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Die sogenannte Gegenwart

German, Social, 1 season, 83 episodes, 3 days, 15 hours, 18 minutes
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Was verraten Netflix-Kochshows über unsere Gesellschaft? Ist woke das neue narzisstisch? Und warum trinken jetzt eigentlich alle Ingwershots? Wir sprechen über Phänomene, die unsere Gegenwart ausmachen – die ZEIT-Feuilleton-Redakteure Nina Pauer, Ijoma Mangold, Lars Weisbrod und Apples Sprachassistentin Siri begleiten die Hörerinnen und Hörer durch die Jetztzeit. Dieser Podcast wird produziert von Pool Artists.
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Liebe Außerirdische, erlöst uns!

Zu den Fans dieses außergewöhnlichen Buches gehört Barack Obama genauso wie Mark Zuckerberg: "Die drei Sonnen", der erste Band jenes megalomanischen Science-Fiction-Epos, das den chinesischen Schriftsteller Liu Cixin weltberühmt gemacht hat. Mitte der Zehnerjahre erschien der Roman auf Englisch und Deutsch und sorgte international für Aufregung. Inzwischen hat Netflix aus dem Material eine heiß erwartete Fernsehserie produziert, die in diesem Frühjahr startet. Wer Liu Cixin liest, der lernt viel – zum Beispiel, welchen Stellenwert Grundlagenforschung und wissenschaftlicher Fortschritt im chinesischen Denken der Gegenwart einnehmen. "Die drei Sonnen" ist auch eine aufregend gesellschaftspolitische Diagnose, denn es geht nicht nur um Hochtechnologie und Außerirdische, sondern auch um durch und durch soziologische Fragen: Welche apokalyptischen Sehnsüchte schlummern heute in uns? Warum glauben so viele, dass die Menschheit die größte Gefahr für die Erde bedeutet? Wie prägt die chinesische Kulturrevolution bis heute das Land? Und welches Maß an Berechenbarkeit und Stabilität brauchen Menschen eigentlich, um eine Zivilisationen zu errichten? Grund genug also für Ijoma Mangold und Lars Weisbrod, sich in die Erzählwelten von Liu zu vertiefen und im Feuilletonpodcast über sein höchst interessantes Erfolgsbuch zu sprechen. Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de. Shownotes: - "Die drei Sonnen" von Cixin Liu. Aus dem Chinesischen übersetzt von Martina Hasse, erschienen 2016 im Heyne-Verlag. - Podcast "Sternengeschichten" - Interview mit Liu Cixin in der ZEIT [ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner finden Sie HIER [ANZEIGE] Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
1/29/20241 hour, 18 minutes, 8 seconds
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Habits ändern, manifestieren oder doch lieber detoxen?

Mitte Januar, Zeit für ein ehrliches Fazit: Wie läuft es mit den Neujahrsvorsätzen? Oder sind Vorsätze längst toxisch geworden und man sollte lieber auf das Konzept "gentle growth" setzen und sich lockermachen?Dass Menschen sich ändern, entwickeln und verbessern wollen, ist nicht neu – doch nie sprachen sie darüber so viel wie heute. Ob auf Instagram, in Sachbuch-Bestsellern oder im Freundeskreis, überall arbeitet man an sich, nimmt Challenges an, fastet, zählt Schritte, Atemzüge oder die eigene Bildschirmzeit. Wieso bloß sind wir mittlerweile derartig besessen von der Idee, bloß nicht die Alten zu bleiben? Worauf hoffen Menschen heute, wenn sie sich verändern wollen? Und woran liegt es, wenn wir unsere Vorsätze dann doch nicht einhalten? Nina Pauer und Lars Weisbrod nutzen die Frische des neuen Jahres, um sich in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts durch den Methodendschungel zeitgenössischer Veränderungsmoden zu schlagen.Weitere Links zur Folge und zum Thema finden Sie hier auf ZEIT ONLINE.Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de [ANZEIGE] Mehr über die Angebote unserer Werbepartnerinnen und -partner finden Sie HIER[ANZEIGE] Falls Sie uns nicht nur hören, sondern auch lesen möchten, testen Sie jetzt 4 Wochen kostenlos Die ZEIT. Hier geht's zum Angebot.
1/15/20241 hour, 15 minutes
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Endlich machen alle dasselbe

Kekse und Kerzenlicht: In der Weihnachtsfolge der "sogenannten Gegenwart" geht es passend zur Saison um das unverwüstliche Fest – und seine soziale Synchronisationspower.
12/18/20231 hour, 6 minutes, 2 seconds
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Wann ist Kapitalismus-Kritik antisemitisch?

Können Linksradikale solidarisch sein mit dem Staat Israel? Die Bewegung der Antideutschen versucht diesen Spagat seit Jahrzehnten.
12/4/20231 hour, 12 minutes, 18 seconds
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Wie geht achtsames ausrasten?

Die Serie “The Bear” dreht sich nur vordergründig um ein Spitzenrestaurant. Tatsächlich wird verhandelt, wie wir streiten können, ohne uns wirklich zu verletzen.
11/20/20231 hour, 1 minute, 17 seconds
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Was tun, wenn uns die Nachrichten überfordern?

"News Avoidance" heißt ein neuer Trend: Viele Menschen wollen sich dem brutalen Weltgeschehen nicht mehr aussetzen. Ist das egoistisch?
11/6/202359 minutes, 25 seconds
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Ist Moral nur ein Kalkül?

Sam Bankman-Fried hat seine Anleger um Milliarden geprellt – und nennt sich trotzdem einen "effektiven Altruisten". Wie passt das zusammen?
10/23/20231 hour, 6 minutes, 8 seconds
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Warum wir im Westen so reich sind

In einem aufregenden Buch erklärt der Anthropologe Joseph Henrich, wie Europäer seltsam geworden sind – und wohlhabend.
10/9/20231 hour, 17 minutes, 58 seconds
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Sind Romane besser als Klimakleber?

Immer wieder wird beklagt, dass der Klimawandel in Gegenwartsromanen kaum eine Rolle spielt. Warum bloß?
9/25/20231 hour, 8 minutes, 37 seconds
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Mode ohne Models

Welche Phänomene machen unsere Gegenwart aus? In der neuen Live-Episode des Feuilletonpodcasts kommt das Publikum zu Wort.
9/11/202357 minutes, 29 seconds
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Wer kann sich heute noch eine Midlife-Crisis leisten?

Um die 40 gerät der Mensch in eine Sinnkrise – dachten wir jedenfalls immer. Aber haben die Millennials nicht völlig andere Probleme?
8/7/20231 hour, 7 minutes, 3 seconds
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Kann der Tod uns Glück bringen?

Bestattungen sind heute "death positive" und Apps erinnern ans Sterben, damit wir besser leben. Eine Folge über das Verhältnis unserer Gegenwart zum Tod
7/24/20231 hour, 1 minute, 25 seconds
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Soll man seinen Kindern noch von Odysseus erzählen?

Wenn die Seele Trost sucht, schaut sie in die Vergangenheit oder in die Zukunft? Im Gegenwartspodcast geht es ums Gestern und Morgen, um Geschichte und Bevorstehendes.
7/10/202356 minutes, 23 seconds
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Ist Klo putzen Horror oder Luxus?

Eine halbe Zitrone, ein Löffel Natron – schon glänzt der Wasserkocher und auch die Toilettenschüssel strahlt wie neu. Mit Putzhacks und Vorschlägen, wie man Tag für Tag den Haushalt am besten im Griff hat, sind auf Instagram viele Frauen erfolgreich. Wieso bloß? Hat Putzen einen unterschätzten ästhetischen Wert? Oder gilt das nur für diejenigen, die genug Zeit und große, teure Wohnungen haben? Was für Frauenbilder werden hier aufgerufen und wie verhält sich das neue schöne Putzen zu Hause zum harten Saubermachen draußen, im öffentlichen Raum, wo nachts schlecht bezahlte Reinigungstrupps den Schmutz der anderen wegmachen müssen? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod dem politischen Wert und der Würde des Putzens sowie der Frage danach, warum die KI eigentlich noch keine gute Lösung fürs Schrubben gefunden hat und wer eigentlich im Kommunismus am Ende noch den Müll rausbringen würde. Die Shownotes zur Folge finden Sie hier: (http://zeit.de/kultur/2023-06/putzen-social-media-influencer-reingungskraefte/) Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
6/26/20231 hour, 5 minutes
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Wann nehmen die Maschinen uns endlich die Arbeit weg?

Es ist verflixt, aber Ijoma Mangold und Lars Weisbrod kommen einfach nicht los vom Thema KI und GPT. Deshalb diskutieren sie in dieser Ausgabe der „Sogenannten Gegenwart“ erneut über die Folgen der neuen Technologie. Namhafte Wissenschaftler und Entwickler haben in einem Manifest mit starken Worten vor den Folgen der KI gewarnt und ein sechsmonatiges Moratorium gefordert. Aber was fürchten die Wissenschaftler, die das Manifest unterschrieben haben, eigentlich genau? Die Spannbreite ist groß: Dass in einer KI-Welt zwischen Wahrheit und Fiktion nicht mehr unterschieden werden kann. Dass den Menschen die Arbeit ausgeht, weil alles von der KI erledigt wird. Bis hin zur totalen Apokalypse, in der die Maschinen die Macht übernehmen. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod stellen fast mit einem Seufzer fest, dass ein noch so effizientes Mustererkennungsverfahren doch etwas anderes ist als kreative Intelligenz mit eigenem Bewusstsein und Willen. Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
6/12/20231 hour, 13 minutes, 17 seconds
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Müssen wir unsere Wut wegatmen?

Der Parkplatz eines Einkaufszentrums: Zwei Menschen in ihren Autos geraten aneinander. Hupen, Schimpfen, Mittelfinger – ein klassischer Fall von Road Rage, der allerdings derart eskaliert, dass am Ende zwei ganze Leben in Scherben liegen. Was will uns die Serie "Beef" mit dieser Geschichte von unbändiger Wut über unsere Gegenwart erzählen? In Liebesbeziehungen, zwischen Eltern und Kindern, Ehepartnern, unter Chefs und Angestellten, Kollegen und Kolleginnen, darf es Aggressionen jedenfalls nicht mehr geben. Wir sind gewaltsensitiv, wer seine Affekte nicht im Griff hat, ist ein Outcast. Doch kann man Wut wirklich komplett wegatmen, wenn man bloß alle Triggerpunkte kennt und achtsam miteinander umgeht? Und wenn ja, wie passen dann all die Wallungen der Wutbürger, der Hass auf die Klimakleber und Phänomene wie Mobbing und Ghosting dazu? Diesen Fragen widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold in der neuen Episode der "Sogenannten Gegenwart". Weitere Links zur Folge und zum Thema finden Sie auf ZEIT ONLINE.
5/29/20231 hour, 6 minutes, 58 seconds
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Solarpunks, Insektenmehl und ein falscher Glottisschlag (Festivalfolge)

Die "Insta-Hand" von Luisa Neubauer, eine rauchende Jugend, die wachsende Angst vor Insektenmehl und ein Bäcker mit QR-Code. Diese aktuellen Phänomene bestimmen laut Feuilletonredakteuren Nina Pauer, Ijoma Mangold und Lars Weisbrod aus dem Feuilletonpodcast die aktuelle Gegenwart. Im großen Gegenwartscheck auf dem ZEIT ONLINE Podcast-Festival teilt Nina Pauer unter anderem ihre Beobachtung, dass Solarpanels für viele Nutzerinnen und Nutzer als kleine Balkonkraftwerke dienen. Lars Weisbrod begegnen in hippen Cafés häufig Baristas in blauen Arbeiterjacken, was er als klares Bekenntnis für die Arbeiterklasse auffasst. Für Ijoma Mangold stellt die Grabpatenschaft ein aktuelles Phänomen dar: "Du übernimmst heute eine Grabpatenschaft und darfst dich mit Glück dann irgendwann vielleicht dazulegen." Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
5/15/202358 minutes, 50 seconds
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Gender, Race, Klasse – und wo bleiben die Ossis?

"Alle waren bei der Stasi. Alle waren gedopt. Alle sprechen Sächsisch. Alle sind Nazis" – so fasst der ostdeutsche Literaturprofessor Dirk Oschmann die Ressentiments zusammen, die bis in unsere Gegenwart hinein das Bild vom Osten Deutschlands beherrschten. "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" heißt sein Buch, in dem er an die aktuellen identitätspolitischen Diskurse anknüpft und fragt: warum sprechen wir eigentlich die ganze Zeit über Race, Klasse und sexuelle Orientierungen – aber nie über "die Ossis"? Wo sie doch, wie Oschmann beschreibt, bis heute strukturell benachteiligt, unterrepräsentiert und diskriminiert werden? In der aktuellen Folge der "Sogenannten Gegenwart" diskutieren Nina Pauer und Ijoma Mangold über korrekte Sprechersituationen, den Klang und die sozialen Konnotationen des sächsischen Dialekts und die Frage, wie man über Benachteiligung sprechen kann, ohne zu jammern. In dieser Folge sprechen Nina Pauer und Ijoma Mangold über: Dirk Oschmann: "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung". Ullstein, 2023. Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
5/1/20231 hour, 2 minutes, 22 seconds
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Dysfunktionale superreiche Trottel

Ein übermächtiger alter Vater, vier verdorbene erwachsene Kinder – und alle wollen CEO sein. So kann man die Handlung der hypererfolgreichen US-Serie "Succession" zusammenfassen, die gerade in die finale Staffel geht. Was ist das Faszinierende an dieser Familiengeschichte, die einen Einblick ins Leben von Superreichen gibt, die emotional wohlstandsverwahrlost zwischen Helikopterflügen fluchen, koksen, masturbieren und sich gegenseitig fertigmachen, um beim eigenen Vater höher im Kurs zu stehen als die eigenen Geschwister? Werden hier bloß universale Familienkonflikte in Extremform ausgestellt? Was verbindet oder unterscheidet den Wettlauf der Kinder um die Nachfolge des Medienmoguls Logan Roy von anderen dynastischen Erzählungen wie etwa "The Crown"? Und warum, fragen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod in der aktuellen Episode des Feuilletonpodcasts, müssen Superreiche eigentlich bloß immer so vertrottelt rüberkommen? In dieser Folge sprechen Nina Pauer und Lars Weisbrod über: - "Succession", Staffeln 1 bis 4, HBO/Sky Atlantic - Thomas Mann: "Die Buddenbrooks. Verfall einer Familie". Fischer Verlage, 2008 (Erstfassung von 1901). - Erich Kästner: "Drei Männer im Schnee". dtv, 1988 (Erstfassung von 1934). Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
4/17/202357 minutes, 49 seconds
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Wie können wir unsere Köpfe dekolonisieren?

Ein junger Berliner Ethnologe zieht in der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende los, um in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika Forschungsobjekte zu sammeln, und gerät dabei mitten in den Völkermord, den die Deutschen in Namibia an den Herero und Nama verübt haben. So erzählt der Regisseur Lars Kraume in seinem neuen Kinofilm "Der vermessene Mensch" vom Kolonialismus. Funktioniert die Perspektive eines weißen deutschen Hauptdarstellers? Auf welche gegenwärtigen Debatten über Schuld, Reparationen und Rückführungen von "human remains" trifft er? Und wieso wird heute eigentlich so derartig mit dem Begriff "Kolonialismus" und dem Imperativ "Decolonize!" um sich geschmissen? In der aktuellen Ausgabe des Feuilletonpodcasts widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold der bislang nur schwachen Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit. Dabei gehen sie der Frage nach, wie das Wissen um Konzentrationslager, die schon lange vor Auschwitz in Afrika errichtet wurden, in das kollektive Gedächtnis integriert werden kann. Weitere Links zur Folge finden Sie auf ZEIT ONLINE (https://www.zeit.de/kultur/2023-03/kuenstliche-intelligenz-philosophie-feuilleton-podcast). Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
4/3/20231 hour, 1 minute, 14 seconds
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Ich bin doch selber nur Software

Alle schauen wie gebannt auf GPT4, die allerneueste künstliche Sprachintelligenz des Unternehmens OpenAI. Deren Software kann schon heute medizinische Staatsexamen, juristische Hausarbeiten, journalistische Zusammenfassungen, ja, selbst psychologische Beratung so tadellos texten, dass mancher sich besorgt fragt: Braucht es denn dann überhaupt noch den Menschen? Noch mögen die Witze, die GPT auf Aufforderung erzählt, nur ein müdes Schmunzeln auslösen; Kreativität ist noch nicht die Stärke des Programms. Aber fraglos handelt es sich um einen technologischen Durchbruch, von dem manche behaupten, er würde unsere Arbeitswelt transformieren. Auf jeden Fall wird eine uralte philosophische Debatte plötzlich brandaktuell: Das Leib-Seele-Problem ist wieder da! Ist das Bewusstsein nur eine Illusion oder gibt es so etwas wie den Geist? Weil diese Streitfrage das Allerheiligste unseres Menschenbilds tangiert, streiten sich auch Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuesten Folge der Sogenannten Gegenwart: Kann man eine Künstliche Intelligenz wie GPT einfach als “stochastischen Papagei” abtun, der nie wirklich etwas versteht? Oder sind wir alle, blickt man einmal hinter den Vorhang, nur hochfunktionale Apparate, die sich ihre Gedanken zusammenrechnen? Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-03/kuenstliche-intelligenz-philosophie-feuilleton-podcast Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
3/20/202359 minutes, 50 seconds
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Ist Glück nur eine Frage der Biochemie?

2018 veröffentlichte der Wissenschaftsjournalist Bas Kast seinen Megabestseller “Der Ernährungskompass”, in dem er den Deutschen beibrachte, wie sie sich gesünder ernähren können, um länger zu leben. Jetzt folgt der “Kompass für die Seele”, in dem sich alles um mentale Zufriedenheit dreht. Eisbaden, Waldausflüge, Fasten und LSD-Trips – das sind die Hebel, mit denen wir unsere Hirnchemie positiv beeinflussen können. Doch kommt man mit so einem mechanischen Menschen- und Seelenbegriff, wie Kast ihn pflegt, wirklich weiter? Was, wenn man trotz aller Maßnahmen noch immer melancholisch ist? Und wie kann es gelingen, all die Lifehacks für guten Schlaf, optimale Blutwerte und mehr Gesundheit mit wahrem Genuss und Offenheit für das Leben zu vereinbaren? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts widmen Nina Pauer und Ijoma Mangold sich diesen Fragen auch auf der Basis ihrer eigenen Erfahrungen von Verzicht, Genuss und den Versuchen, das eigene Leben radikal zu verändern. Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-03/bas-kast-buch-mentale-gesundheit-feuilleton-podcast Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
3/6/20231 hour, 9 minutes, 22 seconds
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Kann man auf Deutsch vom Krieg erzählen?

In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts widmen sich Nina Pauer und Lars Weisbrod einem historischen und doch gleichzeitig leider so gegenwärtigen Thema: dem Krieg. Während sich der russische Angriff auf die Ukraine in diesen Tagen jährt, ist für die Oscarverleihung im März ein deutscher Film nominiert, der die Sinnlosigkeit des Tötens und Sterbens im Ersten Weltkrieg zeigt – die neue Verfilmung von “Im Westen nichts Neues”. Die beiden Podcasthosts haben DEN Antikriegsroman von Erich Maria Remarque noch einmal gelesen und fragen sich: Wieso ist der Roman so viel beeindruckender als der Film? Warum misslingt es der aufwendigen Netflix-Produktion, das zu zeigen, worum es Remarque eigentlich ging? Welche deutsche Perspektive ist es, die dieser deutsche Kriegsfilm einnimmt? Und wieso ist es so ärgerlich, wenn am Ende ausgerechnet ein französisches Kind zur Waffe greift? Shownotes: Im Westen nichts Neues, Netflix 2022, 2 h 23 min. Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Propyläen-Verlag, Berlin 1929. SWR-Podcast über den Film und den Roman: https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/im-westen-nichts-neues-bei-netflix-wie-aktuell-ist-remarques-roman-swr2-forum-2022-10-26-100.html
2/20/20231 hour, 5 minutes, 32 seconds
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Revolutioniert der queere Blick das Trash-TV?

In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" geht es um das Netflix-Format "Queer Eye", in der die "fab five", ein bunter Haufen von queeren Mode-, Ernährungs- und Mental Coaches wie ein Wirbelsturm durchs Leben von Menschen weht, die es nicht mehr schaffen, sich selbst etwas Gutes zu tun. Nina Pauer und Ijoma Mangold fragen sich, ob mit dieser großen Inszenierung von Selbstliebe durch Coachunterstützung eine neue Evolutionsstufe im Trash-TV erreicht ist: Wo es früher fiese Sprüche von Dieter Bohlen hagelte und mit klassistischer Fremdscham auf Minderperformer geblickt wurde, sieht man heute nur noch Gruppenumarmungen und Tränen der Rührung. Warum bewegt uns eine solch softe Makeovershow ausgerechnet jetzt so sehr? Kann es tatsächlich gelingen, aus den Verstrickungen des eigenen Lebens herauszukommen und sich noch einmal ganz neu zu erfinden? Und wie wichtig ist es am Ende eigentlich noch, dass der Coach queer ist? Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de. Weitere Links zur Folge finden Sie hier auf ZEIT ONLINE: https://www.zeit.de/kultur/2023-02/queer-eye-trash-tv-feuilleton-podcast.
2/6/202359 minutes, 9 seconds
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Vom Prinzen zum Influencer

Schon die Netflix-Dokumentation "Harry & Meghan" sorgte weltweit für Aufsehen, nun hat Prinz Harry mit seiner Autobiografie "Reserve" dem britischen Königshaus einen weiteren Fehdehandschuh hingeworfen. Zwei perfekte Gegensätze stehen sich damit in einem großen Kulturkampf gegenüber: Die Instagram-Welt eines Paares, das nach allen Regeln Hollywoods mit Schönheit, Glamour, Moral, Emotionalität, Lifestyle, Empathie und der Unersetzlichkeit des Individuums arbeitet gegen die Tradition der Monarchie, die überlieferte Form, Selbstdisziplin, Ritualität, Unsentimentalität und die Priorität der Institution über den Einzelnen hochhält. Wer gewinnt das Herz der Öffentlichkeit? Wem wird geglaubt? Ist Prinz Harry am Ende ein klassischer Millennial, der seine Traumata entdeckt und die Familie anklagt, weil diese im Gegensatz zu ihm keine Therapie machen will? Oder haben seine Vorwürfe vielleicht sogar die Kraft, dem jahrhundertealten System der Monarchie nachhaltig zu schaden? In der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts steigen Nina Pauer und Ijoma Mangold tief ein ins britische Königshaus, in die Selbstvermarktungsstrategien von Meghans und Harrys kalifornischem Neustart und in die hohe Kunst, eine Autobiografie so authentisch wie möglich zu ghostwriten. Shownotes: Prinz Harry: "Reserve" (Originaltitel: "Spare"). Übersetzt von Stephan Kleiner, Katharina Martl, Johannes Sabinski, Anke Wagner-Wolff, Alexander Weber. Penguin Randomhouse Verlag, 2023. 512 Seiten, 26 Euro. "Harry & Meghan" 2022 | Altersfreigabe:12 | 1 Staffel | Biografische Dokumentationen, Netflix. Meghans Podcast: "Archetypes" "The Crown/Die Krone", 2016, Dramaserie, 5 Staffeln auf Netflix. Jochen Buchsteiner: "Im Boxring der Windsors". Leitartikel der FAZ vom 13. Januar 2023. Tina Brown: "Palace Papers. Die Windsors, die Macht und die Wahrheit." Übersetzt von: Nadine Lipp, Stephan Kleiner, Karsten Singelmann, Dr. Ulrike Strerath-Bolz, Henriette Zeltner Shane, Sylvia Bieker, Monika Köpfer, Astrid Becker. Droemer Knaur Verlag, 2022. 752 Seiten, 25 Euro. Johann Scheerer: "Unheimlich nah". Piper Verlag, 2021. 331 Seiten, 22 Euro.
1/23/20231 hour, 4 minutes, 58 seconds
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Macht Vollzeit unser Leben kaputt?

Es ist die ewige Melodie unserer Gegenwart: "Ich habe keine Zeit", rufen wir einander dauernd gestresst zu und hetzen weiter durch unsere Tage und Leben. Wenn dann noch das Kleinkind krank zu Hause ist oder unsere Eltern pflegebedürftig werden, scheint wirklich gar nichts mehr zu gehen. Denn der Tag hat nur 24 Stunden und wir müssen ja auch noch arbeiten, am besten Vollzeit. Schluss mit dem Irrsinn, fordert Teresa Bücker in ihrem Buch "Alle_Zeit", in dem sie dafür plädiert, dass wir alle weniger arbeiten sollten, um endlich genug Raum zu haben für Care-Arbeit, für Freunde und Nachbarn, uns selbst und politisches Engagement. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" sprechen Lars Weisbrod (https://www.zeit.de/autoren/W/Lars_Weisbrod/index) und Nina Pauer (https://www.zeit.de/autoren/P/Nina_Pauer/index) über Teresa Bückers Thesen, darüber, dass selbst Putzen etwas mit einem sinnvollen Leben zu tun haben könnte, und beantworten die Frage, warum das tägliche Abhängen auf dem Spielplatz eigentlich so wenig instagrammable ist. Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de. Weitere Links zur Folge: Teresa Bückers Buch "Alle_Zeit": https://www.ullstein.de/werke/alle-zeit/hardcover/9783550201721 Hartmut Rosa: "Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne", Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2005 (https://de.wikipedia.org/wiki/Beschleunigung._Die_Ver%C3%A4nderung_der_Zeitstrukturen_in_der_Moderne)  Anita Blasberg: "Stell dir vor, es ist Kapitalismus, und keiner geht hin" (https://www.zeit.de/arbeit/2022-10/quiet-quitting-arbeitsmarkt-einkommensverteilung-kapitalismus?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F) Sebastian Kempkens und Charlotte Parnack: "Sie sind wie Plankton"(https://vivi.zeit.de/workingcopy/clara.loeffler@zeit.de/0d4339fd-c966-4d1d-bea2-f16ceb91aaf7.tmp/@@edit.html#) Der Essay zur Frage, ob wir heute auch technische Instandhaltung zu wenig schätzen: https://aeon.co/essays/innovation-is-overvalued-maintenance-often-matters-more Das Zitat des Schriftstellers Robert A. Heinlein: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/d/da/Competent-man-heinlein.jpg Laura Fröhlich: "Dein Workbook: Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles." Kösel Verlag, 2022.
1/9/20231 hour, 4 minutes, 15 seconds
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Mastodon: Gibt es ein soziales Netzwerk, das nicht furchtbar ist?

Wenn sich in diesen Wochen eine Alternative zu Twitter herausschält, dann wohl das Open-Source-Angebot Mastodon. Hier schlagen viele Twitter-Flüchtlinge auf – und es kommt inzwischen sogar zu Integrationsproblemen. Die Hyperironiker von Twitter, die einen rauen Ton und Reizüberflutung gewohnt sind, stoßen auf die leisere Atmosphäre von Mastodon, wo Tweets Tröts heißen und alles ein bisschen gemächlicher zugeht. Und die alteingesessenen Mastodon-User sorgen sich: Schleppen die Twitter-Migranten auch die Aggressivität von Musks "birdsite" ein, die man stets vermeiden wollte? Was nach einem bloßen technischen Detail klingt, birgt tatsächlich ein radikales Freiheitsversprechen: Auf Twitter war man den zentralen Entscheidungen ausgeliefert, die das Unternehmen für alle User traf. Auf Mastodon kann, wer mit Zensur, Moderationsentscheidungen oder Sprachregelungen in der eigenen Community nicht einverstanden ist, jederzeit auf einen anderen Server wechseln, auf dem ihm die Regeln besser gefallen – oder im Zweifelsfall seinen eigenen Server nach seinen eigenen Regeln aufsetzen. In der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts diskutieren [Ijoma Mangold](https://www.zeit.de/autoren/M/Ijoma_Mangold/index.xml) und [Lars Weisbrod](https://www.zeit.de/autoren/W/Lars_Weisbrod/index): Verändert diese neue Freiheitserfahrung auch jene, die jetzt von Twitter zu Mastodon gewechselt sind, weil es ihnen vor Elon Musks Weltsicht graut? Werden auf Mastodon Linke gar libertär? Was verbindet die Software und die diesjährige Documenta miteinander? Und was hat das alles mit dem Neunzigerjahre-Sylvester-Stallone-Actionfilm "Demolition Man" zu tun? Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de. Weiterführende Links zur Folge: Der Aufsatz "Moderating the Fediverse" von Alan Z. Rozenshtein (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4213674) Der Podcast "Future Histories" mit tante (https://www.youtube.com/watch?v=n_Pom4b9lN0) Twitter und Mastodon: Wo bleibt unsere Freiheit? (https://www.zeit.de/2022/46/twitter-mastodon-elon-musk-meinungsfreiheit) Mastodon: Tröten bald alle? (https://www.zeit.de/digital/internet/2022-11/mastodon-twitter-alternative-plattform-ausrichtung) Mastodon: Tschüss, Twitter – willkommen, Mastodon (https://www.zeit.de/2022/48/die-position-tschuess-twitter-willkommen-mastodon)
12/13/202257 minutes, 13 seconds
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Muss Twitter sterben, damit wir leben können?

Auch im Internet ist jetzt Zeitenwende. Seit Elon Musk Twitter übernommen hat, gerät vieles ins Rutschen. Zum Glück? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" diskutieren Ijoma Mangold und Lars Weisbrod über einen möglichen Social-Media-Umbruch, den niemand, der über eine innige Beziehung zu seinem iPhone pflegt, kaltlässt. Soziale Netzwerke sind Infrastruktur der Kommunikation wie Straßen und Eisenbahnlinien solche der Mobilität. Was aber passiert, wenn ein Dienst, der in diesem grundsätzlichen Sinne Infrastruktur ist, ganz nach der Willkür eines einzelnen Menschen gestaltet und verwaltet wird? Ist Twitter also ein öffentliches Gut? Müsste es vergesellschaftet werden, damit es eine neutrale Plattform sein kann? Was ist die Alternative zu Twitter? Birgt vielleicht das dezentrale Netzwerk Mastodon das Versprechen eines gesunden, befreienden, ja erlösenden Neuanfangs, bei dem wir alle die schlechten Empörungsrituale und den narzisstischen Exhibitionismus von Twitter hinter uns lassen können?
11/28/20221 hour, 6 minutes, 35 seconds
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Opioidkrise: Wie viel Schmerz gehört zum Leben?

Seit den Neunzigerjahren verheert eine Opioidepidemie ganze Landstriche in den USA. Hunderttausende Menschen sind an ihrer Sucht bisher gestorben. Verantwortlich dafür gemacht wird das Schmerzmittel Oxycodon, rücksichtslos auf den Markt geworfen von einer erfolgreichen Pharmaziedynastie – der Sackler-Familie. Das Sachbuch Imperium der Schmerzen und die fiktionalisierte Fernsehserie Dopesick erzählen nun von dieser Katastrophe und von der Geschichte der Sacklers. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts erfand das Familienoberhaupt Arthur Sackler das Pharmamarketing neu, und trug damals bereits eine Mitschuld daran, dass Valium zu einer überverschriebenen Allzweckpille wurde. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts zeichnen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod die Geschichte von Oxycodon und die des Sackler-Imperiums nach. Denn hinter dem Skandal steht auch die Frage: Wer hat die sprachliche und soziologische Deutungshoheit, wenn es um Krankheit und Medizin geht? War es auch der Traum von einer "schmerzfreien Gesellschaft", der sich hier in einen Albtraum verwandelte? Und warum haben ausgerechnet Opioide und Opiate wie Oxycodon, Codein und Tilidin die Gegenwart und die Kultur so stark geprägt in den letzten Jahren? In dieser Folge sprechen Lars Weisbrod und Ijoma Mangold über: - das Buch "Imperium der Schmerzen" von Patrick Radden Keefe (Hanserblau, Übersetzung: Kattrin Stier, Gregor Runge und Benjamin Dittmann-Bieber) - die Serie "Dopesick" (Disney+) abrufbar. - die Serien "Justified", "House" und "Euphoria" - die Songs des Rappers Capital Bra, die er zusammen mit dem Rapper Samra aufgenommen hat: "Tilidin" und "Huracan" - einen Artikel von Jörg Scheller über den Isenheimer Altar (https://www.zeit.de/2022/31/isenheimer-altar-matthias-gruenewald-restaurierung-religion)
11/14/20221 hour, 1 minute, 58 seconds
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Selbst trans ist zu binär

Mit dem autobiografischen Roman "Blutbuch" gewann die nicht binäre Person Kim de l'Horizon kürzlich den Buchpreis. Ist die Auszeichnung verdient? Die Verleihung sorgte für Aufsehen, die Reaktionen reichten von Bewunderung bis Stirnrunzeln: Als Kim de l'Horizon vor Kurzem auf einer Bühne in Frankfurt den Deutschen Buchpreis entgegennahm, wurde der Literaturbetrieb Zeuge eines ganz besonderen Moments. De l'Horizon, geboren 1992 in der Schweiz, identifiziert sich weder als Mann noch als Frau, sondern als nicht binär. Den Preis widmete die Person an diesem Tag allen protestierenden Frauen im Iran – und nahm einen elektrischen Rasierer zur Hand, um sich aus Solidarität selbst den Kopf zu scheren. Im Saal gab es Standing Ovations, andere Kommentatoren kritisierten das Auftreten als übermäßige Selbstdarstellung. In der neuen Folge des Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" geht es um diese spektakuläre Szene – aber vor allem um den autobiografischen Roman, für den Kim de l'Horizon ausgezeichnet wurde. Im "Blutbuch" verarbeitet de l'Horizon die eigene Herkunftsgeschichte: Erzählt wird das Aufwachsen in einer Schweizer Arbeiterfamilie, die Beziehung zur Mutter, einer Friseurin, die sich für Hexengeschichten begeistert. Vor allem aber steht die Großmutter im Mittelpunkt des Romans – und die Generationen der Frauen, die sich zum Familienstammbaum verbinden. Kim de l'Horizon gelingt es mit dem "Blutbuch" auf besonders geschickte Weise, unsere gegenwärtigen identitätspolitischen Diskurse zu bespielen. Im Feuilletonpodcast fragen sich Ijoma Mangold und Lars Weisbrod: Wenn Geschlechter nicht binär sind, sind wir dann alle nonbinär? Und ist es der Auftrag von de l'Horizons Generation, dass sie jene Traumata endlich aufarbeitet, die von Eltern an ihre Kinder, von Familie zu Familie weitergegeben wurden? Und welche Rolle spielt dabei das Sprechen und die Sprache, die de l'Horizon in dem Roman immer wieder thematisiert?
10/31/20221 hour, 13 minutes, 41 seconds
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Können wir ohne Energie leben?

Wir sind im Energiekrieg, das Gas ist knapp und plötzlich fehlt uns etwas, was wir eigentlich als schmutzig und niedrig empfinden: die Energie. Warum hat sie so einen schlechten Ruf? Aus dem Physikunterricht erinnert man sich vielleicht noch: Es gibt kinetische Energie, Strahlungsenergie, elektrische Energie. Pflanzen nehmen die Energie der Sonne auf, Tiere fressen die Pflanzen und verwandeln die aufgenommene Energie in Bewegungsenergie, bis der Mensch das Tier erjagt und verspeist und mit der aufgenommenen Energie sein Gehirn versorgt, um eine mathematische Gleichung zu lösen. Alles ist Energie, nichts ist denkbar ohne Energie und deshalb ist es ein bisschen überraschend, dass die Energie einen so schlechten Ruf hat. Es fing alles an mit Prometheus, der den Göttern das Feuer geraubt und den Menschen gebracht hatte: Seither wächst die Zivilisation in dem Maße, in dem sie ihre Energieproduktion zu steigern vermag. Historiker wie Ian Morris bemessen den Zivilisationsstand von Gesellschaften am Maß ihrer Energieproduktion und doch lautet in progressiven Milieus in Europa die Parole: je weniger Energie, desto besser! Jedes Joules ist eines zu viel! "Degrowth!" Das sagte sich indes leicht nur, solange die Energie noch im Überfluss vorhanden war. Das hat sich radikal geändert. Energie ist zu einem zu knappen und zu teuren Gut geworden. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod begeistern sich in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts für die Energie: Ist sie die Maßeinheit, in der sich alles, was Menschen tun, beziffern lässt? Wie haben in der Geschichte der Menschheit verschiedene Energiequellen unsere Moralvorstellungen geprägt? Und was macht gerade die grünen, erneuerbaren Energien zu so einer hoffnungsvollen Erfindung, auf die selbst ein Prometheus stolz wäre?
10/17/20221 hour, 4 minutes, 28 seconds
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Arielle ist jetzt Schwarz – "gender" und "race" bei Disney

Eigentlich hatte man sie in bester Erinnerung: Arielle, die Meerjungfrau, wie sie fröhlich unter dem Meer herumschwimmt, zusammen mit ihren singenden Freunden, dem lustigen Clownfisch Fabius und der Krabbe Sebastian. Schaut man sich den Disney-Film von 1989 allerdings heute noch mal einmal an, muss man doch ziemlich schlucken. Die Darstellung von Arielle, im Film erst 16, ist stark sexualisiert, ihr alleiniger Job ist es, hübsch auszusehen und sich vom Prinzen küssen zu lassen, und die einzig Böse in der Geschichte ist eine hässliche, übergewichtige, hinterlistige alte Frau, die das Glück der Jüngeren zerstören will. Man versteht also durchaus, dass Disney nun eine neue Verfilmung des Klassikers ankündigte, mit einer echten Schauspielerin, der Afroamerikanerin Halle Bailey, die diesmal Arielle spielt. Ein erster Trailer sorgt nun im Netz bereits für Aufregung. Hier kommen die großen Aufregerthemen der Gegenwart zusammen: Welche Rolle spielen "race" und "gender" generell in Disney-Filmen, von "Dornröschen" bis zur "Eiskönigin"? Und welche Utopien werden entworfen, wenn auch in anderen Fantasy-Produktionen immer diversere Figuren auftreten? Warum ist Arielle jetzt zwar keine weiße Frau mehr, aber immer noch eine sehr dünne Frau? Diesen Fragen widmen sich Lars Weisbrod und Nina Pauer in einer neuen Episode des Feuilletonpodcasts – der dieses Mal auch zum Elternpodcast wird. Denn wenn es um Disney-Filme geht, dann stellt sich auch die Frage: Wie bloß soll man all das nur den eigenen Kindern erklären? In dieser Folge sprechen Nina und Lars über: Der Film "Arielle, die Meerjungfrau" von 1989 ist zu sehen auf Disney+ und der Trailer des neuen Films hier. (https://www.youtube.com/watch?v=UH2knSbIQj0) Kinderreaktion auf den neuen Trailer. (https://www.youtube.com/watch?v=-x4-K-OOWcM) Der erwähnte Podcast mit Malcolm Gladwell: Teil 1, Teil 2 und Teil 3. (https://www.pushkin.fm/podcasts/revisionist-history/little-mermaid-part-1-the-golden-contract) (https://www.pushkin.fm/podcasts/revisionist-history/little-mermaid-part-2-the-fairytale-twist) (https://www.pushkin.fm/podcasts/revisionist-history/little-mermaid-part-3-honestly-ever-after) Der erwähnte Aufsatz der Philosophin Sally Haslanger findet sich hier. (https://www.mit.edu/~shaslang/papers/WIGRnous.pdf) Und hier der Artikel von Sophie Passmann: Das nehmen wir euch nicht ab. Die Modebranche tat so, als hätte sie den Magerwahn überwunden. War aber gelogen. Jetzt sollen sich Frauen wieder für ihren Körper schämen. (https://www.zeit.de/2022/40/body-positivity-frauen-schoenheitsideale-koerperbilder)
10/3/20221 hour, 4 minutes, 55 seconds
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Was soll der Maskenstolz?

Ganz weg war sie nie und bald müssen wir sie (wohl) wieder öfter tragen: Warum fällt es uns so schwer, vernünftig über die Maske zu diskutieren? Kaum ein anderes Objekt wurde in den letzten zwei Jahren so sehr zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzung wie die Maske. Die einen tragen sie als stolzes Zeichen ihrer Solidarität, die anderen fragen sich: Was für eine Gesellschaft ist das, in der wir uns maskieren müssen? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts sprechen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod über Maske und Maskenpflicht und darüber, wie sich an diesem Thema die großen Fragen unserer Gegenwart entzünden: Wenn Menschen ihre Liebe zur Maske erklären, ist das dann bloß "virtue signaling"? Wie lässt sich über die Nachteile der Maske sprechen, ohne dass man Verschwörungsideologien verbreitet? Warum ist es überhaupt so schwer geworden, über die Lager hinweg sich auszutauschen, nicht nur in Corona-Fragen? Und können die Deutschen vielleicht einfach keinen Liberalismus?
9/19/20221 hour, 2 minutes, 31 seconds
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Erzähl mir nix!

Warum bloß braucht heute alles eine Geschichte? Stimmt das überhaupt? Und gibt es nicht vielleicht doch etwas, das frei ist von dem, was wir alle so gern ein „Narrativ“ nennen? Dem Olivenöl liegt ein Beipackzettel bei, der in epischer Breite herleitet, welche Geschmacksaromen es abdeckt oder das Duschgel, welches vom Toten Meer erzählt. Risikokapitalgeber investieren nur in Produkte mit überzeugendem Storytelling und die Selbsthilfeindustrie wiederholt manisch: Es ist wichtig, was für Geschichten wir uns über uns selbst erzählen! Ist es das wirklich? Es ist das Markenzeichen der „Sogenannten Gegenwart“, dem Feuilleton-Podcast der ZEIT, von null auf hundert die Meta-Ebene zu erreichen. Und so fragen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold in der ersten Podcast-Folge nach der Sommerpause: Wenn alles – vom Social Media Account bis zur Klimakrise – vor allem ein Narrativ ist, brauchen wir diesen Begriff dann überhaupt noch? Und was könnte überhaupt jenseits des Erzählbaren liegen?
9/5/202259 minutes, 13 seconds
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Best of 2022: Urlaub in den Neunzigern

Noch zwei Wochen, bis "Die sogenannte Gegenwart" aus der Sommerpause zurück kehrt. Die Zeit bis dahin verkürzen wir mit der bisherigen Lieblingsfolge von Lars, Ijoma und Nina aus diesem Jahr: "Wenn ich zwei Wochen lang Urlaub machen könnte in meiner eigenen Vergangenheit, dann würde ich zurückreisen in den April 1994", sagt der amerikanische Popkritiker Chuck Klosterman. In seinem neuen Buch "The Nineties" beschreibt er ein vergangenes Jahrzehnt, in das sich heute viele von uns zurücksehnen. Bloß weiß der Autor auch: Unser Gedächtnis spielt uns einen Streich. Die Neunziger waren ganz anders, als wir sie in Erinnerung haben. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts sprechen Nina Pauer und Lars Weisbrod über Klostermans Buch, über Trashkultur und Eurodance zwischen dem Fall der Mauer und 9/11, das Leben vor Social Media und die Streits bei Bärbel Schäfer. Haben die Nachmittagstalkshows der Neunziger unsere heutige Debattenkultur vorweggenommen? Ist die Fernsehserie "Akte X" Schuld daran, dass heute alle Verschwörungstheorien nachhängen? Und warum wurde das Jahrzehnt schon verkultet, als es gerade erst vorüber war? In dieser Folge sprechen Nina und Lars über: - das neue Buch "The Nineties – A Book" von Chuck Klosterman - sein Essay von 2016 über den einen Rockmusiker, an den man sich auch noch in Zukunft erinnern wird, aus der "New York Times" (https://www.nytimes.com/2016/05/29/magazine/which-rock-star-will-historians-of-the-future-remember.html) - die Serie "Yellowjackets", die in Deutschland bei Sky zu sehen ist - die Zeitreiseserie "Loki", die man bei Disney+ findet - das Lied "Die 90er" von Rainald Grebe (https://www.youtube.com/watch?v=-abczfYw_c4) - den Song "Eine Hymne auf die 90er" von Jan Böhmermann (https://www.youtube.com/watch?v=3aSt1J4s_Lk) - den Song "Mogli" von KC Rebel (https://www.youtube.com/watch?v=oLss8LiXRR8) - und den Clip aus der ersten "Viva Interaktiv"-Sendung nach dem 11. September 2001 (https://www.youtube.com/watch?v=0Bu7fF9jXVY).
8/22/20221 hour, 6 minutes, 33 seconds
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Vom Obstler-Revival bis zum Techno-Feudalismus

Verzichten Menschen jetzt öfter auf ihr Smartphone und kaufen sich wieder gute alte Nokia-Knochen? Leben wir schon nicht mehr im Kapitalismus, sondern längst im Techno-Feudalismus? Wenn ein einfacher Regenbogen nicht mehr reicht, wie sieht dann eine gute Progress-Pride-Flag aus? Und trinken junge Leute in Berliner Szenekneipen tatsächlich wieder guten, alten deutschen Obstler? Jede Podcastfolge von "Die sogenannte Gegenwart" beginnt mit einem Aufwärmspiel: dem Gegenwartscheck. Weil der so viel Spaß macht, spielen wir diesmal in Überlänge, und das mit Livepublikum im Saal, beim Podcast-Festival von ZEIT ONLINE. Die Zuschauerinnen und Zuschauer unterstützen die drei Hosts mit Vorschlägen. Und sie dürfen auch entscheiden, wer den XXL-Gegenwartscheck am Ende gewinnt: Nina, Ijoma oder Lars? Wer ist am nächsten dran an der Jetztzeit? Und wer fällt beim Publikum mit seinen Beobachtungen durch? Anschließend verabschiedet sich "Die sogenannte Gegenwart" in die Sommerpause – und kehrt am 5. September mit einer neuen Folge zurück.
6/27/202250 minutes, 34 seconds
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Warum der Oktopus kein Zentrum hat

"Things fall apart; the centre cannot hold", so klagte der irische Dichter William Butler Yeats vor 100 Jahren. Heute hingegen warten viele gebannt darauf, dass das Zentrum endlich fällt – denn möglichst dezentral soll die Welt in Zukunft aufgebaut sein, so viel scheint klar. Vor allem natürlich dort, wo es um technischen Fortschritt geht: Da hofft man auf ein neues, dezentrales Internet, das Web3, das auf der Blockchain-Technologie aufbauen soll. Aber auch in der Natur sehnen wir uns heute nach dezentralen Vorbildern, wenn uns Fischschwärme und Oktopusse faszinieren, weil sie ohne Mittelpunkt und zentrale Steuerung auskommen – genauso wie die Pilze, von denen man sich inzwischen nichts weniger erwartet als gleich die Rettung der ganzen Welt. Ihr unterirdisches Mycelnetz gilt als Wunderwerk der dezentralen Architektur; sogar in der Neuauflage der Science-Fiction-Serie Star Trek fliegt man jetzt nicht mehr mit Antimaterie-Reaktor durchs All, sondern mit Mycel-Antrieb durchs Pilznetzwerk. Alle wollen "dezentrale Systeme", alle wollen "dezentrale Lösungen". Aber warum ist Dezentralität zu einem Leitbegriff der Gegenwart geworden? Welche gesellschaftlichen Utopien verbinden die Menschen mit dieser Idee? Geht es in Wirklichkeit um ein Bekenntnis zur dezentralen Marktwirtschaft, die der zentralen Planwirtschaft überlegen ist? Um die Überwindung nicht nur des Euro-, sondern auch gleich des ganzen Anthropozentrismus, der die Rolle des Menschen übertreibt? Und was war an der alten Zentralität eigentlich so verkehrt? Über diese Fragen diskutieren Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart". In dieser Folge sprechen Lars und Ijoma über folgende Artikel: Shroom Boom: Wie Pilze die Welt retten sollen (https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/der-shroom-boom-wie-pilze-die-welt-retten-sollen-18078848.html) Evgeny Morozov: Digital Socialism? (https://newleftreview.org/issues/ii116/articles/evgeny-morozov-digital-socialism) Biennale in Venedig: Im Zauberwald der Kunst (https://www.zeit.de/2022/17/biennale-venedig-zeitgenoessische-kunst-ausstellung) William Butler Yeats: The second coming (https://www.poetryfoundation.org/poems/43290/the-second-coming)
6/13/20221 hour, 13 minutes, 50 seconds
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Sylt: Früher Koksen, heute Darmspiegelung

Schon 1988 grölten die Ärzte "Ich will zurück nach Westerland!", in den Neunzigern ließ dann Christian Kracht seinen Roman "Faserland" am Fischbrötchenstand in List beginnen. Jetzt wollen linke Krawallos angeblich die Insel stürmen: Sylt, so viel ist klar, ist für Deutsche ein besonders emblematischer Ort: als Metapher für das ungestörte Leben der Reichen, die hier unterm Reetdach sitzen und sich abschotten, aber auch für eine überwältigend schöne Natur, die von Menschen droht verwüstet zu werden. Welche dieser Bilder stimmen eigentlich heute noch? Wird die Idee von Sylt zerstört oder im Gegenteil endlich wunderbar demokratisiert, wenn in diesem Sommer alle mit dem ÖPNV auf die Insel kommen? Trägt man dort immer noch Wachsjacken oder brennen bald die Strandkörbe? Und was ist das eigentlich für eine komische teure Klinik, die dort neu gebaut wird und die eine Rundum-Premiumvariante medizinischer Vorsorge anbietet, von Schlaftherapie bis Darmspiegelung? In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die Sogenannte Gegenwart" widmen sich Lars Weisbrod und Nina Pauer einem Ort, der für Deutschland einzigartig und immer wieder Gegenstand politischer Debatten unserer Gegenwart ist, egal ob sie sich an Zugtickets entzündet oder an Gambas mit Knoblauchsoße. In dieser Folge sprechen Lars und Nina über die Bücher: - Christian Kracht: "Faserland", Kiepenheuer und Witsch, 1995 - Fritz J. Raddatz: "Mein Sylt", Mare, 2006
5/30/20221 hour, 24 seconds
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Der große Lauschangriff

Die jüngste Folge von "Die sogenannte Gegenwart" kommt frisch vom Spotify-Podcastfestival All Ears – direkt von der Bühne mit echtem Publikum. Endlich einmal zu dritt nutzen Nina Pauer, Ijoma Mangold und Lars Weisbrod den besonderen Anlass, um einmal über sich selbst, also das Medium der Podcasts, nachzudenken. Wie kommt es, dass ausgerechnet Podcasts heute so wahnsinnig erfolgreich sind, wo doch unsere Gegenwart eigentlich von einer harten Aufmerksamkeitsökonomie geprägt ist, in der nichts knapper und wertvoller ist als Zeit und deshalb längst kein Raum übrig sein sollte für stundenlanges Zuhören? Offenbar haben Podcasts überhaupt eine Art Sonderstellung in der medialen Landschaft und auch in der Perzeption. Ein Grund für "Die sogenannte Gegenwart", genauer hinzuschauen und dem Phänomen Podcast endlich einmal eine Folge zu widmen!
5/16/202240 minutes, 52 seconds
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Linke Lockdowns, rechte Pazifisten

Früher war Linkssein gleichbedeutend mit antiautoritären und anarchischen Positionen und einem Misstrauen gegen den Staat und seine Gewalten, während die Rechten für Law and Order standen. Das hat sich spätestens mit Corona gedreht: Plötzlich war es eher das linksliberale Milieu – die Lauterbach-Ultras –, das gar nicht genug Lockdown, staatliche Supervision und Impfpflicht bekommen konnte, während man am rechten Ende des politischen Spektrums, bei den Schwurblern und Covidioten, gegen den Staat aufmuckte und die Maßnahmen infrage stellte. Eine ähnliche Verschiebung ist seit dem Krieg Russlands gegen die Ukraine zu beobachten: Die Grünen, einst die Fackelträger des Pazifismus, gehören jetzt zu den entschiedensten Befürwortern von Waffenlieferungen an die Ukraine. Aber wo im politischen Spektrum sind dann die Russland-Freunde und Putin-Versteher zu verorten, die von Diplomatie reden und sich gegen eine Militarisierung des Konflikts positionieren, und wie kann Björn Höcke mit dem alten Slogan der Friedensbewegung ("Frieden schaffen ohne Waffen") werben? In der neuesten Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" gehen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod der Frage nach, wie sich die politische Kartografie Deutschlands in den vergangenen Jahren verschoben hat, was rechts und links heute bedeuten und wer sich wo auf der Achse Freiheit versus Autoritarismus wiederfindet. Führt die neue Unübersichtlichkeit zu neuem Denken?
5/2/20221 hour, 1 minute, 20 seconds
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Was Veganer und Fleischesser wirklich wollen

Noch vor einigen Jahren galt eiweißreiche Nahrung als Nischeninteresse, das Kraftsportlern, Muskelrappern und pickeligen Jugendlichen vorbehalten war, die grell beschriftete Tonnen mit Nahrungsergänzungsmittel zu Hause unterm Bett lagerten. Inzwischen ist die Protein-Begeisterung in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Kaum ein Schokoriegel, der nicht in einer mit Eiweiß angereicherten Variante auf dem Markt ist. Auch Diätkonzepte richten sich am Protein aus – spätestens seit der Ernährungsguru Bas Kast uns in seinem Bestseller erklärt hat, warum Protein für unseren Stoffwechsel so zentral ist und Heuschrecken sich deswegen sogar gegenseitig aufessen. In der neuen Folge des ZEIT-Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart analysieren Nina Pauer und Lars Weisbrod das Eiweiß als Molekül – und gesellschaftliche Großmetapher. Denn die Schlacht ums Protein ist längst zum Kulturkampf geworden: Konservative Fleischesser und progressive Veganer stehen einander feindlich gegenüber, bringen Steaks und Bratwürste gegen Seitanschnitzel und Kichererbsen in Stellung und bringen damit unsere Vorstellungen von Genuss, Gesundheit, Fortschritt und Männlichkeit durcheinander. Nina Pauer und Lars Weisbrod diskutieren, warum wir ausgerechnet jetzt so sehr dem Eiweiß als Grundstoff des Lebens verfallen sind und wagen einen Blick in die Zukunft: Was ist, wenn wir das Tier bald gar nicht mehr brauchen, weil wir Fleisch in der Petrischale züchten können? Weitere Lektüre zum Thema der Folge: Bas Kast: Der Ernährungskompass: Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung, C. Bertelsmann, 2018. Eva Barlösius: Soziologie des Essens: eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung, Beltz Verlag, 1999. Vegetarismus: Was kommt nach dem Fleisch? (https://www.zeit.de/2019/39/vegetarismus-fleischverzicht-massenmarkt-agrarkonzerne-macht) Studie: In-vitro-Fleisch. Eine technische Vision zur Lösung der Probleme der heutigen Fleischproduktionund des Fleischkonsums? (Böhm et al. 2017): https://www.itas.kit.edu/pub/v/2017/boua17b.pdf Studie: Plant-based and cell-based approaches to meat production (Rubio et al., 2020): https://www.nature.com/articles/s41467-020-20061-y.pdf
4/18/202259 minutes, 21 seconds
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Können Männer lustig sein?

In den Zeitungen und auf Twitter diskutiert man gerade wieder über alte und neue Männerrollen. Wollen wir Väter, die zum Babyschwimmen gehen, oder "echte Kerle", die notfalls auch ihre Familie verteidigen können? Oder gar beides? Es passt eigentlich ganz gut in die seltsame Debatte, dass gerade auch noch ein Komiker zurückkehrt, der sich in seinem Werk wie kaum ein anderer mit den schlechten Seiten seines Geschlechtes auseinandergesetzt hat: Louis CK. In Berlin trat der 54-jährige New Yorker gerade in der ausverkauften Mercedes-Benz-Arena auf, vor Tausenden Zuschauern. Auf seiner Website veröffentlichte er vor Kurzem sogar ein neues Stand-up-Special, der Titel lautete schlicht: "Sorry". Dabei sah es eigentlich so aus, als sei die Karriere von Louis CK vorbei. 2017 berichteten in der "New York Times" mehrere Kolleginnen, dass der Komiker sie gefragt hatte, ob er vor ihnen masturbieren dürfe. Netflix und sein Sender FX beendeten daraufhin jede Zusammenarbeit mit Louis CK, der zuvor mit seinen Stand-up-Specials und einer viel gelobten Fernsehserie prägend für die US-Comedyszene gewesen war. Im Feuilleton-Podcast sprechen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod über einen Künstler, dessen Biografie mindestens so viel über unsere Gegenwart verrät wie sein Werk. Welche seiner Witze werden bleiben? Welche waren nie lustig? War Louis CK eigentlich nur ein Mario Barth mit anderen Mitteln? Oder konnte man, wenn man seinen Gags zuhörte, tatsächlich etwas lernen über Authentizität, Depressionen, Familie – und Männlichkeit? In dieser Folge sprechen Lars und Ijoma über: + Louis CK neues Special Sorry, das neben älteren Specials wie dem im Podcast erwähnten Chewed Up auf seiner Website www.louisck.com zu sehen ist. Ausschnitte gibt es auf YouTube (https://www.youtube.com/watch?v=XLGzFQg_1xc) + Louis CK Erfolgsserie "Louie" (https://www.youtube.com/watch?v=MoHpUokjGJM) + die Recherche zu Belästigungsvorwürfen gegen Louis CK in der "New York Times" (https://www.nytimes.com/2017/11/09/arts/television/louis-ck-sexual-misconduct.html)
4/4/20221 hour, 12 minutes, 51 seconds
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Ist Achtsamkeit egoistisch?

Eigentlich wollte der französische Schriftsteller Emmanuel Carrère ein heiteres, feinsinniges Büchlein über Yoga schreiben. Es beginnt in einem Meditationsretreat und beschreibt sehr genau, was die Härchen in der Nase machen, wenn man ganz langsam ein- und ausatmet. Und was es heißt, die ganze Welt und ihre unangenehmen Zugriffe zurückzuweisen, indem man sich so lange aufs Atmen konzentriert, bis es außer Härchen in der Nase nichts mehr gibt. Dass Carrère statt der Erleuchtung am Ende einen ultimativen psychischen Zusammenbruch erlebt und in der Psychiatrie landet, macht sein Buch über Yoga für Nina Pauer und Ijoma Mangold umso spannender. Die beiden widmen sich in der neuen Folge des ZEIT-Feuilleton-Podcasts dem Yoga als gesellschaftlichen Breitensport sowie dem inflationären Gebrauch des Wortes "Selfcare". Ist Selbstfürsorge nun kapitalistisch oder, gerade andersherum, antikapitalistisch? Muss man jetzt wirklich auch noch Yoga nach allen Regeln der Wokeness kritisch hinterfragen? Und gibt es vielleicht so etwas wie eine Lebenslüge der neuen Achtsamkeitsbourgeoisie, die sich selbst so gern als ausgeglichener und weniger toxisch ansieht als andere? Literatur und Quellen: Emmanuel Carrère: Yoga. Matthes & Seitz, 2022. Svenja Gräfen: Radikale Selbstfürsorge. Jetzt! Eden Books, 2021. Videos von Mady Morrisson, YouTube
3/21/20221 hour, 6 minutes, 12 seconds
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Urlaub in den Neunzigern

"Wenn ich zwei Wochen lang Urlaub machen könnte in meiner eigenen Vergangenheit, dann würde ich zurückreisen in den April 1994", sagt der amerikanische Popkritiker Chuck Klosterman. In seinem neuen Buch "The Nineties" beschreibt er ein vergangenes Jahrzehnt, in das sich heute viele von uns zurücksehnen. Bloß weiß der Autor auch: Unser Gedächtnis spielt uns einen Streich. Die Neunziger waren ganz anders, als wir sie in Erinnerung haben. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts sprechen Nina Pauer und Lars Weisbrod über Klostermans Buch, über Trashkultur und Eurodance zwischen dem Fall der Mauer und 9/11, das Leben vor Social Media und die Streits bei Bärbel Schäfer. Haben die Nachmittagstalkshows der Neunziger unsere heutige Debattenkultur vorweggenommen? Ist die Fernsehserie "Akte X" Schuld daran, dass heute alle Verschwörungstheorien nachhängen? Und warum wurde das Jahrzehnt schon verkultet, als es gerade erst vorüber war? In dieser Folge sprechen Nina und Lars über: - das neue Buch "The Nineties – A Book" von Chuck Klosterman - sein Essay von 2016 über den einen Rockmusiker, an den man sich auch noch in Zukunft erinnern wird, aus der "New York Times" (https://www.nytimes.com/2016/05/29/magazine/which-rock-star-will-historians-of-the-future-remember.html) - die Serie "Yellowjackets", die in Deutschland bei Sky zu sehen ist - die Zeitreiseserie "Loki", die man bei Disney+ findet - das Lied "Die 90er" von Rainald Grebe (https://www.youtube.com/watch?v=-abczfYw_c4) - den Song "Eine Hymne auf die 90er" von Jan Böhmermann (https://www.youtube.com/watch?v=3aSt1J4s_Lk) - den Song "Mogli" von KC Rebel (https://www.youtube.com/watch?v=oLss8LiXRR8) - und den Clip aus der ersten "Viva Interaktiv"-Sendung nach dem 11. September 2001 (https://www.youtube.com/watch?v=0Bu7fF9jXVY).
3/7/20221 hour, 6 minutes, 33 seconds
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Trauma ist für alle da

Hypersensibilität, Achtsamkeit, Healing: Populärpsychologische Begriffe haben sich in den letzten Jahren inflationär verbreitet. Wir alle scheinen empfindsame Patienten und Patientinnen geworden zu sein, die sich fortwährend therapieren müssen. Warum eigentlich? Das liegt natürlich am größten aller Modebegriffe: dem Trauma. Ob im Alltagssprachgebrauch, in Filmen und Büchern, Erziehungspodcasts oder Selbsthilfe-Guides – immer geht es darum, die eine große Wunde aus der Vergangenheit aufzuspüren und sich ihr zu stellen. Grund genug für Nina Pauer und Ijoma Mangold in der neuesten Folge von "Die sogenannte Gegenwart" zu fragen, was der inflationäre Gebrauch des Traumabegriffs eigentlich über unsere Gesellschaft aussagt. Wirken in uns transgenerationelle Weltkriegstraumata nach? Ist der Klimawandel so bedrohlich, dass wir uns in die Vergangenheit flüchten? Oder mangelt es uns allen einfach nur an rustikaler Resilienz? Und was ist eigentlich "Trauma-Porn"? In dieser Folge spreche Nina und Ijoma über: - Hanya Yanagihara: Ein wenig Leben. Hanser Berlin, 2015 - Sabine Bode: Kriegsenkel. Klett-Cotta, 2009
2/21/20221 hour, 1 minute, 15 seconds
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Wie traurig macht uns Social Media?

Die Hoffnung auf die emanzipatorische Kraft sozialer Medien ist längst verfolgen. Twitter und Co gelten heute als Wurzel vieler Probleme. Ist das Fakt oder Alarmismus? Man kann sich inzwischen eher das Ende des Internets vorstellen, als ein Internet, das nicht bestimmt ist vom Hauen und Stechen auf den großen sozialen Plattformen. Können wir uns überhaupt noch an das Netz erinnern, wie es gewesen ist, bevor die sozialen Medien die Macht übernommen haben? Die Feuilletonpodcaster Ijoma Mangold und Lars Weisbrod blicken zurück in die Geschichte des Internets und stellen fest: Auch wenn es uns so vorkommt, als gäbe es Social Media schon immer, ist das Phänomen tatsächlich sehr jung. Das Netz ist hochdynamisch, und auch so, wie es sich heute darstellt, ist es nicht in Beton gegossen. In der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart" sprechen die beiden Hosts über Einsamkeit, Twitter-Sucht und das Zeitalter der sozialen Medien, das uns gerade krachend um die Ohren fliegt. Wie konnte eine Erlösungstechnologie so schnell zu einer Untergangsmaschine erklärt werden? In dieser Folge sprechen Lars und Ijoma unter anderem über: - das Buch "Subprime Attention Crisis: Advertising and Time Bomb at the Heart of the Internet" von Tim Hwang, - den Komiker Bo Burnham, der in seinem Netflix-Film "Inside" gegen die sozialen Medien wettert, - die Videos zur Blockchain-Vorlesung, die Gary Gensler am MIT gehalten hat. (https://ocw.mit.edu/courses/sloan-school-of-management/15-s12-blockchain-and-money-fall-2018/video-lectures/session-1-introduction/)
2/7/20221 hour, 44 seconds
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"Regretting motherhood" hier, unerfüllter Kinderwunsch da

Dass es oft anstrengend ist, Kinder zu haben, und Mütter nicht allesamt rund um die Uhr in ihrer Rolle glücklich aufgehen, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Der Hashtag RegrettingMotherhood und die Debatte um das Bereuen, Kinder bekommen zu haben, kamen zwar bereits vor einigen Jahren auf. Trotzdem wird nun ein Film, der mütterliche Reue thematisiert, – Maggie Gyllenhaals "Frau im Dunkeln" – als großartiger Tabubruch gefeiert. Ist er das wirklich? Wie wird die feministische Perspektive auf Mutterschaft, weibliche Aufopferung und den Ausbruch aus einem bürgerlichen Leben mit Kindern fiktionalisiert? Was ist eigentlich Reue? Und wie sieht es auf der anderen Seite aus, nämlich bei Frauen und Männern, die sich nichts mehr wünschen, als Kinder zu bekommen, bei denen es aber nicht klappen will? Ein solches Paar zeigt der Film "Was wir wollten" mit Elyas M’Barek, der wie "Frau im Dunkeln" an einem sonnigen Urlaubsstrand spielt. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts "Die sogenannte Gegenwart" folgen Lars Weisbrod und Nina Pauer den sehnsüchtigen Blicken, die sich Eltern und Kinderlose von ihren Strandliegen aus zuwerfen. In dieser Folge sprechen die beiden über: - den Film "Frau im Dunkeln" auf Netflix - den Film "Was wir wollten" auf Netflix - den Aufsatz "Regretting Motherhood. A Sociopolitical Analysis" von Orna Donath: https://www.researchgate.net/publication/273291332_Regretting_Motherhood_A_Sociopolitical_Analysis - die Bücher "Transformative Experience" und "Was können wir wissen, bevor wir uns entscheiden?" (Reclam) von L. A. Paul - das Buch "Wellen" von Eduard von Keyserling (dtv Verlagsgesellschaft) - und das Buch "Kinderfrei statt kinderlos. Ein Manifest" von Verena Brunschweiger (Büchner-Verlag)
1/24/20221 hour, 8 minutes, 30 seconds
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Wir wollen den Filialleiter sehen

Die grandiose Mockumentary "Die Discounter" ist die deutsche Antwort auf den US-Hit "Superstore". Warum spielen heute die besten Comedy-Serien ausgerechnet im Supermarkt?Regale einsortieren, Preisabfrage, neue Kasse, bitte – wenig ist gerade so unterhaltsam wie Supermarkt-Serien. Nina Pauer und Lars Weisbrod, die beiden Hosts des Feuilleton-Podcasts, haben in den letzten Wochen viele Abende auf dem Sofa mit zwei großartigen Comedy-Produktionen verbracht: "Die Discounter" und "Superstore". Jetzt fragen sich die beiden: Warum guckt man sich im Fernsehen so gerne an, wie es in einem normalen Supermarkt zugeht? Was ist so reizvoll an dem Alltagskosmos zwischen Frischetheke, Hygieneartikeln und Sonderangeboten? Und warum funktioniert ausgerechnet Comedy so toll an einem so normalen, langweiligen Ort? Lars Weisbrod und Nina Pauer sprechen in der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart" über das Serienfernsehen als Berufsinformationszentrum, das uns den Blick in andere Job-Welten ermöglicht – egal ob in eine Anwaltskanzlei, den Supermarkt oder in öde Büros. Und sie erklären, was der Soziologe Niklas Luhmann und der Schriftsteller David Foster Wallace mit ihren Lieblingssupermarktserien zu tun haben. In der Folge sprechen Nina und Lars über: Die deutsche Serie “Die Discounter” (Amazon Prime): https://www.zeit.de/2021/53/die-discounter-christian-ulmen-mockumentary-amazon-prime Christian Ulmens Serie “Jerks” (Joyn) Die NBC-Serie “Superstore” (u.a. Netflix und Sky): https://www.zeit.de/2021/48/serien-winter-sex-education-netflix/seite-2 Die Anwaltsserie “Legal Affairs” (ARD-Mediathek): https://www.ardmediathek.de/sendung/legal-affairs/staffel-1/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2xlZ2FsLWFmZmFpcnM/1/ Die Rede “This is water”´von David Foster Wallace: https://www.youtube.com/watch?v=PhhC_N6Bm_s Das Buch “Soziale Systeme - Grundriß einer allgemeinen Theorie” von Niklas Luhmann Das Buch "Work-Life-Bullshit: Warum die Trennung von Arbeit und Leben in die Irre führt" von Thomas Vašek
1/10/20221 hour, 7 minutes, 8 seconds
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Weltuntergang? Das würde bloß die Gesellschaft spalten!

Welches Verhältnis pflegt unsere Gegenwart zum Weltuntergang? Dieser Frage gehen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts nach. Sie haben das Buch "Das Ende von allem" gelesen, in dem die Astrophysikern Katie Mack beschreibt, wie eines fernen Tages tatsächlich nicht nur wir Menschen, sondern die ganze Welt untergehen könnte. Warum machen wir uns darüber überhaupt Gedanken? Denn vor dem kosmischen Untergang muss sich noch keiner sorgen, weil er auf sich warten lässt. Das Szenario, das der Film "Don’t Look Up" entwirft, ist hingegen brandaktuell: Was passiert, wenn einer politisch tief gespaltenen Gesellschaft die Apokalypse droht? Was verrät "Don’t Look Up" über unsere Apokalypse-Sorgen und unsere Apokalypse-Ignoranz? Ist der Film eine gelungene Satire – oder bloßer Follow-The-Science-Porn für alle, die mal so richtig auf unterbelichtete Wissenschaftsleugner eindreschen wollen? Diese und viele andere Endzeitfragen diskutieren wir diesmal im Podcast "Die sogenannte Gegenwart". Das Buch von Katie Mack heißt "Das Ende von allem – astrophysikalisch betrachtet", der Film "Don’t Look Up" läuft jetzt im Kino und ist ab dem 24. Dezember auf Netflix zu sehen.
12/13/20211 hour, 7 minutes, 53 seconds
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Habt besser mal eine Meinung zur Inflation!

Lange Zeit spielte Inflation keine Rolle, allenfalls alte weiße Männer, die sich noch aus der Ferne an die Hyperinflation des Jahres 1923 erinnerten, fanden mahnende Worte. Aber die Sorge um den Wert des Geldes galt als hoffnungslos altmodisch, bestenfalls typisch deutsch wie Butzenfenster und Wienerwürste zu Weihnachten und, ja: als rechts. Progressive Geister waren fürs Schuldenmachen und hielten die Inflation für ein Ammenmärchen. Nur Goldbugs mit Aluhut und Reichsbürger-Papier misstrauten dem Geldsystem. Das hat sich geändert. Der Erfolg eines Dokumentarfilms wie "Oeconomia" zeigt, dass plötzlich auch Linke sich sorgen : Geht's denn da mit rechten Dingen zu in unserem Geldsystem? Entlang des Themas Inflation ordnen sich auch die politischen Lager neu. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod finden: Inflation geht uns alle an. Es kann nicht sein, dass man ein so wichtiges Themen nur den Experten überlässt. Deswegen stürzen sie sich in der neuesten Folge der "Sogenannten Gegenwart" mitten hinein in die unterschiedlichen Positionen und Haltungen zu der mysteriösen Frage, was Inflation eigentlich ist. Denn sie sind überzeugt: In den neuen Zwanzigerjahren wird Inflation ein großes Thema sein.
11/29/20211 hour, 17 minutes, 10 seconds
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Ist Südkorea die neue kulturelle Weltmacht?

Die Serie "Squid Game" ist als erfolgreichste Netflix-Produktion aller Zeiten an den Start gegangen. Und sie ist in der Tat unverwechselbar in ihrer Mischung aus Grausamkeit, Kapitalismus-Kritik und infantiler Ästhetik. In der neuen Podcast-Folge von "Die sogenannte Gegenwart" versuchen Nina Pauer und Ijoma Mangold herauszufinden, was den Erfolg von "Squid Game" erklären könnte. Auf jeden Fall ist es ein erstaunliches Phänomen: Waren bisher die USA der kulturelle Hegemon, deren Ästhetik, Populärkultur und Blockbuster den internationalen Geschmack vorgaben, scheint spätestens jetzt klar zu sein, was sich schon 2019 mit dem Oscar gekrönten Kinofilm "Parasite" ankündigte: Südkorea ist zur popkulturellen Großmacht geworden. Der paradoxe Clou dabei: Das turbokapitalistische Südkorea feiert auf dem Markt des kulturellen Kapitalismus Blockbuster-Erfolge mit antikapitalistischen Schauermärchen. Links zur Folge: New York Times: Why the Popularity of "Squid Game" Terrifies me (https://www.nytimes.com/2021/10/21/opinion/squid-game-violence.html) YouTube: "Squid Game" spieltehtoertisch erklärt (https://www.youtube.com/watch?v=1mAEPAIT-WQ) "Squid Game": Gnadenlos brutal (https://www.zeit.de/kultur/film/2021-10/squid-game-netflix-serie-korea-horror-splatter-gesellschaftskritik) "Squid Game": Ist doch nur Spiel? (https://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2021-11/squid-game-netflix-serie-jugendliche-kinder-gewalt-medien-eltern) Südkorea: K wie kool (https://www.zeit.de/zeit-magazin/mode-design/2018-01/suedkorea-lifestyle-trends-essen-musik-mode)
11/15/20211 hour, 5 minutes, 58 seconds
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Wie viel Körper darf's denn sein?

Wie viel Körper darf's denn sein? Feministinnen kämpfen im Netz für einen offenen Umgang mit dem Thema Menstruation. Aber ist es wirklich fortschrittlich, die eigene Natur zu idealisieren? Die Musikerin Peaches feiert auf Youtube die Kraft der Periode, auf Instagram verkaufen Influencerinnen gehäkelte Tampons mit Vampirgesicht und Menstruationskünstlerinnen malen, stricken und spielen mit ihrem Blut. Wieso dreht sich plötzlich alles um den weiblichen Zyklus? Fest steht: Am Blut der Frau wird die Gegenwart verhandelt. Nina Pauer und Lars Weisbrod diskutieren im Feuilleton-Podcast über den Perioden-Pop, Hormone und die Geschichte der Pille. Warum fordern viele Feministinnen so ein affirmatives Verhältnis zur Natur ein? Was ist überhaupt natürlich? Und wollten Linke die Natur nicht gerade eben noch überwinden? Um diese und andere Fragen geht es in der neuen Folge "Die sogenannte Gegenwart". Darin sprechen Lars Weisbrod und Nina Pauer unter anderem über "The Power of the Period" von Peaches (https://www.youtube.com/watch?v=S2c17e5naow), den Blog "Die Menstruationsbeauftragte" (http://www.die-menstruationsbeauftragte.de/) und den Essay "John Rock’s Error" von Malcolm Gladwell (https://www.newyorker.com/magazine/2000/03/13/john-rocks-error) (auf Deutsch ist der Text 2010 im Gladwell-Band "Was der Hund sah" beim Campus-Verlag erschienen). Außerdem wurden der Film "Dune" erwähnt, der aktuell im Kino läuft, und die Fernsehserie "Foundation", die zu sehen ist bei Apple TV+.
11/1/20211 hour, 2 minutes, 38 seconds
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Die digitale DDR

Jeder darf alles über dich wissen, du trägst eine Kamera um den Hals und Privatsphäre ist Frevel. Als Dave Eggers 2013 mit seiner Silicon-Valley-Dystopie "Der Circle" für Aufregung sorgte, lautete die Ideologie der digitalen Vordenker noch: Wir brauchen die geheimnislose Transparenz! In seinem Buch entwarf Eggers damals eine satirisch-düstere Zukunftsvision, in der ein kalifornisches Unternehmen die Gesellschaft in ein Kontrollregime umbaute. Jetzt hat Eggers eine Fortsetzung geschrieben – "Every" – und diesmal gehen die Machthaber im Silicon Valley sogar noch einen Schritt weiter. Wird – angesichts der Katastrophen, die uns bedrohen, von Klimakrise bis Pandemie – nicht die Freiheit selbst zur Sünde? Der Every-Konzern will seine Monopolstellung ausnutzen und den freien Markt abwickeln, dieses egoistisches Auslaufmodell, das sich überlebt hat. Wenn es in Zukunft statt zweihundert Sorten Senf nur noch eine Sorte gibt, argumentieren sie, ist dem Menschen ebenso geholfen wie der Umwelt. Eggers entwirft eine spekulative politische Ökonomie und lässt unsere wichtigsten Gegenwartsdiskurse aufeinanderprallen: Sind Silicon-Valley-Unternehmen böse oder woke? Wenn ein kalifornischer Monopolist die zentralisierte Planwirtschaft einführt, die unsere Sprache und das Reisen kontrolliert, was ist dann noch der Unterschied zur DDR? Und warum tragen die jungen Every-Mitarbeiter eigentlich hautenge Spandex-Anzüge? Über Dave Eggers aufregenden Thesenroman "Every" sprechen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart".
10/18/20211 hour, 5 minutes, 53 seconds
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Ist Schönheit sexistisch?

Die Schönheit hat ihre Unschuld verloren. Wer für den Körper anderer schwärmt, steht heute sofort im Verdacht, einer patriarchal-kapitalistischen Norm zu folgen. Gibt es wirklich keinen Weg, um Schönheit moralisch einwandfrei zu beschreiben? Body Shaming, Body Positivity, Body Neutrality – so lauten die zentralen Begriffe einer Bewegung, die sich gegen die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Aussehens richtet. Denn eines lässt sich nicht bestreiten: Wenn wir absolute Gleichheit anstreben, dann ist die Ungleichverteilung von Schönheit ein schreiender Skandal. Schöne Menschen sind beliebter, verdienen besser und haben den schnelleren Zugang zu Sex. Lässt sich diese Ungerechtigkeit aus der Welt schaffen? Anhänger der Body Positivity-Bewegung würden sagen: Ja, denn die Schönheitsideale sind bloß soziale Konstrukte. Eigentlich sind alle Körper schön! Wir müssen bloß unsere durch Werbung, Social Media und den "männlichen Blick" vergiftete Wahrnehmung ändern. Aber ist das so einfach? Und radikal weitergefragt: Wäre ein Leben, in dem wir es uns alle anerzogen haben, nur noch auf die inneren Werte zu achten, überhaupt erstrebenswert? Ist die Schönheit nicht auch deshalb eine solche Macht, weil sie so völlig unverdient und ungerecht über die Menschen kommt? Und was sind eigentlich "dickfette" Menschen? Nina Pauer und Ijoma Mangold schlagen sich in dieser Folge des Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart durch den Dschungel neuer woker Begriffs- und Denkkonzepte und merken schnell, dass Utopie und Dystopie am Ende recht nah beieinander liegen. Dabei besprechen und empfehlen sie: - Den Nachruf auf Jean-Paul Belmondo (https://www.zeit.de/2021/37/jean-paul-belmondo-film-schauspieler-bebel-tod) - Den Film "Embrace – Du bist schön" mit Nora Tschirner (https://www.youtube.com/watch?v=Oojpv2ma0ZA) - Das Buch "Body Politics" von Melodie Michelberger (https://www.melodiemichelberger.com), sowie ihren Instagramaccount (https://www.instagram.com/melodie_michelberger/) - Den Podcast "Fette Gedanken" von Charlotte Kuhrt (https://www.fettegedanken.de) - Den Aufsatz "Does anyone have the right to sex?" von Amia Srinivasan (https://www.lrb.co.uk/the-paper/v40/n06/amia-srinivasan/does-anyone-have-the-right-to-sex)
10/4/20211 hour, 2 minutes, 22 seconds
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Boomer, ich will deine Unschuld

Sichere Rente, Erholung auf den Kanaren, rotes Fleisch zum Grillen, und gendern wollen sie auch nicht: Die Boomer sind mal wieder los! Auch bei der Bundestagswahl wird es wohl die Generation 55+ sein, die am Ende darüber entscheidet, wo es in Zukunft lang gehen soll. Dabei werfen angesichts der Klimakrise und anderen tiefgreifenden politischen Herausforderungen viele Junge den sogenannten Babyboomern schon lange vor: Ihr seid von gestern und müsst endlich Macht an uns abgeben! Ist diese Wut gerechtfertigt? Woher kommt das Feindbild Boomer? Und sind die Jüngeren am Ende vielleicht doch bloß neidisch? Darüber diskutieren die beiden Power-Millennials Nina Pauer und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts Die sogenannte Gegenwart.
9/20/202158 minutes, 57 seconds
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Wo sind eigentlich Nina, Lars und Ijoma?

Wir mussten die Sommerpause nochmal ein wenig verlängern. Aber am 20.9. geht's weiter, versprochen!
9/6/20211 minute, 26 seconds
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Warum duzt die SPD?

Zu den wiederkehrenden Ritualen der Demokratie gehört der Wahlkampf. Er verlangt allen Beteiligten ein Höchstmaß an Selbstverleugnung und Absenkung der Schmerzgrenze ab: Die Parteien müssen den double bind vollbringen, ihr Profil zu schärfen, also den Kampfesmut ihrer Anhänger zu stärken, dürfen aber gleichzeitig keine unentschiedenen Wechselwähler verschrecken. Denn man möchte ja neue Wähler gewinnen. Man muss Entschlossenheit und Tatkraft zeigen, ja, immer auch etwas Wut über den Status quo, sollte aber gleichzeitig niemanden ausgrenzen, sondern das Gemeinsame und das gemeinsam Machbare beschwören. Und wo es Zielkonflikte gibt, muss man sich gnadenlos für Komplexitätsreduktion entscheiden, damit klar ist: Alles muss sich ändern, aber keiner muss den Gürtel enger schnallen. Es muss an die Unzufriedenheit appelliert werden (wer ist schon zufrieden?), aber es muss auch klar sein, dass Abhilfe möglich ist. Und weil die nächste Bundestagswahl bevorsteht, hat sich der Feuilleton-Podcast Die sogenannte Gegenwart den aktuellen Wahlkampf mal genauer angeschaut. Denn Wahlkampf – das sind Slogans, Bilder und Narrative, also genau das, was ein phänomenologisch informierter Podcast wie Die sogenannte Gegenwart zu leisten vermag. Was ist so schlimm am Lastenfahrrad, in das die Grünen die traditionelle Kernfamilie setzen? Warum spielen CDU-Mitarbieter auf ihren Plakaten "normale Menschen"? Hat die FDP das Testosteron-Level und das Virilitätsprofil in ihrer Selbstdarstellung gesenkt? Und warum duzt mich die SPD? Nina Pauer und Ijoma Mangold haben versucht, den Parteien Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
7/12/20211 hour, 12 minutes, 16 seconds
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Von Außengastro bis Neo-Barock

Umarmen oder doch nicht? Wie soll man sich in der aktuellen Corona-Spätphase bloß begrüßen? Was steckt hinter dem Buzzword "Reverse Mentoring"? Und wann ist der Megatrend Minimalismus endlich mal vorbei? Um solche Fragen dreht sich das Spiel "Gegenwartscheck", das Nina Pauer, Ijoma Mangold und Lars Weisbrod alle zwei Wochen in ihrem Podcast Die sogenannte Gegenwart spielen. In der neuen Folge des Feuilletonpodcasts läuft aber alles ein bisschen anders: Die Hörerinnen und Hörer reden ein Wörtchen mit! Denn aufgezeichnet wurde diesmal vor digitalem Livepublikum, beim Podcastfestival der ZEIT. Zusammen mit über 500 Zuschauerinnen und Zuschauern kämpfen die drei Hosts gegeneinander, im XXL-Gegenwartscheck: Wer fühlt den Puls der Zeit am deutlichsten? Wer hat die Gegenwart schon verstanden vor allen anderen? Und welche Beobachtungen der Hosts fallen beim Publikum gnadenlos durch? Schauen Sie sich die Aufzeichnung des Podcasts hier an: https://www.zeit.de/video/2021-06/6260326024001/die-sogenannte-gegenwart-in-der-videoaufzeichnung-beim-zeit-online-podcastfestival
6/28/20211 hour, 16 minutes, 18 seconds
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Sind Männer auch nur Eltern?

Benutzte Windeln, zu kleinen Quadraten zusammengeschnürt, liegen verstreut in der Wohnung. Das Baby schläft nicht, die Mutter ist am Ende und der Vater fragt wieder einmal, kraftlos und müde: "Oder soll ich sie noch mal in die Trage nehmen?" Von den tief verzweifelten Momenten bis hin zu den großartigen Kleinigkeiten: Wie lässt sich Elternsein heute realistisch darstellen? Und was verrät das ganze Gerede über Kitaabholzeiten und Reiswaffeln über unsere Gegenwart? Wer das wissen will, sollte sich unbedingt die traurig-lustige Comedyserie "MaPa" anschauen, beim deutschen Streamingdienst Joyn. Nina Pauer und Lars Weisbrod sprechen in der neuen Folge des Feuilletonpodcasts über "MaPa" und die große Frage, wie Serien und Bücher kunstvoll von einer Zeit im Leben erzählen können, die sich nur schwer in herkömmlichen Plots wiedergeben lässt. Weitere Informationen zur Folge: - Bingewatching: Die besten TV-Serien im Mai (https://www.zeit.de/kultur/film/2020-05/binge-watching-netflix-amazon-prime-mapa-the-eddy-serien) - "MaPa": Wir wollen den Witwer sehen! (https://www.zeit.de/2021/17/mapa-fernsehserie-joyn-zweite-staffel) - Neben "MaPa" erwähnen wir unter anderem das Buch "Liebe" von Karl Ove Knausgård, den Essay "Revolutionär" von Ursula März (https://www.zeit.de/2017/03/eltern-zeit-nichtstun-antikapitalismus-rebellion), außerdem zwei weitere Serien: "Louie" von Louis C. K. und "Atlanta" von Donald Glover.
6/14/202158 minutes, 23 seconds
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Das ist ja wohl der Oberhummer!

Auf YouTube wurde Jordan Peterson zum Weltstar, weil er seine Psychologievorlesungen mitschnitt und ins Netz zu stellte. Seine Thesen sind pointiert und provokant und widersprechen allen Glaubenssätzen, die man im linksliberalen Milieu für kostbar hält: Egal ob es um den Gender-Pay-Gap, die Macht des Patriarchats oder die Frage nach der ökonomischen Ungleichheit geht, Jordan Peterson geht keiner Auseinandersetzung aus dem Weg – und nennt seine Gegner gerne einmal "Kulturmarxisten". Wer an die herrschaftsfreie Gesellschaft glaubt, den provoziert Peterson mit evolutionsbiologischen Anekdoten über Hummer, die schon seit Hunderttausenden von Jahren ihre brutalen Dominanzhierarchien ausfechten – und den Menschen ähnlicher seien, als uns bewusst sei. Anlass genug für Ijoma Mangold und Lars Weisbrod, sich über Peterson zu streiten: Ist er nur ein begriffsloser Biologist, der mehr Verwirrung stiftet als zur Klärung beiträgt? Oder haben wir es hier mit einem begnadeten Eklektiker zu tun, der uns endlich einen neuen Blickwinkel auf unsere Probleme ermöglicht? Der Mann, der wie kaum ein anderer Denker in den vergangenen Jahren das Internet polarisiert hat, bringt auch die beiden Hosts des Feuilletonpodcasts "Die sogenannten Gegenwart" ganz ordentlich in Wallung. Weitere Informationen zur Folge: - Channel 4 News: Jordan Peterson debate on the gender pay gap, campus protests and postmodernism (https://www.youtube.com/watch?v=aMcjxSThD54) - GQ: Jordan Peterson: "There was plenty of motivation to take me out. It just didn't work" https://www.youtube.com/watch?v=yZYQpge1W5s - Jordan Peterson: "Jenseits der Ordnung. 12 weitere Regeln für das Leben". Münchner Verlagsgesellschaft (23 Euro) - Jordan Peterson: "Warum wir denken, was wir denken". Münchner Verlagsgesellschaft (39,99 Euro).
5/31/20211 hour, 12 minutes, 28 seconds
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Live free or die

Als das Bundesverfassungsgericht kürzlich zur Klimagesetzgebung urteilte, stellte es klar: Wir können nicht heute unsere Freiheit auskosten, wenn der Preis dafür ist, dass wir morgen keine Freiheiten mehr haben. Die Einsicht scheint auch zu den schwelenden Corona-Diskussionen zu passen: Wer jetzt Ausgangssperren beschließt, der tut das, weil er sich davon verspricht, bald wieder ohne Einschränkungen im Biergarten seinen Freunden zuzuprosten. Steht sich die Freiheit also selbst im Weg? Was Karlsruhe in seinem Richterspruch auf den Punkt brachte, ist in vielen Kreisen schon länger diskursive Praxis: Wer das Wort Freiheit in den Mund nimmt, kommt nicht umher, im nächsten Satz zu betonen, dass er mit Freiheit nicht nur einfach ganz vulgär die Freiheit meint, sondern auch Solidarität oder Rücksichtnahme. "Freiheit der Erwachsenen hat einen Namen: Sie heißt Verantwortung", sagte der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck einst. Aber was macht das mit uns, wenn wir gar nicht mehr über Freiheit als Freiheit reden? Geht uns das intellektuelle Gespür dafür verloren, was Freiheit jenseits von Verantwortung eigentlich meint? An welche Ideen von Freiheit glauben Linke? Was ist der Unterschied zwischen einem Wirtschaftsliberalen und einem Libertären? Und was bitte schön hat ausgerechnet der Liberale mit einem Skateboarder gemeinsam? Weitere Links zur Folge: - "Mündig" von Ulf Poschardt (https://www.zeit.de/2020/24/muendig-ulf-poschardt-existenzialismus-philosophie) - Studie, die nach dem Zusammenhang von politischen und philosophischen Überzeugungen fragt (https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/09515089.2021.1915972)
5/17/202151 minutes, 16 seconds
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Wir haben nichts zu verlieren als unsere Ketten!

Alle reden vom Bitcoin, weil er so viele Früheinsteiger in die digitale Währung so unfassbar reich gemacht hat. Geld fasziniert und ist immer ein guter Grund, die Sache zu preisen oder zu verdammen. Geschenkt! Worüber viel weniger gesprochen wird, ist die Technologie, die dem Bitcoin zugrunde liegt: die sogenannte Blockchain. In ihrer Zusammenführung aus Kryptografie, Wissen um verteilte Netzwerke und Spieltheorie ist sie tatsächlich eine echte Zäsur und könnte das Internet der Zukunft in einer Weise revolutionieren, wie es die großen Plattformen von Social Media beim Web 2.0 getan haben. Das Zauberwort heißt: Dezentralität. Kill the Intermediär! Die Blockchain braucht keine Autoritätsinstanz mehr, um Transaktionen zu beglaubigen. Damit könnte es den großen Plattformen ebenso an den Kragen gehen wie den großen Kreditinstituten. Die treten längst die Flucht nach vorne an und versuchen, die Blockchain für ihre Zwecke zu integrieren. Gleichzeitig sind die Kryptowährungen den Zentralbanken ein Dorn im Auge, denn sie fürchten um ihre Gestaltungshoheit. Werden sie den Bitcoin verbieten? Oder zu Tode regulieren? Nicht auszuschließen. Die Feuilletonisten Lars Weisbrod und Ijoma Mangold haben sich von der Blockchain jedenfalls faszinieren lassen und versuchen ihre sozialen, spieltheoretischen und metaphysischen Implikationen für sich und die Zuhörer der sogenannten Gegenwart zu erschließen. Warum nicht mal zur Abwechslung eine neue Technologie geil finden? Weiterführende Links auf ZEIT ONLINE: Bitcoin: Beste Grüße aus Sizilien! https://www.zeit.de/2021/18/bitcoin-kryptowaehrung-cyberkriminalitaet-pietro-l-betrug Softwareentwickler im Silicon Valley: "Ich habe eine Million Dollar in Krypto-Währung angelegt" https://www.zeit.de/arbeit/2021-01/softwareentwickler-silicon-valley-usa-start-up-gehalt Podcast: Frisch an die Arbeit Philipp Sandner: Was muss man über Bitcoin wissen, Professor Sandner? https://www.zeit.de/arbeit/2021-04/philipp-sandner-bitcoin-blockchain-kryptowaehrungen-arbeit-podcast Digitales Geld: Hart, härter, Bitcoin https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-03/bitcoin-kryptowaehrung-digitales-geld-zahlungsmittel-zukunft-sicherheit
5/3/20211 hour, 13 minutes, 39 seconds
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Erkennen Sie das Furzgeräusch

Was passiert, wenn man zehn deutsche Komiker in einen Raum sperrt – und keiner darf lachen? “Last One Laughing” heißt eine neue Show beim Streamingdienst Amazon. Die Idee: Professionelle Witzemacher versuchen sich gegenseitig zum Lachen zu bringen. Gewonnen hat, wer am längsten durchhält, ohne eine Miene zu verziehen. Die Show ist Leistungsschau der deutschen Unterhaltungsindustrie, aufschlussreiches Sozialexperiment – und eine Tiefenbohrung in Gegenwart und jüngere Vergangenheit des bundesrepublikanischen Humors. Die ZEIT-Redakteure Ijoma Mangold und Lars Weisbrod sprechen in der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts über den Humorstandort Deutschland – und müssen irgendwann sogar festhalten: Auch Furzwitze können Feuilleton sein.
4/19/202158 minutes, 28 seconds
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Was bringt uns der Respekt, wenn wir nichts verdienen?

Ein neuer politischer Trendbegriff geht um: Klassismus. Er meint die Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft – in Analogie zum Rassismus als Diskriminierung aufgrund der Hautfarbe oder Sexismus als Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Klassismus kann heißen: Man unterstellt Armen, sie seien zu faul zum Arbeiten. Oder es geht um Habitus-Fragen im Sinne der Bordieu'schen Soziologie: Fehlen Studierenden aus Arbeiterfamilien an den Universitäten wichtige social skills, die für eine akademische Karriere mehr als nur hilfreich sind? Ijoma Mangold und Lars Weisbrod diskutieren den Begriff und fragen: Ist Klassismus nur Klassenkampf für Softies? Was hilft Habitus? Ist die Umverteilung des Kapitals nicht die schlagkräftigere Strategie, wenn es um die Verbesserung der Lebensverhältnisse geht? Die beiden Podcast-Hosts sprechen über die Klassenanalyse in den Werken Balzacs, die Unterschichtenverachtung im Privatfernsehen. Was heißt es für die Klassismus-Debatte, wenn Multimillionär Robert Geiss mit seinem Kreditkartenvolumen prahlt? Und leben wir wirklich alle schon im Postmaterialismus – oder sind nur diejenigen von uns Postmaterialisten, die sich das auch leisten können? Weitere Links zur Folge: - “Kapitalismus global” von Branko Milanović (https://www.zeit.de/2020/42/kapitalismus-global-branko-milanovic-buch-volkswirtschaft) - “Rückkehr nach Reims” von Didier Eribon: (https://www.suhrkamp.de/buecher/rueckkehr_nach_reims-didier_eribon_7252.html) - Klassismus: Du gehörst nicht dazu! (https://www.zeit.de/gesellschaft/2021-02/klassismus-soziale-gruppen-soziologie-literatur-gesellschaft) - Klassismus: Völker, hört die coolen Wörter! (https://www.zeit.de/2021/09/klassismus-diskriminierung-soziale-herkunft-gesellschaft)
4/5/20211 hour, 10 minutes, 29 seconds
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Liegt die Zukunft auf dem Land?

Spätestens seit der Corona-Pandemie heißt es, die Städte verlören an Attraktivität. Die hohen Mieten machen selbst der Mittelschicht zu schaffen, Familien können sich den Platz, den sie brauchen, kaum mehr leisten – erst recht nicht, wenn die Kita zu hat und Mama und Papa aus dem Homeoffice arbeiten. In der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts geht es um die große Gegenwartsfrage: Warum ziehen wir nicht alle aufs Land? Oder in die Provinz? Weil es da noch keinen guten Flat White gibt? Oder weil man die Infrastruktur in weiten Regionen kaputtgespart hat? Der ZEIT-Redakteur Ijoma Mangold erzählt von seiner neuen Heimat in der Uckermark und wie sehr er das ganz andere Leben dort lieben gelernt hat. Sein Podcast-Kollege Lars Weisbrod erklärt, warum die Zukunft des Gangsta-Raps nicht in Berlin, sondern in Bietigheim-Bissingen liegt. Zu ländlich-idyllisch wird es aber auch diesmal nicht: Am Ende entbrennt ein Streit über Sinn und Unsinn des Mietendeckels. **Weitere Links zur Sendung:** Shindy - Bietigheim Sunshine https://www.youtube.com/watch?v=8bVBzhaEneY Roman "Unterleuten": Jedes Dorf ist eine Welt https://www.zeit.de/2016/13/unterleuten-juli-zeh-roman
3/22/20211 hour, 5 minutes, 31 seconds
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Endlich wieder Streit über Geschmack

Ein neues Buch des Schriftstellers Christian Kracht schlägt immer ein – auch diesmal feiern Kritiker seinen Roman "Eurotrash". Beworben wird er als Fortsetzung der Geschichte, die Kracht 1995 in "Faserland" erzählte. Die Hauptfigur des Buches heißt Christian Kracht, der Schriftsteller reist zusammen mit seiner schwerkranken Mutter ein letztes Mal durch die Schweiz. Zwischendurch wird in Rückblicken die Familiengeschichte durchleuchtet: Die einen waren Nazis, die anderen peinliche Parvenüs, und der Erzähler wird erdrückt von der schweren Last der Vergangenheit. Behauptet er zumindest, seine Mutter nimmt ihm diese Opferrolle nicht ab – sie trinkt Wodka zum Frühstück und erklärt dem Sohn, er solle nicht so jammern, sondern lieber mal ein gutes Buch schreiben so wie Flaubert oder so. Wie gut ist also das Buch "Eurotrash"? Ijoma Mangold ist fasziniert von Krachts neuem Roman, der seiner Meinung nach unsere Gegenwartsdiskurse in allen ihren schillernden Facetten einfängt: Vergangenheitsbewältigung wird hier gleichzeitig geleistet und persifliert als leere moralische Geste. Für Lars Weisbrod hingegen ist das Buch eine Enttäuschung – so wenig Stilbewusstsein, Sinn für elegante Komposition und Humor sind ihm bisher noch in keinem Kracht-Buch begegnet. Zusammen blicken die beiden Feuilleton-Redakteure zurück auf das Werk von Christian Kracht, sie diskutierten sich von "Faserland" bis in die Gegenwart. Am Ende stehen sie vor der großen Frage: Was ist in dem Buch jetzt ironisch gemeint und was nicht? Und kann man eigentlich zu einem objektiven Urteil kommen über ein Kunstwerk – oder ist alles immer nur relativ? Weitere Informationen: Los geht’s ins Jenseits von Gut und Böse https://www.zeit.de/2021/10/eurotrash-christian-kracht-roman-nazi-familie Thema Christian Kracht https://www.zeit.de/thema/christian-kracht "Faserland"-Autor gibt sein Archiv nach Marbach https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-10/christian-kracht-deutsches-literaturarchiv-marbach-schriftsteller Hauptsache, was mit Hitler https://www.zeit.de/2021/10/aufmerksamkeitsoekonomie-nazi-holocaust-vergleiche-kz
3/8/20211 hour, 15 minutes, 22 seconds
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Weltrettung als Event

Kann man durch den Support der Followerinnen und Follower alles durchsetzen, wovon progressive junge Menschen träumen? Die Joyn-Serie "Unfck the World" erzählt von einer neuen Form der Social-Media-Bürgerbeteiligung. Der Plan dieser neuen Form des Aktivismus war so: Zwei junge Berliner Start-upper und Social Entrepreneurs, die sehr erfolgreich ihre vegane Kondom-Marke Einhorn am Markt platziert hatten, dachten sich: Wie können wir unsere Follower-Power nutzen, um Druck auf die Politik zu machen, damit Plastik endlich verboten, Innenstädte autofrei und auf jedes Dach ein Solar-Panel kommt? So entstand die Idee zu "Unfck the World". Sie wollten via Crowdfunding das Berliner Olympiastadion für einen Tag mieten. Wenn es gelang, Tickets im Wert von 1,8 Millionen Euro zu verkaufen, dann könnte man sich das Stadion sichern und ein Programm ausarbeiten: 70.000 Menschen im Olympiastadion mobilisieren, die im Gleichtakt mit ihren Smartphones Resolutionen zu allen drängenden Fragen der Welt hochladen, sodass der Bundestag sich damit befassen muss. Weil die beiden Start-upper über gute Kontakte verfügen, war bald ein dichtes Netz aus Promis mit am Start, von Luisa Neubauer bis Charlotte Roche, die das Crowdfunding unterstützten. Und tatsächlich kamen die 1,8 Millionen Euro zusammen, dann allerdings kam Corona ... Doch schon vorher hatte es heftigen Gegenwind gegeben: Allzu naiv, kritisierte zum Beispiel Jan Böhmermann, sei diese Eventisierung von Politik, in der auch nie Inhalte diskutiert, sondern immer nur Gemeinschaftsgefühl zelebriert wird. Lars Weisbrod und Ijoma Mangold diskutieren in der neuen Folge "Die sogenannte Gegenwart" über den soziologisch dichten Einblick in dieses Aktivisten-Milieu und fragen, ob es überhaupt eine Alternative zur Eventisierung von Politik gibt. Weitere Informationen: Sie wollen die Weltrettung verkaufen https://www.zeit.de/die-antwort/2019-11/olympiastadion-berlin-einhorn-kondome-buergerversammlung-crowdfunding Wie können wir das Klima retten, Greta Thunberg? https://www.zeit.de/video/2021-02/6228378225001/greta-thunberg-und-luisa-neubauer-wie-koennen-wir-das-klima-retten-greta-thunberg Warten auf den Wendler https://www.zeit.de/kultur/film/2020-11/jan-boehmermann-zdf-magazin-royale-show-hauptprogramm "Es ist das erste Mal, dass ich so etwas Privates mache" https://www.zeit.de/kultur/2019-06/charlotte-roche-paardiologie-podcast-beziehungen-privatsphaere Thema Start-up https://www.zeit.de/thema/start-up
2/22/20211 hour, 1 minute, 9 seconds
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Den Kapitalismus mit seinen eigenen Mitteln schlagen

Es war eine junge Generation von Nerds, die in der Corona-Zeit eine neue Beschäftigung für sich entdeckte: Im Lockdown kann man ja nicht nur Netflix bingen, sondern auch mit Aktien zocken. Und zwar über den Billig-Broker Robin Hood, der das Börseninvestieren zu demokratisieren versprach, indem er die Ordergebühren abschaffte. Auf dem Internet-Forum Wallstreetbets von Reddit tauschten sie sich über ihre Investment-Ideen aus und entdeckten ihre nostalgische Liebe zu dem stationären Computerspiele-Händler Gamestop, dessen Aktienkurs seit langem absoff. Und so verknüpften sich zum ersten Mal zwei Dynamiken, die zwar ähnlichen nicht-linearen Gesetzen folgen, aber bisher nicht zusammen auftraten: Das virale Social Media und das Herden-Verhalten an der Börse. Zusammen waren sie Dynamit. Der Aktienkurs von Gamestop schoss durch die Decke und einige Hedgefonds, die auf den Untergang von Gamestop gewettet hatten, wurden fast in den Bankrott getrieben. David gegen Goliath? Ein neues Occupy Wallstreet, nur diesmal mit den Mitteln des Marktes? Und wird jetzt die Popkultur mit ihren süffigen Narrativen zu einem wichtigen Player des Börsengeschehens? Darüber und über "Guh", den Laut, den eine Seele beim Verlassen eines Körpers macht, reden Lars Weisbrod und Ijoma Mangold in der neuesten Folge des Podcasts Die sogenannte Gegenwart. Weitere Informationen: Wir haben über die beiden Filme “The Dark Knight” und “The Dark Knight Rises” gesprochen, beide von Christopher Nolan. Außerdem über das Buch “The Big Short” von Michael Lewis und die Verfilmung des Buches aus dem Jahr 2015. Und hier ist das Video von dem erwähnten reddit-User, der gerade 50.000 Dollar verliert: https://www.youtube.com/watch?v=d80ahvRSV8E Der Joker geht von Bord https://www.zeit.de/2021/06/gamestop-aktie-wallstreet-hedgefonds-kapitalismus-marxismus-kulturkampf Investoren unterstützen Robinhood mit 3,4 Milliarden US-Dollar https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-02/trading-app-robinhood-investoren-gamestop-hedgefonds-wallstreetbets-kleinanleger Ausgehyped https://www.zeit.de/digital/internet/2021-02/gamestop-aktie-hedgefonds-kleinanleger-reddit-wall-street-bets-reddit
2/8/20211 hour, 5 minutes, 59 seconds
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Als Sex noch Spaß gemacht hat

Die heißeste Popkultur-Nachricht des noch jungen Jahres macht uns endlich mal wieder Hoffnung: Der amerikanische Sender HBO plant eine Fortsetzung seiner, und hier passt das Wort ausnahmsweise mal, Kultserie "Sex and the City". Wir erinnern uns: Von 1998 bis 2004 verfolgten Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern auf der ganzen Welt, wie die vier Mittdreißiger-Frauen Carrie, Miranda, Samantha und Charlotte ihr Singleleben in New York City bestritten – es ging um Frauenfreundschaft, Sex, Männer, Mode und die Frage, wie viel romantische Zweierbeziehung überhaupt noch sein muss. Die Serie erzählte von all dem in einem Ton, den man zuvor im Fernsehen nicht kannte: Tabus wurden gebrochen, böse Witze wurden gerissen, Protagonistinnen waren nicht mehr strahlende Heldinnen – das new golden age of television begann. Die Ankündigung der Fortsetzung lässt das Feuilleton-Herz unserer beiden Podcasts-Hosts jetzt wieder höher schlagen wie sonst nur ein romantisches Abendessen mit Mr. Big. Denn natürlich wollen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod wissen: Passt "Sex and the City" noch in unsere Gegenwart? Oder fällt die Serie, wie jetzt schon zu lesen war, inzwischen unten durch, weil sie den aktuellen feministischen und politischen Standards gar nicht mehr gerecht wird? Die beiden ZEIT-Redakteure haben sich in die alten Folgen gestürzt und sind wieder aufgetaucht mit sehr viel Nostalgie im Bauch, ein paar Erkenntnissen und noch mehr Fragen: Sind sie bloß verknallt in Carrie Bradshaw oder wollen sie sein wie diese Frau, die, gespielt von Sarah Jessica Parker, unsere ganze Gegenwart in wenigen Gesten auf den Punkt bringen konnte? Was ist aus der Stadt von damals geworden, seit sich keiner mehr die Mieten leisten kann? Und ist Sex heute überhaupt noch zeitgemäß? Darüber und über vieles mehr sprechen wir in der neuen Folge von "Die sogenannte Gegenwart". Weitere Informationen: Die sechs Staffeln von “Sex and the City” sind bei unter anderem bei Sky zu sehen https://www.werstreamt.es/serie/details/232797/sex-and-the-city/ Außerdem sprechen wir kurz über den ersten Film “Sex and the City: The Movie” https://www.werstreamt.es/film/details/12455/sex-and-the-city-der-film/ (den zweiten Teil verschweigen wir lieber) Das Buch der Fernsehkritikern Emily Nussbaum heißt “I like to watch”, ihren Artikel über “Sex and the City” findet man auch hier im Netz: https://www.newyorker.com/magazine/2013/07/29/difficult-women Das Buch von Peter Praschl über “Sex and the City” ist erschienen bei Diaphanes: https://www.diaphanes.net/titel/sex-and-the-city-1892 Ihren Slogan “Make kin, not babies” erklärt die Feministin Donna Haraway in ihrem Buch “Unruhig bleiben”: https://www.zeit.de/2018/26/donna-haraway-biologin-feministin-familie-tiere-technik
1/25/20211 hour, 13 minutes, 16 seconds
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Wir weinen dem Verbrenner eine Träne nach

Das Auto macht’s nicht mehr lange. Bald kommt die Mobilitätswende, und dann gehört die Zukunft den Fahrrädern und Fußgängern. Und selbst wenn hier und da noch ein Personenkraftwagen herumfahren wird – sicher wird es kein Verbrenner in Privatbesitz sein, sondern ein leise surrendes E-Auto, das ganz in das Mobilitätskonzept einer Carsharing-Plattform integriert ist. So oder so ähnlich stellen sich das die Verkehrsvisionäre vor, und in der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" fragen Ijoma Mangold und Lars Weisbrod: Was erzählen uns unsere Autos noch über unsere Welt, jetzt wo ihre Zeit fast abgelaufen zu sein scheint? Und welche neuen soziologischen Metaphern und ästhetischen Inszenierungen wird das Elektroauto hervorbringen? Es geht um den Image-Wandel des Volvo-Fahrers vom Sozialdemokraten hin zum Urban-Country-Individualisten und um das ewige Streitthema SUV: Wie konnte ausgerechnet der Geländewagen zum Statussymbol werden und zur meistverkauften Wagenklasse überhaupt? Warum sieht man eigentlich keine flinken kleinen Roadster mehr? Und was bedeutet es, dass Elektroautos im Straßenverkehr seltsam künstliche Geräusche von sich geben müssen, die an Walgesang erinnern? Das alles und noch mehr diskutieren die beiden ZEIT-Redakteure und Podcast-Hosts. Ein melancholischer Abschiedsgruß aus dem Feuilleton an die Welt der Verbrennermotoren – und ein hoffnungsvoller Blick ins neue Zeitalter der supercoolen Elektro-Autos. Weitere Informationen: Die Philosophin Amia Srinivasan über Tintenfische https://www.lrb.co.uk/the-paper/v39/n17/amia-srinivasan/the-sucker-the-sucker Dan Alberts Buch “Are We There Yet? The American Automobile Past, Present, and Driverless” https://www.genialokal.de/Produkt/Dan-Albert/Are-We-There-Yet-The-American-Automobile-Past-Present-and-Driverless_lid_42408930.html?storeID=giesing Elektroauto, Diesel oder Wasserstoff - Womit stoppen wir die Klimakrise? https://www.youtube.com/watch?v=WBqNS0nQzPY
1/11/202158 minutes, 34 seconds
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Der ultimative Christencheck

Kurz vor Weihnachten widmen sich Ijoma Mangold und Lars Weisbrod noch mal den ganz großen Fragen: Wie sieht’s heute eigentlich aus mit der christlichen Religion? Spielt die in der Gegenwart noch eine Rolle? Wie hat sich das Reden über katholische Amtskirche, Jesus und Theologie verändert? Und ist christlicher Glaube heute ein Distinktionsmerkmal für Dandys, die sonst alles schon ausprobiert haben? Die beiden ZEIT-Redakteure diskutieren im Feuilletonpodcast über ihre Lieblingsstellen aus der Bibel und ihre Kindheitserinnerungen an Krippenspiel und Erstkommunion. Sie unterziehen sich dem Christencheck: Wie ging noch mal das Vaterunser? Und das Ave Maria? Oder gar das Glaubensbekenntnis? Und sie sprechen im Feuilletonpodcast unter anderem über Emmanuel Carrères faszinierendes Buch "Das Reich Gottes", in dem der französische Schriftsteller seine eigene religiöse Phase reflektiert. Weitere Informationen: Auf Weihnachten zu verzichten ist ein Privileg https://www.zeit.de/campus/2020-12/familienbesuch-lockdown-corona-weihnachten-alter-pflege-einsamkeit Wie kommen wir zur Besinnung? https://www.zeit.de/2020/53/weihnachtszeit-corona-lockdown-stress-stille-besinnung Lügner, Mörder, Satan https://www.zeit.de/2018/48/der-widersacher-roman-emmanuel-carrere-moerder-monsieur-romand
12/21/20201 hour, 36 seconds
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Intervallfasten und Pilze

Hübsche Menschen, die im Kreis sitzen, lächeln, in Tränen ausbrechen und danach überwältigt in die Kamera stammeln: "Ich verschmolz mit dem Mond!" oder "Ich fühle mich wie neugeboren!" – so kann man in der Netflix-Serie "The Goop Lab" von und mit Hollywood-Schauspielerin Gwyneth Paltrow dabei zusehen, wie sie und ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen extreme Therapieformen an sich selbst ausprobieren. Auf Jamaika werfen sie unter Therapeutenaufsicht Pilze ein, im Lake Tahoe geht es mit einem Trainer für Kältetherapie zum Eisbaden bei 7 Grad Celsius, es werden krasse Diäten befolgt, Energiemassagen durchgeführt und eine Orgasmus-Expertin lehrt, wie Frauen den eigenen Körper lieben lernen können.Das Tolle dabei: Ganz egal, welche Heilungsmethode hier ausprobiert wird, sie funktioniert und ist als einmaliges überwältigendes Erweckungserlebnis mehr wert als jahrelanges, konventionelles und vor allem mühsames Abarbeiten an der eigenen Psyche in einer klassischen Gesprächstherapie oder Psychoanalyse. Ijoma Mangold und Nina Pauer widmen sich in der zwölften Episode des Feuilleton-Podcasts der Frage danach, was das jeweils aktuelle Sprechen über Heilungsmethoden in Gesellschaften über die Gegenwart aussagt. Wann ist Yoga eigentlich so gähnend alltäglich geworden? Warum sind heute alle hypersensibel? Was erzählen Moden wie Astrologie oder die Amazonas-Droge Ayahuasca über unseren kollektiven Seelenzustand? Passt Intervallfasten zu Sternenkunde? Und worauf hoffen wir eigentlich, wenn wir permanent die ganz große Heilung suchen, aber gleichzeitig immer schön die Kontrolle behalten wollen? Mehr zum Thema auf ZEIT ONLINE: Gottlos glücklich https://www.zeit.de/2020/29/yoga-glaube-kirche-tradition-ersatz-spiritualitaet Wer glaubt denn so was? https://www.zeit.de/2020/37/astrologie-sternzeichen-bedeutung-sterne-wissenschaft-esoterik Vom Feuer und vom Fieber https://www.zeit.de/kultur/2019-09/amazonas-regenwald-waldbraende-indigene-bevoelkerung-natur "Ich hatte Spiritualität völlig missverstanden" https://www.zeit.de/zeit-wissen/2019/06/psychedelischer-rausch-drogen-spiritualitaet-ich-aufloesung Kolonialisierte Praxis https://www.zeit.de/kultur/2019-09/yoga-geschichte-historie-sport-achtsamkeit-spiritualitaet Selbstoptimierung in Pastell https://www.zeit.de/kultur/film/2020-01/the-goop-lab-gwyneth-paltrow-netflix Warum muss Gwyneth immer "Wow" sagen? https://www.zeit.de/2020/07/the-goop-lab-gwyneth-paltrow-kritik
12/7/202059 minutes, 13 seconds
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Schluss mit lustig

Das Land ist gespalten, die Polarisierung ist das Problem – wenn über Amerika gesprochen oder geschrieben wird, ist diese Diagnose schnell gestellt. Gleichzeitig stiegen in den letzten Jahren amerikanische Komiker zu den neuen "Public Intellectuals" auf, linksliberale politische Satire-Shows wie "Last Week Tonight" mit John Oliver oder die "Daily Show" wurden als Goldstandard der Comedy gefeiert – auch in Deutschland, wo das Publikum amerikanische Politik vermittelt bekam von Late-Night-Moderatoren und Comedians. Lässt sich aus der neuen Rolle der Comedians etwas lernen über die Polarisierung des Landes? In der neuen Ausgabe des Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" blicken Ijoma Mangold und Lars Weisbrod zurück und versuchen anhand von Stand-Up-Auftritten und Fernseh-Gags zu rekonstruieren, wie Amerika dort hingekommen ist, wo es jetzt steht. Die beiden ZEIT-Redakteure sprechen über das tragische Vermächtnis des Komikers Jon Stewart, der als Vater der zeitgenössischen Aufklärungssatire gilt; sie diskutieren darüber, ob Obama der beste Stand-Up-Komiker von allen war und sie fragen sich: Wer steht diesen Unterhaltungshelden auf der rechten Seite gegenüber? Sind Fox-News-Kommentatoren die Komiker für die andere Hälfte Amerikas? Oder kann die Stand-Up-Comedy noch Brücken schlagen zwischen den Lagern? Und wie geht es jetzt weiter für die US-Satiriker? Oder könnte in Zukunft eine andere Berufsgruppe die Rolle als Public Intellectuals übernehmen? Links und Quellen: - Der Komiker Jon Stewart als Gast in der CNN-Show “Crossfire” 2004: https://youtu.be/aFQFB5YpDZE?t=366 - Der Komiker Stephen Colbert beim “White House Correspondents' Dinner” 2006: https://youtu.be/IJ-a2KeyCAY?t=52 - Barack Obama beim “White House Correspondents' Dinner” 2011: https://www.youtube.com/watch?v=n9mzJhvC-8E - Jerry Seinfeld besucht Barack Obama im Weißen Haus in “Comedians in Car getting Coffee”: https://www.youtube.com/watch?v=t2waK7x8yWY - Louis CK “Of course, but maybe”: https://www.youtube.com/watch?v=XLGzFQg_1xc - Dave Chappelle äußert sich kritisch zur MeToo-Bewegung unter anderem in seinem Programm “Sticks & Stones”, abrufbar bei Netflix - Real Time with Bill Maher: https://de.wikipedia.org/wiki/Real_Time_with_Bill_Maher
11/23/20201 hour, 9 minutes, 15 seconds
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Sind wir Geschichte?

“I’m tired of being part of a major historical event” – Ich will bitte nicht mehr dabei sein, wenn Geschichte passiert. Diesen Satz kann man im Jahr 2020 immer wieder auf Twitter lesen. Die Überforderung, die sich vor allem in den vergangenen Tagen angesichts der verdichteten dramatischen Weltlage bei vielen zeigt, ist ein Symptom unserer Gegenwart. Die politischen Verwerfungen in den USA, Trumps angsteinflößender Auftritt in der Wahlnacht, die Rekordinfektionszahlen mit Covid-19, die jüngsten Terroranschläge in Europa und die stetigen Mahnungen, bei alledem die sich zuspitzende Klimakatastrophe ja nicht zu vergessen, wirken nach: Es fühlt sich für viele zum ersten Mal so an, als würde in ihrer Anwesenheit gerade Geschichte passieren. Was ist das für ein Gefühl? Und was bedeutet es, dass vor allem Millennials damit so fremdeln? In der neuen Folge von “Die sogenannte Gegenwart” sprechen Nina Pauer und Lars Weisbrod über die schwindelerregende Verwunderung darüber, dass wir in solch geschichtsträchtigen Zeiten leben – und über das merkwürdige Gefühl, davon überrascht worden zu sein. Hatten wir das “Ende der Geschichte”, das nach 1989 ausgerufen wurde, nicht längst hinter uns? War Geschichte und Zeitzeugenschaft nicht etwas, das ins 20. Jahrhundert zu unseren Großeltern und Eltern gehörte? Woher kommt der Wunsch, heute jede politische Wendung als neue Staffel einer Serie zu beschreiben? Und was meinen wir eigentlich, wenn wir “Geschichte” sagen? Ob Geschichte bloß der Gegensatz zu einer kuscheligen Normalität ohne Trump und Corona ist, in die wir uns zurücksehnen, oder ob auch diese Normalität in Wirklichkeit nur eine Übergangsphase ist, in der sich zusammenbraut, was morgen als Geschichte über uns hineinbrechen wird, darum dreht sich die zehnte Episode des Feuilleton-Podcasts. Links und Infos: Die Doku über Fridays For Futures aus der Reihe “Arte Re” heißt “Streiken fürs Klima”. Wolfgang Streeck: "The Post-Capitalist Interregnum. The Old System Is Dying, But a New Social Order Cannot Yet Be Born". Appeared in Juncture, Vol. 23 (2016), No. 2, 68-77. Reinhard Mohr: "Zaungäste. Die Generation, die nach der Revolte kam". S. Fischer, 1992. Nora Krug: "Heimat: Ein deutsches Familienalbum". Penguin, 2018. Mark Fisher: "Kapitalistischer Realismus ohne Alternative? Eine Flugschrift". VSA-Verlag, 2013.
11/9/202055 minutes, 14 seconds
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Investiert euch!

Eigentlich schaut die deutsche Gesellschaft mit großem Misstrauen auf den Kapitalismus, auf Investments und Unternehmen, nur in der Vox-Show “Höhle der Löwen” ist das anders. Hier pitchen Gründerinnen und Gründer am laufenden Band neue Geschäftsideen: Apps für den "digital detox", Milch aus Erbsen, Anti-Matsch-Säcke, in denen man die eigenen Kinder verstauen kann oder die sich selbst reinigende Klobürste, die den Markt revolutionieren könnte. Ein Team nach dem anderen tritt mit seinen Ideen an, um die Löwen, also die Investorinnen und Investoren mit ihren gefüllten Kriegskassen, für sich und ihr Produkt gewinnen zu können. Damit werden in dieser Castingshow, in der die Löwen ihr echtes, eigenes Kapital einsetzen, all jene Tugenden, die sonst als Gier und egoistisches Freiheitsstreben abgelehnt werden, gefeiert. Die Jury besteht auch nicht aus Heuschrecken, sondern aus Löwen, um deren Kraft und Unterstützung die Entrepreneure buhlen. Wird ein Deal geschlossen, fallen sich alle stürmisch in die Arme. Was sagt uns dieses Fernsehformat? Wird der Gründergeist endlich sexy? Oder warum hat die Sendung ein solches Suchtpotenzial? Für den Feuilleton-Podcast “Die sogenannte Gegenwart” ist sie in jedem Fall das perfekte Thema, denn gewissermaßen präsentiert die Show einen einzigen großen Gegenwartscheck. Bei jeder Investment-Entscheidung geht es schließlich um die Frage: Gibt es einen Markt für dieses Produkt oder ist dieser schon gesättigt? Braucht man wirklich noch mehr vegane Fertigkost im Einwegglas? Haben sich Fitnesstools für noch mehr Muskelaufbau nicht doch lang schon erledigt? Und was würde eigentlich die Aufräumkönigin Marie Kondo zu all den neuen Produkten wie der mobilen Po-Dusche sagen, die vielleicht schon nach einer Woche wieder unbenutzt in der Ecke liegt? Für das Feuilleton hat die Sendung einen hohen soziologischen Wert, nicht zuletzt, weil sie Geschichten über soziale Mobilität erzählt: Wer hat den Wagemut, Esprit, die Leidenschaft und den Optimismus, ein eigenes Business aufzustellen? Kurz: Nina Pauer und Ijoma Mangold reden diesmal über ein Genre, das für Feuilletonverhältnisse ungewöhnlich viel Zukunftszuversicht ausstrahlt. Wäre da nicht die Tiefkühlkost. Denn auch das lehrt “Die Höhle der Löwen”: Die größte Herausforderung ist und bleibt das Segment gekühlter Food-Innovationen. Deshalb: Finger weg von der Kühlkette!
10/26/202057 minutes, 2 seconds
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Tal der Ahnungslosen

Kalifornien brennt. Die Waldbrände haben längst San Francisco und das Silicon Valley erreicht. Bis in die späten Nullerjahre galt die sogenannte Bay Area an der Westküste der USA als utopischer Ort: Hier wurde dank Digitalisierung eine bessere Zukunft für die Menschheit errungen, eine Zukunft der Teilhabe, der direkten Demokratie, der Transparenz und Herrschaftsfreiheit. In den vergangenen zehn Jahren jedoch ist das Silicon Valley zum dystopischen Ort geworden: Die großen Tech-Konzerne überwachen jede unserer Lebensregungen, ihre Algorithmen steuern die Menschheit, künstliche Intelligenz schafft die freien Subjekte ab. Sind die Waldbrände in Nordkalifornien nur das sichtbarste Zeichen für das Ende des Optimismus, der von der Sehnsuchtsformel Silicon Valley ausgeht? Ein Buch und eine Serie jedenfalls eröffnen in diesem Herbst eine ganz neue Perspektive auf die amerikanische Tech-Industrie: “Code Kaputt” heißen die Memoiren der Schriftstellerin Anna Wiener, die aus dem New Yorker Literaturbetrieb floh und jahrelang im Silicon Valley arbeitete. Und "Devs" heißt die neue Serie von Science-Fiction-Star Alex Garland, der uns die Welt der Milliardäre und Entrepreneure von ihrer gruseligsten Seite zeigt. Über das Buch und die Serie und vieles mehr diskutieren Ijoma Mangold und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Podcast “Die sogenannte Gegenwart”. Das Buch “Code Kaputt” von Anna Wiener https://www.droemer-knaur.de/buch/anna-wiener-code-kaputt-9783426277737 Der Roman “Ich hasse dieses Internet” von Jarett Kobek https://www.fischerverlage.de/buch/jarett-kobek-ich-hasse-dieses-internet-ein-nuetzlicher-roman-9783596297863 Die Serie “Devs” von Alex Garland https://www.werstreamt.es/serie/details/1587558/devs/ Alex Garlands Film “Ex Machina” https://www.werstreamt.es/film/details/575489/ex-machina/
10/12/20201 hour, 44 seconds
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Cancelt uns endlich!

Seit Monaten geistert der Begriff “Cancel Culture” durch unsere Debatten. Gemeint ist damit: Angeblich manipulieren linke Kulturkämpfer unsere Öffentlichkeit, damit missliebige Personen und Meinungen keine Bühne mehr bekommen. Als Beispiele dafür gelten die Geschehnisse um die Kabarettistin Lisa Eckhart, die nicht wie geplant bei einem Hamburger Literaturfestival auftritt – oder der interne Streit bei der New York Times, ausgelöst durch den Gastbeitrag eines Politikers, der den Einsatz des US-Militärs gegen Demonstranten in amerikanischen Städten forderte. In der neuen Folge unseres Feuilleton-Podcasts streiten Ijoma Mangold und Lars Weisbrod: Gibt es so etwas wie Cancel Culture? Und wenn es sie gibt, was stört Liberale daran, dass Menschen von ihrer Freiheit gebrauch machen, die Bühne nur mit den Leuten zu teilen, auf die sie Lust haben? Was genau sollen die “unlauteren” Methoden sein, durch die sich Cancel Culture auszeichnet? Oder ist das linke Woke-Milieu so autoritär geworden, dass es nicht einmal mehr erträgt, dass seine aktivistischen Strategien durch den Begriff Cancel Culture problematisiert werden? Muss das Offensichtliche geleugnet werden? Während Ijoma Cancel Culture erkennt und befürchtet, unsere Debattenlandschaft könnte durch sie veröden, hat Lars viel mehr Angst davor, dass wir unter diesem Schlagwort eine sinnlose Gespensterdiskussion führen, aus der wir nicht mehr herausfinden. Er würde sich aber trotzdem freuen, wenn auch der Feuilleton-Podcast “Die sogenannte Gegenwart” endlich gecancelt würde – denn dann wären wir in aller Munde.
9/28/202057 minutes, 22 seconds
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Arbeit nervt!

Selten haben wir so grundsätzlich über unsere Arbeitswelt nachgedacht wie in diesem irren Jahr 2020. Plötzlich sprachen alle von "systemrelevanten" Jobs, die viel zu schlecht bezahlt sind, von Homeoffice – und sogar die 4-Tage-Woche ist endlich wieder Thema. Die in den letzten Monaten neu entflammte Debatte dürfte auch dem Kapitalismuskritiker David Graeber gefallen haben, der am 2. September überraschend gestorben ist. Mit seinem Buch "Bullshit Jobs" hat er unsere heutige Arbeitswelt aufs Heftigste kritisiert: Viel zu viele Menschen müssen viel zu viel Lebenszeit mit unnützen Tätigkeiten verbringen, sei es sinnloser Papierkram oder ineffizientes Stunden-Absitzen im Büro. Graebers These diskutieren Nina Pauer und Lars Weisbrod in der neuen Folge des Feuilleton-Podcasts “Die sogenannte Gegenwart”: Wieso arbeiten wir trotz technischem Fortschritt immer noch so viele Stunden am Tag? Wieso gibt es überhaupt all diese Büroarbeiterinnen und -arbeiter, die Evaluationsberichte schreiben, die nie jemand liest? Ist Arbeiten um der Arbeit willen nicht längst obsolet geworden? Links zur Podcast-Folge: David Graeber: "On the Phenomenon of Bullshit Jobs" (https://www.strike.coop/bullshit-jobs/) David Graeber: "Bullshit-Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit" (https://www.klett-cotta.de/buch/Gesellschaft_/_Politik/Bullshit_-_Jobs/96701) Florian Wagner: "Rente mit 40. Finanzielle Freiheit und Glück durch Frugalismus" (https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/rente-mit-40-9783430210171.html) Madame Moneypenny (https://madamemoneypenny.de/buecher/) Ryder Carroll: "Die Bullet Journal Methode. Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft" (https://www.rowohlt.de/taschenbuch/ryder-carroll-die-bullet-journal-methode.html)
9/14/202056 minutes, 9 seconds
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Warum Liebe endet

Hach, wie schön, wenn sich gut aussehende Menschen ineinander verlieben und wir ihnen in Filmen dabei zusehen dürfen, wie sie glücklich werden. Endlose Songs und Bücher erzählen vom Gelingen der Liebe – bloß was, wenn sie scheitert? Damit beschäftigen sich die ZEIT-Redakteurin Nina Pauer und der ZEIT-Kulturkorrespondent Ijoma Mangold in dieser Folge des Feuilleton-Podcasts. In der emotionalen Moderne, heißt es, sei alles flüchtig geworden. Stabile Bindungen lösen sich auf. Ehen werden nicht mehr nach dem Schuld-, sondern nach dem Zerrüttungsprinzip geschieden, wenn die Liebe an Intensität einbüßt, wird die Beziehung, Ort auch der sexuellen Selbstverwirklichung, aufgegeben. Jederzeit kann ein Reset durchgeführt werden und dann beginnt alles von vorne. Die israelische Soziologin Eva Illouz, über deren Buch "Warum Liebe endet" sich Ijoma Mangold und Nina Pauer dieses Mal unterhalten, attestiert unserer Gegenwart eine "Kultur der Lieblosigkeit". Schuld daran sei der Kapitalismus. Aber sind wir nicht auch autonome Subjekte, die selbst für ihre Gefühle und Handlungen und Entscheidungen verantwortlich sind? Was erzählen uns Filme und Bücher über die Liebe und deren Ende heute? Im Film "Marriage Story" mit Scarlett Johansson und Adam Driver wird das Ende einer Ehe gezeigt, und das Raffinement des Films besteht gerade darin, dass es unmöglich für den Zuschauer ist, sich auf eine der beiden Seiten zu schlagen: Die Sache ist einfach verflixt. Auch die Schriftstellerin Sally Rooney erzählt in ihrem aktuellen Bestseller "Normale Menschen" von zwei Menschen, bei denen die Leserinnen und Leser denken: It's a match! Und doch, herrje, will es nicht klappen. Hat es mit der unterschiedlichen Klassenlage der beiden Protagonisten zu tun? Oder was sträubt sich in den Psychen der Zeitgenossen gegen das verbindliche Liebesversprechen? Wenn Polyamorie und Tinder nicht die Lösungen sind, brauchen wir vielleicht wieder eine Renaissance der Kupplerin wie in der Netflix-Serie "Indian Matchmaking", in der eine indische Heiratsvermittlerin begleitet wird, die weiß: "The ego is the problem!" In Folge fünf unseres Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" widmen sich Nina Pauer und Ijoma Mangold der modernen Liebe.
8/31/20201 hour, 2 minutes, 38 seconds
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Warum eine Krankenhausdoku die beste Serie des Jahres ist

Zwei Ärzte und ein offenes Gehirn – sieht so die beste TV-Serie des Jahres aus? Nina Pauer und Lars Weisbrod meinen: Ja! Seit Wochen schreiben sich die beiden bei WhatsApp aufgeregte Nachrichten, wenn eine Szene aus der Doku "Lenox Hill" sie wieder umgehauen hat: Auf Schritt und Tritt darf man in den acht Folgen die Ärzte und Ärztinnen eines New Yorker Krankenhauses viele Monate lang begleiten, in der Neurochirurgie, der Notaufnahme und der Geburtshilfe. Und weil plötzlich das Coronavirus in der Stadt ausbricht, erfährt man in der letzten Folge auch noch, wie es aussah, als das New Yorker Gesundheitssystem fast zusammengebrochen wäre. Ein Einblick, den es im Fernsehen so noch nie gab und der ein ganz neues Genre der Krankenhausserie begründet. Nina Pauer und Lars Weisbrod sprechen über die großen Themen, die "Lenox Hill" zum besten Feuilletonstoff machen: Warum bewundern wir die Neurochirurgen David und John so sehr? Ist der Beruf des Arzts wirklich das genaue Gegenteil zu einem Bullshitjob? Die ZEIT-Redakteurin und der ZEIT-Redakteur reden über Hirn-OPs und Skalpellarbeit und fragen sich: Wieso scheint so eine explizite Darstellung von Körperlichkeit so faszinierend – ausgerechnet im Zeitalter der unsichtbaren Bedrohung Krebs? Wie wichtig ist die "sprechende Medizin", also das Verhältnis von Arzt und Patient? Und gibt es vielleicht sogar so etwas wie eine integrative politische Kraft des gemeinsamen Kampfes gegen die Krankheit? Kommen im Krankenhaus Lenox Hill die liberalen Eliten aus New York und die Trump-Wähler aus dem Hinterland zusammen und ziehen an einem Strang? In Folge 4 unseres Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" erzählen Nina Pauer und Lars Weisbrod, warum ihre neue Lieblingsserie "Lenox Hill" so viel über unser Jetzt verrät.
8/17/202056 minutes, 30 seconds
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Ist Kapitalismuskritik Kitsch?

Wir reden zu wenig über Klasse und Kapitalismus, und wenn wir es tun, dann nicht schlau genug – Ijoma Mangold und Lars Weisbrod zeigen in der dritten Folge des ZEIT-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart", wie es besser geht. Wenn Identitätspolitik kritisiert wird, heißt es dauernd: "Redet weniger über Genderklos, redet lieber über Klasse! Get real!" Stimmt, nur bleibt es meistens leider bei der bloßen Forderung, ohne dass wirklich über Klasse geredet würde. Ijoma Mangold und Lars Weisbrod wollen das in der dritten Folge des Feuilleton-Podcasts anders machen: Sie reden diesmal über Klasse und Kapitalismus! Und über Gangsta-Rap. Denn was ist mehr Gegenwart als der Kapitalismus, in dem wir alle leben? Das Problem nur: Obwohl dieser verdammte Kapitalismus allgegenwärtig ist und uns jeden Tag umgibt, scheint es gar nicht so einfach, ihn schlau zu beobachten. Ijoma erklärt, warum so vieles, was im Ton der Wehleidigkeit als Kapitalismuskritik vorgetragen wird, reiner Kitsch ist und mehr mit einem Unbehagen in der Kultur zu tun hat als mit der Klassenfrage. Der schlimme Leistungsdruck, die Selbstoptimierung der Subjekte, das Gefühl der Entfremdung – all das sind Phänomene, die in Wahrheit mehr mit der menschlichen Natur zu tun haben als mit kapitalistischen Strukturen. Lars erzählt, warum für ihn der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll schuld daran ist, dass wir in Deutschland zu wenig und zu falsch über ökonomische Fragen sprechen – seine furchtbare Anekdote vom Fischer am Meer hat viel zu lange geprägt, wie wir in Deutschland über Kapitalismus nachdenken. Deswegen hat Lars eine wichtige Lektion erst von Gangsta-Rappern lernen müssen: Es geht im Leben eben doch ums Geld! Vor allem für Arbeiterkinder wie ihn. Und weil die beiden schon mal beim Thema Gangsta sind: Am Ende streiten Ijoma und Lars sich über eine Schlüsselszene aus der deutschen Serie “4 Blocks”, in der Berliner Clan-Kriminelle Böll zitieren. Dabei geht es um nichts weniger als die großen Frage: Was es heißt, im Kapitalismus zu leben. Geht es wirklich um Konkurrenz, bei der die besten gewinnen? Oder ist das Spiel manipuliert? Und was sollen wir tun? Lieber die Erbschaftsteuer erhöhen oder mehr Menschen an die Kapitalmärkte bringen? Außerdem werden in der Rubrik Gegenwartscheck brandaktuelle Phänomene unserer Gegenwart aufgespürt und gedeutet: Warum der klitzekleine Schreibtisch auf dem Vormarsch ist, wie Kanye West sein iPhone einsetzt und weshalb das Wort "Skalieren" bei "deinem Onlinebusiness" so eine Konjunktur erlebt. Sie erreichen das Team unter gegenwart@zeit.de.
8/3/202056 minutes, 11 seconds
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Anmut und Angeberei – die Renaissance der Kochshows

"Hmmm!" und "lecker!" – so hieß es früher beim Fernsehkoch Alfred Biolek, der mit hochgezogenen Augenbrauen und Weinglas in der Hand in dampfende Töpfe schaute und völlig schambefreit mit Brühwürfeln und Ketchup-Flaschen hantierte. Es folgte die Zeit der Studioküchen mit Johannes B. Kerner, später mit Markus Lanz, bei denen alle Zutaten zurechtgeschnitten in kleinen Schüsselchen bereitlagen. Heute hat sich die Welt der Kochshows dagegen stark ausdifferenziert: Ein regelrechtes Universum an Sendungen auf Netflix und YouTube ist entstanden, ein Megatrend rund um das perfekte Verarbeiten von Lebensmitteln. Was sagt diese neue Obsession mit dem Kochen über unsere Gegenwart aus? Warum beneiden wir Zuschauer eine zahnlose alte Indonesierin um ihren Süßigkeitenstand auf den Straßen von Java? Und ist die Begeisterungsfähigkeit eines französischen Starkochs für seine eigenen Kreationen und die Anmut seiner Handgriffe auf Dauer nicht doch etwas nervig? Immer geht es dabei um eine Lebensform und das Zelebrieren von Individualität: Sinnlichkeit als Distinktionsmerkmal. Sie ist ein Antidot zur Digitalisierung. Sie verbindet den Menschen wieder mit der Elementarität der Natur, und wenn sich die Proteine des T-Bone-Steaks unter der Einwirkung von Hitze in Röstaromen verwandeln, kehrt der Mensch zurück zur Urszene der Anthropogenese: Denn Mensch wurde der Homo sapiens erst, als er lernte, seine Nahrung zu kochen: Ab diesem Moment war er nicht mehr, wie die anderen Primaten, den halben Tag mit Kauen beschäftigt. Seine Kiefermuskeln konnten sich zurückbilden und gaben Raum frei für mehr Hirnmasse. Nina Pauer und Ijoma Mangold analysieren die neuen Kochshows und ihren Lifestyle.
7/20/202054 minutes, 8 seconds
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Ist "woke" das neue "narzisstisch"?

Dieses Buch wird eine Jugendbewegung auslösen, freuen sich die einen. Dieses Buch nervt einfach nur komplett, jammern die anderen. In "Allegro Pastell" von Leif Randt fahren sorglose Millennials im Tesla durch die Gegend, und wenn sie mal in Stimmung kommen wollen, nehmen sie gut dosiert Ecstasy oder spielen gleich Badminton. Das einzige Problem, was die Helden des Romans noch plagt: Sie sind so sensibel für alle Schwingungen der Gegenwart, dass sie sich fortlaufend gestochen scharf selbst dabei beobachten, wie sie leben – und selbst den Kontrollverlust noch unter Kontrolle kriegen. Sind diese 288 Seiten jetzt genial oder bloß ein bisschen langweilig? Auf jeden Fall kommt "Allegro Pastell" der Gegenwart ziemlich nah, finden Ijoma Mangold und Lars Weisbrod – und haben den Roman deswegen zum Thema der allerersten Folge des neuen Feuilleton-Podcasts "Die sogenannte Gegenwart" gewählt. Sie lassen sich die besten Stellen von Apples Sprachassistentin Siri vorlesen und bald wird klar, worum es hier eigentlich geht: die politische Gegenwart. Denn zeigen Leif Randts Figuren nicht vor allem, dass links sein und "woke" sein heute vor allem eins heißt – man darf endlich hemmungslos narzisstisch daherreden? Die beiden Feuilletonisten streiten über diese und andere Fragen, außerdem erzählt Lars Weisbrod, warum er auch so gern Elektroautos fährt, und Ijoma Mangold sagt den Tesla-Börsenkurs voraus.
7/20/202055 minutes, 24 seconds