«Musik für einen Gast» – die besondere Talkshow auf SRF 2 Kultur: Ein Mensch und seine Musik. Persönlichkeiten – ob aus Kultur, Wissenschaft, Sport, Politik oder Wirtschaft – erzählen über ihr Leben, ihren Beruf, ihre Träume und Visionen und vor allem über die Musik, die sie geprägt hat und ihnen wichtig ist. Leitung: Peter Bürli Redaktion: Hannes Hug, Röbi Koller, Michael Luisier, Eva Oertle (Fachführung) Kontakt: info@srf2kultur.ch
Fana Asefaw, Chefärztin der Jugendpsychiatrie der ipw Winterthur
Sie ist eine Brückenbauerin in mehreren Gebieten: Fana Asefaw arbeitet als Fachärztin mit psychisch erkrankten Jugendlichen und ihren Familien. Seit vielen Jahren engagiert sie sich zudem für die interkulturelle Vermittlung. Dabei hilft ihr die Erfahrung ihrer eigenen Kindheit in mehreren Ländern.
«Heimat ist dort, wo ich mich verstanden fühle», sagt Fana Asefaw, die ihre Schulzeit in verschiedenen Ländern als Bereicherung erlebt hat. Bildung hatte immer einen hohen Stellenwert für ihre Eltern, die in den frühen 80er Jahren aus Eritrea fliehen mussten. Nach Zwischenstationen in Äthiopien und Sudan kam sie im Alter von neun Jahren nach Deutschland. Dort studierte Fana Asefaw Medizin und promovierte an der Charité in Berlin über weibliche Genitalbeschneidung. Zudem absolvierte sie eine Ausbildung für transkulturelle Kompetenz.
In Musik für einen Gast spricht sie darüber, warum es ihr im Psychiatrie-Alltag sehr wichtig ist, Entscheidungen im Team zu treffen, und wie sie Medizin-Studierende an der Universität Zürich dafür sensibilisiert, eigene Vorurteile zu erkennen und Missverständnisse im Umgang mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zu vermeiden.
Die Musiktitel:
- Mulatu Astatke: Yekermo Sew
- Pink Floyd: Another Brick in the Wall (Part 2)
- Libianca: People
- K'naan: Wavin' Flag
- Pat Metheny: The Sound of Silence
2/4/2024 • 58 minutes, 29 seconds
Dominik Muheim - Slam-Poet, Kabarettist, Erzähler
Dominik Muheim hat fünf Poetry-Slam Schweizermeistertitel. Jetzt - sechs Jahre und fünf Programme später - gewinnt er auch den Salzburger Stier, den bedeutendsten Kleinkunstpreis im deutschsprachigen Raum. In «Musik für einen Gast» erzählt er von seinem Weg zum Erfolg.
Dominik Muheims Heimat ist das Dorf. Konkret: das Dolf Reigoldswil ganz hinten im baselbieter «Feuflyybertal». Dort verbringt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend mit Streifzügen durchs Dorf oder auf nachmittagelangen Schlittenfahrten auf der nahe gelegenen «Wasserfallen». Rasch entdeckt er sein Erzähltalent. Geschichten, die er erlebt hat, bereitet er auf dem Heimweg von der Schule so vor, dass er sie am Mittagstisch wie kleine Kabarettnummern bringen kann. Über den Besuch einer Poetry-Slam-Veranstaltung kommt er auf den Geschmack und fängt selbst damit an, literarische Texte zu schreiben und zu performen. Schliesslich zieht er nach Basel und wagt nach drei Jahren als Primarlehrer schlussendlich den Schritt zum freischaffenden Künstler.
Von seinen Versuchen und Erfolgen, von seinen Slams und Programmen, von seinen Inhalten und Arbeitsweisen und natürlich auch von der Musik, die ihn als Sänger und Gitarristen der Band «The Ringdingbings» vom Drei-Akkord- Punk bis hin zu einem komplexem Powerswing geführt hat, erzählt der frischgebackene Salzburger-Stier-Gewinner Dominik Muheim im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 29. Oktober 2023
Die gespielten Titel:
Mani Matter: Dr Alpeflug
Jonathan Richman: I, Jonathan
Stahlberger: Die Gschicht isch besser
Pascal Comelade: Paganini pata tot a nono
Esmeralda Galda und To Athena: Wältuntergang
The Ringdingbings: This Is No Tango
1/28/2024 • 58 minutes, 22 seconds
Nina Kunz – Autorin, Kolumnistin
Der Klimawandel, das Patriarchat, die Überidentifikation mit der eigenen Arbeit: In vielen ihrer Texte geht Nina Kunz Themen nach, die ein Unbehagen in ihr auslösen. Sie zu schreiben, sei wie das Lösen eines schwierigen Kreuzworträtsels.
Sich selbst als Autorin zu bezeichnen, war für Nina Kunz ein langer Prozess. Obwohl sie bereits seit ihren frühen Zwanzigern ihr Geld mit dem Schreiben verdient – unter anderem als Kolumnistin für «Das Magazin» – brauchte es einen Bestseller, bis sie sich traute, sich selbst diese Bezeichnung anzuheften: «Ich denk, ich denk zu viel» ist im März 2021 bei «Kein & Aber» erschienen und besteht aus einer Sammlung von dreissig Texten, in denen Kunz sich mit ihrem eigenen Erleben, ihren Gedanken, sowie jeder Menge Sekundärliteratur auseinandersetzt, von Jean-Paul Sartre über Roxanne Gay bis zum US-amerikanischen Linguisten William Labov.
Aufgewachsen ist Nina Kunz mitten in der Stadt Zürich, im Kreis 4. In «Musik für einen Gast» erinnert sie sich daran, wie sie als Kind auf einer Pingpongtischplatte sass und sich die Scherben aus den Fusssohlen zog, wie sie mit ihren Freundinnen Choreografien zu «Tic Tac Toe» einstudierte und wie sie als Jugendliche die «Bar Italia» in London besuchte; ein Ort, der die englische Rockband «Pulp» zu einem Stück inspiriert hat. Und sie spricht über eines der Themen, das sie so sehr beschäftigt, wie kaum ein anderes: die Auswirkungen des Klimawandels, die sich mittlerweile direkt vor ihrer Haustür zeigen.
Die gespielten Titel:
Tic Tac Toe - Ich find dich Scheisse
Ariana Grande - Thank U, Next
Pulp - Bar Italia
Sharon Van Etten - The End of the World
Stereo Luchs - Ziitreis
1/21/2024 • 1 hour, 3 minutes, 8 seconds
Nina Kunz – Autorin, Kolumnistin
Der Klimawandel, das Patriarchat, die Überidentifikation mit der eigenen Arbeit: In vielen ihrer Texte geht Nina Kunz Themen nach, die ein Unbehagen in ihr auslösen. Sie zu schreiben, sei wie das Lösen eines schwierigen Kreuzworträtsels.
Sich selbst als Autorin zu bezeichnen, war für Nina Kunz ein langer Prozess. Obwohl sie bereits seit ihren frühen Zwanzigern ihr Geld mit dem Schreiben verdient – unter anderem als Kolumnistin für «Das Magazin» – brauchte es einen Bestseller, bis sie sich traute, sich selbst diese Bezeichnung anzuheften: «Ich denk, ich denk zu viel» ist im März 2021 bei «Kein & Aber» erschienen und besteht aus einer Sammlung von dreissig Texten, in denen Kunz sich mit ihrem eigenen Erleben, ihren Gedanken, sowie jeder Menge Sekundärliteratur auseinandersetzt, von Jean-Paul Sartre über Roxanne Gay bis zum US-amerikanischen Linguisten William Labov.
Aufgewachsen ist Nina Kunz mitten in der Stadt Zürich, im Kreis 4. In «Musik für einen Gast» erinnert sie sich daran, wie sie als Kind auf einer Pingpongtischplatte sass und sich die Scherben aus den Fusssohlen zog, wie sie mit ihren Freundinnen Choreografien zu «Tic Tac Toe» einstudierte und wie sie als Jugendliche die «Bar Italia» in London besuchte; ein Ort, der die englische Rockband «Pulp» zu einem Stück inspiriert hat. Und sie spricht über eines der Themen, das sie so sehr beschäftigt, wie kaum ein anderes: die Auswirkungen des Klimawandels, die sich mittlerweile direkt vor ihrer Haustür zeigen.
Die gespielten Titel:
Tic Tac Toe - Ich find dich Scheisse
Ariana Grande - Thank U, Next
Pulp - Bar Italia
Sharon Van Etten - The End of the World
Stereo Luchs - Ziitreis
1/21/2024 • 59 minutes, 36 seconds
Sasha Huber, Künstlerin
Oft knallt es im Atelier von Sasha Huber: Ein wichtiges Werkzeug für die schweizerisch-haitianische Künstlerin, die in Helsinki lebt, ist die Bostitch-Pistole. Mit ihren Bildern und Aktionen erinnert sie an das koloniale Erbe und zeigt, wie es in die Gegenwart ragt.
Die Arbeit mit der Bostitch-Pistole hat für Sasha Huber grosse Symbolkraft: «Damit kann ich zurückschiessen. Gleichzeitig ist es eine Form, koloniale Wunden zu nähen.» Mit unzähligen Metall-Klammern zeichnet sie Porträts von Menschen mit afrikanischem Erbe, die Pionierleistungen erbracht haben. Wie Tilo Frey, die erste Schweizer Nationalrätin of colour. Oder der Schriftsteller James Baldwin, der eine Weile in Leukerbad gelebt hat. Dort hat Sasha Huber sein Porträt auf den Fensterladen des Chalets getackert, in dem er «Stranger in the village» geschrieben hat. Ein Essay, der Sasha Huber viel bedeutet.
In Musik für einen Gast spricht die Künstlerin über ihre Verbindung mit Haiti, der Heimat ihrer Mutter. Sie erzählt, weshalb sie seit mehr als 20 Jahren in Finnland lebt, und warum sie ihre künstlerische Arbeit über koloniale Themen immer wieder in die Schweiz führt
Die gespielten Titel:
Harry Belafonte – Haiti Cherie
Brandy Butler – Before The Tide
Billie Holiday – Strange Fruit
Morcheeba – The Sea
Linda Fredriksson – Juniper und Clea
1/14/2024 • 1 hour, 4 minutes, 19 seconds
Andreas Schaerer, Jazzsänger und Hochschuldozent
Wenn der Berner Andreas Schaerer ans Mikrofon tritt, kann es glucksen, röhren und kreischen. Aber auch ganz sanft werden. Und nachdenklich. Wie der Bub aus dem Emmental zu einem der Grossen der internationalen Impro-Jazz-Szene geworden ist.
Als Kind hütete er Schafe auf einer Alp und experimentierte stundenlang mit seiner Stimme. Als Jugendlicher machte er Punkmusik und wurde Lehrer.
Heute ist der studierte Musiker und Komponist Andreas Schaerer ein Grenzgänger, der sich irgendwo zwischen experimentaler Avantgarde und Mainstream verorten lässt.
Er ist ein Star der Jazz-Improvisation und ein umtriebiger Getriebener.
1/7/2024 • 1 hour, 4 minutes, 53 seconds
Silvester-Ausgabe: Das verloren gegangene Lied
Wie entscheidet man sich für fünf Musikstücke, die einem besonders viel bedeuten und mit dem eigenen Leben verwoben sind? Keine einfache Aufgabe, die unsere Gäste meistern müssen. In dieser Sendung kommen jene Stücke zum Zug, die es in diesem Jahr nicht in die engste Auswahl geschafft haben.
«Was, nur fünf Stücke?!» – Ein Satz, den wir als Moderationsteam von «Musik für einen Gast» häufig zu hören bekommen. Und womöglich geht es manchen Gästen auch so, dass sie ihre Auswahl im Nachhinein anpassen würden, weil ein besonders wichtiges Lied vergessen gegangen ist.
In der letzten Sendung des Jahres machen wir einen musikalischen Rückblick und sprechen mit fünf Gästen aus dem Jahr 2023 über ihre verloren gegangenen Lieder: Südpazifikspezialist Hansjörg Hinrichs, Autorin und Podcasterin Jagoda Marinic, Musiker Beatman Zeller, Journalistin und Moderatorin Vivian Perkovic und Autor Ralph Tharayil.
Die gespielten Titel:
Hansjörg Hinrichs: John Lennon and the Plastic Ono Band - Give Peace a Chance
Jagoda Marini?: Counting Crows - Mr. Jones
Reverend Beat-Man: The Beat-Man Way
Beatman Zeller: Screamin' Jay Hawkins - I Put A Spell On You
Vivian Perkovic: To Athena (alias Tiffany Limacher) – Wery Be
Ralph Tharayil: Kourosh Yaghmaie – Gole Yakh (Winter Sweet)
12/31/2023 • 59 minutes, 16 seconds
Marlise Pfander – ehemalige Gefängnisdirektorin
Als Marlise Pfander ihre Stelle als Direktorin im Regionalgefängnis Bern antrat, kommentierte ein Kollege: «Eine Frau auf diesem Posten? Das ist ein Fehler. Das hältst du kein halbes Jahr durch.» Pfander blieb – bis zu ihrer Pensionierung. Und erhält noch heute Briefe von manchen Insassen.
Marlise Pfander ist die erste Frau, die in der Schweiz ein Männergefängnis geleitet hat. Und: Pfander war eine Quereinsteigerin ohne akademischen Hintergrund. «Wenn man heute keine Meetings macht für ein Brainstorming mit den Stakeholdern, wenn man diese Sprache nicht beherrscht, wird man ja kaum mehr ernst genommen», stellt sie fest – doch ging unbeirrt ihren eigenen Weg. Ihre unkonventionellen Ansätze bewährten sich und brachten ihr den Respekt und sogar die Zuneigung der Inhaftierten ein.
In dieser Weihnachtsausgabe von «Musik für einen Gast» erzählt Marlise Pfander von der Einsamkeit, die während der Festtage in den Gefängnissen besonders präsent ist, von der Dankbarkeit, die sie für ihr eigenes Umfeld verspürt und davon, wie sie jedes Jahr am 25. Dezember in den Fluren des Gefängnisses «Stille Nacht» sang.
12/24/2023 • 1 hour, 1 minute, 46 seconds
Ruth Margot, Sängerin
«Durch den Schatten singen» – in ihrer soeben erschienenen Autobiografie erzählt Ruth Margot von ihrer Kindheit im Bernbiet, geprägt von Entbehrung und Lieblosigkeit. Als uneheliches Kind wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf.
Immer wieder musste die Familie umziehen, da ihr alkoholkranker Stiefvater seine Stelle als Melker verlor. Ruth Margot schämte sich, litt und schwieg. Aber innerlich wusste sie, wenn sie erwachsen sein würde, dann würde sie ein anderes Leben führen. Sie besass schon als Kind eine schöne Stimme und sang leidenschaftlich gerne. Nach einer kaufmännischen Lehre machte sie eine Ausbildung zur Redaktorin. Doch der Wunsch, Sängerin zu werden, liess sie nicht los. Zusammen mit ihrem Mann, dem Musiker Res Margot, hat sie sich diesen Traum erfüllt. Die beiden treten gemeinsam auf, und haben vor kurzem eine CD mit sardischen Gesängen eingespielt. In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt die 78-jährige Ruth Margot auch davon, wie sie in Sardinien auf Spurensuche ging nach ihrem leiblichen Vater, einem italienischen Partisanen, und wie sie dabei die sardische Volksmusik kennen und lieben gelernt hat.
12/17/2023 • 1 hour, 3 minutes, 38 seconds
Samuel Herzog, Autor und Künstler
Für die meisten Menschen ist ein Bund Petersilie lediglich ein Büschel Küchenkraut. Für Samuel Herzog versteckt sich darin die ganze Welt. Der Grenzgänger zwischen Kunst, Küche und Literatur über sich und seine Lebensmusik.
Kennen Sie Lemusa? So heisst eine fiktive Insel, erdacht von Autor und Künstler Samuel Herzog. Neben der wöchentlichen Rubrik «Mundstücke» in der Neuen Zürcher Zeitung, erschafft Herzog Welten fluktuierend zwischen Fantasie und Wirklichkeit. Ornamental arrangierte Lebensmittel werden zu Tischbildern, profanes Gemüse zu Begleitern von Weltereignissen und Postkarten aus dem letzten Jahrhundert zu Blaupausen einer Reise durch Feld, Wald und Wiese.
Samuel Herzog verwebt Dinge, die scheinbar nichts miteinander gemein haben, und verzaubert so gleichsam Lesende, Zuhörende und Essende.
In «Musik für einen Gast» spricht er über sich und sein vielfältiges Leben, das ihn als Schlafwagenschaffner zum Basilikumschmuggel trieb oder als archäologischer Ausgrabungstechniker der Bronzezeit nähergebracht hat.
Die gespielten Titel
David Popper - Elfentanz für Violoncello und Klavier, Op. 39
Gauthier Capuçon, Violoncello / Orchestre de Chambre de Paris / Douglas Boyd, Leitung
Francis Poulenc – Sonate für Klarinette und Klavier. A la mémoire d'Arthur Honegger
2. Romanza
Jean-Philippe Vivier, Klarinette / Tamayo Ikeda, Klavier
Niels Lan Doky - Mot thoang tay ho = A moment of Westlake
Brigitte Fontaine – Prohibition
Lemon Jelly – Homage To Patagonia
Vieles verbindet sich mit Sylvia Eichenwald Bodenheimer. Die Liebe zur Musik, die Aufenthalte in Israel, die Jahre als Leiterin der Musikschule Basel. Etwas aber ist für diese Sendung von besonderer Bedeutung: Sie ist die Tochter von Roswitha Schmalenbach, der Erfinderin von «Musik für einen Gast».
Geboren wird Sylvia Eichenwald Bodenheimer als Tochter der Schauspielerin und Radiomacherin Roswitha Schmalenbach und des Komponisten Philipp Eichenwald. Die Lebendigkeit des Künstlerhaushaltes ist genauso prägend wie die politischen Diskussionen am Mittagstisch, aber auch wie das Schweigen über die Gräuel, die die jüdische Familie kurz zuvor noch erlebt hat. Entsprechend ihrer Begabung entscheidet sich Sylvia Eichenwald Bodenheimer für ein Musikstudium, studiert Flöte und Musiktheorie, findet aber rasch den Weg zum Theater, wo sie Lichtinspizientin wird. Später folgen die Jahre in der Direktion und schliesslich als Leiterin der Musikschule Basel gefolgt von Jahren zwischen der Schweiz und Israel, wo sie und ihr Mann Aron Bodenheimer die Winter verbringen. Heute widmet sich Sylvia Eichenwald Bodenheimer hauptsächlich dem Schreiben. Sie arbeitet gerade an ihrem dritten Roman.
Von ihrer Liebe zu Mozart und ihrer Leidenschaft generell für die Musik, von ihren Jahren am Theater und ihren Ideen als Musikschulleiterin, von ihren Begegnungen in Israel und ihrer Passion fürs Schreiben und natürlich auch von ihrer prominenten Mutter Roswitha Schmalenbach, auf die sie bis heute stolz ist, erzählt Sylvia Eichenwald Bodenheimer ihrem Gastgeber Michael Luisier.
Die gespielten Titel
Wolfgang Amadeus Mozart – Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten. KV 620
1. Ouvertüre
Orchester der Oper Zürich / Nicolaus Harnoncourt, Leitung
Heinrich Schütz – Ich bin die Auferstehung und das Leben
Abendmusiken Basel / Jörg-Andreas Bötticher
Livestream vom 11. April 2021
Aufnahme: Oren Kirschbaum
Ludwig van Beethoven - An die ferne Geliebte
6. Lied: Nimm sie hin denn, diese Lieder
Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton / Jörg Demus, Klavier
Heinz Holliger - En c(h)oeur - encore, kleines Trio für 2 Oboen und Englischhorn
1. Praeludchen
2. Fughettchen
3. Rondes (Lobhymnus auf die Pfundnote)
Heinz Holliger / Andrea Bischoff / Marie-Lise Schüpbach
Hatikvah - Israelische Hymne
Leonard Bernstein / Israel Philharmonic Orchestra / The Kol Ysrael Symphony Orchestra
Er war einer der ersten Stars des Schweizer Fernsehens, seine Sendungen waren Strassenfeger: Mäni Weber wurde mit Quiz-Shows wie «Dopplet oder nüt» oder «Wer gwünnt?» landesweit bekannt. In «Musik für einen Gast» war er kurz nach seiner ersten Hochzeit im Gespräch mit Roswitha Schmalenbach.
Als «Mäni National» ging der Basler in die TV-Geschichte der Schweiz ein. Der studierte Ökonom kam als Sportreporter zu Radio DRS und machte in der goldenen Ära des Fernsehens Karriere, als sich die Nation am Samstag Abend um den Bildschirm versammelte. Mäni Webers Beliebtheit ging so weit, dass in der Stadt Baden Ende der 1960er Jahre einmal eine Gemeindeversammlung nicht beschlussfähig war, weil an diesem Abend «Dopplet oder nüt» lief. Nach seinem Tod 2006 stand in einem Leserbrief: «Mäni war ein Teil von uns allen.»
Mäni Weber war schlagfertig, charmant und genoss es, vor der Kamera zu stehen. Das Promi-Leben zelebrierte er mit Massanzügen, Zigarre und Porsche. Lange galt er als begehrtester Junggeselle der Schweiz. Seine Hochzeit 1968 mit der früheren Swissair-Stewardess Irène Monigatti wurde als Medienereignis gefeiert. Nur zehn Tage später plauderte er in «Musik für einen Gast» mit Roswitha Schmalenbach über sein Verhältnis zu Sport und Chauvinismus, über das Chaos in seinem Kleiderschrank, über seine Liebe zu Sportwagen und über seine Skepsis gegenüber den Demonstrationen der Jugendbewegung.
Sendung vom 01.09.1968
11/26/2023 • 1 hour, 59 seconds
Historische Reprise: Kurt Marti, Pfarrer und Schriftsteller
Der Berner Theologe und Dichter (1921-2017) wurde bekannt für seine Kunst, theologische Reflexionen mit engagierter Lyrik zu verbinden. Sein wacher, gesellschaftskritischer Geist spiegelt sich in seinen Musikwünschen für eine Ausgabe von «Musik für einen Gast» aus dem Jahr 1966.
«Wenn man sich nicht für Politik interessiert, wird Politik mit einem gemacht.» So knapp antwortet Kurt Marti auf die Frage der Moderatorin Roswitha Schmalenbach, ob es die Aufgabe eines Pfarrers sei, sich zum Tagesgeschehen zu äussern.
Kurt Martis Interesse an brennenden gesellschaftlichen Fragen zeigt sich auch in seinen Musikwünschen, mit denen er die langjährige Gastgeberin der Sendung verblüfft: Sein Engagement gegen die atomare Ausrüstung bringt er mit einem Blues von Charles Mingus über die Angst vor der Atombombe zum Ausdruck. Seine Unterstützung für die Friedensbewegung klingt an in «Le deserteur» von Boris Vian. Und die Anliegen der Bürgerrechtsbewegung in den USA greift er mit der Hymne «We shall overcome» auf, gesungen von Joan Baez.
Kurt Marti erzählt, wie ihn in seiner Jugend das Lebensgefühl faszinierte, für das Jazz damals stand. Er erklärt, weshalb er beim Schreiben eine Scheu davor hat, das Wort «Gott» zu verwenden und liest ein eigenes Gedicht, in dem er eine theologische Überlegung mit einer gesellschaftlichen Frage verbindet.
Sendung vom 28.09.1966
Die gespielten Titel:
Charles Mingus – Oh Lord, Dont Let Them Drop That Atomic Bomb On Me
Notker Balbulus – Pfingsthymnus
Sancti, Spiritus, Assid
Silvia Frei, Sopran / Walter Frei, Blockflöte
Robert Suter – Jeu inégal
Antoinette Vischer, Cembalo / Zeitgenössische Cembalo Musik
Boris Vian – Le Déserteur
Joan Baez – We Shall Overcome
Live Aufnahme, Miles College Birmingham, Alabama 5.5.1963
Karl Valentin – die Uhr von Löwe
Jean-Baptiste Lully – Gavotte
Quartett für Doppelrohrblattinstrumente Paris
Charles Mingus - Myself When I Am Real
Johann Sebastian Bach – Suite für Laute c-Moll (Lute works original versions, 10-string guitar)
1. Prélude
2. Fuge
Stefan Schmid, Gitarre
11/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 7 seconds
Historische Reprise: Erika Mann - Kabarettistin, Schriftstellerin, Journalistin
Die älteste Tochter von Thomas Mann brach mit vielen Konventionen ihrer Zeit. In «Musik für einen Gast» gab sie 1964 einen Einblick in ihr Leben als politische Kabarettistin, Weltreisende, amerikanische Kriegsberichterstatterin und Rennfahrerin.
«Der Ehrenplatz ist zwischen allen Stühlen. Ein unbequemer Platz, auf dem ich nun schon sehr lange sitze», sagt Erika Mann im Rückblick auf ihr rastloses Leben. Im Gespräch mit der Moderatorin Roswitha Schmalenbach erzählt die 58jährige, die damals schon viele Jahre in Zürich lebte, wie sie 1933 von Schweizer Frontisten mit Stinkbomben beworfen wurde, als sie mit dem politisch-literarischen Kabarett «Die Pfeffermühle» auftrat.
Diese einflussreiche kulturelle Unternehmung mit antifaschistischer Stossrichtung, die sie in die Emigration zwang, sei ihr von all ihren Projekten das liebste gewesen, sagt Erika Mann. Zwischen ihren Musikwünschen erzählt sie von ihrer Zeit im Exil als Vortragsrednerin in den USA und vom Ende des 2. Weltkriegs in Deutschland, das sie als amerikanische Kriegsberichterstatterin miterlebte. Sie erinnert sich an Weltreisen, eine Auto-Rallye, die sie am Steuer eines Fords gewann, und sie spricht über die grosse Bedeutung, die Musik in ihrem Elternhaus spielte und die Bücher ihres Vaters prägte.
Sendung vom 07. Juli 1964
Die gespielten Titel:
Heinrich Marschner – Hans Heiling. Romantische Oper in 1 Prolog und 3 Akten, Op.80
Act I: Aria: An jenem Tag, da du mir Treue versprochen
Heinrich Schlusnus / Studio Orchestra / Bruno Seidler-Winkler, Leitung
Georg Kreisler – Der Bluntschli
Robert Schumann – Liederkreis. 12 Lieder für Singstimme und Klavier, Op. 39
5. Die Mondnacht
Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton / Gerald Moore, Klavier
Johann Sebastian Bach – Cantatas – Jesu, der du meine Seele, BWV 78
No.2, Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten
Thomanerchor Leipzig / Gewandhaus Orchester Leipzig / Günther Ramin
Charles Trenet – La polka du roi
Gustav Mahler – Symphony No. 5
3. Adagietto. Sehr langsam
New York Philharmaonic / Bruno Walter
Samuel Barber – Excursions. 4 Stücke für Klavier
2. In slow blues tempo / 3. Allegretto / 4. Allegro molto
Andor Földes, Klavier
11/12/2023 • 1 hour, 2 minutes, 28 seconds
Historische Reprise: Roswitha Schmalenbach, Schauspielerin und Radiomoderatorin
Sie war die erste Moderatorin von «Musik für einen Gast» - in diesem Jahr wäre sie 100 Jahre alt geworden: Die Schauspielerin Roswitha Schmalenbach gehörte zu den bekannten Radiostimmen der Schweiz.
Am liebsten wäre sie Sängerin geworden, doch dafür habe ihre Stimme nicht gereicht, erzählt Roswitha Schmalenbach (1923-2002) im Gespräch mit ihrem Kollegen. Sie wurde Schauspielerin und Kabarettistin, später arbeitete sie bei Radio DRS als Redaktorin und Moderatorin. Zuerst hatte sie keine Lust, Prominente zu ihrer Lieblingsmusik zu befragen – ein Vorschlag des damaligen Radiodirektors, dem sie eine Absage erteilte. Doch dann fing sie Feuer für die Idee, die Sendung «Musik für einen Gast» als Porträt entlang von Musikwünschen zu gestalten. Ihre Sendung am Sonntagnachmittag wurde so beliebt, dass Roswitha Schmalenbach am Postschalter an der Stimme erkannt wurde.
Für die 300. Ausgabe wechselte sie auf die andere Seite des Mikrofons und liess sich von Heiner Gautschy befragen. In der historischen Reprise vom 28.6.1970 spricht sie über den Stellenwert der Musik in ihrem Elternhaus in Riehen bei Basel, über böse Hörerpost und ihre Liebe zum Theater und zur zeitgenössischen Musik, die sie dank ihrem Mann, dem Komponisten Philipp Eichenwald, kennenlernte.
Die gespielten Titel:
W.A. Mozart: Krönungsmesse KV 317: «Agnus Dei»
Maria Stader / Oralia Dominquez / Ernst Haefliger / Michel Roux / Chor Elisabeth Brasseur / Maurice Allard / Orchester Lamoureux / Igor Markevitsch
Richard Strauss – Ariadne auf Naxos: An Ihre Plätze, Meine Damen Und Herrn!
Gundula Janowitz / Teresa Zylis-Cara / Theo Adam / Rudolf Kempe / Staatskapelle Dresden
Mary Hopkin – Those Were The Days
Anton Webern - «Dormi Jesu» aus Five Canons on Latin Texts for Soprano, Clarinet, and Bass Clarinet, Op. 16
Grace-Lynn Martin / Mitchell Lurie / William Ulyate / Robert Craft
J.S. Bach - «Polonaise» aus der Suite Nr.2 H-Moll, BWV 1067
Severino Gazzelloni / I Musici / Berliner Philharmoniker / Wilhelm Schüchter
Franz Schuberts Trio No. 2 In E Flat Major, Op. 100 - Third Movement: Scherzo (Allegro Moderato)
The Immaculate Heart Trio
11/5/2023 • 1 hour, 2 minutes, 9 seconds
Dominik Muheim - Slam-Poet, Kabarettist, Erzähler
Dominik Muheim hat fünf Poetry-Slam Schweizermeistertitel. Jetzt - sechs Jahre und fünf Programme später - gewinnt er auch den Salzburger Stier, den bedeutendsten Kleinkunstpreis im deutschsprachigen Raum. In «Musik für einen Gast» erzählt er von seinem Weg zum Erfolg.
Dominik Muheims Heimat ist das Dorf. Konkret: das Dolf Reigoldswil ganz hinten im baselbieter «Feuflyybertal». Dort verbringt er eine unbeschwerte Kindheit und Jugend mit Streifzügen durchs Dorf oder auf nachmittagelangen Schlittenfahrten auf der nahe gelegenen «Wasserfallen». Rasch entdeckt er sein Erzähltalent. Geschichten, die er erlebt hat, bereitet er auf dem Heimweg von der Schule so vor, dass er sie am Mittagstisch wie kleine Kabarettnummern bringen kann. Über den Besuch einer Poetry-Slam-Veranstaltung kommt er auf den Geschmack und fängt selbst damit an, literarische Texte zu schreiben und zu performen. Schliesslich zieht er nach Basel und wagt nach drei Jahren als Primarlehrer schlussendlich den Schritt zum freischaffenden Künstler.
Von seinen Versuchen und Erfolgen, von seinen Slams und Programmen, von seinen Inhalten und Arbeitsweisen und natürlich auch von der Musik, die ihn als Sänger und Gitarristen der Band «The Ringdingbings» vom Drei-Akkord- Punk bis hin zu einem komplexem Powerswing geführt hat, erzählt der frischgebackene Salzburger-Stier-Gewinner Dominik Muheim im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/29/2023 • 58 minutes, 22 seconds
Marc Graf – Forensischer Psychiater, Klinikdirektor
Die Berge haben das Leben von Marc Graf geprägt: Sei es, um beim Skifahren Abstand von seiner Arbeit zu gewinnen, als Kind, das in der Schneehöhle übernachtete, oder als junger Mann, der beim Klettern und Gleitschirmfliegen bis an die Grenzen ging – und darüber hinaus.
Einige der Menschen, mit denen Marc Graf beruflich zu tun hat, begingen Straftaten, die grosses Leid verursacht haben: Mörderinnen, Sadisten, Pädophile. Wie begegnet man solchen Menschen im Wissen um ihre Taten? Was sieht Graf, wenn er ihnen gegenübersitzt? «Ich meine zu glauben, dass ich immer auch das Menschliche erkenne», sagt der forensische Psychiater. «Es ist nicht meine Aufgabe, Straftaten zu entschuldigen, zu beschönigen. Sondern zu versuchen, zu verstehen.»
Verstehen: Das wollte Marc Graf schon früh. Als kleiner Junge, der beobachtete, wie schwer es Menschen fällt, liebevoll miteinander umzugehen, selbst wenn sie sich darum bemühen. Als Schüler, der miterlebte, wie Waisenkinder von einem Lehrer misshandelt wurden. Als Jugendlicher in einem Vorort von Chur, in dem die Patientinnen und Patienten der nahen psychiatrischen Klinik in weiten, weissen Gewändern spazieren gingen und behandelt wurden, als wären sie Teil einer anderen Welt.
In «Musik für einen Gast» gibt Marc Graf Einblicke in seine Arbeit, erzählt von der Faszination, die er bis heute verspürt, aber auch dem grossen Druck, der damit verbunden ist. So verfasst er unter anderem Gutachten, die von Gerichten verwendet werden, um über die mögliche Entlassung eines Gefangen oder über eine Verwahrung zu entscheiden.
Doch Marc Graf gibt auch viel Persönliches preis: Er erzählt von seiner Liebe zu den Bergen, wie er schon als Zehnjähriger mit einem Freund allein in einer Schneehöhle übernachten durfte und später als junger Mann anspruchsvolle Berg- und Klettertouren unternahm, bis ihm sein jugendlicher Mut fast das Leben kostete.
10/22/2023 • 1 hour, 6 minutes
Alain Kupper, Künstler
Alain Kupper ist Künstler, Fotograf, Musiker und Gestalter. Zudem betätigt er sich als Galerist. Ein Besuch im Hinterzimmer seiner Galerie offenbart die Tonspur eines Lebens als Gesamtkunstwerk.
Buchantiquariate und Plattenläden seien die schönsten Orte, weil er da Dinge finde, die er nicht suchen würde, sagt Alain Kupper. Der gebürtige Basler betreibt eine Kunstgalerie in Zürichs Kreis Vier, betätigt sich als Musiker, als Gestalter und als Künstler. In der Laudatio, anlässlich der Verleihung des Eidgenössischen Kunstpreises (2008), wurde Kupper als «Brückenbauer zwischen der Hochkultur und dem Underground» gewürdigt. Welche Musikstücke sein Leben nachhaltig geprägt und beeinflusst haben, verrät Alain Kupper im Gespräch mit Hannes Hug.
10/15/2023 • 1 hour, 4 minutes, 19 seconds
Barbara Traber – Schriftstellerin, Journalistin, Lektorin
Barbara Trabers Wirken auf zwei, drei Wörter zu reduzieren, ist unmöglich. Und auch nicht sinnvoll. Zu vielfältig sind ihre Aufgaben, zu breit ihre Interessen. Was man aber sagen kann: Barbara Traber lebt für die Literatur und die Musik. Und hat ein Leben lang ganz besondere Begegnungen gemacht.
Geboren wird Barbara Traber 1943 in Thun. Ihr Vater ist Lehrer, ein leidenschaftlicher Geiger und gibt seiner Tochter früh die Liebe zur Musik weiter. Auch die Literatur tut es ihr früh bereits an. Schon als Mädchen liest sie alles, was ihr in die Finger kommt. Die Literatur im professionellen Bereich begegnet ihr ein erstes Mal in London, wo sie als Au-Pair-Mädchen ihr Englandjahr verbringt. Durch einen Zufall lernt sie den Schriftsteller Elias Canetti kennen und wird seine Privatsekretärin. Überhaupt zeichnet sich Barbara Trabers Leben durch viele besondere Begegnungen aus: Der Komponist Franz Reizenstein ist ihr Gastgeber im Englandjahr. Den Maler Ben Enwonwu trifft sie kurze Zeit später in Nigeria, wo sie auf der Schweizer Botschaft arbeitet. Viele bekannte Musiker lernt sie im Radiostudio Bern kennen, wo sie in den 70erjahren eine Stelle hat, und schliesslich begegnet sie dem Berner Troubadour Markus Traber, ihrem künftigen Ehemann, mit dem sie nicht nur eine Familie gründet, sondern auch eine kleine Firma: das Büro für fast alles.
Von ihren Aufgaben und Begegnungen, von ihren Reisen und Auslandaufenthalten, von ihrer Literatur und ihrer Musik erzählt Barbara Traber im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/8/2023 • 1 hour, 26 seconds
Lucien Leitess, Gründer des Unionsverlags
«Man steht mit den Füssen im Schlamm und greift mit den Händen nach den Sternen.» So beschreibt Lucien Leitess die Leitung eines unabhängigen Verlags, der Literatur aus allen Weltregionen zugänglich macht. Nun gibt er sein Lebensprojekt in andere Hände.
Seit einem halben Jahrhundert öffnet der Unionsverlag von Zürich aus ein Fenster zur Welt. Gegründet wurde er an einem Küchentisch mit minimalem Budget, im Geist der sozialen Bewegung der 68er. Das erste Buchlager befand sich unterm Ehebett, ein Büro gab es lange nicht. Niemand konnte wissen, dass der kleine Verlag einmal mehr als 1000 Bücher aus Regionen herausbringen würde, deren Literatur im deutschsprachigen Raum meist wenig Beachtung findet. Doch die Nationalität von Autorinnen und Autoren zähle für ihn nicht, sagt Lucien Leitess: «Es gibt nur eine grosse Weltliteratur.»
Auch die Playlist des Verlegers, der sich lieber als Büchermacher bezeichnet, spannt einen Bogen über mehrere Kontinente. In «Musik für einen Gast» erzählt Lucien Leitess von seiner allerersten LP, von den bewegten Gründungsjahren des Unionsverlags, von der Schönheit der Programmiersprache und von seinem bevorstehenden Abschied vom Verlag - obwohl die Liste der Bücher, die er gerne herausgeben würde, noch lang ist.
10/1/2023 • 1 hour, 20 seconds
Kashka Knapkiewicz – Architektin
«Grundrisse entwerfen, ist wie Musik spielen», sagt Kashka Knapkiewicz. Gemeinsam mit ihrem Partner Axel Fickert baut die Architektin Lebensräume mit Atmosphäre, Sinnlichkeit und Witz. Kashka Knapkiewicz über den «Sound» des Raumes und die Musik in ihrem Leben.
«Hornbach», «Vogelsang», «Lokomotive» – so lautmalerisch ihre Namen, so markant ist auch die Erscheinung der Wohnsiedlungen von «Knapkiewicz und Fickert». Erdacht seien ihre Bauten als «Bühnen des Lebens», sagt Kashka Knapkiewicz, die eine Hälfte des Architektenduos. Gemein sind ihren Bauwerken unübliche Grundrisse, überraschende Details und oftmals knallige Farben. Die unkonventionellen Bauten sorgen in der Architekturszene häufig für Irritation und bei den Bewohnenden für Begeisterung, bemerkt die Architektin. Worauf es ihr beim Bauen ankommt und wie sich die Musik der Rockgruppe «Led Zeppelin» auf ihren Autofahrstil auswirkt, verrät Kashka Knapkiewicz im Gespräch mit Hannes Hug.
9/24/2023 • 1 hour, 4 minutes, 13 seconds
Kamilla Schatz, Leiterin der Pestalozzi Schulcamps
Kunst und Wissenschaft faszinieren Kamilla Schatz seit jeher. Diese Leidenschaft an Kinder zu vermitteln, ist ihr ein grosses Anliegen. Seit 2017 organisiert sie die Pestalozzi Schulcamps:
Projektwochen, in denen Primarschulklassen ausserhalb der normalen Unterrichtsstruktur eintauchen können in die Welt der Wissenschaften, der Musik und des Tanzes. Musikerin in ihrem ersten Beruf, war Kamilla Schatz früher als Geigerin und Kammermusikerin unterwegs, zudem ist sie seit 20 Jahren künstlerische Leiterin des Resonanzen Festivals im Engadin. Wie es kam, dass sie mit 48 Jahren die Geige weglegte und sich beruflich neu orientierte, was sie an ihrer neuen Aufgabe fasziniert und was sie mit der Musik von Nikolaj Roslavez verbindet, erzählt Kamilla Schatz in MfeG bei Eva Oertle.
9/17/2023 • 1 hour, 4 minutes, 2 seconds
Thomas Baer – Hotelier, früherer Radiomann und Verlagsbuchhändler
Nach zwanzig Jahren als Pächter des «Hotel Weisses Kreuz Bergün» gibt Thomas Baer die Leitung des renommierten Gasthofs ab. Diese zwanzig Jahre sind allerdings nur eine - wenn auch sehr wichtige - Station in einem bewegten Leben mit mindestens drei Berufen.
Geboren wird Thomas Baer in Zürich, was der Basler scherzeshalber als sein Geheimnis bezeichnet. Mit drei Jahren zieht die Familie nach Basel, wo Thomas eine glückliche Kindheit verbringt. Die Dinge ändern sich mit dem Umzug in einen Vorort. Probleme mit Lehrern führen zu Problemen in der Schule. Schliesslich schicken ihn die Eltern in ein katholisches Internat im Kanton Fribourg, wo ein junger Präfekt, fortan «Schtumbbekarli» genannt, den Jungen auf den rechten Weg bringt. Seither gehts steil bergauf, wie Thomas Baer sagt. Es folgen eine Lehre als Verlagsbuchhändler und einige Jahre beim Zytglogge-Verlag in Bern und beim Lenos-Verlag in Basel, 19 Jahre beim damaligen Radio DRS1, wo er unter anderem für den «Querschnitt durch die Basler Fasnacht» zuständig gewesen ist, und die Zeit in Bergün, wo er zusammen mit seiner Frau Ursina Barandun das Hotel «Weisses Kreuz» geführt hat.
Von all dem berichtet Thomas Baer in «Musik für einen Gast» seinem Gastgeber Michael Luisier. Und natürlich auch von seiner tiefen Liebe zur Musik, die für ihn vor allem eines zu sein hat, egal ob sie nun als Volksmusik, Chanson oder Bluesnummer daherkommt: urchig.
9/10/2023 • 59 minutes, 32 seconds
Jakob Kern, ehem. Vize-Stabschef des UNO-Welternährungsprogramms
Ob mit US-Präsident Joe Biden, einem Lastwagenfahrer in Syrien oder der hungernden Bevölkerung einer belagerten Stadt: Jakob Kern bemüht sich, mit allen Menschen gleich umzugehen. Eine Eigenschaft, die ihm während seiner 25 Jahre beim Welternährungsprogramm der UNO oftmals zugutekam.
Loszulassen sei er sich gewohnt, sagt Jakob Kern. Über 50 verschiedene Jobs hat er im Laufe seines Lebens ausgeübt: vom Paketaustragen als Bub im appenzellischen Rehetobel, über die Arbeit als Ingenieur, Kayaklehrer, professioneller Fischer oder Babysitter bis hin zur Führungsperson im «World Food Programme» der UNO, das weltweit 160 Millionen Menschen mit Nahrungsmitteln versorgt. Darum falle es ihm auch nicht schwer, sich auf die neue Phase in seinem Leben einzustimmen: Seit Mai dieses Jahres ist Jakob Kern pensioniert und blickt auf eine reiche, abenteuerliche Laufbahn zurück.
In «Musik für einen Gast» erzählt er sowohl aus seinem beruflichen, wie seinem privaten Leben: Wie er als Kind Cello spielen lernte, weil das Instrument noch fehlte in der Kammermusik der Familie Kern, wie er seine anfänglichen Pläne eines strukturierten, bürgerlichen Lebens über den Haufen warf, sich in Liberia in seine Frau verliebte, wie er nur eine Woche nach dem russischen Angriff in die Ukraine reiste, um die Zivilbevölkerung vor Ort zu unterstützen – und Joe Biden erklärte, was dabei die Herausforderungen sind.
9/3/2023 • 1 hour, 4 minutes, 15 seconds
Nicole Niquille, erste Bergführerin der Schweiz
Als erste Schweizerin machte Nicole Niquille 1986 das Diplom als Bergführerin. Seit einem Unfall lebt sie im Rollstuhl, was sie nicht daran hinderte, eine Bergwirtschaft zu leiten und ein Spital in Nepal zu gründen.
«Hast Du vor nichts Angst?» Diese Frage bekam Nicole Niquille schon als Mädchen zu hören. Mit ihrer Zwillingsschwester begann sie in den Gastlosen im Greyerzerland zu klettern, obwohl ihr Bein bei einem Motorradunfall schwer verletzt worden war. Sie habe von zu Hause mitbekommen, nie den einfachsten Weg zu wählen, erzählt Nicole Niquille im Rückblick. Sie suchte das Abenteuer, war lange mit dem Bergsteiger Erhard Loretan unterwegs, wagte sich an die Besteigung von Achttausendern im Himalaya und beschloss dann, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen: Als erste Frau absolvierte sie die harte Ausbildung zur Bergführerin.
Ein kurzer Moment vor bald 30 Jahren beendete ihr Leben als Alpinistin: Beim Pilzsuchen wurde Nicole Niquille von einem Stein getroffen, seither ist sie querschnittsgelähmt. Akzeptieren könne man so etwas nie, sagt sie heute, und doch habe sie ihre Lust am Leben immer behalten. Nach der Rehabilitationszeit machte sie das Wirtepatent, leitete eine Bergwirtschaft im Wallis und gründete in Nepal, wo sie früher auf Expeditionen war, ein dringend benötigtes Bergspital. Seit bald 20 Jahren setzt sie sich mithilfe einer Stiftung von der Schweiz aus für den Betrieb des «Hôpital Pasang Lhamu & Nicole Niquille» ein.
8/27/2023 • 1 hour, 19 seconds
Vivian Perkovic - Journalistin, Moderatorin
Vivian Perkovic ist Moderatorin der Fernsehsendung «Kulturzeit» auf 3sat, die im letzten Herbst den Deutschen Fernsehpreis bekam. Dass das Kulturformat als Informationssendung ausgezeichnet wurde, passt zu Vivian Perkovic, deren Anspruch an den Journalismus vor allem ein gesellschaftlicher ist.
Vivian Perkovic stammt aus einer jugoslawischen Gastarbeiterfamilie, die in den Siebzigerjahren nach Deutschland gekommen ist und sich viel abverlangt hat. Entsprechend prägend ist die Arbeit auch für sie selbst, wie Vivian Perkovic sagt. Nach dem Abitur studiert sie Germanistik und Südslawistik, entscheidet sich dann aber für den Journalismus, den sie im Printbereich und in Form des Lokaljournalismus kennenlernt. Danach wechselt sie zum Radio, später Fernsehen. Und bald arbeitet sie als Autorin, Moderatorin und Reporterin für den Bayerischen- und den Westdeutschen Rundfunk, für RBB, den SWR und für Deutschland Radio Kultur. Und zwar nicht hintereinander und jeweils für kurze Dauer, sondern ihrer Arbeitsmoral entsprechend gleichzeitig und über eine lange Zeit. Mittlerweile ist Vivian Perkovic fester Bestandteil des Kulturjournalismus-Flaggschiffs «Kulturzeit», wo sie nicht nur als Moderatorin tätig ist, sondern auch zum Redaktionsteam gehört und gelegentlich als Reporterin unterwegs sein kann.
Von ihrer Prägung als Gastarbeiterkind und ihrer Einstellung zur Arbeit, von ihrem Ethos als Journalistin und ihrem Selbstverständnis Teil einer Gesellschaft und vor allem von ihrem grossen Wissen über Musik und ihrer Liebe zum Rap erzählt Vivian Perkovic im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
8/20/2023 • 1 hour, 1 minute, 38 seconds
Esther Elisabeth Schütz, Sexologin und Sexualtherapeutin
Als junge Primarlehrerin hat Esther Schütz in den 80er Jahren auch Sexualpädagogik unterrichtet. Später machte sie sich selbständig und gründete das Institut für Sexualpädagogik ISP in Uster, das sie über 20 Jahre leitete.
Ihr Lehrbuch «Praxis der Sexualpädagogik» wurde vom Bundesamt für Gesundheit ausgezeichnet und hat den Schweizerischen Kinder- und Jugendmedienpreis «Die rote Zora» gewonnen.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Esther Schütz über ihren Weg zur Sexologin und ihre Arbeit mit Paaren in der Sexualtherapie. Sie erzählt aber auch, wie sie nach einer langjährigen Beziehung mit einem Mann zur Partnerschaft mit einer Frau fand und welche Erinnerungen die Ballade «Bridge over troubled water» von Simon & Garfunkel in ihr weckt.
Erstsendung: 15. Mai 2022
8/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 10 seconds
Aeham Ahmad, «Der Pianist aus den Trümmern»
Der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad ist im Flüchtlingslager Yarmouk bei Damaskus aufgewachsen. Sein Vater, ein blinder Instrumentenbauer, hat ihm die Liebe zur Musik mitgegeben und ihn zum Klavierspielen ermutigt.
Während des Bürgerkriegs in Syrien hat Aeham Ahmad begonnen, auf Strassen und öffentlichen Plätzen aufzutreten und mit den Kindern aus dem Quartier Musik zu machen. Videos von seinen Auftritten wurden in sozialen Netzwerken geteilt und das Bild mit dem Pianisten, der inmitten der Trümmer Klavier spielt, ging um die Welt. Seit seiner Flucht 2015 lebt er in Deutschland und gibt Konzerte. 2017 erschien seine Autobiografie «Und die Vögel werden singen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Aeham Ahmad über seine glückliche Kindheit in Syrien, über seine Flucht nach Deutschland, aber auch darüber, warum er heute lieber eigene Musik macht als Beethoven zu spielen.
Erstsendung: 19. Juni 2022
8/13/2023 • 1 hour, 5 minutes, 10 seconds
Kathrin Altwegg – Weltraumforscherin
Über Jahrzehnte hat sich Kathrin Altwegg, Physikerin und emeritierte Professorin der Universität Bern, mit dem Weltraum beschäftigt. Und sagt: Uns Menschen würde es guttun, wenn wir eines Tages erfahren sollten, dass wir nicht allein sind im Universum.
Zwölf Jahre lang reiste die Raumsonde «Rosetta» durch das All, um den Kometen «Chury» zu erforschen. An Bord: «Rosina», ein Massenspektrometer der Universität Bern. Dafür verantwortlich: Kathrin Altwegg, Physikerin und Professorin für Weltraumforschung. «Rosina war ein bisschen wie mein drittes Kind, neben meinen beiden Töchtern», sagt sie.
Am 30. September 2016 wurde die Sonde kontrolliert zum Absturz gebracht, Rosina lieferte keine Daten mehr. «Zu wissen, dass sie jetzt auf diesem Kometen liegt und nie mehr antworten wird, das war ein schwieriger, emotionaler Moment», erzählt Kathrin Altwegg, «auch wenn es der Abschluss einer hervorragenden Mission war.»
Ganz losgelassen hat Kathrin Altwegg das Projekt bis heute nicht: Obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, ist sie immer noch an der Auswertung der Daten beteiligt und gibt ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter.
Ihre eigene Laufbahn als Forscherin begann Kathrin Altwegg an der Universität Basel – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Ihre männlichen Kollegen hätten sie zwar freundlich behandelt, erzählt sie, aber die Einsamkeit habe ihr doch zu schaffen gemacht. Und auch mit Vorurteilen hatte sie zu kämpfen. So empfahl ihr beispielsweise ein Professor, doch besser im Warenhaus Strümpfe zu verkaufen, statt seine Vorlesungen zu besuchen. «Heute frage ich mich, warum ich mich nicht gewehrt habe. Aber damals hatte ich viel zu viel Respekt vor den Professoren und habe mich nicht getraut. Andererseits hat das auch immer bewirkt, dass ich mir gesagt habe: ‹Denen zeige ichs! Ich kann das!›».
In «Musik für einen Gast» erzählt Kathrin Altwegg von ihrer Faszination für den Weltraum, die über die Jahre immer nur noch grösser geworden ist, von der Hoffnung, eines Tages ausserirdisches Leben zu entdecken und von ihrer Kindheit im Kanton Solothurn, als sie als kleines Mädchen die Liebe zur Natur und zu den Büchern entdeckte.
Erstsendung: 02. April 2023
8/12/2023 • 58 minutes, 12 seconds
Nenad Mlinarevic – Spitzenkoch und Unternehmer
Kommt er in die Küche, schaltet er zuerst die Musik ein und dann den Herd: Nenad Mlinarevic betreibt drei Restaurants und gilt als einer der erfolgreichsten Köche der Schweiz.
Musik ist im Alltag von Nenad Mlinarevic allgegenwärtig: Ob zu Hause beim Zähneputzen, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Küche. «In vielen Restaurants wird spätestens dann, wenn die Gäste kommen, die Musik ausgeschaltet», erzählt er. «Wenn einer meiner Köche Mühe haben sollte, sich zu konzentrieren, während Musik läuft, würde es schwierig für ihn. Bei uns ist das immer so – und wird auch so bleiben.»
Seit mehreren Jahren spielt Mlinarevic in der obersten Liga der Schweizer Gastronomie mit: 2016 wurde er zum «Koch des Jahres» gewählt, mit gerade mal 35 Jahren. Doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit: «Ich wollte meinen eigenen Weg gehen, die Dinge auf meine Art machen. Und bis jetzt bin ich nicht schlecht damit gefahren.» Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner betreibt er mittlerweile drei Restaurants in der Stadt Zürich; im November wird das nächste und bisher grösste Lokal eröffnet, im Zürcher Hauptbahnhof. Woher nimmt er diese Energie? «Sobald ich ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, erreiche, verspüre ich eine Leere. Und überlege sofort: Was kommt als nächstes? Komm, machen wir weiter!»
In «Musik für einen Gast» erzählt Nenad Mlinarevic von diesem inneren Antrieb, seiner Leidenschaft für das Kochen, aber auch von den Schattenseiten seines Erfolgs, von der Rastlosigkeit und der Suche nach dem inneren Gleichgewicht.
Erstsendung: 19. Februar 2023
8/6/2023 • 1 hour, 4 minutes, 7 seconds
Wolfgang Beltracchi, Künstler
Mit gefälschten Bildern bekannter Maler wurde Wolfgang Beltracchi weltberühmt. Verurteilt als Kunstfälscher sass er eine längere Haftstrafe ab. Nun macht der Maler mit digitaler Kunst von sich reden.
Über Nacht flog Wolfgang Beltracchi als einer der grössten Kunstfälscher der Nachkriegszeit auf. Zum Verhängnis wurde ihm die Anwendung einer Farbe, die zur Lebenszeit des Malers, dessen Bild er fälschte, noch nicht existierte. Mit seinen Fälschungen versetzte Beltracchi Museen, Sammler und Handel gleichermassen in Aufruhr. Wenngleich die Rechtsprechung seine Fälschungen als gewerbsmässigen Betrug taxierte, und er dafür mit Gefängnis bestraft wurde, erfuhr der Maler auch Sympathie für sein Wirken. Mit Hannes Hug unterhält sich Wolfgang Beltracchi über seine Leidenschaft für die Malerei und die Zukunft seiner Kunst.
Erstsendung: 22. Mai 2022
7/30/2023 • 1 hour, 35 seconds
Lorenz Pauli – Kinderbuchautor, Geschichtenerzähler
An die 50 Kinderbücher hat er schon geschrieben. Die meisten zusammen mit der Illustratorin Kathrin Schärer. Dazu kommen Auftritte mit eigenen Programmen und das Verfassen von Kindergedichten. Lorenz Pauli ist produktiv und leidenschaftlich und lebt mittlerweile von seiner Liebe zur Sprache.
Lorenz Pauli stammt aus sogenannt einfachen Verhältnissen. Er wächst als jüngstes Kind einer fünfköpfigen Familie in einer engen Dreizimmerwohnung im Westen von Bern auf. Seine Kindheit bezeichnet er als glücklich und ist geprägt von Freiheit und Geborgenheit, was ganz stark mit einer Mutter zusammenhängt. Von ihr hat er auch die Liebe zur Sprache und zur Kinderliteratur. Nach einer Banklehre wird er Kindergärtner, was damals für einen Mann nicht nur aussergewöhnlich, sondern beinahe unmöglich war. Gleichzeitig beginnt er, seine Geschichten, die er im Kindergarten erzählt, aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Nach 25 Jahren wechselt er den Beruf, setzt ganz aufs Schreiben und auf seine Auftritte und macht so sein Hobby zum Beruf.
Von seiner Herkunft und Prägung, von seinen Büchern und Auftritten, von seiner Zusammenarbeit mit Kathrin Schärer und seiner lebenslänglichen Arbeit für und mit Kindern und natürlich auch von seinem nicht ganz immer harmonischen Verhältnis zur Musik erzählt Lorenz Pauli im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 26. März 2023
7/29/2023 • 1 hour, 3 minutes, 48 seconds
Urezza Famos – Kultur- und Unternehmensberaterin, Verlegerin
Urezza Famos versteht sich als Brückenbauerin zwischen Wirtschaft und Kultur oder zwischen Geld und Geist, wie sie sagt, und hat schon eine Menge Projekte aus Kultur und Tourismus realisiert. Gleichzeitig ist sie Herausgeberin des «piz Magazin», des Magazins für das Engadin und die Bündner Südtäler.
Geht es um ihre Biografie, so spricht Urezza Famos von vier Leben. Eins als Kind und Jugendliche im östlichsten Zipfel der Schweiz, eins als Geschäftsleiterin, CEO und Verwaltungsrätin des elterlichen Betriebs in Samnaun, eins als Kulturförderin im Engadin und eins als Co-Präsidentin der Lia Rumantscha in Chur. Geboren wird Urezza Famos in Martina GR. Ihr Vater stammt aus Süditalien und vererbt ihr die vielen Ideen und ein Bewusstsein dafür, auf sich selbst zu hören. Ihre Mutter stammt aus Genf und bringt das Mondäne und Weltoffene mit, was den Menschen in der Zollfreiregion Samnaun ohnehin im Blut liegt. Nach einem Studium in Zürich kehrt sie in den elterlichen Betrieb zurück, wo sie 18 Jahre lang bleibt. Dann folgen die Jahre im Engadin, die von unzähligen Projekten und innovativen Ideen geprägt sind, unter anderem die Gründung des Kulturzentrums und Künstlerhaus Nairs in Scuol. Heute lebt Urezza Famos am Zürichsee und pendelt zwischen dem Unter- und dem Oberland hin und her, wobei sie sich derzeit viel in Chur aufhält, wo die «Lia Rumantscha» ihren Sitz hat.
Von ihrer Kindheit an der Grenze und ihrer Zeit im elterlichen Betrieb, von ihren Projekten im Engadin und den strukturellen Veränderungen ihrer Heimat, von ihrer Arbeit als Verlegerin und ihrer Liebe für die romanische Sprache und Kultur und natürlich auch ihrer Musik erzählt Urezza Famos im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
Erstsendung: 23. Oktober 2022
7/23/2023 • 1 hour, 45 seconds
Niklaus Schweizer, Germanist und früherer Honorarkonsul in Hawaii
Seit mehr als 50 Jahren lebt Niklaus Schweizer in Honolulu und lehrt Germanistik an der Universität von Hawaii. Nebst seiner Professur war er lange Honorarkonsul für die Schweiz. Mindestens so gross wie seine Leidenschaft für Literatur ist sein Interesse an der hawaiischen Geschichte und Kultur.
Schon als Kind lauschte Niklaus Schweizer fasziniert der Radiosendung «Hawaii Calls» und wünschte sich, diese Inselgruppe mit ihrer besonderen Musik eines Tages selbst zu besuchen. Als Gymnasiast in den 1950er Jahren trat er als Amateurfunker von Zürich aus mit Menschen rund um den Globus in Kontakt. Auf diesem Weg schloss er erste Freundschaften in der Pazifikregion und begann, sich für die Kolonialgeschichte zu interessieren. Heute ist er ein ausgewiesener Kenner der bewegten Geschichte und Musik des ehemaligen Königreichs von Hawaii. Er spricht fliessend Hawaiisch und freut sich über das neue Selbstbewusstsein der traditionellen Kultur.
Erstsendung: 05. März 2023
Wenn Yvonne Apiyo Brändle-Amolo erzählt, dass in Kenia gejodelt wird, erntet sie erstaunte Blicke. Als sie in die Schweiz kam, half ihr die Volksmusik dabei, Anschluss zu finden. Heute engagiert sich die Afro-Schweizerin für Gleichstellung – mit künstlerischen und politischen Mitteln.
Aus dem Lebenslauf von Yvonne Apiyo Brändle-Amolo spricht der starke Wunsch, die Welt mitzugestalten. Die studierte Ökonomin kam vor mehr als 20 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz. Sie arbeitete zunächst als Croupier in Spiel-Casinos, als Moderatorin bei Radio LoRa und später auch als Künstlerin.
Auf verschiedenen Wegen setzt sie sich für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung ein – als interkulturelle Mediatorin und Kuratorin von Ausstellungen ebenso wie in der Gemeindepolitik und bei internationalen Organisationen. Ihre Leidenschaft fürs Jodeln hat Yvonne Apiyo Brändle-Amolo beibehalten.
Erstsendung: 05. Februar 2023
7/16/2023 • 1 hour, 2 minutes, 2 seconds
Jagoda Marinic – Autorin, Kolumnistin
Ein Gespräch sei ein Wagnis, sagt Jagoda Marinic. Ein Wagnis, das sie für ihren preisgekrönten Podcast «Freiheit Deluxe» immer wieder aufs Neue eingeht. Eine Begegnung in Heidelberg, am Tag nach dem Internationalen Literaturfestival, das Marinic dieses Jahr zum ersten Mal geleitet hat.
Jagoda Marinic war 21 Jahre alt, als sie vom Suhrkamp Verlag entdeckt wurde – ohne ein Manuskript eingereicht, ohne überhaupt daran gedacht zu haben, ein Buch zu veröffentlichen. «Das war ein Traum, der mir nicht zur Verfügung stand.»
Und selbst als das Angebot auf dem Tisch lag, war sie kurz davor, es abzulehnen: «Ich dachte: Niemand braucht das. Ich muss mich nicht zeigen und meine Geschichten auch nicht.» Doch Suhrkamp blieb hartnäckig. Zwei Jahre später eröffnete Marinic das Hauptprogramm des Verlags, gemeinsam mit dem Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa.
Gut 20 Jahre sind seither vergangen und Jagoda Marinic ist zu einer Stimme geworden, die weit über den deutschsprachigen Raum hinaus gehört wird. Sie hat mehrere Bücher und Theaterstücke veröffentlicht, schreibt Kolumnen und schafft mit ihrem Podcast «Freiheit Deluxe» einen Raum für Gespräche, die sich durch ihre Klarheit und ihre Tiefe auszeichnen.
Auf Twitter erntet sie dafür Applaus: «Ihr Podcast ist Weltklasse!», tat etwa kürzlich der frühere österreichische Bundeskanzler Christian Kern seine Begeisterung kund. Und auch aus der Branche gibt es Anerkennung: Das Magazin «Medium» kürte Marinic 2022 zur Kulturjournalistin des Jahres und begründete dies unter anderem mit ihrer leichtfüssigen, humorvollen und empathischen Gesprächsführung.
Seit diesem Frühling ist Jagoda Marinic zudem künstlerische Leiterin der Heidelberger Literaturtage – oder: der «feeLit», des «Internationalen Literaturfestivals Heidelberg», wie es unter ihrer Leitung neu heisst. Dieses solle nicht nur die Debatten der Talkshows und Feuilletons wiederholen, schrieb sie im Grusswort des Programmhefts, sondern «vor allem die Möglichkeit bieten, sich auf die Fiktion einzulassen. Schriftstellerinnen und Schriftsteller kommentieren nicht nur das Zeitgeschehen mit poetischen Worten, sie fügen etwas hinzu.»
In «Musik für einen Gast» erzählt Jagoda Marinic, was sie unter diesem Hinzufügen versteht, welche Euphorie die Literatur als Kind in ihr auslöste und warum die Begegnung mit einem Lied sie manchmal mehr berührt als jene mit einem Menschen.
7/9/2023 • 1 hour, 16 minutes, 20 seconds
Hansjörg Hinrichs, Südpazifikspezialist
«Reisen ist mein Tun, mein Tun ist mein Leben» - Hansjörg Hinrichs wollte seit seiner Kindheit weg. Aufgewachsen im St. Gallischen Steinach reiste er als Jugendlicher per Autostopp nach Deutschland, später zog es ihn immer weiter in die Ferne.
Nachdem er einige Jahre als Lehrer im Appenzellerland tätig gewesen war, beschloss er mit 28 Jahren, das Reisen zum Beruf zu machen. Vor allem die Inselwelt des Südpazifiks faszinierte ihn mit ihren Farben und Düften. Und so bereist der heute 74-Jährige, der ein kleines exklusives Reiseunternehmen leitet, immer neue Landschaften und Orte fernab von jeglichem Massentourismus.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt Hansjörg Hinrichs über seine Liebe zur Inselwelt des Südpazifiks und über seine Beziehung zu den dortigen Menschen, aber auch über seine Verbindung zur Appenzeller Volksmusik. Und er spricht darüber, wie das Reisen ihn auch immer wieder an seine eigenen Grenzen bringt.
7/2/2023 • 1 hour, 5 minutes, 12 seconds
Beatman Zeller, Musiker
Beatman Zeller ist der ungekrönte König des Untergrunds in der Schweizer Musikszene. Seit dreissig Jahren betreibt der Berner sein Musiklabel «Voodoo Rhythm Records» und steht als Musiker auf der Bühne. Dabei scheut er weder Blut, Schweiss noch Tränen.
Bereits im Kindesalter springt der Funke: Beatman – damals noch Beat Zeller – erhält von seinen Eltern eine Kiste Single Platten mit Musik von Bill Haley, Elvis Presley und den üblichen Verdächtigen der Rockmusik aus den 1950er Jahren. In der Rauheit dieser Musik erkennt sich der ungestüme Berner Bub wieder. Als junger Erwachsener reist Zeller in die USA, um eines seiner Idole aufzusuchen. Auf dieser Reise macht Beatman Bekanntschaft mit dem mexikanischen Wrestling «Lucha Libre». Der Musiker beschliesst «Lucha Libre» mit seiner surrealen Rockmusik zu kombinieren und erfindet die Figur «Lightning Beatman». Eine Entscheidung mit existenziellen Folgen.
6/25/2023 • 1 hour, 1 minute, 18 seconds
Judith Hermann – Schriftstellerin
Mit ihrem Erstling «Sommerhaus, später» ist sie bekannt geworden. Mit ihrem aktuellen Buch «Wir hätten uns alles gesagt» ist sie derzeit auf Lesereise. Jetzt kommt die Schriftstellerin Judith Hermann in die Schweiz und so auch zu einem Auftritt in der Sendung «Musik für einen Gast».
Judith Hermann stammt aus Westberlin und wächst im Arbeiterbezirk Neukölln auf. Ihr Vater ist Mathematikstudent und Hausmann. Die Mutter Angestellte im öffentlichen Dienst. Als Kind spielt Judith oft und gern Klavier, auch um sich vor der beunruhigenden und teils depressiven Stimmung in der elterlichen Wohnung zu schützen. Nach dem Abitur folgen ein angefangenes Germanistik- und Philosophiestudium, ein angefangenes Musikstudium und eine abgeschlossene Ausbildung zur Journalistin. Danach eine kurze Zeit beim Radio, wo sie akustische Porträts von Mitmenschen macht. Das führt sie schliesslich zum literarischen Schreiben und zu ihren Erzählungen. Und die wiederum zu ihrem Erfolg mit «Sommerhaus, später». Mittlerweise ist Judith Hermann eine arrivierte Schriftstellerin, die sieben Bücher geschrieben hat und deren jüngstes Werk das Resultat einer Poetikvorlesung an der Goethe-Universität Frankfurt ist, eine Ehre, die nur den grössten Schriftstellerinnen und Schriftstellern des deutschsprachigen Raums zuteilwird.
Von ihrer Herkunft und Prägung, von ihrem Suchen und Finden, von ihrem Schreiben und ihrem Umgang mit Sprache und Rhythmus und natürlich auch von ihrer Musik erzählt Judith Hermann im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
6/18/2023 • 1 hour, 45 seconds
Salome Hohl, Direktorin «Cabaret Voltaire»
Psychedelische Salons, Analytisches Kabarett, Performances – seit drei Jahren leitet Salome Hohl das «Cabaret Voltaire» in Zürich, die Geburtsstätte des Dadaismus. Inwiefern ihr eigenes Leben Dada ist und wie sich dies in Ton und Klang niederschlägt, verrät sie in «Musik für einen Gast».
Vor 117 Jahren wurde von Kunstschaffenden im Zürcher Exil der Dadaismus erfunden. Ihr Treffpunkt war das Cabaret Voltaire im Niederdorf. Heute führt die Kunsthistorikerin Salome Hohl die Geschicke dieses geschichtsträchtigen Ortes. Wie die 38-jährige Ostschweizerin das Haus durch die Pandemie und einen langwierigen Umbau gesteuert hat und warum ihr die leibhaftige Debatte und der beseelte Diskurs am Herz liegen, darüber unterhält sich Salome Hohl im Gespräch mit Hannes Hug
Erst Mexiko-Stadt, dann Appenzell Ausserrhoden: Nadja Schnetzler ist in ganz unterschiedlichen Welten aufgewachsen – und gestaltet ihren Alltag bis heute so abwechslungsreich und bunt wie möglich.
Als Kind hat Nadja Schnetzler «ein Vollbad genommen» in der Musik: Sie blätterte für ihren Vater an der Orgel die Seiten um, war Teil eines Chors und überlegte sich gar, Sängerin zu werden. Die Liebe zur Musik ist geblieben. Beruflich hat Nadja Schnetzler einen anderen Weg eingeschlagen: Sie leitet Workshops in Organisationen und Unternehmen, «um aus Gruppen Teams zu machen», wie sie sagt. Denn Schnetzler ist überzeugt: Wenn es gelingt, nicht neben- sondern miteinander zu arbeiten, erzeugt das eine eigene Kraft – und macht vor allem sehr viel mehr Spass.
Der Spass, die Freude am Ausprobieren ist für Nadja Schnetzler ein zentrales Thema: «Jeden zweiten, dritten Tag bin ich ein bisschen anders: Was ich anziehe, was ich interessant finde, womit ich mich beschäftige.» Diese Experimentierlust haben Schnetzler und ihr Partner auch ihren gemeinsamen Kindern mitgegeben: Nemo und Ella sind beide Anfang 20 und feiern als Musiker und Fotografin bereits seit einigen Jahren beachtliche Erfolge. Kann man Kreativität also lernen, fördern? Oder geht es vielmehr darum, Freiräume zu schaffen, damit sie sich entfalten kann?
6/4/2023 • 1 hour, 11 minutes, 2 seconds
Dirk Stermann – Fernsehkomiker, Kabarettist, Autor
Dirk Stermann ist die eine Hälfte des Komiker-Duos «Stermann & Grissemann», das seit 16 Jahren die satirische Late-Night-Show «Willkommen Österreich» moderiert. Derzeit ist Dirk Stermann mit seinem ersten eigenen Kabarettprogramm unterwegs und hat auch in der Schweiz Station gemacht.
Geboren wird Dirk Stermann 1965 in Duisburg. Sein Vater ist Direktor der Stadtwerke in Ratingen, seine Mutter Hausfrau. Musik spielt keine Rolle im Elternhaus, ganz im Gegensatz zum Fernsehen und zur Literatur. Über seinen Vater entdeckt er die österreichische Krimiparodie und Kultserie «Kottan ermittelt», ausserdem die Romane von Walter Kempowski. Beides prägt seinen Humor. Genauso wie die Komikertruppe «Monty Python» oder das Humormagazin «MAD». Das Studium der Theaterwissenschaften führt Dirk Stermann nach Wien, wo er hängen bleibt. Allerdings bald ohne Theaterwissenschaften, stattdessen mit einem Job am Radio. Dirk Stemann arbeitet beim ORF, wo er Christoph Grissemann kennenlernt. Mit ihm moderiert er die Satire-Radiosendungen «Salon Helga» auf ORF und «Show Royale» auf «Radio Eins» in Berlin. Ausserdem folgen gemeinsame Bühnenprogramme und Fernsehauftritte. Ab 2007 dann die wöchentliche Late-Night-Show «Willkommen Österreich», die in Österreich Kultstatus besitzt und auch in der Schweiz ein treues Publikum hat.
Von seiner Kindheit im Ruhrgebiet und seinen jungen Jahren in Wien, von seinen ersten Versuchen am Radio und seinen Erfolgen am Fernsehen, von seiner Zusammenarbeit mit Christoph Grissemann und seinem ersten eigenen Kabarettprogramm ohne Christoph Grissemann erzählt Dirk Stermann im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
5/28/2023 • 1 hour, 1 minute, 37 seconds
Ralph Tharayil, Autor - Live aus Solothurn
Wer den Klang von Ralph Tharayils Sprache hört, wird sich nicht wundern, dass zu seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» auch eine Playlist gehört. In «Musik für einen Gast» spricht der Autor über den Sound, der mit seinem Debüt verwoben ist.
Bevor Ralph Tharayil zu schreiben begann, war die Musik sein wichtigstes Ausdrucksmittel. Als Jugendlicher in Liestal spielte er in verschiedenen Bands und dachte darüber nach, Gitarre zu studieren. Später, während der Ausbildung als Werbetexter in Hamburg, entdeckte er die Lust an der sprachlichen Gestaltung. Heute gehen Musikhören und Schreiben bei Ralph Tharayil Hand in Hand. In seinem ersten Roman «Nimm die Alpen weg» erzählt er von einer Kindheit in einer migrantisierten Familie, vom Umgang mit Fremdbestimmung und von der befreienden Macht der Sprache. Welche Stücke er dabei im Ohr hatte, erzählt er in «Musik für einen Gast».
5/21/2023 • 1 hour, 2 minutes, 30 seconds
Andreas Reize - erster Schweizer Thomaskantor
Seit Andreas Reize 2021 als erster Schweizer zum Thomaskantor in Leipzig gewählt wurde, hat sich das Leben des 45-jährigen Dirigenten stark verändert: Als Nachfolger von J. S Bach hat er ein gewichtiges Amt, das auch in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Seine Woche ist durchgeplant, neben den täglichen Proben mit dem Knabenchor stehen Unterrichtstätigkeit aber auch Planungssitzungen und Pressetermine an, zudem regelmässige Proben mit dem Gewandhausorchester. Viel Zeit für seine zweite Leidenschaft, den Sport bleibt dem ehemaligen Triathlonkämpfer dabei nicht. Dennoch beginnt Andreas Reize seinen Tag immer mit körperlicher Bewegung und baut diese auch in die Proben mit den jungen Sängern ein.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle erzählt er über seine Rolle als Thomaskantor, über Parallelen zwischen Sport und Musik und über seine Liebe zu Mozart und Bach. Zudem spricht er über seine Kindheit als Solothurner Singknabe, und er erzählt wie er als Jugendlicher in schlaflosen Nächten Bachs Goldbergvariationen gehört hat.
5/14/2023 • 1 hour, 5 minutes, 24 seconds
Sara Winter Sayilir, Co-Leiterin des Strassenmagazins «Surprise»
Seit ihrer Kindheit im deutschen Norden interessiert Sara Winter Sayilir der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus – in ihrer journalistischen Arbeit ebenso wie in ihren kulturellen Interessen.
Die Welt als veränderbar zu betrachten, war für Sara Winter Saylir früh schon eine Selbstverständlichkeit. Sie wuchs in einer WG auf, in der die Diskussion über andere Gesellschaftsentwürfe ebenso zum Alltag gehörte wie Musik. Ihr Studium der Turkologie, Islamwissenschaft und Politik führte Sara Winter Sayilir nach Baku. Später arbeitete sie als Kulturmanagerin für internationale Festivals mit Schwerpunkt Aserbaidschan. Ihre ersten journalistischen Texte schrieb Sara Winter Sayilir für das Orientmagazin zenith. Heute ist Sara Winter Sayilir Co-Leiterin des Strassenmagazins «Surprise» und engagiert sich bei den Neuen Schweizer Medienmacher*innen gegen Rassismus in der Medienbranche.
5/7/2023 • 1 hour, 36 seconds
Beatrice «Bibi» Bigler – Parfümeurin
Kreiert Bibi Bigler einen neuen Duft, spielt die Musik eine entscheidende Rolle: In ihrem Atelier wird sie ständig von Musik begleitet. Doch auch in der Natur findet sie Inspiration: Etwa während einer mehrmonatigen Auszeit als Schafhirtin auf einer Engadiner Alp.
Schon als Kind wusste Bibi Bigler, dass sie Parfümeurin werden will. «Die Welt der Düfte ist so faszinierend, weil sie einen zum Träumen bringt und Erinnerungen hervorruft. Sie ist eng mit den Emotionen verbunden.»
Beharrlich verfolgte Bigler ihren Weg: An der Universität Zürich erarbeitete sie sich zuerst im Biologiestudium das theoretische, naturwissenschaftliche Fundament und ging danach nach Frankreich, wo sie sich an der Internationalen Parfümerieschule in Grasse ausbilden liess, umgeben von Lavendel- und Rosenfeldern. Eine romantische Kulisse – aber eine harte Ausbildung: 1500 verschiedene Duftrohstoffe mussten Bigler und ihre Mitstudentinnen und -studenten auswendig lernen und unterscheiden können. Wie man das schafft? Das verrät Bibi Bigler in «Musik für einen Gast». Und sie erzählt, welche Gerüche sie während ihrer Auszeit auf der Alp Sarsura entdeckt hat, welcher Duft ihr bei Antonín Dvoráks Klaviertrio in die Nase steigt und wie sie dank einer uralten Mandarinensorte eine zweite Heimat fand.
4/30/2023 • 1 hour, 34 seconds
Mona Petri - Schauspielerin, Altenpflegerin
Mona Petri entstammt der Theater-, Musiker- und Filmproduzentenfamilie Fueter. Kein Wunder, dass auch Mona Petri einen künstlerischen Beruf ergriffen hat und Schauspielerin geworden ist. Obwohl sie das ursprünglich gar nicht wollte.
Geboren wird Mona Petri 1976 in Zürich. Ihr Vater ist der Theatermusiker Daniel Fueter, ihre Mutter die Flötistin Anna-Katharina Graf. Ihre Patentante ist Sängerin und singt ihr auf höchstem musikalischen Niveau Gutenachtlieder vor. Und dann ist da noch die Grossmutter Anne-Marie Blanc, die Mona Fueter als sportliche und elegante Frau bezeichnet, die leider überhaupt nicht kochen kann. Nach einem Russlandaufenthalt und der Matura geht Mona nach Genf, um zu studieren. Übersetzerin will sie werden. Doch die akademische Uni behagt ihr nicht. Also bricht sie das Studium ab und wird über Umwege doch noch Schauspielerin. Nach dem Tod ihrer Grossmutter aber, den sie nahe begleitet hat, erkennt sie, dass sie kaum Kenntnisse darüber hat, wie man einen Menschen pflegt. Das schockiert sie. Und so beschliesst Mona Petri, neben der Schauspielerei auch noch die Altenpflege zu erlernen, was sie unterdessen auch getan hat.
Von ihrer Liebe zur Sprache und ihrem Weg zur Schauspielerei, von ihrer verstorbenen Schwester und ihrem Umgang mit dem Tod, von ihrer besonderen Herkunfts- und ihrer bunten eigenen Familie und natürlich auch von der Musik, die in ihrem ganzen Leben eine grosse Rolle gespielt hat, erzählt Mona Petri im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
4/23/2023 • 1 hour, 45 seconds
Christian Link - Sammler, Zauberer
Wie verkauft man einen Dinosaurier? Christian Link kennt die Antwort. In «Musik für einen Gast» verrät der Sammler und Zauberer, wie das Skelett eines 67 Millionen Jahre alten Tyrannosaurus Rex den Weg zu ihm gefunden hat, und weshalb die Gebeine des Urzeitbewohners nun zum Verkauf stehen.
Er sei gerne seines eigenen Glückes Schmied, sagt Christian Link. Der Sammler und Zauberer aus Zürich hat bereits in Jugendjahren geahnt, dass ihm die Welt mehr zu bieten hat als eine Bürotätigkeit. Als Tischzauberer in Restaurants fand er zu seinen ersten Engagements. Ein Filmstudium in den USA und längere Aufenthalte in Hollywood haben seine Sinne für Reisen in fantastische Welten geschärft.
Zeitgleich hat er mit dem Sammeln besonderer Gegenstände begonnen. Über die Jahre wuchs daraus ein Kuriositätenkabinett an Exquisitem; ausgestopfte Tiere, medizinische Exponate, rare Antiquitäten. Seine Sammlung bezeichnet Link als «Wunderkammer». Dieser Tage sorgt er mit der Auktion eines Dinosaurierskeletts für Schlagzeilen. In «Musik für einen Gast» spricht Christian Link über seine Leidenschaft fürs Sammeln und verrät seine akustischen Zaubertricks.
4/16/2023 • 59 minutes, 43 seconds
Ugonna Vitus Nwosu, Priester im Untergoms, Stürmer beim FC Ernen
Wenn Ugonna Vitus Nwosu die Messe feiert, darf gerne getanzt und gelacht werden. Der junge Pfarrer aus Nigeria wollte eigentlich nur für einen Sommer ins Bergdorf Ernen kommen. Zu seiner eigenen Überraschung sind daraus bereits fünf Jahre geworden.
Schon als 10jähriges Kind wusste Ugonna Vitus Nwosu, dass er später einmal Pfarrer werden möchte. Sein Studium der Theologie, Philosophie und Kommunikation führte ihn von Nigeria über Italien in die Schweiz. Heute ist er einer von fünf nigerianischen Priestern im Wallis und als Seelsorger zuständig für die Pfarreien Binn, Ernen und Lax. Wenn es den Gottesdiensten nicht in die Quere kommt, spielt er in seiner Freizeit beim FC Ernen.
Als Lebensziel hat sich Ugonna Vitus Nwosu vorgenommen, in Nigeria eine Schule zu bauen. Denn er ist überzeugt, dass nur Bildung dabei hilft, dem Machtmissbrauch durch die Eliten entgegen zu treten. Sein Wunsch nach gesellschaftlichem Wandel spiegelt sich auch in seinen Musikwünschen für die Sendung, die von nigerianischen Kirchenliedern über politischer Protestmusik bis zu Bob Marley reichen.
4/9/2023 • 1 hour, 2 minutes, 30 seconds
Kathrin Altwegg – Weltraumforscherin
Über Jahrzehnte hat sich Kathrin Altwegg, Physikerin und emeritierte Professorin der Universität Bern, mit dem Weltraum beschäftigt. Und sagt: Uns Menschen würde es guttun, wenn wir eines Tages erfahren sollten, dass wir nicht allein sind im Universum.
Zwölf Jahre lang reiste die Raumsonde «Rosetta» durch das All, um den Kometen «Chury» zu erforschen. An Bord: «Rosina», ein Massenspektrometer der Universität Bern. Dafür verantwortlich: Kathrin Altwegg, Physikerin und Professorin für Weltraumforschung. «Rosina war ein bisschen wie mein drittes Kind, neben meinen beiden Töchtern», sagt sie.
Am 30. September 2016 wurde die Sonde kontrolliert zum Absturz gebracht, Rosina lieferte keine Daten mehr. «Zu wissen, dass sie jetzt auf diesem Kometen liegt und nie mehr antworten wird, das war ein schwieriger, emotionaler Moment», erzählt Kathrin Altwegg, «auch wenn es der Abschluss einer hervorragenden Mission war.»
Ganz losgelassen hat Kathrin Altwegg das Projekt bis heute nicht: Obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, ist sie immer noch an der Auswertung der Daten beteiligt und gibt ihr Wissen an jüngere Kolleginnen und Kollegen weiter.
Ihre eigene Laufbahn als Forscherin begann Kathrin Altwegg an der Universität Basel – als einzige Frau in ihrem Jahrgang. Ihre männlichen Kollegen hätten sie zwar freundlich behandelt, erzählt sie, aber die Einsamkeit habe ihr doch zu schaffen gemacht. Und auch mit Vorurteilen hatte sie zu kämpfen. So empfahl ihr beispielsweise ein Professor, doch besser im Warenhaus Strümpfe zu verkaufen, statt seine Vorlesungen zu besuchen. «Heute frage ich mich, warum ich mich nicht gewehrt habe. Aber damals hatte ich viel zu viel Respekt vor den Professoren und habe mich nicht getraut. Andererseits hat das auch immer bewirkt, dass ich mir gesagt habe: ‹Denen zeige ichs! Ich kann das!›».
In «Musik für einen Gast» erzählt Kathrin Altwegg von ihrer Faszination für den Weltraum, die über die Jahre immer nur noch grösser geworden ist, von der Hoffnung, eines Tages ausserirdisches Leben zu entdecken und von ihrer Kindheit im Kanton Solothurn, als sie als kleines Mädchen die Liebe zur Natur und zu den Büchern entdeckte.
4/2/2023 • 58 minutes, 20 seconds
Lorenz Pauli – Kinderbuchautor, Geschichtenerzähler
An die 50 Kinderbücher hat er schon geschrieben. Die meisten zusammen mit der Illustratorin Kathrin Schärer. Dazu kommen Auftritte mit eigenen Programmen und das Verfassen von Kindergedichten. Lorenz Pauli ist produktiv und leidenschaftlich und lebt mittlerweile von seiner Liebe zur Sprache.
Lorenz Pauli stammt aus sogenannt einfachen Verhältnissen. Er wächst als jüngstes Kind einer fünfköpfigen Familie in einer engen Dreizimmerwohnung im Westen von Bern auf. Seine Kindheit bezeichnet er als glücklich und ist geprägt von Freiheit und Geborgenheit, was ganz stark mit einer Mutter zusammenhängt. Von ihr hat er auch die Liebe zur Sprache und zur Kinderliteratur. Nach einer Banklehre wird er Kindergärtner, was damals für einen Mann nicht nur aussergewöhnlich, sondern beinahe unmöglich war. Gleichzeitig beginnt er, seine Geschichten, die er im Kindergarten erzählt, aufzuschreiben und zu veröffentlichen. Nach 25 Jahren wechselt er den Beruf, setzt ganz aufs Schreiben und auf seine Auftritte und macht so sein Hobby zum Beruf.
Von seiner Herkunft und Prägung, von seinen Büchern und Auftritten, von seiner Zusammenarbeit mit Kathrin Schärer und seiner lebenslänglichen Arbeit für und mit Kindern und natürlich auch von seinem nicht ganz immer harmonischen Verhältnis zur Musik erzählt Lorenz Pauli im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
3/26/2023 • 1 hour, 1 minute, 2 seconds
Beni Thurnheer - Sportreporter und Showmaster
«Schnurri der Nation wünscht sich Sound of Silence» - Beni Thurnheer liefert gleich selbst die Schlagzeile für die Sendung.Schlagfertig war er schon immer - musste es sein. Als Kind war er einer der kleinsten, und da er sich nicht mit den Fäusten wehren konnte, tat er es mit Worten.
Sprechen war seit jeher seine Leidenschaft, und dank seines geschliffenen Mundwerks bekam er gleich nach dem Jusstudium eine Stelle als Sportreporter - zuerst beim Radio, später beim Fernsehen. Erfolgreiche TV-Shows wie «Tellstar» oder «Benissimo» waren später ganz auf ihn als Moderator zugeschnitten. Beni Thurnheer hat zudem mehrere Bücher geschrieben, u.a. «Der Sportreporter und die Philosophen».
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Beni Thurnheer über sein Leben im Rampenlicht, seine Ordnungsliebe und darüber, warum er gerne Ranglisten führt. Er erklärt auch sein Interesse für die Philosophie und die Philosophen. Und wir erfahren, warum ihm Songs wie «Get off of my cloud» von den Rolling Stones oder Bonnie Tylors «Total eclipse of my heart» viel bedeuten.
3/19/2023 • 1 hour, 5 minutes, 36 seconds
Flaka Jahaj, Modedesignerin
Als Kind flieht Flaka Jahaj aus dem Kosovo in die Schweiz. Heute arbeitet die preisgekrönte Designerin für renommierte Modeunternehmen wie «Wolford» und «JW Anderson». Wie die Kultur des Häkelns den Faden zu ihrem Herkunftsland aufrechterhält, darüber spricht Flaka Jahaj in «Musik für einen Gast».
Ihre Abschlussarbeit am Londoner Central Saint Martins College of Art and Design bildete ein Kleid aus Pompons. Damit gewann Flaka Jahaj 2014 den Schweizer Designpreis des Bundesamts für Kultur. Später erwarb das Zürcher Museum für Gestaltung das Kleid für seine permanente Designausstellung. Jahaj bezeichnet sich selbst als Europäerin. Sie war für den US-Designer Rick Owens in Paris tätig, wirkt heute vornehmlich für das Modeunternehmen «JW Anderson» in London und betreibt, gemeinsam mit ihrer Schwester, den Laden «Passenger» in Zürich. Inwiefern sich ihr Leben in der Musik spiegelt, verrät sie in «Musik für einen Gast».
3/12/2023 • 57 minutes, 22 seconds
Niklaus Schweizer, Germanist und früherer Honorarkonsul in Hawaii
Seit mehr als 50 Jahren lebt Niklaus Schweizer in Honolulu und lehrt Germanistik an der Universität von Hawaii. Nebst seiner Professur war er lange Honorarkonsul für die Schweiz. Mindestens so gross wie seine Leidenschaft für Literatur ist sein Interesse an der hawaiischen Geschichte und Kultur.
Schon als Kind lauschte Niklaus Schweizer fasziniert der Radiosendung «Hawaii Calls» und wünschte sich, diese Inselgruppe mit ihrer besonderen Musik eines Tages selbst zu besuchen. Als Gymnasiast in den 1950er Jahren trat er als Amateurfunker von Zürich aus mit Menschen rund um den Globus in Kontakt. Auf diesem Weg schloss er erste Freundschaften in der Pazifikregion und begann, sich für die Kolonialgeschichte zu interessieren. Heute ist er ein ausgewiesener Kenner der bewegten Geschichte und Musik des ehemaligen Königreichs von Hawaii. Er spricht fliessend Hawaiisch und freut sich über das neue Selbstbewusstsein der traditionellen Kultur.
3/5/2023 • 1 hour, 7 seconds
Bettina Spoerri - Schriftstellerin, Verlegerin
Bettina Spoerri hat schon viel erlebt. Sie hat zwei Romane geschrieben, eine längere Zeit als Leiterin des Aargauer Literaturhauses Lenzburg gewirkt und auch einmal die Solothurner Literaturtage geleitet. Jetzt hat sie mit einer Kollegin zusammen einen Verlag gegründet.
Der Verlag, den Bettina zusammen mit ihrer Kollegin Anne Wieser gegründet hat, ist der Geparden Verlag, der in diesem Frühjahr mit seinem ersten Programm startet. Dabei geht es Bettina Spoerri um literarische Qualität, gesellschaftliche und kulturelle Relevanz und hohen Unterhaltungswert. Ein hoher Anspruch. Aber ein erreichbares Ziel. Bettina Spoerri hat früh gelernt, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Geboren wird Bettina Spoerri in Zürich, verbringt Kindheit und Jugend aber in Basel. Sie wächst als jüngste Tochter einer alleinerziehenden Mutter mit bipolarer Störung auf. Ihr Vater verlässt die Familie und verschwindet für zehn Jahre aus ihrem Leben. Nach der Matura zieht Bettina Spoerri zurück nach Zürich, verbringt aber den grössten Teil ihrer Studienzeit in Grossstädten. Berlin, Paris, London und Jerusalem. Zurück in der Schweiz widmet sie sich dem Kulturjournalismus und der Literaturvermittlung. Sie leitet eine Zeit lang die Solothurner Literaturtage und später das Aargauer Literaturhaus Lenzburg. Dann kommen die beiden eigenen Romane und schliesslich die Gründung des Verlags. Zentrales Thema ihres Lebens aber ist die Auseinandersetzung mit ihren Wurzeln. Mit zwölf Jahren erfährt sie, dass ihr Vater Jude ist, fängt an, sich intensiv mit dem Judentum zu beschäftigen und konvertiert. Der Kontakt zum Vater, übrigens der bekannte Jazzmusiker und Komponist Bruno Spoerri, ist längst wieder da. Vor ein paar Jahren reisen die beiden zusammen nach Israel.
Von ihrer frühen Prägung und ihren schwierigen Erfahrungen als Kind, von ihren Lehr - und Wanderjahren durch die Metropolen der Neunzigerjahre und ihrer Geschichte mit dem Judentum, von ihrer Leidenschaft für die Literatur und natürlich von der Musik erzählt Bettina Spoerri im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
2/26/2023 • 1 hour, 1 minute, 43 seconds
Nenad Mlinarevic – Spitzenkoch und Unternehmer
Kommt er in die Küche, schaltet er zuerst die Musik ein und dann den Herd: Nenad Mlinarevic betreibt drei Restaurants und gilt als einer der erfolgreichsten Köche der Schweiz.
Musik ist im Alltag von Nenad Mlinarevic allgegenwärtig: Ob zu Hause beim Zähneputzen, auf dem Weg zur Arbeit oder in der Küche. «In vielen Restaurants wird spätestens dann, wenn die Gäste kommen, die Musik ausgeschaltet», erzählt er. «Wenn einer meiner Köche Mühe haben sollte, sich zu konzentrieren, während Musik läuft, würde es schwierig für ihn. Bei uns ist das immer so – und wird auch so bleiben.»
Seit mehreren Jahren spielt Mlinarevic in der obersten Liga der Schweizer Gastronomie mit: 2016 wurde er zum «Koch des Jahres» gewählt, mit gerade mal 35 Jahren. Doch statt sich auf den Lorbeeren auszuruhen, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit: «Ich wollte meinen eigenen Weg gehen, die Dinge auf meine Art machen. Und bis jetzt bin ich nicht schlecht damit gefahren.» Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner betreibt er mittlerweile drei Restaurants in der Stadt Zürich; im November wird das nächste und bisher grösste Lokal eröffnet, im Zürcher Hauptbahnhof. Woher nimmt er diese Energie? «Sobald ich ein Ziel, das ich mir gesteckt habe, erreiche, verspüre ich eine Leere. Und überlege sofort: Was kommt als nächstes? Komm, machen wir weiter!»
In «Musik für einen Gast» erzählt Nenad Mlinarevic von diesem inneren Antrieb, seiner Leidenschaft für das Kochen, aber auch von den Schattenseiten seines Erfolgs, von der Rastlosigkeit und der Suche nach dem inneren Gleichgewicht.
2/19/2023 • 1 hour, 4 minutes, 18 seconds
Günther Vogt, Landschaftsarchitekt
Die Aussenräume der Tate Modern in London oder die Masoala-Halle im Zürcher Zoo – mit seiner Landschaftsarchitektur prägt Günther Vogt den Stadtraum inner- und ausserhalb von Hüllen aus Beton, Stahl und Glas.
Ob Urban Gardening, das Revival der Zimmerpflanzen oder die Debatte um begrünte Städte – das Mauerblümchendasein der Landschaftsarchitektur ist vorbei. Dies ist mit das Verdienst von Günther Vogt. Mit seinen Büros in Berlin, London, Paris und Zürich prägt der Landschaftsarchitekt Stadträume rund um den Globus. Zudem hat Vogt als Professor bis zum vergangenen Jahr am Institut für Landschaft und Urbane Studien der ETH Jahr gelehrt. Welche Musik in seinem Garten Eden gespielt wird und wie er im Spannungsfeld von grüner Stadt und Renditebauten wirkt, verrät Günther Vogt im Gespräch mit Hannes Hug
Wenn Yvonne Apiyo Brändle-Amolo erzählt, dass in Kenia gejodelt wird, erntet sie erstaunte Blicke. Als sie in die Schweiz kam, half ihr die Volksmusik dabei, Anschluss zu finden. Heute engagiert sich die Afro-Schweizerin für Gleichstellung – mit künstlerischen und politischen Mitteln.
Aus dem Lebenslauf von Yvonne Apiyo Brändle-Amolo spricht der starke Wunsch, die Welt mitzugestalten. Die studierte Ökonomin kam vor mehr als 20 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz. Sie arbeitete zunächst als Croupier in Spiel-Casinos, als Moderatorin bei Radio LoRa und später auch als Künstlerin.
Auf verschiedenen Wegen setzt sie sich für Chancengleichheit und gegen Diskriminierung ein – als interkulturelle Mediatorin und Kuratorin von Ausstellungen ebenso wie in der Gemeindepolitik und bei internationalen Organisationen. Ihre Leidenschaft fürs Jodeln hat Yvonne Apiyo Brändle-Amolo beibehalten.
2/5/2023 • 1 hour, 2 minutes, 12 seconds
Michael Koch - Regisseur, Drehbuchautor
Mit «Drii Winter» feiert der Schweizer Filmemacher Michael Koch gerade grosse Erfolge. Gleich in sechs Kategorien ist der Film für den Schweizer Filmpreis 2023 nominiert. Und das, nachdem sogar eine Zeit lang eine Oscar-Nomination für den besten ausländischen Film im Raum gestanden hat.
Ein erstes Mal bekannt geworden ist Michael Koch allerdings nicht mit seinen Filmen, sondern als Schauspieler. Michael Koch spielte die männliche Hauptrolle in der Schweizer Filmkomödie «Achtung, fertig, Charlie!». Das war zwar ebenfalls ein grosser Erfolg und eine wichtige Erfahrung, führte aber auch dazu, dass sich Michael Koch klar darüber wurde, dass sein Weg ein anderer ist.
Der damals Zwanzigjährige, der seine ersten Schauspiel- und Theatererfahrungen im «Jungen Theater Basel» unter Uwe Heinrich und Sebastian Nübling gemacht hatte, beschloss nach «Achtung, fertig, Charlie!» an die «Kunsthochschule für Medien Köln» zu gehen, um sich dort mit Experimental- und Kurzfilmen auseinanderzusetzen. Danach folgten erste Inszenierungen an der Kaserne Basel, wo er das Regiehandwerk erlernte, und mit «Marija» ein erster Langfilm. Dabei spielte immer auch die Arbeit mit Laien eine Rolle, deren Echtheit und Authentizität Michael Koch ganz besonders interessieren, wie auch in «Drii Winter», der ausschliesslich mit Laien besetzt ist.
Von seinem Weg übers «Junge Theater Basel» und «Achtung, fertig, Charlie!» an die Kunsthochschule in Köln, von seiner Auseinandersetzung mit und seiner persönlichen Herangehensweise an den Film, von seiner Musik, die er bereits als Junge in der Knabenkantorei Basel kennen- und praktizieren gelernt hat, und von seiner Arbeit an «Drii Winter» und anderen Projekten erzählt Michael Koch im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
1/29/2023 • 59 minutes, 17 seconds
Bea Latal, Professorin für Entwicklungspädiatrie
«Andere wachsen sehen, ist das grösste Geschenk» - sagt Bea Latal. Sie ist Professorin für Entwicklungspädiatrie an der Universität Zürich und hat sich als Ärztin auf Kinder mit Entwicklungsrisiken spezialisiert. Die Arbeit mit Kindern ist ihre grosse Leidenschaft.
In Musik für einen Gast bei Eva Oertle spricht Bea Latal über ihre spannende Forschungstätigkeit als Entwicklungspädiaterin und wie sie ihr berühmter Vorgänger Remo Largo beeinflusst hat. Sie erzählt aber auch über ihre eigene Kindheit, über ihre Zeit in San Francisco und warum sie gerne Bach hört, wenn sie unterwegs ist.
1/22/2023 • 1 hour, 2 minutes, 9 seconds
Sven Ivanic, Stand-Up-Comedian und Jurist
Stand-Up-Comedian, Jurist, satirischer Videoschiedsrichter, aufgewachsen im Säuliamt, Wurzeln in Kroatien: In «Musik für einen Gast» erzählt Sven Ivanic aus seinem kontrastreichen Leben.
Morgens um halb 9 setzt sich Sven Ivanic an seinen Arbeitstisch und schreibt Witze – «zumindest im Optimalfall», wie er betont. Ein abendfüllendes Comedyprogramm auf die Beine zu stellen, braucht nicht nur Kreativität, sondern auch Routine und Disziplin. Die hat Ivanic aufgebracht und tourte 2022 mit seiner Soloshow «JUSländer» durch die Schweiz. Rund 80 Auftritte in einem Jahr und das neue satirische Videoschiedsrichter-Format «Das VAR‘s» von SRF Sport haben ihn einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Mittlerweile ist der Humor sein Hauptberuf. Studiert hat Ivanic Rechtswissenschaft, in Genf, auf Französisch: «Da kam vielleicht mein Ego ins Spiel: Ich wollte schauen, ob ich das kann.» Er konnte – und entdeckte in einem Rhetorikkurs, wie viel Freude ihm der Umgang mit Sprache bereitet.
Aufgewachsen ist Ivanic im Zürcherischen Säuliamt, seine Eltern in Kroatien: «Ich weiss genau, wie es riecht, wenn ich in Zagreb in den Lift steige und in den fünften Stock fahre zur Wohnung meiner Grossmutter. Oder auch der Geruch des Meeres oder das Zirpen der Grillen: All das ist untrennbar mit meiner Kindheit verbunden.»
In «Musik für einen Gast» erzählt er von den langen Autofahrten in den Süden, die als Kind seine Sommerferien prägten, warum es ihn als Jugendlichen für ein Jahr in den Kanton Jura verschlug und wie er am allerersten Konzert, das er gemeinsam mit seinen Eltern besuchte, einen Schuh verlor, aber Erinnerungen fürs Leben gewann.
1/15/2023 • 1 hour, 2 minutes, 48 seconds
Luca Koch - Künstler:in
Luca Koch beschreibt sich als «Weltenbürger:in auf diesem Planeten».
Nach einer Kindheit als Junge im Kanton Schwyz studierte Luca Koch Jazzgesang, lebt heute genderfluid und fühlt sich in verschiedenen Milieus zu Hause - bei avantgardistischen Auftritten mit der Band «Paper Crane» ebenso wie bei der musikjournalistischen Arbeit oder beim Dirigieren des Männerchors «Frohsinn».
1/8/2023 • 1 hour, 2 minutes, 15 seconds
Thomas Hürlimann, Schriftsteller
Seit Jahrzehnten gehört Thomas Hürlimann zu den führenden Schriftstellern der Schweiz. Seine Stücke, Romane und Erzählungen gehören zum Kanon der deutschsprachigen Literatur. Die Essays und Wortmeldungen im Feuilleton zeugen von einem unabhängigen und der Freiheit des Denkens verpflichteten Geist.
Geboren wir Thomas Hürlimann 1950 in Zug. Sein Vater ist der Zuger Regierungsrat und spätere Bundesrat Hans Hürlimann, seine Mutter entstammt einer St. Galler CVP-Dynastie. Mit elfeinhalb Jahren tritt er in die Stiftschule des Klosters Einsiedeln ein und erlebt dort «saure Jahre» als «kahlrasiertes Mönchlein in knöchellanger Kutte». Beides, die Herkunft aus dem katholisch-konservativen Elternhaus wie die langen Jahre der Klosterschule prägen später seine Literatur, dazu der frühe Tod seines Bruders Matthias an Knochenkrebs, den er später in mehreren Werken verarbeitet. Nach der Matura studiert Thomas Hürlimann Philosophie an der Universität Zürich und ab 1974 dann an der FU in Westberlin, wobei ihm das dortige dogmatische Klima das Studium vergällt. So bricht er es ab, geht zum Theater, arbeitet als Regieassistent und Produktionsdramaturg am Schillertheater Berlin und beginnt seine Laufbahn als freischaffender Schriftsteller. Erste Erfolge hat er als Dramatiker mit «Grossvater und Halbbruder» und «Stichtag». Sein Erfolgsstück «De Franzos im Ybrig» erlebt bis zum Ausbruch von Corona über 50 Inszenierungen. 1981 macht er mit «Die Tessinerin», dem ersten Buch des neugegründeten Amman-Verlags, dessen erster Autor er wird, auch als Prosaautor zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Spätestens aber seit dem Roman «Der grosse Kater» von 1998 gibt er als einer der führenden Schweizer Schriftsteller überhaupt.
Von seiner katholischen Prägung und seinem Verhältnis zum Politikervater, von der Klosterschule und dem frühen Tod des Bruders, von seiner Haltung zur Schweiz und seinem Interesse an Mystik und natürlich auch von seinem Weg zum Schriftsteller und seinem Bezug zur Musik erzählt der Thomas Hürlimann im Gespräch mit Michael Luisier.
12/25/2022 • 1 hour, 34 seconds
Reto Camenisch, Fotograf
Seit mehr als vierzig Jahren macht sich Reto Camenisch ein Bild der Welt.Der preisgekrönte Fotograf über Menschen, Berge und sich selbst.
Mit zwanzig Jahren eröffnet Reto Camenisch sein erstes Atelier. Heute, 44 Jahre später, blickt der preisgekrönte Fotograf auf ein schier unfassbares Werk: Porträts von Künstlern wie Franz Gertsch, karge Berglandschaften des Himalayas oder Alltagsszenen aus dem Süden der USA.
Nebst seinem Schaffen als Fotograf hat Camenisch den Blues-Professor Walter Liniger filmisch verewigt. Zudem war der gebürtige Thuner über zwanzig Jahre als Studienleiter Fotografie am MAZ, der Schweizer Journalistenschule in Luzern, tätig. In «Musik für einen Gast» erzählt Reto Camenisch davon, wie er die Welt sehend entdeckt und welche Musik er dazu und danach hört.
12/18/2022 • 58 minutes, 52 seconds
Andreas Vollenweider, Musiker
Der Mann, der einst die Harfe in die Popmusik einführte, wurde für seine Kreativität und seine Beharrlichkeit mit weltweitem Erfolg belohnt.Vor mehr als 40 Jahren ist Andreas Vollenweider mit dem Instrument der Engel ins Musikbusiness eingestiegen und hat damit die Welt erobert.
Heute tut er noch immer das, was seiner Leidenschaft entspricht: Er schart Musiker und Musikerinnen um sich – gerne auch bisher unentdeckte – und macht gemeinsam mit ihnen Musik. Die Tourneen sind zwar inzwischen weniger strapaziös als früher, aber neue Alben mit frischen Ideen erscheinen in schöner Regelmässigkeit.
Andreas Vollenweider hat im Verlauf seiner Karriere mehr als 15 Millionen Tonträger verkauft, ist durch alle Kontinente getourt und stand mit den Grossen der Musikszene auf der Bühne, von Bobby McFerrin über Bryan Adams bis Luciano Pavarotti. Zudem wurde er als bisher einziger Schweizer mit einem Grammy ausgezeichnet.
Die Musikwünsche von Andreas Vollenweider geben einen Eindruck seines akustischen Universums wieder. Luciano Pavarotti wird zu hören sein, Björk, Mariza, Joni Mitchell und eine Komposition von Ludwig van Beethoven.
Beni Huggel hat alles erlebt, was der Schweizer Fussball zu bieten hat. Sieben Meistertitel, fünf Cupsiege, unvergessliche Nächte in der Champions-League mit dem FC Basel, dazu Auftritte an WM und EM mit der Nationalmannschaft. Unterdessen ist er Unternehmer und hat seinen Weg auch als das gefunden.
Dass Beni Huggel Fussballprofi wird, ist nicht vorgesehen. Im Gegenteil. Zwar spielt er als Jugendlicher gern und gut Fussball, tut dies aber als Amateur neben der Schule oder der Lehre als Landschaftsgärtner in Dorfvereinen. Erst beim FC Münchenstein, dann beim FC Arlesheim. Doch dann klopft der grosse FC Basel an und bietet dem 21-jährigen einen Profivertrag. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten und einer hartnäckigen Verletzung setzt er sich durch, wird Stammspieler und später Teamstütze beim FC Basel, dann in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt und in der Nationalmannschaft. 2012 tritt Beni Huggel, der 2009 zum «Nationalspieler des Jahres» gewählt worden ist, als Fussballer zurück. Er braucht eine Weile, sich neu zu orientieren. Der Weg als Fussballtrainer scheint zwar vorgegeben, entspricht ihm aber nicht. Schliesslich wird er Unternehmer und gründet neben seiner Coaching-Firma «Beni Huggel bewegt» auch die Plattform «Athletes Network», die die Erfahrungen aus dem Spitzensport mit den Anforderungen aus der Wirtschaft verbindet. Dem Fussball bleibt er trotzdem verbunden. Seit einiger Zeit als TV-Experte bei SRF, als das er gerade an der WM in Katar weilt.
Von seiner Leidenschaft für den Fussball und seiner aussergewöhnlichen Karriere, von der Zeit danach und dem Neuanfang als Unternehmer und natürlich auch von der Musik, die er mit Cello und als in einer Schülerband auch aktiv betrieben hat, erzählt Beni Huggel im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
12/4/2022 • 1 hour, 2 minutes, 33 seconds
Historische Reprise: Kurt Früh und seine Tochter Katja Früh
Drehbuchautor und Regisseur Kurt Früh und seine Tochter Katja FrühKurt Früh, der mit schweizerdeutschen Filmen wie Oberstadtgass oder Bäckerei Zürrer bekannt wurde, war am 19. März 1967 von Roswitha Schmalenbach in die Sendung Musik für einen Gast eingeladen worden.
55 Jahre später hört sich seine Tochter Katja Früh jenes Gespräch an und spricht mit Röbi Koller über ihren Vater und wie es dazu kam, dass sie praktisch denselben Beruf ausübt wie er damals.
Es sei nicht einfach gewesen, dem Vater zu genügen, gibt Katja Früh heute zu, denn dieser habe durchaus einen gewissen Druck ausgeübt. Sehr gerne sah er seine Töchter in ähnlichen Bereichen arbeiten wie er. Kurt Früh hatte als Kinderdarsteller angefangen, leitete später Theaterproduktionen, machte sich dann aber vor allem einen Namen als Autor und Regisseur von inzwischen unvergesslichen schweizer Filmen.
Der Spagat zwischen Qualität und Erfolg hat ihm dabei immer zu Schaffen gemacht. Er könne nur zu wenigen seiner Filme vorbehaltlos stehen, sagte Kurt Früh in der historischen Sendung von 1967. Zu Unrecht, wie seine Tochter heute entgegnet, denn mehrere seiner Werke würden heute zu den besten des Genres gezählt: Polizischt Wäckerli, Hinter den sieben Gleisen oder Dällebach Kari, um nur einige zu nennen.
Auch Katja Früh hat für das breite Publikum geschrieben. Ihr grösster Erfolg war ihre Tätigkeit als Headwriter der TV-Serie Lüthi und Blanc, die sie selber erfunden hat. Heute schreibt und inszeniert sie Theaterstücke, unter anderem für das Theatercasino Winterthur.
Historische Reprise vom 19. März 1967
Sie war der erste weibliche Filmstar der Schweiz, die Schauspielerin Anne-Marie Blanc (1919-2009). Mit der Rolle der «Gilberte» im Film «Gilberte de Courgenay» von Franz Schnyder gelang ihr als 21-Jährige der Durchbruch als Schauspielerin.
Nach dem Kriegsende folgten dann Filmrollen auch im Ausland und Gastspiele in verschiedenen Theatern der Schweiz sowie auf deutschen und österreichischen Bühnen. Insgesamt spielte Anne-Marie Blanc in über 250 Theater-, Film- und Medienrollen von «Wachtmeister Studer» bis «Lüthi und Blanc». Sie war mit dem Filmproduzenten Heinrich Fueter verheiratet. 1986 erhielt sie den Hans-Reinhart-Ring, die höchste Theaterauszeichnung der Schweiz.
Anne-Marie Blanc war 1969 bei Roswitha Schmalenbach zu Gast. Dort erzählt sie u.a. wie sie als Jugendliche Medizin studieren wollte, wie sie im Garten beim Jäten ihre Emotionen ausleben kann, und sie spricht über ihre Liebe zur Musik.
Historische Reprise vom 21. Dezember 1969
11/20/2022 • 59 minutes, 43 seconds
Historische Reprise: Johannes Mario Simmel, Schriftsteller
Der österreichische Schriftsteller Johannes Mario Simmel (1924-2009) war einer der bekanntesten Bestsellerautoren im deutschsprachigen Raum - mehr als 70 Millionen Bücher wurden von ihm verkauft. Zudem schrieb er zahlreiche erfolgreiche Drehbücher.
International bekannt wurde er 1960 mit seinem Roman «Es muss nicht immer Kaviar sein». Die Literaturkritik warf ihm in den frühen Jahren vor, Trivialliteratur zu schreiben, später hat sie sich versöhnlicher über sein Schaffen geäussert. Die Nazizeit und der Rechtsextremismus waren zentrale Themen in Simmels Büchern, nicht zuletzt aufgrund seiner Familiengeschichte, denn seine Verwandten väterlicherseits waren fast alle dem Holocaust zum Opfer gefallen. Simmel setzte sich sein Leben lang gegen Rassismus und für soziale Gerechtigkeit ein.
1968 war Johannes Mario Simmel bei Roswitha Schmalenbach zu Gast. Er erzählt, wie er in Zeiten, in denen er an einem Roman arbeitet, ganz diszipliniert um 6 Uhr aufsteht, sich hinsetzt und schreibt und dabei alles um sich herum vergisst. Er erzählt aber auch über seine Kindheit, über seinen ersten Berufswunsch Gärtner zu werden, wie er dann aber Chemie studiert hat, bei Kriegsende als Dolmetscher und später als Kulturredaktor gearbeitet hat. Und er spricht über seine Liebe zur Musik.
Historische Reprise vom 18. Februar 1968
Sie war die berühmteste Märchenerzählerin der Schweiz – Trudi Gerster. Mit ihrer unverkennbaren Stimme hat sie Kinder und Erwachsene begeistert. Von klassischen Märchen bis zu Volksmärchen und Sagen reichte ihr Repertoire.
Trudi Gerster war zudem als Schauspielerin tätig und hat mehrere Kinderbücher verfasst. 1968 wurde sie als eine der ersten Frauen ins Parlament gewählt und setzte sich für Kulturförderung und Frauenrechte ein.
Trudi Gerster war 1964 bei Roswita Schmalenbach zu Gast. Sie erzählt, wie sie schon als Zehnjährige gerne Märchen erfunden hat und mit ihren Schauergeschichten ihrer Schwester Angst eingejagte. Sie spricht darüber, wie sie als Mädchen mit einer Sängerinnenkarriere liebäugelte und welche Erinnerungen sie mit Puccinis Oper Madame Butterfly verbindet.
Die verstorbene Schauspielern, Märchenerzählerin und Politikerin Trudi Gerster zu Gast bei Roswitha Schmalenbach am 3. November 1964
11/6/2022 • 1 hour, 5 seconds
Esther Jenny-Keshava, indische Tänzerin
Esther Jenny-Keshava – als Tänzerin erzählt sie ihre Geschichten mit dem Körper, während ihre Mutter, die berühmte Märchenerzählerin Trudi Gerster, die Sprache als Ausdrucksmittel gewählt hatte.
Esther Jenny wollte schon als kleines Mädchen tanzen. Als sie dann mit 18 zum ersten Mal eine indische Tänzerin sah, wusste sie, genau das wollte sie lernen. Sie reiste nach Indien und studierte intensiv den indischen Tanzstil Bharatanatyam. Dort lernte sie auch ihren späteren Ehemann, den Tanzmeister und Choreographen Vidvan Keshava kennen. 1976 gründeten die beiden in Basel eine Schule für indischen Tanz und Yoga und traten gemeinsam international als Tänzerpaar auf. In Musik für einen Gast erzählt Esther Jenny-Keshava von ihrer Kindheit voller Märchen und ihrer lehrreichen Zeit in Indien, sie spricht über ihre Faszination für indischen Tanz und Yoga und über ihre Liebe zum portugiesischen Fado.
10/30/2022 • 1 hour, 1 minute, 6 seconds
Urezza Famos – Kultur- und Unternehmensberaterin, Verlegerin
Urezza Famos versteht sich als Brückenbauerin zwischen Wirtschaft und Kultur oder zwischen Geld und Geist, wie sie sagt, und hat schon eine Menge Projekte aus Kultur und Tourismus realisiert. Gleichzeitig ist sie Herausgeberin des «piz Magazin», des Magazins für das Engadin und die Bündner Südtäler.
Geht es um ihre Biografie, so spricht Urezza Famos von vier Leben. Eins als Kind und Jugendliche im östlichsten Zipfel der Schweiz, eins als Geschäftsleiterin, CEO und Verwaltungsrätin des elterlichen Betriebs in Samnaun, eins als Kulturförderin im Engadin und eins als Co-Präsidentin der Lia Rumantscha in Chur. Geboren wird Urezza Famos in Martina GR. Ihr Vater stammt aus Süditalien und vererbt ihr die vielen Ideen und ein Bewusstsein dafür, auf sich selbst zu hören. Ihre Mutter stammt aus Genf und bringt das Mondäne und Weltoffene mit, was den Menschen in der Zollfreiregion Samnaun ohnehin im Blut liegt. Nach einem Studium in Zürich kehrt sie in den elterlichen Betrieb zurück, wo sie 18 Jahre lang bleibt. Dann folgen die Jahre im Engadin, die von unzähligen Projekten und innovativen Ideen geprägt sind, unter anderem die Gründung des Kulturzentrums und Künstlerhaus Nairs in Scuol. Heute lebt Urezza Famos am Zürichsee und pendelt zwischen dem Unter- und dem Oberland hin und her, wobei sie sich derzeit viel in Chur aufhält, wo die «Lia Rumantscha» ihren Sitz hat.
Von ihrer Kindheit an der Grenze und ihrer Zeit im elterlichen Betrieb, von ihren Projekten im Engadin und den strukturellen Veränderungen ihrer Heimat, von ihrer Arbeit als Verlegerin und ihrer Liebe für die romanische Sprache und Kultur und natürlich auch ihrer Musik erzählt Urezza Famos im Gespräch mit Gastgeber Michael Luisier.
10/23/2022 • 1 hour, 44 seconds
Sol Gabetta, Cellistin
Sol Gabetta ist eine der gefeiertsten Cellistinnen weltweit. Die gebürtige Argentinierin lebt seit längerer Zeit im aargauischen Dorf Olsberg, in der Nähe von Basel, wo sie seit 2006 ihr eigenes Musikfestival betreibt. Ein Weltstar mit Sinn fürs Lokale.
Die Reiserei hat für Sol Gabetta früh angefangen: Bereits als 8jährige wurde sie von ihrem Vater im Zweiwochenrhythmus von Cordoba ins 800km entfernte Buenos Aires gefahren, nur um sich von einer bestimmten Cellistin unterrichten zu lassen. Seither ist sie über mehrere Stationen stets ihren Lehrern nachgereist: nach Spanien, Frankreich und schliesslich in die Schweiz.
Die Cello-Virtuosin strahlt bei ihren Konzerten eine Leidenschaft aus, die ansteckend ist. Rund 120 Konzerte pro Jahr spielte die international gefragte Musikerin vor der Corona-Pandemie, derzeit sind es bereits wieder rund 80. Dabei ist es ihr ein Anliegen, den Klassikbetrieb aufzumischen und mit neuen Ideen zu bereichern. So ist es kein Zufall, dass sie in Lugano für das neu ins Leben gerufene experimentelle Festival Presenza die künstlerische Leitung übernehmen durfte.
Auf Sol Gabettas Playlist sind ausschliesslich Stücke zu finden, die von befreundeten Musikerinnen und Musikern eigespielt wurden, darunter Kompositionen von Messiaen, Schumann, Sibelius, Beethoven und Bach.