Wir stellen die Grossen des Jazz und verwandter Musiksparten in exemplarischen Aufnahmen vor – im Gespräch mit Gästen, die sich bestens auskennen im weiten Feld von Blues bis World. Analysen haben hier ebenso Platz wie Anekdoten. Leitung: Peter Bürli Redaktion: Peter Bürli, Eric Facon, Jodok Hess, Annina Salis Kontakt: info@srf2kultur.ch
Alice Coltrane, mit Esther Sévérac und Philipp Eden
Alice McLeod war eine brillante Pianistin und mitten in der Jazzwelt lange bevor sie John Coltrane heiratete. Aber natürlich war die gemeinsame Zeit mit dem Jazz-Giganten Coltrane intensiv, als Alice Coltrane entwickelte sie sich stilistisch rasant, vier Jahre lang sind Musik und Familie eins.
Der frühe Tod von John Coltrane muss deshalb ein schwerer Schlag gewesen sein. Trotzdem schafft es Alice Coltrane innerhalb eines Jahres, als Pianistin und Harfenistin eine Karriere unter eigenem Namen zu lancieren. Wie sie das macht, was sie für die Harfe im Jazz bedeutet, und warum sie nach einem Vierteljahrhundert als spirituelle Leaderin nochmals ins Studio zurückkehrt, das alles diskutieren die Harfenistin Esther Sévérac und der Pianist Philipp Eden in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
Die gespielten Titel (Album | Label):
Terry Gibbs: John Henry (Hootenanny My Way | Time Records)
John Coltrane: Manifestation (Cosmic Music | Impulse)
Alice Coltrane: Lord Help Me to Be (A Monastic Trio | Impulse)
Alice Coltrane: Oceanic Beloved (A Monastic Trio | Impulse)
Alice Coltrane: Blue Nile (Ptha the El Dahoud | Impulse)
Alice Coltrane: Oh, Allah (Universal Consciousness | Verve)
Alice Coltrane: My Favorite Things (World Galaxy | Impulse)
Alice Coltrane, Charlie Haden: For Turiya (Closeness: Duets | Jazz Heritage)
1/23/2024 • 1 hour, 22 seconds
Der Vater des Ethio Jazz: Mulatu Astatke
Mit dem Film «Broken Flowers» von Jim Jarmusch hat seine Musik 2005 ein breites Publikum erreicht. Erfunden hat der Vibraphonist und Perkussionist Mulatu Astatke den Ethio Jazz aber bereits Ende der 1960er Jahre, indem er die Musik seiner Heimat Äthiopien mit westlichen Stilen fusioniert hat.
Der Sound des Ethio Jazz hat damals die Menschen begeistert, und nicht umsonst hat dieser Stil das sogenannt «goldene Zeitalter der äthiopischen Musik» eingeläutet.
Was Mulatu Astatke und den Ethio Jazz so besonders macht und weshalb diese Musik zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geraten ist, das bespricht Roman Hošek mit dem Produzenten und Musiker Jeroen Visser - der seit «Broken Flowers» tief in die äthiopischen Musikkultur eingetaucht ist.
Die gespielten Titel (CD-Titel | Label):
* Mulatu's Hideaway (Afro Latin Soul | Strut Records)
* Yègellé Tezata (Single Yègellé Tezata | Buda Musique)
* Mulatu (Mulatu of Ethiopia | Strut Records)
* Yekermo Sew (Ethio Jazz | Amha Records)
* Muiscawi Silt (Tche Belew | Kaifa Records)
* Cha Cha (Inspiration Information | Strut Records)
* Gamo (Sketches of Ethiopia | Jazz Village)
* Mulatu (To Know Without Knowing | Agogo Records)
1/9/2024 • 1 hour, 19 seconds
Earl «Fatha» Hines, mit Chris Wiesendanger
Vaterfigur: Vor 120 Jahren kommt Earl «Fatha» Hines zur Welt.
Als Pianist von Louis Armstrong war Earl Hines an frühen Meilensteinen der Jazzgeschichte beteiligt, am «West End Blues» zum Beispiel. Seine eigene Band diente dann vielen späteren Bebop-Helden als Sprungbrett (Dizzy Gillespie, Charlie Parker) - und mit seiner eigenen Fernseh-Show wurde er endgültig zum Star. Wie aus dem umtriebigen jungen Mann aus Pittsburgh ein «Fatha» wurde, und wie er nebenher aus dem Begleitinstrument Piano auch im Bandkontext ein solistisches Instrument machte, das diskutiert der Pianist Chris Wiesendanger in der JazzCollection mit Jodok Hess.
Die gespielten Titel (CD-Titel | Label):
* Weatherbird (Louis Armstrong: Hot Fives and Sevens, Vol. 3 | JSP)
* Rosetta (Earl Hines and His Orchestra 1942-1945 | Classics Records)
* It Had to Be You (Earl Hines and His Orchestra 1941 | Classics Records)
* Midnight in New Orleans (Earl Hines and His Orchestra 1945-1947 | Classics Records)
* Shoe Shine Boy (Classic Trio Sessions | Lonehill Jazz)
* You Brought a New Kind of Love to Me (Mostly Fats | EPM)
* Sophisticated Lady (Earl Hines Plays Duke Ellington | New World Records)
* A Toodle-Do, Toodle-Do (Duet | MPS)
* But Not For Me (Just You, Just Me | Black and Blue)
12/26/2023 • 1 hour, 18 seconds
Vom Kirchenmädchen zum «Evil Gal»: Dinah Washington
Sie hatte eine unglaublich kraftvolle und durchdringende Stimme. Diese Power kam nicht zuletzt daher, dass Dinah Washington während ihrer Kindheit intensiv Gospel gesungen hat.
Der Gospel blieb immer Teil ihres Gesangs, auch als Dinah Washington in den Jazz und Blues gewechselt hat. Aber die Inhalte haben sich verändert - statt göttlichen Lobeshymnen sang sie nun Songs, in denen es sich nicht selten um Luxus, Alkohol oder Sex drehte, wie beispielsweise im «Evil Gal Blues».
Dinah Washington war kein Kind von Traurigkeit und ihr Leben war geprägt von geschiedenen Ehen und Eskapaden. Stücke wie «What a Diff'rence a Day Makes» machten sie aber zu einer zentralen Figur der Jazzgeschichte, die mit 39 Jahren viel zu früh gestorben ist.
Über die Musik und das Leben von Dinah Washington spricht Roman Hošek mit der Jazzsängerin und Konzertveranstalterin Jessica Cadau.
Die gespielten Songs (CD-Titel. Label):
* Shoo Shoo Baby (Wise Woman Blues. Rosetta Records)
* Evil Gal Blues (The Dinah Washington Story. Mercury)
* Long John Blues (Stairway to the Stars. Prober Records)
* Teach Me Tonight (The Complete on Mercury, Vol. 4. Mercury)
* All of Me (The Dinah Washington Story. Mercury)
* Caravan (The Swingin' Miss. Fresh Sound Records)
* Send Me to the 'lectric Chair (Dinah Washington Sings Bessie Smith. Fresh Sound Records)
* What a Diff'rence a Day Makes (What a Diff'rence a Day Makes! Mercury)
* Mad About the Boy (Mad About the Boy. Mercury)
12/12/2023 • 1 hour, 20 seconds
Leidenschaftliche Erneuerin: Die Fadista Mariza
Eine Fadosängerin mit blondierten, raspelkurzen Haaren: Mariza fällt optisch aus der Reihe. Und auch musikalisch modernisiert die 50jährige den portugiesischen Schicksalsgesang, indem sie Jazz, Samba, Bossanova und Flamenco mit dem Fado zusammenbringt.
Der frische Blick auf dieses traditionelle Volksmusikgenre gelingt Mariza vielleicht auch darum so gut, weil er von aussen kommt. Sie zieht als Mädchen aus Mosambik, einer ehemaligen Kolonie Portugals, nach Lissabon. Ihre Mutter lehrt sie bereits früh die Liebe zu afrikanischer, brasilianischer Musik, Soul und Jazz. Ihr Vater zeigt ihr den Fado. Wie diese Musik in der Diktatur Salazars aus Zensurgründen erstarrte, wie Mariza den Fado für Portugies:innen wieder zugänglich machte und schliesslich daran mitbeteiligt ist, dass er es auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO schafft: darüber diskutiert Annina Salis mit Telmo Pires – einem Fadista, der als Sohn portugiesischer Eltern in Deutschland aufwuchs und für die Musik nach Lissabon zurückgekehrt ist.
Die gespielten Songs (CD-Titel):
* Era uma vez (Telmo Pires: Fado em mim. 2001 World Connection)
* Estranha forma de vida (Amália Rodrigues: The Best of Amália Rodrigues. EMI)
* Barco negro (Mariza: Fado em mim. 2001 World Connection)
* Transparente (Mariza: Transparente. EMI Warner)
* Meu fado meu (Mariza: Transparente. EMI Warner)
* Beijo de saudade (Mariza: erra. EMI)
* Melhor de mim (Mariza: Mundo. Warner)
* Estranha forma de vida (Mariza: Canta Amália)
11/28/2023 • 1 hour, 20 seconds
Der Vater des Blues: W.C. Handy
Als W.C. Handy vor 120 Jahren an einem kleinen Bahnhof in Mississippi zum ersten Mal einen lokalen Folkblues-Sänger hört, scheint ihm das «the weirdest music», die seltsamste, eigenartigste Musik, die er je gehört hat.
Klagende Klänge aus tiefstem Herzen, gleichzeitig in Dur und Moll. Dass Handy es schafft, diese unerhört direkte amerikanische Volksmusik in Noten festzuhalten und in Kompositionen zu packen, die im ganzen Land von Schwarz und Weiss gespielt werden, das macht ihn nicht zum Erfinder des «Blues». Aber seine unermüdliche musikalische Pionierarbeit lässt ihn zum Vater eines Stils werden, der die populäre Musik bis heute prägt.
Was die wichtigsten Stationen waren in diesem Leben, das kurz nach dem amerikanischen Bürgerkrieg beginnt und bis zu ersten TV-Auftritten dauert, das diskutiert der Blues-Musiker Rainer Wöffler in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
Die gespielten Titel:
* Memphis Blues (Duke Ellington)
* Yellow Dog Blues (Sam Collins / Bessie Smith)
* Saint Louis Blues (Bessie Smith / Fats Waller / Jim and Bob the Genial Hawaiians)
* Beale Street Blues (Bennie Goodman and Jack Teargarden)
* Long Gone (Louis Armstrong)
* Make Me a Pallet on Your Floor (John Hurt)
* Hesitation Blues (Larry Goldings feat. Madeleine Peyroux)
11/14/2023 • 1 hour, 20 seconds
Joni Mitchell - eine Klasse für sich
Allein schon mit ihren Singer-Songwriter-Alben Ende der 60er Jahre hätte sie einen wichtigen Platz eingenommen in der Musikgeschichte: Joni Mitchell. Die unkonventionellen Harmonien, die herausragenden Texte, die intensive Stimme: alles da.
Aber Joni Mitchell erfindet sich danach gleich noch mehrere Male neu. Sie spielt und singt auf Augenhöhe mit ihren Lieblings-Jazz-Musikern in den 70er Jahren, hat eine pop-rockige Phase in den 80ern und findet einen nochmals neuen, entspannteren Ton in den 90er Jahren. Und sogar danach, wenn sie ihre eigenen Klassiker noch einmal mit grossem Orchester aufnimmt (Both Sides Now), ist das nicht Nostalgie, sondern pure Innovation.
Die Singer-Songwriterin Anet Zemp hat sich viel beschäftigt mit der jungen und der älteren Joni Mitchell. Sie versucht eine Annäherung als Gast in der Jazz Collection von Jodok Hess.
Erstausstrahlung: 06.11.2018, damals zum 75. Geburtstag von Joni Mitchell.
10/31/2023 • 1 hour, 19 seconds
Godmother of Rock and Roll: Sister Rosetta Tharpe
Man darf sich vom Attribut «Sister» nicht täuschen lassen: Sister Rosetta Tharpe war viel mehr als eine nationale Gospel-Grösse.
Dort waren ihre Anfänge – nach dem zweiten Weltkrieg aber wurde sie mit ihrer E-Gitarre und ihrer umwerfenden Bühnenperformance zum Modell sämtlicher Künstlerinnen und Künstler, die mit Gitarre und oder Stimme ein Publikum begeisterten, von Chuck Berry über Elvis Presley bis zu Lenny Kravitz und Tina Turner, kurz: Sister Rosetta Tharpe ist die Mutter aller Rockstars.
Wie die begnadete Sängerin und Multiinstrumentalistin Tharpe den Sprung aus dem Schoss der Kirche auf die internationalen Bühnen schaffte und warum sie – nach einem Comeback – schliesslich sogar vor allem in Europa Erfolg hatte, das diskutiert die Bluessängerin und Gitarristin Tanja Wirz in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
10/17/2023 • 1 hour, 20 seconds
Celia Cruz: Die Königin der Salsa
Wer schon auf eine Salsa Tanzfläche getreten ist, hat mit grosser Wahrscheinlichkeit schon zu Celia Cruz getanzt. Stücke, wie beispielsweise «Quimbara» gehören bei einer richtigen Salsa Party einfach dazu.
Über sechs Jahrzehnte stand die kubanische Sängerin Celia Cruz auf der Bühne und im Tonstudio und hat mit ihrer feurigen Art und ihrer ansteckenden Lebensfreude alle mitgerissen. Es war ihr auch sehr wichtig, dass das Publikum stets die fröhliche und lachende Celia Cruz erlebte. Alles andere sei privat, hat sie mal in einem Interview gesagt.
Mit ihrer einnehmenden und kollegialen Art hat es Celia Cruz zudem geschafft, sich schon während der 1960er und 70er - als einzige Frau - in einer ansonsten männerdominierten Salsa Szene zu etablieren. Und auch ihr soziales Engagement und ihre bürgerrechtlichen Aktivitäten machen sie zu einem Vorbild für viele nachkommende Performer:innen.
Die kubanische Sängerin Susana Orta lebt seit über zehn Jahren in der Schweiz und ist Gast in dieser Sendung. Sie gibt uns einen vertiefteren Einblick ins Leben und Schaffen der «Reina de la salsa».
10/3/2023 • 1 hour, 20 seconds
Feurig und immer geschmackvoll: Jazzschlagzeuger Philly Joe Jones
Damit man ihn vom bereits bekannten Swing-Schlagzeuger Jo Jones unterscheiden konnte, brauchte er erst mal einen Spitznamen. Und den lieferte ihm seine Geburtsstadt Philadelphia. Danach begann «Philly» Joe Jones die Rolle eines Jazzschlagzeugers und dessen Spielart neu zu definieren.
Nebst dem, dass er ein exzellenter Time-Keeper war und swingen konnte wie der Teufel, war Philly Joe Jones auch ein begnadeter und hochenergetischer Solist, wodurch er der Musik eine zusätzliche Intensität verlieh. Diese Fähigkeiten überzeugten schliesslich den grossen Miles Davis - der Philly Joe Jones ab 1955 als festen Schlagzeuger engagierte - und danach auch etliche weitere Jazzgrössen: John Coltrane, Bill Evans, Sonny Rollins, um nur ein paar zu nennen.
Philly Joe Jones war aber nicht nur ein gefragter Sideman, sondern auch ein erfolgreicher Bandleader und Pädagoge, der bis heute Generationen von Jazzschlagzeuger:innen beeinflusst.
Gast in dieser Sendung ist der in New York lebende Schlagzeuger Michael Vitali, der sich seit Beginn seiner Laufbahn mit Philly Joe Jones auseinandergesetzt und während unzähliger Stunden zu seinen Aufnahmen geübt hat.
9/19/2023 • 1 hour, 20 seconds
Joey DeFrancesco, der Orgel-Zauberer
Laufen-Lernen und Orgel-Spielen muss bei Joey DeFrancesco ungefähr zur gleichen Zeit passiert sein: Weil schon sein Vater John DeFrancesco Pianist und Organist war, war eine Hammond-B3 immer teil des Mobiliars, und klein Joey lernte blitzschnell.
Wie aus dem Wunderkind dann auch tatsächlich ein Musiker mit einer eigenen Message wurde, der nebenher auch noch Trompeter und Saxophon spielte und sang, und ob es ihm gelungen ist, den Mainstream-Jazz ins 21. Jahrhundert zu holen, das diskutiert der Hammondorganist Marcel Thomi in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
9/5/2023 • 1 hour, 13 seconds
Meshell Ndegeocello, mit Martina Berther
Als Twenty-Something legte sie eine Handvoll Alben vor, die in der Musikwelt alle umhauten. Seither ist klar: Meshell Ndegeocello ist nicht einfach eine hervorragende Bassistin oder eine umwerfende Sängerin oder eine kluge und kompromisslose Komponistin.
Nein, Meshell ist eine ganze Welt. Manche sagen: Meshell Ndegeocello, das ist der Inbegriff von Jazz. Dieser Meinung ist zum Beispiel die Bündner E-Bassistin Martina Berther, für die Meshell Ndegeocello das erste und bis jetzt einzige musikalische Idol ist.
Und tatsächlich: Wenn Stile zusammenfinden, die man sonst nie übereinander gebracht hätte, wenn es groovt wie die Hölle und bei jedem Album neu ist: Dann ist die Chance gross, dass es sich um Musik von Meshell Ndegeocello handelt. Wie so viel in einer Musikerin zusammenkommt, das diskutiert Martin Berther in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
8/8/2023 • 1 hour, 20 seconds
In memoriam Tony Bennett - der Grand Old Crooner stirbt mit 96
Noch als 90jähriger schien der grosse Tony Bennett von Altersmüdigkeit nicht viel zu spüren. Vielleicht war es der Jungbrunnen Lady Gaga? Kurz vor seinem 97. Geburtstag ist seine Stimme für immer verstummt. Wir wiederholen die Jazz Collection zu seinem Neunzigsten.
Seit er vor rund siebzig Jahren zum ersten Mal vor Publikum sang, galt Tony Bennett als der eleganteste der grossen Crooner. Vielleicht ist es das italienische Blut, das in seinen Adern fliesst und das ihm diese Leichtigkeit verleiht, sicher aber sind es auch die hervorragenden Begleiter, die Bennett buchstäblich auf Händen tragen: Die Orchester von Count Basie und Percy Faith oder Pianisten wie Bill Evans, Ralph Sharon und Bill Charlap. Marianne Racine, selber eine hervorragende Jazzsängerin, taucht zusammen mit Annina Salis ins reiche Werk von Tony Bennett.
7/25/2023 • 1 hour, 20 seconds
Samtener Tiefgang: Balladensänger Johnny Hartman
Johnny Hartmans Sternstunde ist ein Album mit dem legendären Jazzsaxofonisten John Coltrane. Darin brilliert der Sänger mit Timing und Erzählkunst.
Seinen warmen Bariton könnte Hartman in den 1950ern wohl mühelos zu Gold machen, wäre er weiss und damit ein valables Zielobjekt für die vom Markt umworbenen Teenage Girls. Als Afroamerikaner bleibt seine Mainstreamkarriere verhalten. Dem Jazz fühlt sich der 1923 geborene Chicagoer zu Beginn wenig verbunden.
Das ändert sich, als er mit John Coltrane arbeitet. Ihr Duoalbum wird zum besonderen Karrierehoch für Johnny Hartman und gipfelt in Kritikerlob. Johnny Hartmans Gesangskunst ist aber durchs Band eine Entdeckung wert – auch weil seine opulente Stimme eine Nische besetzt, die im Jazz bis heute besteht: es gibt kaum tiefe Stimmen.
Einen der seltenen Baritone im Schweizer Jazzgesang singt Luca Koch, auch tätig in der Musikredaktion von SRF Kultur. Warum es so wenige tiefe Stimmen im Jazz gibt und was an Johnny Hartman inspiriert, darüber diskutiert Luca Koch in der Jazz Collection mit Annina Salis.
Hinweis/Teasing: 03.07.2023, 16.10, SRF 2 Kultur
7/11/2023 • 1 hour, 20 seconds
Carla Bley – First Lady of Jazz
Erste Kompositionen von Carla Bley hörte man auf den Platten ihres damalige Ehemannes Paul Bley, wundersam schöne Miniaturen mit einem ganz eigenen Ton. Bald aber emanzipierte sich Carla von Paul und wurde selbst zur wichtigsten Frau im Jazz.
«Ich studierte nie Musik, und so konnte ich nie jemanden imitieren», sagt Carla Bley, und tatsächlich klang sie von ihrem allerersten Stück an wie sie selber. Ihre Musik hat einen identifizierbaren Geschmack, ob sie sie nun im Duo mit ihrem jetzigen Lebenspartner Steve Swallow spielt, mit einem Quartett oder einer Big Band.
Vera Kappeler, die im Gespräch mit Annina Salis dem Phänomen Carla Bley nachspürt, ist ein ähnliches Temperament, gleich eigenständig und originell!
Erstausstrahlung: 10.05.16
11/12/2016 • 1 hour, 24 seconds
Aldo Romano, mit Christian Wolfahrt
In den 1950er- und 1960er-Jahren war Paris die Jazzhauptstadt Europas. Der Schlagzeuger Aldo Romano kam als gut zwanzigjähriger mitten ins Auge des Taifuns, und war sofort die Nummer zwei hinter dem älteren Daniel Humair. Das hiess Arbeit und Spielerfahrung in Hülle und Fülle!
Aldo Romano ist zwar Italiener, er wuchs aber in Frankreich auf und wurzelt tief in der französischen Szene. Und die war, als er die Szene betrat amerikanisch dominiert. Und so verdiente Romano seine Sporen bei den Americans in Europe ab, bei Chet Baker, Jacky McLean und anderen. Trotzdem bleib sein Stil immer französisch: Leicht, schwebend und elegant. Und so ist auch seine Musik, als Schlagzeuger und als Sänger, der er auch ist.
11/8/2016 • 1 hour, 25 seconds
Gregory Porter, mit Sarah Seidel
Gregory Porter ist der der neue Star am Jazz-Himmel. Seine Stimme, seine Songs, seine Kombination von Soul und Jazz ist phänomenal.
Gregory Porter war schon fast 40, als er mit seinem Debut-Album «Water» durchstartete. Dann dafür aber richtig: Innerhalb weniger Jahre hat er sich als neuer Fix-Stern am Jazz-Himmel etabliert, mit dem Album "Liquid Spirit" einen Grammy geholt und gleichzeitig das am meisten gestreamte Jazz-Album aller Zeiten hingelegt. Was ist das Geheimnis seiner Stimme? Seiner Kombination von Soul und Jazz? Und was hat es mit seiner Ballon-Mütze auf sich? Die Jazzjournalistin Sarah Seidel hat Gregory Porter schon viele Male auf und neben der Bühne getroffen - sie diskutiert das Phänomen Gregory Porter in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
11/1/2016 • 1 hour, 24 seconds
Dianne Reeves, mit Gabriela Krapf
Ob Fusion, Folk oder Jazz - Dianne Reeves trifft einfach immer den richtigen Ton. Im wörtlichen und im übertragenen Sinne.
Mit ihrem musikalischen Umfeld lässt sich diese Leichtigkeit erklären. Zum Teil. Warum die herzliche Lady aus Detroit aber so mühelos in allen Genres besteht, ist nicht so einfach zu ergründen.
Die Sängerin Gabriela Krapf erklärt das Phänomen Dianne Reeves - in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
Weitere Themen:
- Listicle Reeves - River 1989
- Listicle Reeves - Better Days 1987
- Listicle Reeves - Endangered Species
- Listicle Reeves - Today will be a good day
- Listicle Reeves - Afro Blue 1992
10/25/2016 • 1 hour, 24 seconds
Die unerhörte Leichtigkeit des Schlagzeugspiels
Der oft gebrauchte Begriff des «Musician‘s Musician» - beim Schlagzeuger Bill Stewart macht er Sinn! Von John Scofield über Joe Lovano bis Marc Copland sind die grössten ihres Fachs seine Arbeitgeber, selber ist er gleichwohl nur Insidern ein Begriff.
Bill Stewart ist ein Teamplayer, Egotrips sind seine Sache nicht! Er ist der Typ Musiker, der seine Kollegen besser klingen lässt, swingender, leichter und luftiger. Und der selber immer grossartig klingt und die Übersicht behält, über die Musik, die Band und die Mittel, die ihm dafür zur Verfügung stehen. Damit hat er sich grössten Respekt von Schlagzeuger-Kollegen geholt, auch denjenigen des Berners Rico Baumann. Im Gespräch mit Annina Salis analysiert er Bill Stewarts Kunst.
10/18/2016 • 1 hour, 24 seconds
Sting, mit Marius Peyer
Mit vielen seiner Songs hat der Engländer Gordon Matthew Sumner Musikgeschichte geschrieben. Mit seiner Stimme und seinem Bassspiel hat er immerhin einen eigenen Ton gefunden. Das alles und sein Kosename Sting sind seit den späten siebziger Jahren ein Markenzeichen geworden.
Im Herbst 2016 erreicht Sting offiziell das Rentenalter. Ans Aufhören und Zurücklehnen denkt er aber mit Sicherheit nicht. Grund genug für eine kritische Rückschau.
Der Zürcher Schlagzeuger Marius Peyer ist Gast von Peter Bürli.
Erstausstrahlung: 14.06.16
10/11/2016 • 1 hour, 23 seconds
Andy Scherrer - der stille Riese
Es gibt in der Schweiz kaum einen Saxophonisten oder eine Saxophonistin, die nicht bei Andy Scherrer mal gelernt hätte. Er ist der unumstrittene Doyen der hiesigen Saxophon-Szene und eine herausragende Stimme im europäischen Jazz.
Als Sideman in grossen Kisten wie dem Vienna Art Orchestra, als Förderer von jungen Talenten in seinen eigenen Bands - oder auch als hervorragender Pianist. Der Saxophonist Sascha Schönhaus hat bei Scherrer gelernt und mit ihm gespielt - er diskutiert den stillen Riesen in der Jazz Collection mit Jodok Hess.
10/4/2016 • 1 hour, 26 seconds
Jojo Mayer – die Rhythm Machine
Der Schweizer Schlagzeuger Jojo Mayer war noch ein Teenager, als er bereits mit den Grossen im Jazz zu spielen begann, mit Monty Alexander etwa, oder mit Dizzy Gillespie.
Dann aber treibt es den Autodidakten dorthin, wo in den 90er Jahren neue Beats entwickelt werden: in den DrumnBass. Und von da weg ist kein Halten mehr.
Jojo Mayer ist mehr als einfach ein weiterer grosser Schlagzeuger aus der Schweiz. Zwar beginnt er als Nachfolger der Generation Daniel Humair und Pierre Favre mit traditionellem Jazz und begleitet schon sehr früh Jazz-Grössen wie Monty Alexander, Nina Simone oder Dizzy Gillespie. Dann aber sucht er sich bald einen Weg in eine Richtung, die noch kein Schweizer Schlagzeuger vor ihm in Betracht gezogen hat: DrumnBass. Diese Grooves faszinieren ihn – sie sind hoch komplex, und doch tanzen die Leute dazu und machen Party. Und so vertieft sich Jojo Mayer so lange in die elektronisch programmierten Rhythmen, bis er sie schliesslich akkustisch auf seinem Set spielen und dazu mit ihnen jonglieren kann, wie es keine Maschine hinkriegt.
Diese Fähigkeit macht den Autodidakten Mayer nicht nur zu einem gesuchten Session-Drummer, sondern auch zu einem international begehrten Sideman von Leuten wie MeShell Ndegeocello, von Harald Haerter (Intergalactic Maiden Ballett) oder Matthias Rüegg (Vienna Art Orchestra); zu einem Leader in eigener Sache mit der Band Nerve – und zu einem hervorragenden Lehrer.
Der Zürcher Schlagzeuger Christian Niederer ist Gast von Jodok Hess.
Erstausstrahlung: 05.03.13
10/1/2016 • 1 hour, 18 seconds
Ray Charles: Die Geburt des Soul
Als anfangs 1955 der Song «I Got a Woman» erscheint, ist es passiert: Ray Charles hat getan, was viele für ein Sakrileg hielten damals. Er hat kirchliche und weltliche Musik miteinander vermischt.
Gleichzeitig hat er mit dieser und anderen Aufnahmen von Mitte der 50er Jahre aber auch seinen eigenen Sound gefunden, seinen ganz eigenen Soul-Sound, mit dem er zu einer der grössten Figuren der amerikanischen Musik werden sollte. Ein «Genius», «Brother Ray», eine Referenz für Generationen von R&B-, Soul- und Rock-Musikern nach ihm. Keine Frage: Mit seiner Musik hat Ray Charles ein Monument geschaffen, das man kaum überschätzen kann.
Der Blues-Musiker und Songwriter Philipp Fankhauser bespricht das Jahrhundertwerk Ray Charles – als Gast von Jodok Hess in der Jazz Collection.
9/27/2016 • 1 hour, 24 seconds
Wolfgang Haffner, mit Christian Niederer
Der Mann für alle Fälle am Schlagzeug heisst Wolfgang Haffner. Der 50jährige deutsche Trommler kann Funk wie mit Nils Landgren, Pop wie mit den No Angels und selbstverständlich Jazz mit den besten ihres Fachs.
Seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten ist er nicht einfach Taktgeber hinter den Becken und Fellen, sondern ein sehr sensibler und hellhöriger Begleiter, der sich fast im Handumdrehen neue Repertoires aneignen kann, und den Arrangements dann auch noch Leben einzuhauchen vermag. Der Zürcher Schlagzeuger Christian Niederer ist Gast von Peter Bürli in der Jazz Collection.
Erstausstrahlung: 26.01.16
9/20/2016 • 1 hour, 24 seconds
Albert Ayler – legendärer und umstrittenerer Free Jazzer
Es war eine kurze Karriere, die dem Saxophonisten Albert Ayler vergönnt war: 1962 stand er erstmals in einem Studio, 1970 wurde er leblos aus dem New Yorker East River gezogen. Dazwischen lagen rastlose acht Jahre, die bis heute nachhallen.
Kein Exponent des Freejazz der 1960er-Jahre war so umstritten wie der Saxophonist Albert Ayler. Für die einen hatte seine Musik nichts mit Jazz zu tun, für die anderen war er der Verkünder eines neuen Zeitalters. Ein musikalischer Prediger war er in jedem Fall: Mit hymnischem Gestus, obertonreichem und expressivem Klang und frei fliessendem Rhythmus schrie er seine Botschaft in die Welt. «We play peace!», betonte er immer wieder, - wie das zu hören ist, diskutiert Annina Salis mit der deutschen Saxophonistin Silke Eberhard.
9/13/2016 • 1 hour, 16 seconds
Césaria Évora - mehr als Morna
Wie kaum eine andere Sängerin steht Césaria Évora für den «Weltmusik»-Boom der 90er Jahre. Auf der Suche nach dem Ursprünglichen in der Musik kam die Sängerin von den Kapverden mit ihrer mächtigen Stimme für westliche Produzenten genau richtig.
Dass die Musik von Césaria Évora trotzdem mehr ist als einfach ein westliches Produkt mit einem Weltmusik-Stempel, das hat sie vor allem sich selber zu verdanken. Serena Dankwa hat Césaria Évora kurz vor ihrem Tod noch getroffen. Sie ist Gast von Jodok Hess in der Jazz Collection.
9/6/2016 • 1 hour, 25 seconds
«Kum, Lejbke, tanzn» – Die Geschichte des jiddischen Tangos
Als Ende des 19. Jahrhunderts tausende Jüdinnen und Juden nach Argentinien emigrieren, vermischen sich in multikulturellen Grossstädten wie Buenos Aires bald die Tangorhythmen mit jiddischen Volksliedern.
Aber der Tango und die jüdische osteuropäische Volksmusik sind nicht nur zwei Musikstile, die miteinander seelenverwandt sind. Sondern sie stehen auch für zwei ganz ähnliche Lebenswelten.
Die Texte im jiddischen Tango sind auf jiddisch. Sie erzählen von Heimatlosigkeit, von Ausgrenzung und natürlich von der Liebe. Mit dem Tangoboom in Paris schwappt auch der jiddische Tango nach Osteuropa über: Dort entstehen eigenständige Kompositionen und Texte, sie werden in Revuen aufgeführt und wie populäre Volkslieder gesungen - sogar in den Ghettos und Konzentrationslagern der Nationalsozialisten.
Jazz Collection geht auf Tuchfühlung mit den zeitlosen, melancholischen Tangoliedern und zeichnet mit der Musikethnologin Sarah Ross der bewegten Geschichte des jiddischen Tangos nach.