati von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité sowie Stefan Donth von der Gedenkstätte Hohenschönhausen.
11/30/2022 • 53 minutes, 58 seconds
Ep. 73 - Wie Stasi-Generäle ihre Arbeit sahen
Selten haben die Verantwortlichen des Ministeriums für Staatssicherheit öffentlich über ihre Arbeit gesprochen. Der Dokumentarfilm "Alltag einer Behörde" aus dem Jahr 2002 hat die Ansichten von neun hochrangigen Offizieren und Generälen eingefangen. Beim Campus-Kino 2022, dem Filmfestival in der Stasi-Zentrale, sprach einer der beiden Autoren des Films, der Regisseur Christian Klemke, darüber, wie der Film zustande kam.
11/16/2022 • 33 minutes, 55 seconds
Ep. 72 - Das Jahr 1971 - Machtwechsel in der DDR
Das Jahr 1971 war für die SED einschneidend: Im Mai vollzog sich der einzige Machtwechsel vor dem Herbst 1989. Unter dem neuen Generalsekretär Erich Honecker stieg Staatssicherheitsminister Erich Mielke in das Politbüro auf. Der Historiker Ronny Heidenreich, Mitarbeiter im Editionsprojekt "DDR im Blick der Stasi", erläutert Hintergrunde zum Machtwechsel entlang der Berichte der Stasi an die SED-Führung: Es gab Warnungen vor der wachsenden Unzufriedenheit über die Versorgungslage aber auch eine hochgeheime Einschätzung zur Wahl Honeckers durch Erich Mielke
11/2/2022 • 47 minutes, 13 seconds
Ep. 71 - Das NS-Archiv der Stasi
Dokumente der NS-Diktatur in der DDR waren seit den späten 1960er Jahren komplett unter Kontrolle des Ministeriums für Staatssicherheit. Die Hauptabteilung IX, zuständig für strafrechtliche Ermittlungen, verwaltete dieses geheime NS-Archiv mit etwas 10 Kilometern Akten. Es wurde unter anderem dafür genutzt, Politiker in der Bundesrepublik ihrer geheimen Nazi-Vergangenheit zu überführen oder auch unentdeckte NS-Verstrickte in der DDR zur Mitarbeit zu pressen. Herny Leide vom Stasi-Unterlagen-Archiv in Rostock forscht seit langem zu diesem Thema.
10/19/2022 • 38 minutes, 23 seconds
Ep. 70 - "Sibylle", die Stasi und ein Spielfilm
Der Spielfilm "In einem Land, das es nicht mehr gibt" portraitiert die wenig bekannte Modeszene in der DDR rund um die Zeitschrift "Sibylle". Regisseurin und Drebuchautorin Aelrun Goette erzählt im Gespräch über die Inspiration zum Film, ihre Erinnerung an die DDR und was das Lesen ihrer Stasi-Akte bedeutet hat.
10/5/2022 • 49 minutes, 37 seconds
Ep. 69 - Kulturgutverluste und die Stasi
Nicht nur während des Nationalsozialismus wurden wertvolle Kunstobjekte ihren ursprünglichen Besitzerinnen und Besitzern unter Druck entzogen, sondern auch in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR. Ralf Blum und Arno Polzin, Mitarbeiter der Forschung im Stasi-Unterlagen-Archiv, sind auf Spurensuche nach Belegen für solche Kulturgutentziehungen und -transfers in den Stasi-Unterlagen gegangen. Im Gespräch erzählen sie, was sie dabei gefunden haben.
9/21/2022 • 55 minutes, 54 seconds
Ep. 68 - Die Akten meiner Mutter
Unter den Tausenden Anträgen auf persönliche Akteneinsicht pro Jahr im Stasi-Unterlagen-Archiv sind zunehmend auch Anträge von nahen Anghörigen verstorbener. Silvia Bergmann erzählt, warum sie einen Antrag zu ihrer verstorbenen Mutter gestellt hat und fragt nach, was in der Antragsbearbeitung dann mit ihrem Antrag geschieht.
9/7/2022 • 1 hour, 21 seconds
Ep. 67 - Das Jahr 1959
Im zehnten Jahr der DDR wollte die Sowjetunion ganz Berlin in die DDR integrieren und drohte mit einer zweiten Blockade. In der DDR waren Fleisch, Eier und Bleche in der Autoproduktion knapp. Die Historikerin Ann-Kathrin Reichardt hat die damals streng geheimen Berichte der Zentralen (Auswertungs-) und Informationsgruppe (ZAIG) des Ministeriums für Staatssicherheit zum Jahr 1959 ausgewertet, für die Edition "Die DDR im Blick der Stasi".
8/24/2022 • 43 minutes, 47 seconds
Ep. 66 - Sport, Doping und Stasi
Mit dem sogenannten Staatsplan-Thema 14.25 wurden in der DDR 1974 staatliche Vorgaben für den Aufbau eines geheimen und umfassenden Systems des staatlich organisierten Dopings bei Leistungssportlern gemacht. Im Gespräch erzählt die ehemalige Spitzenleichtathletin Gesinde Tettenborn (ehemals Walther), wie sie die Auswirkungen dieses Planes als junge Frau erlebt hat und wie sie dabei auch mit der Stasi in Berührung kam.
8/10/2022 • 1 hour, 2 minutes, 4 seconds
Ep. 65 - Zonenrandgebiet
Die deutsche Teilung von 1945 bis 1990 produzierte einen fast 1.400 Kilometer langen Grenzstreifen zwischen Ost und West, der auf westdeutscher Seite zum „Zonenrandgebiet“ wurde. Was über 40 Jahre lang in diesem Gebiet passierte, hat die Geschichtsprofessorin Astrid M. Eckert erstmals umfassend untersucht. Neben wirtschaftlichen Aspekten der Grenze geht es im Gespräch auch um die Touristenattraktion „Eiserner Vorhang" und die Strategien des MfS.
7/27/2022 • 57 minutes, 17 seconds
Ep. 64 - Umweltzerstörung im Chemiedreieck
Im Chemierevier Halle-Bitterfeld in der DDR regte sich in den 1980er Jahren zunehmend Protest der Bevölkerung gegen die massive Umweltzerstörung durch die Industrieproduktion. Martin Stief erklärt im Gespräch, wie die Stasi angesichts einer zunehmend umweltbewussten Bevölkerung und handlungsunfähiger Behörden und Betriebe Umweltprobleme vertuschte, indem sie für eine strikte Geheimhaltung von Umweltdaten sorgte und dazu Wissensträger lückenlos überwachte und die staatlich unabhängige Umweltbewegung observierte und bekämpfte. Sein Buch zum Thema heißt "Stellt die Bürger ruhig!"
7/13/2022 • 56 minutes, 16 seconds
Ep. 63 - Stasi-Akten für Bühne und Film
Das Stasi-Unterlagen-Archiv wird nicht nur von HistorikerInnen oder Menschen genutzt, die ihr eigenes Schicksal in der DDR aufklären wollen, sondern auch von zum Beispiel Künstlerinnen und Künstlern. In dieser Folge tauschen sich eine Schauspielerin, eine Dramaturgin, eine Fotografin und Autorin, ein Filmemacher und eine bildende Künslterin über die Umsetzung von Aktenrecherche in künstlerische Projekte aus.
6/29/2022 • 54 minutes, 46 seconds
Ep. 62 - Computerspiele und die Stasi
Die DDR war zwar offiziell von westlichen Hightech-Gütern abgeschnitten, doch Computerspiele fanden einen Weg und wurden toleriert, weil sie Jugendliche ans Programmieren für den Sozialismus heranführen sollten. Das Halbleiterwerk Frankfurt/Oder produzierte 1979 die erste und einzige Videospielkonsole der DDR. Mit den in den 1980ern folgenden Heimcomputern des "kapitalistischen Westens" konnte die DDR allerdings nicht gleichziehen, sie durften aber importiert werden. So kamen Spielefans unter Beobachtung und Moskau-feindliche Games auf den Index. Daniel Bosch, Online-Redakteur im Stasi-Unterlagen-Archiv, hat dazu geforscht..
6/15/2022 • 47 minutes, 56 seconds
Ep. 61 - Die Stasi fotografiert Tempelhof
Das Ministerium für Staatssicherheit hatte im geteilten Berlin trotz Mauer mehr oder weniger unbemerkt jederzeit Zugang zum Westteil der Stadt. Im Bezirk Tempelhof interessierte sie sich insbesondere für den Flughafen im amerikanischen Sektor und den südlichen Grenzverlauf. Kuratorin Heike Stange erzählt im Gespräch mit Museumsleiterin Dr. Irene von Götz wie sie aus Beobachtungsfotos der Stasi eine Ausstellung gemacht hat.
6/1/2022 • 46 minutes, 31 seconds
Ep. 60 - DDR-Punks und die Stasi
Als in den späten 1970er Jahren ein neues Musik-Phänomen namens Punk auftauchte, hatte die Stasi ihre üblichen Analyseinstrumente geschärft. Wie schon zuvor Rock und Beat galt ihr auch der Punk als eine "westliche Strategie", die Jugend vom sozialistischen Kurs abzubringen. Der Musikwissenschaftler Florian Lipp hat die Geschichte des Punk in der DDR erforscht und dabei interessante Binnenansichten zur späten DDR formuliert.
5/18/2022 • 58 minutes, 53 seconds
Ep. 59 - Jugendliche unter Stasi-Druck
Das Aufwachsen in der SED-Diktatur war für junge Menschen durch einen hohen Druck auf Anpassung an die Vorgaben des Staates geprägt. Wie man dabei mit der Stasi in Berührung kommen konnte und welche Konsequenzen das hatte, erzählen in der heutigen Folge Angela Marquardt (Jahrgang 1971), Frank Linksminat (Jahrgang 1964) und Tim Eisenlohr (Jahrgang 1973).
5/4/2022 • 1 hour, 9 minutes, 51 seconds
Ep. 58 - Stasi-Technik: Bänder, Drähte, Video2000
Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR hat vieles mitgeschnitten – auf Tonband mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, auf Draht, auf Cassetten, auf Video2000 und U-matic. Um die zahlreichen, zum Teil exotischen Formate digitalisieren zu können, hat der Rundfunk- und Fernsehtechniker Dirk Ullrich einen ganzen Park an Geräten für seine Arbeit im Stasi-Unterlagen-Archiv beschafft. Im Gespräch stellt er mehrere solcher Maschinen vor. Ein Rundgang durch analoge Technikgeschichte.
4/20/2022 • 47 minutes, 16 seconds
Ep. 57 - Eine US-Studentin in der DDR
Die US-Amerikanerin Debby Pattiz verbrachte 1988 ein Auslandssemester an der damaligen Wilhelm-Pieck-Universität Rostock. Über 30 Jahre später beginnt sie eine Spurensuche ihrer Zeit als "Klassenfeind" hinter dem Eisernen Vorhang. Für ein Buchprojekt stöberte sie in Tagebüchern, recherchierte Zeitzeugen und natürlich auch im Stasi-Unterlagen-Archiv.
4/6/2022 • 57 minutes, 20 seconds
Ep. 56 - Die vergessene Vertretung in Bonn (technical update)
Ab 1974 unterhielten beide deutsche Staaten eine „Ständige Vertretung“: Die Bundesrepublik eine in Ost-Berlin, die DDR eine in der Bundeshauptstadt Bonn. Die Journalistin und Autorin Annette Wieners hat nach intensiver Recherche (auch im Stasi-Unterlagen-Archiv) einen Roman geschrieben, der sich dem fast vergessenen Alltag der Ständigen Vertretung in Bonn beschäftigt, in dem die Stasi eine zentrale Rolle spielte. (technischer Update der Folge 56 vom 23.3.22)
3/25/2022 • 46 minutes, 28 seconds
Ep. 56 - Die vergessene Vertretung in Bonn
Ab 1974 unterhielten beide deutsche Staaten eine „Ständige Vertretung“: Die Bundesrepublik eine in Ost-Berlin, die DDR eine in der Bundeshauptstadt Bonn. Die Journalistin und Autorin Annette Wieners hat nach intensiver Recherche (auch im Stasi-Unterlagen-Archiv) einen Roman geschrieben, der sich dem fast vergessenen Alltag der Ständigen Vertretung in Bonn beschäftigt, in dem die Stasi eine zentrale Rolle spielte.
3/23/2022 • 46 minutes, 28 seconds
Ep. 55 - Der KGB und das MfS
Das Verhältnis zwischen den "befreundeten" Geheimdiensten KGB und Ministerium für Staatssicherheit der DDR wurde durch den Begriff "großer
Bruder Sowjetunion" geprägt. So überschreibt der Historiker Douglas Selvage seine Studien über die beiden östlichen Dienste, die er zusammen
mit dem Historiker Georg Herbstritt jetzt in einem Buch herausgegeben hat. Im Gespräch illustriert er die Facetten dieser nicht unproblematischen Zusammenarbeit.
3/9/2022 • 1 hour, 6 minutes, 7 seconds
Ep. 54 - Grenz-Geschichte(n) aus Suhl
Entlang der tödlich gesicherten Grenz durch das geteilte Deutschland gab es seit Mitte der 1960er Jahre auf Westseite "Grenzinformationsstellen". Von dort aus konnte man in dei DDR schauen und sich über das Grenzregime informieren. Wie die Stasi diese "Feindobjekte", zum Beispiel einen Aussichtsturm in Oberfranken, in den Blick nahm, erzählt Sascha Münzel, Historiker und Mitarbeiter der Außenstellen Suhl des Stasi-Unterlagen-Archivs im Bundesarchiv. Dort lagern knapp vier Kilometer der Stasi-Akten des Archivs über die Region Suhl.
2/23/2022 • 40 minutes, 35 seconds
Ep. 53 - Der Prozesse gegen Otto Fleischer 1953
Im September 1953 standen acht führende Figuren des sächsischen Bergbaus in Ost-Berlin vor Gericht und mussten sich dem Vorwurf angeblicher Spionage und Sabotage stellen. Otto Fleischer, Bergbauingenieur und SED-Mitglied, gehörte zu den Angeklagten. Die Stasi schnitt den Schauprozess in einer Länge von 30 Stunden mit. Anhand von Original-Ausschnitten wird die Geschichte des Prozesses erzählt, bei dem Walter Ulbricht und Erich Mielke im Hintergrund in einer bewegten politischen Phase der DDR die Strippen zogen.
2/9/2022 • 41 minutes, 38 seconds
Ep. 52 - Die langen Schatten der Diktatur
Diktaturen erzeugen Leid auf vielen Ebenen. Diese Folge des Podcasts erzählt von psychischen Störungen durch Haft bei der Stasi, aber auch durch andere Formen von staatlicher Misshandlung. Wir sprechen darüber mit Evelyn Zupke, der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED-Diktatur, mit Ulrike Poppe, der ehemaligen Landesbeauftragten für die Folgen der kommunistischen Diktatur in Brandenburg und Zeitzeugin der ersten Akteneinsicht, sowie mit dem Psychologen Stefan Trobisch-Lütge.
1/26/2022 • 45 minutes, 43 seconds
Ep. 51 - Stasi-Themen einer Filmemacherin
Unter den Hunderten Antragstellern pro Jahr für Medienprojekte beim Stasi-Unterlagen-Archiv sind immer wieder auch Filmschaffende. Die Dokumentarfilmautorin Sylvia Nagel hat sich mit zwei sehr unterschiedlichen Themen befasst: den minderjährigen Grenztoten in Berlin sowie der innerdeutschen Grenze und den Flohmärkten in der späten DDR. Im Gespräch reflektiert sie ihre Recherchen.
1/12/2022 • 46 minutes, 7 seconds
Ep. 50 - Vorgang 2021 abgelegt
Podcast-Gastgeber Dagmar Hovestädt und Maximilian Schönherr lassen das Jahr 2021 von "111 Kilometer Akten" kurz Revue passieren.
12/29/2021 • 16 minutes, 38 seconds
Ep. 49 - Die Stasi und die Christbaumkugeln
Im Thüringer Wald produzieren seit Mitte des 19. Jahrhunderts Familienbetriebe gläsernen Weihnachtsschmuck. Zu DDR-Zeiten war diese Produktion auch für die Suhler Bezirksverwaltung der Stasi ein Aufgabengebiet. Zunächst galt es die Enteignung und Verstaatlichung der Familienbetriebe abzusichern und dann später den Verkauf des zerbrechlichen Export-Schlagers zu befördern. Sascha Münzel, Historiker in der Außenstelle Suhl, erzählt von seiner Recherche.
12/15/2021 • 52 minutes, 4 seconds
Ep. 48 - Radio Glasnost und die Störsender der Stasi
Die in West-Berlin ausgestrahlte Sendung "Radio Glasnost — Außer Kontrolle" mit Beiträgen "aus und über die DDR" konnte zwischen Juli 1987 und dem Mauerfall im November 1989 bis 100 km in die DDR hinein empfangen werden. Sie versetzte das Ministerium für Staatssicherheit in helle Aufregung und veranlasste es sogar, Störsender einzusetzen. Die damalige Moderatorin Ilona Marenbach und Redakteur Dieter Rulff erzählen, wie es zu der Sendung kam und wie die Inhalte aus dem Osten im Westen landeten.
12/1/2021 • 54 minutes, 49 seconds
Ep. 47 - Der Thomas Brasch Film - das Drehbuch und die Akten
Ungezählte Biographien sind in den Stasi-Akten aus dem Blickwinkel der Geheimpolizei dokumentiert. Auch der Autor, Schriftsteller und Übersetzer Thomas Brasch, Jahrgang 1945, bis 1977 in der DDR lebend, dann ausgereist in den Westen, hat eine Spur in den Akten hinterlassen. Im November 2021 startet ein Spielfilm über sein Leben in deutschen Kinos. Der Drehbuchautor Thomas Wendrich erläutert im Gespräch, warum er schon häufiger für seine Stoffe im Stasi-Unterlagen-Archiv recherchiert hat, aber für diesen Film darauf eher verzichtete.
11/17/2021 • 49 minutes, 40 seconds
Ep. 46 - Die Stasi an der TU Dresden als App
Auch die Technische Universität Dresden war zu DDR-Zeiten von Interesse für die Stasi. Mit der neuen App "Geheim!" ist eine virtuelle Spurensuche dieser Zeit entlang von Stasi-Akten auf dem Campus möglich. Im Gespräch erklären Maria Fiebrandt, Historikerin und Mitarbeiterin der Außenstelle Dresden, und Benjamin Russig, Diplominformatiker und Projektkoordinator, wie die App entstanden ist und was man alles erfahren kann.
11/10/2021 • 38 minutes, 14 seconds
Ep. 45 - Der MfS-Komplex in Berlin Lichtenberg
Das Stasi-Unterlagen-Archiv ist in Berlin an einem historischen Ort untergebracht: in der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Dieser Ort ist heute auch ein "Campus für Demokratie". Christian Halbrock, Historiker im Stasi-Unterlagen-Archiv, war im Januar 1990 selbst Besetzer der Stasi-Zentrale. Seine Führung durch den zentralen Innenhof gibt uns einen Einblick nicht nur in die Baugeschichte des MfS.
10/27/2021 • 1 hour, 30 seconds
Ep.44 - Der Parteitag, die Liebe und die Fehlfarben
In der Videoserie "40 Dinge. Fundstücke aus 40 Jahren Stasi" präsentiert der Historiker Philipp Springer eine Auswahl von ungewöhnlichen Dingen und Unterlagen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv. Im Gespräch erläutert er seine Herangehensweise, die Recherche und das Prinzip der großen Geschichte, die auch hinter kleinen Dingen steckt.
10/13/2021 • 59 minutes, 25 seconds
Ep. 43 - Das Jahr 1983 im Blick der Stasi
Jedes Jahr der DDR seit 1953 wird in der Edition "Die DDR im Blick der Stasi" analysiert. Das Jahr 1983, Gegenstand des Gesprächs, war durch die global eskalierte nukleare Konfrontation und die deshalb erstarkende Friedensbewegung, den drohenden Staatsbankrott DDR und ein frustrierendes Gefühl von Stagnation in der Bevölkerung geprägt. Seit über 10 Jahren liefern Historikerinnen und Historiker des Stasi-Unterlagen-Archivs mit dieser Edition auch Einblicke in das geheime Berichtswesen der Stasi an die Staats- und Parteiführung. Es diskutieren Zeitzeugen und Forschende.
9/29/2021 • 1 hour, 10 minutes, 5 seconds
Ep. 42 - Von Wanzen und Spionagekameras
Auch die Stasi investierte zur heimlichen Informationsbeschaffung in Technik wie Spionagekameras, Wanzen und sonstiges Gerät. Zuständig dafür war dafür der OTS, der operativ-technische Sektor. Detlev Vreisleben beschäftigg sich schon seit Jahren mit den Unterlagen dieses Bereichs und gibt Einsichten dazu in dieser Folge des Podcasts.
9/15/2021 • 53 minutes, 47 seconds
Ep. 41 - Eine Recherche zur Desinformation
Jedes Jahr werden Hunderte von Forschungsanträgen im Stasi-Unterlagen-Archiv gestellt. Daniel Bonenkamp, Promotionsstipendiat der Stiftung Aufarbeitung, beschreibt in dieser Folge, wie er zum Thema Stasi gekommen ist, was er über eine fast vergessene Desinformationskampagne der Stasi aus dem Jahr 1968 für seine Masterarbeit herausgefunden hat und mit welchen ungewöhnlichen Fragestellungen er nun im Lesesaal des Stasi-Unterlagen-Archivs seine Doktorarbeit vorantreibt.
9/1/2021 • 51 minutes, 59 seconds
Ep. 40 - Born in the GDR
Im Juli 1988 spielte der US-amerikanische Rockmusiker Bruce Springsteen vor Hundertausenden von Fans in Ost-Berlin. Was lange unvorstellbar war, wurde Realität: Rockmusik aus dem Westen konnte in der DDR gefeiert werden. Aber die Begeisterung junger Menschen für Beat, Rock, Punk und andere westliche Musik war den DDR-Oberen und damit auch der Stasi immer ein Dorn im Auge, wie Forscher und Zeitzeugen in dieser Folge erinnern.
8/18/2021 • 54 minutes, 54 seconds
Ep. 39 - Wie Mielke Minister wurde
Die ersten Jahre der DDR waren eine besonders repressive Phase. Die ostdeutschen Kommunisten bauten zunächst unter Anleitung der sowjetischen Besatzer und dann zunehmend in Eigenregie ihre Machtbasis und ihren Herrschaftsapparat aus. 1950 wurde die Staatssicherheit zu einem eigenen Ministerium. 1957 wurde Erich Mielke Minister. Roger Engelmann, Historiker im Stasi-Unterlagen-Archiv spricht über die DDR in den 1940er und 1950er Jahren.
8/4/2021 • 56 minutes, 11 seconds
Ep. 38 - Ost-West-Pakete und die Stasi
Im geteilten Deutschland waren Pakete und Päckchen an Verwandte und Bekannte „drüben“ nicht nur Ausdruck der Pflege von Familienbanden. Der Karton aus dem Westen mit Kaffee und Orangen zeigte auch die Wirtschaftskraft des Westens sowie im Gegenzug das Paket mit Erzgebirge-Schnitzwerken eine Binnenansicht des Mangels an Konsumgütern darstellte. Historikerin Dr. Konstanze Soch beleuchtet die vielen Facetten dieses Austauschs, auch auf Basis der Dokumentation der Stasi, die die Ost-West-Pakekte intensiv in den Blick nahm.
7/21/2021 • 48 minutes, 26 seconds
Ep. 37 - Tod eines Stasi-Offiziers
Am 26. Juni 1981 wurde das letzte Todesurteil der DDR vollstreckt. Werner Teske, 41 Jahre, Hauptmann des Ministeriums für Staatssicherheit, hingerichtet durch einen Nahschuss. Warum endete die vielversprechende Karriere des jungen Wirtschaftswissenschaftlers in der Todeszelle? Autor Gunter Lange diskutiert die Lebensgeschichte von Teske mit der Historikerin Daniela Münkel, Leiterin der Forschung im Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv.
7/7/2021 • 1 hour, 1 minute, 28 seconds
Ep. 36 - Stasi-Unterlagen-Archiv im Bundesarchiv
Mit dem 17. Juni 2021 ging das Stasi-Unterlagen-Archiv in die Verantwortung des Bundesarchivs über, der dritte und letzte Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn (68), ist aus dem Amt ausgeschieden. Die Podcast-Gastgeber Dagmar Hovestädt und Maximilian Schönherr sprechen über die Umstände und Konsequenzen der organisatorischen Neuerung: Auch wenn sich einiges an den Zuständigkeiten ändert, für das Archiv ist eine langfristige Perspektive geschaffen und für Nutzerinnen und Nutzer bleibt weitgehend alles beim Alten.
6/23/2021 • 19 minutes, 40 seconds
Ep. 35 - Gefängnis statt Rolling Stones
Im späten September 1969 elektrisierte ein Gerücht junge Menschen in der DDR: Die Rolling Stones sollen ein Konzert auf dem Dach des Springer-Hochhauses in West-Berlin geben. Viele Hunderte versammelten sich am vermeintlichen Konzerttag auf der Ost-Seite der Mauer. Volkspolizei und Stasi trieben die Rock-Fans zusammen. Es kam zu Verhaftungen und Haftstrafen. Im Podcast erinnern sich drei Zeitzeugen an den Tag und die Folgen.
6/9/2021 • 51 minutes, 56 seconds
Ep. 34 - Der DDR-Strafprozess 1961 gegen Walter Praedel
Am 13. August 1961 begann die DDR, die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin durch eine Mauer zu verfestigen. Zwei Monate später zündete der Ofen- und Landarbeiter Walter Praedel in Ost-Brandenburg aus Protest eine Scheune an. Stasi und DDR-Justiz machten den Strafprozess zu einem politischen Exempel. Walter Praedel wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die einzigartige Sammlung von mitgeschnittenen Gerichtsprozessen im Stasi-Unterlagen-Archiv ermöglicht einen tiefen akustischen Einblick in diese Verhandlung in Frankfurt/Ode
5/26/2021 • 1 hour, 1 minute, 35 seconds
Ep. 33 - Ein Forscherleben im Stasi-Unterlagen-Archiv
Im August 1992 richtete der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen einen eigenen Forschungsbereich ein. Damals begann Dr. Roger Engelmann seine Arbeit in der Behörde. Fast 30 Jahre lang erkundete und erforschte der Münchner Historiker die Stasi-Unterlagen und teilte seine Erkenntnisse in Dutzenden von Publikationen und Vorträgen mit. Im Podcast-Gespräch erläutert Engelmann u.a. Streitpunkte zwischen Wissenschaft und Politik und die Einzigartigkeit des Zugangs zum Archiv einer Geheimpolizei.
5/12/2021 • 1 hour, 5 minutes, 23 seconds
Ep. 32 - Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution
Von heute aus betrachtet vollzog sich das Ende der DDR rasant. Doch der Weg des Widerstands bis dahin war komplex. Viele Menschen begehrten an vielen Stellen auf unterschiedliche Weise auf. Das Buch "Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution" von Peter Wensierski handelt davon, wie der Boden für die Revolution 1989 in Leipzig vorbereitet wurde. Susanne Krug und Kathrin Müller-Walther, zwei seiner über 40 ProtagonistInnen, erinnern sich im Podcast-Gespräch an die aufregenden Jahre 1988-89.
4/28/2021 • 56 minutes, 26 seconds
Ep. 31 - Anonyme Briefe an die BBC
Die Kontaktaufnahme mit westlichen Medien konnte in der DDR jederzeit strafbar sein. Das hat viele DDR-Bürgerinnen und Bürger dennoch nicht davon abgehalten, ihre Kritik und Gedanken an die Sendung "Briefe ohne Unterschrift" der BBC zu senden - nicht unbemerkt von der Stasi. Diese vergessene Geschichte einer Sendung zwischen Ost und West hat die Autorin Susanne Schädlich entdeckt und erzählt davon im Podcast.
4/14/2021 • 57 minutes, 26 seconds
Ep. 30 - Die Stasi, die RAF und ein Lokaljournalist
Das Wirken der Stasi im Bezirk Neubrandenburg ist für den Redakteur der dortigen Zeitung "Nordkurier" eine immer noch wichtige lokale Story. Frank Wilhelm nutzt für viele seiner Recherchen zur regionalen Geschichte das Stasi-Unterlagen-Archiv. Anhand der Akten untersuchte er unter anderem die regionalen Stasi-Aktivitäten zum 17. Juni, zum Prager Frühling und — für ein Buch — das von der Stasi ermöglichte Untertauchen von Mitgliedern der Roten Armee Fraktion RAF in Neubrandenburg.
3/31/2021 • 56 minutes, 24 seconds
Ep. 29 - Mythos und Realität der HV A
Die Hauptverwaltung A (HV A) des Ministeriums für Staatssicherheit war für die Auslandsspionage zuständig. Nach dem Ende der DDR setzten die ehemaligen Chefs der HV A alles daran, ihre Arbeit vom Rest des Ministeriums abzusetzen. Aber wie "anders" war die HV A wirklich? In dieser Folge tauschen sich dazu das HV A Opfer Wolfgang Welsch, die Historikerinnen Daniela Münkel und Susanne Muhle sowie der ehemalige Staatsanwalt der Bundesanwaltschaft Joachim Lampe aus.
3/17/2021 • 47 minutes, 7 seconds
Ep. 28 - Außenstelle Leipzig
Das Stasi-Unterlagen-Archiv verwahrt den größten Anteil seines Bestandes in Berlin, ca. 50 Kilometer Akten, sowie die weiteren gut 61 Kilometer an zwölf weiteren Standorten in den östlichen Bundesländern, in den sogenannten Außenstellen. Stefan Walter leitet die Außenstelle Leipzig und berichtet im Gespräch über seine Arbeit in einem historischen Gebäude, das zuvor der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit in Leipzig als Dienstort diente.
3/3/2021 • 46 minutes, 54 seconds
Ep. 27 - Stasi contra Wissenschaftler
Die Freiheit der Forschung war in der DDR durch das politische Misstrauen geprägt, das die Staatspartei SED ihren Spitzenwissenschaftlern entgegen brachte. Schlussendlich schadete sie damit dem eigenen wissenschaftlichen Fortschritt. Reinhard Buthmann, langjähriger Forscher beim BStU und zuvor in der DDR-Kosmosforschung tätig, zeichnet in seinem Buch "Versagtes Vertrauen" etliche Biographien "bürgerlicher Wissenschaftler" nach, die von SED und Stasi verfolgt und dann in der Ära Honecker rasch aus ihren Funktionen verdrängt wurden.
2/17/2021 • 1 hour, 8 minutes, 3 seconds
Ep. 26 - Mein Vater, der Stasi-IM
Im Sommer 2013 liest Petra Riemann in der Zeitung: Ihr Vater, der Schauspieler Lutz Riemann, war ein umtriebiger IM der Stasi. Er dementiert das nicht, aber weist all ihre Fragen zurück. Die Tochter begibt sich auf Spurensuche, die sie ins Stasi-Unterlagen-Archiv führt. Zusammen mit ihrem Mann Torsten Sasse schreibt sie darüber ein Buch: "Die Stasi, der König und der Zimmermann – eine Geschichte von Verrat". Hier erzählen die beiden nun von den Auswirkungen dieser Lüge und dem Leben in Ost und West.
2/3/2021 • 1 hour, 3 minutes, 56 seconds
Ep. 25 - Die Stasi und der polnische Geheimdienst
Über das Binnenverhältnis der Geheimpolizeien Osteuropas gibt es viele allgemeine Annahmen und etliche Spurensuchen, aber nur wenige umfassende Studien. Dr. Tytus Jaskułowski schloss nun diese Forschungslücke mit seiner ausführlichen Veröffentlichung über die Stasi und die polnische Geheimpolizei. Er las dafür zahllose Stasi-Akten und recherchierte im polnischen Parallelarchiv. Im Gespräch dreht sich alles um „eine Freundschaft, die es nicht gab“ — so der Titel seiner Studie.
1/20/2021 • 56 minutes, 52 seconds
Ep. 24 - Das Stasi-Unterlagen-Archiv auf dem Weg ins Bundesarchiv
Das Jahr 2021 ist ein besonderes für das Stasi-Unterlagen-Archiv. Denn am 17. Juni wird es Teil des Bundesarchivs. Was das f ür die Nutzung der Akten bedeutet und was aus dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU) wird, darüber spricht der derzeitige BStU Roland Jahn im Podcast mit Dagmar Hovestädt und Maximilian Schönherr.
1/6/2021 • 47 minutes, 34 seconds
Ep. 23 - Vorgang 2020 ist abgelegt
Dagmar Hovestädt und Maximilian Schönherr lassen das Podcast-Jahr 2020 von "111 Kilometer Akten" kurz Revue passieren.
12/23/2020 • 10 minutes, 53 seconds
Ep. 22 - Frauen für den Frieden
Es begann im März 1982 mit der Verabschieding eines Volkskammer-Gesetzes, das es möglich machen sollte, auch Frauen in der DDR zur Wehrpflicht einzuziehen: Eine kleine Gruppe von Frauen fand sich im Protest dagegen zusammen. Das führte bei der Stasi zur Entdeckung eines neuen Feindbildes: kritische Frauen in der Friedensbewegung. In dieser Folge des Podcasts berichten zwei Mitgründerinnen der "Frauen für den Frieden" über ihre politische Arbeit: Almuth Ilsen und Ruth Leiserowitz. 2019 erschien ihr Buch "Seid doch laut! Die Frauen für den Frieden in Ost-Berlin".
12/9/2020 • 1 hour, 20 seconds
Ep. 21 - Kybernetische Utopien
Wie durchdringt man das Meer an Informationen, das die Stasi über die eigene Bevölkerung sammelte? In seiner neuen Studie beschreibt der Historiker Dr. Christian Booß, wie die Stasi die im sozialistischen Lager verbreitete Idee der Kybernetik für die Sammlung und Steuerung von Informationen anwandte. Auch wenn diese "kybernetische Utopie" scheiterte - so der Buchtitel - vollzog die Stasi wichtige Schritte auf dem Weg hin zu einem "digitalen Überwachungsstaat", dessen elektronische Spuren sie in der Friedlichen Revolution fast vollständig beseitigte.
11/25/2020 • 52 minutes, 16 seconds
Ep. 20 - Persönliche Akteneinsicht
Die persönliche Akteneinsicht dient auch heute noch vielen zur Aufklärung des eigenen Schicksals zu Zeiten der DDR. Sie ist eine zentrale Aufgabe des Stasi-Unterlagen-Archivs. Über drei Millionen Anträge gingen dazu seit 1992 ein. Susann Freitag ist eine von ca. 350 MitarbeiterInnen an 13 Standorten, die diese Anträge bearbeiten. Sie verhilft Menschen zur Einsicht in Unterlagen, die die Stasi zu ihnen angelegt hat.
11/11/2020 • 50 minutes, 36 seconds
Ep. 19 - Das Zuchthaus Brandenburg Görden
Brandenburg-Görden gehörte mit seinen bis zu 3.500 Insassen zu den vier größten Haftorten in der DDR . Dr. Tobias Wunschik (BStU) hat in seiner Studie "Honeckers Zuchthaus" die Geschichte dieses Gefängnisses von 1949 bis 1989 untersucht. Ihn beschäftigen die Schicksale der Gefangenen sowie die Biografien der Verantwortlichen in der Gefängnisverwaltung und bei der Staatssicherheit. Hier im Podcast erzählen zwei ehemalige politische Häftlinge und ein Gefängnispfarrer von ihren Erfahrungen. Zu Beginn stellt der Autor diese seine Studie vor.
10/28/2020 • 58 minutes, 44 seconds
Ep. 18 - Visuelle Überwachungspraxis
Weit über zwei Millionen Fotos sind Teil des Bestands des Stasi-Unterlagen-Archiv. Dr. Philipp Springer hat in seiner Studie "Der Blick der Staatssicherheit" dieses visuelle Erbe der Stasi zum ersten Mal umfassend betrachtet und analysiert. Ein Gespräch über das Medium Fotografie im Alltag einer Geheimpolizei.
10/14/2020 • 58 minutes, 30 seconds
Ep. 17 - "Die Partei war mein Familienersatz"
Wie sind Menschen dazu gekommen, für die Stasi zu arbeiten? Die Berlinerin Salomea Genin, die 1939 als siebenjähriges Mädchen vor den Nazis nach Australien fliehen konnte, siedelte 1963 in die DDR über. Als überzeugte Kommunistin war sie lange offen für die inoffizielle Mitarbeit bei der Stasi - bis sie zu neuen Einsichten gelang und sich bitteren Fragen stellte.
9/30/2020 • 1 hour, 2 minutes, 22 seconds
Ep. 16 - Im dritten Stock die Besetzer!
Am 4. September 1990 drangen mehr als 20 BürgerrechtlerInnen in die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg ein und besetzten Räume in "Haus 7". Sie hatten Sorge, dass die von ihnen in der Friedlichen Revolution quer durch die DDR gesicherten Stasi-Unterlagen in der deutschen Einheit unter den Tisch fallen würden. In einer Veranstaltung 30 Jahre später erinnerten in ihren Rollen von damals Frank Ebert, Michael Heinisch, Tom Sello, Roland Jahn und Sabine Bergmann-Pohl an die mehrwöchige Besetzung von Mielkes Hauptquartier, unterstützt von dokumentarischen Tönen aus der Zeit.
9/16/2020 • 54 minutes, 33 seconds
Ep. 15 - Krank in Stasi-Haft
Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterhielt in Berlin-Hohenschönhausen sein eigenes zentrales Untersuchungsgefängnis. Innerhalb des Sperrbezirks der Haftanstalt befand sich ein geheim gehaltenes Haftkrankenhaus. Der Politologe Tobias Voigt hat im Stasi-Unterlagen-Archiv die Geschichte dieser Krankenstation recherchiert und mit mehreren ehemaligen Insassen Gespräche geführt. In diesem Podcast gibt Voigt aus dieser besonderen Perspektive Einblicke in die Mechanismen der Repression: Wie ging die Staatssicherheit mit Krankheit unter Bedingungen der politischen Haft um?
9/2/2020 • 1 hour, 3 minutes, 38 seconds
Ep. 14 - Auschwitz, Akten, Aufarbeitung
Im Stasi-Unterlagen-Archiv befinden sich etliche Kilometer Akten aus der NS-Zeit. Sie ermöglichen es, den Umgang mit den Tätern des Vernichtungslagers Auschwitz aus Sicht der DDR und insbesondere der Stasi nachzuvollziehen. Neben Henry Leide, dem Autor der BStU-Publikation „Auschwitz und Staatssicherheit“, diskutieren in diesem Podcast die Historikerin Dr. Andrea Rudoff und der Archivleiter Johannes Beermann, beide Fritz-Bauer-Institut, das sich mit der Geschichte und Wirkung des Holocaust beschäftigt, über das Thema.
8/19/2020 • 49 minutes, 50 seconds
Ep. 13 - Vom Abhören und Digitalisieren
Abertausende Tonträger, Filme und Datenbänder des Stasi-Unterlagen-Archivs müssen in die Zukunft gerettet werden. Dr. Jens Niederhut, Archivar und Historiker, leitet seit 2017 das Referat Digitalisierung und erklärt die Details dieser Mammutaufgabe. Seine Begeisterung gilt zudem der umfangreichen Sammlung der von der Stasi auf Tonbändern mitgeschnittenen Gerichtsprozesse — was für Deutschland einzigartig ist. Im Gespräch wird dies durch ein eindrückliches Hörbeispiel illustriert, nämlich aus dem 1961er-Prozess gegen den Dachdecker Walter Praedel.
8/5/2020 • 59 minutes, 46 seconds
Ep. 12 - Der KSZE-Prozess und die DDR-Staatssicherheit
Im Sommer 1975 kam die "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" KSZE in Helsinki zu einem ersten Abschluss. Ost und West gingen aufeinander zu und verpflichteten sich, Grenzen zu respektieren und Menschenrechte allerorten zu gewährleisten. Welche Auswirkungen dieser Prozess auf die Arbeit der DDR-Staatssicherheit und die Unterdrückung der Opposition und Reisebewegung hatte, untersucht eine Studie der Forschungsabteilung des BStU, vorgestellt auf einer Veranstaltung mit der Robert-Havemann-Gesellschaft.
7/22/2020 • 45 minutes, 19 seconds
Ep. 11 - Arabische Studenten als IM der Stasi
In den 1980er Jahren rekrutierte das Ministerium für Staatssicherheit der DDR verstärkt Studierende aus dem arabischen Raum für als inoffizielle Mitarbeiter (IM). Die Politologin Dr. Sophia Hoffmann vom Leibniz-Zentrum Moderner Orient hat dieses wenig bekannte Kapitel der Stasi erforscht. Sie bringt es in den Kontext der transnationalen Zusammenarbeit von Nachrichtendiensten.
7/8/2020 • 1 hour, 4 minutes, 48 seconds
Ep. 10 - Operative Psychologie
In der MfS-internen Juristischen Hochschule (JHS) wurde 1965 auch ein Lehrstuhl zur "operativen Psychologie" eingerichtet. Die Lehrinhalte sind u.a. in Audio-Mitschnitten erhalten. Wie die Stasi die Psychologie einsetzte, das analysiert die Historikerin Prof. Dr. Daniela Münkel aus der Forschungsabteilung des BStU entlang diverser Originalaufnahmen in diesem Gespräch.
6/24/2020 • 1 hour, 22 seconds
Ep. 9 - Stasi-Akten für ein Datenbankprojekt
Im Rahmen des Forschungsverbundes "Landschaften der Verfolgung" wird erstmals in einem Datenbankprojekt eine quantitative und qualitative Bestandsaufnahme zur politischen Haft in der DDR erstellt. Dr. Michael Schäbitz leitet das Projekt, das als eine zentrale Quelle einen Karteidatensatz der Stasi nutzt.
6/10/2020 • 49 minutes, 15 seconds
Ep. 8 - Akten für die Enkel der Revolution
Wie sehen eigentlich die Kinder und Enkelkinder der Menschen, die die DDR erlebt haben, die Friedliche Revolution und den Aktenzugang? Johannes Nichelmann (Autor "Nachwendekinder", Jg. 1989), Dr. Kathrin Cholotta (Initiative "Dritte Generation Ost", Jg. 1977) und Karsten Huhn (Journalist, Jg. 1988) sprechen darüber, wie sie den Umgang mit DDR und Stasi im vereinten Deutschland sehen.
5/27/2020 • 46 minutes, 11 seconds
Ep. 7 - Recht und Gesetz
Günter Bormann arbeitet seit 1993 beim BStU und ist heute Justiziar des Hauses. Er begleitete unter anderem einen langjährigen Rechtsstreit, bei dem Altkanzler Helmut Kohl vor 20 Jahren die Herausgabe von Stasi-Unterlagen zu seiner Person verhindern wollte. Bormann war auch an Arbeiten zur Novellierung des Stasi-Unterlagen-Gesetz beteiligt. Ihn bewegen Fragen zur Staatskriminalität und staatlichem Unrecht.
5/20/2020 • 53 minutes, 30 seconds
Ep. 6 - Der frühe Bundesnachrichtendienst und die DDR
Der erste westdeutsche Geheimdienst entstand 1946 im Auftrag der US-Amerikaner und hieß zunächst Organisation Gehlen. Was wusste die Organisation und der 1956 gegründete Bundesnachrichtendienst (BND) über die DDR und das Wirken der Stasi? In dieser Folge tauschen sich Experten, die u.a. an der historischen Erforschung des BND seit 2011 arbeiten, über diese Phase deutsch-deutscher Geheimdienstarbeit aus.
5/13/2020 • 49 minutes, 6 seconds
Ep. 5 - "14 Akten für nichts"
Im März 1989 stürzte der DDR-Flüchtling Winfried Freudenberg mit einem selbstgebauten Ballon in West-Berlin in den Tod. Die Autorin und Künstlerin Caroline Labusch hat die tragische Geschichte des letzten Mauertoten rekonstruiert. Im Gespräch reflektiert sie die Stasi-Akten, die sie für ihr Buch "Ich hatte gedacht, wir können fliegen" ausgewertet ha
5/6/2020 • 44 minutes, 47 seconds
Ep. 4 - Archivgeschichte und NS-Akten
Dr. Karsten Jedlitschka arbeitet seit 2007 beim BStU, zunächst im Archiv und seit 2017 betreut er die Anträge von Forschern und Journalisten, darunter auch solche zu Akten aus der NS-Zeit. Er hat zudem einen Faible für die Geschichte des Archivwesens
4/29/2020 • 46 minutes, 42 seconds
Ep. 3 - Wo ist meine Akte? Wie alles anfing
Ab dem Dezember 1989 besetzten mutige Bürgerinnen und Bürger die Dienststellen der Stasi in Erfurt und anderen Städten der DDR und schließlich im Machtzentrum des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin. In unserem Podcast kommen zwei Zeitzeugen sowie ein Historiker zu Wort, der die Vernichtungsaktionen der Stasi wissenschaftlich untersucht hat.
4/22/2020 • 56 minutes, 19 seconds
Ep. 2 - Auf der Suche nach Quellen und Familiengeschichte
In Folge 2 spricht die Wissenschaftlerin Anne Pfautsch mit Maximilian Schönherr über ihre Suche nach historischen Quellen zur DDR-Fotografie und Familienforschung im Stasi-Unterlagen-Archiv.
4/15/2020 • 38 minutes, 30 seconds
Ep. 1 - Woher kommt das Archiv und wohin geht es?
In der ersten Folge spricht Maximilian Schönherr mit dem Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen Roland Jahn und Sprecherin Dagmar Hovestädt über ihre Biographien und was sie mit dem Stasi-Unterlagen-Archiv verbinden und wie es mit dem Archiv weitergeht.
4/8/2020 • 46 minutes, 56 seconds
Ep. 0 - Einführung in den Podcast
Im Auftakt zum Podcast stellen die beiden Gastgeber, Dagmar Hovestädt, Sprecherin des BStU, und Maximilian Schönherr, freier Journalist und Gründer des Archivradios des SWR, die Idee zum Podcast und seine Inhalte vor.